Willkommen 欢迎
Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.
欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。
由甲祝您好!
Bern, vier Tage.
Über Lyon, vier Stunden, nach Marseille, zwei Nächte.
Arles, sechs Tage, mit zweien in Avignon.
Toulouse, zwei Tage.
Folgt alsbald …
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Im Februar war ich visumsbefreit in und um Guangzhou unterwegs. Ich dachte zunächst, die aktuell für maximal 15 Tage und bis Ende November 2024 gültige Visafreiheit für China sei eine Maßnahme, um die Wirtschaft anzukurbeln. Eine Freundin mutmaßt, es könne sich auch um einen stärkeren Europafokus der chinesischen Regierung handeln – neben Malaysia gilt die Regelung nur für einige europäische Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien, seit Januar auch Irland und Schweiz), nicht für die USA. Ich finde das strategisch ganz interessant. Mein strategisch erster Gang führte mich zur ICBC, mein erstes Telefonat galt China Mobile. Obwohl erst vor keinem halben Jahr in China, musste ich mich erneut online und digitalmonetär in Fluss bringen.
Orgatipp für China: Eine sehr gute Empfehlung (mit bestem Dank dafür an Kevin) ist der vorherige Kauf einer eSIM. Es könnte Probleme geben, eine SIM-Karte in China zu kaufen, wenn man kein gültiges Visum hat. Mit einer eSIM kann man für China oder ganz Asien ohne physische SIM, stattdessen per Scannen eines QR-Codes, ein Datenvolumen aktivieren. Ein möglicher Anbieter ist Chinaesim.com. Ein Kollege von mir testete es, war sofort online und erstaunlicherweise nicht von der chinesischen Firewall betroffen – neidisch sah ich ihm beim Googeln zu. Das mag zumindest bei Chinaesim.com daran liegen, dass sie in Vietnam sitzen.
So wie ich bei meinem letzten Chinabesuch in die Oktoberfeiertage geriet, landete ich nun in denen des chinesischen Neujahrs. Ich musste mich also mit den Einrichtungen begnügen, die offen hatten. Bezeichnenderweise war es am schwersten, an eine Fußmassage zu kommen, die meist zugezogenen Kräfte genossen ihre Auszeit bei ihren Familien. Ich war aber vor allem auf die unabhängige Kunstszene gespannt, von der ich aus dem zunehmend sie verbannenden Beijing gehört hatte, sie habe sich unter anderem hier am Perlflussdelta angesiedelt.
So führte mich ein Tagestrip weit hinaus in den Südosten:
Mirrored Gardens 镜花园, von Vitamin Creative Space 维他命艺术空间, Adresse: Hualong Agriculture Grand View Garden, Panyu Bezirk, Guangzhou 广州市番禺区化龙镇农业大观园内. Geöffnet ist nur nach Vereinbarung (per WeChat-ID: mirroredgardens), was ich erst verstand, als ich davorstand. Da niemand antwortete (Neujahr), verhallte mein Gruß im Garten. Es ist sehr nett hier, bestimmt besonders, wenn etwas los ist. Zu meinem Besuch war alles verlassen.
Von dort ist es nicht allzu weit zum Making Space 新造空间, Adresse: Xinghua lu Nr. 5, Xinzao Gemeinde, Panyu Bezirk, Guangzhou 广州番禺区新造镇兴华路5号, WeChat-ID: 新造空间. Ebenfalls zu Neujahr geschlossen, freue ich mich doch über die seither folgenden Onlineeinblicke von Betreiberin und Kuratorin Xu Binghuang 许冰煌. Aktuell läuft eine Ausstellung zu Familiengeschichten, kollektiven Traumata und Ursprüngen alltäglicher Gewalt als „ongoing exploration and contemplation of the interplay between the individual and society, the pasts and futures“ (对个人与社会、过去与未来之间的联系的持续追问与反思), in: Questioning Silence: A Trio Exhibition on Family Histories 追问沉默:家庭史三人展, mit: Lan Yi 蓝一, Da Xi 大曦 und Huang Xiaoxing 黄晓行, 30.3.–30.5.2024.
Huang Xiaoxing 黄晓行: Across Your Gazes 透过你的目光. 100x100cm (single size, three pieces in total), autobiographical fiction and digitized archive (laser print), woodcut print, translucent tracing paper, transparent acrylic board [o. J.].
Quelle: s. Ankündigung 通知.
Im Eck geht es dann auf die Insel Changzhou 长洲岛 ins Dorf Shenjing 深井村. Auf meinem Plan stehen hier fünf Spaces: 刺高联记、语言司、二十面体、深话空间、光脚部. Als Anlaufpunkt wurde ich mit Ou Feihong 欧飞鸿 vom Space 刺高联记 (etwa: Verbund der hohen Stacheln) vernetzt, Adresse: Zhongyaoxia jie, Jiongbo xiang Nr. 9, Huangpu Bezirk, Guangzhou 广州市黄埔区中约下街迥波巷9号. Hier finden die verschiedensten Aktivitäten zusammen, hier wird viel gedruckt, mehr noch gesponnen, und, als man von meinem Beijingbezug hörte, düster über die Hauptstadt geschimpft. Vor allem ist es ein lokaler Treffpunkt, von hier nahmen mich die einen und anderen mit in ihre Studios.
Space 刺高联记.
Ou Feihong.
Die Klangkünstlerin Popol Wuh, wie sie sich in Anlehnung an die Krautrockband nennt, und ihr Space Nature Small Secret.
Ein Stück weiter westlich, im Dorf Xiaozhou und bereits auf der Haizhu-Seite, aber ebenfalls geschlossen, weshalb ich nicht vorbei bin, ist noch das Sabaki Space 腾挪空间, WeChat-ID: 腾挪空间 SabakiSpace (Adresse: 广州小洲村海珠区西浦直街一巷1号,小洲村:瀛洲生态公园对面).
Außerdem befindet sich im Bezirk Haizhu das zu Neujahr gleichfalls schlafende ok center studio, ok center 广州东山口店. Weitere ok center gibt es als Radio, Music, Magazine, Shops in: Aranya, Shanghai, Chengdu und Shenzhen. Adresse in Guangzhou: Jianghai xilu Nr. 268, 2. Stock, Raum 216, Haizhu Bezirk, Guangzhou 广州市海珠区江海街道赤岗西路268号2层216室.
Das einst nahe gelegene Vitamin Creative Space existiert nicht mehr (ehemalige Adresse: 广州市海珠区赤岗西路横一街29号301室):
Etwas weiter westlich, unweit des Museums der Kunstakademie Guangzhou 广州美院美术馆, findet sich ein ähnliches Space wie das im Dorf Shenjing, das 前台 osf (One Step Forward), Adresse: Xiaoyuan beilu Nr. 3-30, Haizhu Bezirk, Guangzhou 广州市海珠区晓园北路3-30号, WeChat-ID: 前台osf. Um das Space aufzuspüren, muss man von der Straße aus in die rechts und links offene Wohnanlage hinein und sich von dort parallel zur Straße anhand der Nummern bis zur 30 durchsuchen.
Betreiber Liang Jianhua 梁建华 hat zahlreiche Druckeditionen ausliegen, selbst publizierte und Kooperationen mit Wuhan, Hongkong und anderen Offspaces. Diese lässt er einen durchblättern und erzählt dazu ihre Entstehungsgeschichten. Es handelt sich um jegliche Art von Literatur, um Romane, Kurzgeschichten, Dichtung und Grafik Novels, um Dokumentationen ihrer Projekte, um kollektiv gestaltete Projekte, die sie während der Pandemie in Onlinetreffen begonnen haben. Dazu gibt es wunderbare jährliche Kalender, für deren diesjährige Miniauflage ich aber leider schon zu spät war. Die günstigsten Eigenproduktionen werden, wie in Shenjing, beidseitig in Schwarzweiß auf A4 gedruckt, in der Mitte gefaltet und zusammengetackert, sehr plietsch. Die Distribution kann aus offensichtlichen Gründen leider nur lokal begrenzt bleiben. Es geht um große und kleine Themen, um abstrakte und ganz konkrete, um Wahrheit und Seele, um Herkunft und Identität, um Quartiersnutzung und Safe Spaces. Zum Schluss zeigte mir Liang seine Stickerbox, aus der ich mir, wie ebenfalls in Shenjing, ein paar Aufkleber auswählen durfte.
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Als kommerzielle Galerie wird der wunderschöne, ehemalige Glockenturm Tianhe Qingheli 天河清和里 bespielt, Adresse: Qingheli, Liede dadao Nr. 6, Tianhe Bezirk, Guangzhou 广州市天河区猎德大道6号 猎德清和里. Es lief von Ke Jipeng 柯济鹏, Xu Xianhong 徐先鸿 (Sansheng 三生) und Sun Yu 孙宇: Oriental Touch: Contemporary Touch of Oriental Spirituality 感触东方:东方精神的当代触感, kuratiert von Victor Wong 王辉, 20.1.–31.3.2024. (Vgl. 南方都市报, 31.1.2024.)
O. A.
O. A.
All die Creative Industry Zones, die 创意园, in teils konvertierten Fabriken, habe ich ausgelassen (TIT, Taikoo, O2, K11 usw.). Das einzig eventuell noch interessante Redtory 红专厂 existiert nicht mehr. Und die Design Triennale im Guangdong Museum of Art 广东美术馆, 广州设计三年展, 16.1.–31.5.2024, stand nicht auf meiner Agenda.
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Ein Abstecher nach Shunde brachte mich zum OCT Harbour 欢乐海岸. Vor einer der Seiten der zugehörigen O’Plaza 购物中心-Mall gar mit Hausbesetzung. Während die Baustelle im Gange war, erst vor ein paar Jahren, so wurde mir erzählt, wollten die letzten Anwohner·innen nicht weichen und bekamen als Schutz (für wen, bleibt offen) diesen Blechkasten übergestülpt. Immerhin ist das ockerne Ungetüm oben offen, die Zeit wird zeigen, wer den längeren Atem behält.
Rechts unten vor dem gelben Quadrat mit Huhn.
Nebenan das Shunde Food Museum 顺德美食博物馆, kuratiert von Chen Dong 陈东.
Ebd.
Im Anschluss gab es kleine Gaumenfreuden aus Shunde.
Im angrenzenden Park steht das OCT Boxes Art Museum 华侨城盒子美术馆 (Adresse: 佛山市顺德区顺峰山公园 南门直走350米). Hier lief von Zhou Xiaohu 周啸虎: A Piece of Sea 一块海, kuratiert von Chen Xiaoyang 陈晓阳, 22.11.2023–26.2.2024.
(Vorne 前:) Cat’s Territory 猫城. VR game software, headset inlay and mask, stage tracking light, aluminum plate projection, 2023.
(Hinten 后:) Stage Frame – Two-Way Fool 帧堆栈·二向箔. 16 splice screen animation, VR headset game (16拼屏动面《迷走花园》,VR头显游戏《猫城》), aluminum plate, projector, floor mat and map, sculpture, o. J.
Cave Forum: Parliament 洞穴论坛:议会. 58x68x8cm, ceramic sculpture, 2021.
A Piece of Sea – Dark Web 一块海·暗网. 3D animation video, nine split-screen installation, 2020.
Stack Frame 帧堆栈. 210x102x102cm, 3D printing, steel plate and wire, acrylic, 2019.
Im OCT Wetland Park 华侨城温地公园:
Zhou Li 周力: Ring 环. 1100x1100x880cm, steel, baking finish, 2017.
Seung Hun Han (SHHAN) 韩承勋: Reincarnation 还生. 210x70x300cm, stainless steel paint, 2023.
Liu Ke, Fang Qi 刘可、方琦 : Sabaki Plane 腾挪平面. Size variable, limestone from Wanyuan, Sichuan province, 2018.
Und so wie man als Streetart in Hamburg seit ein paar Jahren Porzellanteller mit Botschaften an Hauswänden sieht, die leider häufig von Halbstarken zertrümmert werden, sind die Teller hier, dem vorbeugend?, gleich in Vitrinen präsentiert, OCT Gallery 华侨城·画廊:
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Unterwegs in Guangzhou:
Typisch für die Guangzhouer Altstadt am Perlfluss ist diese Bauweise, ab dem 1. Stock bewohnt und so gegen Hochwasser geschützt, unten mit Ladenzeilen ausgestattet und gegen Hitze beschattet.
Für meine kleine Fotoserie Türen zu Wäldern lief ich auf dieses wunderbare Exemplar oben auf dem Mittelschiff – obgleich ebenfalls mit Bäumen verziert, stehen die Hochhäuser hier synonym für den Wald.
Zwischendurch eine weitere kleine Serie, nur für Guangdong, wo die regionalen Gottheiten bereits an den Türschwellen gütig gestimmt werden (门口土地财神). Auch in Chaoshan, meinem eigentlichen Reiseziel, habe ich sie gesehen; hier aufgefangen im netten Yongqing fang 永庆坊, Ecke Liwanhu Park 荔湾湖公园 (Adresse: 广州市荔湾区恩宁路99号), ähnlich dem Shanghaier Tianzifang mit zahlreichen kleinen Läden, dazu mit einem Bruce Lee Museum (李小龙祖居) und anderen lokalen Erzählungen.
Zurück zum die Stadt bestimmenden Perlfluss, Zhujiang 珠江:
Die Haizhu Brücke 海珠桥 von 1933.
Ebd.
Ebd. mit Geschichtsstationen zum achtzigjährigen Bestehen, 1933–2013, interessanterweise unter anderem inklusive Sprengung durch Japan 1938.
Auch die Haixin Brücke 海心桥 hatte es mir angetan, im Volksmund Armbrust genannt. Über sie näherte ich mich dem Ziel meines Spaziergangs, der Oper von Zaha Hadid.
Opernhaus Guangzhou 广州大剧院, Architektur: Zaha Hadid, 2010.
Guangzhou Circle 广州圆, Architektur: Joseph di Pasquale, 2013.
Zur Feier des beginnenden Drachenjahres:
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Chaoshan
Besonders aus Beijing, aber auch aus anderen Orten kenne ich die Neujahrsfeierlichkeiten als Arbeitsstillstand von einer oder, bis alle wieder eingetrudelt sind, von zwei Wochen. In Chaoshan feiert man über fast drei Monate hinweg. Hier ein kleiner Eindruck: Zwischen Himmel und Erde: Unter Gottheiten und Menschen, in: Kolk 17, März 2024.
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Hongkong
Eine Ewigkeit war ich nicht hier, auf dieser Reise für einen Tag. Auf dem Zettel stand ganz oben, endlich das M+ zu sehen, dazu bei H Queen’s und Tai Kwun vorbeizuschauen.
Nach langjährigen Baumaßnahmen und einigen Querelen mit Beijing wurde im November 2021 im Hongkonger West Kowloon Cultural District schließlich das M+ eröffnet – was etwas lahm, aber doch einprägsam für Museum plus steht, also für Mehrwert, nebenbei mit Café, Kino, Shop und sonstigem Kulturkommerziellen. Das M+ eröffnete knapp zehn Jahre, nachdem der ehemalige Schweizer Botschafter Uli Sigg den Großteil seiner ab den 1990ern akquirierten Sammlung chinesischer Gegenwartskunst an Hongkong gespendet hatte: 1463 Werke von 350 Künstler·innen „mit einem geschätzten Wert von damals 172 Millionen US-Dollar. Weitere 47 Werke kauften die Hongkonger für 22 Millionen Dollar“ und haben selbst „Hunderte Millionen Dollar in das Museum investiert“ (s. Kai Strittmatter, in: SZ, 23.4.2021, http://sz.de/1.5273158, Paywall). Adresse: M+, West Kowloon Cultural District, Museum Drive Nr. 38, Kowloon 九龍博物館道38號西九文化區M+.
Architektur: Herzog & de Meuron, 2020.
Siggs Sammlung bildet das Fundament des Hauses, aktuell läuft die zweite von drei seit der Eröffnung als Langzeitshows angelegten Sammlungsausstellungen M+ Sigg Collection: Another Story | M+希克藏品:別傳, 22.9.2023–.
Der Großteil der 120 aus den 1990ern bis frühen 2000ern gezeigten Werke gehört – auch durch Uli Sigg – inzwischen zum Kanon, sie aber im Original und vor allem in so geballter Fülle alle an einem Ort zu sehen, ist doch sehr beeindruckend und einen unbedingten Besuch wert.
Die Sektionen sind untergliedert in: Facing Uncertainty, Sensory Overload, Ambivalent States, Hidden Disruption (四個主題區域劃分:消亡、滿則溢、非此非彼、暗湧). Hier geht es zum Audioguide (Werkauswahl), hier zur gesamten Onlinesammlung (nicht alle mit Bildern und leider, warum nur?, dadurch fast unbrauchbar: ohne Suchfunktion). Für alle folgenden Arbeiten gilt: M+ Sigg Collection, Hong Kong, by donation | M+希克藏品(捐贈),香港.
Liu Jianhua 劉建華 (*1962, Jiangxi): Obsessive Memories 迷戀的記憶. Porcelain, 2002.
Feng Mengbo 馮夢波 (*1966, Beijing): 2007WCSSXL01 (Wrong Coding Shanshui) | 亂碼山水:2007WCSSXL01. Acrylic and VeeJet on canvas, 2007.
Ebd., Detail.
Ebd., Detail.
Ni Youyi 倪有魚 (*1984, Jiangxi): Constructed by Stones 疊山法. Oil and pencil on canvas, 2010.
Zhao Bandi 趙半狄 (*1966, Beijing): Sinking Mercedes-Benz into Yellow River 將梅賽德斯——奔馳沉入黃河. Laser print on canvas, 1997.
Ma Ke 馬克 (*1988, Jiangsu): Ultra Realistic: The First Part of Ma Ke’s Left Index Finger 超寫實:馬克的左手食指第一關節. Felt-tip pen, plaster, paint, wood, 2010.
Ebd., Detail.
Sun Yuan and Peng Yu 孫原及彭禹 (established 2000, Beijing): Old People’s Home 老人院. Detail, electric wheelchairs, fibreglass, silicone, clothing, accessories, 2007.
Ebd., Detail.
(Vorne rechts 前右:) Wang Jin 王晉 (*1962, Shanxi): My Bones 我的骨頭. Glazed porcelain, 2000.
(Hinten links 后左:) Gu Dexin 顧德新 (*1962, Beijing): 1997.6.16–1998.6.13 | 1997年6月16日–1998年6月13日. Detail, chromogenic print, 1997–98.
Dai Chenlian 戴陳連 (*1982, Zhejiang): What a Pity. The Heartless Wind in the Spring 可惜那無情的春風吹落了鮮花吹走了芬芳並無限的感傷偷偷整理絲裙. Filmstill, single-channel digital video (colour, sound), 30 min., 2008.
Yin Xiuzhen 尹秀珍 (*1963, Beijing): Washing River 洗河. Chromogenic print, 1995.
Song Dong 宋冬 (*1966, Beijing): Broken Mirror 砸碎鏡子. Filmstill, single-channel VHS tape transferred to digital video (colour, sound), 4 min., 1999.
Lu Chunsheng 陸春生 (*1968, Jilin): Water 水. Inkjet print, 2000.
Fang Lijun 方力鈞 (*1963, Hebei): 98.8.25 | 98.8.25. Acrylic on canvas, 1998.
Liu Wei 劉煒 (*1965, Beijing): Born 1989 in Beijing (250%) | 1989年生於北京(250%). Oil on canvas, 1997.
Yan Changjiang 顏長江 (*1968, Hubei): Zoo at Night 夜間動物園. Gelatin silver print, 2002–3.
Ebd., 2002.
Yang Jun 楊俊 (*1975, Zhejiang): Paris Syndrome 巴黎綜合症. Filmstill, single-channel Betacam-SP transferred to digital video (colour, sound), 10 min., 2007.
Chen Shaoxiong 陳劭雄 (1962–2016, Guangdong): Collectivity Memory: Guangzhou Zhongxin Plaza 集體記憶:廣州中信廣場. Ink on rice paper, 2006.
Ebd., Detail.
Hier eine Reminiszenz an den Hamburger CDF, der aktuell selbst nach Berlin wandert:
Yue Minjun 岳敏君 (*1962, Heilongjiang): The Wanderer 雲海上的漫步者. Oil on canvas, 2006.
Meng Jin 孟瑾 (*1973, Chongqing): Every Room Is Illuminated 每個房間都被點亮. Inkjet print, 2009.
Hu Xiangqian 胡向前 (*1983, Guangdong): Trend Blindly 隨波逐流. Filmstill, single-channel digital video (colour, sound), 3 min., 2005.
Shao Wenhuan 邵文歡 (*1971, Hetian): Indefinite…Series 1 | 不明系列1. Hand-painted gelatin silver emulsion on linen, 2009.
Xu Bing 徐冰 (*1955, Chongqing): Landscript for Himalayan Project 喜馬拉雅計畫《文字寫生》素描. Ink on Iokta paper, 2000.
Qiu Shihua 邱世華 (*1940, Sichuan): Untitled (No. 11) | 無題(第11號). Oil on canvas, 1992.
Kan Xuan 闞萱 (*1972, Anhui): Or Everything I | 亦或所有 I. Detail, filmstill, ten-channel digital video installation (black and white, silent), div. time, 2005.
Gu Dexin 顧德新 (*1962, Beijing): 2021-11-12 | 2021年11月12日. Sofa filled with visceral pork fat; acrylic paint, gilded frame, carpet, 2000/2023.
Sui Jianguo 隋建國 (*1956, Shandong): Kill 殛. Rubber conveyor belt, nails, 1993.
Ebd., Detail.
Lu Qing 路青 (*1964, Liaoning): Untitled 無題. Acrylic on silk, 2000.
Liu Chuang 劉窗 (*1978, Hubei): Buying Everything On You (Cheng Qing) | 收購你身上的所有東西(程晴). Personal belongings, 2009.
Shi Jinsong 史金淞 (*1969, Hubei): 2004 – Prototype Number One | 2004——設計一號. Stainless steel, 2004.
Wang Xingwei 王興偉 (*1969, Liaoning): Summary 總結. Oil on canvas, 2000.
Duan Jianyu 段建宇 (*1970, Henan): Hey. Hello. Hi No. 8 | 嘿哈囉嗨第8號. Oil on canvas, 2000.
Ders.: Art Chicken No. 12 | 藝術雞第12號. Oil on canvas, 2004.
Yue Minjun 岳敏君 (*1962, Heilongjiang): La Liberté guidant le peuple 自由引導人民前進. Oil on canvas, 1995.
Wang Yin 王音 (*1964, Shandong): Untitled 無題. Oil on canvas, 2000.
Liu Ding 劉鼎 (*1976, Jiangsu): Products 產品. Detail, oil on canvas, gilded frame, wooden table and stools, textile, 2005.
Zhou Tiehai 周鐵海 (*1966, Shanghai): (Links 右:) Crane 鶴. Airbrush on nonwoven fabric, 2001.
(Rechts 左:) Li Bai (Tonic Series) | 李白(補品系列). Airbrush on nonwoven fabric, 2002.
(Mitte oben 中上:) Wang Jianwei 汪建偉 (*1958, Sichuan): My Vision Archive 我的視覺檔案. Filmstill, two-channel analogue tape transferred to digital video (colour, sound), 10:20 min., 2001.
(V. l. n. r. 从左到右:) Jing Kewen 景柯文 (*1965, Qinghai): Blue Sky with No Clouds 萬里無雲. Oil on canvas, 2010.
Zhang Peili 張培力 (*1957, Zhejiang): Continuous Reproduction 25 Times 連續翻拍25次. Gelatin silver print, 1993.
Guang Tingbo 廣廷渤 (*1938, Liaoning): Hua Guofeng in North Korea 華國鋒在朝鮮. Oil and gold leaf on canvas, 1978.
Li Songsong 李松松 (*1973, Beijing): The Happiness of Long Sleep 長眠就是幸福. Oil on canvas, 2006.
(Mitte oben 中上: s. o. 看上面; v. l. n. r. 从左到右:) Yan Lei 顏磊 (*1965, Hebei): Rabbit; Horse; Mouse; Snake; Sheep; Rooster 兔;馬;鼠;蛇;羊;雞. Detail, acrylic on canvas, 2003.
Zhou Tiehai 周鐵海 (*1966, Shanghai): Black Dress Camel (No. 43) | 穿禮服的駱駝(第43號). Airbrush on nonwoven fabric, 2001.
Jing Kewen 景柯文 (*1965, Qinghai): Dream 2008 No. 1 | 夢2008第1號. Oil on canvas, 2008.
Ebd.: Yan Lei 顏磊.
Wang Du 王度 (*1956, Hubei): Stratégie en chambre 紙上談兵. Painted plaster, plastic, paper, 1999.
(V. l. n. r. 从左到右:) Zhang Huan 張洹 (*1965, Henan): Family Tree 家譜. Chromogenic print, 2000.
Zhang Xiaogang 張曉剛 (*1958, Yunnan): Bloodline – Big Family No. 17 | 血緣——大家庭17號. Oil on canvas, 1998.
Fang Lijun 方力鈞 (*1963, Hebei): 1995.2 | 1995.2. Oil on canvas, 1995.
Geng Jianyi 耿建翌 (1962–2018, Henan): The Second State 第二狀態. Oil on canvas, 1987.
Sun Guoqi 孫國岐 (*1942, Liaoning), Zhang Hongzan 張洪贊 (*1944, Liaoning): Divert Water from the Milky Way Down 引來銀河水. Oil on canvas, 1974.
Wang Keping 王克平 (*1949, Beijing): Chain 鏈. Wood, 1979.
Weng Fen 翁奮 (*1961, Hainan): On the Wall – Haikou 騎牆——海口. Chromogenic print, 2002.
Dazu laufen ebenda die Shows:
Shanshui: Echos and Signals 山鳴水應, 3.2.2024–.
Guo Cheng 郭城 (*1988, Beijing): Becoming Ripples 成為漣漪. Mirrored fabric, custom hardware, aluminium track, timing belts, stepper motors, spotlight, servo, custom software, 2024. Commissioned by M+, 2024.
Chua Chye Teck (*1974, Singapore): Scholar’s Rocks. Detail, concrete, tembusu wood, 2013–18. Courtesy of the artist.
Xu Bing 徐冰 (*1955, Chongqing): Landscript Sketch in the Himalayas 喜馬拉雅文字寫生手稿——文本對照. Ink on paper, 1999. Courtesy of the artist.
Ders.: Ebd.
Hu Youben 胡又笨 (*1961, Beijing): Abstract Series 抽象系列. Ink on creased paper, 1998. M+ Sigg Collection, Hong Kong, by donation.
Chen Jialing 陳家泠 (*1937, Zhejiang): By the Mountain, By the Water 依山傍水. Ink on paper, ca. 1990. O. A.
Sakumi Hagiwara 萩原朔美 (*1946, Japan): KIRI | KIRI. Filmstill, single-channel 16mm film transferred to digital video (black and white, sound), 6:20 min., 1972. Courtesy of the artist.
Chen Guanghui 陳光輝 (*1969, Guangxi): Landscape 風景. Lacquer on wood, 2007. M+ Sigg Collection, Hong Kong, by donation.
Awazu Kiyoshi 粟津潔 (1929–2009, Japan): Sky Sea West East 天 海 西 東. Offset lithograph, 1980. O. A.
Chung Chang-Sup 丁昌燮 (1927–2011, South Korea): Return 77-N | 歸77-N. Ink and Hanji paper on canvas, 1977. O. A.
Sookoon Ang (*1977, Singapore): 4PM. Filmstill, two-channel digital video (colour, sound), 3 min., 2016. Courtesy of the artist.
Yu Ji 于吉 (*1985, Shanghai): Flesh in Stone – Rema Rema 1901 | 石肉——雷瑪雷瑪1901. Cement, iron, 2018. M+ Council for New Art Fund, 2023.
Interessant, warum die Arbeit unter Shanshui läuft (nur wegen der Materialien Sand und Wasser?), mir gefällt sie in jedem Fall.
Yang Xinguang 楊心廣 (*1980, Hunan): Xie Ju (The Way of the Measured) | 絜矩. River rocks, 2007. M+ Sigg Collection, Hong Kong, by donation.
Zao Wou-Ki 趙無極 (1920–2013, Beijing): (Links 左:) Untitled 無題. Etching with aquatint, 1969. Gift of Mrs Sin-May Roy Zao, 2020.
(Rechts 右:) Untitled 無題. Etching with aquatint, 1968. Gift of Mrs Sin-May Roy Zao, 2020.
Tong Wenmin 童文敏 (*1989, Chongqing): Flying the Wind 放風. Filmstill, single-channel digital video (colour, sound), 5:14 min., 2016. M+ Council for New Art Fund, 2020.
Liu Chuang 劉窗 (*1979, Hubei): Bitcoin Mining and Field Recordings of Ethnis Minorities 比特幣礦和少數民族田野錄音. Filmstill, three-channel digital video (colour, sound), 40 min., 2018. Courtesy of the artist, acquisition in progress.
Ebd., Filmstill.
Ebd., Filmstill.
Park Hyunki 朴鉉基 (1942–2000, Japan): Untitled 無題. Filmstill, single-channel analog video transferred to digital video (colour, silent), TV monitors, stones, 1987/2018. O. A.
Madame Song: Pioneering Art and Fashion in China 宋懷桂:藝術先鋒與時尚教母, 29.7.2023–14.4.2024.
John-Paul Pietrus (*1971, Philippines): Beijing Love. Filmstill, single-channel digital video projection (colour, sound), 4:43 min., 2010. Courtesy of the artist.
Song Huai-Kuei in Qing dynasty costume on the set of “The Last Emperor” | 宋懷桂在《末代皇帝溥儀》片場身穿清代旗裝戲服. Chromogenic print, 1986. Gift of the Family of Maryn Varbanov, 2013.
Shi Hui 施慧 (*1955, Shanghai), Zhu Wei 朱偉 (*1966, Beijing): Longevity 壽. Cotton, hemp, silk, wool, 1986. Collection of the China Academy of Art.
Ay-O: Hong Hong Hong 靉嘔:虹 虹 虹, 15.12.2023–. (Hong von caihong 彩虹, Regenbogen.)
(*1931, Japan; v. l. n. r. 从左到右:) Rainbow Landscape B | 彩虹風景B. Oil on canvas, 1964–67. Courtesy of Jean-Marc Bottazzi.
Hong Hong Hong 虹 虹 虹. Acryliy on canvas, 1999. M+ Hong Kong, gift of Ann Tranqui and Hossein Zaimi, 2023.
Sunflower and Jet-Plane 太陽花和戰門機. Oil on plywood. Courtesy of Ann Tranqui and Hossein Zaimi.
Ebd.
(3 Arbeiten rechts 右边三幅画: O. A.)
Banzai Piece 萬歲. Bronze, 1983. Courtesy of Jean-Marc Bottazzi.
(Mitte 中:) Long Long Rainbow Painting 漫長的彩虹. Acrylic on canvas, 1967. M+, Hong Kong, gift of Ay-O, 2023, acquisition in progress.
(Weitere Arbeiten 其它作品: O. A.)
Things, Spaces, Interactions 物件·空間·互動, Design and architecture from Asia and beyond, 12.11.2021–.
Drawing Architecture 繪造社 (DAS, established 2013, Beijing): In the Air, on the Ground, under the Sea 在空中,在陸上,在海裏. Detail, digital drawing, 2020. Commissioned by M+.
Cao Fei 曹斐 (“Second Life” avatar: China Tracy | 《第二人生》化身:中國·翠西; *1978, Guangzhou): Archive of “RMB City Project” | 《人民城寨》文獻檔案. Eingang, 2007–12. M+ Sigg Collection, Hong Kong, by donation.
Bas Princen (*1975, Netherlands): Valley (Jing’an). From “Reservoir” series. Chromogenic print, 2007. O. A.
Movana Chen 陳麗雲 (*1974, Guangdong): Knitting Conversations 編織對話. Shredded paper, 2013–19. O. A.
Das Gebäude bietet, wenn auch nur gelegentlich, Blicke zum Luftholen nach draußen:
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Das H Queen’s hatte mich auch wegen der großen US-Namen neugierig gemacht (vor allem aber, weil ich Pace im Beijinger 798 seit 2019 vermisse), Adresse: H Queen’s, Queen's Road Central Nr. 80, Hong Kong 香港中環皇后大道中80號. Im 2016 eröffneten Kunstkomplex residieren Pace, Zwirner, Whitestone und Tang Contemporary sowie bis vor kurzem, inzwischen aber nicht mehr, Hauser & Wirth. Ich stellte mir ein Hongkonger Chelsea vor und brauchte eine Weile, bis ich den schmalen Bau mit den wie Apartments wirkenden Galerieräumchen fand. Zwirner baute gerade um, geöffnet hatten:
Pace Hong Kong, im 12. Stock, es lief: Peter Alexander, 2.2.–14.3.2024.
Installationsansicht 展场.
1/17/16 (Red Drip). 109,2x100,3x0,6cm, urethane, 2016.
10/17/12 (Flo Green Square). 101,6x101,6cm, urethane, 2012.
Whitestone Gallery (Tokyo), 8. Stock, zeigte von Tadaaki Kuwayama und Rakuko Naito: In Silence: An Ode to Nothing, 27.1.–16.3.2024.
(Links:) Rakuko Naito: Untitled (RN936-3-1/2-16). O. A., 2016.
(Rechts:) Dies.: Untitled (RN524-3-1/2-14). O. A., 2014.
O. A., Detail.
O. A., Gang aus dem Fahrstuhl heraus. Auf der Suche nach dem Werktitel, der auf der Website zu finden sein sollte, stößt man unter Artworks auf das eigene Interieur ergänzende Kategorien, wo man neben zahlreichen anderen auch nach der zum Sofa passenden Farbe auswählen kann.
Bei Tang Contemporary (Bangkok), 10. Stock, lief von Jason Martin: Eclipse, 16.1.–20.3.2024. Die experimentelleren Shows von Tang Contemporary im Kunstviertel 798 in Beijing gefallen mir häufig, unter anderem kommt das Geld dafür also aus ihrer Hongkonger Dependance. Außerdem bespielt Tang hier (selbe Insel, aber weit im Süden): Landmark South, Yip Kan Street Nr. 39, Wong Chuk Hang.
CuSn. 34x32x5cm, bronze, 2013.
Thysia. 64x48x12cm, mixed media on aluminium, 2015.
Die Ausblicke sind das Vorbeikommen definitiv wert:
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Klar, Kunst braucht auch Konsum. Zur Abrundung des Tagesausflugs gab es ebenfalls Gentrifizierung, aber immerhin mit mehr Lokalkolorit: Das Tai Kwun 大館 ist das 2018 in Kultur konvertierte ehemalige Areal der britischen Polizeistation und ihrem Gefängnis im Bezirk Central, Adresse: Hollywood Road Nr. 10, Central 中西區荷李活道10號.
Im Ausstellungshaus JC Contemporary 賽馬會藝方 (JC für Jockey Club, den Revitalisierungssponsoren des Gesamtgeländes) lief Green Snake: Women-Centred Ecologies 青蛇:女性中心的生態學, kuratiert von Kathryn Weir und Xue Tan, 20.12.2023–1.4.2024, angepriesen als „art exhibition exploring ecology, feminism and mythology“ (探索生態、女性主義與神話的藝術展覽).
Rohini Devasher (*1978, New Delhi, India): Glasshouse Deep. Filmstill, single-channel video, 14 min., diatom specimens collected and photographed by Minji Lee and Joonsang Park, Korea Institute of Ocean Science and Technology. Courtesy of the artist and Project 88, Mumbai.
Karan Shrestha (*1985, Kathmandu, Nepal): valvala. Pigment, acrylic on paper, 2023. Private collection, Hong Kong.
Manjot Kaur (*1989, Ludhiana, India): Forest Invoking Varahi. From the series “Forest Involking Ashta Mātrikās”. Watercolour, gouache and silverpoint on Wasli paper, 2023. Courtesy of the artist.
Ebd., Detail.
Adriana Bustos (*1965, Bahía Blanca, Argentina): Pejerreina. Filmstill, video, 9 min., mud. Courtesy of the artist.
Seba Calfuqueo (*1991, Santiago, Chile): Tray Tray Ko. Filmstill, video performance, 6 min., filmed by Sebastián Melo. Courtesy of the artist.
Ebd., Detail, Filmstill.
Jaffa Lam 林嵐 (*1973, Fujian, China): Tin Hau Is Coming for a Piece of Water 2.0 | 天後訪水2.0. Detail, sculptural installation, 2023. Commissioned by Tai Kwun Contemporary.
Minia Biabiany (*1988, Basse-Terre, Guadeloupe): nuit / the length of my gaze at night. Filmstill, video installation, 7:57 min., wood, cotton of threats, earth, 2021. Courtesy of the artist and Frac Pays de la Loire, Carquefou.
Carolina Caycedo (*1978, London, UK): In Yarrow [Schafgabe] We Trust. Offset print on paper, 2021. Courtesy of the artist.
Lavanya Mani (*1977, Bangalore, India): Improbable Planet. Natural dyes and applique on cotton fabric, 2018–19. Courtesy of the artist and Chemould Prescott Road, Mumbai.
Dies.: No Man’s Land. Natural dyes and applique on cotton fabric, 2018–19. Courtesy of the artist and Chemould Prescott Road, Mumbai.
Dies.: Herbarium 1 (from the Medicine Mountain). Natural dyes and applique on cotton fabric, 2018–19. Courtesy of the artist and Chemould Prescott Road, Mumbai.
Dies.: Spectral Objects (from the Book of Wonders). Detail, Natural dyes and applique on cotton fabric, 2018–19. Courtesy of the artist and Chemould Prescott Road, Mumbai.
Rohini Devasher (*1978, New Delhi, India): Genetic Drift: Symbiont III – Serpentes Parthenocissus (Snake Creeper). Detail, acrylic, dry pastel, pan pastel, charcoal, colour pencil and print on vinyl on wall, 2023. Commissioned by Tai Kwun Contemporary.
Ebd., Detail.
Nach oben …
… ging es in eine Buchhandlung mit Café, wo Künstler·innenbücher ausgestellt und verkauft werden, aktuell etwa von Asian Feminist Studio for Art and Research (AFSAR).
(Draußen 外面:) Yussef Agbo-Ola (*1990, Newport News, USA), Tabita Rezaire (*1989, Paris, France): Mika – 8 Root Temple. Bamboo, cotton fibre, soil, metal cables, stone, cellulose, rope, plants, water, clay bricks, 2023. Commissioned by Tai Kwun Contemporary.
Dies.: The Serpent’s Tongue. Walking meditation, 2023.
Ebd., Detail.
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Die Metrostation West Kowloon mit Passkontrolle vom Festland geht über in die riesige Shopping Mall Elements, die einen in den Cultural District führt, wo unter anderem das M+ steht. Sowohl in der Metrostation, im Elements und M+ als auch später im Kulturkomplex Tai Kwun fielen mir die Lagepläne in Braille und mit Audioguide auf. Inwieweit tatsächlich alles barrierefrei ist, kann ich nicht beurteilen, es ging etwa von der Metro über kilometerlange Wegstrecken Brücken und Rolltreppen rauf und runter. Aber zumindest bei diesen Lageplänen war ich beeindruckt, wie selbstverständlich sie integriert sind. Ein weiteres „Es geht doch“ dachte ich im M+, wo zahlreiche Angestellte mit Behinderungen an Infoständen, Ticketschaltern, als Aufsichten usw. arbeiten, dazu viele ältere – ob nun zur Aufbesserung der Rente und wie prekär möglicherweise das Rentensystem in Hongkong ist, kann ich ebenfalls genauso wenig beurteilen wie eine Integration beim Kurator·innen- oder beim Verwaltungsteam etc. Aber ich musste daran denken, dass man in Beijing selbst kaum mit einem größeren Koffer unterwegs sein mag und nur selten einmal einen Rollstuhl oder Kinderwagen sieht.
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Vielleicht könnte Scholz bei seinem aktuellen Besuch in China eine ähnliche Visabefreiung für den Schengenraum in Aussicht stellen, vielleicht auch nicht nur für 2024. Bis dahin: Nutze die Öffnung, wer kann!
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In Hamburg laufen aktuell zwei unbedingt sehenswerte Shows. Die eine wird im April weiterziehen, die andere gibt es nur vor Ort.
Die Deichtorhallen Hamburg zeigen Dix und die Gegenwart, kuratiert von Ina Jessen, 30.9.2023–1.4.2024.
In den Deichtorhallen lieben sie große Überblicksausstellungen und zeigen hier einmal mehr, was sie können. In der mit ihren 3800m² noch einmal riesiger als sonst erscheinenden Halle für aktuelle Kunst sind fünfzig Arbeiten von Otto Dix (1891–1969) und dazu hundert Werke von fünfzig zeitgenössischen Künstler·innen zu bestaunen, unterteilt in sieben Kategorien: Großstadt, Das Typenporträt im Umbruch, Altmeisterlichkeit, Politische Landschaft, Zwischen den Weltkriegen, Kritische NS-Rezeption und das Groteske sowie Biblische Themen und Allegorie.
Otto Dix: Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang. 114,2x93,6cm, Öl auf Holz, 1942. Kunstmuseum Stuttgart, erworben mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Wüstenrot Stiftung.
Ders.: Mädchen am Spiegel. Reproduktion, Original verschollen, 1920.
Bod Mellor (*1970 in Manchester): Mia Farrow. 152x122cm, Öl und Filzstift, 2010. Sammlung Marcus Sell, Berlin.
Zeng Fanzhi (*1964 in Wuhan): Hospital Triptych No. 1. 180x460cm, Öl auf Leinwand, 1991. Chang Tsong-zung’s Collection (张颂仁).
Faith Ringold (*1930 in NYC): Jazz Stories: Somebody Stole My Broken Heart 2. 182,9x148,3x1cm, Steppdecken-Edition, Farbdruck, handgenäht mit variabel bestückten Bordüren, handgesteppt, 2007/ 2023. Courtesy ACA Galleries, New York.
Otto Dix: Großstadt. Triptychon, 175x385x3cm, Reproduktion, 1927–28. Otto Dix Stiftung, Vaduz.
Almut Heise (*1944 in Celle): Christa mit Ventilator. 152x68cm, Öl auf Leinwand, 1983. Sammlung Ekkehard Nümann.
Dies.: Christa mit Opernglas II. 78,5x62,5cm, Öl auf Leinwand, 1997. Privatbesitz Berlin.
Nicolas Party (*1980 in Lausanne): Portraits With a Lawyer. 149,9x127cm, Soft-Pastellkreide auf Leinwand, 2021. Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Collection of the Artist.
Kati Heck (*1979 in Düsseldorf): Salon Chef. 250x300cm, Öl und Bleistift auf Leinwand, 2018. Courtesy Den Arend.
Ernie Barnes (1939–2009): From the Pocket. 124,5x154,9cm, Acryl auf Leinwand, 1990. Courtesy The Ernie Barnes Estate, Ortuzar Projects and Andrew Kreps Gallery.
Alice Neel (1900–1984): Audrey McMahon. 60,3x45,4cm, Öl auf Tafel, 1940. Courtesy Aurel Scheibler.
Otto Dix: Leonie. 38,1x27,6cm, Farblithografie auf Bütten, 1923. Privatsammlung.
Nan Goldin (*1953 in Washington, D.C.): Christmas at the Other Side, Boston. 31x46cm, Silbergelatine-Abzug, 1972. Courtesy the artist and Gagosian Gallery; Haus der Photographie, Sammlung F. C. Gundlach, Hamburg.
