Willkommen 欢迎
Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.
欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。
由甲祝您好!
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Dienstag, 11. März 2014
2014-3-22, 23:00 @ Lantern 灯笼俱乐部
youjia, 16:51h
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Mittwoch, 5. März 2014
Residenzprogramme Goethe 2014
youjia, 06:18h
Das Goethe-Institut China bietet für dieses Jahr Residenzprogramme für Beijing, Chongqing und Nanjing für darstellende Kunst, Fotografie und Literatur an. Erster Bewerbungsschluss ist Mitte März.
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Sonntag, 2. März 2014
Xu Zhen im UCCA
youjia, 12:47h
Witzig, erfrischend, leicht, originell, sehr empfehlenswert: Xu Zhen 徐震 mit seiner MadeIn Company 没顶公司 im UCCA bis 20. April 2014.
Im Supermarkt waren alle Waren leer, aber Original oder neu verschweißt, was ein Aufwand. Alles stand zum Verkauf zu regulären Preisen, mit Kasse und Quittung.
Ich habe mir zwei Packungen Zigaretten gekauft, für 10 und 8 Kuai.
Auch super die alten Gemälde mit Blitzlicht.
Hier … der Ursprung der Welt.
Dann in der hinteren Halle alles mögliche weitere, hundert kleine und große und aufgebauschte Ideen auf einmal.
Christian gehört nicht zur Show. Dafür aber etwa zehn, fünfzehn Laobaixing, ältere Damen und Herren aus dem Volke, gekleidet in Einheitsschlafanzüge, die allerdings nicht fotografiert werden wollten, einem aber ähnlich der Tino Sehgal-Performance letztes Jahr im UCCA auf Schritt und Tritt verfolgten.
Yunhan, den ich danach getroffen habe und dem ich die Ausstellung unbedingt ans Herz legen wollte, sagte, "Wenns dir Spaß gemacht hat … Was Tiefsinniges kann man aus China momentan nicht erwarten." Er meinte das nicht negativ und vielleicht hat er gar nicht so unrecht, dass man mal eine Weile seine Erwartungshaltungen runterschrauben, sich locker machen sollte. Und vielleicht auch nicht nur in China.
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Dienstag, 25. Februar 2014
Unterwegs in deutschen Galerien
youjia, 20:16h
Der Andacht deutscher Museen überdrüssig, nahm ich mir nun die Galerien vor.
Berlin 柏林
Kunst in der vor nicht allzu langer Zeit als Galerienmeile bekannten Auguststraße scheint hier nun hauptsächlich für die Generation ausgestellt zu werden, die es sich noch leisten kann, in Mitte zu wohnen, also Kunst, die dieses Klientel in den 1970ern gut fand. Ein etwas merkwürdiges Konzept, höre ich doch von kunstinteressierten Senioren eher, dass sie sich entweder für antike Gegenstände begeistern – sehr erhellend in diesem Zusammenhang die Aussage von einer recht betagten Sammlerin, dass ihr die neuesten Sachen kaum mehr etwas sagten, sie sich dafür mit fortschreitendem Alter immer mehr in den Jahrhunderten zurückorientiere, ganz in der Steinzeit sei sie noch nicht angekommen, aber die ihr im Shanghai Museum präsentierten Reliquien der Hanzeit hätten ihr sehr gefallen. Andererseits möchte man, wenn es um zeitgenössische Kunst geht, doch nicht immer wieder den ganzen Kram stets auf Neue aufgewärmt bekommen, den man vor 40 Jahren für Avantgarde gehalten hat. Das Kredo der Galeristen scheint mir, durch Nostalgie die Scheine knistern hören zu wollen. Für mich war es nur für den ein oder anderen kostenlosen Wein auf dem Nachhauseweg gut.
Na, eins hat mir dann doch gefallen. In der Alfred Ehrhardt Stiftung die Ausstellung The Third Day von Henrik Spohler:
Gut war es in der Potsdamer Straße. Besonders lohnt sich der Hinterhof Nr. 77–87, denn dort gibt es gleich etliche Galerie auf einen Streich.
Am besten gefallen haben mir Galeria Plan B. Hier mit Adrian Ghenie und Navid Nuur: On the Road to … Tarascon:
Und Blain Southern:
Mit der Gruppenausstellung Analog.
Dann waren da noch …
Galerie Guido W. Baudach mit Erwin Kneihsl: Space Grey.
401 Contemporary mit Manuele Cerutti und anderem.
Emmanuelle Castellan und Luc Tuymans bei DMNDKT, was soviel wie Damned Kat (Katalysator?, hm …) heißen soll – auf jeden Fall ein non-profit Space.
Recht verstörend, …
… aber mutig, das letzte Bild konnte ich nur auf Abstand und durch Türen aufnehmen, in der Galerie Jiri Svestka Berlin.
Arratia Beer.
Besonders aufgefallen ist mir, dass viel Klangkunst mit den Ausstellungsobjekten einherging. Großartig vollbracht in der Galerie Mario Mazzoli, Potsdamer Straße 132, 2. OG, die Cèleste Boursier-Mougenot präsentierte:
In einem Raum befand sich ein flaches, rundes Wasserbecken, aus denen die Wellen der Klangschalen durch das gesamte, zur Galerie ausgebaute Apartment drangen. Mehrere Videoprojektoren warfen – ich würde sogar sagen im Livestream – übereinanderlappend die Bewegungen in einen Nebenraum. Wunderschön.
Weiter ein wenig wild unterwegs.
Egbert Baqué, Sinologe!, u. a., hat seine Contemporary Art Berlin mittlerweile in der Nähe vom Kurfürstendamm.
Morgen Contemporary, Ackerstraße 162:
Levke Leiss: Through the Looking Glass.
C/O Berlin zieht gerade ins Amerikahaus um, dafür gibt es vor den Toren Stellwände zu besichtigen. Man darf gespannt sein auf das neue Gewand und besonders sein Innenleben.
Eine Reise wert ist auch das Waschhaus in Potsdam, ein weitläufiges Areal, einst preußische Militäranlage.
Hier im ehemaligen Pferdestall lief gerade Mike Bruchner: Bruchstücke.
Wunderbar war es im Atelier von Friederike Ruff, deren gesamte Werkstatt wie ihre Arbeiten einen sehr erfrischenden Collagencharakter aufweisen.
Online besuchenswert ist ihr täglich wachsender Fragenkatalog Miracle Machine (wegen Wordpress leider nur über VPN zugänglich).
Angenehm zu durchstreifen sind immer wieder die Uferhallen. Neu dem aufkommenden Studiomangel entsprechend sind die Räumlichkeiten beim Weißensee, An der Industriebahn 12–16. Die Gentrifizierung machts möglich, dabei gibt es dort kaum mehr als ein Gewerbegebiet …
Aus dieser Halle allerdings kann man bestimmt was machen.
Hamburg 汉堡
Auch hier gehts in die Hinterhöfe, besonders lohnt es sich in der Admiralitätsstraße 71.
In der Galerie Mathias Güntner werden regelmäßig die von der Neuen Kunst in Hamburg geförderten Stipendiaten ausgestellt:
Sehr angetan war ich von den Arbeiten Adnan Softićs: On Site.
Dies war im Januar, im Dezember lief Gastspiel Rheinland:
In der Produzentengalerie Hamburg war von Olaf Metzel Kein Kommentar zu sehen:
Einmal im Jahr vor Weihnachten öffnet die Fotografin Pitt Sauerwein eine Woche lang den Petersburger Salon:
Beim Berliner Tor dann zeigte die Bräuning Contemporary Christine Schulz: California Calling 2:
Hier ein paar Bilder der Sammlung Falckenberg in Hamburg Harburg. Nur mit Führung und nach Anmeldung zu besichtigen, aber man kann sich gut loseisen und selbst die Ziehwände bedienen. Herrlich links. Lohnt sich.
Dazu lief gerade die große Ausstellung von Santiago Sierra: Skulptur, Fotografie, Film:
Berge (Hamburg). 1990.
Dies ein Foto vom Papst. Er selbst sah das große No nicht, nicht nur, weil er nach vorne schaute, das macht man als Papst eh nur im wörtlichen Sinne, sondern weil die Projektion ausschließlich im Moment des Auslösens der Kamera sowie nicht für das menschlich langsame, auch nicht das bewachend huschende Auge sichtbar wurde. Raffiniert. Mit der Technik des von Julius von Bismarck sogenannten Fulgurators.
