Willkommen 欢迎

Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.

Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.

欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。

由甲祝您好!

Samstag, 13. Februar 2016
2016: Happy Monkeyness! 祝大家猴年疯狂!






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Freitag, 22. Januar 2016
Dunkel im Licht


Nichts Neues, aber die Kombi ist nett. "Patriotismus, Innovation, Toleranz, Tugend." Diese Plakatansagen überschwappen seit Xi das Land, um sich in die Hirne zu arbeiten. Dahinter – daraus hervor – ein Sportler in sogenannter Bekleidung, einem übergezogenen Wegwerfdress, … fragt sich, wer Dunkel, was Licht. Wohl will Licht beides sein und kommt doch dem Dunkel sehr nah.


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Donnerstag, 10. Dezember 2015
Kurz in Xi'an
Während sich Europa bereit macht, in den Krieg zu ziehen, hat mich ein glücklicher Zufall für eine Stippvisite nach Xi'an versetzt. Großartig, dachte ich, sehe ich mir das dortige OCAT endlich an und auch gleich, so hatte ich es wenigstens flüstern hören, die wenn auch kleine, aber vibrierende Kunstszene. Habe ich gedacht und mich maßlos verdacht. Das OCAT ist nett neben einer wunderbaren Parkanlage gelegen, aber in einem merkwürdigen Kaderkomplex, die drei Stockwerke sind langweilig belegt. Gong Xu mit seiner Zodiac Explosion geht gar nicht, Liang Yuanweis Mustermalerei finde ich langweilig, Carol Lee Mei-Kuens Remembering Days, Forgetting Time war konzeptuell nett und bei ihrer Postkartenaktion habe ich mitgemacht, aber überzeugt hat es mich nicht. Kein Wunder, dass ich die einzige Besucherin war. Alles, was ich fotomäßig vertreten kann, ist ein Blick auf die Steinfiguren am Eingang.



Deshalb gings auch gleich weiter. In die Banpo International Art Zone 半坡国际艺术区. Banpo ist mittlerweile ein etwas außerhalb gelegenes Gebiet von Xi'an und bezeichnet eine neolithische Siedlung der Yangshao-Kultur, die hier ausgegraben wurde. Xi'an mag ja historisch wirklich groß und bedeutend gewesen sein, in der Gegenwart ist es versmogt und wird im Gegensatz zu Beijing nur sehr selten von befreienden Winden heimgesucht. Was einst schützend war, hat die Zeiten nicht überdauert, die von Nordosten und Südosten die Stadt in ein Dreieck keilenden Berge zwingen sie heute in ein Moloch. Xi'an und seine größere Umgebung scheinen nur von Tourismus und etwas Landwirtschaft zu leben. Man kann fast Jetztzeit-Mitleid mit ihr haben. Die sich als Kunstviertel bezeichnende Gegend ist ein Kreativindustriekonglomerat mit knapp hundert kleinen Werbe-, Design-, Foto-Undsoweiterlis, von denen etwa noch drei betrieben werden. Unter anderem ein Café, in dem es für mich einen Espresso für 25 Kuai gab – sowie die Information, Galerien?, du meinst Ausstellungen?, der einzige weitere Gast wird gefragt, es gibt hier einen Ort, 75 Grad heißt der, da läuft manchmal was, sonst eher wenig, manchmal kommen Künstler zu Gruppenevents, sonst Künstler hier in Xi'an?, es gibt ein paar (was sich anhörte wie vielleicht fünf), die Skulpturen anfertigen, die haben ihre Studios verstreut außerhalb der Stadt, manchmal kommen sie auch zu Veranstaltungen. Ganz schön traurig, aber irgendwo müssen die Künstlermassen in der Hauptstadt herkommen.





Die Türen in Banpo waren so verschlossen wie sich mir die Gegenwartskultur bot. Entsprechend tauchte ich in das ein, was die Stadt auszumachen scheint, die Rückbesinnung auf glorreiche Zeiten bis einschließlich Tang-Dynastie. Die deftigen Eintrittspreise werden vermutlich für die Arbeiten an der U-Bahnlinie benötigt, die momentan eine Schneise der Abrissverwüstung außerhalb der großartigen, vor allem weil noch komplett erhaltenen, 14 km langen Stadtmauer hinterlässt. Noch nie gesehen hatte ich dafür den Einsatz eines Wasser-Luft-Blasmonstrums.



Zunächst ging es also zur Wildgans Pagode 大雁塔 aus der Tang-Dynastie, der auf den buddhistischen Schriftrollen von Xuanzang erbaut wurde (Kaijin zu meinen Sun Wukong-Moves: ist nur eine Geschichte mit dem Affenkönig, ist schon klar, oder?)




Besonders lohnenswert war der Aufstieg nicht.


Die Anlage.





Sehr empfehlenswert ist das Geschichtsmuseum. Es war rappelvoll, besonders aufgefallen sind mir etliche Studenten, die erklärende Vorträge auswendig lernend vor sich selbst aufsagten. Hier eine kleine Auswahl der Exponate mit den engl. Beschreibungen, mich hatten neben all den Keramiken, Waffen und Münzen Charaktere fasziniert und ich habe die Frauenquote etwas angehoben:


Pottery Male Figure, Western Han Dynasty (206 BC–8 AD).


Bronze Feathered Figure, Han Dynasty (206 BC–220 AD).


Gold Monster, Han Dynasty (206 BC–220 AD).


Painted Pottery Figures of Warriors, Western Wei Period (535–556).


Painted Pottery Warrior Holding a Shield, Northern Zhou Period (557–581).


Pottery Figure of Attendant, Southern Dynasties Period (420–589).


Pottery Goat, Northern Wei Period (386–534).


Animal-shaped Tomb Guardian, Southern Dynasties Period (420–589).


Pottery Unicorn, Northern Wei Period (386–534).


Tri-colored Female Figure Making Up Herself, Tang Dynasty (618–907).


Peinted Pottery Female Figure, Tang Dynasty (618–907).


Painted Female Dancer with Double Rings on Head, Tang Dynasty (618–907).


Painted Figure of Heavenly God, Tang Dynasty (618–907).


Peinted Pottery Figures of Zodiac Animals, Tang Dynasty (618–907).


Ebd.


Pottery Figure of a Maid Holding a Book-box, Song Dynasty (960–1279).


Skt. Arhan Subduing Dragon, Song Dynasty (960–1279).


Dann, ich hatte sie noch nicht besucht: die Terrakotta Armee! Die Grabanlage von Qin Shihuangdi von 210 v. Chr., 1974 beim Graben eines Brunnens von Bauern entdeckt.
































Halle 1.




Halle 2.


Halle 3.








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Rundumschlag
Kurz chronologisch den Sommer aufholend …

Eine Ausstellung für den Juli, bevor ich mich auf Reisen machte:


Pace zeigte im Juli Gravity Field.

Eine kleine Trunkenheit in Songzhuang für August:





Jetzt ein paar Themen:

Indie Spaces

Independent Spaces sind das neue Phänomen der Hutong-Kunstszene, mit der Arrow Factory seit 2008 als Urgestein, begannen sich vor allem im vergangenen Jahr etliche Räume in den Gassen zu entwickeln. Im letzten Augustwochenende taten sie sich zusammen für ein Festival. Wunderbar und sehr empfehlenswert zum Ablaufen die in diesem Zuge entstandene Map of Independent Art Spaces Beijing.

Eine gute Route:


Ganz neu der J Space, ein sehr schöner Ort, sie zeigten Xia Tao: Wuyu or Love at Second Sight.


Der extrem kleine Raum von Lab 47 ist toll, die Ausstellungen naja, dieses Mal experimentell, sie zeigten Yu Haiyuan 于海元: Who's St. Sebastian 塞巴斯蒂安是谁.


i: project space zeigte John Armleder.


Aotu 凹凸 zeigte …, ich habe leider keine Ahnung mehr, was es war, aber man kann immer gut für einen Kaffee oder Wein vorbeischauen.


Jiali Gallery 家里画廊 zeigte Zhang Junling 张俊领: Infinite Entropy 无尽熵. Mit Tanzperformance, die sind hier gerade ziemlich im Trend, ich weiß nicht recht, aber der Ort ist super.


Das Institute for Provocation zeigte Astrid Myntekær: Mana.


Der Muye Space scheint mir ein Lernstubenangebot für angehende Künstler, aber auch hier gibt es eine nette Dachterrasse, was eigentlich immer alles wett macht.


Dann gab es im September zwei Ausstellungen von bzw. mit mir, Painting meets Music 绘画相遇音乐 und Art Against Art 艺术反对艺术. Kurz darauf eine zehntägige Kunstreise von Beijing über Hangzhou nach Shanghai – wer Interesse an meinem zusammenfassenden Immersion Guide hat, melde sich gerne. Shanghais Ausstellungslandschaft hat sich sehr verändert, neben dem Long Museum und dem Yuz Museum sind auch hier interessante kleine neue Spaces entstanden.


Filmfest Hamburg und Hamburg



Wir haben mit K26 elf Filme in die Sonderreihe Unabhängiges Kino aus China zum Filmfest Hamburg gebracht, ein schneller Sprung in die Heimat.




Eröffnungsfilm von Zhai Yixiang 翟义祥: This Worldly Life 还俗, 2015.


Tao Huaqiao 陶华侨: A Memory of Summer 七月, 2015.


Guo Xiaodong 郭晓东: A Moment in Love 男欢女爱, 2015.

Ein ganz kurzer Galerienhopp musste drin sein.


