Dienstag, 24. Oktober 2023
Beijing im Herbst 2023
Vier ewig erscheinende Jahre ist es nun her, dass ich nicht in China war – seit Oktober 2019. Seit meinem ersten Aufenthalt im Jahr 2000 war ich nie so lange nicht vor Ort. Ende 2022 hob die Regierung endlich und unvorhersehbar plötzlich alle Corona-Einschränkungen auf, seit Sommer 2023 verkehren wieder regelmäßig Flüge und sind entsprechend bezahlbar. Da der Herbst die schönste Zeit in Beijing ist, packte ich aufgeregt meine Koffer und sitze nun nach dreieinhalb Wochen meine Eindrücke sortierend vor diesem Blogpost.



Es ist still geworden in der Hauptstadt. Das merkte ich insbesondere an einem meiner letzten Tage auf einer Dachterrasse in der Nähe des Trommelturms. Ich saß unter ersten gelben Blättern in der Sonne – Smog scheint eine ferne Erinnerung zu sein – und blickte auf das Gewusel in der Gulou dong dajie. Wie sonst trubelten Fahrzeuge und Volk vor sich hin, aber ich hörte nur ganz gelegentlich ein Hupen, ich hörte Vögel, leichtes Blätterrauschen, Stimmengewirr, aber keinen Straßenverkehr. Einmal röhrte ein Motorrad vorbei und schreckte den Nachmittag auf, alle anderen Busse, Autos, Roller waren elektronisch unterwegs. Was ein Segen.


Die neue Station Beixinqiao mit Linie 5 und Anbindung an den Flughafen.

Doch auch der nächste Schritt, weg vom Individualverkehr, wird mit Vehemenz vorangetrieben. Allein in Beijing gibt es drei neue Schnellbahnhöfe (Chaoyang, Qinghe und Fengtai), insgesamt sieben, und selbst vom alten Bahnhof Beijingzhan im Zentrum fahren nun Schnellzüge. Dazu verzweigen sich inzwischen 25 Bahnlinien durch die Stadt, weitere sind im Bau. Ein Phänomen, das vorher schon existierte, mir aber jetzt erst bewusst wurde, weil in Europa zumindest versucht wird, in dieser Richtung etwas zu unternehmen, ist die fehlende Barrierefreiheit. Insbesondere der Wechsel von und zu den alten U-Bahnlinien 1 und 2 erfordert teilweise kilometerlange Wege und ständiges Treppensteigen. Es gibt zahlreiche Rolltreppen, aber auch bei den neuen Zugängen muss man immer wieder Stufen überwinden. Entsprechend ist kaum jemand mit Koffern oder Kinderwagen unterwegs, geschweige denn im Rollstuhl – und Stufen sind nur die mir offensichtlichen Barrieren. Eine Freundin erzählte, dass ihre 80-jährige Mutter aufgrund von Hüftproblemen so gut wie nie ihren Compound verlasse.



Stattdessen gibt es unterschiedlich heruntergekühlte Waggons. Begeistert war ich aber von den Anzeigen in den neueren Metros. Auch stehen hier gar Fahrstühle und Rolltreppen eingezeichnet, es gibt sie also wenigstens teilweise. Besonders hilfreich finde ich persönlich jedoch die Positionierung, wo ich bin und wo sich welcher Ausgang befindet. Noch besser fände ich es von den Gaode- und Tencent-Kartenapps (liebe Entwickler·innen), wenn sie mir anzeigten, wo ich am besten einsteige, um zu meinem Ausgang zu gelangen, doch das wird bestimmt nicht mehr lange dauern.


Linie 5, Station Tiantan dongmen, auf dem Weg zum Elektronikmarkt.

Eine bereits vollzogene Einrichtung in den Kartenapps ist, dass jetzt auch die Ankunft der Busse in Realzeit angezeigt wird, so wie zuvor schon in den Taxiapps:


Nebenbei: s. „5G“ oben rechts …

Da wird gerade beim Verkehr sind: Einige Brücken wurden zu regelrechten Straßen für E-Roller umfunktioniert – oder umgenutzt? Denn nett ist der Verweis, dass hier Autos verboten sind. Doch noch viel netter, dass zwar angeschrieben steht, man solle absteigen, aber da sich sowieso niemand dran hält, gibt es gleich Fahrspuren:


Unter dem blauen Schild zum Schieben des Rades die Ansage: 非机动车推行, für nicht-motorisierte Fahrzeuge.

Jemand berichtete mir stolz von einer(!) neuen Fahrradstrecke in Zhongguancun, da ist definitiv noch Luft nach oben. Aber vergesst nicht den Zweiten Ring mit seinem 33km langen Radweg auf dem fulu, der Nebenstraße.

Bevor ich mich jedoch weiter bewegen konnte, war einiges zu erledigen. Nachdem ich meine beiden Koffer in Dongzhimen aus der Flughafenbahn gerollt und gefühlt Tausende Treppenstufen hoch- und runtergewuchtet hatte, war ich nämlich nur körperlich angekommen. Da meine U-Bahnkarte längst deaktiviert war, konnte ich froh sein, dass man am Flughafen für die Fahrt noch Bargeld annahm. Denn um wirklich anzukommen, brauchte ich zunächst Zugriff auf mein altes Bankkonto, dann musste ich mir eine neue Handynummer freischalten lassen und digital werden. Ein Freund lachte: Du hast ja noch ein Portemonnaie!



China war vor vier Jahren bereits Äonen digitaler als, naja, als Deutschland sowieso. Seit Corona allerdings, währenddessen man zum Betreten jedes noch so kleinen Kiosks die Gesundheitsapp mit grünem Good to go vorzeigen musste, ist alles digital und jede·r muss mitmachen. Niemand nutzt mehr die U-Bahnkarte, eine EC- oder Kreditkarte, es läuft alles über das Handy. Nach der Reaktivierung meiner U-Bahnkarte (es waren noch 80 Kuai drauf und ich noch nicht wieder digital liquide), habe ich sie mir hinten ins Handy gesteckt, um nicht so altbacken aufzufallen. Problematisch wird es, wenn man sich für einige Apps nur mit chinesischer ID-Karte, nicht mit ausländischem Reisepass registrieren kann. Das fällt jedoch wohl unter Marginalien, denn, eine weitere, sehr offensichtliche Veränderung ist, dass man kaum noch Ausländer·innen sieht, selbst im Botschaftsviertel nur eine verschwindend kleine Anzahl.

2023 sollen 90% weniger Tourist·innen als 2019 nach China gekommen sein, s. 热点新闻: 游客降九成 外国人为什么不来中国旅游了?, vom 15.10.2023 (mit Dank für die Weiterleitung an Yingxin).

Vieles andere muss aber funktionieren, Bahnapps, Taxiapps, jegliche Bezahlfunktion, ob über WeChat oder Ali Pay. In den meisten Restaurant sind die Menüs nur noch per QR-Kode einsehbar, wo man dann auch gleich bestellen und bezahlen muss. „Alle ablehnen“, „Nur notwendige Cookies erlauben“? Das gibt es hier nicht, entweder man klickt „同意“, zustimmen, oder man ist nicht dabei. Man traut sich nicht einmal mehr, einen kleinen Löffel im Restaurant mitgehen zu lassen, weil alle deine Daten haben oder haben könnten. Ich habs probiert und den Löffel aus Nackenkriechschmerzen beim nächsten Besuch heimlich zurückgelegt. Jedenfalls sieht man all überall Aufladestationen. Nachdem man sich dort eingescannt hat, kann man eine Power Bank aus einem der Fächer ziehen und für die Zeit des Besuchs einer Ausstellung, eines Einkaufs oder auch von nur ein paar Warteminuten den eigenen Akku betanken. Schließlich halten die meisten Handys bei dieser Dauerbeanspruchung nur mehr einen halben Tag. Das German Center hat betreffende Leitfäden herausgegeben, o. J.: Digitales China I, Digitales China II.







Strom als neues Gold? Dafür ist er hier wie bisher zu billig. Wenigstens scheint an kleinen Schräubchen dem leider weiter überbordenden Verpackungsmüll begegnet zu werden und man sieht an zahlreichen Orten alle möglichen Nachfüllstationen:





Haben die Mülleimer in den Hutongs dazu inzwischen Griffe an Seilwinden? Sie funktionieren scheinbar weiterhin nicht über Retinascan, sollen aber bestimmt zur Abfalltrennung animieren oder vielleicht Fitnessübungen simulieren:



Hier noch ein schönes Exemplar aus einem Compound:




Können wir uns jetzt endlich Kunst ansehen?