Gemälde eines Feuerspuckers. 2003. Beim zugehörigen Film des Feuerspuckens wurde mir übel.
Haus im Schlamm. 2005.
Mit einem Lastwagenanhänger versperrte Straße. 1998.
50 kg Gips auf der Straße. 1994.
Capitalism. Etwas plakativ, aber ich fand die in einzelnen Videosequenzen abbrennenden Buchstaben trotzdem gut.
Klassenkampf.
Unten dann die Ziehwände.
Ena Swansea.
Ebd.
Ebd.
Daniel Richter.
Ebd.
Ebd.
Jonathan Meese.
Mike Kelley.
Martin Kippenberger.
Hanne Darboven: World Theatre >79>. 1979.
Walker Evans: Penny Picture Display. Ca. 1970.
Dirk Skreber: Jungbrunnen 3.0. 2004, Detail.
Im Anschluss kann man im Café Khan El Khalili bei dem Ägypter Achmed einen leckeren Minztee trinken – rauchen erlaubt, sehr wichtig für die kulturelle Kommunikation und mir mehr als recht – und sich seine Meinung zur aktuellen politischen Lage anhören. Summa summarum: Lasst uns Zeit, die französische Revolution ging auch nicht von heute auf morgen.
Ein wenig außer der Reihe, aber vielleicht zu der mir in Berlin aufgefallenen Zunahme von Akustik passend.
In den Schaukasten des nun wieder hinter die Staatsoper in seine alten Säle gezogenen Metropolis Kinos begab sich mit einer Stummfilmvertonung von Asphalt (Joe May, 1928) die Truppe Tuten und Blasen. Fast noch interessanter war das Hamburger Alt-68er-Publikum.
Auch die neue Haltestelle der U4 in der Hafencity springt auf den Zug von Farbspiel in Kombination mit Klang. Und nicht wie am Hauptbahnhof mit ultrahohen Frequenzen, um das Gesindel zu vertreiben.
Diese Messingplatten dazu, schon gut.
Jetzt aber erst mal byebye Hamburg, weiter gehts.
Düsseldorf 杜塞尔多夫
In Düsseldorf war ich an einem Montagnachmittag, die meisten Galerien hatten entsprechend geschlossen und ich sah von außen hinein. Fand ich gar nicht so schlecht, dadurch gibt es auf einigen Fotos innen und außen zu sehen.
Die Galerie Philine Cremer präsentierte Geographic Laboratory:
Daecheon Lee.
Soim Lee.
Van Horn zeigte Katie Holten:
Konrad Fischer ohne Fenster:
Galerie Ruth Leuchter:
Galerie Conrads:
Bei Petra Rinck war Ralf Brög zu sehen:
Köln 科隆
Zunächst machte ich mich auf Empfehlung auf zum Kolumba Museum. Die aktuelle Ausstellung klang vielversprechend, sie beschrieb sich als Ausstellung zur Ästhetik des Unsichtbaren: zeigen verhüllen verbergen. Schrein. Hatte aber leider geschlossen, weshalb ich draußen und um die anliegende Kirche Madonna in den Trümmern ein wenig herumschreinerte.
In der Nähe stand noch Adam Schall von Bell draußen herum.
Besonders in Köln ist mir die schiere Anzahl an unterschiedlichsten Papierschnitzelarbeiten aufgefallen. Das soll jetzt nicht gehässig klingen und ich kann mir sogar vorstellen, dass es in Deutschland gut ankommt, aber auf mich wirkt es doch ein wenig wie Fleißarbeit als, naja, Pausefüller?
Galerie Brigitte Schenk: Klaus Fritze:
Detail. China und so.
Galerie BiesenbachAnna González Suero: Köln 1.0:
Sehr mochte ich in der Galerie Kaune, Posnik, Spohr die Arbeiten von Todd Hido: Exzerpts from Silver Meadows:
Sieht aus wie chinesische Landschaftsmalerei, ist von Ascan Pinckernelle, zu sehen in der Galerie Gisela Capitain:
Galerie Stefan Röpke: Max Naumann:
Galerie Klaus Benden, nett von außen, innen im Umbau:
Mitte Januar gehts bei vielen erst wieder los, ich war etwas früh dran, deshalb lieber – schon etwas mit Kunst überladen, aber doch – weiter.
Stuttgart 斯图加特
Während weiter gebaut wurde, lief im Württembergischen Kunstverein Der Ungeduld, der Freiheit Gestalt zu geben.
Jakob Kolding: Untitled Balance Acts. 2013.
Klaus Staeck: Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden. 1973.
Das Lifschitz Institut.
Galerie Thomas Fuchs zeigte Sebastian Lettner: Palermo:
Gestaunt habe ich hier vor allem, dass bei der Eröffnungsfeier tatsächlich jedes Bild mit einem roten Kleber markiert war.
Das wars in Stuttgart. Von dort bin ich noch einmal um den Bodensee gefahren.
In Ulm auf den Münster geklettert.
In Bregenz im Vorarlberg Museum lief Tone Fink: Begreifbare Impulse – Sich die Frustlust auf dem Papier von der Seele reißen:
Und das Kunsthaus Bregenz zeigte Barbara Kruger: Believe + Doubt:
Leider kein Foto habe ich von dem Herren, der mir im Sillenbuch begegnet ist. Morgens beim Edeka stand er in roter Hose und schwarzem Trenchcoat vor mir an der Kasse (Kassiererin ratterte in einem fort: Grüß Gott!, Hamse ne Deutschlandkarte?, Sammelnse Punkte?) und kaufte eine Orange, abends dann in derselben Montur war er nach mir beim Ökobäcker dran. Gerne hätte ich ihn fotografiert, im wallenden Mantel mit ausgebreiteten Händen, in einer die Orange, in der anderen das Dinkelbrötchen, hab mich aber nicht getraut.
Mit diesem Gefährt war ich fast overtuned beinahe undercover unterwegs – und bin sogar nur einmal geblitzt worden. Noch Fragen?
Siehe im Zuge dieses Artikeln auch: Sakrale Kunst – Museumslandschaft in Deutschland.
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Dienstag, 25. Februar 2014
Kreidefelsen auf Rügen 吕根岛
youjia, 11:39h
Herrlich, im Winter hier zu sein, wenn nichts blüht und grünt und die Elemente auf ihre Essenzen runtergebrochen sind.
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Montag, 24. Februar 2014
Sakrale Kunst – Museumslandschaft in Deutschland
youjia, 17:42h
Louis-Léopold Boilly: In der Loge während einer Gratisvorstellung. 1830.
Es war einmal in Europa ab Ende des 18. Jahrhunderts, da wurden die zuvor dem Adel, der Aristokratie und den Akademien vorbehaltenen Kunstwerke in öffentlichen Museen den Bürgern zur Schau gestellt. Dies geschah nicht ohne die Absicht zur Meinungsbildung über die jeweilige Regierung – was jetzt ja auch nicht unbedingt anders ist –, aber immerhin. Pforten auf, hereinspaziert.
Hubert Robert: Die Grand Galerie im Louvre. 1796.
François-Auguste Biard: Vier Uhr im Salon (Schließung des Salons). 1847.
(Die drei Werke oben sind entnommen aus Ilaria Ciseri: Die Kunst der Romantik. Belser 2013.)
Pöbelhaftes Herumproletariern ist im 21. Jahrhundert nun beileibe nicht mehr erwünscht. Im Dezember und Januar war ich in Deutschland auf Kunstschau unterwegs. Nun ist es nicht so, dass ich respektlos lallend durch erlauchte Hallen rumoren würde, dennoch musste ich mir von dem all überall präsenten, in gestärkte Uniformen gezwängten, einem stets über die Schulter stierenden Wachpersonal in hundertfacher Ausführung deren Regelkatalog anhören. Abstand halten, Jacke umbinden, Fotoapparat nach vorne, Ruhe, Wau! Entspanntes, geschweige denn zur Kontemplation anregendes Betrachten von Kunstwerken ist schwierig, wenn man ständig das Gefühl vermittelt bekommt, man sei eigentlich gar nicht erwünscht, würde stattdessen eher einem Eindringling gleich die heiligen Gemächer mit seiner Anwesenheit stören. Jeder Künstler, den ich kenne, freut sich darüber, wenn man seine Arbeiten eingehend betrachtet, wenn sie nicht weggesperrt oder irgendwo eingelagert, sondern ausgestellt werden.