Endre Tót: Inside Rain, 1971–79. In meiner Lieblingsgalerie Mathias Güntner, Ausstellung: Endre Tót, 1967 bis hier, 11-9–7-11-2015.


Endre Tót: I'm glad if this can hang here, 1971–76/ 2015. Ebd.


Oliver Ross:Transluminator, 2015. In der Galerie Melike Bilir, Ausstellung: Transluminismus, 6–22-10-2015.


Barbara Camilla Tucholski. In der Galerie Sfeir-Semler, Ausstellung: Straßen, 31-8–21-11-2015.

Hach, Hamburg …















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Wieder zurück in Beijing konnte das Queer Festival im Oktober erstaunlich unproblematisch stattfinden.

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Etliches weiteres gab es, Ausstellungen, Vorträge, man kann jeden Tag zu diesem oder jenem laufen, man wird beinahe überschwemmt. Schon geht der Sommer in den Winter über und selbst auf unschuldigen Grünflächen gedeihen Parkformationen.


Ditan Park, Schneewochenende Ende November.

Auch Yoko Ono beehrt uns mit Grün: Golden Ladders, in der Faurschou Gallery 15-11-2015–3-7-2016.



Unverhofft beglückt wurde ich von Ingrids Empfehlung der Ausstellung im Soka Art. Yin Qi 尹齐: Multispaces 置, 14-11-2015–3-1-2016.


Yin Qi 尹齐: Jan., 1st 2013, 2013.

Besonders angetan haben es mir seine durchnummerierten kleinen Leinwände namens Landscape and Monochrome 山水和单色画, 2015:









Kuratiert von Gao Yi 高毅 gab es dann im 798 Art Bridge: An Encounter Between Color and Rhythm 对/画:



Im Winter nun hat man reichlich Zeit, sich mit seinem Luftreinigungsgerät einzuschließen und ein bisschen zu produzieren, auf den nächsten Wind zu warten, um dann mit ihm durch die Straßen zu springen.


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Erste Reise in den Westen

Ein Modeladen in Zhangye.

Anm.: Dieser Text entstand in leichter Abwandlung als Teil einer kleinen Festschrift mit dem Titel „Menschenbilder“ zum 60. Geburtstag meines Sinologieprofessors, hier mit Bebilderung analog zum Streckenverlauf.

Die Route: Vom Militärflughafen im Süden Beijings ging es zunächst nach Lanzhou, von dort mit dem neuen Schnellzug nach Zhangye zu den Danxia Regenbogenbergen, dann mit dem Schnellzug nach Xining und weiter mit einem Brötchenbus ans südwestliche Ende des Qinghai-Sees nach Heimahe, dort schnell wieder weg, mit Brötchen und Privatpendlern, weiter in den Westen Qinghais nach Xiangride, dann in den Süden über Dari nach Jiuzhi. Dort hörte ich nach gut zehn Tagen auf der Straße von Zhagana, im Kreis Diebu im Süden Gansus an der Grenze zu Sichuan, wo ich acht Tage blieb, über Aba und Ruoergai in Nordsichuan mit Brötchen und verschiedenen Streckenbussen kommt man hin. Die Runde zurück nach Beijing schließt sich über Wudu in der Stadt Longnan in Gansu, mit Brötchen und Bus weiter nach Baoji in Shaanxi und von dort mit dem Schnellzug über Xi’an und einem Fingerschnippen von sieben Stunden zum Westbahnhof in die Hauptstadt, zurück in meine Beixiaojie.

Ich war großteils sehr einfach unterwegs und vor allem untergebracht, 23 Tage, über 6.000 km, davon dreitausend verkürzte mit Flug und Schnellzug, der Plan war durch Fotografieren und Schreiben, hauptsächlich durch den Weg 空一下自己 zu betreiben, ein wenig herunterzukommen. Ich war alleine, wenn auch in Zhagana erst wirklich auf abgelegenen Bergwegen und in Kiefernwäldern. Dem Kong versuche ich bisweilen nachzujagen, etwa ein Mal im Jahr gerne auf diese Art. Der Weg führt durch sehr viel roten Staub, von dem ich hier berichten möchte.









Immer sonst auf Reisen bin ich erstaunt, wie in Details hinein die Regierung (ist es die Partei?, ich kann die beiden nicht auseinander halten) präsent ist – mit ihren lokalen Ablegern, aber diese exakt in Einklang und im Blick. Ich war das erste Mal so weit im Westen. Besonders in autonomen Gebieten, in Minoritätenherden wie Qinghai und seinen Randgebieten, die nicht der provinzlinearen Einteilung folgen, mit von allen drei Seiten durchdrungenen, von tibetischen, muslimischen und mongolischen Völkern, mit verpflanzten Han-Chinesen zur Aufsicht, mit für China weit hinaus unbesiedelten Landstrichen, besonders hier kommt man mit vorgeprägten Erwartungshaltungen an. Besonders hier bin ich erstaunt über die gleiche Aufbruchseuphorie wie im Osten, vielleicht ist sie auch noch stärker, da der Osten ja prosperiert und sich langsam ausbalanciert, mal zu kippen droht, alles mögliche treibt. Nach spätestens jedem zweiten Minidörfchen gibt es den aktuellen Wertekanon in Gelb auf Rot, alles blitzend neu, unterzeichnet mit Deiner Partei. In regelmäßigen Abständen Großleinwände, das Gelb fast Gold, immer auf Rot, Sterne und Fahnen, gerne ein Feld im Hintergrund, je nach Agrar- oder Industrienutzung des jeweiligen Fleckchens, vorne links zwei freundliche Polizisten oder Militärs, rechts Vatermutterkind mit enthusiastischem Bereitschaftsblick, und gelegentlich seine Präsidentschaft in persona, väterlich weise, aber fordernd, doch Wir kriegen das schon hin, gemeinsam, folget mir herunterschauend, der Vergleich mit Mao mag von solchen Auftritten kommen, aber die Richtung, ha, wo wird die uns hinführen? Aufpoliert ist sie auf jeden Fall, und in jeder Ritze präsent. Tatsächlich imposant ist die Erneuerung der gesamten Infrastruktur, mit Autobahnen, Schnellzügen und Funknetzen, Strom ist vorhanden, Wasser scheint eher Privatsache, aber die weltabgeschiedenen Landstriche oder nur als Durchfahrtsorte genutzten Dörfer, zumindest die Kreise, 县, und Stadtzentren, 镇, werden angeschlossen und sind es bereits großteils.


Touristen und Guojia-Fotografen in Zhangye bei den Regenbogenbergen 张掖丹霞地貌.


















Binggou bei Zhangye 张掖冰沟.


Binggou bei Zhangye, ein wahnsinniges Naturschauspiel, ich konnte leider nur einen Ausschnitt ablichten. Der Mittagsblick nach oben eröffnete einen Regenbogenkreis einmal komplett um die Sonne herum.

Der han-chinesische Tourist, in Gruppen, in Privatautos, in Kolonien, in Bussen, immer noch niemals alleine, aber mittlerweile auch studentisch zu zweit oder dritt, ist auf Erkundungsreisen unterwegs, das eigene Land entdecken. Juli und August sind Ferienmonate und der chinesische Tourist wird zum soziologischen und anthropologischen Forscher, nimmt unter die Lupe, was da sonst noch los ist in seinem riesigen Land. Nicht nur Blätter und Landschaften werden prüfend auseinandergenommen, inspiziert und fotografiert, vornehmlich sind auch die urigen Einwohner von Interesse. Alles wird gefragt und kommentiert. Alleinsein findet man meistens, besonders an schönen und dann gleich zu Sehenswürdigkeiten umgestalteten Orten erst nach zwei Kilometern, wenn der Tourist nicht mehr laufen mag, oder nach fünf Kilometern, wenn das Pferd als moderne Back to the Roots-Trage dem Touristen ebenfalls langweilig oder auch ausreichend geworden ist. Durch diese Kilometer aber muss man hindurch, als Ausländer noch durch Hallos und Mach ein Foto mit mir – ich habe eine kleine Nebenfotoserie gestartet, wollte jemand ein Foto von sich mit mir knipsen, habe ich ebenfalls mein Handy hingehalten. Sehr ambivalent, das Ganze. Einerseits nett, dass Interesse bekundet wird, immer und auch nicht nur mit wissenschaftlichem Wohlwollen, man nie allein sein muss, stets jemand da ist, mit dem man anstoßen kann – ganz konträr zu Deutschland, wo ein Blick zu viel sein mag und Vereinsamung nicht unbedingt die beste Alternative darstellt. Aber diese ewig gleichen Fragen können enorm eintönig werden, vor allem, wenn man allein sein möchte. Wobei natürlich dieses Mit sich und der Natur im Einklang-Gesuche auch etwas perfide ist.


Heimahe 黑马河.


Xiangride 香日德.


Auf dem Weg von Xiangride nach Dari 从香日德到达日.
















Dari 达日.





