Willkommen 欢迎

Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.

Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.

欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。

由甲祝您好!

Freitag, 14. Dezember 2012
Dongcheng: Hast du sie noch alle?
Die Pläne vom März 2010 konnten abgewendet werden. Haben wir gedacht. Dongcheng District sieht das anders, braucht Geld, will BJ jeder anderen öden chinesischen Stadt gleichmachen, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Am Mittwoch, begann die Nachricht zu kursieren, am Donnerstag, Glückstag 12.12.12., wurde offiziell bekanntgegeben:

"The government is about to demolish" (Xinhua, 13.12.2012) – und wieder geht es um eine Shopping Mall, von denen wir in dieser Stadt noch nicht genug haben …

Zajia, was wird mit dir geschehn?

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Samstag, 24. November 2012
Hutong-Kunst
"撒癔症" war das Motto, unter dem ein kleines Event gestern Abend in den Hutongs stattfand. Auch auf Chinesisch nicht unbedingt eindeutig greifbar, kann dies ev. mit "Hysterie verbreiten", vielleicht auch einfach nur mit "Abgehen" übersetzt werden.

Im Doujiao Hutong, westlich parallel der Nanluo Guxiang gelegen, wurde ab 21 Uhr von verschiedenen Künstlern verschiedener Länder, die in Beijing ansässig sind, zu einem Rundgang durch die Nachbarschaft geladen. Buddhistische Sutren erklangen aus Dreirädern, weiße Wäsche hing sorgfältig aufgeschnürt an Leinen, kleine beleuchtete Spiegelinstallationen ließen einen in Abgründe blicken, Neonfarbe auf der Gasse wurde durch passierende Radfahrer weitergetragen, …

Schrift war in etlichen Werken als Element hinzugezogen, einmal las man "Don't flinch", Nicht zurückschrecken, ein andermal "算了", isegal. Auf diesen ordentlich drapierten Karren …



… frappierten einen die Zeilen: "一位市民对我说:'对这个政府我真不知道能说什么。'", "Ein Stadtbewohner sagte zu mir: 'Ich weiß wirklich nicht, was ich noch zu dieser Regierung sagen soll.'"



Tja, was soll ich sagen. Mein VPN geht immerhin wieder, etwas stockend noch, aber nach einem Monat Kongressvor-, -zwischen- und -nachwehen lassen uns Xi und Co. wieder einigermaßen normal arbeiten. Mein DVD-Verkäufer um die Ecke ist allerdings noch nicht wieder zurück. 十八大开完了,十九代开始了, der 18. Parteikongress ist vorbei, die 19. Runde beginnt.

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Samstag, 17. November 2012
Es ist ausge十八大t
Xi Jinping (习近平) und Li Keqiang (李克强) sind unsere neuen Führer, zstl. mit dabei im Politbüro:
– Zhang Dejiang (张德江),
– Yu Zhengsheng (俞正声),
– Liu Yunshan (刘云山),
– Wang Qishan (王岐山) und
– Zhang Gaoli (张高丽).

Ein wenig Hintergrund zu den New Members of China's Ruling Body (VPN notwenig seitdem die NYT über Wen Jiabaos Vermögen spekuliert hat). Hier Xi Jinpings Eröffnungsrede (SCMP).

Und hier ein paar Links dazu, was kulturell so geplant ist (bei CCTV ist der Autor eher semi-existent und CCTV als Parteistimme zu verstehen):
Reform des Kultursystems (Video) (12-Nov-12, CCTV),
China's cultural sectors hold joint press conference on cultural innovation, gewünscht werden in Zukunft "cultural enterprises instead of cultural institutions" (11-Nov-12, CCTV),
China to improve soft power with cultural diplomacy (letztes Mal hier CCTV, 11-Nov-12)
– VPN nötig, denn “culture is the lifeblood of a nation”, sagt Mr. Hu … Cultural Advances (Ian Johnson, 12-Nov-12, NYT).

Mark Elliotts Versuch eines Einblicks in The Real China Model (13-Nov-12, NYT) ist definitiv lesenswert.

Am Ende: Applaus. Meaning of applauses during Party Congress' opening ceremony/ 掌声为黄金十年响起 (People's Daily 人民网; gefunden von Kai).

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Donnerstag, 1. November 2012
Sealed windows, no balls – 欢迎十八大
Die Fensterkurbel im Taxi ist abmontiert. Fahrer: "Wegen der Sicherheit … Weiß auch nicht so genau …" – damit keine Flugblätter verteilt werden, sagen die Regularien:

"(1) During the 18th Party Congress period, taxicab drivers are to 'seal the door' and 'seal the windows.' 'Seal the door' by activating child safety locks on the doors. 'Seal the windows' by removing window cranks."

Auch gut diese gegen reaktionäre Tischtennisbälle:

"(2) During the 18th Party Congress period, taxicab drivers are to be on guard for passengers carrying any type of ball. Look for passengers who intend to spread messages by carrying balloons that bear slogans or ping-pong balls bearing reactionary messages."

Kurz darauf hatte ich aber wieder einen Fahrer, der sagte "scheiß drauf, ist doch eh schon alles beschlossen, was sollen wir noch auf die Barrikaden gehen, alles nur heiße Luft … du kannst bei mir runterkurbeln, rauchen, mach, was du willst." Jawoll!

Der Parteitag hat auch sein Gutes (zumindest schreibe ichs ihm mal zu): Meine Heizung wurde gerade angestellt! Termin ist normalerweise der 15.11. jedes Jahres.

Update 17.11.12: Nun könnte das Internet aber auch endlich wieder seine normale – zumindest für China normal langsame, gefirewallte – Geschwindigkeit zurückerstattet bekommen und nicht mehr jeden in den Wahnsinn treiben.

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Sonntag, 28. Oktober 2012
Grandpa: 2.7 billion USD?
The empire of family Wen can be watched in this well made info graphic, which was made by Guilbert Gates for the article in the NYTimes called "Billions in Hidden Riches for Family of Chinese Leader" by David Barboza (Oct., 25th 2012). Well, this is only available via VPN now in China – but check out some reactions on Tealeafnation. Crazy indeed, this number of 2.7 … The dementi can be viewed at South China Morning Post (found by Christian).