Man mag dagegenhalten, dass dies den gutbezahlten Künstlern egal sein könnte – aber wer erfährt nicht mit stolz geschwellter Brust, dass gerade der einemillionste Besucher etwas von einem gesehen hat. Geschweige denn, dass die Möglichkeit besteht, bei dem einen oder anderen Betrachter einen Nerv zu treffen, etwas auszulösen, Horizonte zu erweitern oder alte Denkmuster ins Wanken zu bringen. Wenn Kunsterfahrung zum Sakrileg wird und Werke nur noch auf gebührenden Abstand und ausschließlich andächtig bestaunt werden dürfen, wie soll dann Skepsis an bestehenden gesellschaftlichen, politischen etc. Modellen geäußert werden? Auch auf die Gefahr hin, dass dies jetzt etwas pathetisch klingen mag, aber neben dem Aspekt der dem Gemüte wohltuenden Ästhetik ist Kunst – bildende Kunst in diesem Fall, Literatur und Theater und so weiter sind noch einmal etwas anderes, wenn auch leider von ähnlich institutionsbestimmenden Konstanten durchdrungen –, ist doch Kunst die sinnliche Veranschaulichung und gleichzeitige Infragestellung der Zeit, in der wir leben. Oder, es scheint fast naheliegend, soll dies lieber nicht so sein – freies, demokratisches, unabhängig denkendes Deutschland? Dann können die Massen auch gleich zum Karaokesingen oder Halbmarathonlaufen geschickt werden, dort kann man wenigstens noch aufgestauten Gefühlen in geebnete Bahnen gelenkt seinen Lauf lassen. Kein Wunder, dass es zum Großteil Rentner und ihr Pflichtprogramm absolvierende Reisegruppen und Schulklassen durch die verstaubten Räume zieht. Sollten die murren, interessiert es keinen. Dafür nur wird der ganze Kuratoren-usw.-Aufwand mehr und mehr zur Heuchelei und Geldverschwendung. Und die Bewachung ähnelt dem keine Mimik andeutend dürfenden königlichen Personal in England oder Schweden – wenn auch noch nicht als Touristenattraktion in Reiseführern erwähnt.
Die Dame im Hamburger Bahnhof war nett – warum kann es nicht mehr so aussehen?
Ich verstehe ja, dass Werke geschützt werden müssen. Sehr gespannt bin ich auch, wie sich dies in China entwickeln wird, wo mittlerweile nicht nur die eigenen aus Kolonialzeiten geraubten Schätze zurückgekauft werden, sondern in einem Abwasch auch alles, was nicht niet- und nagelfest zur Auktion bereitsteht. Wo all diese Werke landen, wie sie gelagert werden und eventuell präsentiert werden, lässt mich ebenfalls ein wenig schauern. An sich ist der Grundgedanke hinter öffentlichen Einrichtungen und fördernden Institutionen ja sehr lobenswert, warum muss nur alles, sobald es zu sehr etabliert ist, übertrieben werden und bürokratischer Pedanterie gleichen?
Ganz unangenehm wird es, wenn ältere Herrschaften, ein Seniorenerlass auf Eintrittsgelder beinhaltet scheinbar auch andere Privilegien, mit spitzem Mündchen Selbstjustiz üben oder einfach nur Langeweile verspüren und Wächtergehabe nachahmen – als wären die offiziell Beauftragten allein schon nicht genug. Ich möchte sie hier nicht alle verunglimpfen, so manch ein Wachmensch schien sich seiner karikaturartigen Rolle schon bewusst, grinste verschmitzt oder war bemüht, seine Gegenwart durch schweifende Blicke oder halbes Lehnen im Türrahmen ein wenig weiter entfernt wirken zu lassen, gelegentlich entschuldigend, es tue ihm ja leid, aber die Regeln, tjaja. Vermutlich von Securitas oder ähnlich anrüchigen Firmen zu Niedrigstlöhnen aufgestellt, teils eventuell vor Altersarmut oder Sozialamt halb bewahrt, kam es sogar (ok, nur ein Mal, aber dennoch) vor, dass ich auf ein Detail hingewiesen wurde, was mich rührte, weil sich jemand tatsächlich dafür zu interessieren schien, was er da bewachte. Warum nur werden diese Figuren nicht mehr in die Kunst eingewiesen, aus ihrer eckigen Distanzmontur in weniger linientreue Garderobe gesteckt und dafür genutzt, die Gäste als solche wahrzunehmen und ihnen behilflich zu sein oder Stimmungsbilder einzufangen, um die Ausstellungen zu verbessern? Schließlich muss es auch ein ziemlich dröger Job sein, dieses angespannt ernste Herumstehen. Abgesehen von mir gibt es bestimmt Besucher, die sich über das ein oder andere Hintergrunddetail freuen würden, ohne sich durch das gesamte Audiomaterial hören zu müssen. Oh, noch ein tolles Thema, ähm … Für die, die einfach nur einen visuellen Eindruck wollen und denen meine Tiraden hier auch schon zu viel werden, jetzt endlich zur Sache an sich, eine kleine museale Bestandsaufnahme aus Berlin:
Pergamonmuseum
Äußerst sehenswert das Ischtar-Tor von Babylon, 604–562 v. Chr., hier ein paar Details:
Diese Glasuren sind der Wahnsinn:
Großes Fries des Pergamonaltars, ca. 2. Jhd. v. Chr.:
Einige Prunkstücke aus dem Vorderasiatischen Museum – falls nicht beschriftet, sind sie dennoch und definitiv alt:
Palastrelief, ca. 650 v. Chr.
Terrakottaplastiken in Form von Wagen, ev. Bestattungsbeigaben oder Geschenke an die Gottheit, ca. 3.000 v. Chr.
Gefäß, ca. 2.400 v. Chr.
Kupferstatuen von Kriegern, ca. 2.000 v. Chr.
Ein wenig hinten in die Ecke verfrachtet, immerhin beheizt, diese beiden.
Nagelfigur, was auch immer das heißen mag, ca. 2.380 v. Chr.
Türangelstein, 2.340 v. Chr.
Stelen zum Schutz königlicher Landbewilligungen, 14.–7. Jhd. v. Chr.
Bunt und schillernd, mir ein wenig zu viel und zu kleinteilig, ging es im Museum für Islamischen Kunst weiter. Diese Freskomalerei, 1. Hälfte 8. Jhd. aus Jordanien aber mochte auch ich:
Alte Nationalgalerie
Infografiken erquicken mein zugegebenermaßen doch recht ordnungsliebendes, gelegentlich über Schubladendenken nicht abgeneigtes Herz – war mir aber dennoch keine 8 Euro extra für die Sonderausstellung wert.
Adolf Menzel: Eisenwalzwerk (Moderne Cyklopen). 1875.
Ein Werk, das viele chinesische Künstler in den 1980er und 1990er Jahren beeinflusst haben soll.
Wofür wir hier und auch in der Gemäldegalerie waren: Landschaftsmalerei.
Caspar David Friedrich: Der Watzmann. 1824/25.
Ebd.: Der einsame Baum. 1822.
Gustave Courbet: Felsen von Étretat. 1869.
Ebd.: Das Mühlwehr. 1866.
Ich bin mir nicht mehr so sicher, bislang konnte ich all diesen Prunkrahmen nicht wirklich viel abgewinnen, hätte die Bilder lieber ohne mir überflüssig erscheinendes Gold gesehen. Mittlerweile finde ich teilweise richtig Gefallen an ihnen, zumindest bei diesen alten Romantikschinken entrücken sie einen beinahe. Als Wegbereiter zum Eintauchen? Hm, ich bin das noch ein wenig mit mir selbst am Ausdiskutieren. Dem Rot, wahlweise auch Grün oder Blau der Museumswände traue ich allerdings weiterhin nicht über den Weg – besonders auch, weil sie farbverfälschend auf die Werke wirken, beim Anblick selbst, vor allem aber auch beim Fotografieren, alles gerät in diese gedämpfte Einheitssuppe.