Der Guojia-Fotograf, der Fotograf des Landes, so nenne ich ihn seit dieser Reise, der selbstverständlich ebenfalls in Gruppen auftritt und massenweise das Land durchpflügt, um es in seiner schönsten Schönheit abzulichten, ist ausgestattet mit hauptsächlich Canon (Leica ist für Liebhaber), mit fetten Zoomlinsen, tonnenschwerem Stativ, 100-Taschen-Westen, ganz in Kaki, robust, Wind und Wasser abweisend, in besten Wanderschuhen und was noch alles für Zubehör, er ist ernsthaft und berufsmäßig, ziemlich deplatziert übertrieben unterwegs. Nun knipste ich in der mit als Regenbogen beschriebenen, von verschiedenfarbigen Sedimentschichten durchzogenen Berglandschaft vor mich hin, erfreute mich gerade an einem bestimmten Ausschnitt, da raunzte mich jemand von der Seite an. Vernarbt, Mitte fünfzig, in Guojia-Fotografenkluft, schnodderte er mich in unverständlichem Englisch an, wollte das sehen, über was ich eben in mich hineingegrinst hatte. Er nahm mein Gerät und hielt es mit einem Gleichmut, dass ich befürchtete, es müsse jeden Moment den bunten Berg herunterschwinden. Er sah wegen der Blendung sowieso nicht viel, sah mich kurz an, wischte mir meine Kamera zurück und meinte verächtlich It’s just ok. Was für ein Glück, dass ich nicht den Glitzerpreis des chinesischen Fotografenverbandes gewinnen möchte. Immerhin gehen sie einem Betätigungsfeld nach, in dem man, wenn auch nicht unbedingt kreativ aktiv sein, so doch Blickwinkel austesten kann. Um dann schön die Sättigung in der Postproduktion hochzuziehen.

Es ist anstrengend, in China zu reisen. Ja, aber auch ungemein belohnend, mit ein wenig Zeit und, ich weiß nicht, ist es Abgeklärtheit oder entspannte Hinnahme?, vielleicht ein sich Einlassen und, wieder, immer weiter Hongloumeng-ähnlich, ein durch den Sud die Essenzen Zulassen?


Von Dari nach Jiuzhi 从达日到久治.




Jiuzhi 久治.




Zhagana 扎尕那.

Ich möchte von der hübschen tibetischen Frau schreiben, mit rissigen Händen, dass einen schon der Anblick schmerzte, Anfang zwanzig, aus einem anderen Dorfe vorgestellt, über die Gipfel dort, mit dem Pferd in vier Stunden erreichbar. Während ihr Schwiegervater mir vom Opiumrauchen erzählte, kocht, putzt, wäscht sie immerfort. Wir saßen in der Stube, ihr unglaublich attraktiver, warmherziger Mann bereitete Tee, die ganze Familie ein wahrer Augenschmaus, drei Jungs flitzten herum. Hier stellt die Ehefrau zuerst dem Gast, dann dem Schwiegervater, dann dem Ehemann das Essen auf den Tisch, nach Erhalt fängt jeder für sich an zu schmausen, während sie zwischen weiterem Kochen kleine Portionen ohne Fleisch und Gemüse, nur die reinen Nudeln mit ein bisschen Salz und Öl zu sich nimmt. Später meinte sie, dass sie gerne mit mir auf WeChat befreundet wäre, aber dass ihr Mann ihr diese Software zum Kontakterhalt mit ihrer Familie und ihren Freunden nicht erlaubte. Mich hatte er gleich am ersten Abend zu seinem Netzwerk hinzugefügt.


Zhagana 扎尕那 mit viel, viel dunklem Grün, weiten Flächen, nur etwa 2.500 Höhenmetern und wunderbar verlassenen Bergwegen.






















Zhagana besteht aus vier, hier drei sichtbaren Dörfern, die sich durch das Tal ziehen.







Weiter möchte ich von dem muslimischen Mann in Xiangride erzählen, vor dem ich so häufig gewarnt wurde – Achtung, gefährlich! – und der sagte, Harmonie, Frieden, das will ich doch auch nur, ich will doch auch nur mein Leben in Ruhe leben dürfen. Von dem Han-Chinesen, ebenfalls aus Xiangride, der mich nach Dari brachte und dabei in einem wilden Durcheinander von seinen Vorstellungen über Buddhismus und Zweisamkeit schwadronierte. Von dem tibetischen Geschwisterpaar, das mich einen Tag länger in Jiuzhi verweilen ließ, mit mir im Auto bei Nacht und weiter am nächsten Tag herumfuhr und die witzigsten Geschichten der Lokalpolizisten fabulierte. Von den Militärs, die mich in Baoji auf einem Berg aufgriffen und zu Polizei und Erklärung mit Fingerabdruck auf dreiseitigem Protokoll schleppten, nicht ein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassend, was und überhaupt – die mich schön in die Realität zurückholten.



Die Wirklichkeit. Objektivität, auch viel Passivität, manchmal schlummernd bis zum rechten Zeitpunkt, oder auch nicht. Wirklichkeit als Möglichkeit. Meinetwegen im Sinne von Subjektivität, aber mehr noch als mögliche Machbarkeit. Parallelitäten im Ganzen, verwoben, mal übereinander hinwegrüpelnd, dann stolpernd, um sich schlagend, dies auch teils forcierend, aber im Allgemeinen doch eigene Freiräume sich suchend, dort einnistend, vielleicht gedeihend. Ich bin längst noch nicht fertig mit ihr, mit der Wirklichkeit der Illusion. Mit dem Westen Chinas habe ich gerade erst begonnen.

August 2015.


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Dienstag, 1. Dezember 2015
Es riecht hier merkwürdig


Smoggeruch hat etwas verwest Industrielles, als steckten wir in einer organischen Maschine, bei der man sich nicht sicher ist, ob sie gerade nur röchelt, weil ihr immer mehr Mist zugemutet wird, oder ob tatsächlich ihre letzten Tage anstehen. Smog riecht nach alter Industrie, rostendem Stahl und schmierigem Schleif, nach Kohle und Abgasen, dazwischen aber wabert ein Hauch kollektiver Verwesung. Man kann Smog sehen und schmecken, er hinterlässt einen Pelz auf Liedern und Zunge, man kann sich nur langsam in ihm bewegen, Gedanken ziehen sich träge wie der Blick, der nach 50 Metern diffus wird. Ich möchte rausgehen und Smogbilder knipsen, da steckt eine ganz eigene, faszinierende Ästhetik (ohne Geruchssinn) drin, aber schaffe es nicht weiter als bis auf den Balkon.


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Montag, 31. August 2015
艺术反对艺术——第二回展:镜子 Art Against Art – Second Round: Mirror


时间:2015年9月10日到10月10日
9月10日对话:下午三点半,开幕式:下午五点
Time: 2015-9-10–10-10
9-10 talk: 3:30pm (in Chinese), opening: 5pm


地点:三远当代艺术中心,天津市和平区津湾广场3号楼1B-02
022-2321 9189(高铁火车站对面)
Place: Distance Gallery, Tianjin, Heping District,
Jinwan Square #3, 1B-02 (right across the train station)


六面镜子 Six mirrors:马轲 Ma Ke、朱贤巍 Zhu Xianwei、徐赫 Xu He、李飒 Li Sa、谷泉 Gu Quan、由甲 Stefanie Thiedig

我们讨论,我们争辩,我们反映或试图反映,但通常我们不得要领。我们互问,这个我们置身其中的2015中国当代艺术是什么。这里将会有艺术,还有画册。

We discuss, we fight, we reflect or try to, we mostly don't get to the point. We ask each other what this thing is, we are into, this Chinese contemporary art of 2015. There also will be art and a catalog.


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Die 30 Fragen, die wir uns gestellt haben und die im Katalog zu finden sind, hier übernommen von 库艺术. Dazu ein Eröffnungsüberblick von Hi艺术.

Von der Galerie eine Zusammenfassung des Eröffnungsgespräches sowie ein Ausstellungsüberblick und mehr Eröffnungsbilder.


Die Ausstellung an sich drückt sich für mich vielleicht am besten in diesem Bild aus:



Es geht uns im fandui 反对, im Gegen, im Kunst versus Kunst, nicht vordergründig um die Gegenüberstellung der einzelnen Künstler- oder in meinem Fall Kunstpositionen. Wir haben uns bei dieser Ausstellung für den Spiegel als Leitmotiv entschieden, weil wir uns in den Perspektiven der anderen sehen wollten. Irgendwie ging es in teils merkwürdige Richtungen. Vermutlich braucht es einfach mehr Zeit, definitiv mehr Gespräche, vielleicht aber auch eine andere Art von Auseinandersetzung. Mal sehen, wie es weiterziehen wird, für jeden einzeln und für die Gruppe.

Ein wenig Spiegelung kommt aber doch zustande. Eigentlich natürlich eher im übertragenen Sinn gemeint und normalerweise macht mich schlechte Glasqualität rasend, aber man sucht, wo man kann …







Im Gesamtüberblick sieht es so aus:


Hereintretend wird man zunächst im Vorraum von Li Sas Spitzen aufgespießt, das gefällt mir.








Am Aufbauabend ein Rundgang durchs wunderschöne Tianjin.


Hier die Truppe, noch Xiao Ge 萧歌 mit dabei, Li Sa bereits weitergezogen.






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绘画相遇音乐 Painting meets Music


我们在每年的夏天都做一点好玩儿的、放松的、瓷器的事情。 这个夏天我们想用一个白天和一个晚上的时间把绘画和音乐联系在一块儿。我们将在Zarah展览艺术家的作品,日落时DJ们开始通译绘画到他们的音乐里。请与我们一起观看展览和倾听DJ们是怎么利用DJSet把这些绘画串联并用音乐与之对话!看看这个方式是否可以让音乐与绘画交流起来.....我们自己也很期待会是一种什么样的气氛状态.....“瓷器”一直在你身边!

