Donnerstag, 22. Februar 2018
Publikation: 111 Orte in Beijing
youjia, 11:00h

Stefanie Thiedig und Xie Kaijin: 111 Orte in Peking, die man gesehen haben muss. Köln: Emons Verlag 2018.
Siehe Emons Verlag und Amazon.
Ein Reiseführer für Beijing – aber einer „für die Bewohner der Stadt“ und für „fortgeschrittene“ Touristen, „die schon öfter vor Ort waren und denen ein gängiger Reiseführer nicht mehr genügt“, mit „unbekannten, skurrilen Orten“, so der Auftrag aus Deutschland.
Da sich Beijing seit 2017 in einer enormen Umstrukturierungsphase befindet, ist es nicht die günstigste Zeit für einen Reiseführer kleiner, ungeläufiger Orte. Wir stecken hier gerade mitten in der Rekonstruktion der Altstadt und im Auf- und Umbau hin zur Megametropole JJJ, Jingjinji, der Zusammenlegung Beijings, Tianjins und Hebeis (nach dem Kfz-Kennzeichen Ji der ehemaligen Präfektur).
Meine Zusammenstellung bleibt also mehr eine Momentaufnahme, weshalb ich versucht habe, viele der Phänomene mit einzubeziehen, die mir während meiner über zehnjährigen Zeit hier untergekommen sind. So geht es etwa nebenbei auch um Smog, Propaganda, um die Nutzung öffentlichen Raums, um den Abriss in den Hutongs, um Hintertüren, Eigentumsverhältnisse, um Rausch und Vertrauen, um Hunde, Katzen und Tauben, um Tischtennis und Fußball, um Religion und Konsum, um Karaoke und immer wieder um Schnaps, gelegentlich auch um Geister. Es geht um Steine und Gartenbauvorstellungen, um Künstlerkommunen und um Xi Jinping und seine Sicherheitsphobie.
Natürlich gibt es von mir viel Kunst und Kultur, es geht viel um städteplanerische Maßnahmen, häufig mit alltäglichen Erfahrungen. Ich beziehe Straßenklatsch und Beijinger Besonderheiten mit ein. Aber es kommen auch bekannte Orte vor, die Verbotene Stadt, die Große Mauer, der Sommerpalast – selbstverständlich nicht in ihrer herkömmlichen Form, die findet man gut ohne mich, sondern stets mit abgelegenen Routen und geheimen Ecken. Dazu streue ich zum besseren Zurechtfinden immer wieder chinesische Begriffe ein.

Man hat in Deutschland weiterhin seine eigenen Vorstellungen von Beijing, von China. Es scheint weiterhin schwierig, China aus europäischer Sicht nachzuvollziehen, wenn man noch nie hier gewesen ist. Von jedem Chinabuchschreibenden hört man ein Lied davon singen. Ein Perspektivabgleich bleibt natürlich viel wert, man möchte schließlich im Drüben der Heimat verstanden werden. Insofern beugt man sich unter gelegentlichen Schauern dem einen oder anderen Bahnhof. Tatsächlich schwergefallen, und deshalb muss ich es hier erwähnen, ist mir das verlegerische Festhalten am veralteten Peking statt Beijing. Marketinggründe ließen jegliche Argumente im Sande versiegen.
In der 111er-Reihe des Verlages hat das Cover immer eine Grundfarbe und ein plastisches Piktogramm in der Mitte. Für Beijing war mein, wie ich nach wie vor finde großartiger Vorschlag: Gold die Farbe und ein Pekinese als Icon. Rot kann ich bei Chinabüchern nun wirklich nicht mehr sehen, und Goldgelb ist die Farbe des Herrschers und damit der Hauptstadt, des Machtzentrums Chinas. Gold auch als Farbe des Geldes, der chinesischen Wirtschaft und des sozialistischen Kapitalismus chinesischer Couleur. Um Rot kam ich herum, Gold ist eine Sonderfarbe, das Buch ist immerhin Gelb geworden. Der Pekinese findet innen seinen Platz, für außen, nun gut, ein roter Lampion.
Mit von der Partie ist Xie Kaijin, mit der ich im Laufe meiner Jahre hier in Beijing und weiterhin regelmäßig durch die Straßenschluchten der Stadt ziehe. In Beijing geboren und aufgewachsen, darüber hinaus durch ihre Zeit in Deutschland mit dortigem Blick versiert, trägt sie mit wunderbaren lokalen Geschichten und Einsichten bei.

Beijing bleibt schwer greifbar, man weiß besonders momentan nie, wie es hier morgen aussehen wird. Insofern hatte ich mir selbst und bereits zu Beginn dieser Arbeit 120 Orte vorgenommen. Neun zusätzliche Orte sind nun auch nicht viele, die unter die Abrisswalze gelangen durften. Aber obwohl diese neun teils nicht mehr als Orte lokalisierbar sind, so existieren sie auf jeden Fall weiterhin als Phänomene, manche gar inzwischen mit anderen Adressen. Deshalb sollen sie in meinem Blog weiterleben. Außerdem können sie als eigene Marketingmaßnahme gesehen werden und machen eventuell gar Lust auf mehr.
Hier sind sie nun, bei Interesse einfach runterscrollen oder per Klick zu ihnen springen:
(111)+9 weitere Orte in Beijing: Übersicht
112. Autokleidung113. Beida und Qinghua
114. Dengshikou Schulgebiet
115. Fangjia hutong
116. Gemüse hinter Gittern
117. Glücksspiel
118. Massage
119. Soundevolution
120. WeChat Secretary
Darüber hinaus haben inzwischen ein paar Veränderungen stattgefunden und den Buchdruck überholt. Soweit es geht, werde ich diese und eventuelle andere anstehende Veränderungen hier im Blog aktuell zu halten versuchen – vielleicht übersehe ich auch etwas, oder vielleicht stößt die eine oder der andere auf Neues, Spannendes, ich freue mich natürlich über Anregungen.
So eröffnen bislang gerade im Buchort Nr. 19: Duan Qiruis Herrenhaus die ersten Nonprofit Spaces, so ist Xia Yanguo nicht mehr im Red Brick Museum, Buchort Nr. 81, sondern will noch vor dem chinesischen Neujahrsfest 2018 im Anwesen von Duan Qirui seine erste Ausstellung zeigen. Und endlich gibt es hier wieder ein Café.
So gibt es im Buchort Nr. 95: Eckturm beim Dongbianmen gleich zwei Veränderungen. Zum einen ist Brian Wallace mit seiner Red Gate Gallery inzwischen aus dem Wachturm aus- und ins 798 gezogen. Auch das dort erwähnte Teehaus auf den Mauern hat leider geschlossen. Dennoch bleibt es ein wundervoller, kaum besuchter, vermutlich weil recht zugiger Ort überhalb der Schnellstraßen am 2. Ring und der Gleistrasse zum Hauptbahnhof mit dem schönen Mauerpark über eineinhalb Kilometer vom Chongwenmen zum Dongbianmen.
So darf man ab diesem Jahr des Hundes (wang bellt er auf Chinesisch, und 旺旺 bedeutet Viel Glück) nur noch außerhalb des 5. Rings zu Neujahr Feuerwerk zündeln, definitiv also nicht mehr, wie angepriesen, im Buchort Nr. 99: Trommelturmplatz, der innerhalb des 2. Rings liegt. Das habe ich nun wirklich nicht kommen sehen – wohl auch deswegen aber blieb es diesen Winter über in der Hauptstadt blau.
Jeder erhält gerne Sternchen, ich auch: Wer mag, von dem würde ich mich sehr über ein paar Zeilen auf Amazon freuen.
Hier die Teaser:
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112. Ort in Beijing: Autokleidung


Der Autobekleidungsshop
Im Herzen Pink bleiben
Das Beijing früherer Zeiten ist nicht mehr. Hier ist alles im eifrigen Elan der letzten Jahre und mit dafür weiterhin vorhandenen Billigarbeitskräften erstaunlich sauber geworden. Noch rumpelt es im Süden, aber sonst ist es fast durchweg gestriegelt, und das längst über die inneren Stadtgrenzen hinaus. Auch das Autofahren zeitigt enorme Zivilisationssprünge. Die permanent plakatierte Aufforderung zur Kultivierung, einhergehend mit den Strafzetteln – beim Ampeln Überfahren, wilden Hupen, nicht Angeschnalltsein –, zeigen Wirkung. Das ist natürlich alles gut und richtig wichtig, und selbst wenn einen manchmal die nostalgische Wehmut überfällt, wollen wir nicht Schmutz und Rüpelhaftigkeit mit Lebendigkeit verwechseln. Aber zum Glück bleiben der Gesellschaft doch noch einige ganz eigene Marotten auf ihren Straßen erhalten.
In Sanlitun, vorm Arbeiterstadion, im 798, beim The Place und ähnlichen Gemengelagen, die ein temperamentvolles Showoff ermöglichen, hat man die besten Chancen, sie anzutreffen oder an einem vorbeidüsen zu sehen. Wer die Augen aufhält, sieht sie außerdem vor Wohnblocks oder im Stau neben sich. Autokleidung wird besonders gerne hochkarätigen Gefährten übergestülpt, kann aber auch sonst jeden für seinen vierrädrigen Liebling überfallen. Und Pink ist nicht nur für Mädels.
Ausdruck von selbstironischer Individualität oder von Protzerei, sieht man sie in allen Metalliclackfarben, in Gold, mit Strass bestückt, im Leopardenlook, mit süßen Teddys drauf oder grimmigen Comicfiguren. Natürlich gibt es im Innenleben ebenfalls einiges zu sehen. Wenn dieses nicht mit verspiegeltem Sichtschutz dem Außen entzogen ist – dem neugierigen Betrachter und der inzwischen weit fortgeschrittenen Brillanz der Gesichtserkennung von Überwachungskameras. Abhängig vom Modell des Autos, zahlt man bei diesem Bekleber zwischen 7 000 und 8 000 RMB.
Adresse Huizhong beili 411, Chaoyang District 朝阳区慧忠北里411号, Tel. 010/6483 0333 | ÖPNV U-Bahn 15, Station Anlilu, nordwestlicher Ausgang A, 600 Meter die Datun lu in den Westen, die Beichen donglu knapp 100 Meter hoch rechter Hand | Öffnungszeiten täglich 9–18 Uhr | Tipp Eine Straßenkreuzung weiter im Westen findet sich der Olympische Park 欧林匹克公园.
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113. Ort in Beijing: Beida und Qinghua