Gemäldegalerie
Giovanni del Biondo: Der heilige Julian trägt einen alten Wanderer durch den Fluß. Aus: Drei Teile einer Predella. O. J. (14. Jhd.)
Bartolo di Fredi (Werkstatt): Sechs Szenen aus dem Leben der heiligen Einsiedler Antonius und Paulus. Um 1380/ 90.
Giovanni di Paolo: Der heilige Hieronymus erscheint dem heiligen Augustinus. Um 1465.
Giovanni di Paolo: Die heilige Klara rettet Schiffbrüchige. Aus: Zwei Tafeln einer Predella. Um 1455.
Francesco di Giorgio Martini (zugeschrieben): Architektonische Vedute. Um 1490/ 1500.
Giovanni Bellini: Maria mit dem Kind, das auf einer Brüstung steht. O. J.
Marco Marziale: Christus in Emmaus. 1507.
Hans Bol: Landschaft mit dem barmherzigen Samariter. O. J.
Jusepe de Ribera (zugeschrieben): Brustbild eines Mannes. O. J. (17. Jhd.)
Caravaggio: Amor ala Sieger. 1601/ 02.
Rembrandt: Moses zerschmettert die Gesetzestafeln. 1659.
Lucas Cranach d. Ä.: Flügelaltar mit dem Jüngsten Gericht. Um 1524. Kopie von Cranach nach dem Triptychon von Hieronymus Bosch in Wien.
Albrecht Dürer: Hieronymus Holzschuher. 1526.
Lucas Cranach d. Ä.: Der heilige Hieronymus in felsiger Landschaft. Um 1515.
Albrecht Altdorfer: Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten. Um 1510.
Geertgen tot Sint Jans: Johannes der Täufer in der Einöde. Um 1484.
Jan van Eyck: Bildnis eines Mannes (aus der Familie Arnolfini?). Um 1440.
Lucas Cranach d. Ä.: Der Jungbrunnen. 1546.
Hamburger Bahnhof
Im Eingangstrakt befindet sich die aktuelle Ausstellung. Man konnte sich eingangs einen Nummernkode mitnehmen. Hab ich auch gemacht, hab ich verschlust, deshalb leider ohne Angaben, mia culpa.
Viel Gebrechen liegt hier in Ecken, erschöpft, resigniert. Recht deprimierend.
Von dort aus geht es dann in den hinteren Trakt, über eine ehemalige Unterführung. Wo einst vermutlich Werbung hing, sind jetzt Tags gerahmt. Dieser Pseudo-Urbanitätshype geht mir etwas auf den Keks. Wehe, man würde selbst den Stift ansetzen.
Yin Xiuzhen meets Ding Yi. Oder Sergej Jensen: O. T. 2004.
Raoul De Keyser. O. T. 1972/ 2004.
Ross Blecker: Middle Sex of Angels. 1988.
Ebd.: Architecture of the Sky V. 1989.
Dieter und Björn Roth: Gartenskulptur. 1968ff.
Dies nur mal als Demonstration, dass all die mittlerweile glücklicherweise wieder abebbenden Möbelbasteleien nichts wirklich Neues sind.
Monica Bonvicini: Hammering Out (an old argument). 1998.
Donald Judd: O. T. 1992.
Ein kleines bzw. angedeutetes Beispiel, wie ich mir Innenarchitektur vorstelle – eingelassene Wände, gerne noch viel mehr als hier, aber so wie etwa hier für eine Gemäldegalerie wirklich großartig. Hach, die Dritte Dimension.
Katharina Grosse: I Think This Is a Pine Tree. 2013.
Leider waren die Beschriftungen hier nicht eindeutig. Ich mochte, wie die Mitte des Röntgenfotos die Wand dahinter freiließ.
Giulio Paolini: Vis-à-vis (Hera). 1992.
Nasan Tur: Berlin says … 2013. 2013.
Antonio Paucar: Purzelbaum in Yves Klein Blau. 2013. Dazu gab es ein Video, in dem der Handstandsprung lief. Kurz bevor die Sequenz begann, tippte mich der Guard auf die Schulter und riss mich damit heftig aus der blauen Welt – dass ich mich gleich bitte nicht erschrecken solle.
Die Gänge im Hamburger Museum können lang werden, entsprechend diese Fluchten möglicherweise nicht unwillkommen.
Links oben irgendwo gibts dann noch Martin Kippenbergers Weiße Bilder:
Irgendwo links oder so kam man dann durch diesen Raum. Vogel auf Holz. Da ich am Tag zuvor, so wie ich es Tage danach weiter betrieb, viele Vögel und Vögel in Schwärmen fotografierte, mochte ich auch diese kleinen Piepser.
Ugo Rondinone: The River, the Planet, the Stars, the Seasons. O. J.
Dann geht es in den rechten Flügel. Hier wird schon ziemlich aufgefahren. Wer keine Lust auf alles hat: hier hin.
Andy Warhols Mao-Bild.
Joseph Beuys: Das Ende des 20. Jahrhunderts. 1982–3. Hervorgegangen aus der Skulptur 7000 Eichen für die documenta 7 von 1982.
Erró: Paris. 1974.
Özlem Altin: Whispering Hands. 2013.
Andy Warhol: Big Electric Chair. 1967.
I don’t know.
Jenny Holzer: You Live the Surprise Results of Old Plans. 1983–5.
Robert Rauschenberg: Pink Door. 1954.
Ebd.: First Time Painting. 1961.
Ebd.: Booster. 1967.
Ebd.: Sky Garden. 1969.
Ebd.: O. T. 1985.
Cy Twombly mit Skulpturen von Sara Barker.
Sehr beeindruckend auch der nun folgende kleine Kiefer-Raum.
Anselm Kiefer: Wege der Weltweisheit: die Hermanns-Schlacht. 1980.
Ebd.: Lilith am roten Meer. 1990.
Auf dem Rückweg noch ein Blick in den Videoraum. Mir steht der Mund immer noch offen.
Jorge Galindo und Santiago Sierra: Los Encargados (Gran Via, Madrid). Video von 6 Min., 2012.
Das wirklich Allerbeste, das ich diesen Winter gesehen habe. In der Sammlung Falckenberg in Hamburg kam ich erneut in den Genuss. Dringend zu empfehlen.
Im linken Flügel dann Joseph Beuys.
Unschlitt/ Tallow. Skulptur, die nicht kalt werden will. 1977.
Straßenbahnhaltestelle. A Monument to the Future (2. Fassung). 1971.
O. T. (aus PLIGHT). 1985.
Zwei weiße Elche. 1950.
Krieger. 1955–8.
Capri-Batterie. 1985.
Doppelfond. 1954.
Öhm, auf die Platte vor dem Werk oben im Bild bin ich draufgetreten, ich dachte, dass dann vielleicht was passiert. Naja, leichtes Geschäpper, die Aufsicht schrie mich an, eine vorbeischlendernde Dame lachte, hob schelmisch den Zeigefinger und kommentierte es mit Achtung, die Kunst bebt. Ich machte mich dann trotzdem vom Acker.
Georg Baselitz Skulptur am Eingang.
Im Uneins mit mir selbst bin ich, ob Werke betitelt sein sollten. Ich als Betrachter hätte es lieber, empfinde es meist auch als verschenkte Möglichkeit, eine weitere Bedeutungsebene hinzuzunehmen. Andererseits weist man damit natürlich eine Richtung auf, die den Rezipient lenkt und durch die er eventuell eingeschränkt wird. Im Falle eines deskriptiven „Bildnis eines Mannes“ kann man es sich aber auch schenken.
Und dann gibt es da noch die Museen – so zumindest die Eigenbezeichnungen, sagen wir mal Kunstsammlungen – der Wirtschaft. Benz und hier der Deutschen Bank, gut besucht, vor allem gut gehängt. Betitelung ist es so eine Sache, fertigt man einen Handzettel an, stören die Schildchen nicht, aber man müsste ihn mitnehmen, sich durch das Gebilde wurschteln.