In Beijing’s heat of the summer, we like to organize a little something playful and relaxing among friends. This summer, we will use one day and one night to try combining painting and DJing. We will exhibit paintings at Zarah all day and night, and at the beginning of dawn, the DJs will interpret them with their music. Join us in seeing and hearing and how to communicate this way …


时间: 2015年9月5日,音乐从晚上七点开始
Time: 2015-9-5, music starts at 7pm


地点: Zarah,北京市东城区鼓楼东大街46号,010-8403 9807
Place: Zarah, Beijing, Dongcheng District, Guloudong dajie #46



DJs: 黄维伟 Huang Weiwei、X.L.F、张林 Zhang Lin、liolio、伊万 1van Binary

艺术家 Artists: Ole Aselmann、陈恒 Chen Heng、慈宜书 Ci Yishu、丁炜 Ding Wei、Alice Dittmar、甘迪格 Gan Dige、葛辉 Ge Hui、何伟 He Wei、胡宗竹 Hu Zongzhu、家北 Jia Bei、李飒 Li Sa、李子沣 Li Zifeng、刘飞 Liu Fei、吕松 Lü Song、Lazar Lyutakov、马轲 Ma Ke、孟柏伸 Meng Baishen、Bianca Regl、Misha Stroj、孙蓉芳 Sun Rongfang、孙秀庭 Sun Xiuting、吴升知 Wu Shengzhi、席丹妮 Xi Danni、徐赫 Xu He、许惠 Xu Hui、杨欣嘉 Yang Xinjia、翟倞 Zhai Liang、张方白 Zhang Fangbai、张俊领 Zhang Junling、张新军 Zhang Xinjun、张颖 Zhang Ying、赵晶岱 Zhao Jingdai、赵龙平 Zhao Longping、朱贤巍 Zhu Xianwei


策展人 Curator: 由甲 Stefanie Thiedig
方案 Concept: 黄维伟与由甲 Huang Weiwei and Stefanie Thiedig

支持 Support: 卉儿 Huir、夏乐 Alex Signer
设计 Design: 小悠 Julia Hofmann


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图片 Photo: © 56


图片 Photo: © 56


图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠


图片 Photo: © 56


图片 Photo: © 56


图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠


DJ-Sets + 艺术 Art
艺术图 art photos: © 艺术家 artists


DJ: X.L.F


图片 Photo: © Lui Chen 陈路


马轲 Ma Ke: 思 Thinking; 40x50cm
音乐感:有点重金属摇滚的味道


孟柏伸 Meng Baishen: 秩序 Order; 铅笔画 pencil on quartz clock, 30x30cm, 2014


张颖 Zhang Ying: 157157——靠近你 157157 – Close to You; 22x15cm, 2015
音乐感:古典,人声


Alice Dittmar: 灰色 Grey; 30x40cm, 2009
音乐感: elektronisch, atmosphärisch, flächig, repetitiv, endlos, void


Ole Aselmann: Kuchen 蛋糕 Cake; 21x30cm
音乐感: Antony and the Johnsons


赵晶岱 Zhao Jingdai: 海边 Seaside; 布面丙烯 acryl on canvas, 30x20cm, 2014
音乐感:作品灵感来源于俄罗斯画家Nicholas de Stael的风景画;主要的感觉是海边层叠的蓝;运用皲裂的肌理效果 突出灌木带来的不规则感;乐感为蓝调Jazz


徐赫 Xu He; 别忘记自己的出身 Don’t Forget Your Own Background; 50x60cm, 2015
音乐感:西北音乐


孙蓉芳 Sun Rongfang: 被时间搅拌的记忆 Memories Mixed Up By Time; 综合媒介 mixed media, 40x40cm, 2013
音乐感: soul music

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DJ: liolio


图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠


Misha Stroj: Heimkehr 经久归来 Return Home; 布面油画 oil on canvas, 40x50cm, 2015
音乐感:古代音乐,最好有动物在歌曲标题里


甘迪格 Gan Dige: 寺庙 Temple; 60x40cm, 2015
音乐感:我最喜欢的音乐家Sainkho Namtchylak还有Don Cherry


吕松 Lü Song: 破裂的城市之骨 Broken Bones of Cities; 40x30cm, 2015


许惠 Xu Hui: 哭泣 Crying; 布面丙烯 acrylic on canvas, 20x30cm, 2013
音乐感:音乐选哪首歌我没想过,可以请DJ朋友帮忙吗?


Lazar Lyutakov: 维他命D3——钙 Vitamin D3 – Calcium; 布上混合媒体 mixed media on canvas, 40x50 cm, 2015
音乐感:我自己做音乐,所以不好说……

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DJ: 伊万 1van Binary


图片 Photo: © 56


家北 Jia Bei: 旅行 Travelling; 21x15cm, 2015
音乐感:艺术是理性的非理性,音乐尤其是!


张俊领 Zhang Junling: 无尽熵 Infinite Entropy; 40x30cm
音乐感:这是我在舞蹈排练现场听着即兴舞蹈的音乐,用双手追随舞者在舞台上舞动的轨迹,和舞者互动完成的作品,纪录了我对舞者舞蹈的纯下意识和潜意识的感觉,呵呵


慈宜书 Ci Yishu: 等着到家 Waiting Till Home; 30x30cm
音乐感:音乐的话应该是反复性很强,没有太多转折的音乐, repetitive and plain


赵龙平 Zhao Longping: 裂缝 Flawing; 18x25cm, 1998
音乐感:其实就是一种生活中的偶然性,我并没参与什么,最接近音乐的方向就是偶然音乐;当时发现从一台有故障的、老化了的复印机里,可以打印出很多抽象墨迹,并且因为故障,纸会被卷皱,我觉得很有意思,打印了一下午,就留了这一张效果最好的


胡宗竹 Hu Zongzhu: 冬天在北京 Winter in Beijing; 布面丙烯 acryl on canvas, 40x30cm
音乐感:我没有音乐感。都可以的,因为我平时不听音乐。


吴升知 Wu Shengzhi: 冰岛琐记船 Iceland’s Petty Boat; 纸本水彩 watercolor on paper, 29x29cm
音乐感:音乐sigur ros的all alright吧,在冰岛很喜欢的歌曲

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DJ: 张林 Zhang Lin


图片 Photo: © Lui Chen 陈路


丁炜 Ding Wei: 墙 Wall; 33x40cm, 2013
音乐感:好些年不听音乐了,让你朋友自由组合好吗?


李飒 Li Sa: 凌晨的肖像 Portrait Before Dawn; 27x39cm
音乐感: nirvana乐队


朱贤巍 Zhu Xianwei: 易水——钓 Yishui – Fishing; 布面油画 oil on canvas, 40x30cm, 2014
音乐感:古琴和Tom Waits和Paul Cerlan


孙秀庭 Sun Xiuting: 潜意识 The Subconscious; 41x30cm, 1994
音乐感:画时出现旋律感,可是作曲更难吧

--

DJ: 黄维伟 Huang Weiwei


图片 Photo: © Julia Hofmann 小悠


翟倞 Zhai Liang: 认真听艺术家讲故事 The Earnest Story of an Artist; 35.5x45.5cm, 2015
音乐感:帕格尼尼 Niccolo Paganini, Michel Petrucciani 的歌曲《September Second》


张新军 Zhang Xinjun: 裁缝 Tailor; 45x50cm, 2015
音乐感:我去黑桥村的裁缝店,我请求裁缝使用废料来为我创作这件平面作品,并且了解他们熟悉的中文歌曲:60年代,曲风明亮,干脆。歌手包括:毛阿敏,邓丽君等……


何伟 He Wei: 流动的蓝色限制 Flow of Blue Limits; 25x25cm
音乐感:我喜欢trip hop


李子沣 Li Zifeng: 鸡先生和鸡小姐 Mister Cock and Miss Hen; 布面油画 oil on canvas, 45x55cm, 2012
音乐感:再一次在一次party上又遇见曾经熟悉的她。这幅画是根据一次深沉爱情故事的而画


陈恒 Chen Heng: 擦肩而过 Close, Not Quite There; 45x30cm, 2012
音乐感:节奏感算不算;唱歌跑调也算吧!


Bianca Regl: 金属灰 Metal Grey; 25x35cm, 2014


刘飞 Liu Fei: 红色的忧郁 Red Melancholia; 13x18cm
音乐感:作品应该和大提琴的音色有关,舒缓,阴郁,忧伤


杨欣嘉 Yang Xinjia: 红墙出杏 Apricot out of Red Wall; 纸本水彩 watercolor on paper, 14x20cm, 2015
音乐感:缓慢空洞乏味,偶尔有短暂的爆发,但不彻底很克制


席丹妮 Xi Danni: 烂草莓 Rotten Strawberries; 布面油画 oil on canvas, 40x30cm, 2013
音乐感:我喜欢节奏单调重复又有变化的音乐,古典的有拉维尔的波罗莱舞曲,现代的如坂本隆一的电子乐 Break with,都是在单一中有变化的音乐


葛辉 Ge Hui: 至此等待 Waiting Until Now; 纸本油画 oil on paper, 19x22cm, 2014
音乐感:我平时听的比较多的是古典音乐,工作时民谣和摇滚比较多,爵士少有


张方白 Zhang Fangbai: 墨鹰5号 Ink Eagle No. 5; 90x90cm
音乐感:巴赫




感谢你们的支持!
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Sonntag, 30. August 2015
Putzig


Vergangenes Wochenende tauchte es das erste Mal in meinem Gesichtsfeld auf, Kaijin und ich trafen uns auf eine Nudel in der Guloudong. Zu Kippchen und dem Rest Bier setzten wir uns raus auf die Stufen, in Beijing gilt jetzt vielerorts Rauchverbot. Dort sahen wir erst eines, wippend auf einem Kopf, Wahrnehmung braucht vermutlich Zeit, auf einmal wippte es auf jedem zweiten, verwundert stießen wir uns an, da noch eins und da, nicht nur auf Kinderköpfen und auf Köpfen sich verniedlichender junger Frauen, Mädels und Jungs, Männer und Frauen, groß und klein, scheinbar machen nur alte Männer nicht mit, vielleicht liegt das aber am spärlichen Haarwuchs. Noch zu sehen sind Chilischoten, Blumen natürlich, auch Äpfel, Pilze, Würmer gar, am Straßenrand 2 Stück für 5 Kuai feilgeboten. Wäre nur nicht alles aus Plastik. Wer kommt bloß auf solche Ideen? Himmelwärts gerichtet – kleiner Sender, Naturbedürfnis, …?