Zum Elitecampus
Der steinige Weg zur Freiheit an den Universitäten
Traditionell hatten Kinder in China über die Dynastien hinweg bis zum sechsten Lebensjahr alle Freiheiten der Welt, erst dann ging es los, vereinfacht gesagt, aber hart im Exzess, mit dem Auswendiglernen der konfuzianischen Lehren. Heute wird bereits der Mutterleib mit Sinfonien beschallt, und schon Kleinkinder sollen Englisch und Ballett lernen, mit Anstieg der eigenen Identitätsfindung auch Qin, Zither, und Kongfu. All diese Vorbereitungen für die Schullaufbahn bedeuten für die kinderarmen Familien, deren Zöglinge weiterhin im Wettbewerb mit Millionen ihrer Generation stehen, muss man sich natürlich leisten können, und einer der Hauptgründe für den Anstieg der Immobilienpreise ist der Einzugsbereich guter Schulen.
Besuchen darf die Schulen nur, wer einen Hukou besitzt, also die Registrierung eines permanenten Wohnsitzes und damit die durchschlagendste Regierungsmaßnahme gegen die Überfüllung der Städte. Das Schulsystem ist unerbittlich, es ist aufgeteilt in sechs Jahre Grundschule, drei Jahre Mittel- und drei Jahre Oberschule. Die Jüngsten haben es noch vergleichsweise beschaulich, mit Beginn der Mittelschule sieht man die Kinder kaum noch, denn dann sitzen sie bis spät in die Nacht über ihren Büchern und bereiten sich auf den Gaokao vor. Das ist die Eignungsprüfung am Ende der Oberschule, die über die Universitätsplatzierung entscheidet.
Hat man dies hinter sich und es gar an die renommiertesten Universitäten des Landes geschafft, die Beida oder Qinghua, ist einem der Abschluss in der Regel so gut wie sicher, und man kann endlich durchatmen. Zwar hat ein jeder auch ideologische Pflichtkurse zu absolvieren und das Studienpensum will bewältigt werden, man muss an MBA-Kursen teilnehmen oder die Eltern schicken einen ins Ausland, aber für viele ist dies die Zeit der größten Freiheit und eigenen Entdeckung. Nun kann man sich etwa auf Romanzen auf dem wunderschönen Campus mit seinen prachtvollen Parkanlagen einlassen.
Adresse Yiheyuan lu 5, Haidian District 海淀区颐和园路5号 北京大学 | ÖPNV Bus 332, 106, 124 und andere, Station Beijing daxue ximenzhan 北京大学西门站, vom Westtor 2 oder 3 der Beida gelangen Sie direkt in die prachtvollen Parkanlagen, durchstreifen Sie diese nordöstlich bis zum Nordtor 2 und gehen von dort über zum Campus der Qinghua | Tipp Gelegentlich lädt das »Stanford Center at Beijing University« im Nordosten der Beida zu Veranstaltungen ein, siehe Stanford Center. In der Qinghua kann man das 3D-Modell des Alten Sommerpalastes betrachten, siehe Beispielfotos des 3D-Modells.
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114. Ort in Beijing: Dengshikou Schulgebiet

Das Dengshikou Schulgebiet
Schul- und Wohnanzeigen
Die Überschrift hier lautet der abgedruckten Anzeige entsprechend »Dengshikou Schulgebiet«. Dengshikou, wörtlich: Schlund zum Laternenbasar, ist nur noch im Namen und in der Erinnerung an die in hiesigem Umkreis über und üppig hängenden und leuchtenden Laternen zum Laternenfest präsent. All die verruchten Assoziationen sind nur noch Legenden. Im Straßenviertel von Donghuamen gelegen, zieht sich die Einwohnergemeinschaft Dengshikou von der Ostseite der Verbotenen Stadt bis nördlich zum Kohlehügel und östlich zur Dongsi nandajie mit gleich vier erstklassigen Grundschulen im Einzugsgebiet.
In der »Shatan houjie«, heißt es weiter, das ist die Gasse im Schatten des Kohlehügels, steht »Privateigentum«, sichan als Abkürzung für sifang chan, zum Verkauf. Privatbesitz ist in China normalerweise auf 70 Jahre beschränkt, als vererbbares Eigentum aber gilt solches, das sich schon vor Gründung der Kommunistischen Partei 1949 und der damit einhergehenden Enteignung im Familienbesitz befand, das vor allem aber noch als dieses anerkannt ist. »Ein Raum im Nordkomplex« hört sich nicht viel an, ist aber mit seiner Südausrichtung der beste des ganzen Hofes, noch besser, dass dieser Nordraum, beifang, ein fangben, eine notarielle Beglaubigung, impliziert. »Einschließlich der Möglichkeit, bei Abriss teilzunehmen und die Stimme zu erheben«, also im Notfall kompensiert zu werden.
»Die Grundfläche von 18 Quadratmetern für 1 480 000 RMB«, das sind etwa 200 000 Euro. Ein Schnäppchen dafür, dass man mit diesem Eigentum für sich und seine Familie das Anrecht auf den Hukou, also den registriert permanenten Wohnsitz und damit auch auf das Schulrecht, erwirbt. »Für weitere qualitativ hochwertigen Käufe« ist eine Handynummer angegeben. Ein kleines Papier zur komplexen Wohnstruktur – oder auf Chinesisch: das Spiel mit der Angst und Wünsch-dir-was-Nummern an den Wänden.
Adresse Shatan houjie, Dengshikou, Dongcheng District 东城区灯市口沙滩后街 | ÖPNV U-Bahn 5 und 6, Station Dongsi, nordwestlicher Ausgang E, die Dongsi xidajie in die Wusi dajie übergehend entlang, die Shatan beijie hoch, die zweite Gasse ist die Shatan houjie | Tipp Die Shatan beijie weiter hoch, kommen Sie an den Zhizhu Tempel 智珠寺, in dem das TRB, Tempel Restaurant Beijing, residiert.
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115. Ort in Beijing: Fangjia hutong

Es war einmal …

… und ist nicht mehr.
Der Fangjia hutong
Was schert uns der Mob?
Es gibt Gassen, die für Touristen geschaffen sind – Paradebeispiele sind die Straße hinter dem Qianmen oder die Nanluo guxiang. Es gibt andere Gassen, die, ebenfalls mit staatlichen Geldern aufbereitet, von hippem Volk überlaufen werden, in denen es dann passablen, aber teuren Kaffee neben poshen Schnickschnack- und Klamottenläden gibt – so etwa der Wudaoying. Und es gibt Gassen, die von selbst gewachsen sind. Seit Jahren denkt man, hier könnte es ebenfalls bald losgehen mit der Hektik, aber der Fangjia hutong scheint seine innere Ruhe zu bewahren.
Sein Zentrum bildet das mit der Nummer 46 bestückte Areal um einen kleinen Kreativkomplex mit Theater, Restaurants und Cafés, ein paar wechselnden Designshops und Forschungseinrichtungen. Einst stand hier eine Werkfabrik, und der Hutong war zu einem Großteil mit Wohnheimen belegt, entsprechend der Industrielook. Auch existiert an Ort und Stelle ein riesiger unterirdischer Bunker, von 300 000 Arbeitern die gesamten 1950er Jahre hindurch gebaut – und von ihnen als »Große Mauer im Untergrund« benannt, ausgestattet mit Büros, Restaurant, Maschinenraum und selbst einem Fahrstuhlschacht. Mittlerweile ist der Bunker meist verbarrikadiert, bei Interesse bitte vor Ort anfragen.
Um die Nummer 46 haben sich viele kleine Läden angesiedelt. Es gehen die Gegensätze von schedderig bis geschniegelt ineinander auf. Gasse und Bewohner scheinen dem großen Geldverdienen gegenüber gleichgültig und treiben einfach, was ihnen gefällt. Der Hutong ist eng, seine Büdchen eins an das andere gedrückt, deren Grundflächen nur gelegentlich zehn, zwanzig Quadratmeter übersteigen. Beliebt sind »Zi’an: Prints and Graphics«, Nummer 30, mit schelmisch bearbeiteten Illustrationen und Papierwaren; »Hot Cat Club«, Nummer 46, zeigt Livemusik mit Open Mic und wirren Frisuren; »El Nido«, Nummer 59, bietet importiertes Bier und einen Hangout für Gassengucker.
Adresse Fangjia hutong 46, Dongcheng District 东城区方家胡同46号 | ÖPNV U-Bahn 5, Station Beixinqiao, nordwestlicher Ausgang A, die Yonghegong dajie etwa 200 Meter hoch und dann westlich in den Fangjia hutong, parallel südlich zur Guozijian | Öffnungszeiten tagsüber bis spät | Tipp Am Eingang zum Hutong finden sich viele kleine Restaurants, liebevoll zubereitet sind etwa die Jianbing, herzhafte Pfannkuchen, in der Yonghegong dajie.
Hier ist inzwischen so gut wie alles verbarrikadiert. Ins 46 kommt man noch hinein, von dort gibt es auch Zugang zum Hintereingang in den Hot Cat Club. Verstörung in Zerstörung finden Sie in Bildern unter: Im Abrisssommer 2017.
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116. Ort in Beijing: Gemüse hinter Gittern

Das Gemüse hinter Gittern
Chinakohl und Lauch für den Winter
Chinakohl und Lauch sind die Wintergemüse Beijings und Nordostchinas. Im Spätherbst werden sie meterhoch auf Fußwegen und vor Supermärkten zum Verkauf gestapelt, und als gäbe es kein Morgen, gehen sie weg wie frisch geschmiert. Sie zur Winterhortung auf Balkone zu sperren und in den Gitterumbau vor Fenster zu schichten, hat neben der naturgemäßen Kühlfunktion auch den Grund, dass hier keine Lagermöglichkeiten auf Dachböden oder in Kellern vorhanden sind – denn die gibt es bei keiner Wohnung, unten hausen die Dixias (das im Untergrund, dixia, wohnende Personal, das die meisten der gesamten Einrichtungen mit Mülltrennung, Technik und Pflege am Laufen hält), oben sind die Häuser flach. In einem Hofhaus hat man mehr Platz, aber auch hier wird vergittert und platzsparend nach außen gebunkert.
Die Vergitterungen sind mit Deng Xiaoping eingezogen. Seit seiner Öffnungspolitik Ende der 1970er Jahre öffnete sich der Markt und schlossen sich die Anwesen. Wo zuvor jeder gleich wenig besaß und Tore und Türen der Hutonghäuser unabgeschlossen blieben, haben viele nun Angst um ihr Hab und Gut. Also Gitter vor Fenster in Erdgeschossen bis in die oberen Stockwerke in mittlerweile allen Wohnungen und Wohnanlagen, Zaun und Stacheldraht drum herum. Man raunt sich Geschichten über böse Einbrüche zu, gar Mord und Totschlag, seid auf der Hut.
Wie überall, funktioniert auch hier das Schreckgespenst der Angst. Man muss sich abschotten, verbarrikadieren, sich einen Abstand verschaffen zur Ungewissheit, Unbestimmtheit der Zukunft, schnellem Wachstum, Willkür der Regierung, Menschenmassen, abhanden gekommenem Vertrauen, weil man seinen Nachbarn nicht mehr kennt. Dabei kennt man sich doch, und Beijing ist sicher wie kaum ein anderer Ort, das Gespenst bleibt ohne ernstzunehmende Realität. So können getrost Wandmitteilungen in den Gassen – für die Anwohner gedacht, für alle sichtbar aufgehängt – darauf hinweisen, dass hier tagsüber niemand zu Hause sei und Langfinger ein Leichtes hätten. Und der Kohlbraten duftet im Wind.
Adresse Gemüsemarkt Beixinqiao santiao 40, Ecke Jiangfang dongxiangkou, Dongcheng District 东城区北新桥三条40号/靠酱房东巷口 | ÖPNV U-Bahn 5, Station Beixinqiao, nordöstlicher Ausgang B, die Yonghegong dajie in den Norden bis in den Beixinqiao santiao, der Gasse etwa bis in die Mitte hinein folgen | Öffnungszeiten täglich 8–22 Uhr | Tipp Diese Gasse ist sommerabends einen perfekten Restaurantbummel wert, allerdings nichts für Vegetarier – und: Mittlerweile zugemauert, finden Sie die kleinen Restaurants nun hinter hohen Fenstern, aber immer noch, wenn noch vorhanden, wunderbar.
Dieser Gemüseladen ist mit vielen seiner Artgenossen inzwischen verbarrikadiert und nur mehr durch einen Hintereingang zugänglich, keiner weiß, wie lange noch. Mittlerweile öffnen und übernehmen hauptsächlich bezirkseigene, staatliche Gemüseläden – und die sind zumindest bislang leider alles andere als empfehlenswert.
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117. Ort in Beijing: Glücksspiel