Um einen Moment Geduld möchte ich noch bitten (oder einfach runterscrollen), denn auch den Kunstorten kann ich mich zunächst nur formal nähern, auch hier gibt es einschneidende Veränderungen.


Caochangdi 草场地

Das Kunstviertel Caochangdi stand bereits vor etlichen Jahren und immer wieder unter Abrissdrohungen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich die meisten Galerien anderweitig orientiert haben. Doch noch 2019 war es für mich selbstverständlich, bei White Space, ShanghArt, One Way, Taikang, Ink Studio, Telescope, Meile, Egg, Hua, bei Ying (颖), Ying (应) usw. vorbeizuschauen.

Ein ganz paar Galerien halten durch, wie lange, bleibt fraglich. Leider lohnt es sich kaum mehr, nach Caochangdi rauszufahren. Ich war allerdings während der Oktoberferien dort und habe das meiste entsprechend nur von außen betrachtet. Erstaunlich war für mich allerdings – im Nachhinein betrachtet: erstaunlich selbstverständlich, dass hier trotzdem weiter quirliges Leben herrscht. Der Abriss ist (bislang) ausgeblieben und die Dorfbewohner haben viele Orte übernommen, überall hängen etwa Anzeigen zur Wohnungsvermietung:



Traurig bin ich dennoch über die verschwundenen Kunsträume. Den Red Bricks 红一号院 ist als Galerie scheinbar einzig das Ink Studio 墨斋 geblieben.

Siehe für die Entwicklung von Caochangdi Luo Ying 罗颖: 草场地的进与退, in: Hi艺术, vom 26.10.2023 (mit Dank an Brian für die Weiterleitung). S. dort insbesondere die interessanten Grafiken, von 40 Galerien agierten aktuell 8, wobei ShanghArt noch dazugerechnet wird. Demnach sollen in den Red Bricks neben Ink Space auch Ying Gallery 应空间 und 305 Space 穹究堂 geöffnet haben.


Ink Studio 墨斋画廊 zeigte Grand Synthesis 集大成,得卓然: The Exraordinary Flower-Landscapes of Peng Kanglong 彭康隆的花卉山水, 16.9.–22.10.2023.

Bereits zuvor waren Showräume für Design in die Nachbarschaft gezogen, inzwischen haben sie sie übernommen, jetzt hauptsächlich für Möbel. Nun gibt es hier Niederlassungen, die sich beispielsweise Emotional World nennen.

So ist auch auf dem Gelände von ehemals Urs Meile jetzt das Yuan Museum angesiedelt, das sich als 艺术与设计博物馆, als Kunst- und Designmuseum versteht:


Eingangsbereich Yuan Museum, es lief von Ou Tingzhu & Chen Huanping 区廷柱 陈焕萍: Hints and Fragments 喑示和碎片, 3.–31.10.2023.


Taikang Space 泰康空间 hat geschlossen und mittlerweile das über lange Jahre angekündigte Museum nun im CBD (Central Business District) eröffnet, dazu unten mehr.


An der Tür der ShanghArt Gallery 香格纳画廊 flattert ein verwaschener Zettel, seit 1.7. werde renoviert. Hier scheint eine ganze Weile niemand vorbeigeschaut zu haben. Online liest man von einer vorübergehenden Schließung 1.7.–31.10.2023; andere erzählen, die Galerie kümmere sich momentan insbesondere um ihr Space in Singapur.


White Space 空白空间 zeigte ihre letzte Ausstellung in Caochangdi im Sommer 2023. Mit einer Handvoll Galerien ist sie inzwischen nach Shunyi nahe Flughafen in den dortigen Freihafen (Freeport 自由港) gezogen. Es handelt sich bei Freihafenkonstruktionen um Areale der Steuer- und Zollfreiheit, solange die Waren den Ort nicht verlassen. Normalerweise werden Freeports als Lagerstätten für Kulturgüter verwendet. Neue Adresse: 北京市顺义区金航东路3号院17号楼1层(天竺综合保税区).

Noch da sind – wenn auch Anfang Oktober geschlossen:


Egg Gallery | EGG画廊, sie zeigte die Gruppenausstellung Graphic Poems 图形诗, 26.8.–8.10.2023.


Die Three Shadows Gallery 三影堂 existiert noch, inzwischen mit 60 RMB Eintritt.

Und weiter die Gasse runter, am Ende rechts, hat Zhang Tao 张涛 das CAAW 艺术文件仓库 (China Art Archives and Warehouse) übernommen und betreibt es unter dem Namen Art Granary 艺术粮库 als Galerie, hier und geöffnet mit der Ausstellung von Ga Rang 嘎让: Thus 如是, 1.10.–11.11.2023.


Ga Rang 嘎让: O. A.


Ebd., Detail.

Diese Darstellung am Eingang des Kreativparks 醉库国际文化创意园 von Caochangdi ist vermutlich spielerisch für Kids gemeint, hinterlässt gerade momentan aber kein gutes Gefühl:



Drinnen lässt es sich jedoch weiterhin sehr gut aushalten:


Und dass auch hier niemand Krieg mit Taiwan will, sollte eigentlich nicht erwähnt werden müssen, dem Westen gegenüber vielleicht aber schon.


Heiqiao 黑桥

Bereits im Eck, wollte ich mir das ehemalige Künstler·innendorf Heiqiao ansehen, wo ich so viel Zeit verbracht habe … am einst toxischen Bachlauf mit giftigem Grundwasser in verwesender Luft, weil die Anwohner·innen Müll zur Kupfergewinnung an den Straßenrändern verbrannten. Wer in diesen Jahren frisch in Beijing ankommt, wird nicht glauben, was hier einmal los war. Nach dem Abrisssommer 2017 dachten wir, hier würde wie vielerorts eine Immobilienstadt hochgezogen werden. Entstanden ist ein riesiger Park, egal, ob nun von 68 Hektar (Landscape Institute) oder 138 Hektar (Baike) die Rede ist. Auf Baike steht, der Park sei als Teil von Beijings „zweiter Grünbarriere 二道绿隔“ angelegt worden, mit Zehntausenden von Bäumen und Sträuchern sowie einer Seenplatte mit Feuchtgebieten, ökologisch und landschaftsplanerisch scheinbar wohl durchdacht. Es ist tatsächlich schön geworden. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich das Jetzt und gleichzeitig das Einst glauben kann. Von den damaligen Kunstorten habe ich keinen wiedergefunden, auch wenn ein Bekannter meinte, dass dieser oder jener See einst der kleine Teich in der früheren Gasse Erdao bahao 二道八号 gewesen sein soll.






Eine ehemalige Freilichtbühne. Ich kannte sie vorher nicht.


Ist das nicht das Gebäude des alten Poloclubs nahe beim ebenfalls ehemaligen, wenn auch noch nicht abgerissenen Künstler·innenviertel Huantie hinterm Filmmuseum?


Diesen staksigen Quacksalbern mit lauthals herrischer Stimme will man eigentlich nur und also der Intention entgegen über den Rasen hinweg ausweichen. Denn sobald man auf dem vorgesehenen Weg ihren sensorischen Radius betritt, wird man zu kultiviertem Verhalten in diesem doch sonst so schönen Fleckchen Erde aufgefordert. Da ist es wieder, das China-Phänomen: Wenn die Entscheidungsträger·innen zur Regulierung offensichtlichen Blödsinn ersinnen, sucht sich das Volk eigene Wege, hier einen Trampelpfad durch die Bäume.


Am Nordtor findet sich die „Chronik des Heiqiao Parks 黑桥公园记“. Das Künstler·innendorf ist mit keinem Zeichen erwähnt.


Luomahu 罗马湖

Auch aus dem Künstler·innenviertel Luomahu in Shunyi, westlich vom Flughafen und näher am 6. als am 5. Ring, in das viele von Heiqiao aus umsiedelten, waren noch vor Corona die meisten wieder weitergezogen, gut zweihundert Künstler·innen. An der einen Seite des Sees war damals schon, ist inzwischen eine noch dichtere Restaurantlandschaft erwachsen.