Für die Titelgebung geht mein Dank an JV.

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Donnerstag, 20. August 2015
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Landscaping Huantie

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Montag, 6. Juli 2015
Heiqiao letzte Woche 上周黑桥






Lazar Lyutakov


Misha Stroj


刘晓辉 Liu Xiaohui


孙亚飞 Sun Yafei




Ein Schulzentrum soll hier entstehen. Kann man nichts gegen sagen. Und wird bestimmt in zwei Monaten eröffnet.




Siehe im Zuge dieses Beitrags auch 关于这个话题也看: Heiqiao Offspace: 2 dimensions only

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Dienstag, 30. Juni 2015
Heiqiao Offspace this Sunday: 2 dimensions only


“Next opening at 新展览在黑桥OFF空间 BLACKBRIDGE OFFSPACE.
Opening 开幕时间:七月5-July-2015, 17:00

The generosity in joyful limitations: 2 dimensions only
“在欢乐的局限性中的慷慨:只有两维”

Curated by 策展:Anna Hofbauer / 刘晓辉 Liu Xiaohui

Participating artists 参展艺术家:胡庆雁 Hu Qingyan, Kris Lemsalu, 刘晓辉 Liu Xiaohui, Lazar Lyutakov, Anne Speier, Misha Stroj, 孙亚飞 Sun Yafei, 王光乐 Wang Guangle


Units of Measuring 'Amount'

The weight of an elephant is a world apart from that of an ant, but the amount and frequency of the ant's steps is also a world apart of those of the elephant. Here notions of 'amount' are like those of 'labor', measured in the density within units of surface, or in even more abstract definitions. Besides the obvious measurements of weight and dimension, what comes to mind is the amount of thought, the amount of accumulated time, ballsiness, and intensity. Weightier than Mount Tai, as light as a feather – all metaphors for amounts, carrying along value orientations. The methods of measuring 'amounts' are in the concept, in the eye of the beholder.
刘晓辉 Liu Xiaohui

“量”的计算单位

一 只大象的重量和一只蚂蚁是相差悬殊的,但是蚂蚁的爬行步数和频率与大象也是相差悬殊的。这里关于“量”的概念,类似于“工”,单位面积里面的密度,乃至更 加抽象的定义。除了泛泛所指的重量,体量,还有思考的“量”,时间积累的“量”,胆量,密度等等更多延展出去的想象。重于泰山,轻如鸿毛都是一些关于“量”的比喻,它们跟价值取向有关。“量”的计算方式,是在理解概念里的仁者见仁,智者见智。
刘晓辉 Liu Xiaohui”

By Anna Hofbauer and Bianca Regl.


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Dienstag, 9. Juni 2015
Künstlerporträt: Zhu Xianwei 朱贤巍
Formal und sowohl inhaltlich als auch symbolisch wirkt Zhu Xianwei in seiner Malerei im Jetzt verankert, mit stark romantischen Tendenzen und allzeit menschlichen Fragestellungen. Doch genauso gut könnte er in jede andere Epoche passen, er scheint mir sehr assimilierbar, sich in seinem eigenen Dunstkreis des Denkens und Empfindens überall zurechtfinden zu können. Dann wiederum kann man ihn sich in der europäischen Romantik und in der Tang-Dynastie vorstellen; selbst sieht er sich in der Minguo-Zeit, im beginnenden 20. Jahrhundert, gut platziert – ob dies aus Gründen eines allgemeinen semi-intellektuellen Trends, sei einmal dahingestellt, es fügt sich definitiv in unsere Zeit des Umbruchs und der Möglichkeit zum selbstgestalteten Umbruch, in die der Rückbesinnung und des Hinterfragens alter, großer Themen.



Zhu Xianwei, geboren 1971 in Qingdao, studierte an den Kunstakademien von Hangzhou und Stuttgart. Seit 2008 lebt er als freier Maler in Stuttgart und Beijing. Er hat sowohl die handwerkliche Schule Chinas durchlaufen als auch die, zumindest im Gegensatz zur chinesischen, individualistische Deutschlands. Analytisches Denken hat ihn dabei allerdings nicht verkorkst, denn im Gespräch mit ihm folgt er in seinen Gedankengängen teilweise rabiat dem Fluss der eigenen Gehirnsynapsen. Es geht ihm um Themen wie Fremde und Zugehörigkeit, Sehnsucht und Einsamkeit, durchdrungen von einer gelegentlich klischeeartigen Shandong-Machohaftigkeit mit merkwürdig traditionalistischem Männlichkeitsverständnis. Wenn er einen ihm wichtigen Gedanken fasst, ist dieser häufig poetisch im Ausdruck und dahinter verbergen sich dann gerne idealistische Vorstellungen – zur Leere und zum Nebel, zur Natur und Erhabenheit, beinahe hört man dabei den Wind auf dem Berggipfel mit vorüberziehen.

Sein leiser, subtiler Humor ist sehr einnehmend. Gerne auch unterschwellig gewitzt, häufig frotzelt er vor sich hin und lacht sich dann eins ins Fäustchen. Es geht eine Leichtigkeit und Gelassenheit von ihm aus, wobei er sich manchmal auch in Rage redet, dass man das Gefühl hat, er sei zur Revolution bereit. Doch fokussiert er diese auf seine Malerei. So orientierungslos er im örtlichen Zurechtfinden wirkt, so desinteressiert gibt er sich auch gegenüber materiellen weltlichen Fragestellungen, Aggressionen in Bezug auf deutsche Gründlichkeit bei Steuern, Rente, Versicherung etc. verpuffen schnell im Durchzug. In der Malerei weiß er jedoch meist ziemlich genau, was er tut. Wichtig dabei ist die Leere, das kong 空, meinem momentan persönlichen Verständnis nach das Eintauchen in einen Umstand, der einen auf die Essenzen fokussieren lässt, ein Sein in der Gegenwart, im Moment.

Dieser Einblick hier ab großteils 2013 ist aus gemeinsamen Gesprächen und kleinen Projekten entstanden. Möglicherweise stimmt er nicht immer mit der Selbstwahrnehmung und Kunstinterpretation des Protagonisten überein, auch stammt die Auswahl der Bilder von mir, aber vielleicht gefällt es dennoch dem einen oder der anderen.

Aus der Serie: Lost in Utopia. Sommer 2013:









Pluralitäten werden bei Zhu Xianwei teilweise zu Widersprüchen oder lösen sich auf. Landschaftsmalerei, Romantik, irres Treiben, Leere, Ironie, Materie, Poesie und viele andere Elemente finden sich in seinen Arbeiten. Es geht Zhu um einen Dialog zwischen chinesischer und westlicher Landschaftsmalerei, durch den er dabei ist, sich den Weg seiner eigenen Landschaftsmalerei zu schaffen. Dabei interessieren ihn etwa die unterschiedlichen Perspektivvorstellungen. Die wandernden und multiplen Perspektiven der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei sieht er durch ihre Beweglichkeit und Freiheit und durch ihre Komplexität als besonders geeignet für die gegenwärtige Landschaftsmalerei und die facettenreiche Darstellung der Wahrnehmung und Verbindung subjektiver und objektiver Wirklichkeit.


Aus der Hanshan-Serie, 2014.

Als eine Leitlinie durch seine Landschaftsmalerei zieht sich von chinesischer Seite aus der Einsiedler-Mönch Hanshan, Kalter Berg, der im 7. Jahrhundert in seiner Höhle gelebt und dort seine Gedichte geschrieben hat (s. Zhu Xianwei: Ich und der Kalte Berg). Hanshan nahm durch die Übertragung von Gary Snyder einen wichtigen Einfluss auf die westliche Kultur – und fand erst in den letzten Jahren über Japan wieder seinen Weg nach China. Die Verbindung von Zen-Buddhismus und Daoismus, das tatsächliche Leben in der Natur ohne jeglichen Besitz, die Fragen der Individualität in Bezug auf das Ich und die Suche nach dem eigenen Selbst in für jede Generation neuen und immer anderen Bedingungen sind die Hauptpunkte, die nach der Beat-Generation auch Zhu Xianwei an Hanshan begeistern und deren Spurensuche er an ihrer Quelle verfolgt. Diese Essenz befindet sich für ihn auch in der westlichen Landschaftsmalerei der Romantik, wo seine Spurensuche weitergeht.

Er begibt sich regelmäßig auf „Wallfahrten“, von Rügen und den Kreidefelsen Caspar David Friedrichs über den französischen Wald bei Fontainebleau, um die Bewegung von der Wahrnehmung der Natur der damaligen Zeit vor Ort nachzuempfinden, bis in die Gebirgszüge, die Hanshan in seinen Gedichten beschrieben hat. Auf der Suche nach dem Weg in die Natur und nach dem Umgang mit ihr in unseren Vorstellungen und Projektionen, verbunden mit der Rückkopplung zur Kunsthistorie, möchte er im Umkehrschluss den Weg seiner Landschaftsmalerei weiter öffnen.