Deshalb hier eine unbeschriftete Auswahl:
Nachdem ich mir in Berlin die großen Museumsgemäuer auferlegt hatte, reichte es mir dann auch. Es ging noch ins Ethnologischen Museum, um zu sehen, was es an chinesischer Kunst zu sehen gibt, aber besonders an diesem armseligen Ort, das sowohl seines Vor- als auch seines Nachnamens alles andere als würdig ist, merkt man, dass Berlin kein Geld hat. Es roch nach Altenheimkantine und im großen Vorraum war Jahrmarkt der Völker, glücklicherweise gerade nicht in Betrieb. Die Kunst war eine magere Ausbeute, vermutlich der Ramsch, den die anderen Städte nicht mehr haben wollte, etwa Ai Weiweis Teehaus, das roch allerdings wenigstens gut. Die musealen Einrichtungen zur Fotografie wiederum erlaubten das Fotografieren nicht, gut sind die Ausstellung über Barbara Klemm im Martin-Gropius-Bau und die Ausstellung über Helmut Newton im Museum für Fotografie.
In Hamburg gab es für mich dann noch das Museum für Kunst und Gewerbe wegen einer Sonderausstellung, in der allerdings nicht fotografiert werden durfte und die leider trotz netten Ansatzes eher Effekthascherei war. Da aber nunmal der Eintritt bezahlt war, bin ich noch schnell durch die Gefilde. Hier der Bereich Im Kampf um die Moderne – Künstler der Ära Max Sauerlandt:
Karl Ballmer: Ferne Gestalt. 1925.
Rolf Nasch: Elbbrücke I (aus dem Zyklus Hamburger Elbbrücken). 1932.
Richard Haimann: Porträtkopf Max Sauerlandt. 1929.
Hans Martin Ruwoldt: Affee. 1926.
Und das, was ich – tatsächlich so durcheinander – an chinesischen und zen-buddhistischen Werken gefunden habe:
Huang Ding: Sommerberge – Weite Ferne. 1722.
O. A.
Abt eines Zen-Klosters. Japan ca. 14 Jhd.
Als moderne Fragmente …
Takako Araki: Sandbibel. 1979.
Ren Xiuwen: Das Huangshan-Gebirge. 1996.
Qiu Shihua: O. T. 2002.
Die Werke von Qiu, das habe ich schon an anderer Stelle ein oder zwei Mal geschrieben, sollte einen Moment auf sich wirken lassen. Dann nämlich sieht man in ihnen Landschaftsebenen heraufziehen …
Ebd.: O. T. 2001.
Ansonsten war Schluss mit Museen, langte mir nun wirklich und ich sah mir nur noch Galerien an. Dazu beizeiten mehr.
Kölner Dom: Glasfenster von Gerhard Richter, 2007.
Nagut, in Köln kam noch der Dom hinzu, weil ich da gerade vorbeilief und zum letzten Mal mit 13 oder so drin war. „Dies ist ein Gotteshaus, kein Museum“, nuschelte dann dort auch gleich ein Greis neben mir in seinen Bart. Ob er in den letzten Jahrzehnten einmal ein Museum von innen gesehen hat? Was bin ich froh, wieder in China zu sein, hier darf man – zumindest noch – sein eigenes kleines CO2-Wölkchen gen Himmel pusten.
Siehe im Zuge dieses Artikeln auch: Unterwegs in deutschen Galerien.
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Donnerstag, 13. Februar 2014
Im Zeichen des Pferdes: Gutes Neues 马年快乐
youjia, 13:42h
Morgen wird das Geböller traditionell zum 15. des 1. Monats seinen Abschluss nehmen, langsam kehren alle zurück, die Straßen fast schon wieder dicht, erschallt das Monotonhupen in seiner alten Pracht – möge der Trubel auf ein Neues beginnen.
Kraft, Engagement, Disziplin, Verstand, Teamgeist werden dem Pferd zugeschrieben. Nur das Beste für dieses Jahr: Dann mal mit vollen Pferdestärken voraus. Ich wünsche alles Gute!
Von mir gibts ein paar Pferdebilder, die mir die letzten Monate über den Weg gelaufen sind.
Pergamonmuseum, Berlin.
Pergamonmuseum, Berlin.
Pergamonmuseum, Berlin.
Shandong Provincial Museum, Ji’nan.
Shandong Provincial Museum, Ji’nan.
Shandong Provincial Museum, Ji’nan.
Bei der Baotu-Quelle, Ji’nan.
In der Altstadt, Stockholm.
Statue am Rathausplatz, Linköping, Schweden.
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Kraft, Engagement, Disziplin, Verstand, Teamgeist werden dem Pferd zugeschrieben. Nur das Beste für dieses Jahr: Dann mal mit vollen Pferdestärken voraus. Ich wünsche alles Gute!
Von mir gibts ein paar Pferdebilder, die mir die letzten Monate über den Weg gelaufen sind.
Pergamonmuseum, Berlin.
Pergamonmuseum, Berlin.
Pergamonmuseum, Berlin.
Shandong Provincial Museum, Ji’nan.
Shandong Provincial Museum, Ji’nan.
Shandong Provincial Museum, Ji’nan.
Bei der Baotu-Quelle, Ji’nan.
In der Altstadt, Stockholm.
Statue am Rathausplatz, Linköping, Schweden.
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Donnerstag, 5. Dezember 2013
Zhu Xianwei 朱贤巍: Ich und der Kalte Berg
youjia, 10:52h
Lost in Utopia. 2013.
Werkstattgespräch mit Zhu Xianwei 朱贤巍
und
• Dr. Uta Lauer
Gastprofessorin an der Universität Hamburg
• Ni Shaofeng
Abteilung für Sprache und Kultur Chinas
• Stefanie Thiedig
Kulturgut 文化财富, Beijing
Zhu Xianwei, geboren 1971 in Qingdao, studierte an den Kunstakademien von Hangzhou und Stuttgart. Seit 2008 lebt er als freier Künstler in Stuttgart und Beijing. Seine Werke, die bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt wurden, leben vom Spannungsverhältnis der beiden Kulturen.
Im Werkstattgespräch geht es darum, wie Zhu Xianwei durch Gedichte des Mönchsdichters Hanshan 寒山 (Kalter Berg), der im 7./8. Jahrhundert lebte, geprägt wurde – mit Blicken auf die Gedichte und die Bilder des Künstlers.
Die Hamburger Sinologische Gesellschaft e.V. und
Die Abteilung für Sprache und Kultur Chinas des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg laden ein:
Donnerstag, 19. Dezember 2013, 14.15 – 15.45 Uhr
Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1 – Flügel Ost, Raum 122
Seit ich mich einst auf den Hanshan zurückzog
Ernähr ich mich von wilden Früchten
Ein friedliches Leben, was braucht ich mich zu sorgen
In dieser Welt nimmt alles seinen vorbestimmten Lauf
Tage und Monde verströmen unaufhaltsam wie der Fluss
Unsere Zeit – Funken von einem Feuerstein
Die Welt zu ändern überlass ich euch
Ich sitze still vergnügt zwischen den Klippen
一自遁寒山 养命餐山果
平生何所忧 此世随缘过
日月如逝川 光阴石中火
任你天地移 我畅岩中坐
Hanshan. Übersetzung nach Stephan Schuhmacher: 150 Gedichte vom Kalten Berg. Düsseldorf und Köln: Diederichs 1974.
Hanshan, Kalter Berg, ist ein Ort im Tiantai-Gebirge der Provinz Zhejiang, nach dem der sonst unbekannte Dichter-Einsiedler sich benannt hat – dort schrieb er seine Verse in der ausgehenden Sui- oder frühen Tang-Zeit, die in der späten Tang in ihre heutige Form gebracht wurden. In China gelten die meist 8-zeiligen 5-Zeichen-Gedichte in schlichter Sprache und einfachem Stil mit häufig paradoxer Mehrdeutigkeit als künstlerisch unbedeutend. Hanshan ist vielleicht durch die Übersetzung Gary Snyders als Beitrag zur Beat-Generation der 1950er Jahre im Westen sogar bekannter als in seiner Heimat. Nicht so allerdings unter den Malern. Hanshans Ideale chan-buddhistischer Weltauffassung und umgangssprachlich ironischer Verballhornung gesellschaftlicher Mechanismen haben immer wieder neue Künstlergenerationen inspiriert und besonders die Landschaftsmalerei seit seiner Zeit indirekt beeinflusst.