Zandile Tshabalala (*1999 in Soweto): Lady in Fur Coat III. 60x70cm, Acryl auf Leinwand, 2020. Courtesy the artist, Galerie Nagel Draxler, Berlin/ Cologne/ Munich, and the Ditau Collection.
Nicole Eisenman (*1965 in Verdun): Beer Garden. 112,7x131,4cm, Radierung, Aquatinta und Kaltnadel, Hahnemühle mit Chine Collé, 2012–17. Courtesy the artist and Hauser & Wirth.
Simin Jalilian (*1989 in Teheran): Feierabend! 120x160cm, Öl auf Leinwand, 2021. Gerland Øye.
Lucian Freud (1922–2011): Woman With an Arm Tattoo. 70,5x91,4cm, Radierung auf Papier, 1996. Sammlung Lambrecht Schadeberg, Museum für Gegenwartskunst Siegen.
Otto Dix: Bildnis des Schauspielers Heinrich George (als Franz Biberkopf). 100x85cm, Öl und Tempera auf Holz, 1932. Kunstmuseum Stuttgart.
(Skulptur linke Mitte:) Ron Mueck (*1958 in Melbourne): Woman With Shopping. 113x46x30cm, Mixed Media, 2013/ 2015. Collection Thaddaeus Ropac, London/ Paris/ Salzburg/ Seoul.
Otto Dix: Bildnis Frau Rosa Eberl. 103x80cm, Öl auf Leinwand, 1940. Städtische Sammlungen Freital.
(Rechts:) Nicole Eisenman (*1965 in Verdun): Invisible Woman. 127x101,6cm, Öl auf Leinwand, 2000/ 2002. Deichtorhallen Hamburg, Sammlung Falckenberg.
Otto Dix: Bildnis Frau Paula Köhler. 96,7x78cm, Mischtechnik (ohne weitere Angaben), 1938. Otto Dix Stiftung, Vaduz.
Werner Tübke (1929–2004): Bildnis Hannelore S. 43,5x40cm, Öl auf Sperrholz, 1959. Privatsammlung Bonn.
Otto Dix: Vanitas (Jugend und Alter). 100,4x70,3cm, Mischtechnik auf Holz, 1932. Zeppelin Museum Friedrichshafen, Leihgabe der Kulturstiftung der ZF Passau GmbH, Passau.
Nicht, dass die Männer hier allgemein jugendlich schöner wegkommen, aber ich frage mich, ob man dem männlichen, häufig überzeichneten Blick auf alternde Frauen nicht vielleicht den von weiblichen auf alternde Männer hätte gegenüberstellen können. War es einer Dix-zeitliche Neuheit, Frauen nicht nur vermehrt als schöne Venus zu präsentieren?
John Currin (*1962 in Boulder, Colorado): Gold Hippy. 137,2x91,4cm, Öl auf Leinwand, 2022. Courtesy the artist and Sadie Coles HQ, London.
Martin Eder (*1968 in Augsburg): The Earth Sphere. 100x75cm, Öl auf Leinwand, 2014/ 2018. Privatsammlung.
(Links:) Otto Dix: Alemannische Masken I. 163x133,8cm, Tempera und Öl auf Leinwand, 1954. Otto Dix Stiftung, Vaduz.
(Rechts:) Ders.: Masken in Trümmern. 120x81cm, Öl auf Tempera auf leinwandbespannter Tischlerplatte, 1946. Kunstsammlung Gera.
(Links:) Tsai Yi-Ting (*1981 in Taiwan): Newborn, Confinement No. 2. 148x124,8cm, Pastellkreide und Acryl auf Papier, 2017. Privatsammlung.
(Rechts:) Dies.: Windbreak No. 5. 151x121cm, Pastellkreide und Acryl auf Papier, 2013. The artist.
Adrian Ghenie (*1977 in Baia Mare, Rumänien): Self-Portrait With Book. 155x105cm, Öl auf Leinwand, 2021. Alkar Contemporary Collection (ACC), Bilbao, courtesy Tim Van Laere Gallery, Antwerp.
Ders.: Self-Portrait With Favorite Book. 103x140cm, Öl auf Leinwand, 2021. The Deighton Collection.
Georg Baselitz (*1938 in Deutschbaselitz): Otto. 165x100cm, Öl auf Leinwand, 2018. Warwick Collection.
Juan Miguel Pozo (*1967 in Banes, Cuba): Die Skatspieler. 293x675cm, Acryl auf Leinwand, 1995. Deichtorhallen Hamburg, Sammlung Falckenberg.
(Skulptur vorne links:) Kati Heck (*1979 in Düsseldorf): Bompa in de oorlog – Opa im Krieg – … 215x79,5x120cm, Beton, rostfreier Stahl, Metall und Granaten, Öl, Kristall, 2011–12. Courtesy Tim Van Laere Gallery, Antwerp.
(Hinten links:) Thorsten Brinkmann (*1971 in Herne): Beauty Duty. Video, 3:17 Min., 2014. Galerie Mathias Güntner, Hamburg/ Berlin.
Otto Dix: Flandern. 220,5x269,5cm, Öl und Tempera auf Leinwand, 1934–36. Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie.
Ders.: Der Krieg. Triptychon mit Predella, 227x250cm, Reproduktion, 1929–32. Otto Dix Stiftung, Vaduz.
Ders.: Aufbrechendes Eis (mit Regenbogen über Steckborn). 65x85cm, Mischtechnik auf Holz, 1940. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum der Sturzenegger-Stiftung.
Anselm Kiefer (*1944 in Donaueschingen): Am letzten Tor. 840x470cm, Emulsion, Acryl, Öl, Schellack und Kreide auf Leinwand, 2021. Courtesy Thaddaeus Ropac, London/ Paris/ Salzburg/ Seoul.
Gianni Motti (*1958 in Sondrio, Italien): Collateral Damage. Detail, Serie von 10 Farbfotografien, 100,3x78,7cm, 2001. Courtesy Gianni Motti.
Otto Dix: Düstere Landschaft. 65x85cm, Mischtechnik auf Holz, 1940. Kunstsammlungen Chemnitz, Museum Gunzenhauser, Eigentum der Stiftung Gunzenhauser.
Ders.: Gewitter im Riesengebirge. 85x65cm, Öl auf Leinwand auf Holz, 1942. Privatsammlung.
Mariele Neudecker (*1965 in Düsseldorf): I Don’t Know How I Resisted the Urge to Run. Detail, 61x75x90cm, Glas, Wasser, Lebensmittelfarbe, Acrylmedium, Salz, Glasfaser, Plastik, 1998. Sammlung Becker Köln.
– Einer späteren Edition dieser sowie ähnlichen Arbeiten kann man zeitgleich in der Hamburger Kunsthalle begegnen. –
Otto Dix: Wald am Abend. 100x75cm, Öl auf mit Nessel und Kreide präpariertem Sperrholz, 1940. Privatsammlung.
Ders.: Wald im Riesengebirge. 49x81cm, Mischtechnik auf Leinwand, auf Holz aufgezogen, 1942. Otto Dix Stiftung, Vaduz.
Ders.: Der Bannwald. 96,2x115,2cm, Mischtechnik auf Leinwand, auf Holz aufgezogen, 1942. Otto Dix Stiftung, Vaduz.
Zum Aufbrechen überbordender Landschaften gab es dieses Zitat von Dix an der Ausstellungswand, o. J.: „Ein schönes Paradies. Zum Kotzen schön […] ich müsste in der Großstadt sein. Ich stehe vor der Landschaft wie eine Kuh.“ | „A beautiful paradise. Vomit-includingly beautiful. […] I should be in the big city. I stand before the landscape like a cow.“
Friedrich Kunath (*1974 in Chemnitz): Summer’s End. 61x76,2cm, Öl auf Leinwand, 2021. Courtesy Tim Van Laere Gallery, Antwerp, private collection.
Ders.: My IQ Is 300 When I’m Asleep and Dreaming. 122x152x3,8cm, Öl auf Leinwand, 2020–21. Privatsammlung.
Lucian Freud (1922–2011): Waste Ground, Paddington. 71,1x71,1cm, Öl auf Leinwand, 1970. Sammlung Lambrecht Schadeberg, Museum für Gegenwartskunst Siegen.
Grayson Perry (*1960 in Bicknacre, UK): Battle of Britain. 293x675cm, Wandteppich, 2017. Courtesy the artist, Paragon, Contemporary Editions Ltd. and Victoria Miro.
Ebd., Detail.
Monica Bonvicini (*1965 in Venedig): Mountain Town 2015, 2017. 255x570cm, Tempera und Sprühfarbe auf Wabenplatten, 2010. Privatsammlung, Schweiz.
Marina Abramović (*1946 in Belgrad): Balkan Baroque. Detail, Videoinstallation, 12:38 Min., 1997. Courtesy the Marina Abramović Archives.
Werner Tübke (1929–2004): Tod im Gebirge. 300x200cm, Mischtechnik auf Leinwand, 1982. Sammlung Fritz P. Mayer.
Kati Heck (*1979 in Düsseldorf): Jungs III – Goldene Hand. 250x165cm, Öl auf genähter Leinwand, Künstlerrahmen mit Messingplatte, 2022. Tim Van Laere Gallery, Antwerp-Rome.
Glenn Brown (*1966 in Hexham, UK): The Holy Bible. 198x123,4cm, Acryl auf Holzplatte, 2022. Courtesy Gagosian.
Ders.: Theatre. 122x93cm, Öl auf Holzplatte, 2006. Courtesy Galerie Max Hetzler, Berlin/ Paris/ London, courtesy Sammlung Scharpff.
Otto Dix: Die Versuchung des Heiligen Antonius (mit Christopheruskopf). 150x148,5cm, Mischtechnik auf Holz, 1937. Zeppelin Museum Friedrichshafen, Leihgabe der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen.
Cindy Sherman (*1944 in Glen Ridge, New Jersey): Untitled #216. 240,2x161,4x9,5cm, Chromogener Farbdruck, 1989. Courtesy the artist and Hauser & Wirth, The Caudwell Collection, London.
(Links:) Otto Dix: Schweißtuch der Veronika. 118,2x118,2cm, Öl und Tempera auf leinwandbespannter Tischlerplatte, 1948. Kunstsammlung Gera, Dauerleihgabe aus Privatbesitz.
(Rechts:) Ders.: Verspottung Christi. 199x81cm, Öl auf Leinwand auf Holzplatte, 1948. Zeppelin Museum Friedrichshafen.
Ebd. (links), Detail.
Wunderbar ist auch die abschließende Bücherecke, unter anderem zu politischen Landschaften, sowie der Ausstellungskatalog selbst. Diesem entstammen die Größenangaben der Werke.
Ina Jessen und Dirk Luckow (Hgg.): Dix und die Gegenwart | Dix and the Present. Ausst.kat. der gleichnamigen Ausstellung, Deichtorhallen Hamburg, 30.9.2023–25.2.2024 [–1.4.2024]. Köln: Snoeck 2023.
An dieser Stelle wegen der Deichtorhallen passend: Im 8. Salon lief Harald Falckenberg zum Gedächtnis, kuratiert von Axel Heil, 17.12.2023–13.1.2024. Die ausgewählten Arbeiten waren alle sehr maskulin, so habe ich persönlich Falckenberg nicht wahrgenommen.
Raumansicht.
Tal R: Nose. O. A.
Christoph Grau: Fliegender Koffer. O. A.
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Die Hamburger Kunsthalle zeigt Caspar David Friedrich: Kunst für eine neue Zeit, kuratiert von Markus Bertsch und Johannes Grave, 15.12.2023–1.4.2024.
Darauf wandert die Ausstellung in die Alte Nationalgalerie nach Berlin, 19.4.–4.8.2024, und ins Albertinum sowie ins Kupferstich-Kabinett nach Dresden, 24.8.–17.11.2024 (Albertinum bis 5.1.2025), mit je eigenen Schwerpunkten. Zusätzlich laufen in Friedrichs Geburtsstadt Greifswald im Pommerschen Landesmuseum drei Sonderausstellungen: Lebenslinien; Sehnsuchtsorte; Heimatstadt, April–Dezember 2024.
Es ist das Jahr, es sind 250 Jahre seit der Geburt Caspar David Friedrichs (1774–1840). Ich stehe, darin vielen anderen gleich, immer wieder andächtig vor seinen Bildern. In dieser Ballung kommt man nicht umhin, sich gelegentlich vor sich hingrinsend zu fragen, wieso man selbst, wieso gerade die Deutschen und insbesondere die sonst als unterkühlt geltenden Norddeutschen so gern dem nicht selten scharf am Kitsch vorbeischlitternden Friedrich huldigen. Und dann steht man vor einem weiteren Werk und kann den Seufzer nicht unterdrücken. Möge er die Menschheit auf ewig berühren.
Die Luisenquelle in Frederiksdal | The Luisen Spring in Frederiksdal. Feder in Braun und Aquarell über Bleistift | Pen and ink in brown, watercolour over pencil, 1797. Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett.
Wolkenstudien | Cloud Studies. Bleistift | Pencil, 1799. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett.
Mönch am Meer | Monk by the Sea. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1808–10. Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie.
Morgennebel im Gebirge | Morning Mist in the Mountain. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1808. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, Rodolstadt.
Das Eismeer | The Sea of Ice. Detail, Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1823/24. Hamburger Kunsthalle.
Der Watzmann | The Watzmann. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1824/25. Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Leihgabe der | Loan from the Deka, Frankfurt am Main.
Felspartie | Cluster of Rocks. Detail, Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1811. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, GNM.
Felsental (Das Grab des Arminius) | Rocky Valley (The Tomb of Arminius). Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1813. Kunsthalle Bremen.
Wanderer über dem Nebelmeer | Wanderer Above the Sea of Fog. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1817. Hamburger Kunsthalle, Dauerleihgabe der | on permanent loan from the Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben | acquired 1970.
Ebd., Detail.
Kreidefelsen auf Rügen | Chalk Cliffs on Rügen. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1818–22. Kunst Museum Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart.
Segelschiff | Sailing Ship. Öl auf Leinwand auf Sperrholz | Oil on canvas on plywood, ca. 1815. Kunstsammlungen Chemnitz.
Der Feldstein bei Rathen | The Feldstein Near Rathen. Aquarell, Feder in Grau, Bleistift | Watercolour, pen and ink in grey, pencil, ca. 1828. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Graphische Sammlung.
Gebüsch im Schnee | Bushes in the Snow. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1827/28. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, GNM.
Flussufer im Nebel | River Bank in Fog. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1821. Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln.
Sturzacker | Ploughed Field. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1830. Hamburger Kunsthalle.
Berglandschaft in Böhmen | Mountain Landscape in Bohemia. Detail, Öl auf Leinwand | Oil on canvas, ca. 1830. Hamburger Kunsthalle.
Dazwischen einige Zeitgenossen:
Carl Gustav Carus (1789–1869): Gebüsch bei Pillnitz | Bushes Near Pillnitz. Öl auf Papier auf Pappe | Oil on paper on cardboard, ca. 1835. Hamburger Kunsthalle.
Georg Heinrich Crola (1804–1879): Eichenstudie | Study of an Oak Tree. Öl auf Papier auf Leinwand | Oil on paper on canvas, 1834. Privatsammlung | Private collection, Heidelberg.
Ebd., Detail.
Und bevor man denkt, das wars schon, gibt es noch zwei, drei weitere Friedriche …
Meeresufer im Mondschein | Seashore in Moonlight. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1835/36. Hamburger Kunsthalle, erworben | acquired 1922.
… bevor es in die Gegenwart geht:
Swaantje Güntzel (*1972): Seestück II / Hamburger Kunsthalle | Seascape II / Hamburger Kunsthalle. Diasec, 2020. Courtesy the artist.
Ann Böttcher (*1973): Germania und die Trauerfichten | Germania and the Weeping Spruces. Bleistift auf Papier | Pencil on paper, 2006. Marie Douglas Collection.
Ebd., Detail.
Elina Brotherus (*1972): Der Wanderer 2; aus der Serie | from the series: The New Painting. Giclée-Print auf Grundlage eines digitalisierten Negativs | Pigment ink print from a digitalized colour negative (Artist’s Proof), 2004. Miettinen Collection, Berlin-Helsinki.
Andreas Mühe (*1979): Kreidefelsen | Chalk Cliffs; aus der Serie | from the series: New Romanticism. C-Print, 2014/15. Sammlung Silbernagel.
Alex Grein (*1983): Terra I–III. C-Print, 2010. Galerie Gisela Clement, Bonn.
Ebd.
Mariele Neudecker (*1965): Cook and Peary. Mixed Media (Wasser, Salz, Glasfaser, Glas, GACI 00 | Water, salt, fibreglass, glass, GACI 00), 20013. Courtesy Mariele Neudecker, Thomas Rehbein Galerie, Köln.
Johanna Karlsson (*1968): Scene XXXVII. Gips, Papier, Pigment, Metalldraht, Eichenholz, Artglass | Plaster, paper, pigment, metal wire, oak, artglass, 2022. Courtesy the artist, Galleri Magnus Karlsson.
Hiroyuki Masuyama (*1968): Nach Caspar David Friedrich, der Wanderer über dem Nebelmeer 1818 | After Caspar David Friedrich, Wanderer Above the Sea of Fog 1818. LED-Leuchtkasten | LED light box, 2022. Courtesy the artist.
Ebd., Detail.
Kehinde Wiley (*1977): The Prelude (Babacar Mane). Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2021. Rennie Collection, Vancouver.
Ders.: The Prelude (Ibrahima Ndiaye and El Hadji Malick Gueye). Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2021. Rennie Collection, Vancouver.
Nebenbei: Sehr zu empfehlen ist auch die Ausstellung Herausragend! Das Relief von Rodin bis Taeuber-Arp in der Hamburger Kunsthalle, 13.10.2023–25.2.2024. Aber das wird hier zu viel, die muss in einen anderen Post.
Im Zuge des CDF-Hypes zeigte das Künstler·innenhaus Sootbörn die Gruppenausstellung Everyone But Caspar, 1.–4.2.2024. Von fünfhundert plus Ausstellenden wurden weit über tausend Arbeiten gezeigt, pro Person maximal drei maximal A4-Formate. Der anfänglichen Überwältigung des einen Ausstellungsraumes begegnete man mit langsamem Blick über die Wände. Das unvermeidlich gewähnte Chaos löste sich durch die Hängung, das muss man bei der Masse erst einmal schaffen. In der Regel hingen die Arbeiten jeder Künstlerin, jedes Künstlers zusammen, manche waren darüber hinaus über den Raum verteilt zwischen den anderen angebracht und rundeten damit den Eindruck. Leider gab es keinen Lageplan, weshalb man nicht wusste, von wem was war, insofern auch hier ohne Angaben.
Raumansicht.
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Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit nunmehr sechs Jahren bin ich wieder in Deutschland und betreibe meine Kulturvermittlung jetzt von Hamburg aus. Meine letzte Rundmail ist eine Weile her, die Welt ist im Wandel, aber noch dreht sich unser Globus, mögen wir unsere Kulturen und Künste weiter zelebrieren.
Hier ein paar Highlights aus der Kulturgut Zentrale, die vielleicht das Interesse der einen oder des anderen dieser illustren Newsletter-Runde wecken:
Mein Rückkehrplan von China nach Deutschland ist vollbracht. Fünf Jahre lang durfte ich im Zuge einer Dissertation in ein Thema eintauchen. Das Ergebnis nennt sich „Experimentierfeld der Gegenwartskunst in China: Beijings Kunstviertel 798“. Eine Zusammenfassung, die gesamte Arbeit sowie ein Zeitstrang mit den wichtigsten Ereignissen von 1911 bis 2020 in Politik, Kultur und Kunsttendenzen finden sich hier.
Als Fan von Infografiken und zur Erkundung der neuen alten Heimat, habe ich eine Karte der Hamburger Kunstorte (in Arbeit) gebastelt. An Theater, Literatur, Film hat die Stadt einiges zu bieten, in der zeitgenössischen bildenden Kunst sah es mir bislang etwas mager aus. Sie tritt immer noch weit hinter Berlin, München, geschweige denn Beijing und Shanghai zurück, aber es sind doch sehr viel mehr Orte bei der Sondierung herausgekommen, als ich erwartet hatte. Es ist nicht alles Gold, was etwa in Pöseldorf glänzt, aber es gibt faszinierende Nischen zu entdecken.
Ebenfalls einiges zu entdecken gab es bei den „Deutsch-chinesischen Museumsgesprächen“, 2021–22, mit dem Goethe-Institut (China). Organisiert als Austausch zwischen Museen in China und Deutschland zu aktuellen Fragen der Museumszusammenarbeit, galten die Schwerpunkte Gegenwartskunst, Design und interkultureller Ko-Kuration. Das Programm, die teilnehmenden Institutionen und Kurator·innen finden sich mit vielen Referenzmaterialien in Text, Bild und Video online.
Ein Projekt, das ich aktuell als Übersetzerin begleiten darf, ist der Umbau des Figurentheaters und Museums Kolk 17 in Lübeck. In dessen Depot weilt ein wundersames Konvolut chinesischer Eisenstabfiguren aus Chaoshan, das im neuen Museum einen eigenen Raum erhalten soll. Die Eröffnung ist für März 2025 geplant, ein Termin, den man sich für die Offenbarung ungeahnter Welten unbedingt vormerken kann.
Diesen Herbst war ich nach vier langen Jahren endlich wieder in China. Eine Reise lohnt sich immer, am besten tritt man sie selbst an, vom Lehnstuhl aus geht es hier nach Beijing und hier nach Jingdezhen. Für 2024 steht Guangzhou auf dem Plan.
Da Hamburg ein Medienort mit zahlreichen Fotograf·innen ist, betreibe ich diese Profession jetzt vermehrt dokumentarisch für meinen Blog. Ich schreibe und konzeptioniere natürlich weiterhin, aber als neue Mission habe ich in den letzten Jahren das Korrektorat und Lektorat für mich entdeckt. Großes Vergnügen bereiten mir abschließender Feinschliff und in jeglicher Phase das Durchforsten von Gedankenblasen und Archivstrukturen.
Derweil baumelt eine imaginäre Diskokugel über meinem Schreibtisch: Am 1.1.2024 wird „Kulturgut 文化财富“ 15 Jahre alt.
Meldet euch und melden Sie sich gern, zum Beispiel wenn in Hamburg – jeder Nieselregen ist besonders auf seine ganz eigene Art.
Ich wünsche ein gutes, hoffentlich etwas weniger verhangenes, ein spannendes neues Jahr!
Herzlichste Grüße, Stefanie Thiedig.
Zeitstrang: 1911–2020 | 时间轴:1911–2020年 | Timeline: 1911–2020, 6.7.2023.
亲爱的朋友们和同事们:
在我回到德国的这六年多时间里,我在汉堡继续从事着文化交流的工作。相距上次给大家通信已有一段时间了,在此期间这个世界不断发生着各种变化,但我们的地球仍在持续运转,希望我们还愿来庆祝文化和艺术。
以下是一些来自文化财富中心的高光时刻,可能它们会引起此处这些显赫阅读者们的兴趣:
我已经完结从中国返回德国的计划。五年的时间我能沉浸在博士论文的一个课题中。结果叫“中国当代艺术的实验场:北京798艺术区”。论文摘要、全文以及从1911年到2020年在政治、文化和艺术趋势方面最重要事件的时间轴可在这里找到。
为了探索新老的家乡,作为一名信息图表爱好者的我绘制了一张汉堡艺术场馆的地图(还在制作中)。这座城市在戏剧、文学、电影方面有几个可圈可点之处,但当代美术至今仍略显匮乏。汉堡没法与柏林、慕尼黑相比,就更不用说北京和上海了,但探索的结果比我预想的要多得多。例如,在波塞多夫区(Pöseldorf),并非所有闪闪发光的都是金子,但也有令人着迷的地方值得发掘。
同样在与歌德学院(中国)共同组织2021–22年的“中德美术馆对话”项目之中,也有了许多新发现。作为中德两国美术馆之间就当前馆际层面合作问题的交流活动,其重点是在当代艺术、设计和跨文化联合策展方向的合作。该计划、参与机构和策展人可在网站上看到,并有大量文字、图片和视频参考资料。
目前我正在作为翻译参与的一个项目是位于吕贝克的Kolk 17木偶剧院和博物馆的翻新工程。在它的库房里有一批来自潮汕的中国铁枝傀儡,这些传奇式的收藏品将在新博物馆中拥有自己的空间。博物馆计划于2025年3月开馆,大家有机会一定要记住这个将为揭示一个难以想象的世界的日期。
今年秋天,在漫长的四年之后,我终于又回到了中国。旅行总是值得的,而且最好亲自去做,不过这边可以从靠椅到北京的时光,这边到景德镇的日子。广州已被放入了2024年的计划中。
因为汉堡是一个拥有众多摄影师的媒体中心,我现在越来越多地在博客上以纪实形式去从事这一职业。当然,我仍然继续写文本和概念,但近年来我发现校对和编辑(德文)是一项新的使命。我非常乐于在每个阶段对思维泡泡和档案结构进行相应的微调和筛选。
这时一个虚幻中的迪斯科球晃悠在我书桌上方:2024年1月1日,“Kulturgut文化财富”将满迎来15岁的生日。
请随时和我联系,比如在汉堡时——每场细雨都有其独特之处。
祝你和您新年快乐,希望会少些阴霾,多些精彩!
诚挚问候,由甲。
Hamburger Kunstorte | 汉堡艺术场馆的地图 | Hamburg’s Art Venues
Dear friends and colleagues,
It has been six years now that I am back in Germany running my cultural advisory from Hamburg. It has also been a while since my last newsletter, the world is changing, but may we, with our globe still turning, continue to celebrate our cultures and arts.
Here are a few highlights from the past years that may pique the interest of some of you in this illustrious group of newsletter readers:
My return plan from China to Germany is complete. I was allowed to immerse myself into one topic for five years in the course of a dissertation. The result is called “Experimental Field of Contemporary Art in China: Beijing’s 798 Art Zone”. An abstract, the complete work and a timeline with the most important events from 1911 to 2020 in politics, culture and art trends can be found here.
As a fan of infographics and to explore my new old home, I have started a map of Hamburg’s Art Venues (in progress). The city has a lot to offer in terms of theatre, literature and film, but contemporary fine arts have seemed a little remote for me so far. It still lags far behind Berlin, Munich, not to mention Beijing and Shanghai, but I did find a lot more places than I had expected. Not all that glitters in the district of Pöseldorf, for example, is gold, but there are some fascinating niches to discover.
There was also a lot to discover at the “Sino-German Museum Talks”, 2021–22, with the Goethe-Institut (China). Organised as an exchange between museums in China and Germany on current issues of museum cooperation, the focus was on contemporary art, design and intercultural co-curation. The programme, the participating institutions and curators can be found online as well as many reference materials in text, image and video.
One project in which I am currently participating as a translator is the renovation of the Kolk 17 puppet theatre and museum in Lübeck. In its depot is a wondrous collection of Chinese iron rod puppets from Chaoshan that will have its own room in the new museum. The opening is planned for March 2025, a date one definitely might take a mental note of to visit for the revelation of unexpected worlds.
This autumn, I was finally back in China after four long years. It is always worth a visit and best to do it yourself, but from the armchair, here it goes to Beijing, and here to Jingdezhen. Guangzhou is on the agenda for 2024.
As Hamburg is a media centre with numerous photographers, I am now increasingly practising this profession only as documentation for my blog. I still write and draft concepts, of course, but I have also discovered proofreading and editing (in German) as a new mission in recent years. I take great pleasure in fine-tuning and, at every stage of the process, sifting through thought bubbles and archival structures.
Meanwhile, an imaginary disco ball is dangling above my desk: on 1-1-2024, “Kulturgut 文化财富” will turn 15 years old.
Please do get in touch, for example when in Hamburg – here, every drizzle is special in its own way.
I wish you a happy, hopefully less foggy, an exciting new year!
All the very best, Stefanie Thiedig.
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Es ist still geworden in der Hauptstadt. Das merkte ich insbesondere an einem meiner letzten Tage auf einer Dachterrasse in der Nähe des Trommelturms. Ich saß unter ersten gelben Blättern in der Sonne – Smog scheint eine ferne Erinnerung zu sein – und blickte auf das Gewusel in der Gulou dong dajie. Wie sonst trubelten Fahrzeuge und Volk vor sich hin, aber ich hörte nur ganz gelegentlich ein Hupen, ich hörte Vögel, leichtes Blätterrauschen, Stimmengewirr, aber keinen Straßenverkehr. Einmal röhrte ein Motorrad vorbei und schreckte den Nachmittag auf, alle anderen Busse, Autos, Roller waren elektronisch unterwegs. Was ein Segen.
Die neue Station Beixinqiao mit Linie 5 und Anbindung an den Flughafen.
Doch auch der nächste Schritt, weg vom Individualverkehr, wird mit Vehemenz vorangetrieben. Allein in Beijing gibt es drei neue Schnellbahnhöfe (Chaoyang, Qinghe und Fengtai), insgesamt sieben, und selbst vom alten Bahnhof Beijingzhan im Zentrum fahren nun Schnellzüge. Dazu verzweigen sich inzwischen 25 Bahnlinien durch die Stadt, weitere sind im Bau. Ein Phänomen, das vorher schon existierte, mir aber jetzt erst bewusst wurde, weil in Europa zumindest versucht wird, in dieser Richtung etwas zu unternehmen, ist die fehlende Barrierefreiheit. Insbesondere der Wechsel von und zu den alten U-Bahnlinien 1 und 2 erfordert teilweise kilometerlange Wege und ständiges Treppensteigen. Es gibt zahlreiche Rolltreppen, aber auch bei den neuen Zugängen muss man immer wieder Stufen überwinden. Entsprechend ist kaum jemand mit Koffern oder Kinderwagen unterwegs, geschweige denn im Rollstuhl – und Stufen sind nur die mir offensichtlichen Barrieren. Eine Freundin erzählte, dass ihre 80-jährige Mutter aufgrund von Hüftproblemen so gut wie nie ihren Compound verlasse.
Stattdessen gibt es unterschiedlich heruntergekühlte Waggons. Begeistert war ich aber von den Anzeigen in den neueren Metros. Auch stehen hier gar Fahrstühle und Rolltreppen eingezeichnet, es gibt sie also wenigstens teilweise. Besonders hilfreich finde ich persönlich jedoch die Positionierung, wo ich bin und wo sich welcher Ausgang befindet. Noch besser fände ich es von den Gaode- und Tencent-Kartenapps (liebe Entwickler·innen), wenn sie mir anzeigten, wo ich am besten einsteige, um zu meinem Ausgang zu gelangen, doch das wird bestimmt nicht mehr lange dauern.
Linie 5, Station Tiantan dongmen, auf dem Weg zum Elektronikmarkt.
Eine bereits vollzogene Einrichtung in den Kartenapps ist, dass jetzt auch die Ankunft der Busse in Realzeit angezeigt wird, so wie zuvor schon in den Taxiapps:
Nebenbei: s. „5G“ oben rechts …
Da wird gerade beim Verkehr sind: Einige Brücken wurden zu regelrechten Straßen für E-Roller umfunktioniert – oder umgenutzt? Denn nett ist der Verweis, dass hier Autos verboten sind. Doch noch viel netter, dass zwar angeschrieben steht, man solle absteigen, aber da sich sowieso niemand dran hält, gibt es gleich Fahrspuren:
Unter dem blauen Schild zum Schieben des Rades die Ansage: 非机动车推行, für nicht-motorisierte Fahrzeuge.
Jemand berichtete mir stolz von einer(!) neuen Fahrradstrecke in Zhongguancun, da ist definitiv noch Luft nach oben. Aber vergesst nicht den Zweiten Ring mit seinem 33km langen Radweg auf dem fulu, der Nebenstraße.
Bevor ich mich jedoch weiter bewegen konnte, war einiges zu erledigen. Nachdem ich meine beiden Koffer in Dongzhimen aus der Flughafenbahn gerollt und gefühlt Tausende Treppenstufen hoch- und runtergewuchtet hatte, war ich nämlich nur körperlich angekommen. Da meine U-Bahnkarte längst deaktiviert war, konnte ich froh sein, dass man am Flughafen für die Fahrt noch Bargeld annahm. Denn um wirklich anzukommen, brauchte ich zunächst Zugriff auf mein altes Bankkonto, dann musste ich mir eine neue Handynummer freischalten lassen und digital werden. Ein Freund lachte: Du hast ja noch ein Portemonnaie!
China war vor vier Jahren bereits Äonen digitaler als, naja, als Deutschland sowieso. Seit Corona allerdings, währenddessen man zum Betreten jedes noch so kleinen Kiosks die Gesundheitsapp mit grünem Good to go vorzeigen musste, ist alles digital und jede·r muss mitmachen. Niemand nutzt mehr die U-Bahnkarte, eine EC- oder Kreditkarte, es läuft alles über das Handy. Nach der Reaktivierung meiner U-Bahnkarte (es waren noch 80 Kuai drauf und ich noch nicht wieder digital liquide), habe ich sie mir hinten ins Handy gesteckt, um nicht so altbacken aufzufallen. Problematisch wird es, wenn man sich für einige Apps nur mit chinesischer ID-Karte, nicht mit ausländischem Reisepass registrieren kann. Das fällt jedoch wohl unter Marginalien, denn, eine weitere, sehr offensichtliche Veränderung ist, dass man kaum noch Ausländer·innen sieht, selbst im Botschaftsviertel nur eine verschwindend kleine Anzahl.
2023 sollen 90% weniger Tourist·innen als 2019 nach China gekommen sein, s. 热点新闻: 游客降九成 外国人为什么不来中国旅游了?, vom 15.10.2023 (mit Dank für die Weiterleitung an Yingxin).
Vieles andere muss aber funktionieren, Bahnapps, Taxiapps, jegliche Bezahlfunktion, ob über WeChat oder Ali Pay. In den meisten Restaurant sind die Menüs nur noch per QR-Kode einsehbar, wo man dann auch gleich bestellen und bezahlen muss. „Alle ablehnen“, „Nur notwendige Cookies erlauben“? Das gibt es hier nicht, entweder man klickt „同意“, zustimmen, oder man ist nicht dabei. Man traut sich nicht einmal mehr, einen kleinen Löffel im Restaurant mitgehen zu lassen, weil alle deine Daten haben oder haben könnten. Ich habs probiert und den Löffel aus Nackenkriechschmerzen beim nächsten Besuch heimlich zurückgelegt. Jedenfalls sieht man all überall Aufladestationen. Nachdem man sich dort eingescannt hat, kann man eine Power Bank aus einem der Fächer ziehen und für die Zeit des Besuchs einer Ausstellung, eines Einkaufs oder auch von nur ein paar Warteminuten den eigenen Akku betanken. Schließlich halten die meisten Handys bei dieser Dauerbeanspruchung nur mehr einen halben Tag. Das German Center hat betreffende Leitfäden herausgegeben, o. J.: Digitales China I, Digitales China II.
Strom als neues Gold? Dafür ist er hier wie bisher zu billig. Wenigstens scheint an kleinen Schräubchen dem leider weiter überbordenden Verpackungsmüll begegnet zu werden und man sieht an zahlreichen Orten alle möglichen Nachfüllstationen:
Haben die Mülleimer in den Hutongs dazu inzwischen Griffe an Seilwinden? Sie funktionieren scheinbar weiterhin nicht über Retinascan, sollen aber bestimmt zur Abfalltrennung animieren oder vielleicht Fitnessübungen simulieren:
Hier noch ein schönes Exemplar aus einem Compound:
Können wir uns jetzt endlich Kunst ansehen?
Um einen Moment Geduld möchte ich noch bitten (oder einfach runterscrollen), denn auch den Kunstorten kann ich mich zunächst nur formal nähern, auch hier gibt es einschneidende Veränderungen.
Caochangdi 草场地
Das Kunstviertel Caochangdi stand bereits vor etlichen Jahren und immer wieder unter Abrissdrohungen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich die meisten Galerien anderweitig orientiert haben. Doch noch 2019 war es für mich selbstverständlich, bei White Space, ShanghArt, One Way, Taikang, Ink Studio, Telescope, Meile, Egg, Hua, bei Ying (颖), Ying (应) usw. vorbeizuschauen.
Ein ganz paar Galerien halten durch, wie lange, bleibt fraglich. Leider lohnt es sich kaum mehr, nach Caochangdi rauszufahren. Ich war allerdings während der Oktoberferien dort und habe das meiste entsprechend nur von außen betrachtet. Erstaunlich war für mich allerdings – im Nachhinein betrachtet: erstaunlich selbstverständlich, dass hier trotzdem weiter quirliges Leben herrscht. Der Abriss ist (bislang) ausgeblieben und die Dorfbewohner haben viele Orte übernommen, überall hängen etwa Anzeigen zur Wohnungsvermietung:
Traurig bin ich dennoch über die verschwundenen Kunsträume. Den Red Bricks 红一号院 ist als Galerie scheinbar einzig das Ink Studio 墨斋 geblieben.
Siehe für die Entwicklung von Caochangdi Luo Ying 罗颖: 草场地的进与退, in: Hi艺术, vom 26.10.2023 (mit Dank an Brian für die Weiterleitung). S. dort insbesondere die interessanten Grafiken, von 40 Galerien agierten aktuell 8, wobei ShanghArt noch dazugerechnet wird. Demnach sollen in den Red Bricks neben Ink Space auch Ying Gallery 应空间 und 305 Space 穹究堂 geöffnet haben.
Ink Studio 墨斋画廊 zeigte Grand Synthesis 集大成,得卓然: The Exraordinary Flower-Landscapes of Peng Kanglong 彭康隆的花卉山水, 16.9.–22.10.2023.
Bereits zuvor waren Showräume für Design in die Nachbarschaft gezogen, inzwischen haben sie sie übernommen, jetzt hauptsächlich für Möbel. Nun gibt es hier Niederlassungen, die sich beispielsweise Emotional World nennen.
So ist auch auf dem Gelände von ehemals Urs Meile jetzt das Yuan Museum angesiedelt, das sich als 艺术与设计博物馆, als Kunst- und Designmuseum versteht:
Eingangsbereich Yuan Museum, es lief von Ou Tingzhu & Chen Huanping 区廷柱 陈焕萍: Hints and Fragments 喑示和碎片, 3.–31.10.2023.
Taikang Space 泰康空间 hat geschlossen und mittlerweile das über lange Jahre angekündigte Museum nun im CBD (Central Business District) eröffnet, dazu unten mehr.
An der Tür der ShanghArt Gallery 香格纳画廊 flattert ein verwaschener Zettel, seit 1.7. werde renoviert. Hier scheint eine ganze Weile niemand vorbeigeschaut zu haben. Online liest man von einer vorübergehenden Schließung 1.7.–31.10.2023; andere erzählen, die Galerie kümmere sich momentan insbesondere um ihr Space in Singapur.
White Space 空白空间 zeigte ihre letzte Ausstellung in Caochangdi im Sommer 2023. Mit einer Handvoll Galerien ist sie inzwischen nach Shunyi nahe Flughafen in den dortigen Freihafen (Freeport 自由港) gezogen. Es handelt sich bei Freihafenkonstruktionen um Areale der Steuer- und Zollfreiheit, solange die Waren den Ort nicht verlassen. Normalerweise werden Freeports als Lagerstätten für Kulturgüter verwendet. Neue Adresse: 北京市顺义区金航东路3号院17号楼1层(天竺综合保税区).
Noch da sind – wenn auch Anfang Oktober geschlossen:
Egg Gallery | EGG画廊, sie zeigte die Gruppenausstellung Graphic Poems 图形诗, 26.8.–8.10.2023.
Die Three Shadows Gallery 三影堂 existiert noch, inzwischen mit 60 RMB Eintritt.
Und weiter die Gasse runter, am Ende rechts, hat Zhang Tao 张涛 das CAAW 艺术文件仓库 (China Art Archives and Warehouse) übernommen und betreibt es unter dem Namen Art Granary 艺术粮库 als Galerie, hier und geöffnet mit der Ausstellung von Ga Rang 嘎让: Thus 如是, 1.10.–11.11.2023.
Ga Rang 嘎让: O. A.
Ebd., Detail.
Diese Darstellung am Eingang des Kreativparks 醉库国际文化创意园 von Caochangdi ist vermutlich spielerisch für Kids gemeint, hinterlässt gerade momentan aber kein gutes Gefühl:
Drinnen lässt es sich jedoch weiterhin sehr gut aushalten:
Und dass auch hier niemand Krieg mit Taiwan will, sollte eigentlich nicht erwähnt werden müssen, dem Westen gegenüber vielleicht aber schon.
Heiqiao 黑桥
Bereits im Eck, wollte ich mir das ehemalige Künstler·innendorf Heiqiao ansehen, wo ich so viel Zeit verbracht habe … am einst toxischen Bachlauf mit giftigem Grundwasser in verwesender Luft, weil die Anwohner·innen Müll zur Kupfergewinnung an den Straßenrändern verbrannten. Wer in diesen Jahren frisch in Beijing ankommt, wird nicht glauben, was hier einmal los war. Nach dem Abrisssommer 2017 dachten wir, hier würde wie vielerorts eine Immobilienstadt hochgezogen werden. Entstanden ist ein riesiger Park, egal, ob nun von 68 Hektar (Landscape Institute) oder 138 Hektar (Baike) die Rede ist. Auf Baike steht, der Park sei als Teil von Beijings „zweiter Grünbarriere 二道绿隔“ angelegt worden, mit Zehntausenden von Bäumen und Sträuchern sowie einer Seenplatte mit Feuchtgebieten, ökologisch und landschaftsplanerisch scheinbar wohl durchdacht. Es ist tatsächlich schön geworden. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich das Jetzt und gleichzeitig das Einst glauben kann. Von den damaligen Kunstorten habe ich keinen wiedergefunden, auch wenn ein Bekannter meinte, dass dieser oder jener See einst der kleine Teich in der früheren Gasse Erdao bahao 二道八号 gewesen sein soll.
Eine ehemalige Freilichtbühne. Ich kannte sie vorher nicht.
Ist das nicht das Gebäude des alten Poloclubs nahe beim ebenfalls ehemaligen, wenn auch noch nicht abgerissenen Künstler·innenviertel Huantie hinterm Filmmuseum?
Diesen staksigen Quacksalbern mit lauthals herrischer Stimme will man eigentlich nur und also der Intention entgegen über den Rasen hinweg ausweichen. Denn sobald man auf dem vorgesehenen Weg ihren sensorischen Radius betritt, wird man zu kultiviertem Verhalten in diesem doch sonst so schönen Fleckchen Erde aufgefordert. Da ist es wieder, das China-Phänomen: Wenn die Entscheidungsträger·innen zur Regulierung offensichtlichen Blödsinn ersinnen, sucht sich das Volk eigene Wege, hier einen Trampelpfad durch die Bäume.
Am Nordtor findet sich die „Chronik des Heiqiao Parks 黑桥公园记“. Das Künstler·innendorf ist mit keinem Zeichen erwähnt.
Luomahu 罗马湖
Auch aus dem Künstler·innenviertel Luomahu in Shunyi, westlich vom Flughafen und näher am 6. als am 5. Ring, in das viele von Heiqiao aus umsiedelten, waren noch vor Corona die meisten wieder weitergezogen, gut zweihundert Künstler·innen. An der einen Seite des Sees war damals schon, ist inzwischen eine noch dichtere Restaurantlandschaft erwachsen.
Als mir ein Flyer für eine Ausstellung in Luomahu unter die Augen kam, wollte ich mir natürlich ansehen, was hier noch los ist. Vielleicht zwanzig Künstler·innen wohnen weiterhin in der Umgebung, in Häusern, nicht mehr in großen Studios, insofern mit kleineren Formaten. Das Space nennt sich BRC, Adresse: 顺义区后沙峪镇罗马湖罗东路28号.