Glücksspielstätten
Den Deckel lupfend
Glücksspiel und Prostitution sind illegal. Zumindest prinzipiell. Zumindest, denkt das Volk, wenn sich korrupte Kader damit ihre Höllenschlünde stopfen. Aber was an Ausschweifungen von denen da oben durchsickert, wünscht man sich auch unten im Kleinen. Etwa eine weiße Rose im Heim und eine rote Rose heimlich ‒ brav und wild, so ist man selbst oder vielleicht in seinen Träumen.
Diskussionen über die Emanzipation der Frau haben in China nie wirklich stattgefunden. Unter Mao waren auf einmal alle gleich, heute haben alle gleiche Ausbildungschancen, können auch alles machen, was sie wollen, aber es ist weiterhin eine sehr männlich geprägte Gesellschaft, zumindest öffentlich. Frauen agieren aus dem Hintergrund. Der Beijinger gilt gemeinhin als eher faul, ständig ein »Ach, yali da«, der Druck ist groß, auf den Lippen und »frag mal jemand anderen«. Die Beijingerin gilt als hart, hält die Zügel von zu Hause aus stramm in der Hand: Mann muss Geld nach Hause bringen, Frau führt streng das Haushaltsbuch.
Auch hier wird natürlich viel und heiß diskutiert, im Netz schwappen immer wieder öffentliche Diskurse hoch. Doch wenn es thematisch kritisch wird, kommt schnell der Deckel drauf, Hunderttausendschaften sitzen an der Löschung von Onlineinhalten. Dabei muss es gar nicht um Menschenrechte oder Umweltprobleme gehen, eine heikle Gradwanderung, noch ist sie einigermaßen im Griff. Statt Diskursen gibt es hier staatlich verordnete Kampagnen zum herrlich widersprüchlichen »Kampf für die Kultiviertheit«, wenming zhi zhan. Dann geht man gegen »soziale Übel« wie Glücksspiel und Prostitution vor, ratzfatz kommen Meldungen von 30 000 Verhaftungen. Spielt man halt daheim, stundenlang, die Sonnenblumenkernschalen flirren durch die Luft. Hier ist man gleich, das steht gar nicht zur Debatte, weggewischt die Klischees. Und: »Natürlich spielen wir um Geld.« Das Büchlein für den Spielstand liegt griffbereit.
Adresse unter Brücken (unter der Brücke zum MOMA etwa), in Parks wird meist Xiangqi, chinesisches Schach, gespielt, Majiang meist zu Hause oder auch in Spielbuden in Nancheng, der Südstadt | ÖPNV U-Bahn 2 und 13, Station Dongzhimen, dem 2. Ring nördlich in die Kurve folgen | Öffnungszeiten tagsüber draußen, nachts geht es drinnen weiter | Tipp Reisen Sie für legales Glücksspiel nach Macao – man könnte es Ventilpolitik nennen: im Großen verbieten und einen kleinen Ausweg schaffen.
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118. Ort in Beijing: Massage

Massageladen
Dubios oder einfach nur wohltuend
In China bezeichnet kaum jemand irgendjemand Unbekannten als kaopu, also als »verlässlich« – in Verneinung ist bu kaopu, »unzuverlässig«, eine der am häufigsten benutzten Redewendungen. Zu sehr ist man es gewohnt, dass jeder jeden abziehen will – man selbst natürlich ausgenommen. Das dem Yinyang entsprechende Prinzip, dass auf Wohlstand Verfall folgt, scheint den Menschen über Jahrtausende ins Blut übergegangen zu sein und steht im Gegensatz zum westlichen (Aber-)Glauben an stetige Aufwärtsentwicklung. Also lautet die Devise: Raffen, was und wo es nur geht, der Abstieg kommt früh genug. Xis Aufräumansinnen sind somit nicht ganz von der Hand zu weisen. Über die Art und Weise könnte man … aber reden möchte er ja nicht, da käme eventuell eine Debatte bei heraus, und wer sich da alles zu Wort melden würde. Wohl nicht nur zu Unrecht, sonst wären auch in China Flughäfen und Bahnhöfe jahrzehntelange Baustellen.
Kaopu? Versuchen Sie es, fragen Sie eine chinesische Kollegin, Ihren Sitznachbarn im Flugzeug, was von dem Vorschlag zu halten ist, einen Massageladen ohne Zertifizierung aufzusuchen. Vermutlich werden sich Augenbrauen zusammenziehen, Ihr Gesprächspartner rutscht ein Stück von Ihnen ab, dann wieder auf Sie zu, um Ihnen im Vertrauen anzuraten, in ein bekanntes, geprüftes Krankenhaus zu gehen. Etwa in das Dongzhimen Krankenhaus oder das in Wangjing oder Wudaokou, spezialisiert auf TCM, traditionelle chinesische Medizin. Zweifelsfrei gute Einrichtungen, bei denen man sich vorab allerdings auf ein langes bürokratisches Prozedere einlassen muss. Hier kann man hin, wenn man gerade einen Bandscheibenvorfall hinter sich hat.
Die kleinen roten Schummerläden, wo es »auch« Massagen gibt, kann man getrost als zwielichtig bezeichnen. Aber doch nicht die wunderbaren Blindenmasseure oder die wonnigen Wellnessoasen. Unkompliziert und herzlich geht es etwa im Jingtu hutong zu, man freut sich auf Sie.
Adresse Jingtu hutong 3, Dongcheng District 东城区净土胡同3号 京升中医推拿诊所, Tel. 010/6406 4792 | ÖPNV U-Bahn 2, Station Andingmen, nordwestlicher Ausgang A, auf die Innenseite des Rings gehen und westlich bis zur und hinein in die Beiluo guxiang, nach 500 Metern westlich in den Jingtu hutong | Öffnungszeiten tagsüber je nach Kundschaft | Tipp Die Beiluo guxiang und parallel dazu der Baochao hutong lassen sich wunderbar durchstreifen.
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119. Ort in Beijing: Soundevolution

Die Soundevolution
Taxifahrten 4x tuned
In China liegt der Geräuschpegel um ein paar Dezibel höher als selbst in den größten Städten Europas. Das kann man schon auf dem Hinflug feststellen. Der Lärm hat also nicht nur damit zu tun, dass das chinesische Volk so zahlreich ist, es ist auch in einem Flugzeug begrenzter Personenanzahl lauter als andere Nationen. Gar erhalten Reisende von ihren chinesischen Telefonanbietern SMS mit Hinweisen zum kulturspezifischen Verhaltenskodex des Ankunftslandes, meistens gehört die Empfehlung zur Kommunikation in gemäßigter Stimmlage dazu.
Das U-Bahnnetz wird weitläufig ausgebaut, verhält sich aber nicht überall vorteilhaft. Der Himmel über Beijing ist für den Flugverkehr gesperrt. Die Magnetschwebebusse für die Ringstraßen sehen bislang nur im Rendering gut aus, sonst werden sie als großer Murks ausgelacht. Den je nach Zählung 18 bis 25 Millionen Beijingern bleiben also nur die paar Straßen – und diese sind randvoll. Falls Sie nicht auf hochdiplomatischer Mission oder mit wichtigen chinesischen Kadern unterwegs sind, um in den Genuss zu kommen, dass für Sie der Verkehr gestoppt wird, dann vermeiden Sie wenigstens zum Berufsverkehr, in Bus, Bahn oder Auto unterwegs zu sein.
Taxifahren in Beijing ist dennoch großartig, allein schon, weil noch verhältnismäßig günstig. Besonders aber, da man in dem Mikrokosmos der Blechbüchsen die makromale Soundevolution am Leibe spüren kann: Links vom Fahrer ein Smartphone, das durchgehend die Aufenthalts- und gewünschten Ankunftsorte suchender Fahrgäste mitteilt. Rechts ein Smartphone und/ oder der Taxifunk, über das der Fahrer mit seinen Kollegen das Abendessen bespricht. Im Radio läuft meist das in Nordchina beliebte Sprechtheater mit viel Lachen und Meckern. Am hinteren Beifahrersitz dudelt Werbung aus dem Bildschirm. Es kann einen in den Wahnsinn treiben, einem aber auch Welten eröffnen oder der beste Lehrmeister für Gelassenheit sein.
Adresse Daumen raus oder besser per Taxi-App; falls Sie kein Chinesisch sprechen, werden schriftliche Angaben gerne gesehen | ÖPNV auch hier ist der Pegel hoch, aber die fahren eben nicht immer und nicht überall hin | Öffnungszeiten 24/7 | Tipp Der wunderbare Film »Beijing Taxi 北京出租车« von Wang Miao, 2010, nimmt einen mit auf poetische, noch allerdings analoge Touren durch die Stadt. Im Caochangdi gibt es an der Three Shadows Gallery vorbei hinten links einen Taxiübungsplatz noch mit alten Verkehrsampeln.
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120. Ort in Beijing: WeChat Secretary

