Montag, 10. Mai 2010
Double Infinity: “The Last Two Decades Revisited”
Double Infinity: “The Last Two Decades Revisited”
Saturday 15 May (11am - 5pm) and Sunday 16 May 2010 (11am – 5pm) Dutch Cultural Centre at 800 Chang De Lu at Changping Lu Shanghai

《双倍无限:过去二十年回顾》
2010年5月15日(周六,11点至17点)和5月16日(周日,11点至17点), 荷兰文化中心,上海常德路800号(近昌平路)

With participants:
Chen Tong, Li Zhenhua, Alexander Brandt, Hu Jieming, Song Haidong, Carol Yinghua Lu, Jin Shan, Georg Schöllhammer, Zhang Peili, Hyunjin Kim, Dr. Pieter van Wesemael, 毕月, Tsuyoshi Ozawa (of Xijing Men), Dr. Paul Gladston, Dr. Gao Shiming, and more. Curators Charles Esche, Defne Ayas, Davide Quadrio, as well as Carol Yinghua Lu, will moderate. During this period, a film screening by Asia Art Achive and performances by Surasi Kusolwong and Julika Rudelius will also take place.

参与者:
陈侗、李振华、飞苹果、胡介鸣、宋海东、卢迎华、靳山、Georg Schöllhammer、刘建华、张培力、Hyunjin Kim、Georg Schöllhammer ,Paul Gladstone, Pieter van Wesemael、 高士明, 毕月、小泽刚(西京人组合成员)等。策展人Charles Esche、Defne Ayas、乐大豆以及卢迎华将主持会议。在此期间,还将举行亚洲艺术文献库的影片放映活动以及Surasi Kusolwong和Julika Rudelius的行为艺术项目。

Translation will be provided.
现场将提供翻译服务。

More information on www.arthubasia.org
详细信息,请登录www.arthubasia.org

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Ankündigung 通知, Gegenwart 当代

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 24. Mai 2009
Intro 2009
China's first electronic music festival - at 751. Hier ein paar Impressionen:


Vor 14 Uhr. Das rote T-Shirt wollte es bereits wissen.


Hier Kulisse und Lichttechnik - urban style ...


Aus dem Media House die Bühne von hinten.

Bei der Paneldiskussion waren - miese Auflösung, ich konnte das Zoomen nicht lassen und habe die Bilder noch nicht weiter bearbeitet:


Patrick Yu, Pekings bekanntester DJ, Dave K, ein alter Hase aus Shanghai, und Aldwin Macapagal, seit 2007 DJ in Peking (von links).


Ralph H. Christoph von c/o pop und Chidao (?), Moderation.


Mit beeindruckendem Steno dabei.

Im Laufe der Zeit gingen einige, die bald die Einfachverglasung im Medienturm wackeln ließen, hinzu kamen:


Eric aus Taiwan mit Silberschuhen ...


... die Pekinger DJ-Legende Ou Yang ...


... und schließlich Chris Liebing aus Frankfurt und die Italoboyz.

Und so sah es draußen aus:











Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Musik 音乐, Beijing 北京, Unterwegs 溜达

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 4. Mai 2009
Strawberry-Festival
Hier ein kleiner Einblick vom Samstag, 2. Mai 2009 beim Strawberry Musik-Festival.













Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Musik 音乐, Beijing 北京, Unterwegs 溜达

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 1. Mai 2009
Arrow Factory
Im Jianchang Hutong Nr. 38 箭厂胡同38号 Nähe Guozijian beim Konfuzius-Tempel präsentiert die Arrow Factory (箭厂空间, wörtlich "Freier Raum in Jianchang") seit Mitte 2008 verschiedene Künstler in einem etwa 10 qm großen Hutong. "Working with artists under these provisional conditions, Arrow Factory hopes to open new modes of exhibition-making by diverting attention away from a finished artwork towards something that evolves within the space and that gives the viewing public a deeper look into the artistic process."

Vom 15. April bis 7. Juni zeigt Kan Xuan 阚萱 dort ihr Projekt "轻 Light". Sie will die sechs Wochen nutzen, um vier bis fünf Arbeiten bis zum Ablauf der Ausstellung fertigzustellen. Seit Mittwoch hat ihre "Phase 2" begonnen, im rechten Vordergrund eine Videoinstallation in Schwarz-Weiß mit Vögeln vor einem artifiziellen Hintergrund, links vorne auf einem kleinen Glastisch ein paar Glasfiguren in Miniatur, in die Tiefe drei, vier von der Decke hängende Pendel vor einer Wand mit bislang angedeuteter Raumtiefe. Beim Vorbeigehen fragt eine Passantin ihren Begleiter: “他们这儿是卖什么东西?” (Was wollen die hier eigentlich verkaufen?) - Wir bleiben gespannt auf weitere Reaktionen.