Hier ein paar Impressionen, o. A.:
Ebd., an der Fassade.
Ebd.
Ebd., mit Kunstrasen.
Die Leinen angelten sich die auf Wänden und an Hausrändern verteilten, bunt bemalten Steine und verbanden damit die einzelnen Werke:
An unabhängigen Kunstorten scheint es in Beijing kaum noch welche zu geben. Selbst die Gao Brothers 高氏兄弟 sind nicht mehr im 798. Bleibt zu hoffen, dass sich das mit der Öffnung und in den kommenden Jahren wieder ändert.
Kunstviertel 798 | 798艺术区
Selbst die Kanaldeckel sind mittlerweile im Corporate Design, und es gibt eine eigene Müllabfuhr sowie autonom fahrende Snackmobile.
Eine Freundin meinte leicht nostalgisch, unschlüssig, ob angetan oder wehmütig, hier sei jetzt alles so sauber: „Es riecht nicht mehr wie vorher nach Fabrik.“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals Fabrikgeruch im 798 wahrgenommen habe, aber der Staub, der sonst durch die Schluchten zog, wird jetzt von Bäumen aufgesogen. Was mir tendenziell lieber ist. Auch die Verkehrsberuhigung kann ich nur befürworten. Allerdings ist es insgesamt wirklich etwas zu aufgeräumt.
Ansonsten ist es hier noch einmal sehr viel kommerzieller geworden, die Galerien schotten sich mit noch einmal erhöhten Eintrittspreisen weiter ab, und ein merkwürdiger Trend hat Einzug erhalten: Zahlreiche Galerien sind nicht mehr als solche einsehbar, man muss wissen, wo sie sind, um die Kunst zu Gesicht zu bekommen.
Galerien
Tang Contemporary 当代唐人 zeigte im Space 1 | 第一空间 von Yang Baodu 杨伯都: In the Court 在圆室, kuratiert von Cui Cancan 崔灿灿, 28.9.–29.10.2023.
Installationsansicht 展场.
Henri Matisse 亨利·马蒂斯. 40x30cm, acrylic on canvas, 2023.
Das mochte ich, wie allgemein den Auftritt, hauptsächlich aus formalen Gründen, weil es in die Wand eingelassen war.
Ebd., Detail.
Installationsansicht 展场.
In the Museum – In the Court b 11: 01 | 在美术馆-圆室b 11:01. 189,5x107cm, oil on canvas, 2023.
In the Museum AL 5: 04 | 在美术馆 AL 5:04. 18x28cm, oil on wooden board, 2023.
Im Tang Space 2 | 唐人第二空间 lief von Chun Kwang Young 全光荣: The Dimension of Threshold 阈限之维, kuratiert von Feng Boyi 冯博一, 28.9.–29.10.2023.
Aggregation21–DE188 | 聚合21–DE188. 175x145cm, mixed media with Korean mulberry paper, 2021.
Ebd., Detail.
Aggregation03–BJ001 | 聚合03–BJ001. Ø 310cm, mixed media with Korean mulberry paper, 2003.
Galleria Continua 常青画廊 zeigte von Hans Op de Beeck 汉斯·欧普·德·贝克: Vanishing 消失, 26.5.–22.10.2023 – dessen Arbeiten meiner Meinung nach besser als Konstruktionen gesamter Räume funktionieren, so sein „The Collector’s House“ auf der Art Basel 2016 – im 798 diese Arbeiten:
Celeste (Smoking) 西莱斯特(吸烟). 167x40x40cm, sculpture, wood, polyester, coating, 2020.
Happy Birthday 生日快乐. 105x225x105cm, sculpture, wood, steel, polyamide, polyester, coating, 2020.
Vanishing Point 灭点. Animated film, o. A.
The Conversation 交谈. 149x81x83cm, sculpture, wood, polyester, coating, 2019.
Wild Ocean and Stars 怒海与星河. 118x147x3,6cm, painting, black-and-white watercolour on Arches paper in wooden frame, 2023.
Seascape 海景. 101x122x7,5cm, sculpture, polyester, metal, coating, 2022.
Stargazing 观星. 199,5x146,5x146,5cm, sculpture, wood, polyester, epoxy, resin, polyamide, steel, fibreglass, coating, 2020.
Long March Space 长征空间 zeigte von Chen Chieh-jen 陈界仁: Detoxify Illusion with Māyā 以幻解幻, 5.8.–22.10.2023. Der Raum war, entgegen dem Eindruck der Langzeitbelichtung auf dem Foto, so dunkel, dass man die Hand nicht vor Augen sah. Ich finde den Ansatz partiell ausgeschalteter Sinne prinzipiell ganz gut, aber hier gefiel mir nur der Ausstellungstitel, ansonsten stand ich vor einem Mann im Regen
konnte mich nicht auf ihn einlassen:
In a World Losing Multiple Worlds I / II | 在没有世界的世界中 I / II. Videoinstallation, 6K transcoded to 1080p, b/w, single-channel, sound, 2’38” / 4’08’’, 2022.
Sechs Dokumente.
Magician Space 魔金石空间 hat mit Li Li 李逦 eine neue Direktorin. Sie zeigte die malerische Weiterentwicklung von Shi Guowei 史国威: 2021–2023, 16.9.–21.10.2023 (mir gefielen seine 2019 ausgestellten Arbeiten besser):
Scene A&B | 场景A&B. 130x171cm, C-print, colour ink, 2023.
(Links 左:) Wall 2022 | 墙 2022. 150x150cm, painting on photograph, 2022.
(Rechts 右:) Wall 2023 | 墙 2023. 150x154cm, C-print, colour ink, 2023.
Wool 羊毛. 180x198cm, C-print, colour ink, 2021.
Galerie Urs Meile 麦勒画廊 zeigte erneut Wang Xingwei 王兴伟: Love Expert 恋爱砖家, 24.8.–29.10.2023:
A Sunday Afternoon in the Youth Park (3D photo card) 青年公园的星期天下午(立体画). 50x98cm, 3D photo card, 2009.
Da mit 3D-Effekt, seitlich fotografiert.
Passionate Love 热恋. 240x200cm, oil on canvas, 2022.
Oedipus and the Sphinx (Proposal 1993) 俄狄浦斯和斯芬克斯(求婚1993). 240x200cm, oil on canvas, 2021.
Unten an der Treppe zur HdM Gallery befand sich dieser Zettel, auf dem Rückweg war er verschwunden – die einzige kleine Rebellion außerhalb von Bildwelten, der ich gewahr wurde:
„我们实体还活吗?!我卖的很贵吗?!!!/ 我好话说前头了。你还搜我直接怼!“ Etwa: Leben wir Substanzen noch?! Verkaufe ich so teuer?!!! Weil ich so nett bin, sage ich es erneut: Während du noch suchst, bin ich direkt dagegen!
Bei HdM 和维画廊 sehe ich eigentlich immer vorbei, auch wenn die Auswahl meinem Geschmack meist ebenfalls nicht entspricht. Gezeigt wurde von Fan Jing 范婧: As You Like It 皆大欢喜, 23.9.–28.10.2023:
Death of the Swan 天鹅之死. 150x100cm, oil on canvas, 2023.
(Links 左:) Group Exercise 团体运动. 112x180cm, oil on canvas, 2023.
(Rechts 右:) Group Exercise 2 | 团体运动2. 112x180cm, oil on canvas, 2023.
Housewife 主妇. 50x40cm, oil on wood board, 2023.
Tokyo Gallery 东京画廊 zeigte die Gruppenshow Part of Neo-Mōrōism Exhibition Series: Field 新朦胧主义系列展 :场, 16.9.–21.10.2023. Es handelt sich um die zwölfte „Neo-Mōrōism“-Ausstellung seit 2013. Der Begriff entstamme den japanischen Nebelbildern von Anfang des 20. Jahrhunderts, und die Galerie suche mit dieser Reihe in Ausstellungen und akademischen Symposien „an oriental texture that combines humanity, divinity and nature“:
Ye Jianqing 叶剑青: 江边. 70x240cm, oil on canvas, 2014.
Zhu Jianzhong 朱建忠: 拂风. 280x200cm, ink on paper, 2023.
Tian Wei 田卫: 叹. 360x145cm, watercolour on Xuan-paper, 2022.
Jiang Feimo 蒋非默: 默照 - 离微. 200x100cm, ink on canvas, 2022.
In der Space Station 空间站 lief von Lin Haizhong 林海钟: Notes on Brushwork 笔法记, 2.9.–29.10.2023:
The Honggu Mountains 洪谷神征图. 445x340cm, ink on paper, 2023.
Platform China 站台中国 zeigte von Gong Jian 龚剑: Burning Life 沸腾的生活, 16.9.–22.10.2023, ziemlich plakativ, aber nicht uninteressant:
Goodbye Earth No. 2 | 再见地球 NO.2. 230x170cm, acrylic on canvas, 2023.
Goodbye Earth No. 3 | 再见地球 NO.3. 160x118cm, acrylic on canvas, 2023.
Dance: The Fool Removes the Mountains No. 2 | 舞蹈——愚公移山 NO.2. 200x250cm, acrylic on canvas, 2021.
Bedtime Story No. 2 | 睡前故事 NO.2. 230x107cm, acrylic on canvas, 2023.
Cash Cow 摇钱树. 72x55cm, acrylic on canvas, 2023.
The Spinning Wheels and Carpets 纺车和地毯. 230x170cm, acrylic on canvas.
Iran 1979 No. 2: Mohammad Mossadegh | 伊郎1979 NO. 2: Mohammad Mossadegh. 45x35cm, acrylic on canvas, 2019.
O. A.
Modernity 现代性. 190x138cm, acrylic on canvas, 2021.
Das Soka Art Center 索卡艺术中心 zeigte von Yang Xun 杨勋: Roaming in Illusion 潋滟玲珑, 16.9.–21.10.2023:
Bones od Clouds No. 1 | 庆云骨 NO.1. 200x150cm, oil on canvas, 2021–22.
Splendid Spindrift No. 1 | 锦浪 NO.1. 200x150cm, oil on canvas, 2021–23.
Red Gate 红门画廊 zeigte mit Early Work in the Collection of Brian Wallace 布朗·华莱⼠的早期收藏: Red Hot – Red Gate: Collecting from 2000 to 2009 | 火红红火:藏于千禧年代, 27.9.–26.10.2023:
Installationsansicht 展场.
(Mitte 中:) Li Xiaofeng 李晓峰: Beijing Memory No. 5 | 北京记忆之五. 110x70x65cm, Qing period shards, 2009.
Lan Jinghua 蓝京华: Brick Series 画像砖系列. 24x11,5x5,5cm, ancient black brick, 2008.
Hive 蜂巢 zeigte zum einen von Aya Ito 伊藤彩: Magic Spittle 魔法垂涎, kuratiert von Zhao Xiaodan 赵小丹, 16.9.–24.10.2023:
The Hole 穴. 157x230cm x4, oil on canvas, 2015.
Be (Bread) D – Man 床侠 / 面包人. 181,8x227,3cm, oil on canvas, 2023.
Niko Not Here or There? 尼克不知身在何方?145,5x112cm, oil on canvas, 2023.
Außerdem lief bei Hive die Gruppenausstellung Polyreality 聚合宇宙, kuratiert von Saša Bogojev, 16.9.–24.10.2023:
Matthew Hansel: The Beach 沙滩. 81,3x101,6cm, oil and flashe paint on canvas, 2023.
Sainer: Gardening 造园. 160x180cm, acrylic on canvas, 2023.
Tat Ito 伊万希尔 (alle 全部): 33,5x24,2x3,4cm, acrylic gouache, gold leaf on paper mounted on panel, 2023.
(Links 左:) Performing Reality 演绎现实.
(Mitte 中:) Villa 庄园.
(Rechts 右:) UEUP.
Martyn Cross: (Links 左:) Big Face 1 巨像1. 150x120cm, acrylic on linen, 2023.
(Rechts 右:) Face Sculpture 3 | 面部雕塑3. 40x32cm, acrylic on linen, 2023.
Stipan Tadic: 4 Ads in the Subway 地铁中的四件画报. 50x40cm, oil on canvas, 2021.
Mit QR-Kode daneben zu einem Clip von 20 Sekunden und den animierten 4 Ads in the Subway.
Fan Jing 范婧: Fool’s Game 愚人游戏. 180x110cm, oil on canvas, 2023.
S. zu Fan Jing hier im Post: HdM.
Joke Derycke: Konijn met pruimen – Rabbit with Prunes 梅子与兔. 140x190cm, oilpaint, acrylics, charcoal, graphite, pastel on canvas, 2018–22.
Stefano Perrone: Dinamiche di coppia. 121x101cm, oil on canvas, 2023.
Luke Agada: Everywhere In-between 介于两者间的每一寸. 137x122cm, oil on canvas, 2023.
Das Zero Art Center 零艺术中心 zeigte in der Reihe Zero Femine Art+ | Zero女性艺术+ die Gruppenausstellung Nest Planning 倾巢计划, 1.10.–5.11.2023:
Installationsansicht 展场.
(Vorne 前:) Lin Yi 林仪: 毛毛、酥酥、微微、晃晃. Dimensions variable, zip tie, stone, 2023.
Dies.: 刺头儿. 30x30x20cm, zip tie, nylon, 2023.
Liu Minghui 刘明慧: A4-100次曲·伸. 21x29,7cm, 纸、绣绷装置可敲打,触摸,可折叠100次, 2015.
Tian He 田禾: 水NO.4. 50x45x11cm x3, resin colouring, 2017.
Gao Xianxing 杲先行: . 25x25x15cm, 陶瓷、往复电机、钉子, 2023.
Yue Yanna 岳艳娜: 时间系列作品之西西弗斯. 40x58x38cm, mixed material, 2022.
Dies.: 时间系列作品之沙漏. 40x58x38cm, mixed material, 2022.
Leider geschlossen hatten u. a.: Beijing Commune 北京公社, die letzte Ausstellung lief bis Mitte September 2023; und N3 Contemporary 三遠, es lief von Dong Dawei: Fractals 分形, 20.9.–3.11.2023; sowie Spurs Gallery 马刺画廊, ehemals Boers-Li 博而励画廊, mit der Gruppenshow der Yale MFA Painting and Printmaking Class of 2023 耶鲁大学2023届绘画暨版画艺术硕士作品展: A Breath on the Glass 暖息, 1.9.–8.10.2023.
Neue Galerien
inner flow, laut Selbstdarstellung eine 2021 gegründete „Contemporary Art Development and Promotion Platform fully owned by POP MART | 是POP MART旗下的青年当代艺术运营机构“, präsentiert sich auf der Website der Plattform mit zahlreichen niedlichen Keramikfiguren. Als Ausstellungen werden dort vor allem temporäre Räume angepriesen, mit Firmensitz in Wangjing. Einiges an Kitsch wird auch in der inner flow Gallery (Weibo-Link) an der gegenüberliegenden Ecke des ehemaligen Parkplatzes vom 798 Auktionshaus gezeigt, 798 East Street D0805 | 798东街D0805, aber nicht nur. Hier lief die Gruppenausstellung: Brand New 崭新的, 27.9.–29.10.2023:
Jiang Xiaoyu 蒋小余: Banana 香蕉. 80x60cm, acrylic on canvas, 2021.
Ders. (links 左): Boxing Triptych – Attacking Boxer 拳王三联画——进攻的拳王. 200x183cm, acrylic on canvas, 2020.
(Rechts 右:) Boxing Triptych – Boxer in Defense 拳王三联画——防守的拳王. 200x183cm, acrylic on canvas, 2020.
Su Hang 苏航: Cloud and Mist 云雾. 200x220cm, oil on canvas, 2023.
Wang Xuehai 王雪海: (Links 右:) Knot #3 | 结#3. 120x160cm, acrylic on canvas, 2023.
(Rechts 左:) Ginseng, Impulse and Fall 人参,冲动与坠落. 100x120cm, oil on canvas, 2023.
Santo Hall 仚東堂, 2023 eröffnet, südlich von Meile, zeigte von Bu Yunjun 卜云军: The Elephant in the Room 大象, kuratiert von Fiona He 贺潇, 28.9.–5.11.2023:
Untitled 无题. 121x150cm, spray paint, edition 5+1AP, 2014.
Untitled No. 3 | 无题No.3. 150x250, oil stick on paper, 2021.
Untitled 无题. 50x37,5cm, spray paint, edition 3+1AP, 2018.
Untitled 无题. 150x111cm, spray paint, edition 5+1AP, 2019.
One Gallery 一艺术中心, in der 706 North 1st Street | 706北一街, zeigte als Eröffnungsausstellung die des Galeriebesitzers Qiao Zhenyi 乔振一: The Density of Confusion 惑之密度, kuratiert von Du Xiyun 杜曦云, 29.9.–28.10.2023:
Installationsansicht 展场.
Entropy 熵. Detail, dimensions variable, drills, 2022.
Tug of War 拔河. 120x300x70cm, stainless steel, 2023.
Emptiness 空. 500x50x30cm, hooks, iron chains, 2022.
Früher XC.HuA Gallery, jetzt Hua International 户尔空间 ist von Caochangdi ins 798 gezogen, in die 798 East Street | 798东街 nördlich von Magician. Hua zeigte von Alfredo Aceto und Jenkin van Zyl: A Curtain, that Is a Room on Uranus 一帘帷幕,即是天王星上的一间房间, 23.9.–21.10.2023:
(Links 左:) Jenkin van Zyl: Palace of Wasted Footsteps 徒劳脚步的宫殿. Inflator, blow fan, 3 editions, 2023.
(Rechts 右:) Alfredo Aceto: Egg Man 蛋人. 315x150cm x11, 3 editions, 2023.
Jenkin van Zyl: Curtain Call 谢幕. Filmstill, 4K video, colour, single-channel, stereo sound, 6’12’’, 2020.
Die neu eröffnete Galerie Simulacra, 798 Middle 2nd Street | 798中二街, zeigte von Wu Linghao 吴凌昊: Hinterland @ Through Stomach Surgery¿¿Table Dipped in Soaked //// Blue 辛特兰@穿过胃部手术¿¿台浸泡着////蓝色, 16.9.–8.10.2023:
Installationsansicht 展场.
Operation Table. 180x200cm, oil on canvas, 2023.
Eine große Neuheit im 798: Man muss wissen, wo es hingeht. Wie in diesem Beispiel von Simulacra haben einige Galerien damit begonnen, nicht einmal mehr einen Ausstellungshinweis von außen anzubringen. Hier ist sogar nur der Galeriename unten auf dem Boden vor der Tür eingraviert.
Stemmt man die schwarze Stahltür zu Simulacra auf, scannt man sich Eintrittspreise und Broschüre.
Über die Urban Mirage (UM) Gallery findet man nicht viel. Laut Selbstdarstellung auf WeChat (ID: UM 城市蜃楼) soll es sich um eine Berliner Galerie handeln, die zur Terracons Gruppe (eine Energieberatungs-GmbH in Oberhaching?) gehöre. Mehr Infos bot die Mannheimer Siebdruckerei Antighost, die die Galerie auf ihrer Website erwähnt und (mit bestem Dank) für Auskünfte erreichbar war. Demnach seien die Siebdrucker mit einigen Werken bei UM vertreten; der chinesische Betreiber soll in Unterhaching gelebt und dort für Terracons GmbH gearbeitet haben. Eine eigene Website hat die Beratungsfirma nicht, dafür existieren online zahlreiche verschiedene Ortsangaben. Wieder laut WeChat soll die UM Gallery im Sommer 2021 in der 798 Middle 1st Street | 798中一街 eröffnet haben. Es lief die Gruppenshow Blickwinkel 视角, 28.9.–16.10.2023:
Installationsansicht 展场.
Double Double Gallery 協力空间, im Sommer 2023 eröffnet, ebenfalls in der 798 Middle 1st Street | 798中一街, gegenüber von Long March, zeigte von Wu Xiaohuan 吴小欢: Xiaoyingzu 1st 小郢组一号, 23.9.–26.10.2023:
Installationsansicht 展场.
Die More Art Gallery, neben Platform China, zeigte ihre Eröffnungsshow Paintings of Black Bridge: A Trailer 黑桥的绘画——非正片, 27.9.–27.10.2023. Interessant, dass auf den Bildtafeln die Verweise „Original work 原作“ zu finden sind:
Wu Di 吴笛: Untitled 无题. 96x76cm, oil on canvas, marker, 2016.
Wu Dawei 吴大伟: Reference Object 参照物. 60x80cm, oil on canvas, 2023.
Soul Art 颂艺术中心 ist ebenfalls neu, seit 2022, hier der Hintereingang, vorne neben Tang 2nd Space zugänglich bzw. eigentlich nicht zugänglich. Es handelt sich um einen Showroom für Fashion von Su Mang 苏芒, der ehemaligen Chefredakteurin von Harper’s Bazaar China. (Siehe für einen Blick der Innen- und Außenarchitektur das Designbüro Temp.) Soul von hinten:
Wer Tang+Yao sein sollen, wollen die Suchmaschinen bislang nicht verraten. Früher war hier das Ginkgo Space 今格空间. Im Sommer 2023 sollen ein Space im M50 in Shanghai und eins in Shenzhen eröffnet worden sein, in Beijing werde ein neuer Ort gesucht. Tang+Yao sehen aktuell so aus:
Auch neu, mit goldener Pforte, das Macalline Center of Art (MACA) 美凯龙艺术中心, 706 North 1st Street | 706北一街, hier eine der Performances von He Zike 贺子珂: Dreams Delivered, the Fireplace Is Burning Out 壁炉熄灭前,隔空投送的梦 der Reihe Vortex in Beijing: Five Moments at Midnight 漩涡在北京:五个向晚时刻, 1.–5.10.2023. Der Ort ist super, die Show war leider langweilig:
Institutionen
Kunst hat ihren Preis und sollte ihn auch haben. Immerhin sind staatliche Museen in China zwecks Bildungsauftrag seit 2006 gratis. Die Eintrittsgelder privater Institutionen ab 120 RMB entsprechen denen europäischer Museen, aber es sind nicht mehr nur UCCA und M Woods, sondern inzwischen fünf, sechs weitere, die im 798 teilweise bis 180 Kuai für einen Blick verlangen. Insofern habe ich nur einige besichtigt.
UCCA 尤伦斯 zeigte Matisse by Matisse 马蒂斯的马蒂斯, 15.7.–15.10.2023:
Installationsansicht 展场.
The Buffet (After Chardin). 191x128,6cm, oil on canvas, 1896. National Center for Visual Arts – Ministry of Culture and Communication, deposited at Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, 2001.
The Ray (After Chardin). 115x142,5cm, oil on canvas, 1897–1903. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Nude in the Studio. 74,4x57cm, oil on canvas, ca. 1899. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1982.
Small Thin Torso. 11,5x5,5x5cm, plaster, single edition, 1929. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1982.
Self-Portrait. 65,5x54,3cm, oil on canvas, January 1 to 16, 1918. Donation of Marie Matisse to the French State, Musée d’Orsay (Paris), deposited at Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis 1978.
Portrait of Madame Paley. 66,7x51cm, charcoal on watercolour paper, 1936. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Lithographic Stone from the “Acrobatic Dancers”. 66x44x8cm, limestone lithographic stone, 1931–32. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, acquired with support of The Regional Museum Acquisition Fund 2016.
Window in Tahiti or Tahiti II. 238x183cm, gouache and tempera on canvas, December 18, 1935–March 15, 1936. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Etwas verwundert bin ich hier, dass Appropriation überhaupt nicht thematisiert wird.
(Links 左:) Oceania, the Sky. 177x360cm.
(Rechts 右:) Oceania, the Sea. 176x395cm.
(Beide 两者:) Print on raw linen, produced by Zika Ascher based on paper and gouache cut-outs by Henri Matisse, edition 8/30, 1946. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Hélène Adant: “Oceania, the Sky” and “Oceania, the Sea”, Matisse’s Apartment-studio, Boulevard Montparnasse, Paris, 1946. 16,6x22,9cm, gelatin silver print, 1946. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis.
(V. l. n. r. 从左到右:) Large Head of Katia. 65x50cm, aquatint on BFK Rives wove paper, trial proof, ca. 1950–51.
Nadia with a Round Face. 66x50cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 2/5, 1948.
Nadia with a Serious Look. 56x37,5cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 2/5, 1948.
Nadia with a Cheerful Smile. 56x37,5cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 2/5, 1948.
Mask of D.A. II. 52,5x38cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 4/5, 1948.
Nadia – Smiling Mask. 52,5x38cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 4/5, 1948.
(Alle 全部:) Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Interior with Bars of Sunlight. 73x50,3cm, oil on canvas, October 22–23, 1942. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, acquired with support of The Regional Museum Acquisition Fund 1995.
Self-Portrait. 50x33cm, lithograph on Annam paper pasted on Arches wove paper, edition 5/50, 1951. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1982.
The Wolf. 42x65cm, stencil print on Arches wove paper, 1947. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Alice Tériade 2000.
Spirals (project for the gate of Albert D. Lasker’s Mausoleum). Spiral diameter 9cm (5), 24cm (10), ink on cut-outs, 1953. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1995.
Vence, the Final Masterpiece, 1948.
Study for the Liturgical Tablecloth of the Vence Chapel I. 56x38cm, aquatint on Marais paper, edition 15/25, 1949. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis.
Woman with a Lute. 158,5x212cm, wool, high warp tapestry produced by Gobelins based on a cartoon by Henri Matisse, May 14, 1949–October 23, 1950. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Emile Frédéric Hébert: Long cashmere shawl from the collection of Henri Matisse. 340x154cm, cashmere wool and lance decoupe silk, 1863–67. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis.
A Celebration in Cimmérie. 33x26cm, aquatint on paper, 1964. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Barbara and Claude Duthuit 2010.
Und auf einmal hing dort ein Picasso, ohne Ansage, warum, die beiden waren schließlich nicht die besten Freunde:
Pablo Picasso: Head of a Woman with a Crown of Flowers. 66x50,7cm, oil and graphite pencil on paper, July 22, 1969. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Alice Tériade 2000.
“Gate of the Portuguese Nun,” illustration for “Letters” by Marianna Alcaforado. 27x21,9cm, ink on paper, 1945. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Alice Tériade Bequest 2007.
In einer letzten Sektion hängen einige Werke chinesischer Künstler (alle männlich), die Matisse beeinflusst hat:
Li Luogong (Heishaluo) 李骆公(黑沙骆): Self-Portrait 自画像. 40,6x31cm, oil on panel, 1942–44. Courtesy Li Busan 李不酸.
Ting Yin Yung 丁衍庸: Woman at the Window 窗前的女人. 17,5x27,5cm, watercolour on paper, 1931. Courtesy Tan Chong Khoon 陈宗坤.
Guan Zilan 关紫兰: West Lake, 1929 | 一九二九年西湖. 43x56cm, oil on canvas, 1929. Private collection.
Umehara Ryūzaburō 梅原龙三郎: Spring View of West Lake 西湖春晓. 51x63cm, oil on canvas, 1929. Private collection.
Guan Liang 关良: Female Generals of the Yang Family 扬门女将. 33,5x34,5, oil on paper, 1977. Courtesy Tian Ge 田歌.
Hatte ich bereits erzählt, dass ich Matisses Rotes Atelier im Dezember 2022 in Kopenhagen bewundern durfte?
Fast noch sehenswerter aber ist im UCCA von Maria Lassnig 玛丽亚·拉斯尼格: Happy Martian 火星来客, 2.9.2023–7.1.2024:
Happy Martian. 100x85cm, oil on canvas, ca. 1986–99. Private collection, Vienna.
(Links 左:) Extraterrestrial. 125,1x100cm, oil on canvas, 1992. Maria Lassnig Foundation.
(Rechts 右:) Inner View / X-Ray Self I. 125x100,2cm, oil on canvas, ca. 1987. Maria Lassnig Foundation.
Astronaut Baby. 203x147cm, oil on canvas, 1991. The Albertina Museum, Vienna, The Haselsteiner Family Collection.
Triple Self-Portrait / New Self. 173x230cm, oil on canvas, 1971. Maria Lassnig Foundation.
Self-Portrait with Muzzle. 96,8x127,2cm, oil on canvas, 1973. Maria Lassnig Foundation.
Auditus Auditor. 50x70,1cm, pencil and watercolour on paper, 1996. The Albertina Museum, Vienna.
Hard and Soft Machine / Small Science Fiction. 125x200cm, oil on canvas, 1988. Maria Lassnig Foundation.
Taking the Bull by the Horns. 145x200cm, oil on canvas, 2003. Maria Lassnig Foundation.
Tragic Duet / Dramatic Duet. 200,1x205cm, oil on canvas, 1987. Maria Lassnig Foundation.
Minsheng Art Museum 民生现代美术馆 zeigte 文明的传承:以启山林——百年巨匠艺术大展 (etwa: Erbe der Zivilisation: Die Erleuchtung der Berge: Ein Jahrhundert meisterhafter Kunst), kuratiert von Wang Lei 王磊, 8.7.–16.10.2023. Dass ich hier nicht hinein bin, bereue ich, der doch (zumindest bis 2019) sehr chinesische Akademieansatz auf Parteilinie ist eigentlich immer interessant (bis schaurig national, aber man lernt viel).
Die letzte Ausstellungsankündigung der Faurschou Foundation 林冠基金会 wurde auf WeChat (ID: faurschoubeijing) im Oktober 2022 gepostet, auf der Website kann Location: Beijing nicht mehr aufgerufen werden. Sie hat wohl inzwischen – wenn auch noch nicht offiziell, ganz vielleicht nur vorübergehend? –, leider geschlossen:
Neue Institutionen
Das 798 Cube am Originality Square war lange im Bau, ist riesig geworden und nun eröffnet. Es handelt sich um eine Bespielung der 798 Culture, der 2007 gegründeten, zunächst für Investitionen, ab 2015 insbesondere für Kulturveranstaltungen zuständigen Tochterfirma der Sevenstar Group, der Verwaltung des Bezirks.
798 Cube zeigte die Gruppenausstellung White Holes: The Mysteries and Modern Perceptions of Oracle Bone Script 白洞:甲骨文的奥秘与当代表意, kuratiert von Yang Zi 杨紫, 1.7.–8.10.2023. Dem Link folgend, sieht man, dass es sich um eine intermediale, animiert blinkende Show handelte.
Es gibt einige weitere Orte, die in dieser Art von 798 Culture als touristisches Unterhaltungsprogramm bespielt werden: 798 Art Center, 798 Art Factory, S星球事务局 sowie temporäre Stätten wie zum Beispiel das B06空间, Ecke706 North 1st Street | 706北一街.
B06空间 mit der als Bildungsprogramm initiierten Show Hello! Master: Artist Textiles: Picasso to Warhol 从毕加索到安迪·沃霍尔的时尚奇迹, 8.8.–5.11.2023.
S星球事务局 (S vermutlich für Space?, danach etwa: Büro für planetarische Angelegenheiten) in den ehemaligen Räumen von Pace Beijing 佩斯北京.
798 Art Center | 798艺术中心 – ehemals 798 Art Auction Center | 798艺术拍卖中心 und als solches zuvor einige Jahre meist leerstehend.
Anstelle der vorherigen Wohnblocks wurde zwischen UCCA und Hyundai dieses neue Betongebäude hochgezogen: das Meet You Museum 遇见博物馆. Es versteht sich allem Anschein nach eher als Bildungsinstitution. Hier wird viel erklärt und kategorisiert, mit Schautafeln und Infografiken. Insofern heißen die meisten Ausstellungen „Meet …“ – bislang: Impressionismus, Dunhuang, Dalí, Brueghel, Ägypten usw. In der Eingangshalle kann man einer Kopie der Mona Lisa begegnen:
Léonard de Vinci: Mona Lisa. Date de la production originale: 1503–16; un tirage de la même taille d’après l’œuvre originale; concédant: Musée du Louvre; produit par Atelier RMN; date de production: 2022; collection permanente.
Als ich vorbeischaute, liefen zwei Shows. Zum einen Meet Gaudi: The Art World of Talented Architect 遇见高迪——天才建筑师的艺术世界, 29.7.–12.11.2023, mit vielen 3D-Drucken und noch mehr Text:
Installationsansicht 展场.
Außerdem lief im Meet You: Monet, Van Gogh and the Masters of Modernism 莫奈、梵高与现代主义大师, 16.7.–22.10.2023.
Später fragte mich jemand, ob die Werke echt wären. Das Netzwerk der Institutsdirektion soll hervorragend sein, aber es ist gerade erst eröffnet und Monets etc. gibt man jetzt nicht unbedingt ad hoc her. Allerdings war die Ausstellung untertitelt mit „Masterpieces from the Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea di Roma 意大利国家现当代美术馆真迹展“, außerdem handelt es sich um eine Wanderausstellung, die zuvor in Hangzhou gezeigt worden war, und Mona Lisa oben ist als Kopie ausgezeichnet. Wer so abgebrüht fingieren sollte, schließt zumindest keine zukünftigen Freundschaften.
Auf der Website gibt es einen Reiter mit Collaboration 合作, dort steht: „Communicate and cooperate with 100+ museums and cultural organizations around the world. 全球范围百余家文博单位合作,构建国际文化艺术交流的桥梁。“ – was Gegebenheit, Aufforderung oder auch Wunsch sein kann. Ich gehe hier nicht von Fakes aus. Auf den Bildtafeln der Werke stand – anders als bei der Mona Lisa – nichts Gegenteiliges (natürlich gibt es wahrlich gute Kopien, s. etwa in Venedig in der Fondazione Prada: Human Brains, 2022, die Arbeit von bzw. zu Hieronymus Bosch).
Zu Monet und seinen Kollegen (alle männlich, mutmaßlich dem Blick aus Rom geschuldet) und der Moderne: Neben zahlreichen und recht interessanten Filmen auf großen und kleinen Screens, etlichen Schautafeln, die Einordnungen vornahmen, aber tatsächlich ausschließlich die westliche Moderne beleuchteten, durfte man sich zunächst klassisch kitschig selbst ins Wasserlilienreich begeben und auf den Socials Werbung fürs Museum machen:
Daraufhin ging es zu den Bildern:
Vittorio Matteo Corcos (1859–1933): The Dreams. 160x135cm, oil on canvas, 1896.
Michele Cammarano (1835–1920): Piazza San Marco in Venice. 95x56cm, oil on canvas, 1869.
Telemaco Signorini (1835–1901): The Ghetto of Florence. 96x66cm, oil on canvas, 1882.
Ignacio Zuloaga (1870–1945): Irene. 132x208cm, oil on canvas, 1910.
Umberto Bocciono (1882–1916): Portrait of Master Busoni. 176x121cm, oil on canvas, 1916.
Und dann, endlich, der angekündigte Meister himself:
Claude Monet (1840–1926): Pink Water Lilies 粉色睡莲. 80x100cm, oil on canvas, 1897–99.
„Ist das alles, das eine Bild?“, hörte ich enttäuschte Fragen um mich herum – ihr solltet wirklich wieder zu reisen anfangen, liebe Chines·innen, und euch Monets Nymphéas in Paris ansehen.
Dazu gab es noch ein paar Sinnsprüche an den Wänden von Monet, etwa diesen: „When you go out to paint, try to forget what objects you have before you, a tree, a house, a field, or whatever. Merely think, here is a little square of blue, here an oblong of pink, here a streak of yellow. 外出绘画时,试着忘记你面前的物体是什么,一棵树、一栋房子、一片田地,或者任何东西。只是去想这里有一个蓝色的小方块,这里有一个粉红色的长方形,这里有一条黄色的条纹。“
Guiseppe Pellizza da Volpedo (1868–1907): Field with Flowers. 88x88cm, oil on canvas, 1900–03.
Vincent van Gogh (1853–1890): L’Arlésienne (Portrait of Mme Ginoux). 61x50cm, oil on canvas, 1889–90.
Filippo Palizzi (1818–1899): Missing Moon Before Dawn (Naples). 47x65cm, oil on canvas, 1871.
Und jetzt geht es mit einem Sprung direkt in und in Riesenschritten durch die Moderne:
Giorgio de Chirico (1888–1978): Hector and Andromache. 98x75,5cm, oil on cardboard, 1924.
Man Ray (1890–1976): Nu. 33x22cm, photographic printing solarized on paper, 1934.
Marcel Duchamp (1887–1968): Porte-chapeau. 40x40cm, wood, 1964 (1917).
Giacomo Balla (1871–1958): The Arrows of Life. 99x115cm, oil on canvas, 1928.
Enrico Prampolini (1894–1956): Portrait of Benedetta Marinetti. 176x91cm, oil on canvas, 1928.
Gerardo Dottori (1884–1977): The Miracle of Light While Flying. 84x80cm, oil on canvas, 1932.
Und ein weiterer Sprung, dieses Mal die „transition from modern to contemporary art“, an den Beispielen einer Handvoll Bilder:
Joan Mirò (1893–1983): Il compianto degli amanti. 46x38cm, oil on canvas, 1953.
Jackson Pollock (1912–1956): Painting A. 57x77cm, oil on masonite, 1950.
Sonst so im Viertel:
Die ehemalige Fodder Factory 草料场 ist jetzt die Feed Factory 吃厂 und bietet Küche aus Yunnan.
Im 751 D·Park gibt es inzwischen die Bibliothek 751图书馆, so zumindest laut Anschlag am Gebäude, es war noch alles dunkel und Bücher habe ich durch die Scheiben nicht gesehen. Vielleicht ist sie noch nicht eröffnet, vielleicht wird sie nie eröffnet, vielleicht irgendwann umfunktioniert wie das 798 Auktionshaus – aber, das Gelände 751 steht unter anderem Management, dem der Zhengdong Group 正东集团.
Taikang Art Museum (TAM) 泰康美术馆
Seit 2011 spricht der Gründer der Lebensversicherung Taikang Group 泰康集团 Chen Dongsheng 陈东升 davon, sein „MOMA Chinas“ zu eröffnen. Im Sommer 2023 war es dann soweit. Die Räume sind im Headquarter der Taikang Gruppe untergebracht, außerhalb des östlichen 3. Rings nahe Guomao, Adresse: 朝阳区景辉街16号院1号楼泰康集团大厦1-2层.Mehr zu Taikang, der Versicherung, der Sammlung, dem Space und vor allem zur Sammlungsausstellung „China Landscape 中国风景“ von 2019 im 798 in meiner Dissertation (2022), Kapitel V: Experimentierfeld der Gegenwartskunst in China: Beijings Kunstviertel 798.
Die aktuelle Ausstellung lautet: Engaging the World: Modern and Contemporary Chinese Art since the Dawn of the 20th Century 入世:20世纪以来的中国现代当代艺术, kuratiert von Tang Xin 唐昕, 22.8.2023–12.1.2024 (ohne Website und online nur zugänglich als Mini Programm auf WeChat: #小程序://泰康美术馆/3zlSOvRn2PmZcBh). Hier werden in etwa die Themen der Sammlungsausstellung von 2019 behandelt, teilweise mit anderen, gelegentlich mit neuen Werken, und statt 55 sind nun 81 Künstler·innen vertreten. Ein Katalog soll in Arbeit sein, aber da ich ihn nicht einsehen konnte, weiß ich nicht, ob die Brisanz des Ausstellungskatalogs von 2019 hier ebenfalls aufgegriffen ist. Werke und Unterteilungen sprechen auf jeden Fall dieselbe Sprache. Allerdings machte sich im Vergleich zur Ausstellung im 798 nur ein sehr kleines, ausgewähltes Publikum auf zum Besuch.
Die Ausstellung beginnt mit Marx’ Erstausgabe des „Kapitals“ – von diesem war bereits 2019 im Ausstellungskatalog die Rede, aber es war nicht ausgestellt. 2019 begann mit Xu Bings „Quotations“, hier als letztes Werk in den Räumen präsentiert, vor dem i-Tüpfelchen in den Eingangshallen.
Karl Marx 卡尔·马克思: Capital (First Edition) 资本论(第一版). Signed and gifted to Cousin Nanette Philips. 20,7x13cm, 1867.
Hinten auf dem gelben Zettel eine Kopie der handschriftlichen Widmung: „To my dear cousin Petjen / 18 Sept. 1867 Karl Marx“.
Danach kommen insbesondere Gruppierungen. Falls jemand die einzelnen Bildtafeln wünscht, kann ich sie gern zur Verfügung stellen (sowie natürlich immer auch eine bessere Fotoqualität). Weitere Werke sind an den Seitenwänden hervorgehoben. Der nach Marx zweite Raum steht unter dem Motto: „Revolutionary ideals are loftier than heaven 革命理想高于天“, gleichzeitig der Titel des hiesigen Hauptwerkes:
Shen Yaoyi 沈尧伊: Revolutionary Ideals Are Loftier than Heaven 革命理想高于天. 185x375cm, oil on canvas, 1975–76.
Und diesem gegenüber:
„Portraits: Life drawing and realism 肖像:写生与写实“:
Bereits vom ersten Raum aus sieht man im Durchgang eine Arbeit, die nicht in die Ausstellung 2019 aufgenommen wurde, aber sonst in alle Sammlungsausstellungen und stets mit Stolz erwähnt wird:
Xiao Lu 肖鲁: Dialogue 对话. 240x270x90cm, installation, 1989.
Ebd., Detail mit den beiden Einschusslöchern.
„Life: Passion and turbulence 生命:激情与沧桑“ und „Body and identity: Subject or medium 身体与身份:题材或媒介“:
In einem Zwischenraum dann:
Li Shan 李山: Paradise 乐园. 100x180cm, oil on canvas, 1997.
„Brush marks: Representation and non-representation 笔痕:再现与非再现“:
Zhao Wuji (Zao Wou-Ki) 赵无极: 5.12.61. 60x92cm, oil on canvas, 1961.
Aufgenommen, da ich seine Arbeiten gerade in Paris gesehen habe.
„Reality: Confrontation and response 现实:面对与回应“:
Und auf der gegenüberliegenden Seite:
Liu Xiaodong 刘小东: The Roar 吼声. 250x300cm, oil on canvas, 2021.
Sehr gewundert hat mich dieses Bild: Warum wurde es über die Tür gehängt, die nicht die Funktion hatte, geöffnet zu werden? Ich habe nachgesehen, der Türspalt ging hinter dem Bild weiter hoch:
Zhao Bandi 赵半狄: The Girl Peeling the Apple 削苹果的女孩. 200x115cm, oil on canvas, 1989.
Ebd.
„Condensing emotion into image: Lyricism and romanticism 凝情取象:抒情与浪漫“:
Hinten: Chen Yifei 陈 逸 飞: Eulogy of the Yellow River 黄河颂. 143,5x297cm, oil on canvas, 1972.
Auch hier eine Merkwürdigkeit, zumindest habe ich das Sichtfenster nicht verstanden und mich schon so hoch wie es mir möglich war gereckt, die andere Seite brachte noch weniger Bildsicht:
„At the vanguard: Standards and viewpoints: 先锋:标准与主张“:
Wang Guangyi 王广义: Red Rationality: Revision of Idols A 红色理性——偶像的修正A. 150x200cm, oil on canvas, 1987.
Geng Jianyi 耿建翌: Two People under a Light 灯光下的两个人. 118x155cm, oil on canvas, 1985.
Meng Luding und Zhang Qun 孟禄丁、张群: In the New Era: Enlightenment of Adam and Eve 在新时代——亚当、夏娃的启示. 196x164cm, oil on canvas, 1985.
Xu Bing 徐冰: Quotation of Chairman Mao – Talks at the Yan’an Forum on Literature and Art 毛主席语录——在延安文艺座谈会上的讲话. 227,5x70cm x4, ink on paper, 2001.