WeChat Secretary
Mikro die Anmeldung, Makro die Auswirkung
Taxis ohne Fahrgäste ziehen an einem vorbei? Dann sind sie wohl bestellt, das Zauberwort: »Didi dache«; didi ist ein lautmalerischer Tropfenklang, dache bedeutet, ein Taxi rufen. Didi ist mittlerweile gar zu einem Verb aufgestiegen, ich didi mal. Dem Straßenhändler entfährt ein abstruses Grunzen beim Anblick eines Geldscheins? Selbst Kleingeld entlockt nur schiefes Grinsen, geht es nicht über »Alipay«? Im Supermarkt findet sich dieses oder jenes nicht? Nicht, dass die Läden leer sind, aber auf der Suche nach fünf Zentimeter länger oder breiter, nach der einen oder anderen Marke, wird man schnell an »Taobao« verwiesen. Fehlt nur die Frage, was man überhaupt in diesem Laden wolle.
Wer einen Fuß ins Reich der Mitte setzt und länger als nur eine Woche zu bleiben plant – obwohl, selbst dann –, wer also in diesem Land kommunizieren und agieren möchte, der kommt nicht um das als Nachrichtenplattform begonnene »WeChat« herum. Datenschutzbedenken bitte über Bord werfen, hier wird nicht nur mitgelesen, sondern die Daten werden bei Bedarf auch gerichtlich unter Bezugnahme auf Nachrichten und Kontaktkreise gegen einen verwendet. Aber das nur als Obacht am Rande, soll ja keinem der Spaß verdorben werden.
Vergleichsmöglichkeiten sind Uber für Didi, Paypal für Alipay, Ebay für Taobao, gibt es hier auch alles, hat sich aber nicht durchgesetzt. Und WeChat, chinesisch Weixin, Mikronachricht? Die Gegenüberstellung mit WhatsApp hinkt mächtig, zusätzlich ist es Facebook und integriert auch alle anderen Bühnen der chinesischen Onlinewelt. Aber ach, alles auf Chinesisch? Abhilfe bietet die Plattform WeSecretary. Denen kann man mit jeder noch so kleinen Trivialität, aber auch mit großen Problemen kommen. Sie suchen Putzpersonal, Babysitter, Anwälte, Übersetzer, organisieren Konzerttickets, Transporte und helfen bei der Einrichtung von Konten. WeChat müssten Sie sich allerdings selbst herunterladen.
Adresse im Play Store oder App Store: WeChat | Kontakt-ID We-Secretary, siehe auch wesecretary.com, 150 1101 6934 | Onlinezeiten Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa 10–17 Uhr | Tipp Die Software WeChat selbst spricht sogar Deutsch, Polnisch, Farsi.
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Dies die Teaser für unsere Publikation
Stefanie Thiedig und Xie Kaijin: 111 Orte in Peking, die man gesehen haben muss. Köln: Emons Verlag 2018, siehe Emons Verlag und Amazon.
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Freitag, 6. Oktober 2017
60. Jubiläum des 798
Publikation: Geschichte des Staatlichen Kombinats 718
Publikation: Geschichte des Staatlichen Kombinats 718
youjia, 17:00h

Anlässlich des 60. Jubiläums des 798 wurden wir von der das Gelände verwaltenden Sevenstar Group mit der deutschen Übersetzung ihrer 2015 erschienenen Publikation ?国营第七一八厂史(国营华北无线电器材联合厂),1952年?1964年? beauftragt.
Beijing Sevenstar Science & Technology Co., Ltd.: Geschichte des Staatlichen Kombinats 718. Staatliches Kombinat für Funktechnik Nordchina, 1952?1964. Beijing, Oktober 2017. ISBN: 9783000590252. Amazon.

Klappentext: Als die Idee für den Bau des Kombinats für Funktechnik Nordchina im Jahr 1951 entstand, war die Volksrepublik China gerade erst zwei Jahre alt. Mit ostdeutscher Beteiligung wurde das Kombinat 718 in nur fünf Jahren fertiggestellt und zum Aufbau eines ?Neuen China? nach sowjetischem Vorbild für Industrialisierung und Wirtschaftswachstum von großer Bedeutung. Die Produktion galt Bauteilen für Rundfunkgeräte und vor allem der Entwicklung von Hochfrequenztechnik zur Landesverteidigung und Automatisierung der Industrie. Die vorliegende Fabrikgeschichte erstreckt sich vom Beginn der Konstruktion 1952 bis zu ihrer Umstrukturierung im Jahr 1964. Von Veteranen dieser Zeit zusammengestellt, wird ein Blick auf die technischen Entwicklungen eröffnet, der im Hintergrund immer wieder die gewaltigen Umwälzungen und Kampagnen der frühen volksrepublikanischen Geschichte durchscheinen lässt.

Damalige und heutige Persönlichkeiten der Sevenstar Group.

Generaldirektor der Sevenstar Group Wang Yanling 王彦伶.
Im Zuge der Feierlichkeiten wurde die Ausstellung 创业家精神之路 (Der Weg aus dem Geist der Pioniere) eröffnet. Der vollständige voluminöse Titel lautet: 创业家精神之路??纪念国营第七一八厂落成暨开工六十周年展览 Commemoration Exhibition Marking the 60th Anniversary of State-Owned 718 Factory?s Inauguration and Operation.
?? Nachtrag vom 4.2.2018: Online per VR-Aufbereitung begehbar hier. ??
Zu sehen in der Art Factory 艺术工厂, 5.10.?31.10.2017.


Entstanden ist eine sehenswerte Ausstellung unter Bauhausdächern, mit vielen Fotos und Karten, historischen Devotionalien und Geräten sowie dem nachempfundenen Arbeitszimmer des langjährigen Direktors Luo Peilin.

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Montag, 3. Juli 2017
Exhibition of Beijing Hutong Photography
借壁:北京胡同影像联展
借壁:北京胡同影像联展
youjia, 23:06h

Der Titel 借壁儿, jiebir, wollte ein wunderbares Lokalkolorit sein, soll bedeuten „nebenan, beim Nachbarn“. 借, jie, heißt ausleihen und macht hier keinen Sinn, 接, jie, verbinden, erhalten, würde noch gehen, aber diese Versionen kommen alle von Nichtbeijingern, wie die Organisatoren es sind, und die wie auch ich nur Fetzen in Gassen aufschnappen. Richtig ist 隔壁儿, gebi, das erste Zeichen wird mit der Standardaussprache gé geschrieben, im Beijingdialekt aber jiè, also jiebir, ausgesprochen (von Kaijin). Aber das nur als kleine Mümmelei am Rande.

Es war mir eine Ehre, mit unter anderem Xu Yong 徐勇 und Wang Jian 王坚 ausstellen zu dürfen. Die Exhibition of Beijing Hutong Photography 借壁:北京胡同影像联展 fand statt im Beijing Museum of Visual Arts 北京视觉经典美术馆 und im wunderbar restaurierten 27 Yard 27院儿, 24.6.–2.7.2017.
Wenn auch bereits Vergangenheit, so lohnt sich ein Besuch der nicht weit voneinander entfernten Orte auch zu anderen Zeiten:
Beijing Museum of Visual Arts 北京视觉经典美术馆, Beijige santiao 32, Dongcheng District 东城区北极阁三条32号


27 Yard 27院儿, Neiwubu jie 27 内务部街27号


Dazu gab es einen Ausstellungskatalog, dort ein paar meiner Fotos und den folgenden kleinen Text.

In and Out 里出外进. Hutong Shops Series 胡同小铺系列, 2014.
Hutong Shops: Open Stages at Night
Old Beijing inside the former city walls, which is now the Second Ring Road, is divided into Dong-, Xi- and Nancheng, in the Eastern, Western and Southern Districts. I have been living in Dongcheng since years and often walk through the Hutongs, especially enjoying strolls at night. I particularly like the Hutong shops, which draw one towards them like moths to the flame, it feels like they are pulling you into their ban. They appear to me as miniature stages in their own atmosphere of warm light inside the darkness of the alleys.
In photographic wanderings through the three districts, I time and again realize how different Nancheng is from the two Northern districts. Residents in the South are more proletarian and rough, the gaming places are more frequent and massage places more obviously placed next to one-hour-hotels. But also Dongcheng and Xicheng differ from each other, Dongcheng was traditionally for business, Xicheng for administration: 东富西贵南贫北贱. During Qing Dynasty, scholars and a few chosen ones with good will towards the Manchus were allowed to work and stay in the two Northern districts, whereas most Beijingers had to move to the Southern part. Nowadays, the South is still inhabited mostly by laobeijingren, while many waidiren live in the Northern spheres, overly polite within their tiny shop worlds.
It would be exaggerated to use these photo scenarios for introducing the inner districts of Beijing, but it might be a glimpse. Hopefully not completely to be turned into history, considering the present reconstructions taking place again right now.
The picture called “Wampenmann” or “Belly Guy” is named after the guy on the right side, where he is hanging out with friends in front of the store for tobacco and liquor. I photograph rather slowly, taking quite some time for compilation and adjustment. I position myself mostly in the background of a scene, but do not hide, so usually people are aware of me and sometimes a situation evolves out of it. Here, the drunkard started mumbling into my direction, asking me if I was still not ready, here, I give you something to look at, buahaha. Welcome to Nancheng.
In contrast to this stands the small family I portrayed in Dongcheng. Grandfather and father are left and right with the grandmother and the child in the middle. Initially, father and son were sitting there, when I asked if I could take a picture. They were such modest and kind people and let me have all the time I needed, until I realized that someone was waiting next to me. It was the grandmother, who did not want to disturb. I asked her to please come inside the picture, and she stepped forward, placing the child in the centre, illuminated underneath the light. Therefore, this picture is called “Holy Family”.

Wampenmann 大腹大哥. Hutong Shops Series 胡同小铺系列, 2014.
胡同小铺:露天舞台夜景
北京旧城墙内,即现在的二环被分为东城、西城和南城。我已经在东城生活多年,经常经过胡同,尤其喜欢夜晚在胡同里漫步。我特别喜欢胡同里的小铺,它们会让你着迷,飞蛾扑火般扑过去。在小巷黑暗中,它们如微型舞台的灯光,有着温暖的气氛。
带着相机在三个区内溜达,我一次又一次地意识南城与东城西城之间的区别。南方的居民更为无产阶级和粗犷,棋牌室较多,按摩店显然靠近一小时旅馆。而且东城和西城也不同,东城是传统的商业区,西城则是多官邸:东富西贵南贫北贱。在清代,学者和少数亲满族人是可以工作和居住在城内北部地区,而大多数人不得不搬到南部。今天,在南城居住的人大多数仍然是老北京人,而许多外地人虽然住在北半球但却仅限于他们的小店世界。
用这些照片场景来介绍北京的内环城区是有些夸张,但可能算惊鸿一瞥。考虑到目前的重建工作再次发生,希望这一瞥不会完全变成历史。
照片“大腹大哥”得名于右边那个人,摄于一家烟酒店,当时他正和他的朋友们闲逛。我拍摄得相当慢,取景和调焦颇费了些时间。我把自己定位在一个场景的背景下,但不隐藏,所以通常人们意识到我有时所拍的内容自然演变出来的。在这张照片里,这个醉鬼嘟嘟囔囔地向我走来,问我是不是还没准备好了,来,我给你看点东西看看,哈儿哈儿哈儿。欢迎来到南城。
与此相反,我在东城描述了这个小家庭。祖父和父亲是左右祖母和孩子在中间。起初,当我问我是否可以拍照时,父亲和儿子坐在那里。他们非常谦逊和善良的,让我随意拍,后来我意识到有人在我旁边等着。那是奶奶,她不想打扰我。我请她进来,她走上前去,把孩子放在中间,在灯光正下方。因此,这幅画被称为为“神圣家庭”。
翻文:曲一箴

Holy Family 神圣家庭. Hutong Shops Series 胡同小铺系列, 2014.
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Sonntag, 2. Oktober 2016
In Nebula 入雾
Ausstellung zwischen Foto und Malerei 摄影与水墨联展
Ausstellung zwischen Foto und Malerei 摄影与水墨联展
youjia, 00:46h

In den Nebel, in die Berge, in den Wald, in die Natur. Die Fotografien von Stefanie Thiedig wirken beinahe wie gemalt – und wollen in dieser Ausstellung mit den traditionellen chinesischen Landschaftsbildern von Zhu Jianzhong ins Gespräch treten.
入雾、进入山中、深入密林、浸入大自然。由甲的摄影看起来似以画笔描绘而成,在此次展览中,她的影像作品将与朱建忠的中国传统山水画进行对话。



Im westlichen Raumverständnis gibt es traditionell einen an Fluchtpunkten ausgerichteten Horizont, auch hier kann man hineingehen, aber meistens bewegen sich die Elemente auf einen zu. Die chinesische Landschaftsperspektive ist nicht linear, sondern multipel in Höhe, Tiefe und Weite. Zunächst lässt man den Blick auf der Suche nach einem Einstieg schweifen, um sich dann hineinzubegeben und dort zu wandeln. Man kann sich beliebig niederlassen, bei Gefallen eine Zeit verweilen und seinen Gedanken freien Lauf lassen.
在西方对空间理解的传统中,消失点位于地平线上,在这里也可以进入,但通常情况下,所有元素都指向观者。中国山水画的视角并不是线性的,而是讲究高远、深远和平远的多重视角。首先,用眼睛寻觅到一个入口,而后去到那里,开始漫步。可以随心所欲地停下来,逗留片刻,让思想自由驰骋。一切更关乎自身语境中空间连续性的观念。
Der Nebel in Zhu Jianzhongs Bildern scheint aus den Bäumen zu entstehen, während er bei Stefanie Thiedig den Bergen entstammt?
在朱建忠的绘画中,雾似乎从树木中衍生而出;而在由甲的影像中,雾却源自群山?