Genau in diese Ansätze chinesischer Landschaftsmalerei wollen wir hineinblicken und in Form und Ausdruck, Perspektive und Narration, Komposition und Raumverständnis betrachten. Auf der Grundlage der Gedichte Hanshans lassen sich auch Zhu Xianweis Arbeiten lesen, die in Hinsicht verschiedener Pluralitäten interessant sind. Als in Deutschland ausgebildeter Künstler überschneiden sich Stil und Sprache zweier Kulturen, treten aber in Hintergrund seines individuell gedachten, allgemein menschlich zu verstehenden Diskurses mit sich und der Welt. Ein besonders prägnantes Beispiel ist die im Sommer 2013 abgeschlossene Serie „Lost in Utopia“. Gegenstände lösen sich als in sich selbst erstarrte Kulturartefakte auf und es scheint der Übergang zu einer neuen Weltordnung zu herrschen. Manche seiner Figuren könnten in den kreierten Räumen als in eine Warteposition verfallen wirken, entwickeln aber bei längerem Hinsehen ein Eigenleben, das herrschende Strukturen teilweise im Ausklang belächelt, viel mehr aber noch hinter sich gelassen zu haben scheint und bereits in wildem Zustand befindlich freiheitlich-närrisch agiert. Dann wieder trifft man auf überweltliche Figuren, die sich – selbst, nicht als moralische Instanz – zu fragen scheinen, wo all dies hinführen soll.
Siehe im Zuge dieses Beitrags auch 关于这个话题也看: Künstlerporträt: Zhu Xianwei 朱贤巍.
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Montag, 18. November 2013
Not Vital: Guarda 看
youjia, 07:29h
Am Wochenende eröffnete die neue Ausstellung von Not Vital in der Galerie Urs Meile, sie läuft bis 19-Jan-2014 und sei jedem empfohlen.
Momentan sind viele Künstler damit beschäftigt, sich mit klassischen Ansätzen zu beschäftigen, ob in China mit traditioneller Landschaftsmalerei und Kalligrafie oder im Westen mit den alten Meistern – zumindest nach dem, das ich von hier aus aus dem Westen mitbekomme, für Europa werde ich mir nach eineinhalb Jahren Abwesenheit im Winter ein neues Bild machen können. In China drückt sich dies in der Fotografie am offensichtlichsten mit Schwarzweißbildern aus, allgemein mit dem Rückbezug zur Natur, Denkansätze der alten Philosophen werden wieder hervorgeholt, Raum und Zeit in ihrem Licht zu betrachten versucht, essentielle Fragestellungen nach Wahrheit und Sein, nach Herkunft und Transzendenz werden, so scheint es mir, auf dieser Basis beinahe unbefangen erkundet und mit heutigen sowohl technischen als auch stilistischen, aber hauptsächlich formalen Mitteln transportiert in einen Inhalt, der nach zeitloser Gültigkeit sucht. Dies sind die Keimlinge, wie sie sich mir aktuell teils unbeholfen naiv, teils in sehr interessanten Facetten darstellen. Ästhetischer Schönheit allerdings begegne ich selten – weshalb mich die Ausstellung von Not Vital vermutlich umso mehr berührte.
Über alle vier Räume und die Außenfläche der Galerie bilden die Werke des Schweizers einen je eigenen Kosmos in einer wunderbaren Gesamtkomposition. Vielleicht ist es die Konzentration auf die einzelnen Materialien, die etwas Ursprüngliches vermitteln, aber gleichzeitig so vollendet bearbeitet wirken.
Stahl
Kohle
Glas
Aus einem bestimmten Winkel ist noch die Spiegelung einer goldenen Ente zu entdecken.
Marmor
Der aufwendig gehämmerte Lotus mit seinen vielfältigen Reflexionen draußen …
… war besonders schön auch von der hinteren Seite mit fast vollem Mond.
Vermutlich hätte ich lieber mein Vegetarierdasein beiseitelassen und eine bessere Grundlage für all den Rotwein schaffen sollen.
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Sonntag, 10. November 2013
Blackbridge Offspace: 1+35 einsame Freunde?
youjia, 10:01h
Was ein schöner Tag, um Müll zu verbrennen und Fisselchen von Kupfer zu gewinnen. Willkommen in Heiqiao.
Im Blackbridge Offspace 黑桥OFF空间 war gestern, 9-Nov-2013, die Ausstellung How Lonely Does It Get? 到底有多孤独?, kuratiert von Frederik Foert, zu sehen. 35 seiner Freunde brachte er dort unter, hier eine kleine Auswahl:
Lü Song 吕松.
Lü Song 吕松.
Alessandro Verdi.
1. Guten Tag, Herr Galerist.
2. Kein Inhalt – Viel Geld!; Geschmack als Standarisierung der Ökonomie.
3. Keene Kohle; Mangelnde Anerkennung.
Diego Castro.
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Freitag, 8. November 2013
Photo Beijing 2013 北京国际摄影周
youjia, 14:52h
Auf 4 Stockwerken gibt es im China Millennium Museum 中华世纪坛 draußen im Westen beim Military Museum (U1 军事博物馆站) noch bis 7-Dez-2013 die Photo Beijing 2013 zu sehen. Hier erneut die Sonnenuhr des Museums, weil sie so wunderbar skurril ist.
Neben hochgekurbelter Sättigung, neben nach Dramatik und Emotionen heischenden, seit Jahren übermäßig gesehenen und vermutlich deshalb zumindest auf mich nicht mehr wirkenden Antlitzen in allerlei, meist arg gezeichneten Lebensumständen, neben viel Schwarzweiß, bei dem ich nicht sicher bin, ob es sich nicht doch gelegentlich um reine Retroeffekthascherei handelt, neben mies aufgezogenen und billig aneinandergeklatschten Stellwänden hier die Auswahl der Bilder, die mir gefallen haben (Kriterium der Reihenfolge ist chronologisch nach Aufnahme, also als willkürlich zu verstehen):
Shi Yang 史旸: o. A., 2013.
Shi Yang 史旸: Bonsai Series “盆•景”系列, 2013.
Zhang Xiaodi 张小迪: Wind Blowing Through Pine: Grace 风入松:第一个儒者, 2013.
Zhang Bing 张冰: Forbidden City 故宫, 2010.
Detail, damit man besser sehen kann, dass es sich um eine Elektrodenzusammenbastelei handelt.
Yan Zhou 阎洲: Angabe nicht vorhanden, 2013.
You Wenhu 尤文虎: Div., 2010.
Fotos hinter Glas abzufotografieren ist ein Graus, diese hier dennoch, weil ich von den in chinesischer Fotografie selten matten Farben angetan war.
Harry Callahan: Multiple Exposure, Tree, 1956.
Harry Callahan: Eleanor, Chicago, 1949.
Josef Koudelka: o. A., 1990er.
Hui Huaijie 惠怀杰: “山那边”系列, o. A.
Über den Bergen, so der Titel der Serie, unten sieht man ein Lang lebe der Führer.
Huang Kehua 黄可华: Mountain Soul Series “山魂”系列, o. A.
Yang Jianchuan 杨建川: Landscape Character Series “风景本色”系列, o. A.
Detail, weils so schön ist.
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Mittwoch, 16. Oktober 2013
Ein Tag in Ji’nan
youjia, 15:32h
Für 185 Kuai pro Strecke kommt man von Beijing im bis 305 km/h rasenden Schnellzug in knapp zwei Stunden in die Hauptstadt der als Friendly Shandong 好客山东 angepriesenen Provinz. Wir starteten unter blauem Himmel und landeten im ebenso sonnenbeschienenen, herbstlich klaren Ji’nan. Gerade in diesem arg versmogten Jahr, an dem man die blauen Tage in Beijing gefühlt fast an zwei Händen abzählen kann, ist man versucht, jeden schönen Tag mit Silberjodidsalven der Regierung in Verbindung zu bringen. Ein Hoch auf diesen Tag, nach Ji’nan hatte es mich bislang nicht gezogen, es war mir als dreckige Industriestadt auch nicht gerade ans Herz gelegt worden – zu Unrecht, oder wurde ich extra von diesem netten Fleckchen ferngehalten? Aber in Blau-Gold gelullt wirkt ja sonst möglicherweise noch so Garstiges schön und gut. Vom Westbahnhof fuhren wir eine Weile, Bergketten mal rechts, mal links, erfreuten wir uns besonders an gelegentlichen Hügelknubbeln, die in der sonst flachen Talebene der Stadt steckten – ohne Ausläufer, einfach mittendrin, wodurch wir auf den Hochstraßen dahinschwebend den Eindruck gewannen, in eine Miniaturstadt hineingeschrumpft worden zu sein.