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Sonntag, 21. Oktober 2012
Beitrag zur Glücksdebatte

Das Fu, das Glück, auf dem Kühlschrank, verpackt, im Stau stehend kommt nicht vor noch zurück.

Während der Oktoberfeiertage hat CCTV eine Interviewserie gestartet, staatliche Redakteure mit der Frage an kleine Leute, Flaschensammler usw., losgeschickt, ob sie glücklich seien. Die häufigste Antwort war Fassungslosigkeit und löste online eine herrliche Diskussion aus.

Gebt auf YouKu oder ählichen Videoplattformen 你幸福吗 ein und guckt euch die Originalversion oder etliche ihrer Abzweigungen an.

Hier der erste Hint auf Tealeafnation (von Michael).

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Samstag, 29. September 2012
Design Week im Dashilar

Am Donnerstag, 27.9.2012, war die Eröffnung der Design Week im unterhalb des Qianmen gelegenen Dashilar, dem neu auserkorenen Trendviertel der Szene – finanziert durch die Regierung, macht es das Ganze einerseits fragwürdig, andererseits bestätigt es die Annäherung der beiden Seiten.



In der Fabrik im Dawailangying Hutong Nr. 8 (石景山继电器厂分厂,大外廊营胡同8号) fand ichs dann auch ganz nett. Es erinnerte mich an das Gängeviertel in Hamburg, viele kleine Kreative am Präsentieren ihrer kleinen Spielereien, dazu ratzfatz leergefegte Platten mit Speisen und Getränken.

Was ich mochte, waren die Objekte der Masterstudenten des Interior Design-Studienganges vom Londoner Royal College of Art. Leider waren nur selten und dann nachträglich auf Miniatur-Postits gekritzelt die Namen der Studies zu finden, dafür dick und fett der Name ihres Führers Ab Rogers, der denn auch hinten in der Ecke stand und merkwürdige Mischgetränke zu sich nahm – wenn ers war, sonst bleibts eine Behauptung. Es gab kleine Cuben zu sehen, in diesen Mikrowelten. Hier ein paar Beispiele:









Dann mochte ich noch die Umfunktionierung der Alt-Beijinger Joghurtbecher über zwei Stockwerke hinweg (habe Namen und Künstler frevelnderweise nicht parat, "Universal Cloud" oder so):



Und witzig war auch "Tone of Communication" von Alice Wang:





Oder auch diese Strick- und Nähnadelgeschichte mit dem Titel "Points of View" von Boaz Cohen und Sayaka Yamamoto:



Daneben gabs in den Hutongs drumherum Kleinkunstkrämerei und bereits dem staatlich-touristischen Charakter des Viertels entsprechend kulturindustrielle Waren zu kaufen. Das hat mir nun nicht so gefallen, aber es ist dennoch nett, durch die Gassen zu schlendern.



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Culture Collide China: Erster Clip im Kulturnetz online
Seit Anfang September bin ich nun in der Redaktion des Deutsch-Chinesischen Kulturnetzes und habe versprochen, mich mehr um den dortigen multimedialen Auftritt zu kümmern. Ein Weilchen hat es gedauert, am 14./ 15. September 2012 waren wir in Köln … nun ist endlich der erste Clip online und HIER zu betrachten.

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Freitag, 7. September 2012
Culture Collide China – Panel in Cologne 14-9-2012
Presented by Sound of Cologne in cooperation with CCDC Days 2012.

Participants: Li Zhenhua and Susanne Junker for fine arts and Miao Wong, Elvis. T, DJ Wash and B6 for electronic music. Stefanie Thiedig and Ralph Christoph for moderation.

Time: Friday, 14th September 2012, 3–6 pm.

Place: Stadtgarten, Venloer Straße 40, 50672 Köln, (+49) 0221 952994-0.

Topic: 2 years after the publication, we would like to raise the question if a change has taken place? That the international art collectors were replaced by domestic art collectors was something we didn’t see in 2010. The difference still is the same between the 1980th and -90th with it’s collective discoveries in varying art collectives and the 2000th, wherein mostly every artist works for him- and herself. The consensus seems: Now everyone is the greatest artist under the Chinese sky, everything else is trash. Discovery followed by being discovered, followed by hype, followed by self-confidence … followed by questioning and doubt? I am really eager at what Li Zhenhua and Susanne have to say to this and much more.

At the same time, media art and all the separate parts of electronic music have found it’s more or less large niches. You can find the whole line-up from underground till mainstream. In Beijing as well as in Shanghai, different labels, clubs and festivals have gathered an international reputation. With Miao Wong and Elvis T. from the Beijinger “Acupuncture Label”, who are also organizing the INTRO Festivals and the Lantern-Club, with B6 from Shanghai, the most known and important electronic artist from his city, they represent the young guard on this panel.

The clip is online HERE.

For more information in German, check here.


Taken at Galerie Urs Meile in May 2012. Li Zhanyang 李占洋: Four Great Thinkers 四伟人像. 2011.

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Mittwoch, 29. August 2012
Sommerreise 2012: Abschluss
Es ist gerade 19 Uhr und die Sonne verschwindet nach einem erhitzten Tag in sie leicht in diffuses Licht tauchendem Smog hinten in meinem wiedergewonnenen Westblick. Ich bin zurück in Beijing. Es ist immer noch heiß hier, die 30 Grad spielend hinter sich lassend, werden mir erneut die Abend- und Nachtstunden zum Freund. Von ein paar abschließenden Eindrücken meines Sommers 2012 nach der berichteten Reise in Europa und durch Deutschland, stationiert in Norddeutschland, handelt dieser Post.

Hamburg. Da war ich viel, das mag ich sehr. Da macht es bling.



Da ist der Hafen.



Kunst habe ich mir nicht mehr so viel angesehen.