Kong, … kongfang: Die Leere, … leeres Haus, so wörtlich übersetzt. Bei Stefanie Thiedig sind es Gerüstskelette aus Beton, die als eine der wenigen menschlichen Andeutungen wiederkehren. Sie bilden das Pendeln zwischen dem Leben im Roten Staub und dem Eintauchen und Aufgesogen werden in die Nebelschwaden von waldiger Landschaft. Umgekehrt scheint Zhu Jianzhong ein Hin und Her nicht zu benötigen. Fragil wie die Bäume, leben seine Pagoden zeitlos in seinen Landschaften.
空房:在由甲的摄影作品中,钢筋混凝土结构,是少数反复出现的的人类迹象之一。这样便产生了在滚滚红尘中的世俗生活和森林渺渺雾气中的隐居生活之间的摇摆。反之,对于朱建忠来说,这种往复似乎并不需要。柔弱如树木,他的小塔却在他的山水中不朽。

Nachtlandschaften – es herrscht Uneinigkeit darüber, ob das Nichts, das Kong, schwarz oder weiß ist. Sowohl bei Zhu Jianzhong als auch bei Stefanie Thiedig kann es auch einmal blau sein. Generell aber überwiegen bei beiden die dunkleren Töne. Soweit gar, dass sie gelegentlich in die Nacht eintreten.
黑夜山川——虚无,空,应是黑色还是白色?关于此,人们各执己见。在朱建忠和由甲的作品中,它间或也可以是蓝色。但总体看来,两人都更倾向深色色调。偶尔,他们也会在作品中潜入黑夜。


Ort: Bücherei Hangzhou, Ausstellungshalle
Adresse: Jiefang donglu 58, Jianggan District, Hangzhou
Dauer: 1.–15.10.2016
Eröffnung: 1.10.2016, 16 Uhr
Veranstalter: Goethe-Institut (China), Bücherei Hangzhou
地点:杭州图书馆展厅
地址:杭州市江干区解放东路58号
展期:2016年10月1日至15日
开幕式:2016年10月1,16点
主办:北京德国文化中心·歌德学院(中国),杭州图书馆
Siehe auch 也看: 小长假在杭州看展:摄影水墨联展「入雾 」 | Ausstellung: In Nebula
Ausstellungsfotos 展厅图片: Bücherei Hangzhou 杭州图书馆
Text 文: Stefanie Thiedig 由甲
Übersetzung 中文译文: Wang Pan 王盼
Grafik 设计: Julia Hofmann 何悠丽
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Samstag, 5. März 2016
Stefanie Thiedig 由甲: While Waiting 在等待
youjia, 06:41h

Being in waiting is a condition that appears to be coming back to me. I am usually dismissing it through walking. And then I often take pictures. There are lots of waiting-ways. These pictures could not come out before. But now they are ready. No more waiting for an exhibition!
For the first time not just on my or your computer, but put into materiality. With this choice of pictures opening here, it is a walking into the color of green. Showing you them in winter … all color is gone outside right now, inside we have concrete walls and wooden furniture, not a bad surrounding for my Green Landscapes-walking, I think.
There is no message coming out, instead it is an invitation to come in. Please do come in and wonder around. If you would like to have some theoretical background, I wrote a few passages in our leaflet, also to be found here below – about Hanshan, landscape and void, about walking into them, about nebulae.
在等待中似乎是一种回归我自身的状态。我经常是通过漫步行走的方式去解除这种状态。同时在这个过程中进行拍摄。有很多种等待的方式。这些照片在此之前是不可能出来的。但现在他们多已经成行了。不再需要等待去做一个展览!
第一次不只是在我或你的电脑中去欣赏他们,而是以实物的形式将他们呈现出来。通过今晚所选出这些图片的展现,将带各位在潜入空茫的绿色中漫步行走。在冬天向你们去展现它们……现在外面全部的颜色都失去了色彩,而在里面我们周围这些水泥的墙壁和木制家具座椅,我认为在这样的环境中很适合我的绿色风景中漫步。
在这里没有信息要去向你表达传递,相反,这是一个要身临其境去感受的邀请。请大家都走进来去感受它。如果你想去了解一些背后的理论信息,我也在图册中写了相关的介绍。关于寒山、风景、以及空茫。关于去步入它们,关于蒙雾。
译文:解开缙
Photo exhibition
28-2–22-4-2016
At Zarah
Guloudongdajie No. 46, Dongcheng Beijing
摄影展览
2016年2月28日——4月22日
在Zarah
北京东城鼓楼东大街46号, 010-8403 9807

图片 Photo: © Lui Chen 陈路

图片 Photo: © Lui Chen 陈路
While Waiting
Waiting for the wind
Waiting for your lover
Waiting for darkness
Waiting for content
To put into context
Waiting for time to deliver
Waiting to calm down
Walking for waiting
Cars passing by
Endless streams of things
Background noise
Blurring away in distance
Numbness inside
Awareness turned off
A flitter of light through the dust
Come along?
I don't want to
I want to keep walking
I don't want this woman to talk to me
Meaningless things
I want to be left alone
In my own meaninglessness
For it to happen?
I don't want it to anymore
I want to be left alone
Diving deep into the color of green
I am not waiting
Not passing time
I keep on walking
Into the color of green
I don't know what time I left
What time it is now
What time I will arrive
I walk straight ahead
Follow the highway
The sun stays in front of me
No need to worry about directions
I don't look back
I don't look up
Emptiness in my head
I don't care about
The monkey running wild
I am going to take a shower
Of course I will be back
1.1.2016, while walking in Beijing

Way to Hanshan 寒山道
Alu-Dibond 铝塑板, 100x67 cm, 2014

And a small guerilla action in the hutongs …
在等待
等待风
等待你的爱人
等待黑暗
等待内容
去进入语境中
等待时间发酵
等待平静
为了等待而走着
车辆驶过
琐事不停歇地涌来
背景中的噪音
消逝在远处
内心麻痹
意识被屏蔽
一束光线掠过尘埃
跟我走吗?
我不想
我想继续走着
我不想跟这个女人说话
无意义的事情
我想独自一人
在我自己的无意义里
等时间生效?
我不再期望了
我想独自一人
深深潜入绿色中
我不在等待
没有虚度时间
我继续走着
潜入绿色中
我不知道我离开的时间
现在是什么时刻
我何时会抵达
我径直朝前走
沿着高速公路
太阳总在我前方
不用担心方向
我不回头看
我不向上看
头脑空空
我不在乎
猴子肆意张狂
我要去冲个澡
当然我还会回来
2016年1月1日,在北京继续走着
译文:王盼

图片 Photo: © Lui Chen 陈路

图片 Photo: © Lui Chen 陈路

图片 Photo: © Lui Chen 陈路

图片 Photo: © Lui Chen 陈路
Hanshan 寒山
Hanshan, Cold Mountain, is an area in the valley of Tiantai mountains in Zhejiang province, after which an otherwise unknown hermit-poet named himself. He lived there in the 7th century in a cave, where he carved his verse into the rocks and the trees nearby. Hanshan was rediscovered through the translation of Gary Snyder as contribution to the Beat generation in the 1950s – and only found his way back to China in recent years via Japan. Hanshan’s ideals of Zen-Buddhist world comprehension and his vernacular ironic malapropism of social mechanisms do not make me want to live without any possessions in the mountains, but they allure me as a pendulum between my life in the Red Dust and the immersion in the waft of mist of forested landscapes.
寒山位于浙江省天台山的寒岩,一位本不知名的诗人遁世与此,并以此山为自己命名。隋末唐初,他居于洞穴中,将诗行刻在岩壁和树干上;二十世纪五十年代,通过加里·斯耐德的翻译,寒山诗受到“垮掉的一代”的推崇,被重新发现。在日本学者的推介下,近年来才再度在中国引起关注。他秉持理想的禅宗的世界观,以白话的表达方式讥讽社会体制。他的诗句并未让我放弃所有去追求山居生活,但着实令我神往——摇摆在滚滚红尘中的世俗生活和森林渺渺雾气中的隐居生活之间。
Hanshan, Kalter Berg, ist ein Ort im Tiantai-Gebirge der Provinz Zhejiang, nach dem sich ein sonst unbekannter Dichter-Einsiedler benannt hat. Dort lebte er im 7. Jahrhundert in einer Höhle und ritzte seine Verse ins Gestein und in die Bäume. Hanshan wurde durch die Übertragung von Gary Snyder als Beitrag zur Beat-Generation der 1950er Jahre wiederentdeckt – und fand erst in den letzten Jahren über Japan erneut seinen Weg nach China. Seine Ideale zen-buddhistischer Weltauffassung und umgangssprachlich ironischer Verballhornung gesellschaftlicher Mechanismen lassen mich nicht in den Bergen und ohne jeglichen Besitz leben wollen, aber sie ziehen mich an – in ein Pendeln zwischen meinem Leben im Roten Staub und dem Eintauchen in die Nebelschwaden von waldiger Landschaft.