Was wir nicht wussten: wir waren mitten ins 10. China Kunstfestival (第十届中国艺术节, 11.–26.10.2013) hineingeraten, das dieses Jahr in Shandong gastiert, und an unserem Reisetag, 15. Oktober, zusätzlich die Ausstellung westlicher Klassiker im Shandong Provincial Museum mit Aushängeschild eines Selbstporträts von Leonardo da Vinci eröffnete – das kommt davon, wenn man sich wegen eines tatsächlich erstaunlich guten englischsprachigen Onlineauftritts aus Faulheit nicht noch die chinesische Seite ansieht, 山东博物馆. Waren wir an diesem Tag doch aufgebrochen, um uns genau dieses Museum anzusehen, Anna aus Recherchegründen, ich mit dabei, weil man sich doch auch gelegentlich mit historischen Artefakten beschäftigen kann. Nichtsahnend trafen wir dann also auf Hundertscharen von Kunststudenten.
Schon interessant, wie dynamisch sich Schlangen formieren. Unser Glück, dass alle für Da Vinci gekommen waren und die uns hergelockten Exponate links liegenließen – kurz vor Toreschluss habe ich dann aber doch noch einen schnellen Blick in die Westlerecke geworfen. Abgesehen von Leo, der stand in einer abgedunkelten Extranische hinter Glas und weitläufiger Absperrung, hingen wild und ungeschützt in zwei Räumen langweilige Klassiker und modernes Allerlei aus dem 20. Jahrhundert, nach Sauerstoff schnappend fiel ich entsprechend schnell wieder heraus.
Hier aber nun eine kleine Auswahl der Werke, die wirklich eine Reise wert sind. Besonders die Dauerausstellungen der buddhistischen Skulpturen und die der hanzeitlichen Fresken haben mich in Bann gezogen. Leider war, wie so häufig in chinesischen Museen, die Beschilderung ziemlich karg, weshalb ich mich ebenfalls, man möge es mir verzeihen, mit einfachen Titeln begnügen und auf die oben erwähnte Homepage verweisen möchte, wo sich wider Erwarten gute Angaben befinden.
Avalokiteshvara Statue, Sui-Dynastie.
Buddha Triad Statue, Sui-Dynastie.
Buddha Statue, Sui-Dynastie.
Stele with Buddha’s Nirvana, Song-Dynastie.
Image of four deities, Östliche Han-Dynastie, Ausschnitt.
Image of battling barbarians and snake performance, Östliche Han-Dynastie.
Image of hunting, Östliche Han-Dynastie, Ausschnitt.
Image of females, guests and rooster fighting, o. A., Ausschnitt.
Image of Lord Zhou assisting King Cheng and Ding-cauldron fishing in the Si River, Östliche Han-Dynastie.
Punkt fünf Uhr war der Museumstag vorbei, die Ausstellung fertig eröffnet, Plakatwechsel. Anna war begeistert, dass unter der einen roten Ankündigung gleich die nächste rote Ankündigung hervorgezaubert wird. Das war mir völlig unverständlich, handelt es sich bei der einen doch in dezent unaufdringlichem Rot um das China Kunstfest, bei der anderen in halsbrecherisch schreiendem Rot um eine Haier-Werbung.
Gegenüber vom Museum protzt der sich im Bau befindende Doppelkomplex der Zigarettenmarke Taishan der China Tobacco Shandong Co. Ltd. 山东中烟泰山. Dort wollte ich hinauf, um das Museum von oben zu fotografieren – und lief dem Bauleiter in die Arme, der uns mit in den 5. Stock auf seine Plattform nahm. Hier das Shandong Museum:
Aus Beijing kommt ihr? Ich mag Beijing nicht, zu viel Stau – sagte er an der Reling seines Plateaus mit diesem Blick, vermutlich wohnt er nicht in der Innenstadt, sondern Richtung Osten.
Kennst du dich mit Steinen aus? Öhm, geht so … Kommt mit. Und es klappte sich vor unseren Augen ein vom Berg Taishan wie auch immer (Subunternehmer, was du für Fragen stellst) hergewuchteter Überklotz an Stein auf. Mit einem wirklich imposanten Drachen drauf. Grinsend nickt der Bauleiter.
Wieder auf der Straße fanden wir einen Kullifahrer, der uns durchs Straßendickicht laborierte – mit mir seid ihr mindestens zwanzig Minuten schneller, wenn nicht eine halbe Stunde, super, Keks?, danke nein, im Stau esse ich nichts Süßes, wollte ihr eine Birne?, ist eine Ji’nan-Spezialität, hat mir vorhin ein Fahrgast geschenkt. Quietschend kamen wir vorm Westeingang der Baotu Spring Scenic Area 趵突泉景区 zum Stehen. Hervorragend informiert hatte Anna vorab die Hotspots von Ji’nan ausgekundschaftet, neben dem Tausend-Buddha-Berg 千佛山 und dem Daming-See 大明湖 ist – Ji’nan gilt als Stadt der Quellen – die Quelle der Inspiration 趵突泉 die dritte Attraktion.
Vom Namen wurden wir angelockt, starrten dann auch versteinernd, wie von Lao She auf einer Tafel dazu aufgefordert, über eine Zigarettenlänge hinweg (Lao She sprach von drei Minuten, aber wir wollten auf Nummer sicher gehen) in das dreiköpfige Geblubber und wandelten anschließend mystisch durchflutet weiter im wirklich sehr schön angelegten Park herum. Vermutlich ist es kein Wunder, dass die zahlreichen Katzen hier so gepflegt daherkommen, führen sie doch ein fürstliches Leben am quellklaren Nass, aus dem sie ihren Appetit mit schillernden Goldfischen stillen können.
Nachdem wir bereits im Park in die Illuminationsbegeisterung Ji’nans eingeweiht waren, durften wir inspiriert aus der Grünanlage heraustretend Zeugen des Kunstfestspektakels werden. Gut, wenn sich so etwas nicht nur durch Farbüberflutung ankündigt, sondern der Radius der Umschiffung zusätzlich dank Schallüberreizung aufgeregt sich gegenseitig überbietender Moderatoren eindeutig geklärt wird.
Einen krönenden Abschluss lieferte dann das Gegenüber bei unserer Ankunft am Westbahnhof, wo wir von Gigantismus schier überwältigt rückwärts in den D-Zug gen Heimat stolperten.
Beim nächsten Mal Ji’nan darf es gerne der eine oder andere Tag länger werden, denn wir haben ja gerade mal an der Spitze des Zuckerberges gekratzt.
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Was wir nicht wussten: wir waren mitten ins 10. China Kunstfestival (第十届中国艺术节, 11.–26.10.2013) hineingeraten, das dieses Jahr in Shandong gastiert, und an unserem Reisetag, 15. Oktober, zusätzlich die Ausstellung westlicher Klassiker im Shandong Provincial Museum mit Aushängeschild eines Selbstporträts von Leonardo da Vinci eröffnete – das kommt davon, wenn man sich wegen eines tatsächlich erstaunlich guten englischsprachigen Onlineauftritts aus Faulheit nicht noch die chinesische Seite ansieht, 山东博物馆. Waren wir an diesem Tag doch aufgebrochen, um uns genau dieses Museum anzusehen, Anna aus Recherchegründen, ich mit dabei, weil man sich doch auch gelegentlich mit historischen Artefakten beschäftigen kann. Nichtsahnend trafen wir dann also auf Hundertscharen von Kunststudenten.
Schon interessant, wie dynamisch sich Schlangen formieren. Unser Glück, dass alle für Da Vinci gekommen waren und die uns hergelockten Exponate links liegenließen – kurz vor Toreschluss habe ich dann aber doch noch einen schnellen Blick in die Westlerecke geworfen. Abgesehen von Leo, der stand in einer abgedunkelten Extranische hinter Glas und weitläufiger Absperrung, hingen wild und ungeschützt in zwei Räumen langweilige Klassiker und modernes Allerlei aus dem 20. Jahrhundert, nach Sauerstoff schnappend fiel ich entsprechend schnell wieder heraus.