Aus der Hanshan-Serie, 2014.

Der Weg zur Wahrheit ist verzwickt, verwinkelt, vernebelt, zumindest neblig, klare Antworten existieren nicht, jeder muss selbst danach suchen – wenn es eine Antwort gäbe, wäre der Weg wohl auch nicht mehr interessant, vielleicht sogar überflüssig. Zhu Xianwei lockt den Betrachter mit seiner narrativen Landschaftsmalerei: Man möge sich in sein Bild hineinbegeben und in ihm wandeln. Dort vermag man dann bei näherem Verweilen alles mögliche zu entdecken, eine ganz eigene Welt, bekannt und doch immer wieder neu, romantisch und skurril, fernöstlich und manchmal noch ferner westlich – durch die man wandern, sich bei Gefallen beliebig niederlassen, eine Zeit wohnen und seinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Es existieren Referenzen und Hommagen zu anderen Kunstobjekten, zu geschichtlichen, gesellschaftlichen, gedanklichen Ereignissen, Epochen und Denkansätzen, ein Wulst aus Tinkturen. Ist man mit diesen vertraut, umso spannender, aber auch so lässt sich in dieser Welt Zhus wunderbar sinnieren.


Kreidefelsen an C.D. Friedrich. 2014 (Foto von Zhu Xianwei).

Caspar David Friedrichs „Kreidefelsen auf Rügen“ von 1818 hat man bei diesem Bild sofort vor Augen. Die drei Originalfiguren bei Friedrich werden von links nach rechts meist als seine Frau Caroline, als Porträt seiner selbst und als das seines Bruders gedeutet. Als Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, als Farbsymbolträger mit Bezug auf Religion, Politik und Leben … So wie Friedrich – Zhu Xianwei nennt ihn „David“ – der Szenerie die die Felsen einrahmenden Bäume hinzugefügt hat, spart auch Zhu nicht mit eigenen Kreationen. Den Blick umherschweifen lassend auf der Suche nach einem Einstieg, bleibe ich an dem alten Roboter hängen, der gefährlich nah an der Klippe steht und zu dem vor ihm schwebenden, doch mit Schatten versehenen Koffer schaut. Vielleicht impliziert der Schatten eine Brücke, die der Figur zur Verfügung stünde, wenn sie sich zur Reise entschließen würde. Aber diese scheint nicht nur im Moment des Gemaltwerdens einzuhalten, vielleicht ist sie einfach noch nicht so weit, an Friedrich denkend mag es eine Option für der Zukunft sein. Vielleicht gefällt dem Roboter auch nur die Möglichkeit des möglichen Aufbruchs.

Dazu kommen dann die O- und/ oder U-Form – in der Mitte das Meer, die Leerheit im Zentrum, etwas in der damaligen Landschaftsmalerei sehr Besonderes, dazu der Inhalt, in dem es um Hoffnung und Glauben geht. 200 Jahre nach Friedrich haben sich die Landschaft auf Rügen und unsere Welt sehr verändert. Mit surrealistischer Wandlung finden sich hier eine Tischlampe, ein Windrad, Panzer, Reisekoffer und Sofa – einfache Dinge, die in unserem modernen Alltag existieren. Mit dem strauchelnden, ängstlich wirkenden Papst, mit dem im Dunkeln mit sich beschäftigten, auf seine Naturaufnahmen fixierten und von dem durch die Linse eröffnenden Blick eingenommen Fotografen fragt Zhu nach unserem heutigen Glauben und Wahrheitssuchen. Der Affe rechts auf dem Baum versucht den Mond aus dem Wasser zu holen – nach einer alten chinesischen Erzählung ist der Mond im Wasser das Symbol der Täuschung. Als Betrachter im Originalbild von Friedrich auf der rechten Seite schaut hier der Roboter in die Ferne und Leere. Jede dieser Figuren scheint in ihre ganz eigene Weltsicht versunken, manche wohlmöglich verloren.


Am Anfang war der Hase. 2014 (Foto von Zhu Xianwei).

Dieses Bild fragt mit Albrecht Dürer nach dem Ursprung. Van Gogh mit Pfeife grübelt darüber links oben. Unter ihm wieder ein Fotograf im Dunkeln vor der Anhöhe des in die Fluten tauchenden Hinterns, der durch seine Größe selbst zu einem Teil des Berges geworden scheint, wie in Stein gemeißelt, aufgegangen in den Elementen Wasser und Holz und Stein in sich selbst ruhend, unter der Lampe hindurch, die Lampe erneut als modernes Licht nach Erkenntnis vielleicht forschend, vielleicht deutend, der Affe rechts im Baum, in gespannter Erwartung die Szenerie betrachtend – die suchende Frau, den ins Stillleben eingefroren scheinenden, gleichzeitig zum Einsatz bereiten Anzugmensch, den im pinken Gummiring steckenden Mann im Versuch, die Klippen zu bezwingen … in eigene Weltsichten versunken auch hier die Figuren, sie alle kennt und ist man. Doch wo steht man selbst wirklich? Das Radio plärrt, der Hase bleibt wachsam, zum Sprung bereit.


Hier nun eine Auswahl von Werken. Teilweise in Ermanglung der korrekten Namen habe ich zu Hilfsattributen wie Stühle oder Angler gegriffen.


Aus der Serie: Fremder. 2012 (Fotos von Zhu Xianwei):








Aus der Stühle-Serie, 2013:














Aus der Serie: Die Leere. 2012–2013 (Fotos von Zhu Xianwei):






Aus der Reiter-Serie, 2013:








Aus der van Gogh-Serie, 2013:






Verschiedenes, 2013:
















Aus der Angler-Serie, 2014:










Aus der Babel-Serie, 2014:




Aus der Hanshan-Serie, 2014:













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Atelier Beijing, 2013.


Atelier Stuttgart, 2014.


Fotos, wenn nicht anders ausgezeichnet, von Stefanie Thiedig.


Literatur

Peter O. Chotjewitz: Die Ferne in Dir. Einige Bemerkungen zu den Stuttgarter Bildern von Xianwei Zhu. Stuttgart 2005. Online hier.

Zhu Xianwei 朱贤巍: Searching For No Heaven 寻找非天堂. Ausstellungskatalog der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart anlässlich der gleichnamigen Einzelausstellung mit einem Vorwort von Günter Baumann, Stuttgart 2009.

S. zu Hanshan die Übersetzung von Stephan Schuhmacher: Han Shan: 150 Gedichte vom Kalten Berg, Fassung von 1974 (mittlerweile VPN notwendig), Kommentar und Vorwort zur Neuauflage von 2001 hier. Original: 寒山诗集.


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Sonntag, 31. Mai 2015
Sahnehäubchen in Beijing im Mai 2015

Xu Zhen 徐震: 天下——20130509 (etwa: Unter dem Himmel – 20130509). Öl auf Leinwand, 95x140cm, 2013.

Gewitzt. 天下, unter dem Himmel – an einem Tag, 20130509. Vom Poly Auktionshaus (Teil der Poly Group ist es das Christie's und Sotheby's für China, bekannt durch seinen Waffenhandel, Kunst ist inzwischen ebenfalls gutes Geschäft; gut hierzu Mark Siemons über den cn. Kunstmarkt, Sept. 2012) ist dieser Augenzuckerguss gelistet mit 520.000–700.000 RMB. Ein sehr passender Blick in unser Gewühl hier auf Erden. Extrem dick aufgetragen, aus der Spritzdose gepresst, in frohen Farben dekoriert, in Öl auf Leinwand des Sammlers liebster Wert – nach mittlerweile zwei Jahren einigermaßen durchgetrocknet? Wie gerne hätte ich testend meinen Finger hineingesteckt.

Ich bin ziemlich fasziniert von dem Ganzen. Es zeigt all die Ich weiß nicht wohin mit meinem Geld-Verschwendungssucht, geschmackvoll die Farbpalette eigentlich, doch durch das Übermaß so ungenießbar wie die Oberfläche undurchdringlich. Man würde drin ersticken, sollte man sich hineinzuwagen trauen. Deshalb bleibt man davor stehen und bekommt den Mund nicht zu oder möchte einen Happen ergattern.

Hier ein vergrößerter Ausschnitt, weil man es oben gar nicht richtig erkennen kann und einfach groß sehen muss:


Ebd., Detail.

Within Sight – Chinese New Painting at Post Financial Crisis Era 目光所及——后金融危机时代的中国新绘画 hieß die Ausstellung, 20–26-5-2015, im Poly Art Museum, s. hier. Interessanter Titel, so oder so pike ich ganz gerne vorbei, weil die Polyaner mittlerweile auf ordentlichen Schätzen sitzen und auch, weil ich mit Begeisterung zur Brücke in den 15. Stock fahre.





Nach der Krise ist im Angesicht der Preise nicht nur vor der Krise, sondern weit über sie hinausgehend. Immerhin finden sich in den Werken auch andere als nur materielle Werte. Natürlich weiterhin schedderig gehängt, in diesem Zusammenhang ein wunderbarer Text von Eva Lüdi Kong: Schiefe Bilder (Juni 2014, VPN notwendig). Oben, im von der gigantischen Sicht abgeriegelten Café, fanden wir ein passendes Beispiel, man muss seine Güter in dieser Drecksstadt halt irgendwie schützen …



Hier eine kleine Auswahl der Bilder. Ich setze die Polypreise dazu, weil ich den Katalog neben mir liegen habe und diese Übertreibungen so wahnwitzig wie interessant finde. Es sollte vielleicht angemerkt werden, dass nicht die Künstler diese Preise einheimsen, sondern, naja, Poly oder wie auch immer das bei denen eben läuft. Auswahl:


Liu Wei 刘韡: 对,这就是全部!(etwa: Genau, das ist alles!). Öl auf Leinwand, 180x250cm, 2009. Polypreis: 720.000–900.000 RMB.