(Das ist jetzt nicht Hamburg, aber) zur NordArt in der Carlshütte wollte ich eigentlich noch, soll gut gewesen sein (noch, bis zum 30.9.2012), der virtuelle Rundgang, wenn er von D aus besser funktioniert, gefällt mir. Ansonsten war ich in Kassel, und Kassel hat mir vom Grunde her für die Bestätigung gereicht, dass sich die Kunst gerade global in einer Art Wartestellung befindet.

Außer Antony Gormley, der macht immer gute Sachen. In den Deichtorhallen das "Horizon Field".



Beim Googeln nach einer verlinkbaren Seite sehe ich gerade, dass die hockende Figur, die ich auf dem Deich in Holland aufgenommen habe, ebenfalls von Gormley ist. Kein Wunder, dass ich sie gut fand. Meinen Kotau an Antony Gormley.

Dafür habe ich auch meine geliebte Familie hergeschleppt, einen Teil davon:


Und gelegentlich kann man sich auch mal selbst posten.

Foto: Charlotte Hirsch.

Dann ist die Elbphilharmonie einen gehörigen Schritt weiter als im letzten Jahr. Ich stecke und will auch gar nicht drin, in des Hamburgers Agonie vor Milliardenbeträgen und Scherereien, ich finde die Elbphilharmonie toll. Wie sie durch Speicherstadt und Hafen City bis Fischmarkt unaufdringlich eingefügt präsent ist.





Obwohl nach bedeutenden Sehenswürdigkeiten suchende Touristen (ausschließlich asiatische?) in Hamburg meist nur einen Tag bleiben, quoll die Stadt an einigen Tagen in einigen Vierteln touristisch über, wurden teils Massen von den Schiffen durch Straßen geschleust. Ich tauchte an einigen 3-4-Täglern auch ein.

Dies fahrbare Mini-Café stand dann etwa dort herum.


Und die Elbe erglomm.


Manchmal saß ich auch nur so herum.


Das war Hamburg.

Und hier habe ich mich die meiste Zeit aufgehalten, am und im Wasser und Wald beim Ihlsee.





Ich habe u. a. in langen Streifzügen versucht, mit meiner Kamera möglichst viele der einzelnen Partikel, die man etwa und insbesondere in einem Waldblick aufsaugt, festzuhalten. So habe ich auch meine Kamera auf ihre Adjustierung prüfen lassen und in die optimale Ausnutzung von Body und Objektiv geblickt. Neben einigen gleich folgenden Versuchen, das Grün einzufangen, habe ich etliche Strukturbilder, wie ich sie nenne, hauptsächlich vom Wasser geschossen. Die poste ich später noch mal separat. Sie sind gerade in Verwendung (allgemein poste ich hier eher weite Blicke, mehr thematisch ev. bei Gelegenheit), hier ein Wasser:



Am Ihlsee, einer durch die letzte Eiszeit erhaltenen Gletscherspitze in einer kleinen Erdverschiebung bei Bad Segeberg – der Ihl ist ein einstiger Fisch, vielleicht der Primat des Sees – ist alles so herrlich grün, so grün in all seinen Facetten, so dunkel- und tiefgrün, so intensivgrün, von Mitte Juni in so prallem Saftgrün bis Ende August nach einigen sogar als heiß zu bezeichnenden Tagen in so herausgesogenem, bereits beginnend herbstlichem, ins Graue gehendem Antlitz tausendfältigen Grüns.

Für die folgenden beiden Fotos lag ich auf dem Surfbrett und ließ mich von meinem Vater langsam durch den von vorherigen heißen Tagen aufgewärmten und dampfenden See schieben. Habe die Schwaden nicht befriedigend festhalten können, nächstes Jahr wird es Zeit für weitere Übungsläufe geben. Außerdem sollte man alles in Übergröße ansehen, und dennoch:






Diese dem Ufer gegenüberliegende Herzfrequenz habe ich im Laufe der Jahre bestimmt hunderte Male aufgenommen und werde dessen auch nicht müde.





Neben Grün, und Blau und Weiß und Grau, gibt es hier auch andere Farben. Dies ist das Makro eines (verendeten) Schmetterlings.


Noch ein bisschen Wald.





Gesagt werden sollte unbedingt noch, dass Nacktschnecken nutznießende Nichtsnutze sind. Dass Bad Segeberg ein großartiges Sanatorium ist. Dass in Beijing Tag und Nacht, Sommer und Winter existieren, in D Übergänge. Dass die Biowelle in D weiter fortschreitet, dieses Jahr neu mit gesundem Rauchen von Naturzigaretten ohne Zusätze (nicht die American Spirit, da saugt man ja zu ewig) – bei den roten Gauloises und blauen Luckys war ich sofort dabei. Dass alle Licht an ihrem Fahrrad haben, in Altona ist mir das besonders aufgefallen. Dass es bei Kinderüberraschung jetzt Mädcheneier gibt, verdammt, und bei Pro7 den Hinweis "unterstützt durch Produktplatzierung" (wobei das schon älter sein könnte, sehe nicht viel fern; in die Kategorie gehört wohl auch:), dass Leute von Leuten sprechen, die ich nicht kenne. Who is Maria Grosz? Seit 23 Jahren das Gesicht von und für Spiegel TV scheine ich mich nicht nur seit fünf Jahren, sondern noch nie interessiert zu haben. Dass 2012 ein herrlicher Sommer war. Wisst ihr in D es eigentlich zu schätzen, wie vorzüglich euer Leitungswasser schmeckt?



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Nun ist es aber wunderbar, wieder zu Hause zu sein. In den eigenen vier Wänden, in meiner Beixiaojie, deren Tuten und Stimmengewirr über 8 Stockwerke gedämpft zu mir hochdringt. Mittlerweile nur noch die vorbeifahrenden Autos auf der gegen die Trockenheit gesprenkelten, nassen Straße.

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Dienstag, 24. Juli 2012
Sommerreise: Kassel
Von Paris geht es nach Kassel zur dOCUMENTA (13).

Bitte nicht vergessen, dieser Beitrag ist wie alle auf diesem Blog immer rein subjektiv und selektiv. Ich werfe hier einfach das hinein, was ich am 15. und 16.7.2012 auf der Documenta gesehen habe, und es mag als kleiner Überblick von 2 Tagen in Kassel gelten.