Unabhängig oder auch nicht von der Show finden sich in der Eingangshalle von Taikang vier enorme Arbeiten, die vielleicht für ein „Engaging with the World“ stehen sollen, definitiv aber dafür, dass Taikang räumlich groß denkt:
Nam June Paik 白南准: Rocket-ship to Virtual Venus 宇宙船远征虚拟金星. 482x256x81cm, installation, aluminium, frameword, 13 inch TV, neon tubes, laserdisc, laserdisc player, master tape, wooden ornaments, wire, socket boards, 220/110 V transformer and 19th century stone sculpture, 1991.
Anselm Kiefer 安塞姆·集弗: The Fertile Crescent 新月沃土. 475x950cm, acrylic, oil, shellac, and sandstone on canvas, 2009.
Wenn man sich den neuen Film „Anselm“ von Wim Wenders, 2023, ansieht, ist dieser Kiefer allerdings vergleichsweise klein.
Zusammengehörend die beiden folgenden Arbeiten zu Qianlongs „Prose on the Arrival of Prosperity (tai) 开泰说“, es handelt sich um das tai im Namen Taikang. Auf den ersten Blick scheint dies eine Huldigung von Taikang an sich selbst zu sein – und diese ist bestimmt auch zumindest impliziert. Auf den zweiten Blick, vor allem den Text lesend, ähnelt der Ansatz der Ausstellung 2019: als „Notwendigkeit, wachsam zu bleiben, (示乾乾惕若) und Warnung an zukünftige Generationen (警训后世)“ (grob kontextuell übersetzt; qian 乾 ist das erste der Acht Trigramme im Yijing, Buch der Wandlungen, Wilhelm übersetzt qian mit „Das Schöpferische“, tai mit „Der Friede“), s. 作品详情——新开泰说, vom 18.6.2022.
乾隆: 开泰说. 5,6x10,2x0,4m, o. A.
Xu Bing 徐冰: Prose on the Arrival of Prosperity (tai) 英文方块字:开泰说. 10,2x5,6x0,4m, o. A.
Zu dieser Auftragsarbeit schreibt Xu: „[…] Noble gentleman always remain in awe. Awe helps us to see beyond ourselves and to stay in the state of ‘tai’ – prosperous, happy and fortunate. […] Only those who can maintain their upright dignity […], will be able to survive through disasters and hardships. […]“
Nett finde ich hier den Schatten, den Paiks Arbeit wirft.
Dazwischen sieht man eine kleine Tafel, die auf das überdimensionierte, laut Guinness Rekord „größte Glasfenster der Welt“ hinweist: „17 meters high. Every single glass weight is 7.3 tons. The glass is made in China“:
Unterwegs
Nach den Umwandlungen 2017 sind die Hutongs schon auch schön geworden – inklusive neuer Shops.
Hier allerdings nicht, im Jianchang hutong 箭厂胡同 stand mal die Arrow Factory 箭厂空间.
In der Guozijian Nr. 40 | 国子监街40号 war eine Ausstellung angeschlagen, aber hier und den Gang weiter runter nichts los.
Im Fangjia hutong …
… Nr. 46 | 方家胡同46号 wird immerhin noch eine Bar betrieben.
Überall Smartness, s. Türgriff.
Trommelturm.
Glockenturm.
Hinterm Trommelturm kleiden die Hochzeitsfotografen ihr Klientel inzwischen (immer mal wieder) in Revolutionskleidung.
Der Houhai quillt über. Von dieser Brücke aus links gab es im Jahr 2000 einen Kiosk, an dem man sich Bier holen konnte.
Aber: die Wasserqualität im Houhai!
Alte Heimat im Nanguan Park 南馆公园.
Am Arbeiterstadion.
Ob die Blumen im Winter beheizt werden?
Im Botschaftsviertel nur noch schmale Gassen, die Straßen sind großteils gesperrt.
Dafür ist die Begrünung am Liangmahe wirklich schön geworden. Hier habe man sich zu Covid-Zeiten gut aufhalten können, weshalb unter anderem hier auch die Demonstrationen Ende 2022 stattfanden.
Noch einmal zur Barrierefreiheit: Ich war ziemlich viel zu Fuß unterwegs (der Herr Fußpflegedoktor riet mir beim Anblick meiner Sohlen, ich solle versuchen, mehr Fahrrad zu fahren), und entdeckte tatsächlich einen Tunnel für Rollstühle, am 2. Ring im Westen.
Was Kinder hier des Nachts so treiben.
Insektennester, hatte ich vorher noch nicht gesehen.
Lang lebe die Freundschaftsnudel in der Nacht, schön wars bei und mit euch. Hoffentlich auf bald.
Außerdem war ich noch in Jingdezhen und Jingxian, zu Porzellan und Xuan-Papier mehr hier.
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Streckenverlauf des Schnellzugs G321 Beijing–Xiamen, Station Wuyuan; von dort erst nach Jingdezhen und später weiter nach Jingxian (Karte von Gaode Map 高德地图).
Route: Zunächst ging es über Wuyuan im nördlichen Zipfel der Provinz Jiangxi (江西省婺源站, 6:40 Stunden, ca. 620 RMB, also 80 Euro, ca. 1 400 km), von dort kommt man in einer halben Stunde nach Jingdezhen (景德镇北站, 24 RMB). Von Jingdezhen gelangt man mit Umstieg in Shangrao oder Huangshan weiter nach Jingxian, Provinz Anhui (景德镇北-上饶/黄山-泾县站, 2,5 Stunden, ca. 100 RMB). Die Preise und Fahrzeiten sind zum Vergleich aufgenommen; in China gelten Standardpreise, und auf untergeordneten Strecken kann es mal zu zwei, drei Minuten Verspätung kommen.
Sowohl von Jingdezhen als auch von Jingxian aus kann man eine Reihe sogenannter alter Dörfer besuchen. Besonders empfehlenswert ist die Woche vor den Nationalfeiertagen, dann sind Sehenswürdigkeiten nicht überfüllt, die Bewohner·innen in Vorbereitungen für den anstehenden Tourismus und gleichzeitig noch sehr entspannt. In den meisten dieser Dörfer muss man Eintritt entrichten, vergleichbar einer Kurtaxe, 60–100 Kuai pro Person; in einige dürfen keine Autos mehr hinein. So kann man etwa von Jingdezhen aus nach Taoyang 陶阳 oder Sanbao 三宝, von Jingxuan nach Taohuatan 桃花潭 oder Zhaji 查济.
Jingdezhen 景德镇
Jingdezhen wird auch die Hauptstadt des Porzellans 瓷都 genannt. Der Ort soll während der Östlichen Jin (317–420) gegründet worden sein und im Jahr 1004 seinen heutigen Namen erhalten haben. Möglicherweise wurden hier bereits während der Han-Dynastie (206 v. –220 n. Chr.) Töpferwaren hergestellt, vielleicht seit dem 6. Jahrhundert Keramik. Belegt ist, dass Brennöfen in Jingdezhen seit 1004 Porzellan für den Kaiserhof und vermehrt auch für den Export produzierten. Die Öfen in Jingdezhen galten in den Dynastien der Yuan (ab 1279), Ming und Qing (bis 1911) als größte und handwerklich anspruchsvollste der kaiserlich geführten Produktionsstätten für Porzellan. Die ehemaligen kaiserlichen Brennöfen 御窑厂, deren offizielle Haushalte 官户 die offizielle Ware 官器 produzierten, befinden sich heute mit Shops und Workshops in den sogenannten Gassen des immateriellen Kulturerbes 非遗传承里弄 (s. u. Taoxichuan).
Siehe bei weiterem Interesse für einen Überblick zum Thema Porzellan etwa von Feng Hejun et al.: A General History of Chinese Art: Ming Dynasty. Volume 5. Berlin und Boston: De Gruyter 2022: Kapitel 8, Sektion 1 (Jingdezhen, the Porcelain Capital) und Sektion 2 (The Local Flavor of Private Kilns), S. 349–68. Oder siehe von Anne Gerritsen: The City of Blue and White: Chinese Porcelain and the Early Modern World. Cambridge: Cambridge UP 2020.
Dem komplexen Kunstfeld des Porzellans und seiner raffinierten, über Jahrhunderte geheimgehaltenen Handwerkskunst kann ich mich hier allemal rudimentär annähern. In den Museen von Jingdezhen wurde etwa in Pigmente 料 und Über- oder Unterglasur-Farbpigmente 釉上/下颜料 sowie Färbemittel 着色剂 unterschieden, unter anderem mit so schönen Bezeichnungen wie Teestaub-Glasur 茶叶末釉. Dazu kommen die Gattungen, die andernorts auch unterschiedlich lauten können und von mir hoffentlich nicht allzu stümperhaft beschrieben werden. Die englischen und chinesischen Bezeichnungen stammen aus dem Imperial Kiln Museum und von Wandtafeln auf dem alten Fabrikgelände:
– Famille rose (famille-rose decoration, fencai 粉彩), rosafarbenes Porzellan, das während der Regierungszeit von Kaiser Qianlong (1736–95) seinen Höhepunkt erlebte.
– Reiskorn (rice grain porcelain, linglong 玲珑), einer Technik aus der Ming-Dynastie (1368–1644), bei der vor dem Glasieren kleine, längliche Löcher in das Objekt geschnitten werden. Die Glasur füllt die Löcher aus, so dass eine durchscheinende Fläche entsteht, die an ein Reiskorn erinnert.
– Flambé-Glasur (transmutation glaze, yanse you 颜色釉), in der mono- oder polychrome Farbe in all ihren Schattierungen wie „flambiert“ erscheint, verlaufen und schillernd.
– Kupferrote Unterglasur (copper red glaze, you li hong 釉里红), diese Technik soll während der Yuan-Dynastie (1279–1368) in Jingdezhen entwickelt worden sein. Die Unterglasur enthält Kupferpigmente und kann zum Beispiel mit der Blau-Weiß-Technik kombiniert werden.
– Blau-Weiß (blue and white, qinghua 青花), mit blauer, häufig Kobaltbemalung in Unterglasur und weißer Oberfläche.
Als ersten Anlaufpunkt sollte man unbedingt in die Ceramic Art Avenue 陶溪川文创街区, kurz: Taoxichuan. Der Ort ist über zahlreiche Zugänge erreichbar, zum Beispiel von der Zhushan dadao 珠山大道 oder der Xinchang lu 新厂路. Es handelt sich um ein ehemaliges Fabrikgelände mit Hochöfen, das relativ neu renoviert wurde. In einem zweiten Teil finden sich die traditionellen kaiserlichen Brennöfen mit den alten Gassen. In beiden Abschnitten gibt es Galerien, Museen, Shops, Bars und Cafés, und man kann hier gut eine Weile verbringen.
Hier findet sich auch das wunderbare, 2020 fertiggestellte Jingdezhen Imperial Kiln Museum 景德镇御窑博物院, entworfen vom Studio Zhu Pei 朱锫建筑:
Aktuell lief die Ausstellung Mystery of Blue and White 御窑天下·青花秘境, 1.10.2022–31.5.2023 (verlängert, lief Ende September noch):
Blue and white stem cup with treasures on lotus sprays 青花折枝莲托杂宝纹高足杯. Chenghua Reign of Ming Dynasty 明代成化 (1465–87).
(Links 左:) Covered box with green scrolling ganoderman pattern 绿彩缠枝灵芝纹盖盒. Chenghua Reign of Ming Dynasty 明代成化 (1465–87).
(Rechts 右:) Covered box with green scrolling ganoderman pattern on alum red ground 矾红地绿彩缠枝灵芝纹盖盒. Chenghua Reign of Ming Dynasty 明代成化 (1465–87).
Snowed blue-glazed bell-shaped bowl with dragon in clouds pattern 洒蓝釉锥云龙纹仰钟式碗. Xuande Reign of Ming Dynasty 明代宣德 (1426–35).
Blue and white ruyi-shaped pillow with flowers pattern 青花花卉纹如意形枕. Zhengtong-Tianshun period of Ming Dynasty 明代正统-天顺 (1436–64).
(Links 左:) Unglazed tile with white-glazed phoenix pattern 涩胎塑白釉凤纹瓦滴. Hongwu Reign of Ming Dynasty 明代洪武 (1368–98).
(Rechts 右:) Unglazed tile with white-glazed dragon pattern 涩胎塑白釉龙纹瓦滴. Hongwu Reign of Ming Dynasty 明代洪武 (1368–98).
Blue and white plate with pine, bamboo and plum pattern 青花松竹梅纹盘. Chenghua Reign of Ming Dynasty 明代成化 (1465–87).
Blue and white plate with waves pattern 青花海水纹盘. Zhengtong-Tianshun period of Ming Dynasty 明代正统-天顺 (1436–64).
青花砚 (Tintenstein aus Blau-Weiß-Porzellan). Yuan Dynasty 元代 (1271–1368). 1988年御窑遗址珠山北侧风景路出土景德镇御窑博物院藏.
青花御窑厂图瓷板 (Blau-Weiß-Porzellantafel mit der Darstellung der kaiserlichen Ofenfabrik). Späte Qing-Dynastie 清晚期.
Dieses Objekt hatte etwa einen Durchmesser von 1,2 Metern.
Detail.
In unmittelbarer Umgebung finden sich einige Abteilungen der Jingdezhen Ceramic University 景德镇陶瓷大学, wobei der neue Hauptcampus etwas außerhalb im Osten liegt.
Noch zum Gebiet von Taoxichuan und Umgebung gehören die Musikakademie sowie ein Theater- und Opernhaus und ein Hotelkomplex, die 2022 von David Chipperfield Architects fertiggestellt wurden (übrigens der Hausarchitekt von René Benko).
Auch nicht weit entfernt und wunderbar zur Ansicht oder zum Einkauf von Porzellan ist die ehemalige, 1956 gegründete Fabrik und heutige Marktstraße 雕塑瓷厂, Adresse: 珠山区新厂东路139号. Hier finden sich zahlreiche Läden mit Angeboten von Geschirr und Skulpturen, von Kitsch bis hochwertige Qualität, von billig bis sündhaft teuer, von alt bis neu, in Nachahmung oder Original, mit Gegenwartsarbeiten und DIY-Töpferworkshops. Ein Freund meinte später, ich hätte mir nur Schrott geholt, ich hingegen erfreue mich jetzt jeden Tag an einem anderen Trinkgefäß. Unter folgendem Link eine Bilderstrecke über diese Marktstraße von: 落榜进士, 15.11.2022.
Mehr DIY findet sich eine Straßenecke weiter im angrenzenden, aufgepasst: 798. In der 老厂798陶艺记忆文化街, der Straße der Erinnerungskultur für Töpferei der alten Fabrik 798, Adresse: 珠山区老厂路/珠山大道:
Etwas außerhalb, aber eine Reise wert, ist das Jingdezhen China Ceramic Museum 景德镇中国陶瓷博物馆, Adresse: 昌江区紫晶路1号:
2023 fiel das Mittherbstfest 中秋节 mit der Goldenen Woche zusammen, den Nationalfeiertagen zur Staatsgründung 国庆节 in der ersten Oktoberwoche. Insofern waren vom 29.9. bis 6.10. Abermillionen von Menschen an acht statt normalerweise sieben aufeinanderfolgenden Tagen im Land unterwegs, ich dagegen in der ruhigen Woche davor. Die Fahnen und Slogans waren natürlich bereits angebracht:
Als Beispiel hier rechts: „高举中国特色社会主义伟大旗帜、全面贵彻习近平新时代中国特色社会主义思想、弘扬伟大建党精神、为全国建设社会主义现代化国家、全面推进中华民族伟大复兴而团结奋斗“, also: Haltet das großartige Banner des Sozialismus mit chinesischer Prägung hoch, haltet euch umfassend an Xi Jinpings Ideen vom Sozialismus mit chinesischer Prägung im neuen Zeitalter, tragt den großartigen Geist der Parteigründung weiter, um vereint ein sozialistisches modernes Land aufzubauen und die großartige Wiedergeburt der chinesischen Nation in Geschlossenheit und mit Einsatz umfassend anzutreiben.
Und damit einem nicht ständig übel wird, ignoriert man (mit Bewegungsdaten auf dem handlichen Plastikgerät zum Reichtum der Nation beitragend) die systemischen Aufforderungen, huldigt den wahrlich großartigen Kulturerzeugnissen und versucht, sich nicht zu fragen, ob das eine doch vielleicht ohne das andere auskäme.
Auf den Bildtafeln finden sich großteils nur vage Beschreibungen, kaum je die Werkstätten. Bei den Angaben ist mit „Modern times 现代“ ab 1949 bis heute gemeint, auch die Republik China 民国 (1912–49) umfasst einen langen Zeitraum. Das Haus ist über sechs Etagen riesig und von zahlreichen Sektionen durchzogen. Einige mit Roter Kunst, also aus der Zeit unter Mao Zedong, finden sich am Ende des folgenden Fotoabschnitts. Die von Propaganda getränkten habe ich ausgespart, einige liefern ein merkwürdiges Verständnis von Gegenwart, wie das letzte Bild der 3D-gedruckten Porzellangewehre. Aber es gibt hier doch auch ein paar gute Gegenstände zu bestaunen:
Ceramic artwork: Landscape and poetry in pea green glaze 陶艺 豆青釉山水唐人诗意. Modern times 现代.
Ebd.
Ebd.
Blue and white vase designed with an arhat with long eyebrows 青花长眉罗汉瓶. Republic of China 民国.
Blue and white bowl with the picture of Eight Immortals 青花八仙图折沿碗. Republic of China 民国.
Wang Qi 王琦: Famille rose porcelain plaque with the picture of Eight Immortals (two of them: He Xiangu, Tie Guaili) 粉彩八仙图瓷板(何仙姑、铁拐李). Republic of China 民国.
Ink colours porcelain plaque with the picture of landscape 墨彩山水图瓷板. Republic of China 民国.
Glazed plum vase with picture of mountain scenery 色釉山峰并秀图梅瓶. Modern times 现代.
Ancient colours phoenix’s tail-shaped vase designed with prunus on black ground 古彩黑地梅花凤尾瓶. Republic of China 民国.
Blue and white vase with the picture of landscape and poems in panels 青花开光山水诗文图瓶. Kangxi Reign of Qing Dynasty 清代康熙 [reg. 1661–1722].
Blue and white rectangular basin of landscape map 青花山水图长方盆. Guangxu Reign of Qing Dynasty 清代光绪 [1875–1908].
Yellow glaze bowl carved with double dragons 浇黄釉刻双龙纹碗. Xuantong Reign of Qing Dynasty 清代宣统 [= Puyi, reg. 1908–12].
Tea-dust glaze double gourd-shaped vase with two ears 茶叶末釉双耳葫芦瓶. Qianlong Reign of Qing Dynasty 清代乾隆 [1735–96].
Yellow glaze jar designed with beast ears 黄釉兽耳坛. Qianlong Reign of Qing Dynasty 清代乾隆 [1735–96].
Underglaze red bowl designed with three fishes 釉里红三鱼纹碗. Yongzheng Reign of Qing Dynasty 清代雍正 [1722–35].
Famille rose vessel designed with hundreds of deer 粉彩兽耳白鹿尊. Qianlong Reign of Qing Dynasty 清代乾隆 [1735–96].
Tea-dust glaze watering pot 茶叶末彩花浇. Yongzheng Reign of Qing Dynasty 清代雍正 [1722–35].
Crackle glaze square vase with two square ears 仿哥釉四方贵耳瓶. Yongzheng Reign of Qing Dynasty 清代雍正 [1722–35].
Contrasting colours plate designed with fruit, flowers and Shou [Langlebigkeit] character 斗彩花果纹寿子盘. Yongzheng Reign of Qing Dynasty 清代雍正 [1722–35].
Blue and white cup designed with flowers in 12 month 青花十二月花神杯. Kangxi Reign of Qing Dynasty 清代康熙 [reg. 1661–1722].
Dazu ein wenig Rote Kunst:
粉彩延安风景图瓷板 (Landschaft von Yan’an auf Famille rose emailliertem Porzellan). Moderne 现代.
釉里红新彩色人物图瓶 (Vase mit Figuren in neu gefärbter kupferroter Unterglasur). Moderne 现代.
Famille rose vase with picture of the Long March 粉彩长征图瓶. Modern times 现代.
Famille rose vase with picture of heading for the barren hills 粉彩向荒山进军图瓶. Detail, Modern times 现代.
Coloured porcelain sculpture of figures 加彩学毛选瓷雕. Modern times 现代.
New colours porcelain plaque with picture of Mao Zedong going to Anyuan 新彩毛泽东去安源图瓷板. Modern times 现代.
Porcelain sculpture of weapons 当武装成为装饰. Moderne 现代.
Die aus flüchtiger Kuriositätssucht kurz angeschmissene Google-Bildersuche ergab keine Waffenmodelle, Baidu warf nur eben jene Bilder aus dem Museum aus sowie ähnliche Versuche aus Holz mit verstörenden Bastelanleitungen. Interessanter aber ist hier, dass es sich um 3D-Porzellandrucke handelt.
Allgemein sind zahlreiche Museen in den letzten Jahren sehr viel multimedialer und interaktiver geworden, in umgerüsteten Teilbereichen werden Video- und Lichtinstallationen, begehbare Kabinette oder Schaukästen mit informativen Touchscreens geboten. Unten in der Eingangshalle etwa diese Lernwand:
Jingxian 泾县
So wie das zhen 镇, Gemeinde, der Stadt Jingdezhen auf die ursprüngliche Verwaltungseinheit verweist, bezeichnet Jingxian gleichzeitig den Ort und auch heute noch seinen etwa 80 Kilometer großen Kreis, xian 县. Die Stadt Xuancheng 宣城市, von deren mittlerweile eingegliedertem Stadtteil Xuanzhou 宣州(区) das Xuan-Papier seinen Namen hat, liegt etwas außerhalb nordöstlich. Und für das Xuan-Papier war ich hier.
Im Xuan-Papier Kulturpark 中国宣纸文化园 befindet sich das Xuan Paper Museum 中国宣纸博物馆, eröffnete 2016 mit 10 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, Adresse: 宣城市泾县榔桥镇205国道/山深线. Das offizielle WeChat-Konto fällt leider kurz angebunden aus, hier eine knappe Einführung zum Kulturpark 文化园简介, von der aus man sich zum Museum und zu Red Star weiterklicken kann. Der Park scheint von der vor Ort angesiedelten, staatlichen Red Star Group 红星 (红星宣纸集团) gesponsert, auf jeden Fall endet der erste Teil im Museum zur Geschichte des Papiers in der Produktion von Red Star, gegründet 1951. Weitere Hallen zeigen nachgebaute Produktionsverfahren und Originalprojekte der Gruppe. Für den Park erhält man eine auf Xuan-Papier gedruckte Eintrittskarte (60 RMB).
Die Herstellungstechnik von Xuan-Papier wurde 2009 in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, 2011 Red Star als ihre repräsentative Einheit. Es handelt sich nicht, wie gelegentlich fälschlich übersetzt, um Reispapier, sondern stammt von den Fasern dieses Baumes:
Wingceltis Tree 青檀树. Google nennt ihn auch Pteroceltis tatarinowii und Blaues Sandelholz, zur Familie der Hanfgewächse zählend.
Das ist er, der Baum mit den zähen Fasern.
Xuan-Papier ist mit etwa 35g/m2 sehr leicht, hat eine robuste und doch durchscheinende Textur, in chinesischen Quellen wird es auch als glänzend wie Jade beschrieben. Es soll von Mottenfraß verschont bleiben, ist also nicht korrosiv. Dazu ist es saugfähig, aber die Tusche sipscht nicht durch, es heißt, es verändere die Tusche nicht und zeige selbst die feinste Pinselführung. Vor allem aber ist es extrem haltbar, weshalb es als „tausendjähriges Papier 千年寿纸“ bezeichnet wird – tausend steht wie zehntausend normalerweise für „langlebig“, könnte hier aber sogar wörtlich gemeint sein. Für einen Beweis müssen wir allerdings noch vier, fünf Jahrhunderte warten.
Aber springen wir vorab kurz in die Geschichte des Papiers: Im Jahr 105 n. Chr. stellte der Eunuch Cai Lun 蔡伦 aus Pflanzenfasern hergestelltes Papier offiziell am Kaiserhof vor. Damit gilt Cai traditionell als Erfinder des Papiers, es muss sich um eine verfeinerte Version gehandelt haben, da Papier zuvor bereits etwa für Verpackungen und als Baumaterial verwendet wurde, dank Cai nun aber auch zum Schreiben. Es dauerte noch eine Weile, bis Papier in der Malerei genutzt wurde, aber es löste in der Kunst schließlich Seide (das Hauptmaterial seit etwa 300 v. Chr.) um das Jahr 1000 ab. Einmal auf dem Tisch, waren Papier und Schriften bald überall, Papiergeld wurde seit dem 9. Jahrhundert verwendet, zwischen 932 und 953 wurde die erste Ausgabe der Klassiker in 130 Bänden gedruckt, 1024 die ersten staatlichen Banknoten. Im 8. Jahrhundert gelangte die Technik der Papierproduktion aus China durch Gefangennahme in der Schlacht am Talas über Kasachstan nach Bagdad, das bald zu einem Zentrum der Herstellung wurde. Zwölf Jahrhunderte der Wanderschaft gen Westen seit Cao Luns Erfindung später, wurde das erste Papier Ende des 13. Jahrhunderts schließlich in Italien hergestellt.
Papier wurde aus allen möglichen pflanzlichen Fasern hergestellt, aus Gräsern, Hanf, Maulbeerbäumen, Rattan und ab dem 8. Jahrhundert allem voran aus dem schnell wachsenden Bambus. Zeichnungen und gelegentliche Malerei aus der Zeit zwischen dem 4. und 10. Jahrhundert wurden auf Papier aus Hanf oder Ramie, einem Brennnesselgewächs, angefertigt. Ab dem 11. Jahrhundert waren verschiedene Baumrinden, Bambus und Stroh aus Reis oder Weizen in Verwendung: für Kalligrafie und Malerei insbesondere Maulbeerbaumrinde, Bambus für Buchdrucke, Stroh für Packpapier und andere Nutzwaren. Für Ende des 16. Jahrhunderts belegen die ersten Quellen, dass Xuan-Papier das beliebteste Papier für Kalligrafie und Malerei war.
Weitere Details liefert mit Sicherheit Wu Shixin 吳世新: 中國宣紙史話 (A Story of Xuan Paper). Hongkong: 中華國際出版社 2009. Meine Quellen stammen aus dem Museum und einer wilden Suche nach dem Wort „Papier“ in allen möglichen Standardwerken von Cahill, Sullivan, Zhang Hongxing, Gernet u. a.
Während der Ming-Dynastie (1368–1644), genaue Daten liefert das Xuan Paper Museum leider nicht, siedelte sich die auch heute dort noch aktive Familie Cao 曹 in Xiaoling 小岭 an, einem Gebiet der „neun Berge und dreizehn Täler“ in Jingxian. Sie verbesserten seither die Produktionstechniken der Papierherstellung und machten die Gegend zum wichtigsten Produktionsstandort von Xuan-Papier.
Nine Mountains and Thirteen Valleys 九岭十三坑. Aus der Genealogie der Familie Cao 曹氏宗谱.
Die im Museum ausgestellten Kalligrafien sind eher dürftig. Dafür werden einem alte Spionagegeschichten erzählt, wie man aus (natürlich) Japan an das Geheimnis des Papiers gelangen wollte, und wie es doch nie preisgegeben wurde. Dann ist vom verfeinerten Prozess über genau 108 Herstellungsstufen die Rede, ob das nun buddhistisch, mathematisch oder astronomisch zu deuten ist, bleibt den Besuchenden selbst überlassen. Schließlich werden einem aber mittels Materialproben die gröbsten Abläufe dargestellt.
So etwa im technischen Erlebnispark, in dem Angestellte den Prozess anhand von sieben, acht Stufen vorführen:
宣纸技艺体验园 (Technischer Erlebnispark für Xuan-Papier).
In einem weiteren Gebäude (三丈三大纸车间) kann man sich ein Beispiel ansehen. Wie auch beim Taikang Art Museum in Beijing, hängt im Vorraum das Zertifikat eines Guinness Weltrekords: „The largest sheet of xuan paper measures 11x3.3 m and was made by China Xuan Paper Company Group (China) [= Red Star], in Xuancheng, Anhui, China on 31 March 2016“, hier mit dem Zusatz „officially amazing“. Dazu ebenda das fertige Werk:
He Jialin und Shi Feng 何加林、石峰: 群峰叠嶂松云罨秀. Detail, 3,3x11m, Oktober 2022.
In der anliegenden Halle ist der Produktionsprozess nachgebaut und schon sehr beeindruckend:
Zunächst werden die Fasern aus der Lauge gesiebt.
Gut zwanzig starke (alles:) Männer arbeiteten zum Schöpfen an der Breitseite.
Hier im Vordergrund stehend das Abschöpfsieb.
Und im Sieb das Logo von Red Star.
Das Sieb wird dann auf eine Platte gestülpt oder, wenn ich mich recht erinnere, wahnsinnigerweise gedreht.
Auf diesen stehenden, heißen Metallplatten wird das Papier schließlich getrocknet.
Von Jingxian aus war ich dann in den Dörfern Taohuatan und Zhaji, dort gab es an jeder Ecke Papier zu kaufen, dazu Schnaps für den Schreibflow – in Sanbao war ich vorab von Jingdezhen aus.
Dörfer
Sanbao 三宝
Taohuatan 桃花潭
Eine berühmte Persönlichkeit aus Jingxian ist ihr Kreisrat Wang Lun 汪伦县令 (722–62), bekannt insbesondere für seine Freundschaft mit dem Dichter Li Bai – so wird er in modernem Chinesisch ausgesprochen, Li Bo in tangzeitlichem Chinesisch, wie der Hamburger Sinologe Professor Stumpfeldt uns stets verbesserte – 李白 (701–62). Li Bo besang am liebsten mit einem erhobenen Becher Reisschnaps den Mond. In diesem Dorf schrieb er das Abschiedsgedicht „Für Wang Lun 赠汪伦“: „Der Pfirsischblütenteich ist tausend Chi tief, und erreicht doch nie die Zuneigung, die Wang Lun mir schenkt 桃花潭水深千尺,不及汪伦送我情“. Damit erhielt das Dorf seinen Namen: Taohuatan, Pfirsichblütenteich. Im Rausch können schon mal ein See zu einem Teich und dieser gut 300 Meter tief werden, aber schön ist es hier unbestritten, und die Pfirsichblüten sollen wirklich eine Pracht sein.
Der mit diversen Blüten poetisch durchsetzte Schnaps des Ortes ist unbedingt zu empfehlen.
Hier links lebte Wang Lun, die Mansarde oben – mit Blick auf das Dorf, von der anderen Seite auf den See – wurde in der späten Ming-Dynastie (1368–1644) in Erinnerung an Li Bos Besuch gebaut und 踏歌楼 genannt, etwa: Warte des Abschiedsgesangs.
Das Grab von Wang Lun 汪伦幕.
Ebd.
In dieser Gegend müsste man eigentlich viel länger unterwegs sein, Taohuatan liegt an verzweigten Flüssen und Seen und Bergen und Wäldern in unmittelbarer Nähe vom Huangshan, dem berühmten Gelben Berg.
Zhaji 查济
Entsprechend wähnt man sich in all diesen Dörfern in traditionellen chinesischen Landschaftsmalereien, ganz besonders so aber in Zhaji.
Ein selbsternannter Shop für Influencer·innen 网红店.
Pigment Water Collection Point 颜料水收集点 – hier wird übriggebliebene Tusche entsorgt, damit sie nicht ins Grundwasser gelangt.
Man trinkt hier besonders gern den leichten Reiswein mijiu 米酒.
Erjia Tempel 二甲祠, auch Guangyu Halle 光裕堂 genannt, gebaut während der späten Ming-, frühen Qing-Dynastie (um 1644). Es handelt sich nicht um einen religiösen Tempel, sondern um einen Bau der Zusammenkunft zu Ehren eines Ahnen, die Schnitzereien behandeln alle weltliche Szenen.
Ebd.
Ebd.
Degong Halle 德公厅室, eines der letzten erhaltenen Bauwerke in Zhaji und eines der seltenen in der Provinz Anhui aus der Yuan-Dynastie (1279–1368).
Ebd., noch mit Spuren der Kulturrevolution.
Eine Besonderheit in diesem niederschlagsreichen Landstrich, sowohl um Jingdezhen als auch Jingxian, sind die schmalen Dachöffnungen in den alten Häusern. Unten mit Regenauffangbecken, in denen Blumen- und Pflanzentöpfen stehen, umsäumt von Sitzgelegenheiten.
Ebd.
Siehe im Zuge dieses Beitrags auch 关于这个话题也看: Beijing im Herbst 2023 | 北京的2023年秋季.
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Fondation Louis Vuitton, Architektur von Frank Gehry, im Jardin d‘Acclimatation, Eröffnung: 2014.
Die Fondation Louis Vuitton zeigte Basquiat x Warhol: Painting Four Hands, 5.4.–28.8.2023. Ausgestellt wurden siebzig der insgesamt etwa 160 Bilder, die Jean-Michel Basquiat (1960–1988) und Andy Warhol (1928–1987) zwischen 1984 und 1985 zusammen gemalt hatten. Dazu waren gut ein Duzend Bilder der beiden in weiterer Kooperation mit Francesco Clemente (*1952) sowie von ein paar weiteren New Yorker Künstlern und einiger sehr weniger Künstlerinnen zu sehen. Das gesamte Gebäude war in elf Sektionen unterteilt bespielt. Ich mochte Basquiat vorher schon, vor allem seinen wilden Strich, aber erstmals den Originalen gegenüberstehend bespringt einen regelrecht eine sprühende Energie. Von Warhol haben mir insbesondere seine Zurücknahme und der Respekt in den Bildern und in gelegentlichen Aussagen gegenüber dem viel jüngeren Kollegen gefallen. Deshalb hier in aller Ausführlichkeit.
Jean-Michel Basquiat and Andy Warhol: Arm and Hammer II. Acrylic, silkscreen ink and oilstick on canvas, 1984–85. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat and Warhol: Sharp Teeth. Acrylic, silkscreen ink and oilstick on canvas, 1984–85. Private collection.
Basquiat, Warhol: Lobster. Acrylic, oilstick and silkscreen on canvas, 1984–85. Private collection, courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Lobster (White). Acrylic, oilstick and silkscreen on canvas, 1984–85. Private collection, courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Links | Left: Basquiat: Untitled (Andy Warhol with Barbells). Acrylic and oilstick on canvas, ca. 1984. Private collection.
Rechts | Right: Warhol: Jean-Michel Basquiat. Acrylic and silkscreen ink on linen, 1984. The Andy Warhol Museum, Pittsburgh; Foundation Collection.
Ebd., links | left.
Basquiat: Untitled. Oilstick on paper, 1984. Private collection, London.
Warhol: Self-Portrait with Jean-Michel Basquiat. Polaroid, October 4, 1982. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat: Dos Cabezas. Acrylic and oilstick on canvas with wood supports, 1982. Private collection, courtesy Gagosian.
Basquiat: Foto (Jean-Michel Basquiat being photographed by Andy Warhol). Mixed media on paper, 1983. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat: Brown Spots (Portrait of Andy Warhol as a banana). Acrylic and oilstick on canvas, 1984. Private collection, courtesy Galerie Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente and Andy Warhol: Alba‘s Breakfast. Mixed media on paper mounted on canvas, 1984. Galerie Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Clemente, Warhol: Tre Amici. Detail, coloured pencils on paper mounted on canvas and silkscreen ink on paper mounted on canvas, 1984. Disaphol Chansiri.
Basquiat, Clemente, Warhol: Pole Star. First panel: acrylic and collage on metal, 1984. Courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Clemente, Warhol: Premonition. Oilstick, acrylic and silkscreen ink on canvas, 1984. Hubert Burda Foundation.
Basquiat, Clemente, Warhol: Casa del Popolo. Acrylic, silkscreen ink and oilstick on canvas, 1984. Private collection.
Basquiat, Clemente, Warhol: Pimple Head. Mixed media on canvas, 1984. Private collection, courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Perishable. Acrylic and silkscree ink on canvas, 1984. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: 1/2 Keep Frozen. Detail, acrylic and silkscreen ink on canvas, 1984–85. Private collection, courtesy Nahmad Contemporary, New York.
Basquiat, Warhol: Untitled (50 Dentures). Acrylic and silkscreen ink on canvas, 1984–85. Collection Nicola Erni.
Basquiat, Warhol: China. Acrylic and oilstick on canvas, 1984. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Olympic Rings. Detail, acrylic and silkscreen ink on canvas, 1985. Collection Éditions Enrico Navarra.
Basquiat, Warhol: China Paramount. Acrylic, oilstick and silkscreen ink on canvas, 1984. Collection Nick Rhodes.
Basquiat, Warhol: African Masks. Detail, acrylic and silkscreen ink on canvas, ca. 1984. Private collection.
Basquiat, Warhol: Untitled (Two Dogs). Acrylic and silkscreen ink on canvas, 1984. Private collection.
Basquiat, Warhol: Dogs. Acrylic and oilstick on canvas, 1984. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Cabbage. Acrylic and oilstick on canvas, 1984–85. Private collection, courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Highest Crossing. Acrylic on canvas, 1984. Private collection, courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Stoves. Acrylic and oilstick on canvas, 1984. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat: 45 Plates. Detail, Marker on ceramic, 1983–86.
Hier | Here: Robert Rauschenberg, Alfred Hitchcock, Cezanne, Louise Nevelson, Max Ernst and Henry Ford.
Ebd.
Hier | Here: Picasso, Frank Stella, Henri Matisse, Jasper Johns, Cy Twombly, Fab 5 Freddy.
Jean-Michel Basquiat and Keith Haring: Untitled. Ink and gold spray paint on paper, 1981. Keith Haring Foundation.
Guerrilla Girls Review the Whitney. 1987. Courtesy the Guerrilla Girls.
Keith Haring and LA II: Untitled (Female Bust). Ink and Day-Glo acrylic paint on fiberglass, 1983. Collection Larry Warsh.
Dean Chamberlain: Keith Haring, Nick Rhodes & Simon Le Bon on the Set Haring Painted for Arcadia‘s Appearance on MTV. Colour print, 1985. Collection Nick Rhodes.
Basquiat, Warhol: Op Op. Acrylic, silkscreen ink and oilstick on canvas, 1984–85. Collection Bischofberger, Männedorf-Zurich, Switzerland.
Basquiat, Warhol: Collaboration. Acrylic and oilstick on linen, 1984–85. The Andy Warhol Museum, Pittsburgh; Foundation Collection.
Basquiat, Warhol: Collaboration (Pontiac) No. 5. Detail, acrylic on canvas, 1984. Fundación Almine y Bernard Ruiz-Picasso para el Arte.
Basquiat: Gravestone. Acrylic and oil on wood panel, 1987. Private collection, courtesy Galerie Enrico Navarra.
Sorry, dass ich das Foto verschliert habe.
Katharina Grosse: Canyon. Detail, 14,5x5,7x9m, 3,7 tonnes, acrylic on aluminium, 2022.
Ebd., Detail.
Ebd., Detail.
Djan Silveberg: Téménos (τέμενος). Installation, building, technical and administrative equipment, furniture, staff, art production, visitors, 2022.
Google klärt Temenos auf als einen „abgegrenzten heiligen [Tempel]bezirk im altgriechischen Kult“. Online finde ich nichts in Verbindung zur Fondation, dafür aber ein paar ähnliche Bildtafeln auf Silvebergs Instagram, etwa von 2021 in Straßburg – ob er diese Tafeln heimlich als Interventionen anbringt?
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Der Palais de Tokyo hatte geschlossen. Im benachbarten Musée d‘Art Moderne de la Ville de Paris (MAM) liefen nur die Sammlungsausstellungen, Sonderausstellungen öffnen erst wieder nach der Sommerpause.
Alfred Janniot. Detail.
Marcel Gaumont.
Kate Newby (*1979): The Edge of the Earth. Bricks, mortar, 2022.
Doch auch die Dauerausstellungen des MAM haben einiges zu bieten. Zunächst den „Salle Matisse“ mit seinen „Tänzen“ in der 2017 renovierten Galerie:
Henri Matisse (1869–1954): La Danse inachevée | The Unfinished Dance. Huile et fusain sur toile | Oil and charcoal on canvas, 1931. Achat Succession Pierre Matisse, 1993.
Ebd., Detail.
Henri Matisse: La Danse | The Dance. Huile sur toile | Oil on canvas, 1931–33. Achat à l‘artiste, 1936 sur le fonds d‘acquisition de l‘Exposition international de 1937.
Ebd. wurde die erste Version dieser Arbeit in der Barnes Foundation, Philadelphia unter Aufsicht von Matisse installiert, Foto aus Schaukasten.
Dann ging es zu den Schenkungen von Zao Wou-Ki 赵无极 (1920 oder 1921 in Beijing –2013 in Nyon). Zao zog 1947 nach Paris, wo er bis 2011 lebte, seit 1983 werden seine Arbeiten auch in China ausgestellt.
Zao Wou-Ki: I. Eau-forte | Etching, 1963. Achat en 1964.
Ebd.: I, 63. Eau-forte | Etching, 1963. Achat en 1964.
Ebd.: Six janvier 1968. Huile sur toile | Oil on canvas, 1968. Achat en 1971.
Ebd.: 01.10.73. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1973. Don de Mme Françoise Marquet-Zao en 2022.
Und nun in einem Sprint durch die hier präsentierte Moderne:
Otto Freundlich (1878–1943): Composition. Huile sur toile | Oil on canvas, 1911. Achat en 2014.
Bart van der Leck (1876–1958): Au marché. Huile sur toile | Oil on canvas, 1913. Achat en 1991.
Auguste Herbin (1992–1960): Route muletière et maison à Céret. Huile sur toile | Oil on canvas, 1913. Donation Henry-Thomas en 1976.
Pablo Curatella Manes (1891–1962): Le Guitariste. Bronze, 1921. Achat en 1962.
Francis Gruber (1912–1948): Les Malheurs de l‘amour. Huile sur toile | Oil on canvas, 1937. Don de M. François-Gérard Seligman en souvenir de Jacques Lassaigne en 2008.
Wenn schon keine Malerinnen ausgestellt werden, gibt es von mir wenigstens Frauenfiguren – obwohl sie namenlos und nur als Frauen „mit blauen Augen“, mit „rotem Hut“ benannt sind … oder schlicht als „Nackte“.
Amedeo Modigliani (1884–1920): Femme aux yeux bleus. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1918. Legs du Docteur Maurice Girardin en 1953.
Kees Van Dongen (1877–1968): Femme au chapeau rouge. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1925. Donation de Mme Mathilde Amos en 1955.
Léonard Foujita (1886–1968): Nu chouché à la toile de Jouy. Huile, encre, fusain et crayon sur toile | Oil, ink, charcoal and pencil on canvas, 1922. Don de l‘artiste en 1961.
Ebd., Detail.
Gaston Lachaise (1882–1935): Floating Woman. Bronze, 1927 (fonte de 2015 | found 2015). Modern Art Foundry, New York, don de la Fondation Lachaise en 2019.
Jean Hélion (1904–1987): Figure bleue. Huile sur toile | Oil on canvas, 1935–36. Don de la Joseph Cantor Foundation, Indianapolis, en 1984.
In der Art Deco-Sektion sah ich dieses Zigarettenetui, das ich zu gern mein eigen nennen würde:
Paul Emile Brandt (1883–1952): Porte-cigarettes. Argent, or et laque | Silver, gold and lacquer, ca. 1937. Achat à l‘artiste en 1937.