Into the Void 空道
Alu-Dibond 铝塑板, 80x53 cm, 2015
Landscapes 风景
It takes time to get into a landscape, an arrival of one or ten days, a sinking in until one has found a way. The walk differs in the Chinese and Western comprehension of space. It is traditionally aligned with vanishing points on the horizon in the Western sense, which one may also walk into, but where the elements mostly move out of towards oneself. The perspective of Chinese landscapes is not linear, but multiple in height, depth and level. One first let’s the eyes wander in search for an entry, for then to get in and stroll around. One may at any order settle somewhere, rest a while where it pleases and lets the mind drift freely. It is more about perception of spatial continuum in it’s context.
若想真正抵达一片风景,需要花费时间,一段一天或者十天的旅程,被接纳,直到找到一条路。中国对于空间的理解异于西方。在西方传统中,消失点位于地平线上,在这里也可以进入,但通常情况下,所有元素都指向观者。中国山水画的视角并不是线性的,而是讲究高远、深远和平远的多重视角。首先,用眼睛寻觅到一个入口,而后去到那里,开始漫步。可以随心所欲地停下来,逗留片刻,让思想自由驰骋。一切更关乎自身语境中空间连续性的观念。
Es braucht Zeit, um in eine Landschaft hineinzugelangen, eine Anreise von einem oder zehn Tagen, ein Einlassen, bis man einen Weg gefunden hat. Diesen begeht man im chinesischen Raumverständnis anders als im westlichen. Im westlichen gibt es traditionell einen an Fluchtpunkten ausgerichteten Horizont, auch hier kann man hineingehen, aber meistens bewegen sich die Elemente auf einen zu. Die chinesische Landschaftsperspektive ist nicht linear, sondern multipel in Höhe, Tiefe und Weite. Zunächst lässt man den Blick auf der Suche nach einem Einstieg schweifen, um sich dann hineinzubegeben und dort zu wandeln. Man kann sich beliebig niederlassen, bei Gefallen eine Zeit verweilen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. Es geht mehr um die Vorstellung des Raumkontinuums in seinem Kontext.

In Nebula 入雾
Alu-Dibond 铝塑板, 100x67 cm, 2014
Void 空
The context may then be forgotten when inside the landscape. One of the best assistants is the mist. Not as empty surface, rather as diffusion from the one here to the other. Kong, the void, serves as medium for this transition. With merging in it, the initial is set to let go, to get absorbed into it. Where to, what, how, asks rationality – and one again is outside. Between being and not being one dives in anew, though to focus through Kong on particular strings of the whole muddle around. Open in departure and applied as a search, nebula might lift up and the ideas whirling in the ether can be grasped. They could still appear as dwelling in a waiting position, but develop on closer inspection an independent existence.
身处风景中,就可以忘掉语境。最好的协助之一就是雾。雾并不就是空旷,而是从一个到另一个区域的过度。空,是服务于这种过度的媒介。随着进入,开始已定,心无旁骛,便可完全融入其中。去向哪里?什么?怎样?理智在质问——又重新置身其外了。重新沉浮在“有”和“无”之间,试图透过“空”,去将焦点投射到一团乱麻中的丝丝缕缕上。出路未知,在探寻中,眼前的云海层层散开,满空中飘浮的想法即会显现,伸手便可捕捉到。它们看似在静默地等待着,然而持续近观之,就会发现,却都独善其身地存在着。
In der Landschaft dann kann der Kontext vergessen werden. Einer der besten Gehilfen ist der Nebel. Nicht als leere Fläche, eher als Diffusion vom einen Hier zu einem anderen. Das Kong, die Leere, dient als Medium für diesen Übergang. Mit dem Hineinbegeben ist der Anfang getan, im Loslassen kann man sich hineinsaugen lassen. Wohin, was, wie, fragt die Ratio – und schon ist man wieder draußen. Zwischen Sein und Nichtsein tauche man erneut ein, um durch das Kong den Fokus auf einzelne Stränge des Gesamtwirrwarrs zu richten. Offen im Ausgang und als Suche angelegt, vermag sich der Nebel vielleicht zu lichten und die im Äther schwirrenden Ideen aufzugreifen. Noch mögen sie in Warteposition verfallen wirken und entwickeln doch bei längerem Hinsehen ein Eigenleben.






Never heard of the Red Dust, hongchen 红尘? It is the Chinese term for our worldly illusion, in which we find ourselves in everyday life.
译文:王盼
English edit: Lui Chen
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Montag, 31. August 2015
艺术反对艺术——第二回展:镜子 Art Against Art – Second Round: Mirror
youjia, 15:41h

时间:2015年9月10日到10月10日
9月10日对话:下午三点半,开幕式:下午五点
Time: 2015-9-10–10-10
9-10 talk: 3:30pm (in Chinese), opening: 5pm
地点:三远当代艺术中心,天津市和平区津湾广场3号楼1B-02
022-2321 9189(高铁火车站对面)
Place: Distance Gallery, Tianjin, Heping District,
Jinwan Square #3, 1B-02 (right across the train station)
六面镜子 Six mirrors:马轲 Ma Ke、朱贤巍 Zhu Xianwei、徐赫 Xu He、李飒 Li Sa、谷泉 Gu Quan、由甲 Stefanie Thiedig
我们讨论,我们争辩,我们反映或试图反映,但通常我们不得要领。我们互问,这个我们置身其中的2015中国当代艺术是什么。这里将会有艺术,还有画册。
We discuss, we fight, we reflect or try to, we mostly don't get to the point. We ask each other what this thing is, we are into, this Chinese contemporary art of 2015. There also will be art and a catalog.
---
Die 30 Fragen, die wir uns gestellt haben und die im Katalog zu finden sind, hier übernommen von 库艺术. Dazu ein Eröffnungsüberblick von Hi艺术.
Von der Galerie eine Zusammenfassung des Eröffnungsgespräches sowie ein Ausstellungsüberblick und mehr Eröffnungsbilder.
Die Ausstellung an sich drückt sich für mich vielleicht am besten in diesem Bild aus:

Es geht uns im fandui 反对, im Gegen, im Kunst versus Kunst, nicht vordergründig um die Gegenüberstellung der einzelnen Künstler- oder in meinem Fall Kunstpositionen. Wir haben uns bei dieser Ausstellung für den Spiegel als Leitmotiv entschieden, weil wir uns in den Perspektiven der anderen sehen wollten. Irgendwie ging es in teils merkwürdige Richtungen. Vermutlich braucht es einfach mehr Zeit, definitiv mehr Gespräche, vielleicht aber auch eine andere Art von Auseinandersetzung. Mal sehen, wie es weiterziehen wird, für jeden einzeln und für die Gruppe.
Ein wenig Spiegelung kommt aber doch zustande. Eigentlich natürlich eher im übertragenen Sinn gemeint und normalerweise macht mich schlechte Glasqualität rasend, aber man sucht, wo man kann …



Im Gesamtüberblick sieht es so aus:

Hereintretend wird man zunächst im Vorraum von Li Sas Spitzen aufgespießt, das gefällt mir.



Am Aufbauabend ein Rundgang durchs wunderschöne Tianjin.

Hier die Truppe, noch Xiao Ge 萧歌 mit dabei, Li Sa bereits weitergezogen.


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绘画相遇音乐 Painting meets Music
youjia, 13:23h

我们在每年的夏天都做一点好玩儿的、放松的、瓷器的事情。 这个夏天我们想用一个白天和一个晚上的时间把绘画和音乐联系在一块儿。我们将在Zarah展览艺术家的作品,日落时DJ们开始通译绘画到他们的音乐里。请与我们一起观看展览和倾听DJ们是怎么利用DJSet把这些绘画串联并用音乐与之对话!看看这个方式是否可以让音乐与绘画交流起来.....我们自己也很期待会是一种什么样的气氛状态.....“瓷器”一直在你身边!
In Beijing’s heat of the summer, we like to organize a little something playful and relaxing among friends. This summer, we will use one day and one night to try combining painting and DJing. We will exhibit paintings at Zarah all day and night, and at the beginning of dawn, the DJs will interpret them with their music. Join us in seeing and hearing and how to communicate this way …
时间: 2015年9月5日,音乐从晚上七点开始
Time: 2015-9-5, music starts at 7pm
地点: Zarah,北京市东城区鼓楼东大街46号,010-8403 9807
Place: Zarah, Beijing, Dongcheng District, Guloudong dajie #46
DJs: 黄维伟 Huang Weiwei、X.L.F、张林 Zhang Lin、liolio、伊万 1van Binary
艺术家 Artists: Ole Aselmann、陈恒 Chen Heng、慈宜书 Ci Yishu、丁炜 Ding Wei、Alice Dittmar、甘迪格 Gan Dige、葛辉 Ge Hui、何伟 He Wei、胡宗竹 Hu Zongzhu、家北 Jia Bei、李飒 Li Sa、李子沣 Li Zifeng、刘飞 Liu Fei、吕松 Lü Song、Lazar Lyutakov、马轲 Ma Ke、孟柏伸 Meng Baishen、Bianca Regl、Misha Stroj、孙蓉芳 Sun Rongfang、孙秀庭 Sun Xiuting、吴升知 Wu Shengzhi、席丹妮 Xi Danni、徐赫 Xu He、许惠 Xu Hui、杨欣嘉 Yang Xinjia、翟倞 Zhai Liang、张方白 Zhang Fangbai、张俊领 Zhang Junling、张新军 Zhang Xinjun、张颖 Zhang Ying、赵晶岱 Zhao Jingdai、赵龙平 Zhao Longping、朱贤巍 Zhu Xianwei
策展人 Curator: 由甲 Stefanie Thiedig
方案 Concept: 黄维伟与由甲 Huang Weiwei and Stefanie Thiedig
支持 Support: 卉儿 Huir、夏乐 Alex Signer
设计 Design: 小悠 Julia Hofmann
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图片 Photo: © 56

图片 Photo: © 56

图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠

图片 Photo: © 56

图片 Photo: © 56

图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠
DJ-Sets + 艺术 Art
艺术图 art photos: © 艺术家 artists
DJ: X.L.F

图片 Photo: © Lui Chen 陈路

马轲 Ma Ke: 思 Thinking; 40x50cm
音乐感:有点重金属摇滚的味道

孟柏伸 Meng Baishen: 秩序 Order; 铅笔画 pencil on quartz clock, 30x30cm, 2014

张颖 Zhang Ying: 157157——靠近你 157157 – Close to You; 22x15cm, 2015
音乐感:古典,人声

Alice Dittmar: 灰色 Grey; 30x40cm, 2009
音乐感: elektronisch, atmosphärisch, flächig, repetitiv, endlos, void

Ole Aselmann: Kuchen 蛋糕 Cake; 21x30cm
音乐感: Antony and the Johnsons

赵晶岱 Zhao Jingdai: 海边 Seaside; 布面丙烯 acryl on canvas, 30x20cm, 2014
音乐感:作品灵感来源于俄罗斯画家Nicholas de Stael的风景画;主要的感觉是海边层叠的蓝;运用皲裂的肌理效果 突出灌木带来的不规则感;乐感为蓝调Jazz

徐赫 Xu He; 别忘记自己的出身 Don’t Forget Your Own Background; 50x60cm, 2015
音乐感:西北音乐

孙蓉芳 Sun Rongfang: 被时间搅拌的记忆 Memories Mixed Up By Time; 综合媒介 mixed media, 40x40cm, 2013
音乐感: soul music
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DJ: liolio

图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠

Misha Stroj: Heimkehr 经久归来 Return Home; 布面油画 oil on canvas, 40x50cm, 2015
音乐感:古代音乐,最好有动物在歌曲标题里

甘迪格 Gan Dige: 寺庙 Temple; 60x40cm, 2015
音乐感:我最喜欢的音乐家Sainkho Namtchylak还有Don Cherry

吕松 Lü Song: 破裂的城市之骨 Broken Bones of Cities; 40x30cm, 2015

许惠 Xu Hui: 哭泣 Crying; 布面丙烯 acrylic on canvas, 20x30cm, 2013
音乐感:音乐选哪首歌我没想过,可以请DJ朋友帮忙吗?