Wang Guangle 王光乐: 寿漆 (etwa: Farbe langen Lebens). Öl auf Leinwand, 114x116cm, 2007. Polypreis: 800.000–1.200.000 RMB.


Cai Lei 蔡磊: 模棱2号 (etwa: Ambivalent Nr. 2). Acryl auf Leinwand, 170x120x22,5cm, 2009. Polypreis: leider nicht im Katalog aufgenommen, vielleicht verkauft, nur Leihgabe oder so.


Wang Yabin 王亚彬: 留影阁——松影道3 (etwa: Erinnerungsfoto im Pavillon – Schatten der Kiefer auf dem Weg 3). Öl auf Leinwand, 150x120cm, 2013. Polypreis: 300.000–400.000 RMB.


Sun Xun 孙逊: 魔术师堂1–20 (etwa: Halle des Illusionisten 1–20). Tusche auf Zeitungspapier, versch. Größen zw. 39/56–28/170cm, 2008. Polypreis: 240.000–320.000 RMB.


Liu Wei 刘韡: 紫气30033403 (etwa: Lila Wolke [glücksverheißendes Omen in der cn. Astrologie] 30033403). Öl auf Leinwand, 300x180cm, 2009. Polypreis: 1.800.000–2.500.000 RMB.


Qin Qi 秦琦: 比赛 (etwa: Wettkampf). Öl auf Leinwand, 180x250cm, 2004. Polypreis: 280.000–350.000 RMB.


Ma Ke 马轲: 马上封侯之五 (etwa: Auf der Stelle zum Fürsten erhoben werden [es geht um Karriereaufstieg, der Gleichklang vom Affen 猴 symbolisiert den Fürsten 侯], die Fünfte). Öl auf Leinwand, 150x200cm, 2006. Polypreis: 160.000–260.000 RMB.

Es hing auch einiges an miesen Arbeiten herum, die verkneife ich mir, aber wenigstens zwei Skurrilitäten möchte ich mit aufnehmen:


Song Yuanyuan 宋元元: 有画框的祝君成功 (etwa: Mit Bilderrahmen der Herrschaft zum Erfolg gratulieren). Öl auf Leinwand, Rahmen, 145x90cm, 2010. Polypreis: 80.000–120.000 RMB.
Der billigste Schinken, den ich im Katalog gefunden habe, fast ein Schnäppchen – zu direkt? Das ist aber auch eine Zusammenstellung, oben die sich überbietenden Rahmen, unten Gefledder …


Wang Yin 王音: 沙尘暴 (etwa: Sandsturm). Öl auf Leinwand, 180x290cm, 2000. Polypreis: 1.000.000–1.200.000 RMB.
Oben im Bild steht The Short Story, die ineinander verwickelten, fein gemalten traditionellen Kitschelemente mit der groben Resignation sind schon recht deutlich, auch wenn die Herstellung im Jahr 2000 sehr viel Weitsicht bzgl. der Finanzkrise einschließt – der ungewollt passend platzierte Notausgang-Hinweis unten drunter macht sich ebenfalls.

Soweit dazu.

Dann bin ich noch bei dem einen oder anderen vorbeigekommen.


Caochangdi

Bei Meile etwa läuft die sehenswerte Show von Cheng Ran 程然: In Course of the Miraculous 奇迹寻踪, 25-4–12-7-2015.


Scenario Hypotheses 1-6 关于场景的猜想和假设1-6. 2015.


Scenario Hypotheses 6 关于场景的猜想和假设6. 2015.


Filmausschnitt. 2015.


Filmstill, bearbeitet. 2015.


In den Red Bricks im Ink Studio 墨斋 Zheng Chongbin 郑重宾: Wall of Skies 层层天墙, 30-5–8-8-2015.








Die Intelligentsianer zeigen im Unicorn Space Living Elsewhere and Together 生活在别处&我想我们在一起, 30-5–6-7-2015.




Ying Space 应空间 Peter Le: News From Nowhere, 30-5–?-2015.




Im Telescope 望远镜 läuft Yu Honglei 尉洪磊: Sketch 速写, 30-5–26-7-2015.






In der ShanghArt Gallery 香格纳画廊 zeigt Wu Yiming 邬一名: Recent Works, 30-5–12-7-2015.


The Chrysanthemum 1 菊花1, 2015.


Heiqiao

Zwei Studiobesuche, erst bei dem einen, dann mit diesem zum anderen – im Style gewisse Ähnlichkeiten.


Lü Song 吕松 (rechts 左) und Feng Lianghong 冯良鸿 (links 右).

Lü Song 吕松:








Feng Lianghong 冯良鸿:








Und wieder ein neuer Mini-Space in Heiqiao: Unit One Gallery 一单元画廊 mit einer Show von Tony Trembath: Some Notes on the Naming of Mountains 为群山归类, 30-5–13-6-2015.






798

Ach, und natürlich die David Hockney-Ausstellung im Pace: The Arrival of Spring, 18-4–6-6-2015.



Wie hatte ich mich drauf gefreut. Ich glaube, der alte Herr will uns auf den Arm nehmen mit seinem iPad-Gekraksel. Ausnahmsweise wurde man einmal nicht wie sonst von den 43 Wachmännern beäugt und zurechtgewiesen, wenn man einen Fotoapparat bei sich hatte, sondern unter den Besuchern stellten sich die Mädels vor Hockneys Landschaften und die Jungs drückten sie per Auslöser hinein. 798-Jahrmarkt.


16 May, 2011.


Ebd., Detail.

Die Videowände mochte ich, trotz etlicher Ist doch nichts Neues-Stimmen.


Seven Yorkshire Landscapes. 2011.


Woldgate Woods, Winter. 2010.


Gut aber ist es gegenüber in der Gallery Yang, wo Zhang Xinjun 张新军 Folds 褶皱 zeigt, 25-4–7-6-2015.




Dann öffnet das Minsheng Art Museum Beijing auf der Nordseite vom 798 östlich neben dem Krankenhaus demnächst seine Tore. Ist ein massives Scheusal geworden und will auf die Dauer neben den Ausstellungssälen Designshops, Cafés und andere Kreativindustrien beherbergen. Am 13-6-2015 soll es eine erste Ausstellung geben. Was zeigt ihr?, fragte ich, Malerei, die Antwort, Wen denn?, Keine Ahnung, irgendwelche Bilder. Tja, so wirkt auch das Gebäude, ein neuer Ort zum Gruseln.








Hutongs

Im Institute for Provocation zeigte Julien Maire seine Ausstellung Step: Direction, 24–30-5-2015. Wunderschön und ruhig.







Im I: project space lief Esther Kokmeijers Reiseprojekt One Sheep is No Sheep, 23-5-2015, in dem sie ein Lämmchen aus China als Geschenk mit in die Mongolei geschmuggelt hat.





Und die Intelligentsia Gallery schloss gerade ihren 35-Tageszyklus Live at 活的 ab, 11-4–17-5-2015.


Patty Chang.

Derweil ich mit Alice in einem anderen Teil der Stadt an Mülleimern vorbeikomme …



… wird um den Trommelturm herum fleißig aufgerissen und der Ort in zivilisierte Fassaden mit Grünflächen umgewandelt. Zajia musste bereits weichen. Auch dazu allein schon wegen des Titels gut von Yan Jun: Drugs, Violence, Porno, Mafia, Anti-government, Anti-religion and Acid Mothers Temple (Mai 2015, gefunden von Longping).






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Donnerstag, 2. April 2015
100: Tantchen zu Ehren


Am 2. April 1915 wurden sie in Köln geboren, die Zwillis. Heute ist Tantchen 100 geworden. Elisabeth Emilie Kreszentia Weinrich, unser Tantchen, ist die Zwillingsschwester von Margareta Barbara Kreszentia Thiedig, geb. Weinrich, meiner Großmutter väterlicherseits. Vor über vier Jahren sagte mir meine Oma am Telefon, dass Tantchen und sie beschlossen hätten, die 100 zu erreichen.

„Et kütt wie et kütt und et hätt noch immer jot jejange.“

Nach hartnäckigem Bohren und langen Gesprächen durch ihr Jahrhundert war es das, was Oma zum Sinn des Lebens meinte. Ein Appell an die Gelassenheit? So würde ich es interpretieren, für sie war es wohl der Glaube an ihren Schutzengel – was möglicherweise aufs Gleiche hinausläuft.

Vor eineinhalb Jahren war Tantchen sauer auf Oma, lässt sie mich alleine, schimpfte sie, wir wollten doch zusammen 100 werden. Es wird schon gut gehen, sagte Oma und machte sich, sanft aus ihrem irdischen Leben entschlafend, auf die Reise.

Heute, am 2. April 2015, hebe ich mein Glas: Auf dich, Tantchen! Morgen, nach dem ganzen Trubel, werde ich das erste Mal in meinem Leben mit einer Hundertjährigen sprechen …


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Sonntag, 29. März 2015
Gerade in Deutschland
Im Winter, dort gab es für meinen Radar zunächst Pegida, dann Charlie Hebdo, den Ukrainekonflikt, die Griechenlandmisere, den hin- und hergerissenen Umgang mit diesen Phänomenen. Ich führte Gespräche über Kommunen, die sich besonders in Norddeutschland, teilweise sogar mit dem ernsthaften Anspruch auf Autarkie, einrichten; ich stehe dem Gedankenmodell der Kleinstaaterei mit einem nationalen oder auch europäischen Überbau gar nicht abgeneigt gegenüber.