Wenn man gerade aus Paris kommt, kann Deutschland – und in unserem Fall Kassel – mit all seinen zerbombten und hastig, teils halb alt-neu mit Platten wieder aufgebauten Städten doch ein wenig trist wirken. Kassel fand ich generell jetzt nicht so schön. Schön war die Fahrt nach Kassel durch und in die Kassler Berge hinein. Hier ist das Grün saftig, nicht so leuchtend wie in Frankreich, viel dunkler, dafür auch gesättigt intensiv. Kassel hat als Stadt schon auch seinen Charme, es wirkt nach vergangenen Holzkohlezeiten und jetzt scheint man halt in die Documenta eingestiegen, jeder zweite, so mutet es an, ist involviert.

Hier nicht:


Ich wollte quantitativ überschüttet werden, um gelegentlich vor einer Perle in Erquickung zu geraten. Es war schon einiges los, keine Frage, wobei man sich die Orangerie mit Einbezug seiner astrologischen Annodazumal-Geräte und zwischendurch einem kleinen Fundus an Gegenwartsplanetologie sowie das ähnlich aufgebaute, naturwissenschaftlich ausgerichtete Ottoneum hätte schenken können. Definitiv aus meiner klitzekleinen Enttäuschung herausgeholt hat mich das Filmprogramm. Das war gut, dazu später mehr. Aber der Reihe nach …

… und zunächst aus der Documenta-Halle:

Nach einem Gang vorbei an Skizzen in Vitrinen, die mit dickem Stoff verhängt und aufzuklappen waren, was ich abgesehen von der lachs-ockernen Farbe des Materials als Akt mochte (Etel Adnan, *1925 in Beirut), ging es weiter mit zwei Grafiken von Julie Mehretu (*1970 als Amerikanerin in Addis Abeba, Äthiopien). Gefällt mir vom Ansatz her, aber ich habe keine Einzelstelle gefunden, die ich richtig toll fand.




Dann trat man herunter in den Saal mit Thomas Bayrles (*1937 in Berlin) Arbeiten.


Gefallen haben mir seine ineinander verzahnten, reibungslos funktionierenden, sinnlos rotierenden Motoren. Autoland Deutschland in bedingungslos bejahender Bewegung.

Nachtrag: Von wegen sinnlos, es handelt sich um einen 9-Zylinder Sternmotor, gerne in Kriegsfliegern im 1. WK verbaut – klärt mich der Herr Bruder Ingenieur auf. Kulturgut dankt.

Abgedunkelt in einem Raum war die Videoinstallation von Nalini Malani (*1946 in Karatschi, Indien/ heute Pakistan). Mythologisch buddhistisch, wieder rotierend im Versuch, ineinanderzugreifen, dadurch ev. aufzubrechen, Bedrückung zu sprengen. Sah gut aus.


Und da war dann noch Yan Lei (颜磊, *1965 in Langfang, Hebei). Sorry, ohne Bild, die Warteschlange wand sich über eine Stunde. Durch die hohe Zugangstür blickte einen gleich Mao von einem Bild an, der neben unzählig anderen, den kompletten Raum von oben bis unten plakatierend, einen nicht aus den Augen ließ. Ich kann Mao nicht mehr sehen – will der Westen das wirklich immer noch? Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ein cn. Künstler immer noch meint, dass der Westen das immer noch sehen will und dem immer noch folgt. Kleiner Downer, auch wenn ich Yan Lei sonst mag.

Die Räumlichkeiten sind schon gut.


Kurz vom Ottoneum, was ich ganz nett fand:

Christian Philipp Müller (*1957 in Biel, Schweiz), ein mit statischer Kamera abgefilmter Teich, in dem erst nach längerem Hinsehen das Wasser leise wogte:


Und von Amar Kanwar (*1964 in Neu-Delhi) die bewegten Bilder im büttenpapierenen Buch:


Dann haben wir uns unnötigerweise durch die Bahnhöfe führen lassen. 2 Stunden langatmigen Beguckens, mit aufgefordertem In-sich-Gehen und anschließend korrekter Interpretationen einer 19-Jährigen ließen meine Füße schaben – dachte, ich seh mir das Konzept mal an, 11 Euro teure Zeitverschwendung. Die Bahnhöfe an sich beeindruckend, besonders der alte Hauptbahnhof/ neue Kulturbahnhof, wo kaum noch etwas abfährt und ankommt, Gleis 1 und 13 mahnend an die Deportationen erinnern. Demnach und überhaupt auf der Documenta, so die 19-Jährige, geht es um Abschied, Verlust, Verzweiflung, Versagen, Trauer und Schmerz, Bedrückung, eigen- oder fremdverursachte Isolation. Wow. Depri-Deutschland?



Im Nordflügel mochte ich die Ytong-Steine an und in der – das kommt hier leider nicht so raus – Anselm Kiefermäßig verputzten Wand. Die Halle an sich mochte ich.




Drinnen stand u. a. die Arbeit von István Csákány (*1978 irgendwo in Rumänien). "Kunstvoll aus Holz geschnitzt", lese ich gerade im Katalog. Wars auch, auf den ersten Blick und größtenteils, aber bei näherem Herantreten sah man doch Schnitzer. Sowas verdrießt mich, davon gibts in China genug, wobei ich nichts gegen gewollte Roughness habe, aber handwerklicher Pfusch lenkt mich ab, mache ich doch v. a. auch zum Substanz- und Qualitätstanken diese Sommerreise.


Anschließend gab es die Jalousien-Installation von Haegue Yang (*1971 in Seoul) im hinteren Teil, hier gerade den Blick teil-hochgeklappt freigebend auf die dahinterliegende Werkshalle.


In der Nachrichtenmeisterei zeigte Willie Doherty (*1959 in Derry, Nordirland) kleine, meist in Schleifen und auf 5 Leinwänden unterschiedlich gedreht laufende Filme, dazu standen zur rustikalen Unterstreichung im recht großen Raum Holzmaschinen herum. Dieser Mann etwa, der in weiteren Filmen mit seinem Zwilling auftritt, steigt im endlosen Loop über einen Stuhl.