Lazar Lyutakov: 维他命D3——钙 Vitamin D3 – Calcium; 布上混合媒体 mixed media on canvas, 40x50 cm, 2015
音乐感:我自己做音乐,所以不好说……
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DJ: 伊万 1van Binary

图片 Photo: © 56

家北 Jia Bei: 旅行 Travelling; 21x15cm, 2015
音乐感:艺术是理性的非理性,音乐尤其是!

张俊领 Zhang Junling: 无尽熵 Infinite Entropy; 40x30cm
音乐感:这是我在舞蹈排练现场听着即兴舞蹈的音乐,用双手追随舞者在舞台上舞动的轨迹,和舞者互动完成的作品,纪录了我对舞者舞蹈的纯下意识和潜意识的感觉,呵呵

慈宜书 Ci Yishu: 等着到家 Waiting Till Home; 30x30cm
音乐感:音乐的话应该是反复性很强,没有太多转折的音乐, repetitive and plain

赵龙平 Zhao Longping: 裂缝 Flawing; 18x25cm, 1998
音乐感:其实就是一种生活中的偶然性,我并没参与什么,最接近音乐的方向就是偶然音乐;当时发现从一台有故障的、老化了的复印机里,可以打印出很多抽象墨迹,并且因为故障,纸会被卷皱,我觉得很有意思,打印了一下午,就留了这一张效果最好的

胡宗竹 Hu Zongzhu: 冬天在北京 Winter in Beijing; 布面丙烯 acryl on canvas, 40x30cm
音乐感:我没有音乐感。都可以的,因为我平时不听音乐。

吴升知 Wu Shengzhi: 冰岛琐记船 Iceland’s Petty Boat; 纸本水彩 watercolor on paper, 29x29cm
音乐感:音乐sigur ros的all alright吧,在冰岛很喜欢的歌曲
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DJ: 张林 Zhang Lin

图片 Photo: © Lui Chen 陈路

丁炜 Ding Wei: 墙 Wall; 33x40cm, 2013
音乐感:好些年不听音乐了,让你朋友自由组合好吗?

李飒 Li Sa: 凌晨的肖像 Portrait Before Dawn; 27x39cm
音乐感: nirvana乐队

朱贤巍 Zhu Xianwei: 易水——钓 Yishui – Fishing; 布面油画 oil on canvas, 40x30cm, 2014
音乐感:古琴和Tom Waits和Paul Cerlan

孙秀庭 Sun Xiuting: 潜意识 The Subconscious; 41x30cm, 1994
音乐感:画时出现旋律感,可是作曲更难吧
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DJ: 黄维伟 Huang Weiwei

图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠

翟倞 Zhai Liang: 认真听艺术家讲故事 The Earnest Story of an Artist; 35.5x45.5cm, 2015
音乐感:帕格尼尼 Niccolo Paganini, Michel Petrucciani 的歌曲《September Second》

张新军 Zhang Xinjun: 裁缝 Tailor; 45x50cm, 2015
音乐感:我去黑桥村的裁缝店,我请求裁缝使用废料来为我创作这件平面作品,并且了解他们熟悉的中文歌曲:60年代,曲风明亮,干脆。歌手包括:毛阿敏,邓丽君等……

何伟 He Wei: 流动的蓝色限制 Flow of Blue Limits; 25x25cm
音乐感:我喜欢trip hop

李子沣 Li Zifeng: 鸡先生和鸡小姐 Mister Cock and Miss Hen; 布面油画 oil on canvas, 45x55cm, 2012
音乐感:再一次在一次party上又遇见曾经熟悉的她。这幅画是根据一次深沉爱情故事的而画

陈恒 Chen Heng: 擦肩而过 Close, Not Quite There; 45x30cm, 2012
音乐感:节奏感算不算;唱歌跑调也算吧!

Bianca Regl: 金属灰 Metal Grey; 25x35cm, 2014

刘飞 Liu Fei: 红色的忧郁 Red Melancholia; 13x18cm
音乐感:作品应该和大提琴的音色有关,舒缓,阴郁,忧伤

杨欣嘉 Yang Xinjia: 红墙出杏 Apricot out of Red Wall; 纸本水彩 watercolor on paper, 14x20cm, 2015
音乐感:缓慢空洞乏味,偶尔有短暂的爆发,但不彻底很克制

席丹妮 Xi Danni: 烂草莓 Rotten Strawberries; 布面油画 oil on canvas, 40x30cm, 2013
音乐感:我喜欢节奏单调重复又有变化的音乐,古典的有拉维尔的波罗莱舞曲,现代的如坂本隆一的电子乐 Break with,都是在单一中有变化的音乐

葛辉 Ge Hui: 至此等待 Waiting Until Now; 纸本油画 oil on paper, 19x22cm, 2014
音乐感:我平时听的比较多的是古典音乐,工作时民谣和摇滚比较多,爵士少有

张方白 Zhang Fangbai: 墨鹰5号 Ink Eagle No. 5; 90x90cm
音乐感:巴赫

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Donnerstag, 20. August 2015
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youjia, 13:52h
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Donnerstag, 8. Januar 2015
16-1 bis 3-3-2015 in Düsseldorf: Out of the Fence
youjia, 19:09h

Von Beijing aus geht es weiter nach Düsseldorf! 从北京到杜塞尔多夫!
Künstler 艺术家
Zhang Xinjun 张新军, *1983 Zhengzhou/ Henan 河南郑州
Zhai Liang 翟倞, *1983 Houma/ Shanxi 山西侯马
He Jian 何健, *1980 Beijing 北京
Kuratiert von Stefanie Thiedig 由甲策展
Zeit und Ort 时间与地点
16. Januar 2015 bis 3. März 2015
Eröffnung: 16-Jan-2015, 19:00
Galerie Philine Cremer
Ackerstraße 23, Düsseldorf
Wir freuen uns auf Sie und euch!
Und so sieht er aus: Der Zustand der Zaunhandhabung

Zhang Xinjun 张新军
Possibilismus: Es war einmal ein Gebäudeskelett am Ende der Stadt, seit Jahren halb fertig, vielleicht war der Investor abgesprungen, man wusste es nicht so recht. Ein riesiger Baustellenzaun verlief außen entlang des Betongerippes. Dort schlenderte eines schönen Tages Xinjun herum und entdeckte, ob durch Zufall oder angelockt ist nicht überliefert, ein Schlupfloch. Er sah sich um, keine Menschenseele war zu entdecken und so kroch er hinein. Eine ganz eigene Welt eröffnete sich ihm. Ein ganzes Volk lebte hier unter eigenen Bedingungen, nicht unähnlich von den unsrigen, aber komplett abgeschirmt und selbstverwaltet. Vögel zwitscherten, Mauergrün hatte sich seinen Platz erobert und führte ein unberührtes Eigenleben so wie das kleine Volk sich selbst auch nicht im Weg zu stehen schien. Wenn ihr wissen wollt, was Xinjun dort gesehen hat, kommt in seinen Kokon und vergesst nicht eure Fantasie einzuschalten.
可能性:从前,有一具建筑的骨骸,长年地立在在城市的尽头。也许是投资商携款而去,人们无从知晓。一张巨大的建筑工地铁丝网将这座水泥骨架包围。在一个晴朗的日子,新军漫步到此——出于偶然或是被吸引前来不详——发现了这个庇护所。四周空无一人,他闯进这片工地,一个奇特的世界展现在他面前。一个庞大的族群生活在这特殊的境况中,这里与我们的社会并非全然不同,只是完全自立自制。小鸟在这里歌唱、野草在墙上扎根,这里的一切如此不受外界干扰,就像这里的居民一样,一切任凭自己的愿望。如果想知道新军在那儿看到了什么,那么请到他做的“茧”里坐一会儿,同时,一定不要忘了打开想象力的开关。


Zhai Liang 翟倞
Possibilismus: Man dreht sich im Kreis. Du sollst, du musst, du darfst, du kannst. Wir befinden uns in einem Konglomerat aus Erwartungen und Anforderungen. Die Welt ist gemacht, geschaffen, vorgegeben die Bewegung in ihr, die persönliche Entwicklung angelegt nach bestimmtem Muster. Das Selbst klopft an, verlangt danach, sich strecken zu können. Es will den Rahmen nicht gleich sprengen, darum geht es nicht, soll dieser sich doch um sich selbst kümmern. Aber wenn es zu eng wird, braucht man ein Schlupfloch, einen Ausweg. Die Unendlichkeit entwickelt ein Eigenleben, schert sich nicht um die mahnenden Zeigefinger und sucht nach persönlicher Freude. Im Ausfallschritt rechts um oder links befindet sie sich zwischen den Zeilen, aufrecht untertauchend wirbelt sie herum, zum Greifen nah. Lass dich von ihr führen, nimm sie selbst in die Hand. Wer mag, kann folgen. Wer besseres zu tun hat, soll er doch.
可能性:人们不停地画着一个圈。你应该、你必须、你允许、你可以。我们徘徊在期待和诉求之间。世界被塑造、被创造,充满了预设的运动。某种特定的模式左右着个体的发展。“自我”请求并渴望得到伸展,但目的并不是要去打破现有的一切条条框框,实际上,这些规则只要管好自己就好。但是,当外界的束缚过于紧迫的时候,我们需要一个庇护所、一条出路。于无穷尽中衍生出一个独立的生命,它不在乎说教式的劝告,找寻着属于自己的乐趣。这些乐趣左闪右避地隐藏在字里行间,自顾自地旋转着,近在咫尺。接受她的带领,将她握在手心。只要愿意,就可以跟随。若实在无暇,则尽管去忙。



He Jian 何健
Possibilismus: Ist die Suche nach einem Ausweg möglicherweise ein Irrweg? Dort ist ein Schild zum Notausgang, ein Glück. Ist dort ein Schild, wird man sich seiner Not gewahr oder sie stellt sich gar dadurch ein. Man fängt nicht an, die Not zu suchen, sondern den Ausgang aus ihr heraus. Eine Tür, mit mächtigem Sog zieht sie einen an, flugs hindurch, das wäre geschafft, weiter geht es, dort entlang, da ist das nächste Schild. Wir durchmessen die Räume, vermessen sie mit jedem Schritt, vermessen gehen wir auf die nächste Tür zu. Auf. Hindurch. Trepp auf, Trepp ab, noch voller Tatendrang, die Tat im Blick, alles andere wird nebensächlich. Nicht greifbar die Bedrohung hinter einem, doch sitzt sie einem im Nacken, man spürt sie doch. Oder etwa nicht? Lassen wir uns fangen von diesem Miniaturdasein im vielleicht sogar selbstgestrickten Labyrinth, ohnmächtig, undurchschaubar? Fühlt sich kafkaesk an? Gehen Sie ruhig weiter, bitte immer weiter …
可能性:对于出路的探寻过程是否可能反而误入歧途?那里有一个标明紧急出口的指示牌,多么幸运。这块指示牌能否使人意识到面临的困境?还是根本无所觉察?人们通常不会刻意寻找困境,而是突破困境的出口。具有强大吸力的一扇门,吸引着人们,穿过它,向前走,循着某种力量的指引,走到另一个牌子前。我们用每一个步伐测量着自身所在的空间,一边测量一边走到下一扇门前。往上攀爬,穿过去。上楼梯,下楼梯,仍然行动力满满,使命感驱使我们一路向前,目光坚定,其他的一切都不再重要。来自身后的威胁并不明确,但犹如芒刺在背,令人感受真切。或者不是这样?人们把自己囚禁在亲手编织的迷宫里,一个小小的模型里,无能为力,难以自拔?卡夫卡式的绝望?接着走吧,不论如何,请继续往前……


