Montag, 9. November 2009
Chongqing: 7. Station der Lesereise "Provinzglück"

8.11.: Am Vormittag geht es mit dem Zug aus Chengdu los - auf nach Chongqing.

Bevor die Veranstaltung um 19 Uhr beginnt, sehen wir uns noch ein wenig die Stadt an. Wie an anderen Orten zuvor auch, fragen wir bis zu fünf Leute nach den sehenswerten Orten ihrer Stadt. Wir haben nicht allzu viel Zeit und Chongqing ist groß ... überraschenderweise lotsen uns alle Befragten an denselben Ort: die Ciqikou Altstadt (磁器口古镇).

Zunächst brauchen wir allerdings etwas zu Essen. In Chongqing scheinen wir im Paradies gelandet zu sein. Neben dem überall angepriesenen Hotpot, der uns aber vermutlich zu scharf ist - immerhin sind wir im alten Sichuan -, zuviel Zeit kosten würde und den man von guten Sichuan-Köchen auch in Peking genießen kann, gibt es an jeder Ecke allerlei ansprechendes Fingerfood. Gleich den richtigen Riecher haben wir mit diesem Brot, das frisch gebacken kredenzt wird:


Danach geht es durch Häuserschluchten mit eigenen Einkaufsvierteln weiter auf Taxisuche ...



..., weiter zur Altstadt. Der erste Eindruck: es handelt sich um das Pekinger Houhai-Viertel (ohne See) im Chongqing-Dialekt.


Das kleine Gebiet wirkt sehr nett, leider nur komplett überladen mit kleinen Ramschlädchen und einem von allen Geschäften gemeinsam sinfonierenden, ohrenbetäubenden Kirmeslärm - tatsächlich gibt es die Straße hinab am Ende der verwinkelten Gassen auf einem freien Platz am Fluss Jialing (der im Osten der Stadt auf den Yangtse trifft) bald auch Autoscooter und Geisterbahnen. Hier treffen wir dann auch auf einen riesigen, unfertig gebliebenen und dann zur Aussichtsplattform und zum Werbeträger umfunktionierten Brückenstumpf:


Jetzt geht es aber auf zur heutigen Veranstaltung im Sichuaner Fremdspracheninstitut.


George erwartet hier ein großer Hörsaal mit Deutschstudenten aller Jahrgangsstufen. Übersetzerin Mia und Gewinner des Vorlesewettbewerbs Sven, die wir bereits vom Vortag kennen, erwarten uns schon und wollen ihre Fähigkeiten heute vor ihren Kommilitonen unter Beweis stellen.



Am Ende gibt es so viele Fragen, dass wir bis Mitternacht weitermachen könnten. Dieser Student interessiert sich etwa für den Vergleich zwischen der deutschen und chinesischen Provinz - vor allem im Hinblick auf die beschaulichen Bilder von Marburg, die George vorstellt.


Weitere Fragen werden direkt am Pult gestellt. Ein deutscher Autor zum Anfassen - aber was macht die Studentin rechts im Bild für ein Gesicht, ist die Übersetzerin zu weit entfernt oder die Schrift zu unleserlich?

Foto: Sebastian Kraft.

Abschließend freuen wir uns mit den lokalen Veranstaltern über eine gelungene Lesung. Die Studenten der Großstadt Chongqing, die tief im Inneren des Landes weit vom Leben einer boomenden Megacity entfernt sind, wurden heute Abend mit einem Provinz-Berliner und einigen für sie vermutlich merkwürdig anmutenden Vorstellungen konfrontiert.

Wie immer an dieser Stelle, sind wir gespannt auf die nächste Station und auf das, was uns morgen in Xi'an erwartet.

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