An aktuelle(re)n Anschaffungen sind neben anderen folgende ausgestellt:
Marie Bourget (1952–2016): Reflet (Deuxième état). Encre sur calque | Ink on tracing paper, 1985. Don de Yves Bourget en 2021.
Pierre Weiss (*1950): panic room. #1, #2, #3, #4, #5. Aluminium, vernis, bois chêne, peinture acrylique | Aluminium, varnish, oak wood, acrylic paint, 1992–2022. Courtesy de l‘artiste et de la Galerie Valeria Cetraro.
Ebd., Detail.
Hubert Kiecol (*1950): Bundesbank. Detail, Béton | Concrete, 2010. Collection de l‘artiste.
Helmut Federle (*1944): Bird Migration at Azusa-Gawa River in Winter. Acrylique sur toile | Acrylic on canvas, 2022. Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder.
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Das Jeu de Paume, die Galerie nationale du Jeu de Paume, zeigt Frank Horvat: Paris, the World, Fashion, 26.6.–17.9.2023.
Prostitutes in a Police Car, Paris, for „Réalités“. Tirage argentique moderne | Modern silver-plate print, 1956.
Chilrden Boxing, Lambeth, London, England. 1955. Tirage argentique moderne par Guillaume Geneste | Modern silver-plate print by Guillaume Geneste, 2023.
The Lido, Paris. 1956. Tirage argentique moderne par Hervé Hudry | Modern silver-plate print by Hervé Hudry, 2002.
Place de la Concorde, Paris, for „Jardin des Modes“. Tirage lambda moderne | Modern lambda print, 1958.
Ebd., Detail.
Judy Dent, for „Elegance“. Tirage argentique d‘époque | Vintage silver-plate print, 1962.
Woman and Shadow, New York, USA, for „Harper‘s Bazaar“. 1961. Tirage argentique moderne par Hervé Hudry | Modern silver-plate print by Hervé Hudry, 2004.
Carol Lobravico at the Café de Flore, Paris, French Haute Couture, for „Harper‘s Bazaar“. 1962. Tirage argentique moderne par Hervé Hudry | Modern silver-plate print by Hervé Hudry, 2004.
Iris Bianchi and Marie-Louise Bousquet, journalist, French Haute Couture, Paris, for „Harper‘s Bazaar“. 1962. Tirage argentique moderne par Guillaume Geneste | Modern silver-plate print by Guillaume Geneste, 2023.
Television Studio with the Television Building in the Background, Cairo, Egypt. Tirage argentique d‘époque par Jules Steinmetz | Vintage silver-plate print by Jules Steinmetz, 1962.
Soirée, Tokyo, Japan. Tirage argentique d‘époque par Jules Steinmetz | Vintage silver-plate print by Jules Steinmetz, 1963.
Und was für eine simple wie grandiose Idee, Einblick in die Schließfächer zu gewähren:
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Direkt am anderen Eck des Parks kann man sich im Musée de l‘Orangerie Monets Wasserlilien ansehen, gemalt zwischen 1920–22, installiert 1927, die „Nymphéas“:
Henri Manuel (attributed): Claude Monet in the Studio of the „Grand Decorations“. Giverny, ca. 1920–22. Gift of M. Alfred Weil. Foto aus einem Schaukasten.
In den Kellergewölben der Orangerie mehr Moderne:
Amedeo Modigliani (1884–1920): Femme au ruban de velours. Huile sur papier collé sur carton | Oil on paper mounted on cardboard, ca. 1915.
Henri Matisse (1969–1954): Femmes au canapé ou Le Divan. Huile sur toile | Oil on canvas, 1921.
Henri Rousseau (1844–1910): La noce. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1905. Salons des Indépendants de 1905 et 1911.
Pierre-Auguste Renoir (1841–1919): Jeunes filles au piano. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1892.
Marie Laurencin (1883–1956): Les Biches. Huile sur toile | Oil on canvas, 1923.
André Derain (1880–1954): Arlequin et Pierrot. Huile sur toile | Oil on canvas, 1924.
Maurice Utrillo (1883–1955): La Maison Bernot. Huile sur toile | Oil on canvas, 1924.
Ebd., Detail.
Pablo Picasso (1881–1973): Femme au tambourin. Huile sur toile | Oil on canvas, 1925.
Chaïm Soutine (1893–1943): La Jeune Anglaise. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1934.
Ders.: Paysage. Huile sur toile | Oil on canvas, ca. 1922–23.
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Zwischen den Parks Jardin de Tuilerier (dort: Jeu de Pleume und Orangerie) und Jardins des Champs-Élysées liegt der Place de la Concorde, der Platz der Eintracht. In seiner Mitte und in der Sichtachse vom Louvre zum Arc de Triomphe thront der 23,5m hohe Obélisque de Louxor, der Obelisk von Luxor, einem Geschenk von Ägyptens Vizekönig Muhammad Ali Pascha an Frankreichs König Louis Philippe I., aufgestellt 1836. Auf der Säule kann der komplizierte Transport nachvollzogen werden, auf einer technischen Infografik und wie das Obeliskenmützchen in Gold.
Unweit erinnert eine Steinplatte an den Platz der Revolution 1792–95 mit den Enthauptungen von Louis XVI. am 21.1.1793 und Marie-Antoinettes am 16.10.1793.
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In der Lektüre von Frank Maier-Solks „Green Fields“ (s. u. in der Sommerlektüre) stieß ich auf den Garten des Friedens (Fountain de la Paix oder Japanischer Garten, Jardin Japonais) im UNESCO-Hauptquartier, Bauzeit: 1956–58, von Isamu Noguchi, Adresse: 7 Pl. de Fontenoy, 75007 Paris.
Auf der UNESCO-Seite fand ich nicht die Möglichkeit, nur den Garten besichtigen zu können, vielleicht muss man eine gesamte Tour buchen. Deshalb ging ich einfach vorbei und … stieß auf ein verwaistes Gelände. Immerhin aber mit einem Zaun, durch den man blicken und knipsen kann. Hier eine Beschreibung zum Garten von 1958, s. S. 32–34.
Dani Karavan: Square de la Tolérance en Hommage à Yitzhak Rabin. Don de l‘artiste et de l‘Etat d‘Israël, 1996.
Text in neun Sprachen, darunter: „Since wars begin in the minds of men, it is in the minds of men that the defenses of peace must be constructed.“, „战争起源于人之思想,故务需于人之思想中筑起保卫和屏障。“, „Constitution of the UNESCO“. Etwas dubios ist hier, dass die chinesische Version nicht wie die englische von einer „Verteidigung des Friedens“ spricht, sondern davon, dass „Schutz und Abschirmung errichtet werden“ müssten.
Finde den Eiffelturm.
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In das Musée du Quai Branly, Adresse: 37 Quai Jacques Chirac, 75007 Paris, wollte ich nicht hinein, aber das Gebäude aus Glas, bedeckt mit Pflanzen und Bäumen, sah online umwerfend aus. Also bin ich vorne in den Garten, durch den Park, am Gebäude vorbei, hinten wieder raus – kann ich eine falsche Seite erwischt haben oder war es irgendwann einmal faszinierend? Ich konnte mich leider nicht begeistern.
Auf dem Weg von hier nach dort findet man sich stets gern an der Seine wieder, zum Beispiel im Musée de la Sculpture en plein air, Adresse: 11 Bis Quai Saint-Bernard, 75005 Paris.
Jean Robert Ipoustéguy (1920–2006): L‘homme aux semelles devant [Der Mann mit den Sohlen vorne]. 1984. Hommage à Arthur Rimbaud (1854–91).
Ders.: Hydrorrhage. Bronze, 1975.
Ebd., andere Seite.
Antoine Poncet (1928–2022): Ochicagogo. Bronze, 1979.
Erwin Patkai (1937–85): Béton armé. Sculpture, 1973.
Auf der Suche nach ein wenig Gegenwart wurde das Musée Rodin von der Liste gestrichen.
Brückenpfeiler in der Form eines Raumschiffes mit Mutter und Kind als Spitze.
Allgemein schien die Stadt in Sommerflucht. Die Gegenwartskunst kam einem immerhin in Schnipseln und Stanzeln unter die Linse. Die Kunstviertel aber hatten geschlossen.
Geschlossen hatte der Startup-Campus mit Popup-Stores Station F, Adresse: La Halle Freyssinet, 5 Parv. Alan Turing, 75013 Paris.
Ebd., Food Market.
Ebenfalls geschlossen waren die Galerien in der benachbarten Rue Louise Weiss sowie das gesamte nördöstlich gelegene Kulturzentrum in der ehemaligen staatlichen Leichenhalle namens Le Centquatre, Adresse: 5 rue Curial, 75019 Paris – nächstes Mal. Als weitere Galerienviertel in der Stadt könne man, vermutlich außerhalb der Ferienzeit, ins Frac île-de-France, Adresse: 22 Rue des Alouettes, 75019 Paris, und Umgebung, sowie in das beim Centre Pompidou gelegene Areal Le Marais.
Die Fahrstuhlröhre am Centre Pompidou sollte man im Sommer wegen Überhitzung allerdings besser meiden. Eine tolle Aussicht hat man natürlich trotzdem.
Hier in der Nachbarschaft vom Pompidou.
Auch das nördlich gelegene Repair Café La REcyclerie, Adresse: 83 Bd. Ornano, 75018 Paris, wurde auf Sparflamme betrieben (vielen Dank für den Tipp an Andi).
Wenn man möchte, so findet man in den Gerüstkonstruktionen am Notre-Dame Gegenwartskunst. Gut gemacht sind dort auch die Infografiken, die einen durch den Wiederaufbau führen. Lass es dir gut ergehen, du wunderbares Gebäude.
Weiter durch die Gegend …
Finde die Touristen.
Finde den zweiten Eiffelturm in diesem Blogpost.
Entlang der Seine sieht man die eine oder andere Brücke mit den von mir sehr geliebten Groteskköpfen.
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Was ein wundersam verwinkelter Durchgang, dachte ich, schoss dieses Bild und schlüpfte hinein. Aber, ach, ich falle immer wieder auf Eckchen dieser Art herein. Letztens erzählte mir jemand, dass nur Rüden ihr Revier markierten – als könnten Männer nichts dafür, es sei halt ihr Trieb? Google meint dazu, dass auch Hündinnen gelegentlich mitmachten, vor und während der Brunst und vor allem, wenn ein annehmbarer Rüpel in der Nähe weile. Man kann es sich also abgewöhnen. Werte Herren allerorts: Bitte zivilisiert euch endlich. Oder sollte man doch damit anfangen, Fotos von euch zu machen? An der Seine findet ihr in Abständen von einer halben Flasche Bier diese Auffänger:
Derweil in:
Berlin
Pride Parade vor der Neuen Nationalgalerie, 22.7.2023.
Isa Genzken: Rose IV. 8,25m, 646kg, Aluminium, 2016, aktualisiert | updated 2023.
Die Neue Nationalgalerie zeigt Isa Genzken: 75/75, 13.7.–27.11.2023. Anlässlich Genzkens 75. Geburtstag werden 75 ihrer Skulpturen aus allen ihren bisherigen Schaffensphasen ausgestellt. Die Show ist sehr zu empfehlen.
Ausstellungsansicht, Detail.
Weltempfänger. 160x215x40cm, concrete, steel, 1988–89. Private collection, London.
Data. 35x40x60cm, plaster, jute, wire, wood, 1984. Thomas Borgmann, Berlin.
Mein Gehirn. 24x20x18cm, plaster, metal, paint, 1984. Collection Daniel Buchholz and Christopher Müller, Cologne.
Institut. 68x27x14cm, plaster, paint, 1985. Städtische Galerie im Lenbachhaus and Kunstbau Munich.
Wega. 99x45x25cm, plaster, paint. Städtische Galerie im Lenbachhaus and Kunstbau Munich.
Untitled. Detail, 337x360x300cm, installation consisting of 7 parts (4 towers, 3 columns), mirror foil, glass, plastic flower, cigarette, tin foil, spray paint, plaster, acrylic, woven polypropylene, medication instructions, coloured tape, photographs, plastic bag, metal clips, magazine covers, newspaper, aluminium, paper, 2015. Courtesy Galerie Buchholz.
Im Vordergrund | In the front: Office Lighting. 174x310x75cm, fabric, metal, plastic, MDF, acrylic, tape, spray paint, polystyrene, colour print on paper, 2008. Courtesy Galerie Buchholz.
New Building for Berlin. 225x60x45cm, glass, epoxy resin, wood, 2005. Private collection, London.
Fenster. 540x300x100cm, epoxy resin, steel, 1992. Thomas Borgmann, Berlin.
Ebd., Detail.
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Im Kupferstichkabinett läuft World Framed: Zeitgenössische Zeichenkunst der Sammlung Schering Stiftung, 7.7.–8.10.2023.
Morgan O‘Hara (*1941): Movement of the Hands of Flutist Roy Amotz Performing at the Kupferstichkabinett, Berlin, 13 September 2017. Aus der Serie | From the series: Live Transmissions. 3-teilig, Bleistift auf Papier | 3 parts, pencil on paper, 2017. 2018 erworben von der Künstlerin | 2018 acquired from the artist.
Jorinde Voigt (*1977): Deklination II (26 Standpunkte), Rotation doppelter akustischer Impuls[e] (N, O, S, W; horizontale Distanz, vertikale Distanz, Volume in %, Dauer in Sek., Loop, Rotationsrichtung, Rotationsgeschwindigkeit | Declination II (26 Positions), Rotation Double Acoustic Impulse (N, O, S, W; Horizontal Distance, Vertical Distance, Volume in %, Duration in Sec., Loop, Rotation Direction, Rotation Speed). Detail, Bleistift und Tinte auf Papier | Pencil and ink on paper, 2008. 2008 erworben im deutschen Kunsthandel | 2008 acquired on the German art market (Galerie Fahnemann, Berlin).
N. Dash (*1980): Aus der Serie | From the series: Commuter. Faltungen, Acryl auf Papier | Folds, acrylic on paper, 2021. 2022 erworben im deutschen Kunsthandel | 2022 acquired on the German art market (Galerie Mehdi Chouakri, Berlin).
Tom Chamberlain (*1973): Untitled. Nadelstiche in Papier | Pinpricks on paper, 2008. 2011 erworben im deutschen Kunsthandel | 2022 acquired on the German art market (Galerie Aurel Scheibler, Berlin).
Fiene Scharp (*1984): Untitled. Weiße Haare, Tinte, Klebeband auf grauem Papier | White hair, ink, tape on gray paper, 2013. 2014 erworben im deutschen Kunsthandel | 2022 acquired on the German art market (401 Contemporary, Berlin).
Sophie Tottie (*1964): Written Language (line drawings) XI. Pigmenttinte auf Papier | Pigment ink on paper, 2009. 2013 erworben im deutschen Kunsthandel | 2022 acquired on the German art market (Galerie Andrae Kaufmann, Berlin).
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Frontviews zeigte Garden of Delete: Inflections, 7.7.–19.8.2023, im Haunt mit Kate Albrecht Fulton, Alice Dittmar, Delia Jürgens, Leon Manoloudakis, Marie Rief, Qiu Shihua und Dimitris Tampakis.
Qiu Shihua: Untitled. 30,5x23cm, watercolour and oil on paper, 2019.
Alice Dittmar: Shadowplay_screens I<>II. 185x95cm, ballpoint pen on photography, mounted on alu-dibond, 2021–22.
Dimitris Tampakis: Your CEO Is Probably a Psychopath. 340x10cm, aluminium, 2021.
Ebd., Frontperspektive.
N. K. Jain: Berlin Melodie. Wandgemälde im Innenhof des Haunt, beauftragt vom Bezirksamt Tiergarten, 1978.
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Die Weißensee Kunsthochschule Berlin öffnete die Türen für ihren alljährlichen Rundgang, 22.–23.7.2023. Wir hörten uns den Vortrag von Wolfgang Ullrich an: Der Streit um die Autonomie der Kunst (hier vom 11.1.2023 an der Uni Köln). „Ich bin Kunstkritiker, nicht -produzent“, sagte er und stellte seine aktuelle Arbeitshypothese vor, das (gegenwärtige) Kunstverständnis in die zwei unterschiedlichen Typen von autonomer Kunst und postautonomer oder auch aktivistischer Kunst zu gruppieren.
Unabhängigkeit und Kunstfreiheit seien das Ideal seit der westlichen Moderne, ihr Sinn speise sich aus der Differenz von Werk und Publikum, dem damit eine Chance auf Veränderung, Kritik und Sensibilisierung vermittelt werde. Das Thema autonomer Kunst sei die Therapie, die Beschäftigung mit einem Kunstwerk werde zur Auseinandersetzung mit sich selbst, möglicherweise zu einem Bekehrungserlebnis. Hier herrsche eine klare Trennung zwischen Sender und Empfänger (Beispiel: Joseph Beuys). Diesem eher hermetischen und konfrontativ bis einschüchternden Ansatz entgegen fordere die postautonome Kunst aufgrund der aktuellen Weltlage eine klare Haltung. Ihr Thema sei die Identifikation. Hier gehe es um die Bestätigung zwischen Sender und Empfänger, dass man auf derselben Seite stehe, kooperiere. Man interagiere nicht, sondern repräsentiere, man unterwerfe nicht, sondern verstehe sich in Komplizenschaft (Beispiele: Zentrum für politische Schönheit, Tools for Action). Es gehe um Empowerment, anstatt „Du musst dein Leben ändern“ heiße es „Du lebst richtig, erfährst Unterstützung, um es leben zu können“. Anstelle der Verheißung von Erfahrung werden Augenhöhe geschätzt, ein Safe Space geschaffen, Inklusivität, die nicht ausschließen will. Das Konfliktpotential mit Institutionen, das Rechtsgut der Kunstfreiheit, die Mitbespielung des Marktes durch die Demokratisierung der Kunst, die Fragen um Cancel Culture, Propaganda, Kollektivität, Aktivismus je nach Sozialisierung, nach privilegierten Sonderrechten, unterschiedlicher Milieuzugehörigkeit führten zu einer Auseinandersetzung und Debatte um Positionen in der Gesellschaft. So richte sich die Störung von Kunstwerken in Museen der Letzten Generation – die Zukunft werde entscheiden, ob ihr Aktivismus als Kunstaktionen verstanden werde – gegen die ungestörte Rezeption von eben jenen Kunstwerken, gegen die therapeutische Kontemplation. Der Dialog zur Besserung solle gestört werden, weil das unschuldige Auge nicht mehr möglich sei. Vorher erschienen Frieden, Wohlstand, Freiheit möglich, die Motivation sei vorhanden gewesen, jetzt heiße es, Kräfte zu sammeln.
Aktuell befänden wir uns zwischen beiden Phänomenen. Dass Ullrich die beiden Typen nicht als dualistisches Entweder-oder sieht, sondern als Versuch einer neuen Begriffsbestimmung, nicht schematisch, sondern in Nuancen, muss er in der abschließenden Fragerunde erneut klarstellen. Natürlich habe es auch vorher partizipative Formate gegeben, aber die Grenzziehung zwischen der Kunstwelt und den anderen, den Profis und Amateuren, sei aufgeweicht.
Mehr dazu in Wolfgang Ullrich (2022): Die Kunst nach dem Ende ihrer Autonomie. Berlin: Wagenbach.
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Ohne sich zeitlich festlegen und einen Supersparpreis ergattern zu müssen, kann man anstatt mit dem ICE von Hamburg nach Berlin in 1:45 Stunden auch gut in insgesamt vier Stunden mit dem Regionalzug etwa über Schwerin fahren. Leider steckt das Staatliche Museum Schwerin bis voraussichtlich Herbst 2024 in Umbaumaßnahmen, aber der Burggarten beim Schloss ist sehr schön.
Schweriner Schloss.
Hamburg
Der Kottwitzkeller von Wolfgang Scholz und Dieter Tretow in der Kottwitzstraße 10 nahe Hoheluftbrücke in Eimsbüttel fand erstmals 1996 statt. Die jährlichen Ausstellungen wuchsen im Laufe der Zeit aus den Kellerräumen heraus zu einem Kunstfest in die gesamte Straße hinein, in die anliegenden Keller, Hinterhöfe und Wohnungen. Dem ersten Thema „Licht“ folgte nun das letzte: „Licht aus“, 26.–27.8.2023.
O. A.
O. A.
Vor diesem Guckloch wurde ein Licht aktiviert, wenn man sich in der dafür richtigen Position befand.
Ebd., Detail, Text: „Der Sinn des Lebens besteht einzig und allein in der Tatsache, dass es …“
O. A., Text: „Der graue Mann“.
O. A., Text: „Schlemiel“.
Das Wort musste ich googeln, es ist jiddisch für einen Pechvogel oder Narren.
Gipsabdruck von Michael Dankers: Mißbrauchte Landschaft.
Koffer von Wolfgang Scholz, der im gesamten Gewölbe sieben Koffer mit Erinnerungen und/oder neuen Zusammenstellungen aufgestellte.
Text an der Wand rechts, O. A.: „Keine Macht für niemand“.
Luise Czerwonatis: „…, die Maschine steht still.“
Oliver Kunst: Wort im Dunkeln. Audioinstallation, Text: „Tatort V / III“.
Ulla Penselin: Der KottwitzKeller hatte viele Gesichter.
Bei dem schwarzen Ensemble handelt es sich um den Grundriss und damit Lageplan des Kellers.
Tanja Soler Zang: Kontakt. Detail, Raum-Klang-Installation.
Ebd., Detail.
O. A.
Selbst China war präsent, auf diesem Schild und mit dem Text: „Dass das weiche Wasser in Bewegung / Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. / Du verstehst, das Harte unterliegt. // Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King, auf dem Weg des Laotse in die Emigration / Bertolt Brecht“.
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Anlässlich all des Trubels um die Köhlbrandbrücke (s. jüngst etwa die Hamburg-Ausgabe der Zeit, Nr. 37) machte ich Anfang August eine kleine Fahrradtour zur 1974 fertiggestellten sogenannten Schrägseilkonstruktion des Architekten Egon Jux.
Wikipedia erklärt, der Brückenzug soll ingesamt 3618m lang sein – mit der östlichen Rampe von 2050m, 520m Elbüberquerung und 1048m westlicher Rampe. Als „lichte Höhe“ wird das Maß vom Untergrund bis zur Unterkante eines Tragwerks bezeichnet: hier 53m bei mittlerem Wasserstand; spannender finde ich die Höhe der beiden Pylone: knapp hundert Meter (135m inklusive der 37m hohen Stahlbetonpfeiler).
Mit der Fähre kommt man direkt von der Ost- auf die Westseite über den Köhlbrand, von Neuhof nach Waltershof. Nächstes Jahr muss ich unbedingt an der Fahrradsternfahrt teilnehmen, bei der in Hamburg eine Route über die Brücke führt.
Lübeck
Eine Reise nach Lübeck lohnt sich neben dem Streunern durch die mittelalterlichen Gänge der Altstadt immer wieder.
Vom Museum Behnhaus Drägerhaus läuft in der Kunsthalle St. Annen Mehr Licht: Die Befreiung der Natur, 12.7.–15.10.2023.
Andreas Aschenbach (1815–1910): Wasserstudie, Travemünde | Water Study, Travemünde. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1835. Privatsammlung | Private collection.
Eduard Wilhelm Pose (1812–78, zugeschrieben | attributed): Waldbach | Forest Stream. Öl auf Leinwand auf Holz | Oil on canvas on wood, 1831. Privatsammlung | Private collection.
Christian Friedrich Gille (1805–99): Waldstudie | Forest Study. Öl auf Papier auf Karton | Oil on paper on cardboard, ca. 1840. Privatsammlung | Private collection.
Rosa Bonheur (1822–99): Landschaft im Nebel | Landscape in the Fog. Öl auf Papier auf Karton | Oil on paper on cardboard, undatiert | undated. Privatsammlung | Private collection.
Maximilian Hauschild (1810–95): Blick aus dem Fenster mit Weinreben | View from the Window with Grapevines. Öl auf Papier | Oil on paper, undatiert | undated. Fondation Custodia, Collection Frits Lugt, Paris.
Arnold Böcklin (1827–1901): Sonnenbeschienene, von Vegetation überwucherte Felswand in den Aequerbergen östlich von Rom | Sunlit Rock Face Overgrown with Vegetation in the Aequera Mountains East of Rome. Öl auf Leinwand, doubliert | Oil on canvas, doubled, ca. 1850. Privatsammlung | Private collection.
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Und wenn man mit Kindern unterwegs ist, kommt man seit Ewigkeiten einmal wieder in einen Zirkus. Roncalli gastierte im August in Lübeck neben dem Holstentor.
Sommerlektüre
Katy Hessel (2022): The Story of Art without Men: Große Künstlerinnen und ihre Werke. Übs.: Marlene Fleißig, Astrid Gravert, Gabriele Würdinger und Maria Zettner. München: Piper.
Im Format von und in Anlehnung an Gombrichs „Die Geschichte der Kunst“ (The Story of Art), der „Bibel“, dem „Standardwerk“ der Kunsthistorik, erstmals 1950, bis 1996 in 16. Auflage erschienen, bricht Hessel in ihrer Parallelgeschichte „ohne Männer“ die westliche männliche Kunstgeschichtserzählung auf. In Gombrichs Kanon käme nur eine einzige Frau vor – ich habe sie auf die Schnelle nicht gefunden –, bei Hessel treten Männer nur am Rande und meist unrühmlich auf. Es handelt sich nicht um eine Abrechnung, sondern veranschaulicht, dass Frauen immer schon, allen Widerständen zum Trotz künstlerisch tätig waren. Gut, Gombrich beginnt in der Urzeit, Hessel um 1500, und auch wenn Hessel versucht, die nicht-westliche Welt miteinzubeziehen, so bleibt auch sie vermehrt in diesem Kosmos.
Doch gibt es großartige Persönlichkeiten zu entdecken, bekannte und noch viele, viele unbekannte, von Maria Sibylla Merian (habe mir gleich ihr Insektenbuch besorgt), Mary Cassatt, Leonor Fini, Gluck, Atsuko Tanaka, Alina Szapocznikow, Doris Salcedo bis Flora Yukhnovich. Interessant finde ich den möglichen Zufall, dass zwei Ausstellungen im Hamburger Bucerius Kunst Forum nach Erscheinen von Hessels Buch von ihr aufgenommene Exponate zu deren Titelbildern machten, das von Gabriele Münter (S. 133) und das von Lee Miller (S. 212).
Hugh Eakin (2022): Picasso‘s War: How Modern Art Came to America. New York: Crown.
Auf dieses Buch stieß ich durch eine Podcastfolge von Dialogues, in der Helen Molesworth anlässlich des 50. Jahrestages von Picassos Tod (8.4.1973) mit Hugh Eakin spricht, vom 12.4.2023, 38 Min., Stand: 5.9.2023. Die Amis sind fabelhaft darin, wissenschaftliche Fakten mit Erzählkunst zu verbinden, so liest sich auch dieser Schinken wie ein Roman (und ist weitaus besser als die Podcastfolge). Anhand einflussreicher und visionärer Kunstmäzen·innen wird der über Jahrzehnte gescheiterte Versuch und endlich erfolgreiche Durchbruch beschrieben, Picasso und die moderne Kunst dem amerikanischen Publikum näherzubringen. Eakin geht dabei nicht zimperlich mit der größtenteils konservativen US-Bevölkerung um, er durchstreift die Zeit von der später als legendär bezeichneten Armory Show 1913 in New York bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Dafür spürt er insbesondere den Lebenswegen von John Quinn (1870–1924), Jeanne Robert Foster (1879–1970), Daniel-Henry Kahnweiler (1884–1979), Paul Rosenberg (1881–1959) und Alfred H. Barr Jr. (1902–81) nach.
Frank Maier-Solk (2023): Green Fields: Skulpturen in natürlichen Räumen | Sculptures in Natural Spaces. Ilmtal-Weinstraße: VDG.
Frank Maier-Solk sieht den offenen Raum im „Green Field“ als Alternative zu Brian O‘Dohertys erstmals 1976 beschriebenem „White Cube“, dem modernen Ausstellungsraum in hermetisch abgeriegelter Sterilität – als neuerliche Platzierung der Kunst an einem bestimmten Ort, der eine eigene, externe Dramaturgie mit sich bringt. Maier-Solk beginnt seine Beschreibung in der westlichen Nachkriegszeit, in der Parks zu den ersten Ausstellungsorten wurden, weil Kriegsschäden dort schneller beseitigt werden konnten. Darüber hinaus aber hätten öffentlich zugängliche Anlagen auch den neuen Werten der Völkerverständigung entsprochen und als Ausdruck für Demokratie und Humanismus gegolten (ab S. 45).
Nach Exkursen über die amerikanische Land Art der 1960er und -70er Jahre werden „Grüne Felder“ in der Stadt dargestellt, etwa die Skulptur Projekte Münster und Entwicklungen auf der documenta, sowie „Grüne Felder“ auf dem Lande, etwa Refugien wie die in Ganslberg bei Landshut oder eigene Anlagen wie die von Niki de Saint Phalle in der Provence. Als neuere Phänomene skizziert Maier-Solk „Anthropozän-Kunst“, „Ökologische Kunst“ und „Revier-Landschaften“ (ab S. 179) sowie die „auffallend große Zahl neuer privater Skulpturenparks“ der letzten Jahre (S. 10) als ein „Natur-Revival“ (S. 13). Er beschreibt den Garten zum einen weiterhin als Sehnsuchtsort und Domestizierung der Natur und zeigt auf, wie das zunehmende Umwelt- und Naturbewusstsein zu einer „zusätzlichen Renaissance einer Kunst unter freiem Himmel geführt“ habe (Klappentext).
Maier-Solk brachte mich auf den Besuch von Isamu Noguchis „Garten des Friedens“ (Fountain de la Paix, Bauzeit: 1956–58) im UNESO-Hauptquartier in Paris (S. 64–66, s. für Bilder oben). Besonders hat mich auch gefreut, dem Engadiner Künstler Not Vital, den ich von Urs Meile aus Beijing kannte, hier zu begegnen (S. 248–52).
David Albahari (2007): Die Ohrfeige (Original: Pijavice). Übs.: Mirjana und Klaus Wittmann. Frankfurt a. M.: Eichborn.
Diesen wunderbaren Roman las ich auf die Empfehlung aus dem Nachruf von Alida Bremer: Zum Tod einer wichtigen serbischen Stimme, in: Fazit, DLF, 31.7.2023, 11:14 Min., Stand: 5.9.2023. Laut Bremer sollte es in diesem Werk von David Albahari (1948–2023) um Zweifel gehen, vor allem um Selbstzweifel der eigenen Wahrnehmung. Wer kann da widerstehen? Hier wird man noch dazu mit einer grandiosen Sprache, mit in Schalk verpackten Weisheiten und skurrilen Wendungen beschenkt.
Der namenlose Ich-Erzähler schreibt aus einem unbenannten Exil, in das er wegen der ihm widerfahrenen und in der serbischen Gesellschaft und Politik immer nur in Nebensätzen angedeuteten Ereignisse fliehen musste. Es geht um einen jüdisch-kabbalistischen Verschwörungsmythos, der auf antisemitische Nationalschergen trifft und Ende der 1990er Jahre im Belgrader Stadtbezirk Zemun spielt. Der Protagonist beobachtet am Ufer der Donau, wie ein junger Mann einer jungen Frau die titelgebende Ohrfeige verpasst. Durch diese Geste wird unser zweifelhafter Held, im Gegensatz zu Albahari kein Jude, in den Strudel der Vertreibung der jugoslawischen Juden und Jüdinnen gezogen. In seinem Bann begibt er sich auf die Suche nach Antworten, auf die er kaum die Fragen kennt. Bald sieht er in allem möglichen „einen Köder, der mich noch tiefer in eine Geschichte hineinziehen sollte, die ich im Grunde selbst konstruiert hatte“ (S. 304). Die fehlenden Absätze und der häufige Konjunktiv unterstreichen die Gemengelage zwischen Wahn und Wirklichkeit, Paranoia und echter Gefahr.
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Das Hamburger Bismarck-Denkmal im auf die Landungsbrücken zugehenden Alten Elbpark ist mit Sockel 34,3 Meter hoch und steht dazu noch auf einem Hügel, dem letzten der nicht egalisierten 22 ehemaligen Bastionen der Wallanlagen. Die umstehenden Bäume werden es auch in weiteren hundert Jahren nicht bis dorthinauf schaffen, selbst im belaubten Sommer thront Bismarcks Kopf stets über diesem Teil der Stadt. Park und Denkmal stehen unter Denkmalschutz, Bismarcks seit 1960. Das Denkmal des Bildhauers Hugo Lederer setzte die Hamburger Kaufmannschaft dem ersten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–98) nach seinem Tod 1906 aus Dankbarkeit für dessen Kolonialpolitik, durch die sie noch einmal reicher wurde. Aufgrund der Handelsinteressen besonders aus Hamburg und Bremen lud Bismarck 1884–85 zur Westafrika-Konferenz in Berlin ein und begründete damit die deutschen Kolonien. Die militärische Macht oblag seit der Reichsgründung 1871 dem ersten Deutschen Kaiser Wilhelm I. (1797–1888). Der nicht minder militärisch wirkende, auf sein enormes, zehn Meter langes Schwert gestützte Bismarck soll aber eher die Figur eines Roland und also die Stadtrechte symbolisieren – in diesem Fall das Recht auf Reichtum durch Ausbeutung. Granit-Bismarck kehrt der Stadt, manche sagen Berlin den Rücken und blickt die Elbe stromabwärts über Altona hinweg starr gen Westen.
Im Sommer 2022 wurde in einer offenen und anonymen Ausschreibung dem jahrelangen Ruf nach einer kritischen Auseinandersetzung begegnet. Knapp achtzig Entwürfe für künstlerische und/oder architektonische Interventionen trafen ein, acht von ihnen wurden in die zweite Phase geladen und schließlich im Juli 2023 alle abgelehnt. Die Empfehlung der Jury an die Stadt bleibt leider schwammig und betrifft mehr Vermittlung des politischen Wirkens von Bismarck und Aufnahme der aktuellen gesellschaftlichen Debatte. Was macht die Stadt? Sie beendet die seit 2020 fortwährende Reinigung des Denkmals für neun Millionen Euro; dass der Bund den Großteil zahlt, macht es nicht besser. Aber immerhin war die Sanierung der Anlass zur kritischen Auseinandersetzung und dem Projekt „Hamburg dekolonisieren“ der Stiftung Historische Museen Hamburg. In diesem Zuge kam es auch zur Ausschreibung.
Alle 78 Entwürfe kann man sich im Museum für Hamburgische Geschichte ansehen: Bismarck neu denken, 26.7.–14.8.2023 – oder im digitalen Katalog mit allen Entwürfen blättern: Katalog: Bismarck neu denken, Stand: 6.8.2023.
Hier ein Interview mit Christina Weiss, der Vorsitzenden der Wettbewerbsjury: Kontextualisierung? Bisher kein Siegerentwurf für Hamburger Bismarck-Denkmal. In: Fazit, DLF, 10.7.2023, 7:33 Minuten, Stand: 6.8.2023.
Ein wenig scheint es, als habe sich die Jury aus Unbehagen vor der thematischen Komplexität mit der Verteilung des Preisgeldes an alle acht Teilnehmenden der zweiten Phase freigekauft, leider sind 27000 Euro durch 8 nur 3375 Euro pro Person, nett, aber nicht weltbewegend. Außerdem waren tolle Entwürfe dabei, aus diesen hätte man doch etwas machen können, kann es immer noch. Man könnte sie zusammenführen, wenigstens Teilaspekte schon einmal angehen. Doch die Jury gibt die Aufgabe weiter, rät zu einem Fachbeirat, zu „Vertextung“ (s. im Interview mit Weiss).
Dazu fällt einem unweigerlich einer der Entwürfe ein, dort ging es um das „Zutexten“ des gesamten Denkmals, von Hannimari Jokinen „für kollektive Überschreibungen“ (s. Katalog S. 140–43).
Wunderbar fand ich auch die Idee, das Denkmal als Kletterwand zu nutzen (von noroomgallery, s. Katalog: 150–52). Laut Ausschreibung ging es stets um die „Augenhöhe“, mit der Bismarck begegnet werden sollte. Zahlreiche Entwürfe beschäftigten sich mit architektonischen Gerüsten, um die 34 Meter Höhe zu erreichen (etwa von Studio M8s, Katalog: 153–55), mit Projektionen, um Bismarck in stets neue Kontexte zu tauchen (etwa von Ruairí O‘Brien Architektur. Licht. RaumKunst, Katalog: 75f), viele spielten mit seinem Kopf – setzen ihm einen Heiligenschein auf (von Künstlerduo [Schwarzenfeld] R. A. Sauer u. M., Katalog: 97f), einen Afro (von Alex Tennigkeit, Katalog: 136), ein virtuell bespieltes Stirnband (etwa vom Künstlerkollektiv Schultze-Müller, Nils-R. Schultze, Katalog: 105f), ein Riesengehirn (von Sutosuto GbR, Katalog: 45) oder eine Regenfontäne (von Liselotte Illig, Katalog: 95) oder versahen ihn mit einem „Tränen-Tattoo“ (von Lennart Münchenhagen, Katalog: 14) – oder beschrieben sein Schwert (von Franz Wassermann, Katalog: 117f) oder legten eine Demarkationslinie durch die Gegend und über die Statue hinweg (von Christian Zeitler, Katalog: 127), überwucherten Bismarck mit Pflanzen (von Kai Lillich AV Konzepte und Gestaltung, Katalog: 83f) oder entwickelten Apps mit interaktiven Stationen (etwa von Atelier Sigma Talberg, Katalog: 147–49, oder von Marius Westermann, Katalog: 59) oder setzen ihn in einen Vogelkäfig (von Studio Filomeno Fusco, Katalog: 100f) oder umfassten ihn mit einem spiegelnden Band, um ihn durch die grüne Umgebung zweizuteilen (von Pour.Works, Katalog: 60), umgaben ihn mit restitutionsbedüftigen Skulpturen aus dem MARKK (von Heinke Haberland, Katalog: 135) oder lehnten einen überdimensionierten Zahnstocher gegen die Statue, um diese gedanklich zu verkleinern (von Norbert Illig, Katalog: 43). Auch die Katakomben im Sockel wurden häufig einbezogen. Ich bin gespannt, ob und wann diese zu begehen sein werden.
Nina Heinzel wandelte Bismarck in Darth Vader um (Katalog: 17).
Und vieles, vieles mehr, klickt euch einmal durch den Katalog – hier erneut der Link.
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Wie immer das Beste zuerst: Im Museum Brandhorst läuft Nicole Eisenman: What Happened, 24.3.–10.9.2023. Es handelt sich um eine Wanderausstellung, die nach ihrer ersten Station von München aus nach London in die Whitechapel Gallery, 10.10.2023–14.1.2024, und abschließend nach Chicago ins Museum of Contemporary Art, 6.4.–1.9.2024, weiterziehen wird. Eine großartige Ausstellung, wer die Möglichkeit hat, sehe sie sich unbedingt an.
Die Treppe herunter geht es in den Hauptraum mit der Arbeit „Procession“ von 2019. Gut zehn Figuren bewegen sich, teils in Gruppen, alle schleppend, gestört, deformiert, gepeinigt, beinahe zombihaft, aber mit irgendeinem diffusen Ziel vor Augen in eine Richtung. Was für ein Gesellschaftsbild.
Überblick und Ausschnitt von: Procession. 2019.
Mensch im Zentrum der Menschheit | Man at the Center of Men. Bronze und Edelstahl | Bronze and stainless steel, 2019. Courtesy: Nicole Eisenman, Hauser & Wirth.
Drei Wanderer | Three Walkers. Mischtechnik | Mixed media, 2019. From the Collection of Stephanie and Timothy Ingrassia.
Ebd., Detail.
Hier kann man sich lange aufhalten und all die kleinen, wundervoll witzigen Details betrachten, von denen ich vermutlich nicht die Hälfte verstanden habe, doch aber das „Wir sind am Arsch“, wie es ein Begleittext beschreibt.
Detail von: Museumsstück con Gas | Museum Piece Con Gas. Gips, Wolle, Bienenwachs, Epoxidharz, Nebelmaschine, Mischtechnik | Plaster, wool, beeswax, epoxy resin, fog machine, mixed media, 2019. Courtesy: Nicole Eisenman, Hauser & Wirth.
Detail von: Kopf mit Dämon | Head with Demon. Bronze, Wasserbrunnen | Bronze, water fountain, 2018. Daskal Collection.
Ebd.
Im Übergang zu den chronologisch kuratierten kleinen Räumen, in denen es um Sexualität, die Erniedrigung des Künstler·innendaseins und immer um die gesellschaftlichen Störungen im Allgemeinen geht.
Der Triumph der Armut | The Triumph of Poverty. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2019. From the Collection of Bobbi and Stephen Rosenthal, New York City.
Limonadenstand | Lemonade Stand. Acryl auf Leinwand | Acrylic on canvas, 1994. Whitney Museum of American Art, New York.
Inspiration. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2004. Beth Rudin DeWoody.
Zurechtkommen | Coping. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2008. Collection of Igor DaCosta and James Rondeau, courtesy Barbara Weiss Gallery.
Ohne Titel (Porträt eines Mannes, Wolfie) | Untitled (Portrait of a Man, Wolfie). Öl auf Holz | Oil on board, 2007. The Collection of Eleanor Heyman Propp.
Ohne Titel | Untitled. Öl auf Aluminiumguss | Oil on cast aluminum, 2017. Collection of Miyoung Lee and Neil Simpkins und div. Sammlungen.
Natürlich konnte ich am Ausstellungskatalog nicht vorbei:
Monika Bayer-Wermuth und Mark Godfrey (Hgg.) (2023): Nicole Eisenman: What Happened. London: Whitechapel Gallery.
Im Haus der Kunst läuft Trace: Formations of Likeness, Fotografie und Video aus The Walther Collection, 14.4.–23.7.2023. Hier nur zwei Einblicke aus der enormen Bandbreite:
Karl Blossfeldt (1865–1932): Urformen der Kunst | Art Forms in Nature. Eine von 120 Fotogravüren | One of 120 photogravures, 1928.
Xu Yong 徐勇: Dieses Gesicht | This Face. 183 chromogene Abzüge | 183 chromogenic prints, 2011.
Ebenfalls im Haus der Kunst, im häufig sehr wunderbar bespielten Foyer, läuft Hamid Zénati [1944–2022]: All-Over, 16.3.–23.7.2023.
Überblick und Ausschnitt.
Ausschnitt.
Detail an einer Wand.
In den Kunstarkaden läuft die Ausstellung Sterling Darling mit Werken von Chaeeun Lee, Eunju Hong, Jianling Zhang, Pierre-Yves Delannoy und Yuchu Gao, 26.4.–27.5.2023. Ein netter Kellerort für Studierende und Absolvent·innen der Kunstakademie, ich musste bei den Arbeiten an chinesische Performancevideos der 2000er Jahre denken.