Als mir ein Flyer für eine Ausstellung in Luomahu unter die Augen kam, wollte ich mir natürlich ansehen, was hier noch los ist. Vielleicht zwanzig Künstler·innen wohnen weiterhin in der Umgebung, in Häusern, nicht mehr in großen Studios, insofern mit kleineren Formaten. Das Space nennt sich BRC, Adresse: 顺义区后沙峪镇罗马湖罗东路28号.

Hier ein paar Impressionen, o. A.:




Ebd., an der Fassade.




Ebd.












Ebd., mit Kunstrasen.

Die Leinen angelten sich die auf Wänden und an Hausrändern verteilten, bunt bemalten Steine und verbanden damit die einzelnen Werke:








An unabhängigen Kunstorten scheint es in Beijing kaum noch welche zu geben. Selbst die Gao Brothers 高氏兄弟 sind nicht mehr im 798. Bleibt zu hoffen, dass sich das mit der Öffnung und in den kommenden Jahren wieder ändert.


Kunstviertel 798 | 798艺术区



Selbst die Kanaldeckel sind mittlerweile im Corporate Design, und es gibt eine eigene Müllabfuhr sowie autonom fahrende Snackmobile.





Eine Freundin meinte leicht nostalgisch, unschlüssig, ob angetan oder wehmütig, hier sei jetzt alles so sauber: „Es riecht nicht mehr wie vorher nach Fabrik.“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals Fabrikgeruch im 798 wahrgenommen habe, aber der Staub, der sonst durch die Schluchten zog, wird jetzt von Bäumen aufgesogen. Was mir tendenziell lieber ist. Auch die Verkehrsberuhigung kann ich nur befürworten. Allerdings ist es insgesamt wirklich etwas zu aufgeräumt.







Ansonsten ist es hier noch einmal sehr viel kommerzieller geworden, die Galerien schotten sich mit noch einmal erhöhten Eintrittspreisen weiter ab, und ein merkwürdiger Trend hat Einzug erhalten: Zahlreiche Galerien sind nicht mehr als solche einsehbar, man muss wissen, wo sie sind, um die Kunst zu Gesicht zu bekommen.

Galerien

Tang Contemporary 当代唐人 zeigte im Space 1 | 第一空间 von Yang Baodu 杨伯都: In the Court 在圆室, kuratiert von Cui Cancan 崔灿灿, 28.9.–29.10.2023.


Installationsansicht 展场.


Henri Matisse 亨利·马蒂斯. 40x30cm, acrylic on canvas, 2023.
Das mochte ich, wie allgemein den Auftritt, hauptsächlich aus formalen Gründen, weil es in die Wand eingelassen war.


Ebd., Detail.


Installationsansicht 展场.


In the Museum – In the Court b 11: 01 | 在美术馆-圆室b 11:01. 189,5x107cm, oil on canvas, 2023.


In the Museum AL 5: 04 | 在美术馆 AL 5:04. 18x28cm, oil on wooden board, 2023.

Im Tang Space 2 | 唐人第二空间 lief von Chun Kwang Young 全光荣: The Dimension of Threshold 阈限之维, kuratiert von Feng Boyi 冯博一, 28.9.–29.10.2023.


Aggregation21–DE188 | 聚合21–DE188. 175x145cm, mixed media with Korean mulberry paper, 2021.


Ebd., Detail.


Aggregation03–BJ001 | 聚合03–BJ001. Ø 310cm, mixed media with Korean mulberry paper, 2003.

Galleria Continua 常青画廊 zeigte von Hans Op de Beeck 汉斯·欧普·德·贝克: Vanishing 消失, 26.5.–22.10.2023 – dessen Arbeiten meiner Meinung nach besser als Konstruktionen gesamter Räume funktionieren, so sein „The Collector’s House“ auf der Art Basel 2016 – im 798 diese Arbeiten:


Celeste (Smoking) 西莱斯特(吸烟). 167x40x40cm, sculpture, wood, polyester, coating, 2020.


Happy Birthday 生日快乐. 105x225x105cm, sculpture, wood, steel, polyamide, polyester, coating, 2020.


Vanishing Point 灭点. Animated film, o. A.


The Conversation 交谈. 149x81x83cm, sculpture, wood, polyester, coating, 2019.


Wild Ocean and Stars 怒海与星河. 118x147x3,6cm, painting, black-and-white watercolour on Arches paper in wooden frame, 2023.


Seascape 海景. 101x122x7,5cm, sculpture, polyester, metal, coating, 2022.


Stargazing 观星. 199,5x146,5x146,5cm, sculpture, wood, polyester, epoxy, resin, polyamide, steel, fibreglass, coating, 2020.

Long March Space 长征空间 zeigte von Chen Chieh-jen 陈界仁: Detoxify Illusion with Māyā 以幻解幻, 5.8.–22.10.2023. Der Raum war, entgegen dem Eindruck der Langzeitbelichtung auf dem Foto, so dunkel, dass man die Hand nicht vor Augen sah. Ich finde den Ansatz partiell ausgeschalteter Sinne prinzipiell ganz gut, aber hier gefiel mir nur der Ausstellungstitel, ansonsten stand ich vor einem Mann im Regen
konnte mich nicht auf ihn einlassen:


In a World Losing Multiple Worlds I / II | 在没有世界的世界中 I / II. Videoinstallation, 6K transcoded to 1080p, b/w, single-channel, sound, 2’38” / 4’08’’, 2022.


Sechs Dokumente.

Magician Space 魔金石空间 hat mit Li Li 李逦 eine neue Direktorin. Sie zeigte die malerische Weiterentwicklung von Shi Guowei 史国威: 2021–2023, 16.9.–21.10.2023 (mir gefielen seine 2019 ausgestellten Arbeiten besser):


Scene A&B | 场景A&B. 130x171cm, C-print, colour ink, 2023.


(Links 左:) Wall 2022 | 墙 2022. 150x150cm, painting on photograph, 2022.
(Rechts 右:) Wall 2023 | 墙 2023. 150x154cm, C-print, colour ink, 2023.


Wool 羊毛. 180x198cm, C-print, colour ink, 2021.

Galerie Urs Meile 麦勒画廊 zeigte erneut Wang Xingwei 王兴伟: Love Expert 恋爱砖家, 24.8.–29.10.2023:


A Sunday Afternoon in the Youth Park (3D photo card) 青年公园的星期天下午(立体画). 50x98cm, 3D photo card, 2009.
Da mit 3D-Effekt, seitlich fotografiert.


Passionate Love 热恋. 240x200cm, oil on canvas, 2022.


Oedipus and the Sphinx (Proposal 1993) 俄狄浦斯和斯芬克斯(求婚1993). 240x200cm, oil on canvas, 2021.

Unten an der Treppe zur HdM Gallery befand sich dieser Zettel, auf dem Rückweg war er verschwunden – die einzige kleine Rebellion außerhalb von Bildwelten, der ich gewahr wurde:


„我们实体还活吗?!我卖的很贵吗?!!!/ 我好话说前头了。你还搜我直接怼!“ Etwa: Leben wir Substanzen noch?! Verkaufe ich so teuer?!!! Weil ich so nett bin, sage ich es erneut: Während du noch suchst, bin ich direkt dagegen!

Bei HdM 和维画廊 sehe ich eigentlich immer vorbei, auch wenn die Auswahl meinem Geschmack meist ebenfalls nicht entspricht. Gezeigt wurde von Fan Jing 范婧: As You Like It 皆大欢喜, 23.9.–28.10.2023:

Death of the Swan 天鹅之死. 150x100cm, oil on canvas, 2023.

(Links 左:) Group Exercise 团体运动. 112x180cm, oil on canvas, 2023.
(Rechts 右:) Group Exercise 2 | 团体运动2. 112x180cm, oil on canvas, 2023.


Housewife 主妇. 50x40cm, oil on wood board, 2023.

Tokyo Gallery 东京画廊 zeigte die Gruppenshow Part of Neo-Mōrōism Exhibition Series: Field 新朦胧主义系列展 :场, 16.9.–21.10.2023. Es handelt sich um die zwölfte „Neo-Mōrōism“-Ausstellung seit 2013. Der Begriff entstamme den japanischen Nebelbildern von Anfang des 20. Jahrhunderts, und die Galerie suche mit dieser Reihe in Ausstellungen und akademischen Symposien „an oriental texture that combines humanity, divinity and nature“:


Ye Jianqing 叶剑青: 江边. 70x240cm, oil on canvas, 2014.