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Ausstellung 展览, Beijing 北京, Unterwegs 溜达

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 26. April 2009
Joyside im Yugong Yishan
Die "Maybe Tonight"-Tour durch ganz China vor einem halben Jahr lebte am Freitag, den 24. April, nach sechs Monaten Pause noch einmal auf. Joyside 摇滚 füllte den Laden.



Wir kamen gegen Viertel nach zehn an, holten uns ein Bier und hörten mit den ersten Schlücken die ersten Klänge. Gutes Timing. Ein super Auftritt. Ok, die meisten Lieder waren ziemlich kurz und gerade dann, wenn man das Gefühl hatte, so konnte es noch einen Moment bleiben, hörten die drei wieder auf. Aber der Sound war gut und so die Stimmung. Wild am Abgehen der Schlagzeuger Guan Zheng 关铮, mit dicken Brillengläsern der eher in sich gekehrte Bassist Liu Hao 刘耗 und der mit hartem Xinjiang-Dialekt Sprüche klopfende und mit demselben Dialekt Englisch singende, das Publikum begeisternde Sänger Bian Yuan 边远 bildeten wirklich eine witzige Band. Nach vielleicht sieben Songs hieß es von Bian Yuan, was allerdings wegen der Rigorosität mit gleichzeitig verblüffender Leichtigkeit wiederum ziemlich locker war, nur kurz und knapp: 完了 - jetzt ist Schluss. Er drehte sich um, stöpselte seine Gitarre aus und ging hinten von der Bühne, seine beiden Kumpanen schraubten an dem anderen Equipment, nahmen es und waren ebenfalls bald verschwunden. Keine Forderung nach einer Zugabe kam auf, Charly und ich sahen uns fragend an, alle anderen schienen es mit Gelassenheit hinzunehmen.

Zack, Medienwechsel! Bald wurden dann eine Leinwand heruntergelassen und Mitschnitte von der Bandtour durch Deutschland und die Schweiz gezeigt, man merkte jetzt, wie viele Deutsche im Raum waren, bei Berlin ein Yeah! von der einen Seite, bei Hamburg ein Ach! von uns usw. Unverständlich blieb, warum die Tour von Hamburg nach Zürich und zurück nach Köln verlief, alle Strecken in einem durch, es wurde entsprechend viel in die Kamera gegähnt und nicht alle der fast durchgehenden Nahaufnahmen waren besonders vorteilhaft gefilmt. Zeit zu gehen, nach einer Stunde zog es uns wieder auf die Straße. Die 40 Kuai für die CD waren noch drin, die Jungs live aber definitiv besser als im Player zu Hause. Joyside haben, wenn auch nur sehr kurz, gerockt!

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Musik 音乐, Künstler 艺术家, Beijing 北京

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 26. April 2009
Festivals Coming Up
Das schon legendäre und in diesem Jahr sein 10-Jähriges feiernde Midi-Festival findet doch in Peking statt - anlässlich der 60-Jahr-Festivitäten zur Gründung der VR wurde lange gemunkelt, dass alle anderen Veranstaltungen ausgelagert werden müssten, die Hauptstadt sollte reserviert sein für Hauptstadtfeierlichkeiten. Deshalb heißt es in diesem Jahr nicht Midi-Festival, sondern Midi Night - findet jedoch trotzdem in der gewohnten Länge vom 30. April bis 3. Mai statt. Einschränkungen sind allerdings: kein Openair, sondern Mao Livehouse, darüber hinaus ist laut Liste nur eine chinesische Band dabei, Voodoo Kungfu 零壹, alles andere hauptsächlich amerikanische und kanadische und insgesamt nur zwölf an der Zahl. Immerhin, es findet statt!



Außerdem am 1.-Mai-Wochenende: Das Strawberry Music Festival in dem leider nicht um die Ecke liegenden Tongzhou Canal Park 通州运河公园, der sich aber der Pekinger Vorortgegend Tongzhou entsprechend sehr passend anhört.