Hier aber nun eine kleine Auswahl der Werke, die wirklich eine Reise wert sind. Besonders die Dauerausstellungen der buddhistischen Skulpturen und die der hanzeitlichen Fresken haben mich in Bann gezogen. Leider war, wie so häufig in chinesischen Museen, die Beschilderung ziemlich karg, weshalb ich mich ebenfalls, man möge es mir verzeihen, mit einfachen Titeln begnügen und auf die oben erwähnte Homepage verweisen möchte, wo sich wider Erwarten gute Angaben befinden.
Avalokiteshvara Statue, Sui-Dynastie.
Buddha Triad Statue, Sui-Dynastie.
Buddha Statue, Sui-Dynastie.
Stele with Buddha’s Nirvana, Song-Dynastie.
Image of four deities, Östliche Han-Dynastie, Ausschnitt.
Image of battling barbarians and snake performance, Östliche Han-Dynastie.
Image of hunting, Östliche Han-Dynastie, Ausschnitt.
Image of females, guests and rooster fighting, o. A., Ausschnitt.
Image of Lord Zhou assisting King Cheng and Ding-cauldron fishing in the Si River, Östliche Han-Dynastie.
Punkt fünf Uhr war der Museumstag vorbei, die Ausstellung fertig eröffnet, Plakatwechsel. Anna war begeistert, dass unter der einen roten Ankündigung gleich die nächste rote Ankündigung hervorgezaubert wird. Das war mir völlig unverständlich, handelt es sich bei der einen doch in dezent unaufdringlichem Rot um das China Kunstfest, bei der anderen in halsbrecherisch schreiendem Rot um eine Haier-Werbung.
Gegenüber vom Museum protzt der sich im Bau befindende Doppelkomplex der Zigarettenmarke Taishan der China Tobacco Shandong Co. Ltd. 山东中烟泰山. Dort wollte ich hinauf, um das Museum von oben zu fotografieren – und lief dem Bauleiter in die Arme, der uns mit in den 5. Stock auf seine Plattform nahm. Hier das Shandong Museum:
Aus Beijing kommt ihr? Ich mag Beijing nicht, zu viel Stau – sagte er an der Reling seines Plateaus mit diesem Blick, vermutlich wohnt er nicht in der Innenstadt, sondern Richtung Osten.
Kennst du dich mit Steinen aus? Öhm, geht so … Kommt mit. Und es klappte sich vor unseren Augen ein vom Berg Taishan wie auch immer (Subunternehmer, was du für Fragen stellst) hergewuchteter Überklotz an Stein auf. Mit einem wirklich imposanten Drachen drauf. Grinsend nickt der Bauleiter.
Wieder auf der Straße fanden wir einen Kullifahrer, der uns durchs Straßendickicht laborierte – mit mir seid ihr mindestens zwanzig Minuten schneller, wenn nicht eine halbe Stunde, super, Keks?, danke nein, im Stau esse ich nichts Süßes, wollte ihr eine Birne?, ist eine Ji’nan-Spezialität, hat mir vorhin ein Fahrgast geschenkt. Quietschend kamen wir vorm Westeingang der Baotu Spring Scenic Area 趵突泉景区 zum Stehen. Hervorragend informiert hatte Anna vorab die Hotspots von Ji’nan ausgekundschaftet, neben dem Tausend-Buddha-Berg 千佛山 und dem Daming-See 大明湖 ist – Ji’nan gilt als Stadt der Quellen – die Quelle der Inspiration 趵突泉 die dritte Attraktion.
Vom Namen wurden wir angelockt, starrten dann auch versteinernd, wie von Lao She auf einer Tafel dazu aufgefordert, über eine Zigarettenlänge hinweg (Lao She sprach von drei Minuten, aber wir wollten auf Nummer sicher gehen) in das dreiköpfige Geblubber und wandelten anschließend mystisch durchflutet weiter im wirklich sehr schön angelegten Park herum. Vermutlich ist es kein Wunder, dass die zahlreichen Katzen hier so gepflegt daherkommen, führen sie doch ein fürstliches Leben am quellklaren Nass, aus dem sie ihren Appetit mit schillernden Goldfischen stillen können.
Nachdem wir bereits im Park in die Illuminationsbegeisterung Ji’nans eingeweiht waren, durften wir inspiriert aus der Grünanlage heraustretend Zeugen des Kunstfestspektakels werden. Gut, wenn sich so etwas nicht nur durch Farbüberflutung ankündigt, sondern der Radius der Umschiffung zusätzlich dank Schallüberreizung aufgeregt sich gegenseitig überbietender Moderatoren eindeutig geklärt wird.
Einen krönenden Abschluss lieferte dann das Gegenüber bei unserer Ankunft am Westbahnhof, wo wir von Gigantismus schier überwältigt rückwärts in den D-Zug gen Heimat stolperten.
Beim nächsten Mal Ji’nan darf es gerne der eine oder andere Tag länger werden, denn wir haben ja gerade mal an der Spitze des Zuckerberges gekratzt.
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Mittwoch, 25. September 2013
Im Netz kursiert …
youjia, 15:03h
… gerade dieses wunderbare Bild:
Da hat wohl jemand einen Hals und visuell um sich geschlagen. Gut, dass die Firewall-Algorithmen bislang noch nicht der Pixelflut Herr zu werden … scheinen.
Nachtrag vom 24.2.2014: Momentanes Dauerthema bleibt der Smog. Schon nervig, ständig übers Wetter zu sprechen, aber angenehm ist es hier tatsächlich gerade wirklich nicht …
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Da hat wohl jemand einen Hals und visuell um sich geschlagen. Gut, dass die Firewall-Algorithmen bislang noch nicht der Pixelflut Herr zu werden … scheinen.
Nachtrag vom 24.2.2014: Momentanes Dauerthema bleibt der Smog. Schon nervig, ständig übers Wetter zu sprechen, aber angenehm ist es hier tatsächlich gerade wirklich nicht …
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Joseph Beuys im CAFA
youjia, 14:26h
"We are the revolution", 1970.
"Jeder ist ein Künstler" und "Wir sind die Revolution" sind wohl die beiden bekanntesten und wichtigsten Aussagen von Beuys. Holt die Großen wieder hervor: Nach Duchamp ist seit Anfang September nun erstmals eine Beuys-Ausstellung in China zu sehen.
Bald kirre gemacht hat mich das Aufgebot mit Beuys' zugegebenermaßen gekonnten Unterschrift, aber überall und allüberall – ok, liegt auch am Sammler und Sammlerwert undsoweiter –, aber dieser Narzissmus, diese Sterilisation zum Markenartikel finde ich doch etwas anstrengend. Auch ok, an Inhalt fehlt es bei ihm nicht und das Publikum hört bei gewissen Namen mehr zu, Inhalt mit Name geht ev. weniger unter, aber muss es entweder Randgruppenerscheinung oder Pomp sein? Sonst gefiel mir die Ausstellung v. a. wegen der sich über das Treppenhaus in die beuysche Gedankenwelt zu erklimmenden, auf Tafeln verschlagworteten Einführung, aber auch wegen ihrer chronologisch angeordneten Übersichtlichkeit in den Räumen, leider war der Saal mit den Skulpturen wegen irgendwelcher Unpässlichkeiten nicht zugänglich. Ich habe häufig vor mich hingegrinst, aktuell ist der ganze Krams weiterhin. Hier ein paar Auswahleinblicke zunächst der Tafeln und anschließend der Arbeiten:
"Überwindet endlich die Parteiendiktatur", 1976.
"Sie werden sich in Zukunft wohl mit mir begnügen müssen: der Hase stirbt nämlich aus …", o. J.
"Ich denke sowieso mit dem Knie", 1977.
"Knapp daneben ist auch vorbei", 1981.
"Entwicklung des Laborismus gegen Kapitalismus und Kommunismus im Dunkeln", 1980.
Noch offen bis zum 15-Nov-2013 im CAFA Art Museum in BJ.
Kuratiert von Zhu Qingsheng 朱青生 und Yi Ying 易英 mit darüber hinaus vielen weiteren Beteiligten, s. hier auf English und 中文 für eine Einleitung von Wang Huangsheng 王璜生 und für den Pressetext.
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