Das habe ich mir recht lange angesehen, es gab auch geschnitzelte Dornen und vieles mehr. Film, gerne auch in Fragmenten, söhnt mich aus.


Bei dem Film hier bin ich dann schnell wieder dem Ausgangsschild gefolgt. Eigentlich ganz nett eine Höhle imitiert, dranklopfend leider hohl, aber nur schauend ein Erdschachtblick, dann lief der 12-minütige Film an und die Zeituhr tickte runter. Wer weiß, was nach 11:37 passierte, mir reichte es.


Mehr interessante Videopräsentationen gab es dann im Südflügel. Etwa Tejal Shahs (*1979 in Bhilai, Indien) …


… und Bani Abidis (*1971 in Karatschi, Pakistan) Arbeiten.


Dort war dann noch, handwerklich wohltuend brillant verarbeitet, die mich an Zwangsjacken erinnernde Uniformkollektion von Seth Price (*1973 als Amerikaner in Ostjerusalem). Innen als Muster mit immer wiederkehrendem Banklogo ausgekleidet, sollen es allerdings Briefumschläge sein. Ahoi.


Kudzanai Chiurai (*1981 in Harare, Simbabwe).


And And And hatten ein Antikapitalismus-, äh, Kapitalismushinterfragungsprogramm laufen. Mit Dekolonialisierungsworkshops. Bin ich ja voll für, aber warum muss das genau wie die anarchischen Free Tibet Camper vorm Fridericianum so abgelutscht studentisch bratzig-naiv rüberkommen? Hab mir das natürlich gar nicht angehört (lief auch grad nichts außer Kuchenessen), sondern bin nur rein und nach einem kurzen Blick auf Ökokissen mit alten Schulstühlen und bunten Karteikarten wieder rückwärts raus. Es lebe die eigene Ignoranz.


Genauso wie das blöde Hugenottenhaus, in dem mal wieder Zimmerchen von wem auch immer die Kunst an sich stellten.


Draußen schnupperte die Maus nach Interessanterem.


Karlsaue

Hier, in diesem Hauptteil der Documenta, habe ich mich am wenigsten aufgehalten. Vielleicht allzu verwöhnt von Markus Heinsdorffs Bambusbauten bei "Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung", kamen mir diese auf weiter Flur verstreuten Minihäuslein irgendwie doch ziemlich futzelig vor. So schlenderten wir nur herum und sahen mal hier und mal dort hinein. Dieser Abschnitt ist also alles andere als repräsentativ zu bezeichnen.

Ein Klohaus.


Anri Sala (*1974 in Tirana, Albanien).


Omar Fast (*1972 in Jerusalem). Der Film heißt "Continuity" (2012) und war psycho, auch ein Loop. Ein Ehepaar fährt durch einen Wald zu einer Bahnstation, holt dort Sohn Daniel, gerade aus dem Einsatz in Afghanistan auf weihnachtlichen Freigang (nennt man das so?) ab, tränenreiche Wiedersehensszene, nimmt ihn mit nach Hause. Er wird in sein Kinderzimmer im Keller gebracht, darf sich kurz duschen, dann gibts familiäres Weihnachtsessen. Dieser Daniel im Bild unter diesem Absatz erzählt so plastisch von seinem Einsatz, dass hinter ihm die Kameraden auftauchen. Es gibt familiäre Kritteleien, Verständnisverstörtheit, worauf Mutti ihren Daniel abknutscht. Nächster Tag, nächste Fahrt zum Bahnhof, neuer Daniel wird ähnlich rührselig abgeholt, ins Haus gebracht, duscht, gleiches Weihnachtsessen, Kriselei, Annäherung, kurze Nachtszene, in der ein großer schwarzer Müllsack im Kofferraum des Autos verschwindet. Wieder neuer Tag, neuer Daniel vom Bahnhof usw., der sich allerdings beim Abendessen entschuldigt, über Schwindel klagt und auf sein Zimmer möchte, auch sagt, dass es ihm bei den beiden merkwürdig erscheine, er sonst nur reine Männerrunden gewohnt sei. Auf seinem Bett blättert er dann ein gezeichnetes Daumenkino durch, in dem ein Soldat versucht, die Burka einer Frau herunterzureißen und darunter immer wieder eine neue Burka findet, immer wieder, bis er erschöpft innehält und am Ende sein Kopf explodiert. Dann schleicht sich Muttern ins Zimmer und legt sich zu ihm als herunterkommende Schritte zu hören sind. Cut und nächster Tag und Daniel 1 steht wieder am Bahnhof, er telefoniert, "wenn sie genug bezahlen".


Und mit dabei war, sogar zwei Mal, eine Szene mit 3D-Baumfahrt, wie ich sie letztes Jahr für unseren Film gedreht hatte (s. hier). Nur dass sie hier in vorbeiflitzender Geschwindigkeit gedreht oder später zeitgerafft war. Großartig.


Zwischendurch gesehen, nicht probiert, dafür war aber der Kaffee gut, hier eine Documenta-Snackbar. Sieht lecker aus, da bin ich pro-bio.


Und den Verweis, Foto auf Kachel als Notausgang, fand ich festhaltenswert. Auf dem Weg von der Karlsaue zur Neuen Galerie.


In der Neuen Galerie

So sah Geoffrey Farmers (*1967 in Vancouver) Werk von außen aus:


Und so die aufgespießten Einzelteile der uns ausmachenden Kultur – Fotos aus 50 Jahrgängen des Life-Magazins – von innen:




Andrea Büttner (*1972 in Stuttgart).


Khadim Ali (*1978 in Quetta, Pakistan).


Rossella Biscotti (*1978 in Molfetta, Italien).


Roman Ondák (*1966 in Žilina, Slowakei).




Das abgefilmte Puppentheater von Wael Shawky (*1971 in Alexandria).






Im Fridericianum

Endlich wurde es richtig gut. Wenigstens zwei Sachen haben mir wirklich gefallen.