Weitere Festivals an den Feiertagen gibt es in Zhengjiang (etwa eine halbe Stunde von Nanjing entfernt Richtung Shanghai), das ist das eigentliche Midi-Festival und insofern doch ausgelagert, und in Chengdu das Zebra Music Festival. Vier Rock-Festivals in China zur selben Zeit! Mehr für den Monat unter midiweb.

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Musik 音乐, Beijing 北京, Unterwegs 溜达

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 4. April 2009
Synecdoche New York


Meine Kopie ist miserabler Qualität, zur Hälfte ist sie gesprungen, das Ende wollte auch nicht. Vielleicht habe ich auch einfach nur einen schlechten Player und sehe mir den nächsten Film genauso an, dabei will ich Großes über ihn schreiben, Lebenswahrnehmungen durch ihn sich verändert sehen -- das entspricht etwa der Grundstimmung des Films "Synecdoche New York" von Charlie Kaufmann (Autor von "Adaption" und "Being John Malkovich"). Mein Eindruck der gesehenen Fetzen: Der Streifen ist deprimierend traurig, nicht ausschließlich negativ, statt dessen fordernd, sich plump-dynamisch im Kreis drehend, dabei in seiner Vielschichtigkeit wunderbar pseudo-komplex, einfache Lebensweisheiten tauchen in ihrer Schlichtheit und Essenz plakativ, aber trotzdem meist nebenbei als Regieanweisungen auf. Ein Theater-Film-Mix verquickender Ambivalenz.

Mir hat er sehr gefallen und ich will ihn, wie auf dem mir vorliegenden Cover von Roger Ebert empfohlen, tatsächlich ein zweites Mal ansehen, dann aber unbedingt in seiner vollen Länge. Wer an eine Kopie kommt, sollte sie sich unter den Nagel reißen. Einen weiteren Eindruck gibt es auf Kein Blut, Rot!

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Film 电影

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 31. März 2009
听不懂
Die nördlichen Dialekte aus Dongbei, Hebei, Tianjin, auch der Inneren Mongolei mit Shandong-Einschlag waren noch einigermaßen verständlich, aber bei den Versionen aus dem südlichen Guangdong oder, besonders spannend, weil ich es noch nie gehört hatte, aus dem westlichen Qinghai konnte ich nicht mehr folgen – wäre es nicht ein und derselbe Text gewesen, hätte ich teils nur den unterschiedlichen Melodien lauschen können. Wie aufmunternd, dass es den hauptsächlich chinesischen Zuhörern ebenso ging. Eine wahrlich gelungene Veranstaltung des Goethe-Instituts (China) am Sonntag, den 29. März 2009, das Rezitationstreffen zum neuen Buch von Liu Zhenyun: "Eins zählt als Zehntausend". Zunächst wurde von einem Deutschen ein von „Lehrer Liu“ stammender Textabschnitt aus seinem neuen Werk auf Mandarin vorgetragen, wonach etwa fünf Dreier- bis Vierer-Gruppen den Text unter sich im Dialog aufteilend in der Mundart ihrer Provinz wiedergaben. Rezipienten und Zuhörer waren gleichermaßen begeistert.

Der zweite Teil bestand zunächst aus einem Vortrag von und anschließend aus einer Diskussion mit dem Schriftsteller Liu Zhenyun 刘震云 (1958 in Henan geboren), der ausführlich und ausholend, vollkommen frei und unglaublich lebendig sprach. Das Publikum war wie gebannt, es sollte die ganze Zeit Torte für jeden geben, aber die interessierte niemanden, jeder wollte noch eine Frage stellen, ein Mädchen stellte gleich zu Anfang ihrer Frage klar, dass noch zwei weitere folgen würden. Das Thema des kulturellen Reichtums, hier aufgegriffen durch die vielen und so unterschiedlichen Dialekte, fand großen Anklang und zeugt von dem Bedürfnis, das immer stärker in China zu spüren ist: Wer sind wir eigentlich, wo und was sind unsere Werte, Ursprünge, Vorstellungen, Eigenheiten?

29.3.9
Die Veranstaltung fand in der neuen Bibliothek des Goethe-Institutes (China) im Erdgeschoss des Haixing Gebäudes (海兴大厦), Zhongguancun, statt, die wirklich sehr schön geworden ist und nun häufige Veranstaltungen beherbergen soll. Ich bin gespannt auf mehr.