Zhu Jianzhong 朱建忠: 拂风. 280x200cm, ink on paper, 2023.


Tian Wei 田卫: 叹. 360x145cm, watercolour on Xuan-paper, 2022.


Jiang Feimo 蒋非默: 默照 - 离微. 200x100cm, ink on canvas, 2022.

In der Space Station 空间站 lief von Lin Haizhong 林海钟: Notes on Brushwork 笔法记, 2.9.–29.10.2023:


The Honggu Mountains 洪谷神征图. 445x340cm, ink on paper, 2023.

Platform China 站台中国 zeigte von Gong Jian 龚剑: Burning Life 沸腾的生活, 16.9.–22.10.2023, ziemlich plakativ, aber nicht uninteressant:


Goodbye Earth No. 2 | 再见地球 NO.2. 230x170cm, acrylic on canvas, 2023.


Goodbye Earth No. 3 | 再见地球 NO.3. 160x118cm, acrylic on canvas, 2023.


Dance: The Fool Removes the Mountains No. 2 | 舞蹈——愚公移山 NO.2. 200x250cm, acrylic on canvas, 2021.


Bedtime Story No. 2 | 睡前故事 NO.2. 230x107cm, acrylic on canvas, 2023.


Cash Cow 摇钱树. 72x55cm, acrylic on canvas, 2023.


The Spinning Wheels and Carpets 纺车和地毯. 230x170cm, acrylic on canvas.


Iran 1979 No. 2: Mohammad Mossadegh | 伊郎1979 NO. 2: Mohammad Mossadegh. 45x35cm, acrylic on canvas, 2019.


O. A.


Modernity 现代性. 190x138cm, acrylic on canvas, 2021.

Das Soka Art Center 索卡艺术中心 zeigte von Yang Xun 杨勋: Roaming in Illusion 潋滟玲珑, 16.9.–21.10.2023:


Bones od Clouds No. 1 | 庆云骨 NO.1. 200x150cm, oil on canvas, 2021–22.


Splendid Spindrift No. 1 | 锦浪 NO.1. 200x150cm, oil on canvas, 2021–23.

Red Gate 红门画廊 zeigte mit Early Work in the Collection of Brian Wallace 布朗·华莱⼠的早期收藏: Red Hot – Red Gate: Collecting from 2000 to 2009 | 火红红火:藏于千禧年代, 27.9.–26.10.2023:


Installationsansicht 展场.
(Mitte 中:) Li Xiaofeng 李晓峰: Beijing Memory No. 5 | 北京记忆之五. 110x70x65cm, Qing period shards, 2009.


Lan Jinghua 蓝京华: Brick Series 画像砖系列. 24x11,5x5,5cm, ancient black brick, 2008.

Hive 蜂巢 zeigte zum einen von Aya Ito 伊藤彩: Magic Spittle 魔法垂涎, kuratiert von Zhao Xiaodan 赵小丹, 16.9.–24.10.2023:


The Hole 穴. 157x230cm x4, oil on canvas, 2015.


Be (Bread) D – Man 床侠 / 面包人. 181,8x227,3cm, oil on canvas, 2023.


Niko Not Here or There? 尼克不知身在何方?145,5x112cm, oil on canvas, 2023.

Außerdem lief bei Hive die Gruppenausstellung Polyreality 聚合宇宙, kuratiert von Saša Bogojev, 16.9.–24.10.2023:


Matthew Hansel: The Beach 沙滩. 81,3x101,6cm, oil and flashe paint on canvas, 2023.


Sainer: Gardening 造园. 160x180cm, acrylic on canvas, 2023.


Tat Ito 伊万希尔 (alle 全部): 33,5x24,2x3,4cm, acrylic gouache, gold leaf on paper mounted on panel, 2023.
(Links 左:) Performing Reality 演绎现实.
(Mitte 中:) Villa 庄园.
(Rechts 右:) UEUP.


Martyn Cross: (Links 左:) Big Face 1 巨像1. 150x120cm, acrylic on linen, 2023.
(Rechts 右:) Face Sculpture 3 | 面部雕塑3. 40x32cm, acrylic on linen, 2023.


Stipan Tadic: 4 Ads in the Subway 地铁中的四件画报. 50x40cm, oil on canvas, 2021.
Mit QR-Kode daneben zu einem Clip von 20 Sekunden und den animierten 4 Ads in the Subway.


Fan Jing 范婧: Fool’s Game 愚人游戏. 180x110cm, oil on canvas, 2023.
S. zu Fan Jing hier im Post: HdM.


Joke Derycke: Konijn met pruimen – Rabbit with Prunes 梅子与兔. 140x190cm, oilpaint, acrylics, charcoal, graphite, pastel on canvas, 2018–22.


Stefano Perrone: Dinamiche di coppia. 121x101cm, oil on canvas, 2023.


Luke Agada: Everywhere In-between 介于两者间的每一寸. 137x122cm, oil on canvas, 2023.

Das Zero Art Center 零艺术中心 zeigte in der Reihe Zero Femine Art+ | Zero女性艺术+ die Gruppenausstellung Nest Planning 倾巢计划, 1.10.–5.11.2023:


Installationsansicht 展场.
(Vorne 前:) Lin Yi 林仪: 毛毛、酥酥、微微、晃晃. Dimensions variable, zip tie, stone, 2023.


Dies.: 刺头儿. 30x30x20cm, zip tie, nylon, 2023.


Liu Minghui 刘明慧: A4-100次曲·伸. 21x29,7cm, 纸、绣绷装置可敲打,触摸,可折叠100次, 2015.


Tian He 田禾: 水NO.4. 50x45x11cm x3, resin colouring, 2017.


Gao Xianxing 杲先行: . 25x25x15cm, 陶瓷、往复电机、钉子, 2023.


Yue Yanna 岳艳娜: 时间系列作品之西西弗斯. 40x58x38cm, mixed material, 2022.


Dies.: 时间系列作品之沙漏. 40x58x38cm, mixed material, 2022.

Leider geschlossen hatten u. a.: Beijing Commune 北京公社, die letzte Ausstellung lief bis Mitte September 2023; und N3 Contemporary 三遠, es lief von Dong Dawei: Fractals 分形, 20.9.–3.11.2023; sowie Spurs Gallery 马刺画廊, ehemals Boers-Li 博而励画廊, mit der Gruppenshow der Yale MFA Painting and Printmaking Class of 2023 耶鲁大学2023届绘画暨版画艺术硕士作品展: A Breath on the Glass 暖息, 1.9.–8.10.2023.

Neue Galerien

inner flow, laut Selbstdarstellung eine 2021 gegründete „Contemporary Art Development and Promotion Platform fully owned by POP MART | 是POP MART旗下的青年当代艺术运营机构“, präsentiert sich auf der Website der Plattform mit zahlreichen niedlichen Keramikfiguren. Als Ausstellungen werden dort vor allem temporäre Räume angepriesen, mit Firmensitz in Wangjing. Einiges an Kitsch wird auch in der inner flow Gallery (Weibo-Link) an der gegenüberliegenden Ecke des ehemaligen Parkplatzes vom 798 Auktionshaus gezeigt, 798 East Street D0805 | 798东街D0805, aber nicht nur. Hier lief die Gruppenausstellung: Brand New 崭新的, 27.9.–29.10.2023:


Jiang Xiaoyu 蒋小余: Banana 香蕉. 80x60cm, acrylic on canvas, 2021.


Ders. (links 左): Boxing Triptych – Attacking Boxer 拳王三联画——进攻的拳王. 200x183cm, acrylic on canvas, 2020.
(Rechts 右:) Boxing Triptych – Boxer in Defense 拳王三联画——防守的拳王. 200x183cm, acrylic on canvas, 2020.


Su Hang 苏航: Cloud and Mist 云雾. 200x220cm, oil on canvas, 2023.


Wang Xuehai 王雪海: (Links 右:) Knot #3 | 结#3. 120x160cm, acrylic on canvas, 2023.
(Rechts 左:) Ginseng, Impulse and Fall 人参,冲动与坠落. 100x120cm, oil on canvas, 2023.

Santo Hall 仚東堂, 2023 eröffnet, südlich von Meile, zeigte von Bu Yunjun 卜云军: The Elephant in the Room 大象, kuratiert von Fiona He 贺潇, 28.9.–5.11.2023:


Untitled 无题. 121x150cm, spray paint, edition 5+1AP, 2014.