Zunächst war dies der … gewebte?, zumindest irgendwie mit Nadel und Faden produzierte Wandbehang, was beeindruckend plastisch wirkte, von Goshka Macuga (*1967 in Warschau). Man konnte mit all diesen aufgezeigten Menschen lange gucken, was denn hier nun eigentlich los ist.




Kader Attia (*1970 in Dugny, Frankreich).


Anna Boghiguian (*1946 in Kairo). Besonders vor diesen Bildstrecken sind mir – vermutlich weil die Documenta gleichzeitig auch noch in Kabul und Kairo stattfindet – etliche, im wahren Sinne des Wortes gut betuchte Musliminnen aufgefallen. Kenne mich in dem Kulturkreis nun gar nicht aus und sah auf den Kunstwerken hauptsächlich Blut, Gewalt, Ekel, Verhüllung, komme mir damit aber ziemlich klischeebehaftet vor.


Hier sah man durch eine kleine Öffnung, in dem Spiegel ggü. sich auch selbst, hier mit Kameralinse.


Und jetzt kommt die zweite, mich flashende Geschichte. Nicht unbedingt was neues, aber was solls, ich mag 2D, das wie 3D wirkt und sich mit Blickwechsel verändert. Von Dorren Reid Nakamarra (* ca. 1950 in Warburton Ranges, Australien).


Und so einfach, mühsamst zeitaufwendig ists gemacht: Rot als Grundierung, schwarze Striche darauf und abschließend weiß getupft darüber.


Llyn Foulkes (*1934 in Yakima/ Washington).


Ida Applebroug (*1929 in den Bronx). Das fand ich auch gut. Gut besonders die vielen, zum Mitnehmen ausgelegten, knapp A3-großen Poster, in deren jedem sich eine eigene kleine Welt eröffnete, während man sie so durchblätterte.


Mark Lombardis (1951–2000 in New York) "World Finance Corporation".


Filmprogramm im Kino Gloria

Kino Gloria, dies ist dein wunderbarer Saal, rund und grün und ansprechend:


Tamás St. Turba: "Centaur". Ungarn 1973–75/ 2009, 39 Minuten.


Von Francis Alÿs (*1959 in Antwerpen): "Reel-Unreel". Afghanistan und Mexiko 2011, 19 Minuten.
Aus Kabul und der Region kennt man die Kids, die mit einem Stab einen Reifen antreiben und durch die Gegend fetzen. So begann der Film. Dann folgt er zwei Jungs, die, einer vorne eine rote Filmspule abwickelnd, einer hinterher den Filmstreifen auf eine blaue wieder aufwickelnd, durch Kabul rasen. Gefilmt aus ihrer Höhe und dabei geht es den Berg runter in die Innenstadt, durch die staubigen Gassen und Hinterhöfe, über Märkte und vielbefahrene Straßen, wieder einen Berg hoch bis zum Überblick über die Stadt. Nett, aus dieser Sicht Kabul zu sehen. Abschließend wurde noch berichtet, dass die Taliban am 4.9.2001 in Kabul eingefallen seien und alle Filmrollen aus allen Archiven beschlagnahmt und verbrannt hätten, laut Anwohnern soll es zwei Wochen lang gelodert haben. Später wurde bekannt, dass die Archivare ihnen nur Kopien gegeben und die Originale behalten haben sollen.




Altes

Von früheren Documentas gab es vor dem alten Hauptbahnhof den allein auf weiter Flur auf seinem Stahlstab Laufenden.


Mit Blick auf die Orangerie das Gitternetz.


Und den Baum mit Stein.


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Ach, und für diejenigen, die mit dem Auto unterwegs sind: Kassel gibt sich nicht immer allzu fremdenfreundlich. Auf diese Biester muss man sehr aufpassen:


Fabio Mauri (*1926 in Rom).


… it is. Von Kassel und meiner Sommerreise. Der Sommer ist noch nicht vorbei, ein Monat steht mir in Norddeutschland weiterhin offen. Gerade blicke ich auf Wasser und Wald und Himmel und spring mal kurz hinein. Auf bald.

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Montag, 23. Juli 2012
Sommerreise: Paris
Gerade lässt man in Stuttgart noch auf Eisenplatten die Beine baumeln …


… da tragen es schon die Touris gar nicht mal so stümperhaft in die weite Welt.


Wir befinden uns in Paris. Zwei volle Tage und drei halbe Nächte. Von Stuttgart aus über die Grenze gab es Entschleunigung auf den Autobahnen, die einem das Aggressionspotential dt. Fahrens ins Bewusstsein rückten und einen selbst aus dem Mittelfeld heraus ins obere Speeddrittel katapultierten. Dann die Farbsättigung, abrupt einsetzend mit Grenzübertritt, als hätte jemand wie in der Nachbearbeitung die Regler hochgedreht. Den ganzen Weg lang. Bis wir in Paris ankamen. Da gab es dann anderes.

Etwa den Eiffelturm:


Sabbernde Erdmännchenteufel an Kirchen:


Und gar nicht so wenige der Einheimischen sind hier auf dreirädrigen Motoren unterwegs. Was für sich genommen ev. lächerlich anmuten würde (nichts Halbes/ Ganzes, mit Inbrunst pro Real usw.), wirkt hier nicht nur ok, sondern macht auch Sinn. Schon mal in Paris Auto gefahren, über die Straße gegangen? Übungsfeld für BJer Verhältnisse. Die Hand der eingeweichtdeutschten Chinesin krallt sich in meinen mutstrotzenden Oberarm.


Den ersten Tag sind wir für Kaijins erstes Mal hier die Sehenswürdigkeiten abgelaufen. Den zweiten Tag sind wir dann nur blind herumgestreunt und weil es viel geregnet hat, haben uns all die Cafés und Bars besonders angesprochen. Eigenauflage aus Zeitmangel: Keine Museen und Galerien, Kunst kommt in Kassel. Madame Parisienne sind wir einige Male begegnet.


Dem Monkey im Regen ebenfalls.


Jemand interessiert an einem Leben in Paris?


