Sonntag, 1. November 2009
Wuhan: 1. Station der Lesereise "Provinzglück"
Heute soll die erste Lesung stattfinden, im Javair Café in Wuhan. Der Himmel zeigt sich von seiner schönsten, hier seltenen blauen Seite - nachdem DuC ("Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung") gestern Nacht nach der neuntägigen Promande zunächst mit Gewitter und dann mit heftigem Regen zuende gegangen ist (zu DuC später mehr, hier nur so viel, dass Clueso als letzter Musikakt den Güssen von oben, den peitschenden Wogen von recht und links trotzend das triefend durchnässte Publikum begeisterte und die Promenade mit Paukenschlag beendete.)

Heute soll es losgehen - eigentlich. Die Wetterfronten müssen über Nacht nach Peking gezogen und dort in die kälteren Gefilde vorgedrungen sein. George Lindt sitzt momentan seit fünf Stunden im Flugzeug in Peking. Es geht weder vor noch zurück, keine Maschine wird bewegt: Schneesturm und Eisregen in der über 1.000 km entfernten Hauptstadt verhindern das Vorankommen (Hintergründe für den Wetterwechsel liefert Spiegel Online). So sitzt George seit Stunden zwischen zwei Arbeitern und mittlerweile hoch erbosten Fluggästen, die sich nun schon nach anfänglichen Handgreiflichkeiten die Nasen einschlagen. Zwar werden die kleinen Stewardessen inzwischen vom Piloten in Beschwichtigungsversuchen unterstützt, aber jeder, der einmal länger als zwei Stunden in China in einem Flugzeug ausharren musste, kennt die Situation, in der es alsbald kein Halten mehr gibt. Die einen nutzen die Gelegenheit, sich Luft zu machen, die anderen halten dies aktiv mit ihren Kameras fest und verschicken es unterdessen an Freunde, Youku etc. während sich die letzte Gruppe in den hinteren Teil der Maschine verzieht, weil an der Situation sowieso nichts zu ändern ist. Leider lässt das logistische Chaos am Flughafen kein Entrinnen aus dem auf irgendeiner Rollbahn stehenden Flugzeug zu, da auch bei allen anderen Transportmitteln kein Vor und Zurück mehr möglich scheint. Das Gepäck könnte man sich nachschicken lassen - wenn man nicht gerade 14 Tage unterwegs und jeden Tag an einem anderen Ort ist. Ich habe mir eben von einer Stewardess versichern lassen, dass wir natürlich sofort Bescheid bekommen, wenn es Neuigkeiten gibt. Bis dahin heißt es Ausharren, ruh dich ein bisschen aus, George, entspanne dich im Tumult - so die kleine Dame, die hofft, dass es wenigstens von dieser Seite keinen zusätzlichen Stress gibt. 没办法, da kann man halt nichts machen.

Ich fühle mich gerade an ein wunderbar von Cao Kefei und Christoph Lepschy inszeniertes und von Duo Duo geschriebenes Theaterstück erinnert, dass ich kurz vor meinem Abflug nach Wuhan in Peking im Zuge der Veranstaltungsreihe "Neue Dramatik in China" gesehen habe.



Dem Javair Café mussten wir leider absagen - die sich ein wenig wundern bei dem herrlichen Wetter heute in Wuhan. Soviel zunächst zur ersten Station - Nanjing, wir kommen!

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