In der Kunsthalle München, der Kulturstiftung der Hypo Vereinsbank, habe ich die Ausstellung Joaquín Sorolla: Spaniens Meister des Lichts, 4.3.–3.7.2016, noch eindrucksvoll in Erinnerung (unter dem Link auffindbar mit Strg.+f: Hypo). Gute Häuser besucht man gern erneut – und kann nur darauf zählen, dass die aktuelle Show eine Ausnahme ist. Flowers Forever: Blumen in Kunst und Kultur, 3.2.–27.8.2023, wirkt leider konzeptlos und willkürlich. Laut Anschlag werden Objekte „aus Kunst, Design, Mode und Naturwissenschaft“, in „Mythologie und Religion, in Kunst, Literatur oder Politik“, „vom Altertum bis heute“ gezeigt. Entsprechend scheint in den Räumen alles präsentiert, was sich mit einem Blümchen versehen auftreiben ließ. Eine thematische oder chronologische Anordnung wird nicht ersichtlich, der Großteil der Flächen ist überfrachtet, weshalb zahlreiche Werke einem möglichen Kontext entrissen nur mehr ins Kitschige kippen, und besonders das Spiegelkabinett ist augenscheinlich bloß für Instagram konzipiert. Dabei bietet sich das weite Feld der „Blumen“ für eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung an, etwa in Bezug auf Dekoration und damit traditionell als vermeintliches Frauenthema, noch müheloser ließe sich ein ökologischer Ansatz finden oder natürlich ein ästhetischer. Allein zwei kleine Werke durften in meine Kamera hinein:
Unbekannt (Ägypten) | Unknown (Egypt): Sonnengott auf der Lotusblüte | Sun God on a Lotus Flower. Bronze, Blei-Zinn-Bronze | Bronze, lead-tin-bronze, 600–350 v. Chr. | B.C. Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München.
Ru Xiao Fan [茹小凡]: Ode an die Meditation [打坐颂], Jingdezhen (Provinz Jiangxi) | Ode to Meditation, Jingdezhen (Jiangxi Province). Seladon-Porzellan | Celadon porcelain, 2012. Leihgabe des Künstlers | Lent by the artist.
Die Blumelei war schnell vergessen, Nicole Eisenman wird lange bleiben, die Gespräche etwa über Witz im künstlerischen Ausdruck mäandern weiter in mir.
Allgäu
Bergauf, bergab gibt es hier Anfang Mai Nebel unter Fichten und in Bergschluchten, ab 1500 Metern Schnee, den wir auf Hosenböden herunterschlittern konnten, Haselnussschnaps an Gipfelkreuzen, Täler voller Löwenzahn, wundervolle Sonnentage, nach denen wir uns in den Illerstrom warfen.
Außerdem konnte ich das Repertoire meiner Fotoserie „Türen zu Wäldern“ erweiterten:
Basel
Im Rahmen von Open House Basel wurde Xu Tiantian, Gründerin des Beijinger Architekturbüros DnA_Design and Architecture, zur Gewinnerin des 8. Swiss Architectural Awards gekürt und gab einen Einblick in ihre Projekte.
Xu Tiantian 徐甜甜, DnA.
Im Kunstmuseum Basel laufen unter anderem folgende Sonderausstellungen:
Born in Ukraine: Die Kyjiwer Gemäldegalerie zu Gast, 6.12.2022–2.7.2023. Um ihre Werke zu schützen, hatte das Nationalmuseum in Kiew im Frühjahr 2022 einen Teil der eigenen Sammlung in Basel untergebracht, von denen hier knapp fünfzig gezeigt werden.
Oleksandr Tyschler (1898–1980): Machnowschtschyna (Huljajpole) | Makhnovshchyna (Huliaipole). Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1927. The Kyiv National Art Gallery.
Petro Ossovsky (1925–2015): Das Dorf Malatyna | Malatyna Village. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1975. The Kyiv National Art Gallery.
Andrea Büttner: Der Kern der Verhältnisse, 22.4.–1.10.2023. Ausgangspunkt ist das Buch „Liber Vagatorum“, in dem, so der Begleittext, im 16. und 17. Jahrhundert „vor Bettlern und Landstreichern gewarnt“ wurde, „fortan wurden mittelalterliche Vorstellungen der Mildtätigkeit und Armenfürsorge zusehends von den Geboten der protestantischen Arbeitsethik verdrängt.“ Büttner reagiert auf die Bilder mit eigenen Holzschnitten – die mir leider entgangen sind, da wir hier auf dem Weg zu Shirley Jaffe nur kurz vorbeikamen.
Liber Vagatorum: Der betler orden (The Order of Beggars). Gebundene Ausgabe | Hardback edition, Nürnberg 1501. Öffentliche Bibliothek der Universität Basel.
Rembrandt van Rijn (1606–1669): Bettler und Bettlerin hinter einer Böschung | Beggar and Beggar Woman behind an Embarkment. Radierung, Faksimile | Etching, Facsimile, um 1630. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Inv. X.1126, Schenkung Emilie Linder.
Shirley Jaffe [1923–2016]: Form als Experiment, 25.3.–30.7.2023. Jaffe lebte von 1949 bis zu ihrem Lebensende in Paris. Diese Retrospektive zeigt ihr jahrzehntelanges Schaffen im stetigen formalen Wandel. Insbesondere ihre abstrakt expressionistischen Arbeiten haben mir gefallen.
Interessant dazu ist unter anderem diese Information eines Begleittextes: „Etwa 300 Künstler:innen aus Amerika ziehen Ende der 1940er Jahre in die französische Metropole. Viele dieser ‚Amerikaner:innen in Paris‘ können von der G.I. Bill profitieren. Das Gesetz wird 1944 erlassen, um Kriegsveteran:innen finanziell zu unterstützen – auch bei einer Ausbildung im Ausland. Sie schreiben sich in den Kunstschulen der Stadt ein oder besuchen die Ateliers namhafter Künstler:innen. […] Shirley Jaffes Mann, Irving Jaffe, schreibt sich an der Sorbonne ein und kann das Leben des Paares in Paris dank der G.I. Bill finanzieren.“
Ohne Titel | Untitled | Sans titre. Öl auf Leinwand, 1958. Centre Pompidou, Musée national d‘art moderne, Paris. Schenkung 2020.
Ohne Titel | Untitled | Sans titre. Öl auf Leinwand, 1955. Centre Pompidou, Musée national d‘art moderne, Paris. Schenkung 2020.
Crazy Jane at Appomattox. Öl auf Leinwand, 1956. Courtesy Shirley Jaffe Estate und Galerie Nathalie Obadia, Paris und Brüssel.
Appomattox ist eine Stadt in Virginia.
Which in the World. Öl auf Leinwand, 1957. Centre Pompidou, Musée national d‘art moderne, Paris. Schenkung 2020.
Bei „Which in the World“ soll es sich dabei um eine Anspielung auf Renoirs „Le Déjeuner des canotiers“, 1880–81, handeln, hier abfotografiert von der kleinen Bildtafel:
Pierre-Auguste Renoir: Le Déjeuner des canotiers. 1880–81. The Phillips Collection, Washington DC, acquired 1923.
Ihre späteren Arbeiten in Riesenschritten:
Ohne Titel | Untitled | Sans titre. Öl auf Leinwand, 1955. Centre Pompidou, Musée national d‘art moderne, Paris. Schenkung 2020.
The Black Line. Öl auf Leinwand, 1975. Collection John Driscoll, Courtesy Tibor de Nagy Gallery, New York.
Hollywood. Öl auf Leinwand, 1980. Musée d‘Art Moderne de Paris, Ankauf in der Galerie Jean Fournier 1982.
(Links:) Cobra. Öl auf Leinwand, 1996. Fonds d‘art contemporain, Paris Collections.
(Rechts:) Traffic. Öl auf Leinwand, 2007. Privatsammlung, Paris.
Da in der Gegend, machte ich einen schnellen Abstecher nach Biel. Hier bleibe ich gern wieder einmal länger. Und beim nächsten Mal folge ich Katharinas Rat, mir ein Halbtax für den SBB zu kaufen, ein Monat kostet 120 Franken, ein Jahr 185, damit bezahlt man für alle Züge den halben Preis.
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Auf dieser Reise las ich (mit bestem Dank für die Empfehlung an Wei):
Stephen Greenblatt (2013 [2011]): Die Wende: Wie die Renaissance begann (Original: The Swerve: How the World Became Modern). Übersetzung: Klaus Binder. München: Pantheon (Siedler Verlag 2012).
Zentrum von Greenblatts Erzählung ist die nach tausend Jahren erfolgte Wiederentdeckung von Lukrez‘ „De rerum natura“ (hier übersetzt mit: Von der Natur; ca. aus den 50er Jahren v. Chr.) durch den italienischen Humanisten und Manuskriptjäger Poggio Bracciolini in einem süddeutschen Kloster im Jahre 1417. Noch mit den gottesfürchtigen Repressalien und dem „gedankenpolizeiliche[n] Arm“ (S. 263) der Inquisition im Nacken katapultierte dieser Text die westeuropäische Welt aus dem Mittelalter heraus in die Renaissance beziehungsweise, so Greenblatts These im englischen Original, in die Moderne. Denn Lukrez leugnete die Unsterblichkeit der Seele, lehnte die göttliche Vorsehung ab und behauptete, Lust sei das oberste Gut (S. 265). „Alles Seiende ist aus unsichtbaren Teilchen zusammengesetzt“, alles Dasein bestehe aus Atomen (s. die Zusammenfassung der Thesen S. 194–207). Um diese Kernaussage wird die Welt am Hof der römischen Päpste dargestellt, es geht um ihre Intrigen und Gedankenvorstellungen, ihr Verhältnis zu heidnischen Schriften, um das Leben in Klöstern, das Aufkommen von Bibliotheken, um private Büchersammler·innen, das Schrifttum vor Gutenberg im ewigen Kopieren, den Verlust so vieler Manuskripte. Immer wieder werden Bezüge in unsere Gegenwart hergestellt. Dieses Buch ist eine beeindruckende Fundgrube.
Lukrez‘ ganz besondere Lust gilt der Gemeinschaft und dem Austausch mit Freund·innen. Die Begegnungen in München, im Allgäu und in der Schweiz brachten mir wahrlich große Lust.
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Der Beginn des Jahres 2023 steht in Hamburg unter dem Namen von Dieter Roth (1930–1998), dem deutsch-schweizerischen Künstler, Poeten, Musiker, Publizisten, einem Tausendsassa, der ungemein produktiv war, in schwindelerregendem Tempo, dabei stets durchdacht und mit skurrilem Humor arbeitete, mit jeglichem Material, das ihm in die Finger kam, das er häufig dem zeitlichen Prozess bis zum Verfall und Verschimmeln aussetzte.
Zunächst ging es für mich ins Stadthaus Abteistraße 57 nahe U1-Klosterstern ins Dieter Roth Museum, das immer einmal wieder zu Führungen einlädt. Neben zahlreichen anderen Orten hat Roth hier ab 1974 eine Zeitlang und immer wieder gelebt und gearbeitet und dieses Museum aufgebaut.
Alle Bilder unter Courtesy: Dieter Roth Foundation Hamburg, Dieter Roth Estate, Hauser & Wirth. Die Werke im Dieter Roth Museum sind großteils unbetitelt ausgestellt.
(Mit Selbstporträt und „Löwenselbst“.)
(Selbstporträt aus Schokolade, Ausschnitt.)
(„Löwenselbst“ aus Schokolade, Detail im Glasschrank.)
(Detail, Grafik.)
Text: „Zeitschrift für den Mann“.
(Scheibenwurst.)
Text: „Diter Rot: Großes Inselbild, 1970. DM 8.200,-- mit Plexiglashaube“.
Text: „Lieber Reimi, darf der Unterfertige Dich freundlich bitten, die Beiliegenden auf schnelle, aber sichere Weise zu erledigen? // von Dieter // die schönsten Grüße // Stuttg. 29.9.79 // da war schon mal ‘ne Rechnung von Jankomski[?], 300 Ungerade, is die schon weg, wa?“
Ebd., Detail.
Text: „Wendeblick“.
Die Sammlung Falckenberg zeigt über tausend Objekte in Dieter Roth: Gepresst, gedrückt, gequetscht. Material- und Druckgraphik, 3.12.2022–26.2.2023.
Poet mit rückenwind auf dem weg nach hause hinauf. Tiefdruck (Ätzung und Kaltnadel), blau auf weißem Bütten, 1966. Sammlung Falckenberg.
Immer im Meer leben. Siebdruck, schwarz auf weißem Karton, fotomechanische Reproduktion einer Zeichnung, 4/80, 1970.
Surtsey. Mappe mit 18 Lichtdrucken (Hyalografien), 1-8 Farben auf weißem Papier, 1974. Sammlung Falckenberg.
Karnickelköttelkarnickel. In Hasenform gepresstes Kaninchenstroh, Kaninchenköttel, 1975. Sammlung Falckenberg.
Dichterklub mit aufgebender Muse. Tiefdruck (Kaltnadelradierung und Fräsung in Zink), 3 Farben (von 3 Druckplatten) und Fingerabdrücke auf weißem Bütten, 1974.
Fensterspiegel mit Rathaus. Tiefdruck (Ätzung in Zink) und Schablonendruck (Sieb), 2 Farben auf chamois Bütten, II/III, 1975.
Blabla von M & T von Kilometer. 14 Drucke (7 Paare) in Mappe, Flachdruck, jedes Bild direkt und indirekt (Offset) gedruckt, 1-3 mal, schwarz auf weißem Bütten, 3/10, 1977.
Rainer-Roth / Roth-Rainer (mit Arnulf Rainer). 1 von 21 Drucken (Doppelbilder) in Mappe, Flachdruck (Handoffset) auf weißem Bütten, 4/4, 1975.
Ebd.
Merians Lieblinge. 10 Drucke in Mappe, Tiefdruck (Aquatinta, Kaltnadel und Polierstahl, in Kupfer, alle Drucke von derselben Platte) auf weißem Bütten, 2/3, 1973.
Das Bucerius Kunst Forum zeigt Die neuen Bilder des Augustus: Macht und Medien im antiken Rom, 8.10.2022–15.1.2023. Wieder eine gute Ausstellung des Hauses. Leider durfte wie so häufig auf Ansage der leihgebenden Sammler·innen nicht fotografiert werden. Deshalb gab es für mich den Ausstellungskatalog. Ich fand nämlich die Architekturdarstellungen auf Wandfresken besonders grandios und brauchte sie als Bilder (S. 300ff).
Annette Haug und Andreas Hoffmann (Hgg.) (2022): Die neuen Bilder des Augustus: Macht und Medien im antiken Rom. Hamburg und München: Bucerius Kunst Forum und Hirmer.
Der Folgeausstellung im Bucerius Kunst Forum darf mit Kamera begegnet werden, allerdings verhunzte ich zahlreiche aufgrund der gedimmten Belichtung und/oder eignem Tatter. Gabriele Münter: Menschenbilder, 11.2.–21.5.2023.
Kopf eines alten Mannes, Paris. Öl auf Leinwand auf Pappe, 1906. Kunstsammlungen Chemnitz, Museum Gunzenhauser, Eigentum der Stiftung Gunzenhauser.
Suchende. Aquarell und Bleistift auf Transparentpapier, 1916. Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957.
Dame im Sessel, schreibend (Stenographie. Schweizerin in Pyjama). Textiler Bildträger, 1929. Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München.
Bildnis einer Künstlerin (Margret Umbach). Öl auf Leinwand, 1932. Sammlung Dreiländermuseum Lörrach.
Im Ernst Barlach Haus im Jenischpark läuft Kerben und Kanten: Hermann Scherer [1893–1927]. Ein Schweizer Expressionist, 5.3.–4.6.2023.
Große Tessiner Landschaft | Large Ticino Landscape. Holzschnitt | Woodcut, 1925. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett. Geschenk der Familie Hermann Scherers aus dem Nachlass des Künstlers 1927.
Selbstporträt mit Figuren | Self-portrait with Figures. Braune und schwarze Fettkreide | Brown and black oil pastel, 1924–25. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Geschenk der Freunde des Kupferstichkabinetts 1927.
Stehender Frauenakt mit gesenkten Armen | Standing Female Nude with Lowered Arms. Zeichnung, schwarze Fettkreide, Druckstock aus Arvenholz (fragmentiert), Holzschnitt | Drawing, black oil pastel, Swiss-pine printing block (fragmented), woodcut, 1924. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Geschenk der Freunde des Kupferstichkabinetts und der Familie Hermann Scherers aus dem Nachlass des Künstlers 1927.
Porträt einer Frau | Portrait of a Woman. Druckstock aus Arvenholz, Vorzeichnung in schwarzer und roter Fettkreide | Swiss-pine printing block, sketch in black and red oil pastel, 1924–25. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Schenkung Margret Scherer und Peter Bosshart aus dem Nachlass Hermann Scherer 2022.
Porträt Otto Rühle | Portrait of Otto Rühle. Druckstock aus Arvenholz, Holzschnitt | Swiss-pine printing block, woodcut, 1925. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Schenkung Margret Scherer und Peter Bosshart aus dem Nachlass Hermann Scherer 2022 und Geschenk der Familie Hermann Scherers aus dem Nachlass des Künstlers 1927.
Der Redner | The Orator. Lindenholz | Lime, 1926. Nachlass Hermann Scherer, Efringen-Kirchen.
Dazu im Haus von Ernst Barlach (1870–1938):
Verhüllte Bettlerin | Veiled Beggarwoman. Bronze (Guss von | Cast 1961), 1919. Erworben 1979.
In der Hamburger Kunsthalle läuft Femme Fatale: Blick – Macht – Gender, 9.12.2022–10.4.2023. Dazu ist ein Glossar feministischer Begriffe erschienen.
John William Waterhouse (1849–1917): Circe reicht Odysseus den Zaubertrank | Circe Offering the Cup to Ullysses. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1891. Gallery Oldham.
Lieber hätte ich als Titel: Circe betrinkt sich.
Karl Hubbuch (1891–1979): Lissy im Café | Lissy in the Café. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1930/1932. Städtische Galerie Karlsruhe.
Max Liebermann (1874–1935): Simson und Delila | Samson and Delilah. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1902. Städel Museum, Frankfurt am Main.
Otto Greiner (1869–1916): Widmung an Max Klinger: Die Erschaffung des Menschen (aus der fünfteiligen Serie: Vom Weibe) | Dedication to Max Klinger: The Creation of Man (from the five-part series: Of Women). Federlithografie, Druck graugrün | Pen lithograph, grey-green print, 1898. Museum der bildenden Künste, Leipzig.
Ders.: Der Mörser (aus der fünfteiligen Serie: Vom Weibe) | The Mortar (from the five-part series: Of Women). Federlithografie, Druck karmesinrot | Pen lithograph, crimson print, 1900. Museum der bildenden Künste, Leipzig.
Franz von Stuck (1863–1928): Helena. Öl auf Holz | Oil on wood, ca. 1925. Privatbesitz.
Victor Müller (1830–1871): Salome mit dem Haupt des Johannes | Salome with the Head of John the Baptist. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1870. Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie.
Fernand Khnopff (1858–1921): Who Shall Deliver Me? (Christina Georgina Rossetti). Conté-Stift und Farbstift auf Papier | Conté crayon and coloured pencil on paper, 1891. The Hearn Family Trust.
Aloys Rump (*1949): Loreley – Rheinaufwärts | Loreley – Rhine Upwards. Schiefermehl (aus der Grube Rhein Bacharach), Marmorstaub auf Leinwand | Slate flour (from the mine Rhine Bacharach), marble dust on canvas, 2022. Courtesy: Aloys Rump.
Betty Tompkins (*1945): (Links:) Women Words (Helmut Newton #6). Acryl auf Buchseite | Acrylic on bookpage, 2018. Charlotte Yijun Lin, Hongkong.
(Rechts:) Women Words (Delacroix #1). Acryl auf Buchseite | Acrylic on bookpage, 2018. Courtesy: Betty Tompkins, Rodolphe Janssen, Brüssel, und P·P·O·W, New York.
Jenevieve Aken (*1989): The Masked Woman. Fotografien, siebenteilige Serie | Photographs, seven-part series, 2014. Courtesy: Jenevieve Aken.
Birgit Jürgenssen (1949–2003): Ohne Titel (Körperprojektion) | Untitled (Body Projection). Ausschnitt, Farbfotografie | Colour photograph, 1986–88/2009. Birgit Jürgenssen, Estate Birgit Jürgenssen, Courtesy: Galerie Hubert Winter.
Dies.: Ohne Titel (Olga) | Untitled (Olga). SX 70 Polaroid, 1979. Birgit Jürgenssen, Estate Birgit Jürgenssen, Courtesy: Galerie Hubert Winter.
Dies.: Ohne Titel (Selbst mit Fellchen) | Untitled (Self with Fur). Farbfotografie | Colour photograph, ed. 2/18, 1974/2011. Birgit Jürgenssen, Estate Birgit Jürgenssen, Courtesy: Galerie Hubert Winter.
Ebenda weiterhin die zweijährige Ausstellung something new, something old, something desired, 18.2.2022–18.2.2024.
Jannis Kounellis (1936–2017): Ohne Titel (Rußspuren) | Untitled (Soot Marks). Wandinstallation mit Rußspuren, Eisenkonsolen, Holzstücke | Wall installation with soot, iron, wood, 1984. Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 1995.
Philippe Vandenberg (1952–2009): L‘important c‘est le kamikaze | Das Wichtige ist Kamikaze | The Importance is the Kamikaze. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 1988–2005. Geschenk des Estate Philippe Vandenberg, Brüssel, 2018.
Christian Haake (*1969): Movie. After Some Good Days You Will See the End from Here. Siebdruck, zweierlei Pigment, Gummi arabicum auf Büttenpapier und Alupanel | Silkscreen, two kinds of pigment, gum arabic on handmade paper and aluminium panel, 2015. Dauerleihgabe des Fonds für Junge Kunst der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 2019.
Robert Morris (1931–2018): Untitled | Ohne Titel. Aluminium-Streckmetall, 16 Teile | Expanded aluminium, 16 units. Schenkung Susanne & Michael Liebelt, Hamburg, 2020.
Tobias Putrih (*1972): Macula / Series B / Nr. 11. Pappe | Cardboard, 2006. Schenkung Dr. Christian Bauschke, Berlin, 2020.
Edith Dekyndt (*1960): Winter Drums. Stoff, Kunstharz, Holzrahmen | Fabric, synthetic resin, wooden frame, 2017. Schenkung der Künstlerin, 2021.
Daniel Richter (*1962): Fatifa. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2005. Eigentum der Montblanc Kulturstiftung, erworben 2005, Dauerleihgabe an die Hamburger Kunsthalle für 99 Jahre.
Seiichi Furuya (*1950): Mémoires. Ausschnitt, Dia-Projektionen | Slide projections, 2012. Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 2020.
Ebd.
Thomas Schütte (*1954): United Enemies. 1 von 3 Einzelwerken | 1 of 3 single works, Fimo (Modelliermasse), Holz, Stoff, Draht, Kordel, Klebeband, PVC, Glashaube | Fimo (polymer clay), wood, textile, wire, cord, tape, PVC, glass cover, 1993. Erworben 1994.
Almut Linde (*1965): Dirty Minimal #45.1.1. – Eine andere Welt | Another World. Deutsch-tschechische Grenze | German-Czech border, Soundinstallation | Sound installation, 2008. Schenkung von Jochen und Christof Beutgen, 2021.
Text: „A nine-year-old prostitute sings children‘s songs“.
Simon Denny (*1982): New Management. Multimedia-Installation | Multimedia installation, 2014. Schenkung von The George Economou Collection, 2021.
Annette Messager (*1943): Ma collection de proverbes | Meine Sprichwörtersammlung. 1 von 49 Stickereien auf Leinenstoff, einzeln gerahmt | Embroidery on linen, framed individually, 1974. Erworben 1996.
Text in Übersetzung: „Vor zwei Dingen hüte uns Gott: vor Rindfleisch ohne Senf und vor Frauen, die sich schminken.“
Annika Kahrs (*1984): Infra Voice. Ausschnitt, Drei-Kanal Video und Soundinstallation | Three-channel video and sound installation, 2018. Dauerleihgabe des Fonds für Junge Kunst der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 2018.
Bruce Nauman (*1941): Marching Man. Neon (Ausstellungskopie), Glas, Draht, Trafo, Kabel, Lack, Aluminiumpaneelkasten | Neon tubing (exhibition copy), transformer, electric cable, wire, painted aluminium box, o. J. Erworben 1993.
Paul Spengemann (*1987): Walking Stick. Ausschnitt, Video, HD, Ton | Video, HD, sound, 2017. Dauerleihgabe des Fonds für Junge Kunst der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 2020.
Jan Köchermann (*1967): Dead End Dommitzsch. Ausschnitt, div. Material, Videoloop | Div. materials, video loop, o. J. Erworben 2016.
Sara Sizer (*1957): Since. Gebleichter Samt | Bleached velvet, 2018. Geschenk der Künstlerin und der Galerie Cosar HMT.
Anna Grath (*1983): Pinup. Textilien, Marmor | Textiles, marble, 2021. Haverkampf Leistenschneider, Berlin.
Peter Doig (*1959): Sea Moss. Öl auf Leinwand | Oil on canvas, 2004. Leihgabe aus einer Privatsammlung in der Hamburger Kunsthalle.
København
Über Neujahr war ich in Kopenhagen. Zuallererst ging es ins Statens Museum for Kunst (SMK) zu Matisse: The Red Studio, 13.10.2022–26.2.2023.
Dort ist „Das rote Atelier“ von Henri Matisse (1869–1954) ausgestellt, präsent in der Mitte, und um es herum all die Werke, die im Roten Atelier abgebildet sind – Bamm! Für den Größenvergleich:
The Red Studio. Oil on canvas, 1911. MoMA, New York, Mrs. Simon Guggenheim Fund, 1949.
Corsica, the Old Mill. Oil on cancas, 1989. Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln.
Nude with White Scarf. Oil on canvas, 1909. SMK, gift of Johannes Rump, 1928.
Young Sailor (II). Oil on canvas, 1906. The Metropolitan Museum of Art, New York, Jacques and Natasha Gelman Collection, 1998.
Upright Nude with Arched Back. Terracotta, 1906–07. Private collection.
Female Nude. Tin-glazed earthenware, 1907. MoMA, New York.
Cyclamen. Oil on canvas, 1911. Private collection, courtesy: Andrew Strauss, Paris.
Bathers. Oil on canvas, 1907. SMK, gift of Augustinus Fonden & Ny Carlsbergfondet, 2018.
Le luxe (II). Distemper on canvas, 1907–08. SMK, gift of Johannes Rump, 1928.
Jeannette (IV). Bronze, cast 1/10, 1912, 1911. Fondation Beyeler, Riehen/ Basel, Sammlung Beyeler.
Decorative Figure. Bronze, cast 1/10, 1908. Art Gallery of Ontario, Toronto, gift of Sam & Ayala Zacks, 1970.
Weiterschweifend durch das SMK sah man noch dieses und jenes:
Cornelius Norbertus Gijbrechts (1657–1675): Trompe l‘oeil with Studio Wall and Vanitas Still Life. Oil on canvas, 1668.
Lucas Cranach den Ældre (ca. 1472–1553): Portrait of Martin Luther. Oil on panel, 1532.
Johan Christian Dahl (1788–1857): The Gulf of Naples, Moonlight. Oil on canvas, 1820–21.
Ders.: Seascape with a Wreck. Oil on canvas, 1831.
Ders.: An Oak. View of the Garden at Wörlitz near Dessau. Oil on paper on canvas, 1838.
Caspar David Friedrich (1774–1840): After the Storm. Oil on canvas, 1817.
Vilhelm Hammershei (1864–1916): From a Deerpark near Copenhagen. Oil on canvas, 1901.
Rudolph Tegner (1873–1950): Sepulchral Monument to the Artist‘s Mother, Signe Tegner. Plaster, 1899.
Niels Hansen Jacobsen (1861–1941): The Shadow. Bronze, 1897–98.
Auch machten wir uns auf ins zwanzig Kilometer südlich gelegene ARKEN Museum for Moderne Kunst, leider hörten wir auf die Öffnungszeiten bei Google Maps, nicht auf die der Website, aber es war ein schön windiger Ausflug.
Und zumindest stand draußen ein Gormley herum, hinten am Horizont:
Zurück in der Stadt, ging es weiter in die Ny Carlsberg Glyptotek, Restituionsarbeit wurde hier nicht ausgezeichnet:
King Amenemhat III. Findspot unknown. Greywacke, the reign of Amenemhat III, ca. 1842–1795 BC.
The God Amun. From Karnak? Diorite, the reign of Tutnakhamun, ca. 1346–1337 BC.
Baboon. From Kawa. Granite, the reign of Taharka, ca. 690–664 BC.
The Laurentian Sow. Marble, 1.–2. cent. AD.
Hippopotamus. Gardens of Sallust?, Rome, rosso antico, 2. cent. AD.
Athena. Marble, Rome, 2. cent. AD.
Eine kleine Sonderausstellung zeigt „For Time and Eternity? The Little Dancer‘s New Tutu“:
Edgar Degas (1834–1917): The Little Fourteen-Year-Old Dancer. Bronze, silk, cotton, modelled ca. 1880–81, cast ca. 1922, new bow 1981, new tutu 2022.
Tatsächlich waren wir gekommen, weil irgendwo geschrieben stand, es gebe hier eine „Nasotek“. Es handelt sich um restaurierte und später aus Authentizitätsgründen wieder entfernte Nasen und ein paar Ohren antiker Skulpturen. Zweifellos die Reise wert:
Ausschnitt.
Und mitten in allem öffnet sich der Himmel für eine Glaskuppel, unter der sich die Oase von Kopenhagen findet:
Wolfsburg
Noch kurz in dieses Blogpost untergejubelt die bemerkenswerte Ausstellung Empowerment im Kunstmuseum Wolfsburg, 10.9.2022–8.1.2023.
Laetitia Ky (v. l. n. r.): The Strength of a Woman.
Feminist!
Pow‘hair.
Ode to Womanhood
Alle: C-Print, aufgezogen auf satiniertem Diasec-Plexiglas, 2022. Courtesy: Laetitia Ky, LIS10 Gallery.
Lin Tianmiao: Badges. Weiße Seide, farbiges Seidengarn, lackierter Stickrahmen aus Edelstahl, 2011–12. Courtesy: Lin Tianmiao, Galerie Lelong & Co., New York/ Paris.
Xiao Lu: Open Fire. Schwarz-Weiß-Fotografie, 2004. Courtesy: Xiao Lu.
Usha Seejarim: Creature of Habit 02 [et al.]. Ausschnitt, Bügeleisen-Platten, Stahlstreben, Schrauben, 2022. Courtesy: Usha Seejarim.
Mithu Sen: On Your Hand – I Place My Hand – Barely. In Our Hands – Nothing. p. Aquarell, Tinte, Applikation und Collage auf Papier, 2009. Courtesy: Mithu Sen, Galerie Krinzinger.
Kasia Fudakowski: Sexistinnen. Stahl, Rattan, Salzteig, Erdnüsse, Champagner, Plastik, Gummi, Papier, 2015. Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen Donaueschingen, Fürstenberg Zeitgenössisch.
Ganz besonders empfehlenswert ist der Ausstellungskatalog mit zahlreichen, über die Ausstellung hinausgehenden Texten zum Thema Feminismen in der Kunst:
Andreas Beitin, Katharina Koch und Uta Ruhkamp (Hgg.) (2022): Empowerment: Kunst und Feminismen. Ausst.kat. „Empowerment“, 10.9.2022–8.1.2023, im Kunstmuseum Wolfsburg. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
Alle Katalogtexte finden sich auf Englisch online frei zugänglich.
Im Zuge der Deutsch-chinesischen Museumsgespräche, Goethe-Institut (China), 2021–22, haben wir im Winter 2022 einen Workshop mit dem Titel „Pluralisierung“ in Wolfsburg veranstaltet und dafür weiteres Material inklusive unserer beiden Keynotes online gestellt. S. ebd. für mehr Referenzmaterial.
Dazu, für den China-Kontext, ebenfalls unbedingt empfehlenswert:
Ping Zhu und Hui Faye Xiao (Hgg.) (2021): Feminisms with Chinese Characteristics. Syracuse: Syracuse University Press.
Und dann haben wir gefeiert:
[cíqì 瓷器] Party
„cíqì 瓷器“ bedeutet im Beijinger Dialekt enge Freundschaft – wir wollten euch endlich wiedersehen und haben dafür eine weitere Party für den Austausch zwischen Chinainteressierten auf Berliner Boden veranstaltet. Wir glauben fest an Spaß im Dialog und daran, damit eine weite Community zu erreichen. Es war ein Fest, danke fürs Dabeisein!
Am: 18.3.2023
DJs: BB Deng, Susul, Zhanglin und Jeff
Ort: C*Space, Langhansstrasse 86, 13086 Berlin, Tramlinie M 12/13
Veranstaltet von: Kulturgut 文化财富, zarah, C*Space, 互hù·studio, Pop-Up Teahouse, [cíqì 瓷器]
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Angesichts der durch die breite Medienlandschaft getragenen, ganz Deutschland aufwühlenden Antisemitismusvorwürfe gegenüber ruangrupa scheint die Beschäftigung mit Antisemitismus hierzulande aus Sicht des globalen Südens erforderlich, nicht oder nicht nur als neuerliche Selbstbeschäftigung, sondern als größeres Phänomen. So einfach ein Shitstorm, so schwierig eine wirkliche Auseinandersetzung. Hier eine gute Zusammenfassung aus der ARD-Mediathek (Hinweis von Christine): Der Documenta Skandal, von Grete Götze, ca. 45 Min., 19.9.2022 (verfügbar bis 19.9.2023).
Ich war Anfang September in Kassel, also relativ gen Ende der Veranstaltung, und hatte gedacht, dass ein Wochenende für mehr Action Sinn macht. Dem war leider nicht so. Die Werke, die bis dahin nicht abgenommen worden waren, waren natürlich alle noch ausgestellt, aber all die Events, die ausufernden Gespräche und Performances, die Begegnungen, die ich erwartet hatte, fanden nicht statt. Kassel klappte spätestens um acht Uhr abends seine Bürgersteige hoch. Eine Zermürbung seitens der Künstler·innen und eigentlich aller Beteiligten in Kassel kann ich keinem verdenken. Besonders schade ist das natürlich deshalb, weil den so notwendigen Ansätzen, den Prozessen von lumbung der gerechten Verteilung gemeinschaftlich genutzter Ressourcen durch Prinzipien der Kollektivität die Luft ausgegangen schien. Zugänglich ist ansonsten lumbung.space, das „Open-Source-basierte[…] Online-Wohnzimmer für die lumbung-Praxis“.
Immerhin geht es zaghaft weiter, so waren etwa für die Hochschule für bildende Künste (HfbK) Hamburg bereits vor der ganzen Schlacht zwei der ruangrupa-Kuratoren, Reza Afisina und Iswanto Hartono, als DAAD-Gastprofessoren eingeladen und die Schule hält, was mittlerweile leider bereits als mutig bezeichnet werden muss, am Austausch fest. Für die Öffentlichkeit folgt eine hoffentlich thematische Auseinandersetzung mit dem Titel: Encounter: documenta 15 als politisches und kulturelles Ereignis, 21.11.2022, ab 19 Uhr, im Hamburger Institut für Sozialforschung, organisiert von der HfbK mit der Helmut-Schmidt-, also der, warum auch immer, Universität der Bundeswehr Hamburg und dem DLF Kultur. Das Gespräch findet bedauerlicher-, wiewohl vonseiten der beiden Kuratoren verständlicherweise ohne sie statt und soll am 4.12. auf DLF Kultur in „Essay und Diskurs“ ausgestrahlt werden. [Nachtrag: DLF Diskurs: documenta fifteen – Vernachlässigte Diskurse jenseits der Antisemitismusvorwürfe, 78:35 Min., 4.12.2022.]
Dem teilweisen Geunke vom „Ende der Kunst“ (beispielsweise von Hanno Rauterberg, 14.9.2022) muss ich entschieden entgegnen, dass möglicherweise ein Ende des Kunstmarktes oder eines der Einzelkünstler·innen hier anvisiert wurden, aber Kunst erst stirbt, wenn uns der nächste Meteorit erwischt oder, wahrscheinlicher, wir die Klimakatastrophe nicht in den Griff bekommen.
Zahlreiche Stimmen sprechen davon, wie furchtbar diese Stadt ist. Man wird ein wenig ausgesöhnt, wenn man die Karlsaue betritt. Aber ja, leider ist die Stadt ansonsten durchzogen von massigen, vielspurigen Autotrassen, die alles durchschneiden und jede/n Fußgänger·in zurechtzuweisen scheinen. Die Plätze sind nicht weniger gruselig, besonders vielleicht in diesem trockenen Jahr, in dem hier alles verdorrt und trist aussah, viele Bäume bereits Anfang September hechelnd ihr Laub abgeworfen hatten, die Rasenflächen großteils braun waren. Von Rasen muss man sich eher über kurz als lang aber vermutlich sowieso verabschieden.
Friedericianum.
documenta Halle.
documenta fifteen, kuratiert von ruangrupa: Ade Darmawan, Ajeng Nurul Aini, Daniella Fitria Praptono, farid rakun, Indra Ameng, Iswanto Hartono, Julia Sarisetiati, Mirwan Andan und Reza Afisina, 18.6.–25.9.2022.
Hier meine Auswahl:
Voices: Against Hate and Discrimination. Participants: Citizens from Kassel, the region and beyond; pupils and students from Kassel, Winterberg, Versmond, Meschede, Berlin and New Haven; friends and visitors of documenta fifteen; Stolle Gartenbau; team Christoph Hesse Architekten.
Auf dem Friedrichsplatz.
Ebd., Detail.
Text: „Und / Krieg / Und / Frieden / Und / Krieg / Und / Frieden“.
Richard Bell.
Text: „If you cant let me live aboriginal / Why! preach democracy“; „White invaders / You are living on stolen land“.
Auf dem Friedrichsplatz.
Ebd.: White Lies Matter. Acryl on canvas, 2022.
Im Friedericianum.
Rasad: Food Objects. Local Bazaar and Supershop. Ceramic, metal, fabric, cotton, natural spices, seeds, n. d.
Artists: AKM Maynul Islam, Alok Raj Bongshi, MD. Aminul Islam, Ashim Halder Sagor, Farhana Ferdausi, Imran Hossain Piplu, Mahbubur Rahman, Shimul Saha, Shimul Datta, S. M. Saha Anisuzzaman Forque, Tayeba Begum Lipi.
In der documenta Halle.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Wakaliga Uganda: Football Commando. Filmstill, 2022.
Mit: Assimwe Apollo, Bisaso Dauda, Coconote studio, Harriet Nakasujja, Isaac Godfrey Geoffrey Nabwana aka Nabwana IGG, Kasekende Mustafa, Katunda Abdul Wahab, Kazibwe Ronald, Kizito Isaac Newton, Lyagoba Suudi, Max Winckler, Mbulaiteri, Nashibah Nakibuuka, Nattembo Racheal Monica, Nsamba Francis, Ssebagenyi Ronald, Ssempala Sulaiman, Wakastarz Band.
In der documenta Halle, was ein phänomenaler Low-Budget-Actionfilm. Ich habe lange kein so aufgewühltes, sich so die Schenkel klopfendes Publikum mehr gesehen, und damit meine ich keine der Lachveranstaltung, wo man mich eh nicht findet.
Ebd. Filmstill.
Beim und im ehemaligen Hallenbad habe ich leider nicht alle Angaben finden können, was mir dem Kollektivgeist zu entsprechen scheint, bei mir manchmal doch merkwürdigen Traditionalistin allerdings Unwohlsein hervorruft. Ehre, wem Ehre gebührt, verzweifeln wollte ich auf einer Suche aber dann auch nicht. Hier ist alles von Taring Padi, s. Lumbung Gallery:
Taring Padi.
Vor dem Hallenbad.
(Rechts und links) Working Hard, Creating Actively [努力工作 | 努力创作]. Made for the gate of the Taring Padi Exhibition at Ocular Studio in Tainan, Taiwan, n. d.
(Oben und die Tür umfassend) Burning Hunger Becoming a Hammer. Original: 1999.
All Are Equal. Original: 1999, replica from 2009.
Human Earth.
Im Hallenbad. Neben mir nahm sich scheinbar vermehrt das ältere Publikum Zeit, nicht nur hier.
First They Came For Them, Then They Came For Us. O. A.
Ebd., Detail.
Increase Workers‘ Wages. Made for May Day celebrated every year on May 1st.
Sketch of Book Cover Art Smashes Tyranny. O. A.
Dann sollte es eine Show im Hübner-Areal geben. Dazu kommen wir gleich, zunächst ging es leider nur vorbei an dieser im Abriss befindlichen Fabrik, meine Reisebegleitung und ich hatten uns schon sehr darauf gefreut, in die alten, bestimmt einsturzgefährdeten Gemäuer treten zu dürfen:
Vor Hübner ging es noch zum Sandershaus, einer ehemaligen Haferkakaofabrik. Hier sollten eigentlich documentasche Versatzstücke stattfinden, die aber, wie auch an anderen Orten, abgesagt oder umdisponiert wurden. Ich vermute, dass einige Orte noch bei Drucklegung der Karten im Gespräch waren, aber dann nicht alle bestückt wurden. Vielleicht gab es jedoch auch gelegentliche Rückzüge aufgrund der deutschen Aufruhr.
Hinterm Sanders-Haupthaus, möglicherweise eine Teilfabrik. Hier gab es links und rechts ein wenig lokale Kunstwilderei.
Nun aber ins Hübner-Areal, ebenfalls einer, allerdings einer erst kürzlich ehemaligen Fabrik in Bettenhausen:
Juewen Zhang, Project Art Works: Untitled. Charcoal on paper, 2022.
Yi-Pin Huang: Natural Compensation. 60x20x10cm, sensor, mixed media, 2022.
Yaya Coulibaly, Fondation Festival sur le Niger: The Wall of Puppets. Installation, wood, masks, bamboo, concrete wire, nylon strings, 2022.
Sorry, unscharf.
Fondation Festival sur le Niger.
Die abgeriebenen Körper sind auch im Original, aber besonders hier eher auf den zweiten Blick zu erkennen.
Ebd.
Khvay Samnang, Sa Sa Art Projects: Popil. Alu-dibond print, digital C-print, 2018.
Sehr beeindruckt war ich von dem abgedunkelten, deshalb nicht sonderlich gut zu fotografierenden Gewölbe im Keller, von Amol K. Patil aus Mumbai mit Texten von Yalgaar Sanskrutik Manch, einer Gruppe junger Powada (Wandertruppe mit musikalischen Darbietungen) -Schriftsteller·innen und -Musiker·innen, mit dem Titel: Black Masks on Roller Skates. Alle Arbeiten sind von 2022 und entweder Bronzeskulpturen, kinetische Installationsskulpturen oder Tinte, Farbe auf Wasserbasis, ohne weitere Angaben. Dazu gab es ein gelooptes Performancevideo und auf dem Boden, leider ohne weitere Erklärungen, wie Grabstätten wirkende, allerdings in einer Art Landmassen angelegte, mit Erde oder ähnlichem gefüllte Holzkästen.
Amol K. Patil.
Wieder oben gab es noch vieles mehr, darunter einige kaum zu verkraftende, dokufiktive oder fiktiv dokumentarische Videos – im Gegensatz zu anderen stört mich die Verwischung der Linie von real und künstlerisch umgewandelt nicht, tatsächlich kann ich harsche Themen dadurch überhaupt nur ertragen. Ich verstehe den Beschwerdeansatz, denke aber, er geht am Thema vorbei. Ja, es geht auch ums Anprangern tatsächlicher Vorfälle, aber wir sind hier schließlich nicht im Gerichtssaal, was hoffentlich irgendwann folgt, und leider sind die behandelten Ereignisse nicht nur speziell und einmalig. Draußen gab es dann die Nerven beruhigendes Vanilleeiss mit Espresso. Es ist wirklich wichtig und richtig, dass gerade wir Weißwestler, hauptsächlich gerichtet an die Männer, betrifft aber auch uns ·innen und allgemein aufoktroyiertes Gedankengut, all dem Leid in der Welt ausgesetzt werden. Und meine Güte, wird einem auf dieser documenta anständig die Nase in den herrschenden Sud der Welt gerieben.