Und in dieser Nähe haben wir gewohnt, am Rande des 13. Distrikts im Süden in einer wunderbaren, ganz typisch Paris kleinen Wohnung mit vielen Türen zu extrem kleinen, verschachtelten Zimmerchen. Danke, liebe Ma Na, es war so schön bei dir.


Auf, auf nach Kassel.

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Montag, 9. Juli 2012
Sommerreise: Stuttgart, Ludwigsburg


Das Naturfilmfestival NaturVision in Ludwigsburg bei Stuttgart und die Einladung, dort unseren "Forstwärts"-Film im Zuge eines Workshops zu präsentieren, waren die ausschlaggebenden Gründe zur Planung meiner Sommerreise. Nun sitze ich nach 4 Tagen rauschenden Festes wieder auf Beates und Patricks Balkon im Nachdelirium all der Eindrücke.

Am Samstag, den 7.7.2012, durften Julia und ich unseren Film also das erste Mal bei einem Filmfestival vorstellen. Es war auch das erste Mal, dass wir beide ihn gemeinsam auf einer großen Leinwand ausgestrahlt sahen. Für uns schon ein sehr bewegender Augenblick … und während des Schreibens drückt gerade wieder einen Kloß gegen die Augäpfel. Unser herzlicher Dank gilt den beiden Festivalleitern Ralph Thoms und Dr. Kay Hoffmann und besonders auch dem Publikum, das den Weg zu uns an einem frühen Samstagmorgen um 10:30 Uhr nicht gescheut hat.


Moderator Dr. Kay Hoffmann (in Grün) und Ehrengast Martin Brandes, unserem "Krawattenmann" im Film. Foto von Johannes Keil.

Mit der Veröffentlichung von "Forstwärts" im Internet haben wir gewartet, damit der Film seine Premiere bei NaturVision feiern konnte. Nun möchten wir ihn offiziell online stellen, tadaaa:


Die Ladezeit des cn. YouTubes "YouKu" dauert von Dland aus etwas länger, aber ermöglicht auch die Betrachtung in China. Weitere Informationen als Extralink, gerne auch zum Verschicken und Verbreiten, gibt es hier.

Weiteres zu NaturVision. 3 Filme, die ich im Laufe der Festtage gesehen habe, möchte ich kurz erwähnen. 2 davon liefen auf der Eröffnungsfeier.

Zunächst der dokumentarische Kurzfilm Kursdorf von Michael Schwarz (Regie) und Alexander Greisser (Kamera), der mir besonders wegen seiner Ästhetik und seinen ruhigen Bildern, seiner stillen und unaufdringlichen Erzählweise sehr gut gefallen hat. Kursdorf ist ein mittlerweile auf 25 Einwohner geschrumpftes und vom Flughafen Leipzig/ Halle komplett eingeschlossenes Dorf, das mit hoher Wahrscheinlichkeit alsbald nur noch in den Analen Sachsens zu finden sein wird.

Der zweite Film, den ich spannend fand, war die erste 3D-Produktion fürs ZDF, Die Huberbuam von Jens Monat. Für 3D-Aufnahmen werden zwei Kameras horizontal oder vertikal dem menschlichen Augenabstand von etwa 6 cm entsprechend nebeneinander platziert. Die Filmemacher nahmen sich dafür der beeindruckenden Berglandschaft und dem Hoheitsgebiet zweier Kletterer, den Huberbuam, an. Im Anschluss an den Film wurde erklärt, dass unser Auge nicht in der Lage ist, Berge in weiten Fernen in 3D wahrzunehmen, da sich die 6 cm in der Weite alsbald ausgleichen. Um nun dem Zuschauer eine neue Tiefendimension zu ermöglichen, wurden die beiden Kameras teilweise bis zu 30 m voneinander entfernt platziert. Diese Information und die daraus resultierenden Bilder, die Blicke durch Felsspalten, in Abhänge, über Gebirgsketten machten den Film für mich zu einem außerordentlichen Erlebnis. Die Theatralik der Erzählung mit ihrer Gewichtung auf die überstandene Krankheit des einen Klettermaxen haben mir nicht gefallen, aber es ist halt eine Fernsehproduktion.

Und dann war da der Film Die Farben der Wüste – Die weiße Uyuni von Petra Haffter (Regie) und Philip Flämig (Kamera). Die Kamera hat in Bolivien Bilder eingefangen, in denen der Horizont häufig kaum zu sehen ist, sondern als Marker des Spiegels fungiert – ruhig und schön, das mag ich, und ich mag auch, dass es beim Publikum ankommt. Als ich bei der Preisverleihung, dazu engagiert, das Siegerfoto für den Kamerapreis schoss, blickte Philip Flämig in meine Linse und sagte, dass Die weiße Uyuni ebenfalls mit einer 5DII gedreht wurde. Ha.


Am Freitagabend dann wurde zum Get Together in das Lustschloss Favorite geladen.


Ganz Ludwigsburg – auf dem Weg nach Heilbronn im Norden Stuttgarts, entstanden vor gut 300 Jahren durch selbstdarstellende Gelüste Eberhard Ludwigs – ist mit all seinen Schloss- und Parkanlagen eine barockene Augenweide, wie sie im Buche steht. Erblickte man nur dies, so würde man, ich zumindest, ev. bald von lauter historischer Pompösität erschlagen den Rücktritt beginnen. Glücklicherweise lebt die Stadt nicht nur in der Vergangenheit, sondern hat eine imposante Filmakademie aufzuweisen.

Auf der Empore des Lustschlosses gen Süden gerichtet, ist dies, so wurde mir erzählt, die Vermessungslinie von ganz Baden-Württemberg. Auch heute noch wird sie als Maßstab für jegliche Grundstücksgrenze zurate gezogen. Der weiße Opel Meriva meiner Mutti und Julias NaturVisions-Gefährt durften beladen für die Veranstaltung hin- und herfahrend auf dem Gelände auf dieser Achse stehen.


Und hier ein paar Bilder der Veranstaltung, die ich als für den Abend angeheuerte Fotografin vor die Linse bekam. Pressemaster Johannes Keil, Festivalleiter Dr. Kay Hoffmann und eine der Moderatorinnen.