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Literatur 文学

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 16. März 2009
Subkulturbrei
Angekündigt als „Destination China“ der Punks, Schwulen, Rebellen, als „Hier bringen euch zwei freshe Typen die Underground-Realness ins Wohnzimmer“, stellten Zachary Mexico China Underground und James West Beijing Blur vor. Bücher, Filme, Reportagen über die Jugend und ihr heutiges Leben in China stehen weiterhin hoch im Kurs, verkaufen sich besonders gut im Westen, wo man das Flair des Illegalen schätzt (im Fall Chinas verstanden als Rebellion gegen das diktatorische Regime). Ich bin da etwas voreingenommen und gerne bereit, mir meine Meinung bestätigen zu lassen: Die Jungs haben bestimmt zufällig jemanden mit einer Gitarre kennengelernt, der zum überpräsenten Businessvolk konträr auf sie wirkte – ist zur Genüge bekannt, der Gedanke an Oberflächlichkeit nicht fern ...

Nicht wenige beanspruchen die Entdeckung einer Subkultur in China für sich, wer nicht alles Cui Jian entdeckt haben will, na gut, den verpasst, suche ich mir in dem Milliardenvolk halt einen anderen Freak. Es gibt wirklich so viel Spannendes hier – doch das Subkultur-Genre, das mit der Ambivalenz von Verruchtheit und politischem Anliegen spielt, wird einfach unglaublich plakativ malträtiert.

Mexico aus den USA, West aus Australien stellten sich vor: Nach einigen Jahren im Land, hätten sie in ihrer Heimat nichts über das von ihnen authentisch erlebte Reich der Mitte gefunden, keiner der Menschen, die sie kennengelernt hatten, war erwähnt. Als Schreiben über China ist die Bestandsaufnahme der beiden in deskriptiver Quasi-Tagebuchform definitiv legitim – extrem subjektiv, fast forward, willkürlich ins Blaue hinein, aufsaugend und wiedergebend, was gerade um einen herum passiert, nicht unbedingt repräsentativ, aber interessant, wenn sich der angenommene oder vorhandene Blickwinkel auf das andere einlässt, ohne blind zu folgen.

Sich der Klischees bewusst, sich ihrer bedienend, wollen beide über ihnen stehen, sind trotzdem mittendrin. Ich finde diesen Ansatz gar nicht mal schlimm, er hat durchaus seine Berechtigung – ich würde mir nur wünschen, dass man ehrlicher ist. Natürlich verkauft es sich nicht sonderlich, wenn man sagt, von etwas eigentlich kaum Ahnung zu haben, aber was spricht dagegen, Subjektivität in den Vordergrund zu stellen? Man muss einen Kosmos nicht erst Jahrzehnte bewohnen, um ihn mehr als nur intuitiv zu durchdringen, Zeit braucht es natürlich, aber das Belächeln eines einjährigen Aufenthalts ist auch zu einfach. Gerade James West machte einen recht offenen Eindruck, der nicht nur auf die eigene Sichtweise begrenzt schien. Bei Zachary Mexico war es schwer zu sagen, er brabbelte mehr, schien aber auch noch extrem verkatert vom Vorabend.

14.3.9
Literaturwochen im Bookworm am Samstag, 14. März 2009, 12:30-14:00 Uhr.

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Literatur 文学, Musik 音乐, Gegenwart 当代, Beijing 北京

... link (1 Kommentar)   ... comment


Sonntag, 15. März 2009
Mo Yan im Bookworm
Als „Big Breasts and Wide Hips – Howard Goldblatt and Mo Yan, with translation by Hao Wu“ war die heutige Veranstaltung anläßlich der Literaturwochen des Bookworm angekündigt. Obwohl ich vor beinahe Wochen zum Ticketkauf aufgebrochen war, befand ich mich hinter einem guten Dutzend anderer auf der Warteliste – Mo Yan wollten alle sehen. Wirklich intensiv habe ich ihn nie gelesen und kann mich eigentlich nur mit gemischten Gefühlen (interessante Narration, teils ziemlich überbordende Deskription) an Die Schnapsstadt erinnern, Das rote Kornfeld kenne ich allein aus der Verfilmung von Zhang Yimou, der angekündigte Titel riss mich nicht unbedingt vom Hocker. Aber man hat ja nicht jeden Tag die Möglichkeit, Mo Yan life zu erleben. Also erwarb ich Karten für die Veranstaltung davor (die ich ebenfalls sehen wollte, wenn auch aus anderen Gründen), heimste von Erin, Mitorganisatorin des Festivals, in der Pause einen Anwesenheitsmarker ein und kam tatsächlich noch in den Genuss zweier Karten.