Befreiend charmant waren die Robo-Skelette und ähnlichen Genoss·innen in St. Kunigundis – hier gibt es definitiv mehr Grotesken als dieses Jahr in Venedig – von Atis Rezistans Kolektif: Ghetto Biennale:
Andre Eugene, Evel Romain, Wilerme Tegenis: Papa Legba. Car chassis, chains, recycled metal, 2022.
Evel Romain: Danballa (02). 87x10x15in, wood, tire, metal, rope, 2010.
Ebd.: Bosou (The Bull). 43x13x11in, wood, tire, metal, rope, 2011.
Ebd.: Danballa (01). Detail, 77x12x15in, wood, metal, rope, 2013.
Ebd.: Kafou (Crossroads). 55x12x12in, wood, tire, metal, rope, 2011.
André Eugène: Jij bosou (Judge Bosou). Book, tires, metal, chair legs, 2006.
Papa Da: Badji Pou Zanmi Mouri. Various, 2022.
Ebd.
Ebd.
Henrike Naumann und Bastian Hagedorn: The Museum of Trance. 270x350x120cm, furniture pieces, CD-stands, organ pipes, sound system, sound composition, 2022.
Studio Verve Architects Vivian Chan, Martina Vanin: The Floating Ghetto. 10.3x10.7m, cardboard boxes, metal mesh, metal supports, cables, based on research by Ghetto Architects (Viv Chan, Maccha Kasparian and Yuk Yee Phang) at the 2011 Ghetto Biennale.
In der Hafenstraße 76:
Resting Ramp: Reflecting Point 5 am Hafen 76. Architects: Matz Foitzik, Martin Frobel-Akar – foundation 5+ architekten BDA, greening: Solawi Gärtnerei Fuldaaue.
Anwar Al Atrash, *foundationClass*collective: Red Carpet. Roter Teppich, Akryl, Digitaldrucke, 8:00 Min. Audio, 2018–22.
Ali Kaaf und Khaled Muzher, *foundationClass*collective: Those swept away by the waters / rose up as clouds. Filmstill, Videoinstallation, Loop, Glas, Stoff, Holz, 2022.
Nino Bulling: A break. Tusche auf Seide, 2022.
Ebd.: Sometimes when we kiss, it feels like I am drinking water from your mouth. Tusche auf Seide, 2022.
*foundationClass*collective: Becoming. Tintenstrahldruck auf Stoff, 2022.
„Toolkit für machtkritische Projektverwaltung“, super, s. hier.
Marwa Arsanios: Chart for the usership of the land. Banner, Drucke auf Kunstdruckpapier, 2022.
Text: „The land shall only be used for agricultural purposes / The land shall only be used by people who do not own a land / The land shall only be passed on for usership / The land shall be transformed into a social Waqf or a Mashaa / The land shall not be inherited“.
Dazu lief der Film: Who is Afraid of Ideology? Part 4 Reverse Shot. Einkanal-Videoinstallation, 35:00 Min., Loop, 2022.
Ebd.
Text: „The land shall only be tended following permaculture processes / The surplus produce can be solt and the benefits divided between the users / The produce should be devided equally amongst the community who work the land / The land shall be tended by the cooperative of people who live around it in agreement with each other / The land shall not be built“.
Cao Minghao und Chen Jianjun: Water System School. Mixed Media, Workshop, 2022.
Text: „Onkel schwarz-halsiger Kranich / Lache / Sei zufrieden / Habe Spaß / Amüsiere dich / Verbeuge dich dreimal / Nächstes Jahr, wenn du aus dem Süden zurückkehrst / bring mir bitte eine Handvoll Korallen mit / Und ich gebe dir eine Handvoll Ginseng / –– Lied für die schwarz-halsigen Kraniche“.
Ebd.: Grain-size distribution analysis. Blätter, 2021–22.
Ebd.: (Links) Water System Refuge #1. Fotopapier, 2019–20.
(Rechts) Water System Museum. Fotopapier, 2015–18.
Ach, jetzt verstehe ich das linke Werk erst, ich hatte es 2018 beim Dujiangyan Bewässerungssystem 都江堰 in der Nähe von Chengdu gesehen. Dort hieß es allerdings, es wäre aus einem Aufruf für zeitgenössische Kunstwerke 2015 entstanden, zumindest muss es vor meinem Besuch 2018 gewesen sein.
Ebd.: A distribution map (Hand-copied late Qing dynasty). Papier, 2022.
Ebd.: The network of the “Water System″ project. Papier, 2022.
Ebd.: Habitat, Geology and Energy Basis. Einkanal-Videoinstallation, 15:29 Min., 2021.
Sorry, habe keine Angaben gefunden.
Cinema Caravan und Takashi Kuribayashi: we have decided to die – we have decided not to die. Fotografie auf … aber es ging mir hier eigentlich um das grandiose: Washi-Papier, 2021.
Fehras Publishing Practices: Borrowed Faces. 2022.
archive of the unknown – Baalbeck Studios Beirut: prints with quotations of the collective working process.
Aufreibende Gespräche | Frictional Conversations. 2001–2021.
Mit: Ali al-Ali, Ahmad al-Khalil, Mela Dávila Freire, yasemine eid-sabbagh, Ahmed El-Faour, Ahmed El-Joumaa, Yasser Ibrahim, Khawla Khalaf, Siwar Kraytem, Ben Pelé, Wasim Said, Fatmeh Soleiman, Nailé Sosa Aragón, Maya Zebdawi.
Hier: burning potatoes for land and sexual liberation.
Text: „potatoes, chili, coriander, garlic / This ‘dematerializing transformation′ process, which at the same time formed new sets of images, created a situation in which responsibilities were transferred, potentialities unleashed, and provided the images and other material with a new kind of presence where past collides with present and future alike, creating a moment that almost transcends time and space altogether.“
Ebd.: watermelon.
Text: „In different moments of palestinian history, holding a slice of fresh water melon was considered an act of protest.“
Ebd.: smoked photographs. coffee.
Text: „smoked photographs / eggplants, tahini, garlic, lemon, olive oil / The only reference to time and space in the photograph is a poster on the wall. It shows a martyr. His name is barely visible under his portrait.“; „ coffee / It‘s about not having any kind of ‘break′ within which to begin again, detour something, or mark openings and closures. The chronic can thus name the state of being which is called in the United States a ‘frog in boiling water,′ where the intensity of something increases so gradually that you do not notice, whereas if it began at the boiling level you would call it a trauma or a crisis. There is something horrifying about the adage that one can get used to anything …“
Karlsaue.
Más Arte Más Acción (MAMA): Whispers of the Bark Beetles. Mehrkanal Soundscape, 180:00 Min., Loop, Holz, Sound, 2022.
Im Gewächshaus | Greenhouse, Karlsaue.
Dann ging es zum Komposthaufen. Da hatte ich mir gar nichts von erwartet bzw. halt einen Komposthaufen, und dann war es mit das Schönste der gesamten Schose. Eigentlich geht es hier um die Publikation The Book of The Ten Thousand Things, El Book Wei 2022, und leider habe ich keinen Titel des oh, so wundervollen Baumbanners gefunden.
La Intermundial Holobiente.
Mit der Künstlerin Claudia Fontes, der Philosophin Paula Fleisner und dem Schriftsteller Pablo M. Ruiz aus Buenos Aires.
Am Komposthaufen | Compost heap, Karlsaue.
La Intermundial Holobiente: Device QK22.
QK22 ist ein Druckverfahren, man lege einfach auf ein saugfähiges Blatt Papier ein Blatt, eine Blüte, hier wurden auch Käfer genommen, aber das muss ja nicht sein, dann eine Glasplatte darauf und lasse sie ein paar Stunden in der Sonne.
Die Drucktechnik ist so simpel so gut, aber dieses Banner!, seht selbst:
Hach, es ist schon auch schön, wenn Kunst nicht nur anklagt …
Weiter ging es gen Orangerie:
The Nest Collective: Return To Sender. Textile waste, electronic waste, video, 2022.
Ebd.
Cao Minghao und Chen Jianjun: Water System Refuge: Grass, Sand, and Global Environmental Apparatuses. Single-channel video installation, 19:14 min., loop, 2022.
Andere Orte in der Stadt:
Hotel Hessenland.
Ebd.: MADEYOULOOK. Klanginstallation.
FAFSWAG: Whānau Wall (Landscape). Photo print, n. d.
Participants: Vaimaila Baker, Steve Canals, Falencie Filipo, Tapuaki Helu, Elyssia Wilson-Heti, Ria Hiroki, Nahora Ioane, Ilalio Loau, Moe Laga, Māhia Te Kore, Khiyara Tinai, Pati Solomona Tyrell, Auckland Vogue Community, Jaimie Waititi.
Im Stadtmuseum Kassel.
Ebd.
Nhà Sàn Collective: Bến.
Nguyễn Phương Linh, Trương Quế Chi: A Mangrove Apple Tree. Detail, acrylic mirrors, wooden stairs, printed wallpaper, motor and bamboo stick, various children‘s toys: the wooden horse, the balance board, the balance seesaw, the ceramic pots with plants from the Vietnamese Immigrating Garden of Tuấn Mami, 2022.
Im Stadtmuseum Kassel.
Tanu Gago und Mahia Jermaine Dean, FAFSWAG: ATUA. Interactive AR sculpture, 4:00 min., loop, 2022.
Im Hessischen Landesmuseum, nett gedacht, aber leider nur kitschig. Der riesige Vorhang aus Papiertaschentüchern von Pınar Öğrenci, FAFSWAG: „Aşît“, 2022, war sehr schön.
ruangrupa: lumbung Film.
Im Gloria Kino hatte ich 2012 grandiose Filme und Dokumentationen gesehen. Von dem lumbung Film hatte ich mir mehr in netten visuellen Häppchen zusammengeschnittene Informationen über Hintergrund, Projekte, Ansichten, Einsichten, Ausblicke zu lumbung erwartet. Es handelte sich aber um eine Zusammenstellung verschiedener Kurzfilme, die großteils leider nicht überzeugten.
Dan Perjovschi: Horizontal Newspaper. 2022.
Text: „You scare me man / Militarysation/-saturation“.
Auf dem Rainer-Dierichs-Platz.
Ebd.
Text: „Flat White / Westplaning / This did not survive second look“.
Ebd.
Text: „Sol / Solid / ID / Solidarity“.
Mohammed Al Hawajri: Guarnica Gaza: Above City – Marc Chagall (1924). Print, 2010–13.
In WH22.
Ebd.: (Oben) Guarnica Gaza: Pause for a Nap – Jean Francois Millet (1865). Print, 2010–13.
(Unten) Guarnica Gaza: Harvesters Resting – Jean Francois Millet (1859). Print, 2010–13.
Ebd.: Guarnica Gaza: Liberty Leading the People – Eugene Delacroix (1830). Print, 2010–13.
Am Trafohaus.
Alice Yard, Toof Press: Toofprints. Digital print on paper, wheat paste, 2016– ongoing.
Am Lutherplatz.
Polizeiaufgebot auf dem Weg zum Königsplatz, ich habe etwa fünfzehn Minnas gezählt. Wem galt der Aufzug, dem Antisemitismus, dem Anti-Antisemitismus, wurden gar Theorien gesponnen, dass sich zwar ruangrupa friedlich gebe, aber ihr Aktionismus wer weiß welche unterjochten Kräfte des globalen Südens oder auch des hiesigen Prekariats wecken würde?
Art Attac: Compassion Is Not Enough!
Aktion für ein veganes Leben am Königsplatz.
Taring Padi.
C&A Fassade am Friedrichsplatz.
„Contemporary art has become outdated. The Floraissance has begun!“
Dann wurde einen Spaziergang angeboten, dem man durch die Stadt folgen konnte, genannt: A Landscape: Local Knowledge Kassel East: An Urban Trail. S. Tour Map. Dafür ging es vorbei an Schrebergärten, einer Solawi Gärtnerei, der Schwanenwiese und allgemein um Interventionen mit der Umgebung, um Selbstversorgung und vielleicht auch darum, den betonenen Eindruck der Stadt zu revidieren.
Taring Padi. O. A.
In einer Unterführung beim sonst sehr ungemütlichen Platz der Deutschen Einheit. Diese hier und andernorts präsentierten Holzschnittdrucke gefielen mir sehr. Sie erinnerten mich an Lu Xuns Holzschnittbewegung Ende der 1920er Jahren in China, die auf Käthe Kollwitzs Arbeiten Bezug nehmen und häufig Alltagsszenen der ärmeren Schichten darstellen, um eine breitere Bevölkerung zu erreichen und ihre Themen anzusprechen. Das Medium scheint also weiterhin aktuell zum Aufzeigen von Protest.
Auf dem Weg des urbanen Parcours, aber dort aus unerfindlichen Gründen nicht aufgenommen. Doch wer die anderen Arbeiten von Taring Padi gesehen hat, weiß, dass sie von diesem Kollektiv stammen.
Ebd.
Monument für Lucius Burckhardt. Flugzeugtreppe beim Selbsterntegarten Waldauer Wiese in der Fuldaaue, einem wunderbar idyllisch anmutenden Modellprojekt.
Beim Ahoi Bootsanleger.
Chang En-Man: Floating System for Snails. Mit: Han Fang Wang, Shueh Ching Lu, Ting Tsou.
Ebd.
Nicht zum Spaziergang gehörend, aber weiter in der Stadt unterwegs:
(Rechts unten) Black Quantum Futurism: Clepsydra Stage. Floating stage, 2022.
Im Hintergrund säumt die Anfang September bereits braune, trauernde Baumreihe die Uferpromenade.
Ebd.
Taring Padi: Pengungsi (Refugees). Acrylic on canvas, 1999.
Ebd., Detail mit Taube.
Ich gehe stark von einem Nachdruck aus, das Werk selbst hängt man eher nicht in hundert Wettertage.
Auf dem Weg zu dieser Leinwand ging es über die neuernannte Walter-Lübcke-Brücke:
Walter-Lübcke-Brücke.
Text: „Dr. Walter Lübcke, 1953–2019 / Kasseler Regierungspräsident 2009–2019 / Opfer eines politischen Attentats am 2. Juni 2019“.
Doch warum steht dort nicht wenigstens „eines rechtsradikalen politischen Attentats“?
Kazuo Katase: Blue Dancer. Lichtinstallation, 2003.
Auf der Lübcke-Brücke.
Nguyễn Trinh Thi: And They Die a Natural Death. Automatisierte Installation in Echtzeit, Bambusflöten, Chilipflanzen, Luftkompressor, LED-Leuchten, codegenerierte Steuerungen (Rondell), Windsensoren (Tam Đảo, Vietnam), 2022.
In dem Turm links neben der Brücke, rechts von der Taring Padi-Leinwand (aus Bild- und Gangperspektive). Da ohne Kontext hier vieles nicht verständlich ist: Die Arbeit „ist inszeniert von einer Szene, in der Gefangene in einem wilden Chili-Wald [außerhalb eines Gefangenenlagers in Nordvietnam in den 1960ern] erschossen werden, wie sie in dem autobiografischen Roman Tale Told in the Year 2000 des vietnamesischen Schriftstellers Bùi Ngọc Tấn (1934–2014) beschrieben wird.“, s. hier.
Im eindrucksvollen Museum für Sepulkralkultur, musste ich mich leider sputen. Von der documenta wurden hier zahlreiche Textbausteine platziert, dazu, wie auch an anderen Orten, Audioversionen.
Dazu eine Anmerkung: Es gab allgemein unglaublich viel Text, von kurzen Phrasen bis zu langen Pamphleten sah man sich nicht nur, aber sehr vielen Ausrufen entgegen. So wie mich Videos in Ausstellungen schwer zu halten vermögen, geht es mir dort normalerweise auch mit Text. Titel lese ich natürlich und freue mich über geglückte, dazu lese ich Grundüberlegungen und die eine oder andere Beschreibung, wenn mich das Werk anspricht, eigentlich komme ich aber für Visualisierungen. Die textliche Umsetzung hier hat mich sehr begeistert, von all den Fragmenten wurde man so maßlos überschüttet, dass man gar nicht alles lesen konnte und dadurch von einem möglichen Lesezwang befreit war. Dazu gab es gelegentlich Audioschnitte, die genau dieses Gefühl hör- und fühlbar werden ließen, etwa in den Unterführungen und hier im Museum für Sepulkralkultur, die verschiedenste Stimmen durch- und übereinander erzählen und damit zu einer Gemengelage werden ließen. Man konnte immer wieder einzelne Versatzstücke oder unterschiedliche Sprachen herausgreifen und fand sich sofort erneut im Rausch der vielen und innerhalb einer Massenwahrnehmung. Ich empfand das als bewegend und einnehmend, so ähnlich stelle ich mir Sirenengesang vor.
Transi-Statuette. Replik nach Hans Leinberger (ca. 1470–1530), Holz (Linde), um 1520.
Dieser Transi (ein verwesender Leichnam) gehörte zur permanenten Ausstellung und stand unten im Gewölbe.
Im Museum für Sepulkralkultur.
Richtig gut ist es besonders hinter dem Museum, man muss sich ein wenig zurechtsuchen, aber unter einer Auffahrt mit autobahnähnlichen Brückenpfeilern stehen alte, wie abgestellt wirkende Grabstehlen aufgereiht. In der Nähe ist ein Friedhof, deshalb auch das sepulkrale (zum Grabe gehörige, also mit Tod, Sterben, Bestattungen befasste) Museum.
Gleich nebenan ist allein der 2015 eröffnete Neubau der Grimmwelt Kassel einen Besuch wert, vor allem das Dach, aber auch das Restaurant hinten:
Von der documenta lief hier:
Versia Harris: They Say You Can Dream a Thing More Than Once. Filmstill, digital animation, 16:15 min., loop, 2013 (re-edited). View a sequence here.
Das große Exzerpieren beginnt. Ohne weitere Angaben, ab 1838.
Dieser und ähnliche von hinten beleuchteten Schaukästen gehören zur ständigen Ausstellung. Sie war teilweise auch auf Kinder ausgerichtet, aber weil Grimms Märchen ja nicht nur heile Welten zeigen, gibt es glücklicherweise nicht nur diese fadenscheinigen. Allerdings war ich am Anfang des Kasseltripps bei Grimm und hätte am Ende wohl auch nichts gegen ein wenig heile Welt gehabt.
Die Neue Galerie zeigte im Keller Arnold Bode Unframed: Malerei und Graphik des documenta Gründers, 3.6.–9.10.2022:
Selbstporträt. Holzschnitt, 1919–20.
Auszug aus den Plänen für ein „Kasseler Forum“, um 1975.
Außerdem zeigt die Neue Galerie die sehr sehenswerte Dauerausstellung about: documenta, kuratiert von: Dorothee Gerkens, Martin Groh und Harald Kimpel, 22.11.2019–23.11.2025:
Gerhard Richter: Portrait Arnold Bode. Oil on canvas, 1964.
Hier wird man durch die Jahrzehnte geführt, mit einer Bildleiste wichtiger politischer, gesellschaftlicher und technischer Ereignisse rechts von einem, während sich die einzelnen Boxen mit Beschreibungen, Statements und vereinzelten Werken links zu den jeweiligen documenta-Ausstellungen öffnen. Die anlässlich der Ausstellung veröffentliche Publikation ist ganz hilfreich: about: documenta: Ausstellung in der Neuen Galerie. Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK): Schnell und Steiner 2022. Noch besser hätte ich allerdings einen Band mit der Bildleiste gefunden.
Auch nützlich, die Documenta-Datenbank: documenta archiv.
Derweil läuft im Münchener Lenbachhaus: Was von 100 Tagen übrig blieb …: Die documenta und das Lenbachhaus, 19.7.2022–21.5.2023.
Ein paar ausgewählte Pressestimmen:
Auf monopol-magazin.de von Alia Lübben: Internationale Presseschau: Was das Ausland über die Documenta denkt, vom 9.8.2022.
Auf 99艺术网 fragt Li Zhenhua unter dem Motto „How art you today“: 李振华:卡塞尔的展览有你吗? [Bist du in der Ausstellung in Kassel vertreten?], vom 4.7.2022. Dort zu Chang En-Man 张恩满, ursprünglich aus Taiwan, zum Kollektiv Cao Minghao und Chen Jianjun 曹明浩和陈建军 aus Chengdu, zum Kunstraum BOLOHO 菠萝核 aus Guangzhou und zum Asia Art Archive 香港亚洲艺术文献库 aus Hongkong.
Auf geschichte der gegenwart von A. Dirk Moses: Die documenta15, Indonesien und das Problem geschlossener Welten, vom 24.7.2022.
Auf new mandala von Wulan Dirgantoro und Elly Kent: We need to talk! Art, offence and politics in Documenta 15, vom 29.6.2022.
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S. a. documenta 13, 2012.
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Hach, Venezia, es ist doch immer wieder schön, hier zu sein. Einen Groteskkopf für meinen Schreibtisch habe ich auch dieses Mal nicht auftreiben können, nicht einmal einen Knauf, aber ich gebe nicht auf.
„The Milk of Dreams“ ist ein Kinderbuchtitel der Surrealistin Leonora Carrington (1917–2011), unter dem sie zuerst in den 1950er Jahren auf ihren Hauswänden begonnen und diese dann in einem Notizbuch mit selbem Namen weitergeführt hatte und das, soweit ich es finde, 2013 posthum erschien. Auch wenn romanische Sprachen meist besser klingen, hört sich „Leche del sueño“ für mich nicht weniger anstößig an. Vielleicht ist das nur meine prüde Ader. Was es mit dem Titel auf sich hat, hatte ich mir vorher nicht angelesen und muss gestehen, zwar Carringtons feingliedrige, märchenhafte Zeichnungen auf der Ausstellung wahrgenommen, aber sie links liegengelassen zu haben. Als anrüchig habe ich sie nicht in Erinnerung, eher als zu lieblich und niedlich. Meint die Milch die nährende Muttermilch, die ich pervertiert habe? Überzeugt mich weiterhin nicht, aber möglicherweise kommt das noch in diesem Nachgang.
Cecilia Alemanis Kuration 2017 des italienischen Pavillons in Venedig, „Il mondo magic“, die magische Welt, habe ich nicht gesehen, auch ihre Performanceinszenierung auf der Art Basel 2019 habe ich leider verpasst, obwohl ich dort war. Alemanis Ausstellungen sind für mich also Neuland, aber offensichtlich scheinen sie fabelhafte, magische Welten zu faszinieren. Mythen finde ich prinzipiell spannend, wobei, und darauf pocht auch Christina unermüdlich, wenn ich das sage, „eine mythische Wahrnehmung der Wirklichkeit“, eine „Schlacht zwischen Gut und Böse“ schnell ins Verschwörungsmythische umkippen kann (hier nach Elena Racheva mit Blick auf Putins Russland im sehr empfehlenswerten Essayband „Testfall Ukraine“ von 2015, gruselig aktuell, S. 138). Fantasy ist eigentlich nicht so meins, allerdings liegen der sagen wir mal sichtbaren Realität abtrünnige Fabelwesen und -welten wohl seit ein paar Jahren im Trend, zumindest begegne ich ihnen mittlerweile regelmäßig in der Kunst – was ich dann doch wieder interessant finde. Entrückt man sich oder klappt sich wirklich etwas Neues, ein erneutes archaisches Bedürfnis in uns auf?
Wie die documenta 15 will die 59. Venedigbiennale uns andere Formen des Zusammenlebens und Möglichkeiten der Umgestaltung unserer Lebensmodelle auskundschaften lassen. Während der Ansatz auf der documenta sehr praktisch gemeint ist, geht es in Venedig etwas abstrakter um „otherworldly creatures, along with other figures of transformation, as companions on an imaginary journey through the metamorphoses of bodies and definitions of the human“ (Ausstellungskatalog „Short Guide“, im Folgenden AK: S. 43).
Es gehe um eine Vereinigung von Mensch, Tier und Mechanik, um die Fragen, was das Leben in der aktuellen Veränderung ausmache, wo unsere Verantwortlichkeiten lägen. Der Fokus sei auf das posthumane Verständnis von Körpern und ihre Wandelbarkeit gerichtet, auf ihre Bezüge untereinander, zur Umwelt, zur Technologie. Bei hybriden Scifi-Vorstellungen bin ich sofort an Bord, bei einer Neuordnung von Subjektivitäten, Hierarchien, Anatomien unbedingt (AK: 44), also gespannt auf künstlerische Visionen eines Endes des Anthropozentrismus (AK: 45).
Giardini: Zentralpavillon
Noch aber war ich nur vom Biennaletitel nicht überzeugt, strebte ansonsten aber unbefleckt und erwartungsfreudig ins Getümmel. Zunächst ging es ins Giardini und dort als erstes in den Zentralpavillon. Um es vorwegzunehmen, der hat mich im Gegensatz zur Corderie im Arsenale in seinen Bann gezogen. Wunderbare Positionen und besonders großartig die der endlich gewürdigten Surrealistinnen, die in einem Raum mit gelbem Teppich, der sich vom Boden über die Wänden bis an die Decke hochzog, ausgestellt wurden, leider aber nicht fotografiert werden durften. Präsentiert wurden von Cecilia Alemani insgesamt über zweihundert Künstler·innen aus knapp sechzig Ländern mit einer Mehrheit von Frauen, mit Werken der Gegenwart und unter anderem eben jener Surrealistinnen, die, als „transhistorischer Ansatz“ pro „Symbiose, Solidarität, Sisterhood“ (AK: 46), auf der Biennale in einer Art Zeitkapsel miteinander in Verbindung treten sollten (fun fact, mit Dank für den Hinweis an Herrn Friedrich: Zeitkapseln sind im Chinesischen 时间胶囊, Gummibeutel der Zeit, mit jiao als Kleber – wird Zeit damit dehnbar?).
Wie meist, halte ich mich auch hier an die Reihenfolge meines Rundgangs. Begrüßt wird man von Katharina Fritschs Elefanten, dazu Alemani: Unter Elefanten seien die Leittiere der Herde immer weiblich (AK: 26). So darf es gern sein.
Katharina Fritsch: Elefant | Elephant. Polyester, wood, paint, 1987.
Andra Ursuta: Phantom Mass. Lead crystal, 2021.
Gabrielle L‘Hirondelle Hill: Counterblaste. Pantyhose, tobacco, beer can tabs, wildflowers, thread, charms, 2021.
Mrinalini Mukherjee: (V. l. n. r.) Rudra. Hemp fibre, 1982.
Vanshree. Woven, dyed fibre, 1982.
Devi. Woven, dyed fibre, 1985.
Ebd.: Vanshree. Woven, dyed fibre, 1982.
Djuna Barnes: Ladies Almanack. Reprint from 1928, New York, Evanston, San Francisco and London: Harper & Row 1972.
Titel: „Ladies Almanack / showing their Signs and their tides; their Moons and their Changes; the Seasons as it is with them; their Eclipses and Equinoxes; as well as a full Record of diurnal and nocturnal Distempers / written and illustrated by a Lady of Fashion“.
Ebd.: Illustration, Paris: Edward W. Titus 1928.
Da mein Besuch im August stattfand: „August hath 31 days / Distempers / What they have in their Heads, Hearts, Stomachs, Pockets, Flaps, Tabs and Plackets, have one and all been some and severally commented on, by way of hint or harsh Harangue, praised, blamed, […?]“.
Unica Zürn: Untitled. Oil, ink, paper on board, 1967.
Ovartaci: Untitled. 2-dimensional life-seized dolls, gouache and crayon on canvas/ textile, n. d.
Ebd.
Paula Rego: Sit. Pastel on paper on aluminium, 1994.
Jana Euler: great white fear. Detail, 111 glazed ceramics on plinth, 2021.
Ebd.
Ebd.
Ulla Wiggen: Översättaren | The Translator. Acrylic on panel, 1967.
Shuang Li: Æther (Poor Objects). Filmstill, Video 18:26 min., 2021.
Christina Quarles: Don‘t Let It Bring Yew Down (It‘s Only Castles Burnin‘). Acrylic on canvas, 2021.
Hier am Ende, geht auch als Anfang:
Cosima von Bonin: What If They Bark 01-07. Glass reinforced plastic (GRP), wool babric, scarfs, steel base, ukulele, chains with four monoculars made of steel and glass, 2022.
Ebd.: Scallops (Glass Version). Epoxy resin, wood, lacquer, hemp rope, glittering garland, 2022.
Ebd.: Hermit Crab (Glass Version). Steel cement mixer, epoxy resin, rubber, 2022.
Giardini: Länderpavillons
Das Konzept von Länderpavillons auf einer Biennale könnte endlich überdacht werden, es handelt sich schließlich nicht um eine Image-Expo oder Verkaufsmesse, im Idealfall. Wurde eigentlich jemals getauscht, meinetwegen durch eine Tombola? Dann müsste sich zumindest Deutschland nicht jedes Mal an sich selbst abarbeiten. Gut, darüber können sich andere aufregen, ignorieren reicht mir hier. Aber auch die anderen waren mir zum Großteil zu lahm. Gefallen haben mir:
Belgien mit Francis Alÿs‘ weltweit gefilmten „Children‘s Games“:
La Roue. Filmstill, DR Congo, 2021.
Wahnsinn: „Over the city of Lubumbashi looms the mampala or slag heap of the Étoile du Congo cobalt mine, its lower slopes today sifted by the clandestine, lithium hunters who risk their lives to feed our global battery market. The film rests on dramatic contrasts – tiny bright figures against the expanse of darkness; a child who can barely see over the colossal tire he fights to push uphill. Then the adrenaline rush of rolling down inside it!“
Espejos. Filmstill, Mexico, 2013.
Geflasht: „Boys stampede through the shells of small geometric homes, fancy boxes falling to bits in a dry-grass wasteland like futuristic ruins. Each boy holds a piece of broken mirror and aims at the enemy with the light refracted by the sun. They can‘t resist making shooting noises though these burning bullets are flashes from millions of miles away. Once a player is blinded by the light, he slumps and dies.“
Imbu. Filmstill, CR Congo, 2021.
Großartig: „Mosquitoes‘ hearing is for the sole purpose of finding a mate. Individual males (more wingbeats per second, higher frequency) and females (slower, lower) adjust their flight tones until a pleasing harmony is achieved. These boys have found a pitch irresistible to one sex. Eros and Thanatos for the mosquitoes; for the boys, a small but satisfying cull of the horrible hordes.“
Spanien mit Ignasi Aballís „Corrección“, der den Pavillon von innen auf seiner Achse um ein paar Grad dreht, um ihn neu zu den beiden Nachbarn Belgien und den Niederlanden auszurichten:
Polen mit Małgorzata Mirga-Tas‘ „Re-Enchanting the World“:
Die USA mit Simone Leigh:
Japan zeigte die Gruppe Dumb Type. Ich kam über München nach Venedig und fand Arbeiten des Kollektivs dort besser umgesetzt im Haus der Kunst: Dumb Type, kuratiert von Damian Lentini, 6.5.–11.9.2022:
Memorandum Or Voyage. 2014.
Die Begeisterung einiger Stimmen vom koreanischen Pavillon kann ich nicht nachvollziehen. Für mich wirkte es wie eine Messevorstellung mit high-end aufpolierter Technikshow.
Die Schweiz hat mich verstört – das, was ich im Nachhinein über Ritualisierungen und Rhythmen lese, vermag mir die riesigen zerschlagenen und verkohlten, buddhaähnlichen Holzskulpturen nicht mit Leben zu erwecken. Es wirkte auf mich wie die Vernichtung oder Verbrennung von Kulturgütern, wovon ich gar kein Fan bin.
Arsenale: Corderie
Am folgenden Tag ging es ins Arsenale, zunächst in die Corderie, Artiglierie. Ich musste dreimal nachschlagen, ob dieser Ort wirklich von ein und derselben Person kuratiert wurde. Wurde er. Die Auswahl hier hat mich sehr verwundert, aber nicht auf die gute Art, wie Kunst einen stören und auf neue Gedanken bringen kann und möglichst soll. Sie rief eher Aversion hervor, ich muss leider gestehen, dass mein Durchschreiten zu einem Durchlaufen wurde und mich mehr und mehr anfraß. Was ich am Anfang noch ganz witzig fand, die schrillen Farben, die monströsen Formate, wurde mir schon bald zuwider. Nichts gegen Textil und als Statement auch nichts gegen Glitzer, aber Handarbeit ist das, was Frauen als Betätigung im Bauhaus usw. erlaubt war. Habe ich mich da hineingesteigert und übermäßig viele Stoffe gesehen, als wären das die Positionen von Frauen? Dann all die leidwimmernden Videos oder solche, die den Performancevideos aus China der Nullerjahre mit nackten Menschen, die zwischen Sehnsucht und Selbstzerstümmelung durch Wälder ziehen, ähneln oder es waren. Wobei doch beeindruckend ist, wie schmerzfrei hier mit geballtem Kitsch umgegangen wurde.
Bagriel Chaile: (Vorne) Rosario Liendro. Metal structure, adobe, bricks, 2022.
(Hinten) Pedro Chaile. Metal structure, adobe, bricks, 2022.
Myrlande Constant: Sirenes. Sequins, glass beads, silk tassels on canvas, 2020.
Ebd.: Rasanbleman soupe tout eskòt yo. Sequins, glass beads, silk on fabric, 2019.
Ebd.: Guede (Baron). Sequins, glass beads, silk tassels on cotton, 2020.
Rebecca Horn: Kiss of the Rhinoceros. Steel construction, aluminium, morots, electronic device, 1989.
Zhenya Machneva: Echo. Hand-woven tapestry, 2021.
Precious Okoyomon: To See the Earth before the End of the World. Div. material, 2022.
Arsenale: Länderpavillons
Darauf kommen weitere Länderpavillons im Arsenale, Giggiandre, Giardono delle Vergini. Besonders beeindruckt war ich vom italienischen Pavillon mit Gian Maria Tosattis „History of Night and Destiny of Comets“. Ich meine, man durfte fotografieren, aber ich war linsenunfähig. Hier betrat man über mehrere Räume und Stockwerke eine Fabrik vielleicht der 1950er Jahre, die irgendwie gerade verlassen wirkte, zumindest wie kurz vor oder im absehbaren Ende. Möglicherweise hatten deren Arbeiter·innen auch keine Nachtschicht mehr, weil das Gewerbe – eine Stofffabrik?, es gab einen Raum mit Nähmaschinen – unrentabel geworden war. Man befand sich hier in einem Dazwischen von etwas Hinterlassenem, das sich in Auflösung befindet und kurz vor dem Beginn von etwas Neuem steht, das aber noch nicht greifbar ist – bis man bemerkte, dass selbst alle Betonwände aufgemalt oder tapeziert waren. Das zerbrach die Illusion allerdings nicht, sondern machte die Atmosphäre noch zwielichtiger. Großartig.
Argentinien mit Mónica Hellers „The Importance of the Origin Will Be Imported by the Origin of the Substance“:
Türkei mit Füsun Onurs „Once upon a Time …“:
Lettland mit Skuja Bradens „Selling Water by the River“:
Slowenien mit Marko Jak?es „Without a Master“. So wenig man mich sonst mit fabelnder Fantasy an die Angel bekommt, hat mich diese Malerei doch in ihren Bann gezogen:
Let‘s Get Down to Work! 183x250cm, mixed media on canvas, 2016.
Blind Patriarch. 171x215cm, mixed media on fiberboard, 2010.
Red Smoke. 251,5x135cm, oil on canvas, 2016.
Vom ukrainischen Pavillon mit Pavlo Makovs „The Foundation of Exhaustion“ habe ich leider kein Bild, obwohl ich das Flirren in den Augen durch die irritierend buntgemusterten, die Wände hochlaufenden Bodenbeläge hinter dem vielbesprochenen Springbrunnen ganz ansprechend fand..
Toll war auch der Pavillon aus Singapur mit Shubigi Raos „Pulp III: A Short Biography of the Banished Book“. Dort habe ich mich eine ganze Weile aufgehalten, mir den Film und die Publikationen über Büchervernichtungen und deren Einfluss auf zukünftiges Wissen angesehen.
Ach, China. Kuratiert von Zhang Zikang 张子康 mit den Künstler·innen Liu Jiayu 刘佳玉, Wang Yuyang 王郁洋, Xu Lei 徐累 und der sogenannten AT Group | AT小组 (a joint project between Institute of Sci-Tech Arts at CAFA and Tsinghua Laboratory of Brain and Intelligence): „Meta-Scape 元境“. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob man heute überhaupt noch etwas meta nennen sollte, nachdem Zuckerberg es einem vereitelt hat, oder gerade deshalb trotzdem, als Rückermächtigung?, ist das eigentlich ein ziemlich guter Name. Leider wars aber ein langweiliger Showoff.
Im Garten endlich Groteskköpfe beziehungsweise mumifizierte, grotesk erscheinende Figuren:
Marianne Vitale: Bottles and Bridges: Advances in Collective Obliteration. Bronze, 2021.
Ebd.
Ein paar Länderauftritte und Begleitshows unterwegs:
Nepal mit Ang Tsherin Sherpas „Tales of Muted Spirits“:
Unsigned Painting of Religious and Touristic Sites in Nepal and Tibet. Distemper paint on canvas, 1990s.
Hongkongs Auftritt lief nicht als Länderpavillon, sondern als „Collateral Event“, das Netz schweigt sich darüber aus, ob die Volksrepublik China Einfluss auf die Biennale genommen hat. Ein wenig Hongkonger Gossip gibt es natürlich trotzdem, etwa dass kaum jemand zur Eröffnung anreiste in der: SCMP, vom 12.5.2022. Organisiert vom M+, von West Kowloon und dem Hong Kong Arts Department Council mit Angela Sus 徐世琪 „Arise, Hong Kong in Venice 懸浮香港在威尼斯“:
Ebenfalls als „Collateral Event“ zeigte die Nomas Foundation von Francesca Leone „Take Your Time“, kuratiert von Danilo Eccher, 23.4.–27.11.2022:
Untitled. Detail, site-specific installation, 14,7x2,7m, oil on rusty recycled sheets metal, 2019.
Untitled. Detail, 400x255cm, aluminium grids and small waste items (cigarette stubs, plastics, cards, bus tickets, small jewellery items), 2020.
Ebd., Detail.
Die Kukje Art and Culture Foundation zeigte Ha Chong-Hyun (*1935), kuratiert von Sunjung Kim, 23.4.–24.8.2022:
Conjunction 83-08 (A+B). 220x220cm, oil on hemp cloth, 1983.
Concunction 20-98. 130x97cm, oil on hemp cloth, 2020.
Na, so schlecht ist die Quote der Länderpavillons mit guten Auftritten doch nicht. Wenn man die uninteressanten rauslässt, wirkt das hier ziemlich sehenswert. Dafür revidiere ich mich gern.
Weitere Ausstellungen
Meine eindeutige Favoritin war die Ausstellung in der Fondazione Prada: Human Brains: It Begins with an Idea, kuratiert von Udo Kittelmann, 23.4.–27.11.2022.
George Guidall.
Die neurowissenschaftlichen Videoerklärungen im unteren Stockwerk haben mich nicht so getriggert, aber dafür allein der Aufbau in den beiden oberen Ebenen. Man betrat und durchschritt ein schwarzes, Gehirngängen nachempfundenes Gebilde. Dort waren in Winkeln die Exponate ausgestellt und 32 Autor·innen eingeladen, über sie zu schreiben. Ihre Texte wurden von immer demselben Vorleser, George Guidall, vorgetragen, dem man auf einem kleinen Bildschirm neben den jeweiligen Exponaten vor sich zusehen und dessen Stimme man über einem an der niedrigen Hirndecke angebrachten Lautsprecher lauschen konnte, wenn man sich direkt darunter stellte. Die weltweit zusammengesammelten Exponate und die mit ihnen korrespondierenden Erzählungen waren einigermaßen chronologisch angeordnet, wobei mich die älteren Ansätze mehr interessiert haben. Hier eine Auswahl:
Incan ceremonial knife (tumi). 13th–15th century, bronze casting; MARKK, Hamburg.
Text von Tilsa Otta: The Circular Illuminations.
Shiva Nataraja. India, 19th century, brass casting; Linden-Museum, Stuttgart.
Text von Charu Nivedita: Tandav at Tadaka.
Heart-shaped amulet engraved with chapter 30 of the Book of the Dead. Egypt, 25th–31st Dynasty, c. 712–332 BCE, green faïence; Museo Egizio, Torino.
Text von Ahdaf Soueife: Verso.
Aristotelis De animalibus libri, Theodoro Gaza inteprete [Aristotle‘s Book of Animals translated by Theodorus Gaza]. Italy, 15th century (original text 4th century BCE), Latin translation, illuminated manuscript on parchment; Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano.
Text von Daniel Galera: Guide to Manufacturing Bodies.
Huangdi Neijing [The Yellow Emperor‘s classic of internal medicine]. China, 19th century (original text c. 3rd century BCE–3rd century CE), printed book; private collection.
Text von Sheng Keyi: The Old Apprentice Scholar.
Ebd.
Ebd.
Hieronymus Bosch, The Extraction of the Stone of Madness. C. 1501–1505, oil on oak panel; exhibition copy; Museo Nacional del Prado, Madrid.
Text von Hervé Le Tellier: A Change of Perspective.
Man sieht es auf Fotos schwer, aber vor dem Original stehend glaubte man – ich zumindest, aber auch meine Reisebegleitung war darauf aufmerksam geworden –, vor einem Original zu stehen, las jedoch „Exhibition copy“. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass sich ein Studio in Madrid auf Reproduktionen dieser Art spezialisiert und hier den Auftrag erhalten habe. Vgl. unten das Werk von Rembrandt, dort und hier sind selbst die kleinsten Unebenheiten nachgeahmt, hier gar Brandspuren. Um nicht als Fälschung verstanden zu werden, seien heutige Materialien verwendet worden. Faszinierend.
Pieter Jansz Quast, The Extraction of the Stone. C. 1630, oil on copper; Kunstmuseum St. Gallen.
Text von ebd.
M. Caimi, model of the anatomical theater of the Archiginnasio. Bologna, 18th century, wood; Museo di Storia della Medicina, Dipartimento di Medicina melocolare, Sapienza Università di Roma.
Text von Chloe Aridjis: Four Topographies.
Charles Bell, Illustrations of the Great Operations of Surgery: Trepan, Hernia, Amputation, Aneurism and Lithotomy. London: Longman 1821, printed book with black and white illustrations; The Syndics of Cambridge University Library.
Text von John Keene: The Great Operation.
Max Kohl loop galvanometer for measuring brain waves. Germany, 20th century, metal. Friedrich-Schiller-Universität, Jena.
Text von Akwaeke Emezi: Berger‘s Doll.
Luigi Galvani – Giovanni Aldini, De viribus electricitatis in motu musculari commentaries [Commentary on the effect of electricity on muscular motion]. Modena: Societas Typographica 1792, printed book, etched plates; The Royal Society, London.
Text von Helen Oyeyemi: Big Day.
Rembrandt van Rijn, The Anatomy Lesson of Dr. Jan Deijman (fragment). 1656, oil on canvas; exhibition copy; Amsterdam Museum.
Text von Daniel Kehlmann: Inside the Head of Black John.
S. für die „Exhibition copy“ oben unter Hieronymus Bosch.
Sigmund Freud, Meng de jiexi. Taipei: Chih Wen Publishing Co. 1972; National Central Library, Taiwan. (Eine von zahlreichen ausgestellten internationalen Ausgaben von Freuds „Traumdeutung“.)
Text von Esther Freud: During the Contortions.