Sabine Willmann, Liu Xia und Julia Odenstein.


Mitfotograf Matthias Balk.


Eva Simminger.


Das Dammwild lief im Park frei herum …


… bereits gewöhnt an bis verwöhnt von den Besuchern, hier von Julias Mutti, die das Recycling der Veranstaltungsverköstigung weiterführte (kredenzt wurde eine köstliche Suppe mit zuvor bereits von der Ludwigsburger Gastronomie als Müll aussortiertem Gemüse, Julias Idee):


Das Festival war toll, die Filme, die Leute dort, das Ambiente, all die ganzen Eindrücke – es war mir eine große Ehre, dabei gewesen sein zu dürfen.

Und Stuttgart? Stuttgart ist irgendwie merkwürdig. Ich mag es hier weiterhin, eher auf Besuch, vermute ich, denn es wirkt durch seine Lage im Tal und dadurch, dass man so häufig zunächst in die Mitte muss, um dann aus ihr wieder hinaus zu seinem Bestimmungsorte zu gelangen, doch etwas zentralistisch. Außerdem kann ich mir nicht helfen, aber die Menschen hier wirken auf mich ziemlich gemächlich – es wird sich in beinahe jedem Geschäft gefühlt stundenlang ausführlich um jeden Kunden ausschließlich einzeln bemüht, während die Schlange weiter wächst und Multitasking ein Fremdwort bleibt, wie kann man es so nur zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands schaffen? Aus dem Norden und sich verstärkend im Nordosten Chinas kenne ich lange Wartezeiten zur Genüge – auch wenn sich diese Art von Langsamkeit eher aus der Einstellung speist, dass das Leben ach so schwer und damit jegliche Handlange mühsam ist –, bin ich es nur von Dland nicht (mehr?) gewohnt, beginnt meine Reise und mein längerer Aufenthalt in der Heimat in Richtung Perspektivrückung Sinn zu machen?

Bis morgen bin ich noch hier, am Mittwoch geht es dann – oh, wie ich mich freue – mit Kaijin nach PARIS.

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Donnerstag, 5. Juli 2012
Sommerreise: Düsseldorf, Köln
Mittlerweile in Stuttgart angekommen, fuhr ich am Sonntag, den 1.7., zunächst auf einen Kurzbesuch in Düsseldorf vorbei. Ich hatte die Stadt von einem dubiosen Marlboro-Event für ein paar Abendstunden irgendwo auf der Flaniermeile Anfang der Nullerjahre als nicht besonders einladend, eher hochnäsig und hightitigh in Erinnerung. Vielleicht lag es daran, dass wir damals einen Kühlschrank erspielen sollten, was ich in den Sand setzte. Auch diese zweite Berührung mit Düsseldorf war wieder sehr kurz und auf ein Minifacettchen begrenzt – dafür durfte ich ein nettes Café und eine beachtliche Privatsammlung erblicken. Das hat mich sehr gefreut.

Und schon ging es weiter. Auf dem Weg nach Köln gelang mir aber doch noch ein Bildchen aus dem Auto heraus von den Ausläufern Düsseldorfs, das für mein Empfinden eigentlich ganz gut zur Stadt passt. Roter Backstein mit rosalichen Blumen vor erhaben in sich ruhendem Protzbau.


Dann kam ich in Köln an. Wieder eine Stadt, die ich nicht gut kenne, wobei ich hier wenigstens schon das eine oder andere Mal war. Rhein und Dom hatte ich also bereits gesehen, musste bislang auch schon zwei Mal am Karneval teilnehmen, einmal als Kind, das fand ich begriffsstutzig-lustig, dann Anfang der 2000er, da war ich betrunken und es war ebenfalls lustig. Dieses Mal glücklicherweise ohne Alaaff, konnte ich in Ruhe durch die Stadt ziehen. Erst war ich eher angeödet, lief dann aber vom Ubierring hoch über die Deutzer Brücke, wieder runter am Rhein und hin und her gen Vingst.

Hier eine fast 400-Grad-Drehung, rechts und links mit Severinbrücke. Der Dom ist auch drauf, aber extraklein:

Die Farbdarstellung will nicht recht wie ich, was solls.

Mir gefällt die Stadt. Wasser in Städten ist immer gut …


… Industrie und Fracht stehen, es scheint, meist solide …


… teils verwaist. Auch diese Ruhrpottstadt ruht mit einem Selbstverständnis in sich, das mir, zumindest auf die Ferne, angenehm ist.


Und Kirchen, überall stehen Kirchen. Sie seien hier, so Leif, auch im Alltag einfach präsenter als in unserem großteils atheistischen Norden.


Diese Werbung hing vor der Tür meiner Bleibe und ich freute mich mit jedem Hin und Her darüber: Ich komme vom 14. bis 17.7.


Ach: Dieser 17-jährige Gangstarapper saß mir Dienstagnacht in der Bahn gegenüber und meinte, ich solle mir unbedingt sein Arbeitslos, seine tiefe Assistimme ("assi muss eine Stimme sein, dann hörst du dich nicht wie 17 an") zu Gemüte führen. Jo.

Nun bin ich seit gestern Abend in Stuttgart, das ich auch nur aus zwei verschiedenen Nachmittagen des Herumlaufens von 2006 her kannte und wider aller Beschimpfungen aus vielerlei Mündern von Einheimischen und Fernen doch sehr mochte, die Schwaben inbegriffen, die mir herzlich gegenübertraten. Abgesehen von der nicht wegzuleugnenden und von mir nicht sonderlich gemochten Mercedes-Überpräsenz, doch, jaja, warum ist wohl in dieser Stadt soviel Geld auch für Kultur, erblieb mir dieses Mal bei der Einfahrt ins Tal der Anblick des Riesenpenisses mit krönendem Stern erspart. Ich kurvte in die Ausläufe des Westhanges und blicke von hier gerade glücklich bei Beate und Patrick in die Walachei. Gleich geht es rüber nach Ludwigsburg zum Filmfestival. Da bin ich mal gespannt.

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