Auf dem Rückflug über Warschau bestiegen am Nachbargate eine gute Handvoll ergrauter deutscher Soldaten das Flugzeug nach Minsk. Mir wurde mulmig und ich kroch in Houellebecqs Unterwerfung, noch eine Rüttlung, quasi eine Bestandsaufnahme der aktuellen, laizistisch linkstendierten Richtung im Intellektuellenmilieu, das beinahe apathisch vor sich hindümpelt, wenn es nicht mit sexueller Befriedigung oder der Angst vor Einsamkeit beschäftigt ist. Ob jetzt die Kehrtwende von der Säkularisierung stattfindet, wie ich Houellebecq in einem Interview in der Zeit gelesen habe, weiß ich nicht. Es geht schon seit einiger Zeit wieder vermehrt gen Spiritualität; wenn ich jetzt durch die Kleinstädte in Oldesloe oder Segeberg gegangen bin, habe ich in beinahe jeder Straße ein Reihenhaus mit Schildchen für Reikiangebote finden können, auch die Buchhalterin meines Vaters bietet es nebenbei an. Houellebecq ist allerdings der Meinung, dass wir uns auf einem spirituellen Rückweg ins Mittelalter befinden, die Aufklärung beiseite schiebend. Zwar glaube ich genausowenig an eine lineare Zeitentwicklung, aber auch nicht an die der Kreisbewegung, eher an eine zeitlich spiralförmige und damit evolutionäre Kreisbewegung. Vielmehr muss ich sagen, dass ich darauf hoffe, gerade nach der Lektüre der Unterwerfung. Ich meine schon, dass es möglich ist, die spirituellen Bedürfnisse in Einklang mit aufgeklärten Werten zu sehen – er zieht den armen Humanismus so durch den Dreck, dass man fast peinlich berührt ist, noch an ihm festzuhalten. Was er da mit den Frauen macht, kann selbstverständlich nicht durchgelassen werden. Unterwerfung bezieht sich auf absolute Unterwerfung des Menschen unter Gott und, ganz unterirdisch, der Frau unter den Mann. Dabei geht es um Polygamie als natürliche Selektion statt des törichten Glaubens an die Liebe und den ganzen Kram. Bei dieser Pro-Religionsgeschichte lese ich als Hauptabsicht heraus, dass unser Gesellschaftsmodell mit Jeder darf und am Schluss sind alle einsam nicht funktioniert und wir zurück müssen zum altbewährten Gesellschaftsmodell der Familie, in dem sich ordentlich fortgepflanzt werden kann – islamisch verschönt durch ältere Kochfrau für den Gaumen, junge Dirne für die anderen Freuden (so wie es in China ja auch weiter gerne pragmatisch praktiziert wird, die in doppeltem Sinne unantastbare Alte für Herd und Erziehung, die heimliche Geliebte für des Mannes heiliges U-A). Die Einsamkeit kann man wirklich als Problem sehen, und auch mit dem Kommunengedanken scheint sie mir erst auflösbar, wenn die körperlichen Bedürfnisse von Dannen gezogen sind, dieses zugegebenermaßen ernste Dilemma also in Ermangelung einer Lösung einmal kurz außenvor gelassen. Wenn man also nicht der Egoschiene der Selbsterhaltung frönt (bitte nicht missverstehen, nichts gegen Familien), wenn man, vielleicht könnte man es auch so sagen, humanistisch denkt, gesamtgesellschaftlich für die Menschheit an sich, nicht für diese Idee der Staatengemeinschaften, nicht für ein Wir brauchen Stoff für unsere Kämpfe, seien sie nun militärischer oder wirtschaftlicher Art, nicht für Machtansprüche jeglichen Couleurs – ist dann nicht eigentlich Konsens, dass geringere Fortpflanzung besser wäre? Houellebecq zieht mir im letzten Kapitel feist einen Strich durch die Rechnung. Seine natürliche Auslese soll durch Intelligenz bestritten werden, den Intelligenten und denen mit Geld, die ebenfalls ein Quentchen Intelligenz bewiesen haben müssen, um an Geld gekommen zu sein, denen sollen bis zu vier Frauen verabreicht werden, damit den armen Schröpfen nur, vermute ich, so wenige Damen übrig bleiben, dass sie ihren Mittelmaßproduktionsbestand aufrecht erhalten können – wobei ich mir nicht sicher bin, ob dabei ebenfalls geringere Fortpflanzung Ziel ist, vermutlich nicht, also steht mein Punkt doch noch? Und ist das jetzt schon wieder viel zu naiv, worauf der dicke Mann Anfang vierzig mit kleinem Pimmel lacht? Öhm, sorry.

Eine Veränderung scheint anzustehen, es beginnt zu brodeln. Zuvor die Jahre kam mir der alte Kontinent als im Stillstand begriffen vor, ich hatte die allgemeine Verfassung als ein Ausharren, einen Wartezustand, bevor etwas Neues passiert, wahrgenommen. Und bin nun äußerst gespannt, wo es hingeht.

Drei größere Tendenzen sind mir in der Kunst über den Weg gelaufen als ich vor allem in Hamburg und Berlin, aber auch in Düsseldorf und Köln in Galerien unterwegs war. In Lissabon war ich auch und habe von dort neben den wundervollen Farben der Stadt in, wie mein Vater es nennt, morbidem Charme, einige Skurrilitäten mitgenommen, aber abgesehen vom nicht unberechtigten, Marionetten ziehenden Schimpf auf Merkel in den Graffitis aalt man sich doch eher in einstiger Größe der Weltmeerherrschaft, hach und stimmt ein Fado an. Zurück also nach Deutschland.

Tendenz 1: Die Landkarte. Vor zwei Jahren stießen mein Ingenieursbruder und ich auf die Peters Projection-Karte (tsss, ohne VPN kommt man in China nicht auf die Petersmap-Seite), die unserem westlichen, noch immer kolonial geprägten Weltverständnis (und scheinbar auch dem der chinesischen Internetpolizei) mit Flächentreue begegnet. Nord- und Südachse werden geradegerückt, die Dritteweltländer am Äquator landen in der Mitte und wir schrumpfen auf unser korrektes Größenverhältnis, so ungefähr jedenfalls meinem geografischen Laienverständnis nach. Und ähnliche Ansätze, zumindest ein Auseinandersetzen mit wörtlich zu nehmender Befindlichkeit, sieht man jetzt immer wieder zwischendurch.


Nanne Meyer: Innenseiter. Frankreich. 2012.


Ricarda Mieth: Rica Reich, Plan C, M 10:25. O. J.

In diesem, im weiteren Zusammenhang ist sicherlich auch das Thema Anthropozän spannend.

Tendenz 2: Poesie. Fragil und leicht sind unter etlichen Werken in Zeichnung und Fotografie kleine poetische Zeilen zu finden.


"Heute gibt es keine / Sterne der Himmel ist / bewölkt ich schau / morgen wieder". Serie, 2014. Produzentengalerie: Annika Kahrs.


"Arise violence from the whiteness / with a great drunken wing beat". Aus Jen Liu: The Machinist's Lament. Filmstill 2014. Gesehen im Berlinale Forum Expanded (oh, das Forum war so gut).


Walter Dahn: Surf Surf Surf. 2014.
Ok, dies habe ich natürlich vor allem wegen meiner Zäune aufgenommen und ist eigentlich nicht ganz das, was ich hier meine.

Diese Poesietendenz meine ich nicht unbedingt politisch, vor allem aber nicht laut. Eher als sich um den ganz individuellen Dunstkreis summselnde Selbstgenügsamkeit, sacht, leicht verträumt unbeschwert, mit ein wenig Selbstironie, denn so ganz romantisch arglos gehts ja nun heute doch nicht mehr – wobei es, dieses Dahinter-Es, andererseits aber auch nicht mehr ausschließlich als Kitsch abgetan werden muss.

Tendenz 3: In Stein gemeißelt. Vielleicht bin ich auch nur seit einer Weile neben dem Zweidimensionalen offen gegenüber Skulpturen und sehe sie überhaupt deshalb erst. Dennoch kommt es mir so vor, als würde es gewichtiger – und damit ganz gegensätzlich der gerade beschriebenen Zerbrechlichkeit. Es hat etwas Archaisches, scheint einerseits auf Ursprung aus, mehr noch andererseits auf Beständigkeit, wenn nicht gar auf Ewigkeit, auf eine Hinterlassenschaft, die die Jahrtausende überdauern kann. Dies klingt ziemlich geltungsbedürftig, vielleicht ist es das auch, aber wenn man bedenkt, dass unser westliches Gesellschaftsmodell möglicherweise, möglicherweise sogar hoffentlich einer radikalen Änderung entgegensieht, macht es Sinn.

Neben anderen scheint mir die Gruppenausstellung "Cluj Connection 3D" rumänischer Künstler in der Galerie Nolan Judin besonders bezeichnend:


Vlad Olariu: Constantinople. 2013.


Radu Cioca: Becoming Object 3. 2013.


Mihuț Boșcu Kafchin: Steps to Geometric Divination. 2015.

All diese Tendenzen schreibe ich einem Bedürfnis nach dem Ende des Wartezustandes zu, ob gen Umdenken, Leichtigkeit oder rückbesinnende Ewigkeit, scheint es mir ein Bedürfnis nach möglichem Federlassen und Aufschwingen. Was auch immer für Stürme anstehen mögen.




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