Hintergrund
Sicherheitszäune in BJ haben 2014 massiv zugenommen. Ständig gibt es neue vor jedermanns Haustür. Man fragte sich schon, ob man ein Zootier ist. Ob man inner- oder außerhalb der Gatter steckt. Dies war der Anlass, sich dem Thema Zäune anzunehmen.
Dann habe ich recherchiert, zunächst in westlichen Medien …
… nachdem ich mich durch seitenweise Angebote hauptsächlich aus Polen und Tschechien gearbeitet hatte, durch Zaunarten und etliche Dekoseiten;
… ging es um Landbefriedung, Bedeutung und Herkunft;
… um die Dualität des Zaunes.
Nach deutschem Ansatz ging ich anfangs davon aus, dass man Zäune generell niederreißen müsse. Und dabei ging es mir nicht um politische Motivation. Das sollte ich deutlich sagen. Mir ging es um die Schranken im Kopf – die natürlich auch politisch sein können. Mir ging es aber hauptsächlich darum, wie in China mit traditionellen Werten und der gesellschaftlichen Unterordnung umgegangen wird.
Der Begriff Sicherheit kann natürlich für alles herangezogen werden. Gerade da allerdings kommt ein Unwohlsein auf.
Doch der Dualität der Begrenzung kann auch ich mich nicht entziehen – über Intimität der Privatsphäre usw. bis zur Einschränkung. Der Gegensatz der erklärten und unerklärten Welt, das Definieren des Lebens: Davon kann man sich nicht lösen.
Nun gut. Nach etlichen Zäunen in Westmedien ging mir auf, dass Befriedung in China traditionell mit Mauern einherging. Da wo Zäune für das Auge durchlässig und beweglich, und auch Hecken noch weich sind, lassen Mauern keine Verbindung zwischen Innen und Außen zu. Also haben wir in China zunächst einmal Mauern statt Zäune. Die chinesische Mauer wie die Berliner Mauer.
Und Mauern sind darüber hinaus in China auch noch ziemlich hoch und konfuzianisch hierarchisch angelegt. Nach meinem Verständnis existieren psychologische, soziale und ideologische Zäune. Das habe ich alles hier gepostet: Über Zäune und hulans 护栏 (die Zeilen hier sind eine kurze Zusammenfassung der dort seitenlangen Ausführungen).
Dann aber wurde mir klar, dass es sich nicht um Befriedung handelt. Bei Straßenzäunen geht es um Personenführung und Massensteuerung. Ein Phänomen, dass im Westen nur in Ausnahmefällen notwendig erscheint. In Malls, in U-Bahnen, bei Massenveranstaltungen. In Duisburg zur Loveparade etwa. Damit war ich bei Massenbewältigung, Massendynamik gelandet. Wenn man das googelt, kommt man erst auf Propaganda, Geheimdienste, Überwachungsstaat, Scifi, neue Weltordnung, globale Bewusstseinskontrolle, Hypnose, Nationalsozialismus …
Dann kam ich endlich auf Massenpsychologie (Gustave Le Bon, 1895, Freud, 1921) und hauptsächlich auf detaillierte Fallstudien. Wobei man schon sagen kann, dass im Westen subtiler massengelenkt wird als in China. In U-Bahnhöfen etwa mit Anzeigetafeln und Werbung.
Jeder, der einmal in China war, wird festgestellt haben, dass die Bevölkerungsdichte etwas konzentrierter ist als im Westen. Weiterhin mag es einem ein wenig unaufgeräumter vorgekommen sein. Das haben wohl auch unsere Chefs dort so gesehen. Und im Zuge der Kultivierungskampagnen der Bevölkerung, natürlich auch zu unserer Sicherheit im Straßenverkehr, wurden Zäune aufgestellt. Alles andere als subtil. Erst ein paar, dann immer mehr, in meiner kleinen Straßen innerhalb des 2. Rings teilweise auf bis zu 4 Ebenen. Für Fußgänger, Fahrradfahrer, Autos. Jedem sein eigener Zaun. Da wird sich jemand eine goldene Nase verdienen. Entsprechend auch die goldene Version auf der Chang’anjie.
Ok, keine Befriedungszäune, keine Befriedungsmauern, dafür Massenlenkung. Ich dachte weiterhin wunderbar, mit dieser Omnipräsenz muss auch umgegangen werden. Ob man da nicht irgendwie auf die Barrikaden steigen kann. Mit künstlerischem Ansatz.
Ich suchte mir drei Künstler, die mir sehr gefallen, und erzählte ihnen stundenlang und mit ausgearbeiteten Mindmaps, was dieses Themenfeld alles zu bieten hat. Die Jungs machten sich ans Werk. Und ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, was da vor sich ging.
Im Endeffekt könnte man sagen, dass dank dieser Ausstellung meine persönlichen Zäune im Verständnis über China einmal wieder umgestürzt wurden. Zwar predige ich Westlern gegenüber ständig, dass in China zwischen den Zeilen agiert wird. Aber ein Revoluzzerwunsch-Gen scheint auch weiterhin in mir zu schlummern.
Was wir hier sehen hat nichts mit Zäuneumschmeißen im westlichen Verständnis zu tun. Dennoch habe ich diese Art des Herangehens, nachdem es mir bewusst wurde, auch so auf den Straßen Beijings entdeckt. Dort nämlich sehen wir regelmäßig Dellen und Verrückungen, Umgehungen und Nichtbeachten. Autos stehen auf Fahrradwegen, so dass Fahrradfahrer die Autowege benutzen müssen. Genauso regelmäßig werden die Zäune wieder gerade gerückt und neu gestrichen. Es ist ein Hin und Her.
Auch wenn viel darüber diskutiert wird, sind Gesetze und Maßnahmen in Deutschland meist fest, es wird sich meist dran gehalten, Missachtung zieht Folgen und Strafen nach sich. Auch in China existieren Gesetze, mindestens so viele wie in Deutschland, gerne auch prozentual auf Landesfläche und Bevölkerungszahl umgerechnet. China ist mindestens so bürokratisch wie Deutschland.
Doch Einhaltung und Ausführung sind eine andere. Sagen wir mal etwas willkürlicher. Angewendet, wenn es halt passt. Von staatlicher Seite aus. Das weiß das Volk und hat seinen eigenen Umgang damit. Es wird mehr gemauschelt, Hintertüren sind beliebt …
Entsprechend agieren die Arbeiten, die wir hier sehen, innerhalb äußerer Begrenzungen. Zhang Xinjun hat sogar einen eigenen Kokon erarbeitet. Eine eigene Welt innerhalb der äußeren. Zhai Liang nimmt die Traditionen um Wahrsagerei und Welterklärungen auf die Schippe. Dazwischen sagt er 88, die chinesische Social Media-Abkürzung für baibai (Byebye). Respekt zollend wird der Hut gezogen, macht, was ihr wollt, aber ich bin dann mal raus. He Jian scheint, vielleicht durch sein Studium im Ausland, auf der Suche nach einem Ausweg, doch dieser würde bei ihm nur im freien Fall existieren. Deshalb schwirrt er weiter durch seine eigenen Räume.
Siehe im Zuge dieses Artikels auch 关于这个话题也看: Über Zäune und hulans 护栏 und Out of the Fence in Beijing
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Donnerstag, 27. November 2014
Out of the Fence – Connected in Parallel 护栏——并联
youjia, 09:01h

Beijing: Opening on Nov-30 and artist talk on Dec-7!
北京:开幕式是11月30日,论坛是12月7日!
Exhibition 展览: 30-Nov-2014–7-Dec-2014
Opening 开幕式: 30-Nov-2014, 16:00
Artist talk 艺术论坛: 7-Dez-2014, 16:00
@ Black Sesame Space 芝麻空间
Heizhima Hutong 13, Dongcheng District, Beijing (West of Nanluo guxiang)
北京市东城区黑芝麻胡同13号(南锣鼓巷往西走)
With support of 赞助北京:Goethe-Institut (China) 歌德学院(中国).
Out of the Fence 护栏
In order to order population, fences are showing up massively on the streets and sideways of Beijing. It appears almost lunatic. Lunacy of constructing of structuring of regulating. Navigating the masses. Are we inside or outside the zoo gates?
Representing an enclosure of a piece of land in the West, fences in China regulate the masses and guide the people. Crowd coping seems only necessary in exceptional cases in the West – it is the daily card in China. Are fences restraints, borders, barriers? Do they offer security or seclusion or confrontation, are they possibly conquerable? How do we live inside them?
北京的街头巷尾,无论是人行道上还是马路上,到处竖立着分离和引导人群用的护栏!护栏从功能上等同于警示。警示有很多种,有建筑工地的警示、秩序警示以及对人群的控制。我们身在何处,是在动物园的栅栏以内还是以外呢?
西方的区域秩序的维护到了中国变成了对人群的引导和控制。在西方,通常只用于特殊场合的一种对群众的控制,到了中国,变成了家常便饭。护栏、强制和界限意味着障碍吗?护栏、强制和界限会给我们带来安全吗、还是会导致隔绝甚至是反抗?人们可以克服护栏吗?我们怎么生活在充满护栏的一个世界里?
Connected in Parallel 并联
How do we find, create and use the personal space inside the given and limited aisles? Our three artists are guided by all kind of fences on their ways, but they are also connected by fences and at the same time divided – connected in parallel. Inside these fences, they have their personal on and off buttons, with which they can switch and witch how they like. In this exhibition they are showing us their own paths …
这里涉及到的问题是,在业已存在并标明的路径中创造属于个人的自由空间并让它为自己服务。三位参展艺术家分别走着自己的路,这些路被充满各种可能性的护栏引导着伸向远方,他们三人彼此由护栏联系在一起,却又同时处于分离的状态。在这些围栏的范围内,他们依靠自己的开关,主动地决定自己与外部世界建立或中止联系。
And this is how it looked 展览是这样:



Zhang Xinjun 张新军:

Zhai Liang 翟倞:


He Jian 何健:


Thank you guys! 谢谢你们仨!

We went to a bar after the opening to celebrate … and happened to stumble on this – fences everywhere:
我们开幕之后去了一个酒吧……而碰到这个——那里都有护栏:

Also view for this topic 关于这个话题也看: Über Zäune und hulans 护栏.
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