Untitled No. 3 | 无题No.3. 150x250, oil stick on paper, 2021.


Untitled 无题. 50x37,5cm, spray paint, edition 3+1AP, 2018.


Untitled 无题. 150x111cm, spray paint, edition 5+1AP, 2019.

One Gallery 一艺术中心, in der 706 North 1st Street | 706北一街, zeigte als Eröffnungsausstellung die des Galeriebesitzers Qiao Zhenyi 乔振一: The Density of Confusion 惑之密度, kuratiert von Du Xiyun 杜曦云, 29.9.–28.10.2023:


Installationsansicht 展场.


Entropy 熵. Detail, dimensions variable, drills, 2022.


Tug of War 拔河. 120x300x70cm, stainless steel, 2023.


Emptiness 空. 500x50x30cm, hooks, iron chains, 2022.

Früher XC.HuA Gallery, jetzt Hua International 户尔空间 ist von Caochangdi ins 798 gezogen, in die 798 East Street | 798东街 nördlich von Magician. Hua zeigte von Alfredo Aceto und Jenkin van Zyl: A Curtain, that Is a Room on Uranus 一帘帷幕,即是天王星上的一间房间, 23.9.–21.10.2023:


(Links 左:) Jenkin van Zyl: Palace of Wasted Footsteps 徒劳脚步的宫殿. Inflator, blow fan, 3 editions, 2023.
(Rechts 右:) Alfredo Aceto: Egg Man 蛋人. 315x150cm x11, 3 editions, 2023.


Jenkin van Zyl: Curtain Call 谢幕. Filmstill, 4K video, colour, single-channel, stereo sound, 6’12’’, 2020.

Die neu eröffnete Galerie Simulacra, 798 Middle 2nd Street | 798中二街, zeigte von Wu Linghao 吴凌昊: Hinterland @ Through Stomach Surgery¿¿Table Dipped in Soaked //// Blue 辛特兰@穿过胃部手术¿¿台浸泡着////蓝色, 16.9.–8.10.2023:


Installationsansicht 展场.


Operation Table. 180x200cm, oil on canvas, 2023.



Eine große Neuheit im 798: Man muss wissen, wo es hingeht. Wie in diesem Beispiel von Simulacra haben einige Galerien damit begonnen, nicht einmal mehr einen Ausstellungshinweis von außen anzubringen. Hier ist sogar nur der Galeriename unten auf dem Boden vor der Tür eingraviert.


Stemmt man die schwarze Stahltür zu Simulacra auf, scannt man sich Eintrittspreise und Broschüre.

Über die Urban Mirage (UM) Gallery findet man nicht viel. Laut Selbstdarstellung auf WeChat (ID: UM 城市蜃楼) soll es sich um eine Berliner Galerie handeln, die zur Terracons Gruppe (eine Energieberatungs-GmbH in Oberhaching?) gehöre. Mehr Infos bot die Mannheimer Siebdruckerei Antighost, die die Galerie auf ihrer Website erwähnt und (mit bestem Dank) für Auskünfte erreichbar war. Demnach seien die Siebdrucker mit einigen Werken bei UM vertreten; der chinesische Betreiber soll in Unterhaching gelebt und dort für Terracons GmbH gearbeitet haben. Eine eigene Website hat die Beratungsfirma nicht, dafür existieren online zahlreiche verschiedene Ortsangaben. Wieder laut WeChat soll die UM Gallery im Sommer 2021 in der 798 Middle 1st Street | 798中一街 eröffnet haben. Es lief die Gruppenshow Blickwinkel 视角, 28.9.–16.10.2023:


Installationsansicht 展场.

Double Double Gallery 協力空间, im Sommer 2023 eröffnet, ebenfalls in der 798 Middle 1st Street | 798中一街, gegenüber von Long March, zeigte von Wu Xiaohuan 吴小欢: Xiaoyingzu 1st 小郢组一号, 23.9.–26.10.2023:


Installationsansicht 展场.

Die More Art Gallery, neben Platform China, zeigte ihre Eröffnungsshow Paintings of Black Bridge: A Trailer 黑桥的绘画——非正片, 27.9.–27.10.2023. Interessant, dass auf den Bildtafeln die Verweise „Original work 原作“ zu finden sind:


Wu Di 吴笛: Untitled 无题. 96x76cm, oil on canvas, marker, 2016.


Wu Dawei 吴大伟: Reference Object 参照物. 60x80cm, oil on canvas, 2023.

Soul Art 颂艺术中心 ist ebenfalls neu, seit 2022, hier der Hintereingang, vorne neben Tang 2nd Space zugänglich bzw. eigentlich nicht zugänglich. Es handelt sich um einen Showroom für Fashion von Su Mang 苏芒, der ehemaligen Chefredakteurin von Harper’s Bazaar China. (Siehe für einen Blick der Innen- und Außenarchitektur das Designbüro Temp.) Soul von hinten:



Wer Tang+Yao sein sollen, wollen die Suchmaschinen bislang nicht verraten. Früher war hier das Ginkgo Space 今格空间. Im Sommer 2023 sollen ein Space im M50 in Shanghai und eins in Shenzhen eröffnet worden sein, in Beijing werde ein neuer Ort gesucht. Tang+Yao sehen aktuell so aus:



Auch neu, mit goldener Pforte, das Macalline Center of Art (MACA) 美凯龙艺术中心, 706 North 1st Street | 706北一街, hier eine der Performances von He Zike 贺子珂: Dreams Delivered, the Fireplace Is Burning Out 壁炉熄灭前,隔空投送的梦 der Reihe Vortex in Beijing: Five Moments at Midnight 漩涡在北京:五个向晚时刻, 1.–5.10.2023. Der Ort ist super, die Show war leider langweilig:




Institutionen

Kunst hat ihren Preis und sollte ihn auch haben. Immerhin sind staatliche Museen in China zwecks Bildungsauftrag seit 2006 gratis. Die Eintrittsgelder privater Institutionen ab 120 RMB entsprechen denen europäischer Museen, aber es sind nicht mehr nur UCCA und M Woods, sondern inzwischen fünf, sechs weitere, die im 798 teilweise bis 180 Kuai für einen Blick verlangen. Insofern habe ich nur einige besichtigt.

UCCA 尤伦斯 zeigte Matisse by Matisse 马蒂斯的马蒂斯, 15.7.–15.10.2023:


Installationsansicht 展场.


The Buffet (After Chardin). 191x128,6cm, oil on canvas, 1896. National Center for Visual Arts – Ministry of Culture and Communication, deposited at Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, 2001.


The Ray (After Chardin). 115x142,5cm, oil on canvas, 1897–1903. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.


Nude in the Studio. 74,4x57cm, oil on canvas, ca. 1899. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1982.


Small Thin Torso. 11,5x5,5x5cm, plaster, single edition, 1929. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1982.


Self-Portrait. 65,5x54,3cm, oil on canvas, January 1 to 16, 1918. Donation of Marie Matisse to the French State, Musée d’Orsay (Paris), deposited at Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis 1978.


Portrait of Madame Paley. 66,7x51cm, charcoal on watercolour paper, 1936. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.


Lithographic Stone from the “Acrobatic Dancers”. 66x44x8cm, limestone lithographic stone, 1931–32. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, acquired with support of The Regional Museum Acquisition Fund 2016.


Window in Tahiti or Tahiti II. 238x183cm, gouache and tempera on canvas, December 18, 1935–March 15, 1936. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.
Etwas verwundert bin ich hier, dass Appropriation überhaupt nicht thematisiert wird.


(Links 左:) Oceania, the Sky. 177x360cm.
(Rechts 右:) Oceania, the Sea. 176x395cm.
(Beide 两者:) Print on raw linen, produced by Zika Ascher based on paper and gouache cut-outs by Henri Matisse, edition 8/30, 1946. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.


Hélène Adant: “Oceania, the Sky” and “Oceania, the Sea”, Matisse’s Apartment-studio, Boulevard Montparnasse, Paris, 1946. 16,6x22,9cm, gelatin silver print, 1946. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis.


(V. l. n. r. 从左到右:) Large Head of Katia. 65x50cm, aquatint on BFK Rives wove paper, trial proof, ca. 1950–51.
Nadia with a Round Face. 66x50cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 2/5, 1948.
Nadia with a Serious Look. 56x37,5cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 2/5, 1948.
Nadia with a Cheerful Smile. 56x37,5cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 2/5, 1948.
Mask of D.A. II. 52,5x38cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 4/5, 1948.
Nadia – Smiling Mask. 52,5x38cm, aquatint on Marais paper, 1948, artist’s proof 4/5, 1948.
(Alle 全部:) Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.