14.3.9
So begeistert, wie Mo Yan und H. Goldblatt auf dem Foto wirken, schienen sie auch von meiner Bitte, sie ablichten zu dürfen – ob das noch am Jetlag lag, den beide aus Oklahoma mitbrachten, wo Mo Yan gerade den Newman-Preis für chin. Literatur entgegen genommen hatte, bleibt dahingestellt.

Am Sonntag, 15. März von 15-16:30 Uhr, begann Mo Yan (Jg. 1956 aus Gaomi, Shandong) mit der Bemerkung, dass Events wie diese immer von Ausländern ausgerichtet und bevölkert wären, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Argwohn mitschwang oder reine Betrübnis. Als bloße Feststellung ist es kaum vorstellbar – bedauerlich war jedenfalls, dass nicht Englisch sprechenden Chinesen der Zugang wegen der Sprachbarriere verwehrt blieb.

Nach einiger Zeit der Einleitung, ausgiebiger Huldigung und einigen netten Anekdoten zwischen Howard Goldblatt und Mo Yan, ging es in der guten Stunde, die abgezogen von der Autogrammzeit real zur Verfügung stand, mit Hauptaugenmerk auf das neuste Werk Mo Yans, Der Überdruss (生死疲劳 Shengsi pilao, Engl. von H. Goldblatt als Life and Death are Wearing me out) von 2008, hintergründlich auch um Die Schnapsstadt (酒国 Jiuguo) von 1993 und Das verwünschte Sandelholz (檀香刑 Tanxian xing) von 2001. Um die Brüste und Hüften ging es nur sehr am Rande.

Der Überdruss umfasst die letzten 50 Jahre der Geschichte Chinas, die angelehnt an die mystische Fiktion im Liaozhai zhiyi von einer Person in verschiedenen Wiedergeburtsphasen durchlebt werden. Eigentlich, so Mo Yan, wollte er über den Menschen schreiben, landete aber alsbald bei den Tieren, die ihn schon in früher Kindheit begleitet hätten – als er für fünf Jahre wegen Aufmüpfigkeit von der Schule flog, seien Hühner und Schweine seine Kindheitsfreunden geworden. Hier ist jedoch kein Widerspruch zu finden, denn seine Tiere weisen eindeutig menschliche Züge auf. Den Roman in 43 Tagen geschrieben, weist er die Kritik von sich, dies könne aufgrund der kurzen Investition kein gutes Werk sein – schließlich kämen Figuren vor, die er bereits seit 43 Jahren kenne. Auch hat er als Schauplatz seine Heimat Shandong gewählt, mit der ihn alle seine Sinne, besonders aber der Klang der Sprache verbinden. So auch die Elemente der lokalen Oper, deren Grammatik und Umgangssprache er ebenfalls aufgenommen hat und mit denen er die einzelnen Charaktere ganz unterschiedlich auftreten lässt. Dabei fiel auf, dass Mo Yan fast Hochchinesisch sprach, aus Interviews kannte ich ihn bislang nur mit dem etwas gelispeltem Dialekt.

Interessant war die Frage, die Mo Yan, wie er erzählte, einmal von einem Franzosen in Bezug auf Das verwünschte Sandelholz gestellt wurde. Warum in modernen chinesischen Romanen wie in diesem um die berechtigte Frage nach der Verantwortung eines Henkers so außerordentlich häufig und detailliert Gewaltszenen geschildert sind. Da Mo Yan dies selbst aufgebracht hat, wunderte mich seine banale Antwort dann doch, in der er mit Lu Xun auf Schaulust zurückgriff, um schließlich alles auf den Punkt zu bringen, dass Damen gerne zusähen, schrieen und in Ohnmacht fielen, um am nächsten Tag wiederzukommen. Das war nicht das einzige Mal, dass ich während der Veranstaltung das Gefühl hatte, er wäre in einer anderen Zeit stehen geblieben – allerdings meines Erachtens in einer Zeit selbst 50 Jahre vor seiner eigenen.

Alles in allem eine nette Stunde mit einem doch sehr sympathischen Mo Yan.

14.3.9

Tags für diesen Beitrag 这本文章的标记: Literatur 文学, Beijing 北京

... link (0 Kommentare)   ... comment