Eugène Pirodon (after André Brouillet), A clinical lesson at the Salpêtrière. 1888, lithograph on paper; Freud Museum London.
Text von ebd.
Phrenology cabinet. 19th century, wood, felt, metal (cabinet), plaster and glue (heads); The Anatomical Museum, The University of Edinburgh.
Text von Ayòbámi Adébáyò: On the Head of an Idiot (No. 8).
Das oberste Stockwerk bot an einem Ende eine Wabe, in der Neurowissenschaftler·innen und Philosoph·innen, jede/r in eigenem Videoraum, willkürlich mit ihren Darstellungen abgespielt wurden und dadurch wie im Gespräch miteinander wirkten.
Ebd., Detail.
Die Temperaturen waren hier so extrem heruntergekühlt, dass ich in meinem eigens für diese Stadt übergeworfenen Sommerkleidchen zwischendurch vor die aufwärmende Tür treten musste. Glücklicherweise bietet eine Broschüre alle Texte, die ich jetzt auf Bahnreisen lese, leider nicht online verfügbar.
Im Palazzo Grassi lief Marlene Dumas: open-end, 27.3.2022–8.1.2023. Unbestreitbar große Malerei an einem wunderschönen Ort. Thematisch finden sich hier erregte Seelen, Körper zwischen Schmerz und Sex, gequält bis ächzend zu euphorisch, großteils in Extremsituationen. All die vielen gewollt ausdrucksstarken Gesichter blieben für mich leider meist an der Oberfläche und gingen mir selten unter die Haut, vielleicht wabere ich in meinem Dasein zu wenig exzessiv dahin, vielleicht sind mir aktuell theoretische Inhalte näher.
(V. l. n. r.) The Origin of Painting (The Double Room). 300x100cm, Öl auf Leinwand, 2018.
Time and Chimera. 300x100cm, Öl auf Leinwand, 2020.
The Making of. 300x100cm, oil on canvas, 2020.
Rat. 30x40cm, oil on canvas, 2020.
Magdalena (Out of Eggs, Out of Business). 200x100cm, oil on canvas, 1995.
Gallerie dell‘Accademia di Venezi und Palazzo Manfrin zeigten Anish Kapoor, 20.4.–9.10.2022. Hier nur aus der Akademie:
Sky Mirror. 330x330cm, stainless steel, 2018.
Pregnant White Within Me. Mixed media, paint, 2022.
Von der einen …
Ebd.
… und von der anderen Seite. Online finden sich aber definitiv nachvollziehbarere Fotos.
Mother as a Mountain. Mixed media, pigment, 1985.
Und durch die Flure der Akademie:
Sorry, habe leider die Angaben verpasst.
Antonio Canova (1757–1822): Leoni | Lions. 1783–1792.
Als eine Frechheit habe die Ausstellung im Punta della Dogana empfunden mit Bruce Naumans „Contrapposto Studies“, 23.5.–27.11.2022. Was ein grandioser, was ein riesiger Ort, der ihm zur Verfügung stand. Und was macht dieser in den 1970er Jahren so wegweisende Künstler hier und heute?
Auf wie vielen Ebenen, in wie vielen Räumen, auf wie vielen unzähligen Quadratmetern liefen auf teils massigen, definitiv sündhaft teuren Videotafeln in Endlosschleife fast ausschließlich die in Jeans gekleideten Beine von Bruce Nauman hin und her. Auf mich wirken Arbeiten, die sich exzessiv mit der eigenen Person beschäftigen, recht egoman. Ein Erkenne dich erst selbst, bevor du deine Sicht öffnest, finde ich natürlich in Ordnung, auch gelegentliche Selbstporträts spannend, Mäßigung vermessen, aber so sehr interessieren mich die Künstler·innen hinter ihren Arbeiten meist dann doch nicht. Frederik sieht das anders, sein Argument hier: Wenn Nauman schon Laufstudien zeigen muss, dann wenigstens mit der eigenen Person. Das sehe ich ein, also gut, davon einmal abgesehen.
Auch für Repetitionen gibt es gute Argumente, mich hat die Show allerdings nicht in erhellenden Trance versetzt, sondern bereits der erste Bildschirm in gähnende Langeweile. Normalerweise geht man weiter, wenn einen etwas nicht anspricht, nur dass es hier einfach nicht aufhörte. Mich wundert, und ich nervte meinen Reisekumpan damit die folgenden Tage, wie jemand, der bahnbrechende Kunst hervorgebracht hat, jetzt so einen Müll produzieren kann. Hat Nauman keine Beratung oder ist er beratungsresistent, sagt ihm vor lauter Ehrfurcht niemand die Wahrheit? Dass Orte Galionsfiguren lieben, ist vollkommen in Ordnung, dass dafür so viel offensichtliches Budget verschleudert wird, mit dem so viele tolle Sachen hätten produziert werden können, passiert leider häufiger als gerechtfertigt. Aber diese Show kann doch keiner ernst meinen. Warum stoppt die niemand, wenn schon niemand Nauman stoppt? Noch schrecklicher und auf einen selbst als Obacht für die Zukunft anwendbar: Merkt man ab einem gewissen Alter vielleicht einfach keine Einschläge mehr und glaubt, Narrenfreiheit für jeden Furz zu haben?
Einzig gut, weil es einen Trick mit der Erwartungshaltung spielte, fand ich einen 3D-Film irgendwo oben. In dem war wiederum das Motiv seines hin- und hergehenden Ichs, dieses Mal im Studio mit Hintergrund abgefilmt. Sehr simpel, aber effektiv ging er auf der oberen Hälfte in die eine, auf der unteren in die andere Richtung, die zusammengeschnitten ein Wabern ergaben. Aber bitte Auswahl, guter Herr, warum muss gleich im nächsten Raum eine weitere Version folgen? Ok, den Effekt im dritten Raum, in der eine angeschrägte Wand so gefilmt war, dass der dortige Ganzkörper-Nauman wirkte, als stünde er vor der Leinwand, fand ich dann auch wieder ganz witzig.
Gleich daneben an der Santa Maria della Salute in ähnliche Kerbe schlagend: Finanzierung muss schon sein, aber Cartiers Platzierung in Säulen und unter Heiligtum ist dann doch ziemlich obszön.
In der Basilica Santa Maria Gloriosa dei Frari wollten wir uns Tizians „Assunta: Mariä Himmelfahrt“ ansehen, leider in Restauration, aber, sofern die DeepL-Übersetzung italienischer Webinformationen korrekt ist, seit Anfang Oktober nun nach vier Jahren wieder zu bewundern, nächstes Mal.
Hier nur eine Reproduktion auf Tuch.
Zwischendurch für Charly gefunden und geknipst.
Habe ich solange nicht mehr gebloggt, dass mir die hier doch recht miese Fotoauflösung wieder auffällt? Ich hoffe, es geht wenigstens auf dem Handy.
Siehe im Zuge dieses Beitrags auch 关于这个话题也看: 58. Biennale in Venedig 2019 | 2019年第58届威尼斯双年展.
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Gedenkkopf eines Königs Uhunmwun Elao | Commemorative Head of a King Uhunmwun Elao. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Detail, Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von J. F. Blech, 1898.
Raubkunst aus Benin
Zehn deutsche Museen sind mit 1163 Artefakten der Benin-Bronzen aktuell auf der Website der Ende 2019 beschlossenen und Mitte 2020 eingerichteten Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland gelistet. Drei Jahre soll die Kontaktstelle als Pilotprojekt vorerst laufen. Einige der Museen präsentieren aus diesem Anlass gegenwärtig ihre Sammlungsobjekte insbesondere der prominenten Benin-Bronzen. Die größte Sammlung befindet sich im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, weitere Werke sind in Dresden, Köln, Stuttgart, Bremen usw.
179 Kunstwerke besitzt das Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK, bis 2018 Völkerkundemuseum Hamburg), die jetzt ausgestellt sind in Benin: Geraubte Geschichte, 17.12.2021 bis voraussichtlich Ende 2022, wenn spätestens restituiert werden soll.
Zu sehen gibt es Gedenkköpfe, Zeremonienstäbe, Relieftafeln und vieles mehr. Ich habe Pfeilspitzen und Speere, Krüge und weitere Utensilien übersprungen und mich von den Tier- und Menschenfiguren einfangen lassen.
Gedenkkopf im Udo-Stil | Commemorative Head in Udo-Style. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt Udo, Königreich Benin (?), Nigeria; Gelbguss, 16. Jh.; Ankauf von Adolf Heemke, 1904.
(Rechts) Gedenkkopf eines Königs Uhunmwun Elao | Commemorative Head of a King Uhunmwun Elao. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von J. F. Blech, 1898.
(Links) Sorry, habe die Daten für die Gefährtin(?) nicht mit aufgenommen, ich war zu fasziniert von den Klangstöckchen für die königlichen Pupillen; Detail s. erstes Bild dieses Blogposts.
Köpfchen mit drei Füßen | Small Head with three Feet. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Paul Frisch, 1903.
Fehlguss eines Leoparden | Miscast of a Leopard. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von Hugo Warnholtz, 1901.
Osun-Stab | Osun Staff. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Detail, Gelbguss, 18. Jh.; Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Die folgenden Figuren habe ich aus ihrer Ausstellungsreihenfolge entnommen und zusammengestellt, weil sie alle einen wundersamen Ansatz auf dem Kopf tragen. Dieser wird jeweils in den Begleittexten der Ausstellungsschilder ganz unterschiedlich interpretiert, als Dorn mit unbekannter Bedeutung, als Ritus, als Frisur oder Stützsporn. Vielleicht handelt es sich einfach um die bildliche Erhöhung einer Persönlichkeit wie bei Polizeimützen oder Pickelhauben?
Gedenkkopf mit Dornfortsatz | Commemorative Head with Protrusion. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt, Königreich Mahin (?), Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Paul Frisch, 1903.
Im Werkstitel als „Dornfortsatz“ bezeichnet, heißt es im Begleittext: „Heute erinnern sich weder Angehörige des Königshauses noch weise Ältere an solche Köpfe.“
Bronzehorn mit Beilklingen | Bronze Horn with Axe Blades. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18. Jh.; Ankauf von Oskar Kaiser, 1904.
Hier heißt es im Begleittext: „Das schwere Horn ist wohl keine ‚Zeremonialkeule für Menschenopfer’, wie man im frühen 20. Jh., den vorherrschenden Vorurteilen entsprechend, angenommen hatte. Es diente vermutlich auch nicht als Blasinstrument, sondern für einen anderen rituellen Zweck.“
Stab mit Reiterfigur | Hand-Held Clapper with Horserider Figure. Unbekannter Künstler der Elfenbeinschnitzergilde Igbesanmwan, Königreich Benin, Nigeria; Elfenbein, 18. Jh.; Ankauf von Fritz Lüttge, 1901.
Im Begleittext wird nur auf den Stab an sich (hier ist der Haltegriff nur im Ansatz unten abgelichtet) und auf seine zeremonielle Bedeutung eingegangen, nicht auf den Pinökel auf dem Kopf der Figur.
(V. l. n. r.)
– Figur eines Oba mit Eben-Schwert | Figure of an Oba with Eben Sword. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1899.
– Figur einer Königinmutter | Figure of a Queen Mother. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18. Jh.; Ankauf von Albert Engelhardt, 1904.
– Fragment eines Altarstückes mit Kriegern | Altar Piece (Fragment): Group of Warriors. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt, Königreich Benin (?), Nigeria; Gelbguss, 15./16. Jh. (?); Ankauf von Adolf Heemke, 1904.
– Kleine Frauenfigur mit Pfeife | Figurine of a Woman with a Pipe. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von Tierexport Theodor Knywel, 1911.
Im Begleittext heißt es zur Königinmutter (2. v. l.): „Charakteristisch für Darstellungen der Königinmutter ist die hohe, leicht nach vorne gebogene und mit einem Korallennetz überzogene Frisur.“
Altarfigur eines Königs | Altar Figure of a King. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
Dieser ist noch am einleuchtendsten, weil einfach pragmatisch: „In der höfischen Kunst Benins gibt es kaum freistehende Königsfiguren. Diese beschädigte Figur entspricht einer Gruppe von Königsfiguren, die allesamt mit einem Sporn versehen sind. Mit diesem wurden sie vermutlich in den Lehmaltar gesteckt, um auf diese Weise eine Verbindung zum Inneren desselben herzustellen.“
Altarglocke mit menschlichem Gesicht | Altar Bell with Human Face. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt, Niger Delta, Königreich Benin (?), Küstenregion (?), Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Hängelampe | Fendant Lamp. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1905.
Kleiner Leopard an Kette mit Haken | Small Leopard on Chain with a Hook. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh. (?); Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Holzschachtel in Form eines Welses | Mudfish Box. Unbekannter Omada-Künstler, Königreich Benin, Nigeria; Holz, 19. Jh.; Ankauf von W. D. Webster, 1900.
Deckelgefäß in Form eines Antilopenkopfes | Lidded Box in the Shape of an Antelope Head. Unbekannter Omada-Künstler, Königreich Benin, Nigeria; Holz und Messingnägel, 16./17. Jh.; Ankauf von Fritz Lüttge, 1901.
Gefäß in Form einer knienden Figur | Flask: Kneeling Figure. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von F. W. Reichert, 1903.
(V. l. n. r.)
– Kleine Hahnenfigur | Rooster Figurine. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
– Kleine Vogelfigur | Bird Figurine. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
– Anhängerfigur eines Wahrsagevogels | Pendant Figurine: Bird of Prophecy. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
– Tontöpfchen | Small Clay Pot. Unbekannte Werkstatt, Königreich Benin, Nigeria; Keramik, 19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
(V. l. n. r.)
– Oberkörper einer männlichen Figur mit Opferfrucht (Fehlguss) | Torso of a Man with Sacrificial Fruit (Miscast). Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von Julius Konietzko, 1911.
– Kleine Figur eines Kriegsherrn | Figurine of a Warrior Chief. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
– Fehlguss eines Würdenträgers | Miscast of a Dignitary. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
Aquamanille in Gestalt eines sitzenden Leoparden | Aquamanile in the Shape of a Seated Leopard. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16.–18. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
Klangstab mit Wahrsagevogel (Fragment) | Staff with Bird of Prophecy (Fragment). Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1899.
Figurengruppe: König mit zwei Begleitern | Figure Group: King with two Attendants. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, spätes 19./ frühes 20. Jh.; Ankauf 1968.
Figurengruppe: Oba mit zwei Würdenträgern | Figure Group: Oba with two Dignitaries. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Armmanschette mit Portugiesendarstellungen | Armcuff with Portuguese Heads. Unbekannte Werkstatt der Elfenbeinschnitzergilde Igbesanmwan, Königreich Benin, Nigeria; Elfenbein, 18./19. Jh. (?); Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
Anhänger mit zwei Portugiesen und Leopardenkopf | Pendant: Two Portuguese and a Leopard Head. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
Über der Wand mit der ausgestellten Reihe Reliefplatten ist ein Zitat angebracht:
„‚Er ist in viele feine Paläste, Häuser und Räume für Höflinge unterteilt, und besitzt schöne rechteckige Laubengänge in vergleichbarer Größe zur Börse von Amsterdam, manche größer als andere, getragen von hölzernen Säulen, die von oben bis unten mit gegossenem Kupfer überzogen sind, auf denen die Kriegstaten und Kampfszenen geschnitzt sind.’
Über das königliche Palast-Gelände (Dapper 1668)“
Reliefplatte: Szene des Idah-Krieges | Relief Plaque: Idah War Scene. Meister der Schlachten, unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2021.
Ebd., Detail.
Das Schlachtpferd ragt etwa fünf Zentimeter aus dem Relief heraus, sehr beeindruckend ist auch, wie der Krieger von der Seite auf dem Pferdehals zu sitzen scheint und von vorne wie im direkten Angriff wirkt.
Reliefplatte mit Osuan und zwei Emuru | Relief Plaque: Osuan with two Emuru. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2021.
Reliefplatte: König mit zwei Würdenträgern | Relief Plaque: Oba with two Dignitaries. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1900.
Dazu wurde hinten und im Zentrum der Ausstellung ein zeitgenössisches Werk präsentiert, die Leihgabe eines Künstlers aus dem ehemaligen Benin. Kann man machen, netter wäre wohl noch gewesen, hätte man die Arbeit erstanden. Aber auch ich muss um Entschuldigung bitten, weil das Bild unscharf geworden ist:
Victor Ehikhamenor: Ich bin Ogiso, der König vom Himmel | I am Ogiso, the King from Heaven. Rosenkranzperlen und Faden auf Spitzentextil, 2017.
Kopf und Körperteil einer Schlangenskulptur | Body Fragment and Head of a Snake Sculpture. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 17./18. Jh.; Ankauf von Fritz Stahl, 1903, und Oskar Kaiser, 1904.
Die Artefakte lassen mich an die aus Sanxingdui 三星堆 des alten Shu-Königreichs in der Nähe des heutigen Chengdu von ein paar Jahrtausenden zuvor denken. Besonders die mysteriösen Kopferweiterungen der Benin erinnern mich in ihrer Unbegreiflichkeit an die hervorstehenden Augen der Shu.
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Figurenpaar Hehe Erxian | A Pair of Figures of Hehe Erxian. Porzellan mit Aufglasurfarben auf unglasiertem Scherben (émail sur biscuit), China, Kangxi-Ära (1662–1772); Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Porzellan aus China
Im Museum für Kunst und Gewerbe läuft Made in China! Porzellan, 2.10.2020 bis Oktober 2023 (verlängert).
Ich nehme natürlich alles mit, wo China draufsteht, um wenigstens mit den Augen reisen zu können. Gezeigt werden Porzellane aus China aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Es geht insbesondere um solche mit kaiserlichen Insignien, außerdem um einige speziell für den Export hergestellte Waren. Auch hier geht es um Provenienzen, mit einem kurzen Verweis zwischendurch und Angaben auf den Ausstellungsschildern. Dazu gibt es eine übersichtliche Zeitleiste, die die Entwicklung von Porzellan schildert, in China und Europa gegliedert. Dort ist etwa für 1871 zu lesen: „Der französische Sammler Albert Jacquemart unterteilt chinesische Porzellane mit Aufglasurfarben entsprechend der dominierenden Farbe in: famille verte (grüne Familie), famille jaune (gelbe Familie), famille noire (schwarze Familie) und famille rose (rosa Familie). Diese Begriffe werden heute neben chinesischen Begriffen wie doucai [斗彩, Kobaltblau], wucai [五彩, steht heute für bunt, damit sind die fünf chinesischen Hauptfarben gemeint: weiß, schwarz, rot, gelb und blau], yangcai [洋彩, ausländische Farben] etc. verwendet.“ Das gilt natürlich für das heimische Publikum.
Aus der Ming-Dynastie (1368–1644; ohne genauere Angaben):
Deckeltopf | Lidded Jar. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur und Deckel aus Ebenholz; Vorbesitz: Dr. E. A. Voretzsch, Hamburg (1912).
Aus der Xuande-Ära (1426–35):
Vase mit Qilin in Wellen | Vase with Qilin Between Waves. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau und Kupferrot unter der Glasur; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
Aus der Jiajing-Ära (1522–66):
Topf mit Drachen über dem Weltberg | Jar with Dragons above World Mountain. Porzellan mit gelber Emailfarbe und Aufglasurfarben in Schwarz und Rot. Schenkung von I. Salomonsen (1878).
Teller mit Wellen | Dish with Waves. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur. Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
Aus der Wanlin-Ära (1573–1620):
Teller mit Zhong Kui | Plate with Zhong Kui. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur und Aufglasurfarben (wucai); Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (1990).
Ein Paar Luohan-Figuren | A Pair of Luohan Figures. Porzellan mit Aufglasurfarben auf unglasiertem Scherben (émail sur biscuit), späte Ming-, frühe Qing-Dynastie; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Die linke Figur sieht ein bisschen aus wie Uli Sigg, oder?
Aus der Kangxi-Ära (1662–1722):
Kachel mit Flusslandschaft | Tile with River Landscape. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille verte; Vorbesitz unbekannt (1986), alter Bestand.
Vase mit mythischen Tieren in Wellen | Vase with Mythical Creatures between Waves. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur; Schenkung von Legat Amsinck, Vorbesitz: Rolf Pilster, Berlin (1946).
Schalenpaar mit Gottheiten | A Pair of Bowls with Deities. Porzellan mit Aufglasurfarben; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (1989).
Aus der Yongzheng-Ära (1723–35):
Ein Paar Chicken Cups | A Pair of Chicken Cups. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur und Aufglasurfarben (doucai); Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2012).
Teller mit Pfirsichen und Fledermäusen | Dish with Peaches and Bats. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Tellerpaar mit Schmetterlingen | Pair of Plates with Butterflies. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Zwei Teller mit europäischen Paaren | Two Plates with European Couples. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Aus der Qianlong-Ära (1736–95):
Schale mit Landschaften der vier Jahreszeiten | Bowl with Landscapes of the Four Seasons. Porzellan mit Aufglasurfarben und Ritzdekor in der Glasur; Vorbesitz unbekannt.
Weil mich die Landschaft mehr als das Siegel interessiert, ist das Bild umgedreht.
Aus der Qing-Dynastie (1644–1911; ohne genauere Angaben):
Schale | Bowl. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur. Vorbesitz: H. Rozendaal, Zwolle (1881).
Teller mit floralem Dekor | Dish with Floral Decoration. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter und Grün auf der Glasur, 18. Jh.; Vorbesitz unbekannt (2005), alter Bestand.
Kanne in Pfirsichform | Peach-Shaped Pot. Porzellan mit Aufglasurfarben, 19. Jh.; Schenkung von Johanna Schaab, Hamburg (2005), alter Bestand.
Diese Teekanne erscheint mir äußerst raffiniert, weil ich sie nicht verstehe, was vermutlich daran liegen mag, dass ich sie nicht in die Hand nehmen konnte: Sie hat keinen mir ersichtlichen Deckel. Die grobe Linie oben scheint mir ein gekitteter Riss zu sein, zumindest sah es nicht so aus, als könne man dort einen Deckel lüpfen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf diesem Stück so eine schludrige Linie gegeben habe soll.
Dazu war Geschirr in Monochromfarben ausgestellt, in Grünblau, Rot, Gelb und Weiß:
(V. l. n. r.)
– Tuschewassergefäss | Ink Wash Bowl. Porzellan mit Mondscheinglasur (claur de lune) und eingeritztem Dekor (anhua), Kangxi-Ära; Vorbesitz: Dr. Ernst Hauswedell & Co., Hamburg (1962).
– Flaschenvase | Bottled Vase. Glasiertes Porzellan, Kangxi-Ära; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
– Balusterförmige Vase | Baluseter-Shaped Vase. Porzellan mit Kupferglasur, Yongzheng-Ära; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
– Flaschenförmige Vase | Bottle-Shaped Vase. Porzellan mit Kupferglasur, 18. Jh.; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
(Oben) Tuschwassergefässe und Deckeldosen für Tusche | Ink Wash Bowls and Ink Bowls with Lid. Kangxi- und Qianlong-Ära; div. Schenkungen.
(Unten) Teller | Plates. Yongzheng- und Qianlong-Ära; div. Schenkungen.
Vasen, Teller und Dose | Vases, Dish and Box. Jiajing- und Kangxi-Ära bis Qing-Dynastie; div. Schenkungen.
Fußschalen und Trankopferbecher | Stem Cups and Libation Cups. Qianlong-Ära und allgemein Qing-Dynastie; div. Schenkungen.
Ganz am Ende steht die folgende monumentale Vase neben zwei Qing-Holzstühlen von Ai Weiwei, die er während seines Auftritts auf der Documenta 12, 2007, verwendet hat. Der Qing-Bezug ist offensichtlich, vielleicht waren sie genauso wie ein Teppich im Vorraum als Auflockerung gedacht, vielleicht kann das Museums nichts dafür, dass ich dabei Aversionen kriege, vielleicht könnte man die fortwährenden Ai-Huldigungen, nur weil man mal einen Fehlkauf vorgenommen hat, aber auch einfach sein lassen. Doch die Vase ist großartig:
Monumentalvase mit höfischen Szenen | Monumental Vase with Court Scenes. Detail, Porzellan mit Aufglasurfarben, zweite Hälfte 19. Jh.; Vorbesitz unbekannt (2017), alter Bestand.
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Abschließend noch eine Buchempfehlung:
Kathrin Enzel, Oliver Hahn, Susanne Knödel und Jochen Schlüter (Hgg.) (2021): Farbe trifft Landkarte | Colour Meets Map. Ausst.kat., Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Hamburg, 27.8.2021–30.1.2022. Hamburg: Center for the Study of Manuscript Cultures.
Zeitgleich zur Beninschau läuft bis Ende Januar 2022 im MARKK die Ausstellung Farbe trifft Landkarte, die erste Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojektes über das Kolorieren von Landkarten vorstellt. Es handelt sich um eine Betrachtung zweier Kartensammlungen vom 15. bis 20. Jahrhundert. Zum einen werden europäische Landkarten aus der Sammlung der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv und der Commerzbibliothek vorgestellt, zum anderen ostasiatische Landkarten aus der Sammlung des MARKK. An dem Projekt arbeiten Geistes- und Naturwissenschaften der Universität Hamburg interdisziplinär miteinander, das Centre for the Study of Manuscript Cultures und das Mineralogische Museum des Centrums für Naturkunde. Mit Kolorierungshandbüchern aus Europa sowie Malereihandbüchern aus Ostasien wird eine kulturvergleichende Analyse eines, so der Begleittext, kaum erforschten Themenfeldes präsentiert. Bisher seien hauptsächlich geographisches Fachwissen der Schwerpunkt von Landkartenuntersuchungen gewesen und Kolorierungstraditionen erstaunlicherweise kaum betrachtet worden. Doch würden diese besonderen Aufschluss geben über „verschiedene Weltsichten“, „strategische Interessen“ und „die Wahrnehmung der eigenen Position in Beziehung zur Umwelt und anderen Gesellschaften“ (S. 10). Anhand der verwendeten Pigmente, Farbschemata und -kodes, Drucke oder Handzeichnungen und vielem mehr können „je nach Kultur, Kartierungsart oder Epoche“ „kulturelle Wechselwirkungen und Wandel“ verfolgt werden (S. 16). Es werden Bedeutungen erkundet und politische Macht- und Besitzansprüche von Grenzstreitigkeiten über Steuereinnahmen entschlüsselt. Begleitet wird das Projekt von Provenienzstudien, die aber in dieser Publikation, soweit ich sie überblicke, keinen Eingang gefunden haben.
Der knapp vierhundert Seiten starke, im wissenschaftlichen A4-Format gedruckte Ausstellungskatalog ist eine wahre Fundgrube und wird mit den fast auf jeder Seite abgebildeten bunten Landkarten zu einem wunderbaren Bilderbuch. Nach einer gut hundertseitigen Einführung in das Thema, mit Materialwissenschaft, Methodik und Technologie, folgen gut 170 Seiten europäische und knapp 80 Seiten ostasiatische Karten mit vielen aufschlussreichen Einzelthemen. Die eine Karte von Beijing aus dem späten 19., frühen 20. Jahrhundert ist leider unkoloriert, aber unbedingt spannend (S. 350f). Zu entdecken sind etwa kleine Figuren wie drei Plünderer. Wer sich für weitere Karten aus Beijing interessiert, der und dem seien das sich selbst als „Public History Space“ bezeichnende Beijing Postcards des Teams um Lars Ulrik Thom empfohlen. Hier ein erster Einblick in die Publikation von „Farbe trifft Landkarte“.
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Zwischen den Jahren war ich in Toulouse. In Europa habe ich wahrlich noch einige interessante Orte nachzuholen, und in Südfrankreich war ich gar bislang noch in keiner Großstadt. Hier ist alles pastellfarben, selbst die Leute kommen mir zuckerwattiger vor, vielleicht waren sie aber auch nur wie ich in Urlaubslaune. Auf die Dauer würde mir die lokalkalorierte Sanftheit vermutlich zu Kopfe steigen, doch für eine Woche ist es sehr einlullend. Toulouse gilt wegen seiner Gebäude aus rosafarbenem Backstein als „la ville rose“, die rosafarbene Stadt. Auch viele der Neubauten greifen das Farbschema auf, besonders sehenswert sind aber die zahlreichen Altbauten, die schmalen Gässchen der Altstadt, die vielen Kirchen und häufig auf Rondellen und Plätzen und in Parkstreifen platzierten Skulpturen. Neben Rosa ist Pastellblau die Farbe, die die Stadt Ende der Renaissance ab Mitte des 15. Jahrhunderts zu Reichtum gebracht hat – viele der Fensterläden sind in diesem oder ähnlichem Blau bemalt.
In der Regionalsprache Okzitanisch auch Tolosa genannt, war die Stadt unter dem Namen Tolose eine wichtige gallische Stadt, datierbar auf um 100 v. Chr. Durchzogen ist sie von der Garonne und dem 1681 fertiggestellten Canal du Midi, der seit 1996 Weltkulturerbe ist. Auf beiden Wassern kann man die Bateaux Toulousains nehmen, die Toulouser Lastkähne, allerdings nicht im Winter. Dann soll man an ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeischippern. Dazu kommt ein Seitenkanal der Garonne, besonders gut gefällt mir, dass die Kanäle die Stadt mit dem Mittelmeer und dem Atlantik verbinden. Zu beiden Meeren kommt man von hier aus auch so gut hin, dazu in die Pyrenäen, nach Andorra, auf den Jakobsweg und Charly machte uns darauf aufmerksam, dass auf der Autobahn gen Mittelmeer bereits Barcelona ausgeschildert steht. Toulouse pflegt unter anderem seit 1982 eine Städtepartnerschaft mit Chongqing. Davon war vor Ort nichts zu entdecken, ich werde die Augen offenhalten, wenn ich das nächstes Mal dort bin, ob dies in Chongqing anders gehandhabt wird.
Hôtel d‘Assézat.
Im Innenhof vom Hôtel d‘Assézat.
Ebd.
Französische Balkone, wie kann man sie nicht lieben.
Etwas schwer zu erkennen, aber hier ist vorne links eine Statue von Amor, der soeben seinen Pfeil abgeschossen hat. Geschätzt zwanzig Meter weiter steht hinten rechts eine Statue mit einem innig in sich selbst verschlungenen Liebespaar. Fand ich sehr charmant.
Statuen und riesige Bäume, manchmal kamen sie sogar zusammen, hier ein Jüngling mitten im Grün.
Und ein Kaki-Baum, der einen Beijing ersehnen lässt, hier leider unten nur als Mus.
Pont Neuf ist die älteste bis heute erhaltene Brücke über die Garonne, erbaut 1543–1632. Warum man damals allerdings neunzig Jahre an einer Brücke herumwerkelte, hat sich mir nicht erschlossen.
Links unten im Brückenbogen sitzt eine der über die Stadt verteilten roten Figuren von James Colomina, diese mit dem Namen: L'enfant au bonnet d'âne (Das Kind mit der Eselsmütze). O. J.
Von der Pont Neuf gen Norden links das Hôpital de la Grave aus dem 12. Jahrhundert mit anliegendem Hôtel-Dieu Saint-Jacques aus dem 14. Jahrhundert. Beide Gebäudekomplexe kümmern sich bis heute um die Versorgung und Betreuung von Bedürftigen, Pilger·innen und ausgesetzten Neugeborenen.
Pont Neuf von der Sonnenseite …
… und von dort die Stadtsilhouette den Grünstreifen entlang.
Hausboote am Canal du Midi.
Zwischendurch ein paar Kirchblicke:
Cathédrale Saint-Étienne.
Ebd.
Basilika Saint-Sernin, ein romanischer Bau, 11.–12. Jahrhundert, seit 1998 Welterbe.
Ebd. an einer Außenfassade. Vielleicht ist mir der biblische Kontext entgangen, andererseits würde es mich auch sehr erfreuen, Feldarbeit sakralisiert zu verstehen.
Aus der Rue des Arts mit Blick auf das Musée des Augustins.
Selbst Graffiti und Loggia-Bepflanzungen halten sich an das Farbschema der Stadt:
An Museen wird einem online zunächst das Flugzeugmuseum angepriesen, ansonsten ist Airbus nicht übermäßig präsent. Dazu gibt es noch ein Wissenschaftsmuseum, ein Naturkundemuseum, einen Technologiepark und einige Spezialmuseen wie ein Maschinen-, ein Medizinmuseum, aber auch ein Museum der Resistance und allerlei historische Museen. Viele der letzten Kategorie sind in alten Gebäuden untergebracht, in ehemaligen romanischen Klöstern oder angegliedert in als Hotels umgewandelten Patrizierhäusern im Renaissancestil. Viele waren über die Feiertage geschlossen oder nutzen wahrscheinlich weiterhin die Coronazeit für Renovierungsarbeiten. In ein paar konnte ich hineinschauen:
Zunächst ging es ins Les Abattoirs. Dafür wandelt man über die dieses Mal nebelverhangene Pont Neuf und ein Stück weiter hinter das Krankenhaus Hôpital de la Grave.
Das Krankenhaus von der Pont Neuf aus.
Das hier ist, wenn mich nicht alles täuscht, das Hauptgebäude der Kunstakademie auf der östlichen Seite der Garonne an der Pont Neuf.
Zufahrtsstraße zum Hôpital de la Grave.
Im angrenzenden Park des Abattoirs mit der Pont Saint-Pierre im Hintergrund rechts.
Les Abattoirs – Toulouse Modern and Contemporary Art Centre
Les Abattoirs ist die wohl sehenswerteste Anlage für Gegenwartskunst in Toulouse, ein im Jahr 2000 eröffnetes Kunstzentrum auf 3000m2 in einem ehemaligen Schlachthof von 1831. Aktuell liefen vier Ausstellungen.
Die beste Ausstellung wurde im Untergeschoss gezeigt, La Dame à la Licorne: Medieval and So Contemporary, 30.10.2021–16.1.2022. Sechs spätmittelalterliche Wandteppiche wurden mit mir leider sprachlich unverständlichen Interpretationen präsentiert. „Die Dame und das Einhorn“ lautet der Titel, die unterschiedlichen Damen wurden klassifiziert in so etwas wie Berührung, Geschmack, Geruch, Gehör, Blick (Original: le toucher, le gôut, l‘odorat, l‘ouïe, la vue, mon seul désir). Dazu wurden zahlreiche der dargestellten Tiere und Pflanzen einzeln vorgestellt. Und dann ging es mit der Gegenwart los. Zunächst gab es einen Wandteppich in aktualisierter Anlehnung an die mittelalten, s. u. von Husky, und daraufhin traten alle möglichen Einhörner in die Hallen. Ich war beeindruckt, wie unverfroren spielerisch hier der teils wildeste Kitsch ausgepackt wurde – beim Großteil sah ich mich außerstande, ihn abzulichten. Außerdem fand ich interessant, und das gilt für alle besuchten Ausstellungen, dass zu den Künstler·innen stets die Geburtsdaten angegeben wurden, dafür selten die Größenangaben. Die Materialangaben musste ich weggelassen, mein Schulfranzösisch ist leider längst vergessen. Zurück zu den Damen.
Zunächst die Wandteppiche, da viel zu groß für meine Linse, jeweils als Detail, um 1500:
Suzanne Husky (*1975): La Noble Pastorale. Wandteppich (Edition 2 von 18), 202x243cm, 2017.
Maïder Fortuné (*1973): Licorne. Videostill, 2005.
Pablo Picasso (1881–1973): La dépouille du Minotaure en costume d‘Arlequin (Rideau de scène pour le 14 juillet de Romain Rolland Réalisé à Paris). Detail, 1936.
Malerei in Kollaboration mit Luis Fernandez nach einem Gouache von Picasso, o. J.
Southway Studio, Bella Hunt & Ddc: Henri II – Roi Sorcier. 65x35x21cm, 2021.
Im Erdgeschoss lief La Déconniatrie: Art, Exile and Psychiatry around François Tosquelles, 14.10.2021–6.3.2022. Mit Dekoniatrie, Geburtshilfe, sind Werke der Art Brut gemeint, als deren Ausgangspunkt die Ansätze des katalanischen Psychiaters François Tosquelles (1912–1994) mit den Arbeiten seiner Patient·innen dargestellt wurden.
Antonin Artaud (1896–1948): La Révolution des anges sortis des limbes. 1946.
Léon Schwarz-Abrys (1905–1990) (alle drei): Sans titre. Ca. 1940.
Gyula Halász, dit Brassaï (1899–1984): Graffiti, La Magie, „Démon“, Belleville, Paris. 1955.
Jean Dubuffet (1901–1985): Pisseur en face I. 1961.
Im Obergeschoss wurden präsentiert:
„Mezzanine Sud: Prix des Amis des Abattoirs“, 16.12.2020–9.5.2021 (verlängert).
Anna Solal (*1988): Tournesol. 2019.
Naomi Maury (*1991): The Song of a Phantom Limb. 2021.
Maxim Sanchez (*1992): Grolem. 2021.
„Artiste / Artisan? Nouvelle présentation de la collection Daniel Cordier“ (1920–2020), ohne Zeitangabe.
Katinka Bock (*1976): Sechs Prozent flüchtige Bestandteile – Ensemble 2. 2007.
Yolande Fièvre (1907–1982): Plan d‘une vieille cité pour rêver. 1960.
Louise Nevelson (1899–1988): Sans titre. 1959.
Artist unknown, France: Gouttières en imitation de tige de bambou. 19. Jahrhundert.
Daniel Dewar (*1976) und Grégory Gicquel (*1975): Legs. Videostill, 2009.
Musée des Augustins
Ein Großteil der hiesigen Ausstellungsfläche ist wegen Renovierung bis 2023 geschlossen. Es handelt sich um ein altes Augustinerkloster im gotischen Baustil, 14.–15. Jahrhundert, das 1793 als Museum eröffnete. Die aktuell nicht zugängliche Sammlung besteht aus Werken aus dem Mittelalter, historischen Architekturfragmenten sowie Gemälden und Skulpturen, 17.–20. Jahrhundert von Delacroix und anderen.
Um den Innenhof war eine Reihe von Wasserspeiern aufgestellt. Wikipedia sagt, dass die französische Bezeichnung „Gargouille“ lautet und lautmalerisch mit deutsch Gurgeln verwandt ist. Für mich waren es bislang Dämonen, die den Teufel von Kirchen abwehren sollen, und ich war sehr begeistert, sie von nahem sehen zu dürfen.
Dazu und hauptsächlich lief Théodule Ribot (1823–1891): A Delightful Darkness, 16.10.2021–10.1.2022.
Es ging um Ribot, seine Einflüsse und Zeitgenossen. Zur Unterscheidung der Werke wurden Ribots Arbeiten auf schwarzem Hintergrund präsentiert, die anderen auf blauem. Dazu gab es die Ausstellungsschilder von Arbeiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert in Grün, die von Ribots Zeitgenossen in Rosa – so dezent wie hilfreich. Die Unterteilung verlief in Kategorien wie Küche, Porträts, Musiker·innen, Landschaft, Gemarterte (torturer) und Intellektuelle. Der dargestellte Realismus verlief meist ohne viel und auf dunklem Hintergrund. Die gelegentlich fotografische Unschärfe ist meine Schuld, pardon – allerdings war ich fasziniert von den malerischen Unschärfen in den Bildern mit den Asterisken (s. u. *), die dadurch etwas Cinematisches aufweisen.
Théodule Ribot: Autoportrait. Oil on canvas, ca. 1887–1890.
Théodule Ribot: Un gigot. Oil on canvas, o. J.
Théodule Ribot: Nature morte à la citrouille et aux prunes, cerises et figues avec pot. Oil on canvas, estimated 1850s.
Es soll in Korrespondenz mit dem Folgenden gestanden haben:
Eugène Boudin (1824–1898): Nature morte au potiron. Oil on canvas, o. J.
Joseph Bail (1862–1921): Marmiton portant des rougets. Oil on cardboard, 1887.
Théodule Ribot: Le Mitron. Oil on canvas, o. J.
Joseph Bail: Les Joueurs de cartes. Oil on canvas, 1897.
Ebd., Detail.
Théodule Ribot: Portrait de la mère de l‘artiste. Oil on canvas, o. J.
Théodule Ribot: La Charbonnière. Oil on canvas, 1880.
Théodule Ribot: Le Flûteur, dit La Recette. Oil on canvas, 1865.
Théodule Ribot: Les Empiriques. Oil on canvas, o. J.
(*, die Figur hinten rechts ist im Gegensatz zu den vorderen beiden unscharf, fast schon leicht verwischt gemalt.)
Alfred Philippe Roll (1846–1919): Tête de mineur. Oil on canvas, 1880.
Théodule Ribot: La Comptabilité. Oil on canvas, o. J.
Théodule Ribot: Paysage. Oil on canvas, o. J.
Gustave Courbet (1819–1877): Paysage aux lavandières. Oil on canvas, o. J.
Théodule Ribot: La Chorale. Oil on canvas, o. J.
(*, die Figur vorne rechts ist scharf gemalt, die beiden im Hintergrund sind auffällig unscharf.)
Théodule Ribot: Le Bon Samaritain. Oil on canvas, 1870.
Théodule Ribot: Trois vieux juifs. Oil on canvas, 1880.
Théodule Ribot: Les Philosophes. Oil on canvas, 1869.
(*, auch hier sind die beiden Figuren im Hintergrund, rechts im Bild, leicht unscharf gemalt, wobei die ganz rechte Figur auch in skeptischer Mimik begriffen sein könnten.)
Théodule Ribot: Héraclite. Oil on canvas, o. J.
In derselben Halle ist ein kleiner Teil der Museumssammlung zu sehen:
François Lucas (1736–1813) (Skulptur in der Mitte vorne): Jean Charles Ledesmé, baron of Saint-Élix (1721–1806). 1762.
Marx Arcis (1652–1739) (Figuren vorne, v. l. n. r., alle: after 1691(?)):
Saint Simon Stock. Elijah. Elisha. Agabus.
Galerie Le Château d‘Eau
Die staatlich unterstützte Kunstgalerie mit Schwerpunkt Fotografie befindet sich in einem ehemaligen Wasserturm aus dem 19. Jahrhundert, eröffnet 1974. In den angrenzenden Räumen scheint sich mir, zumindest auf den schnellen Blick, eine gutsortierte Bibliothek über Fotografie zu befinden. Die Website der Galerie ist abgelaufen, es werden wohl vermehrt Facebook und Instagram genutzt, hier der Wiki-Link (fr.).
Aktuell läuft: Nicholas Nixon: Une infime distance, 3.11.2021–16.1.2022.
The Brown Sisters. 1975–2021.
Dieses sind die letzten drei Bilder von 2019 bis 2021. Das Bild von 2020 musste wegen der Pandemie in vier Bildern, vermutlich sogar per Videoanruf geknipst werden.
Leider ohne Angabe, meine Schuld, sorry.
Außerdem haben wir einen Tagesausflug nach Narbonne ans Mittelmeer gemacht.
Als Lenticularis, linsenförmig, werden diese Wolkenformationen bezeichnet.
Hier wurde man gleich mit mehreren Wirbellinsen beglückt.
Und bis in ein grandioses Sonnenuntergangsszenario hinein.
Um nicht allzu himmlisch-harmonisch zu enden: Charlys Kinder machten mich gleich zu Beginn meiner Ankunft eindringlich darauf aufmerksam, bitte nicht ständig nur die Häuserfassaden hochzublicken. Denn obwohl überall Kottütchen hängen, nehmen es die Toulouser·innen scheinbar nicht so genau mit der Entsorgung beim Gassigehen. Die pastellene Lieblichkeit hat also ihre Grenzen, was ich wiederum als gerechten Ausgleich empfinde.
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