Interior with Bars of Sunlight. 73x50,3cm, oil on canvas, October 22–23, 1942. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, acquired with support of The Regional Museum Acquisition Fund 1995.


Self-Portrait. 50x33cm, lithograph on Annam paper pasted on Arches wove paper, edition 5/50, 1951. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1982.


The Wolf. 42x65cm, stencil print on Arches wove paper, 1947. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Alice Tériade 2000.


Spirals (project for the gate of Albert D. Lasker’s Mausoleum). Spiral diameter 9cm (5), 24cm (10), ink on cut-outs, 1953. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Marie Matisse 1995.


Vence, the Final Masterpiece, 1948.


Study for the Liturgical Tablecloth of the Vence Chapel I. 56x38cm, aquatint on Marais paper, edition 15/25, 1949. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis.


Woman with a Lute. 158,5x212cm, wool, high warp tapestry produced by Gobelins based on a cartoon by Henri Matisse, May 14, 1949–October 23, 1950. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of the artist 1952.


Emile Frédéric Hébert: Long cashmere shawl from the collection of Henri Matisse. 340x154cm, cashmere wool and lance decoupe silk, 1863–67. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis.


A Celebration in Cimmérie. 33x26cm, aquatint on paper, 1964. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Barbara and Claude Duthuit 2010.

Und auf einmal hing dort ein Picasso, ohne Ansage, warum, die beiden waren schließlich nicht die besten Freunde:


Pablo Picasso: Head of a Woman with a Crown of Flowers. 66x50,7cm, oil and graphite pencil on paper, July 22, 1969. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Alice Tériade 2000.


“Gate of the Portuguese Nun,” illustration for “Letters” by Marianna Alcaforado. 27x21,9cm, ink on paper, 1945. Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrèsis, donation of Alice Tériade Bequest 2007.

In einer letzten Sektion hängen einige Werke chinesischer Künstler (alle männlich), die Matisse beeinflusst hat:


Li Luogong (Heishaluo) 李骆公(黑沙骆): Self-Portrait 自画像. 40,6x31cm, oil on panel, 1942–44. Courtesy Li Busan 李不酸.


Ting Yin Yung 丁衍庸: Woman at the Window 窗前的女人. 17,5x27,5cm, watercolour on paper, 1931. Courtesy Tan Chong Khoon 陈宗坤.


Guan Zilan 关紫兰: West Lake, 1929 | 一九二九年西湖. 43x56cm, oil on canvas, 1929. Private collection.


Umehara Ryūzaburō 梅原龙三郎: Spring View of West Lake 西湖春晓. 51x63cm, oil on canvas, 1929. Private collection.


Guan Liang 关良: Female Generals of the Yang Family 扬门女将. 33,5x34,5, oil on paper, 1977. Courtesy Tian Ge 田歌.

Hatte ich bereits erzählt, dass ich Matisses Rotes Atelier im Dezember 2022 in Kopenhagen bewundern durfte?

Fast noch sehenswerter aber ist im UCCA von Maria Lassnig 玛丽亚·拉斯尼格: Happy Martian 火星来客, 2.9.2023–7.1.2024:


Happy Martian. 100x85cm, oil on canvas, ca. 1986–99. Private collection, Vienna.


(Links 左:) Extraterrestrial. 125,1x100cm, oil on canvas, 1992. Maria Lassnig Foundation.
(Rechts 右:) Inner View / X-Ray Self I. 125x100,2cm, oil on canvas, ca. 1987. Maria Lassnig Foundation.


Astronaut Baby. 203x147cm, oil on canvas, 1991. The Albertina Museum, Vienna, The Haselsteiner Family Collection.


Triple Self-Portrait / New Self. 173x230cm, oil on canvas, 1971. Maria Lassnig Foundation.


Self-Portrait with Muzzle. 96,8x127,2cm, oil on canvas, 1973. Maria Lassnig Foundation.


Auditus Auditor. 50x70,1cm, pencil and watercolour on paper, 1996. The Albertina Museum, Vienna.


Hard and Soft Machine / Small Science Fiction. 125x200cm, oil on canvas, 1988. Maria Lassnig Foundation.


Taking the Bull by the Horns. 145x200cm, oil on canvas, 2003. Maria Lassnig Foundation.


Tragic Duet / Dramatic Duet. 200,1x205cm, oil on canvas, 1987. Maria Lassnig Foundation.



Minsheng Art Museum 民生现代美术馆 zeigte 文明的传承:以启山林——百年巨匠艺术大展 (etwa: Erbe der Zivilisation: Die Erleuchtung der Berge: Ein Jahrhundert meisterhafter Kunst), kuratiert von Wang Lei 王磊, 8.7.–16.10.2023. Dass ich hier nicht hinein bin, bereue ich, der doch (zumindest bis 2019) sehr chinesische Akademieansatz auf Parteilinie ist eigentlich immer interessant (bis schaurig national, aber man lernt viel).



Die letzte Ausstellungsankündigung der Faurschou Foundation 林冠基金会 wurde auf WeChat (ID: faurschoubeijing) im Oktober 2022 gepostet, auf der Website kann Location: Beijing nicht mehr aufgerufen werden. Sie hat wohl inzwischen – wenn auch noch nicht offiziell, ganz vielleicht nur vorübergehend? –, leider geschlossen:






Neue Institutionen

Das 798 Cube am Originality Square war lange im Bau, ist riesig geworden und nun eröffnet. Es handelt sich um eine Bespielung der 798 Culture, der 2007 gegründeten, zunächst für Investitionen, ab 2015 insbesondere für Kulturveranstaltungen zuständigen Tochterfirma der Sevenstar Group, der Verwaltung des Bezirks.





798 Cube zeigte die Gruppenausstellung White Holes: The Mysteries and Modern Perceptions of Oracle Bone Script 白洞:甲骨文的奥秘与当代表意, kuratiert von Yang Zi 杨紫, 1.7.–8.10.2023. Dem Link folgend, sieht man, dass es sich um eine intermediale, animiert blinkende Show handelte.

Es gibt einige weitere Orte, die in dieser Art von 798 Culture als touristisches Unterhaltungsprogramm bespielt werden: 798 Art Center, 798 Art Factory, S星球事务局 sowie temporäre Stätten wie zum Beispiel das B06空间, Ecke706 North 1st Street | 706北一街.


B06空间 mit der als Bildungsprogramm initiierten Show Hello! Master: Artist Textiles: Picasso to Warhol 从毕加索到安迪·沃霍尔的时尚奇迹, 8.8.–5.11.2023.


S星球事务局 (S vermutlich für Space?, danach etwa: Büro für planetarische Angelegenheiten) in den ehemaligen Räumen von Pace Beijing 佩斯北京.


798 Art Center | 798艺术中心 – ehemals 798 Art Auction Center | 798艺术拍卖中心 und als solches zuvor einige Jahre meist leerstehend.



Anstelle der vorherigen Wohnblocks wurde zwischen UCCA und Hyundai dieses neue Betongebäude hochgezogen: das Meet You Museum 遇见博物馆. Es versteht sich allem Anschein nach eher als Bildungsinstitution. Hier wird viel erklärt und kategorisiert, mit Schautafeln und Infografiken. Insofern heißen die meisten Ausstellungen „Meet …“ – bislang: Impressionismus, Dunhuang, Dalí, Brueghel, Ägypten usw. In der Eingangshalle kann man einer Kopie der Mona Lisa begegnen:


Léonard de Vinci: Mona Lisa. Date de la production originale: 1503–16; un tirage de la même taille d’après l’œuvre originale; concédant: Musée du Louvre; produit par Atelier RMN; date de production: 2022; collection permanente.

Als ich vorbeischaute, liefen zwei Shows. Zum einen Meet Gaudi: The Art World of Talented Architect 遇见高迪——天才建筑师的艺术世界, 29.7.–12.11.2023, mit vielen 3D-Drucken und noch mehr Text:


Installationsansicht 展场.

Außerdem lief im Meet You: Monet, Van Gogh and the Masters of Modernism 莫奈、梵高与现代主义大师, 16.7.–22.10.2023.

Später fragte mich jemand, ob die Werke echt wären. Das Netzwerk der Institutsdirektion soll hervorragend sein, aber es ist gerade erst eröffnet und Monets etc. gibt man jetzt nicht unbedingt ad hoc her. Allerdings war die Ausstellung untertitelt mit „Masterpieces from the Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea di Roma 意大利国家现当代美术馆真迹展“, außerdem handelt es sich um eine Wanderausstellung, die zuvor in Hangzhou gezeigt worden war, und Mona Lisa oben ist als Kopie ausgezeichnet. Wer so abgebrüht fingieren sollte, schließt zumindest keine zukünftigen Freundschaften.

Auf der Website gibt es einen Reiter mit Collaboration 合作, dort steht: „Communicate and cooperate with 100+ museums and cultural organizations around the world. 全球范围百余家文博单位合作,构建国际文化艺术交流的桥梁。“ – was Gegebenheit, Aufforderung oder auch Wunsch sein kann. Ich gehe hier nicht von Fakes aus. Auf den Bildtafeln der Werke stand – anders als bei der Mona Lisa – nichts Gegenteiliges (natürlich gibt es wahrlich gute Kopien, s. etwa in Venedig in der Fondazione Prada: Human Brains, 2022, die Arbeit von bzw. zu Hieronymus Bosch).

Zu Monet und seinen Kollegen (alle männlich, mutmaßlich dem Blick aus Rom geschuldet) und der Moderne: Neben zahlreichen und recht interessanten Filmen auf großen und kleinen Screens, etlichen Schautafeln, die Einordnungen vornahmen, aber tatsächlich ausschließlich die westliche Moderne beleuchteten, durfte man sich zunächst klassisch kitschig selbst ins Wasserlilienreich begeben und auf den Socials Werbung fürs Museum machen:



Daraufhin ging es zu den Bildern:


Vittorio Matteo Corcos (1859–1933): The Dreams. 160x135cm, oil on canvas, 1896.


Michele Cammarano (1835–1920): Piazza San Marco in Venice. 95x56cm, oil on canvas, 1869.


Telemaco Signorini (1835–1901): The Ghetto of Florence. 96x66cm, oil on canvas, 1882.


Ignacio Zuloaga (1870–1945): Irene. 132x208cm, oil on canvas, 1910.


Umberto Bocciono (1882–1916): Portrait of Master Busoni. 176x121cm, oil on canvas, 1916.

Und dann, endlich, der angekündigte Meister himself:


Claude Monet (1840–1926): Pink Water Lilies 粉色睡莲. 80x100cm, oil on canvas, 1897–99.

„Ist das alles, das eine Bild?“, hörte ich enttäuschte Fragen um mich herum – ihr solltet wirklich wieder zu reisen anfangen, liebe Chines·innen, und euch Monets Nymphéas in Paris ansehen.

Dazu gab es noch ein paar Sinnsprüche an den Wänden von Monet, etwa diesen: „When you go out to paint, try to forget what objects you have before you, a tree, a house, a field, or whatever. Merely think, here is a little square of blue, here an oblong of pink, here a streak of yellow. 外出绘画时,试着忘记你面前的物体是什么,一棵树、一栋房子、一片田地,或者任何东西。只是去想这里有一个蓝色的小方块,这里有一个粉红色的长方形,这里有一条黄色的条纹。“


Guiseppe Pellizza da Volpedo (1868–1907): Field with Flowers. 88x88cm, oil on canvas, 1900–03.


Vincent van Gogh (1853–1890): L’Arlésienne (Portrait of Mme Ginoux). 61x50cm, oil on canvas, 1889–90.


Filippo Palizzi (1818–1899): Missing Moon Before Dawn (Naples). 47x65cm, oil on canvas, 1871.

Und jetzt geht es mit einem Sprung direkt in und in Riesenschritten durch die Moderne:


Giorgio de Chirico (1888–1978): Hector and Andromache. 98x75,5cm, oil on cardboard, 1924.


Man Ray (1890–1976): Nu. 33x22cm, photographic printing solarized on paper, 1934.


Marcel Duchamp (1887–1968): Porte-chapeau. 40x40cm, wood, 1964 (1917).


Giacomo Balla (1871–1958): The Arrows of Life. 99x115cm, oil on canvas, 1928.


Enrico Prampolini (1894–1956): Portrait of Benedetta Marinetti. 176x91cm, oil on canvas, 1928.


Gerardo Dottori (1884–1977): The Miracle of Light While Flying. 84x80cm, oil on canvas, 1932.

Und ein weiterer Sprung, dieses Mal die „transition from modern to contemporary art“, an den Beispielen einer Handvoll Bilder:


Joan Mirò (1893–1983): Il compianto degli amanti. 46x38cm, oil on canvas, 1953.


Jackson Pollock (1912–1956): Painting A. 57x77cm, oil on masonite, 1950.

Sonst so im Viertel:


Die ehemalige Fodder Factory 草料场 ist jetzt die Feed Factory 吃厂 und bietet Küche aus Yunnan.


Im 751 D·Park gibt es inzwischen die Bibliothek 751图书馆, so zumindest laut Anschlag am Gebäude, es war noch alles dunkel und Bücher habe ich durch die Scheiben nicht gesehen. Vielleicht ist sie noch nicht eröffnet, vielleicht wird sie nie eröffnet, vielleicht irgendwann umfunktioniert wie das 798 Auktionshaus – aber, das Gelände 751 steht unter anderem Management, dem der Zhengdong Group 正东集团.

Taikang Art Museum (TAM) 泰康美术馆

Seit 2011 spricht der Gründer der Lebensversicherung Taikang Group 泰康集团 Chen Dongsheng 陈东升 davon, sein „MOMA Chinas“ zu eröffnen. Im Sommer 2023 war es dann soweit. Die Räume sind im Headquarter der Taikang Gruppe untergebracht, außerhalb des östlichen 3. Rings nahe Guomao, Adresse: 朝阳区景辉街16号院1号楼泰康集团大厦1-2层.

Mehr zu Taikang, der Versicherung, der Sammlung, dem Space und vor allem zur Sammlungsausstellung „China Landscape 中国风景“ von 2019 im 798 in meiner Dissertation (2022), Kapitel V: Experimentierfeld der Gegenwartskunst in China: Beijings Kunstviertel 798.

Die aktuelle Ausstellung lautet: Engaging the World: Modern and Contemporary Chinese Art since the Dawn of the 20th Century 入世:20世纪以来的中国现代当代艺术, kuratiert von Tang Xin 唐昕, 22.8.2023–12.1.2024 (ohne Website und online nur zugänglich als Mini Programm auf WeChat: #小程序://泰康美术馆/3zlSOvRn2PmZcBh). Hier werden in etwa die Themen der Sammlungsausstellung von 2019 behandelt, teilweise mit anderen, gelegentlich mit neuen Werken, und statt 55 sind nun 81 Künstler·innen vertreten. Ein Katalog soll in Arbeit sein, aber da ich ihn nicht einsehen konnte, weiß ich nicht, ob die Brisanz des Ausstellungskatalogs von 2019 hier ebenfalls aufgegriffen ist. Werke und Unterteilungen sprechen auf jeden Fall dieselbe Sprache. Allerdings machte sich im Vergleich zur Ausstellung im 798 nur ein sehr kleines, ausgewähltes Publikum auf zum Besuch.

Die Ausstellung beginnt mit Marx’ Erstausgabe des „Kapitals“ – von diesem war bereits 2019 im Ausstellungskatalog die Rede, aber es war nicht ausgestellt. 2019 begann mit Xu Bings „Quotations“, hier als letztes Werk in den Räumen präsentiert, vor dem i-Tüpfelchen in den Eingangshallen.


Karl Marx 卡尔·马克思: Capital (First Edition) 资本论(第一版). Signed and gifted to Cousin Nanette Philips. 20,7x13cm, 1867.
Hinten auf dem gelben Zettel eine Kopie der handschriftlichen Widmung: „To my dear cousin Petjen / 18 Sept. 1867 Karl Marx“.

Danach kommen insbesondere Gruppierungen. Falls jemand die einzelnen Bildtafeln wünscht, kann ich sie gern zur Verfügung stellen (sowie natürlich immer auch eine bessere Fotoqualität). Weitere Werke sind an den Seitenwänden hervorgehoben. Der nach Marx zweite Raum steht unter dem Motto: „Revolutionary ideals are loftier than heaven 革命理想高于天“, gleichzeitig der Titel des hiesigen Hauptwerkes:


Shen Yaoyi 沈尧伊: Revolutionary Ideals Are Loftier than Heaven 革命理想高于天. 185x375cm, oil on canvas, 1975–76.

Und diesem gegenüber:





„Portraits: Life drawing and realism 肖像:写生与写实“:



Bereits vom ersten Raum aus sieht man im Durchgang eine Arbeit, die nicht in die Ausstellung 2019 aufgenommen wurde, aber sonst in alle Sammlungsausstellungen und stets mit Stolz erwähnt wird:


Xiao Lu 肖鲁: Dialogue 对话. 240x270x90cm, installation, 1989.


Ebd., Detail mit den beiden Einschusslöchern.

„Life: Passion and turbulence 生命:激情与沧桑“ und „Body and identity: Subject or medium 身体与身份:题材或媒介“:



In einem Zwischenraum dann:


Li Shan 李山: Paradise 乐园. 100x180cm, oil on canvas, 1997.

„Brush marks: Representation and non-representation 笔痕:再现与非再现“:




Zhao Wuji (Zao Wou-Ki) 赵无极: 5.12.61. 60x92cm, oil on canvas, 1961.
Aufgenommen, da ich seine Arbeiten gerade in Paris gesehen habe.

„Reality: Confrontation and response 现实:面对与回应“:



Und auf der gegenüberliegenden Seite:


Liu Xiaodong 刘小东: The Roar 吼声. 250x300cm, oil on canvas, 2021.

Sehr gewundert hat mich dieses Bild: Warum wurde es über die Tür gehängt, die nicht die Funktion hatte, geöffnet zu werden? Ich habe nachgesehen, der Türspalt ging hinter dem Bild weiter hoch:


Zhao Bandi 赵半狄: The Girl Peeling the Apple 削苹果的女孩. 200x115cm, oil on canvas, 1989.


Ebd.

„Condensing emotion into image: Lyricism and romanticism 凝情取象:抒情与浪漫“:


Hinten: Chen Yifei 陈 逸 飞: Eulogy of the Yellow River 黄河颂. 143,5x297cm, oil on canvas, 1972.





Auch hier eine Merkwürdigkeit, zumindest habe ich das Sichtfenster nicht verstanden und mich schon so hoch wie es mir möglich war gereckt, die andere Seite brachte noch weniger Bildsicht:



„At the vanguard: Standards and viewpoints: 先锋:标准与主张“:




Wang Guangyi 王广义: Red Rationality: Revision of Idols A 红色理性——偶像的修正A. 150x200cm, oil on canvas, 1987.


Geng Jianyi 耿建翌: Two People under a Light 灯光下的两个人. 118x155cm, oil on canvas, 1985.


Meng Luding und Zhang Qun 孟禄丁、张群: In the New Era: Enlightenment of Adam and Eve 在新时代——亚当、夏娃的启示. 196x164cm, oil on canvas, 1985.


Xu Bing 徐冰: Quotation of Chairman Mao – Talks at the Yan’an Forum on Literature and Art 毛主席语录——在延安文艺座谈会上的讲话. 227,5x70cm x4, ink on paper, 2001.

Unabhängig oder auch nicht von der Show finden sich in der Eingangshalle von Taikang vier enorme Arbeiten, die vielleicht für ein „Engaging with the World“ stehen sollen, definitiv aber dafür, dass Taikang räumlich groß denkt:


Nam June Paik 白南准: Rocket-ship to Virtual Venus 宇宙船远征虚拟金星. 482x256x81cm, installation, aluminium, frameword, 13 inch TV, neon tubes, laserdisc, laserdisc player, master tape, wooden ornaments, wire, socket boards, 220/110 V transformer and 19th century stone sculpture, 1991.


Anselm Kiefer 安塞姆·集弗: The Fertile Crescent 新月沃土. 475x950cm, acrylic, oil, shellac, and sandstone on canvas, 2009.
Wenn man sich den neuen Film „Anselm“ von Wim Wenders, 2023, ansieht, ist dieser Kiefer allerdings vergleichsweise klein.

Zusammengehörend die beiden folgenden Arbeiten zu Qianlongs „Prose on the Arrival of Prosperity (tai) 开泰说“, es handelt sich um das tai im Namen Taikang. Auf den ersten Blick scheint dies eine Huldigung von Taikang an sich selbst zu sein – und diese ist bestimmt auch zumindest impliziert. Auf den zweiten Blick, vor allem den Text lesend, ähnelt der Ansatz der Ausstellung 2019: als „Notwendigkeit, wachsam zu bleiben, (示乾乾惕若) und Warnung an zukünftige Generationen (警训后世)“ (grob kontextuell übersetzt; qian 乾 ist das erste der Acht Trigramme im Yijing, Buch der Wandlungen, Wilhelm übersetzt qian mit „Das Schöpferische“, tai mit „Der Friede“), s. 作品详情——新开泰说, vom 18.6.2022.


乾隆: 开泰说. 5,6x10,2x0,4m, o. A.


Xu Bing 徐冰: Prose on the Arrival of Prosperity (tai) 英文方块字:开泰说. 10,2x5,6x0,4m, o. A.
Zu dieser Auftragsarbeit schreibt Xu: „[…] Noble gentleman always remain in awe. Awe helps us to see beyond ourselves and to stay in the state of ‘tai’ – prosperous, happy and fortunate. […] Only those who can maintain their upright dignity […], will be able to survive through disasters and hardships. […]“
Nett finde ich hier den Schatten, den Paiks Arbeit wirft.

Dazwischen sieht man eine kleine Tafel, die auf das überdimensionierte, laut Guinness Rekord „größte Glasfenster der Welt“ hinweist: „17 meters high. Every single glass weight is 7.3 tons. The glass is made in China“:






Unterwegs


Nach den Umwandlungen 2017 sind die Hutongs schon auch schön geworden – inklusive neuer Shops.


Hier allerdings nicht, im Jianchang hutong 箭厂胡同 stand mal die Arrow Factory 箭厂空间.


In der Guozijian Nr. 40 | 国子监街40号 war eine Ausstellung angeschlagen, aber hier und den Gang weiter runter nichts los.


Im Fangjia hutong …


… Nr. 46 | 方家胡同46号 wird immerhin noch eine Bar betrieben.






Überall Smartness, s. Türgriff.


Trommelturm.


Glockenturm.


Hinterm Trommelturm kleiden die Hochzeitsfotografen ihr Klientel inzwischen (immer mal wieder) in Revolutionskleidung.


Der Houhai quillt über. Von dieser Brücke aus links gab es im Jahr 2000 einen Kiosk, an dem man sich Bier holen konnte.


Aber: die Wasserqualität im Houhai!






Alte Heimat im Nanguan Park 南馆公园.


Am Arbeiterstadion.


Ob die Blumen im Winter beheizt werden?


Im Botschaftsviertel nur noch schmale Gassen, die Straßen sind großteils gesperrt.


Dafür ist die Begrünung am Liangmahe wirklich schön geworden. Hier habe man sich zu Covid-Zeiten gut aufhalten können, weshalb unter anderem hier auch die Demonstrationen Ende 2022 stattfanden.




Noch einmal zur Barrierefreiheit: Ich war ziemlich viel zu Fuß unterwegs (der Herr Fußpflegedoktor riet mir beim Anblick meiner Sohlen, ich solle versuchen, mehr Fahrrad zu fahren), und entdeckte tatsächlich einen Tunnel für Rollstühle, am 2. Ring im Westen.


Was Kinder hier des Nachts so treiben.


Insektennester, hatte ich vorher noch nicht gesehen.


Lang lebe die Freundschaftsnudel in der Nacht, schön wars bei und mit euch. Hoffentlich auf bald.


Außerdem war ich noch in Jingdezhen und Jingxian, zu Porzellan und Xuan-Papier mehr hier.

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Yì Magazin: Nach vier Jahren erneut im 798
Dazu zwei Artikel im Yì Magazin, dem deutsch-chinesischen Online-Magazin des Goethe-Instituts:

Stefanie Thiedig: Nach vier Jahren erneut im Kunstviertel 798: Vor geheimen Türen, Yì Magazin, Oktober 2023.

Stefanie Thiedig: Nach vier Jahren erneut im Kunstviertel 798: Hinter geheimen Türen, Yì Magazin, Oktober 2023.

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