Montag, 2. März 2015
Smog in China: Chai Jings viraler Aufruf
youjia, 09:40h
Vorgestern setzte sie es online, gestern ging es viral, heute haben es bereits über 21 Millionen Menschen gesehen. Der Ausgangspunkt um ihre Tochter ist ziemlich Tränendrüse, aber das muss es wohl auch, damit es zieht. Der Himmel ist wieder gut in Blau über unserer wunderbaren Stadt, die nächsten, irgendwelche Konferenzen stehen an. Chai Jing hat über Jahre hinweg recherchiert, liefert Fakten, zeigt Statistiken, Videos und erklärt sie. Außerdem klagt sie an, die Regierung, die Organisationsstrukturen, die Wirtschaft, aber auch jeden einzelnen von uns – und sie liefert Beispiele, was jeder einzelne tun kann.
Chai Jings Smog-Recherche: 柴静雾霾调查 (Video: 103 Minuten, Chinesisch).
Hier eine Zusammenfassung auf Englisch: What’s behind China’s pollution?
Heute kam dann: Chai Jing berichtet von Chinas Himmel, ich berichte von Chinas Meeren 柴静告诉你中国的天空,我告诉你中国的海底.
Update vom 4.3.: Der Umschwung, so Lauren, von alter Kohle zu neuer Energie kann vollzogen und beschlossen, das Paket geschnürt werden.
Tags für diesen Beitrag 这本文章的标签: Beijing 北京, Gegenwart 当代, Politik 政治
Chai Jings Smog-Recherche: 柴静雾霾调查 (Video: 103 Minuten, Chinesisch).
Hier eine Zusammenfassung auf Englisch: What’s behind China’s pollution?
Heute kam dann: Chai Jing berichtet von Chinas Himmel, ich berichte von Chinas Meeren 柴静告诉你中国的天空,我告诉你中国的海底.
Update vom 4.3.: Der Umschwung, so Lauren, von alter Kohle zu neuer Energie kann vollzogen und beschlossen, das Paket geschnürt werden.
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Freitag, 30. Januar 2015
Hamburg, Januar 2015
youjia, 21:46h
Zunächst in den Galerien auf der Fleetinsel …
Produzentengalerie: Annika Kahrs, –24-Jan-2015.
solid surface, with hills, valleys, craters and other topographic features, primarily made of ice. Filmstill, 2014.
Ebd.
Noch im Aufbau gab es Ulla von Brandenburg: Zuvor wie vorher, 30-Jan–14-März-2015:
Links: Schauspieler. 2015.
Tanz 1 und 2. 2015.
Galerie Mathias Güntner: Joachim Grommek kick down beach babyface, verlängert bis Jan-2015.
Lack auf Spanplatte, –2013.
O. A.
O. A.
O. A., Detail.
xpon-art gallery: Zugzwang, 24–25-Jan-2015.
Regie. 2015.
Wow 123. 2015.
Tese. 2015.
Rage. 2015.
Tolle Galerie, wunderbare Kacheln, großartig heruntergekommenes Kellergewölbe. Piece auf Fotoleinwanddruck in Galerie. Witzig … und im Völkerkundemuseum hing gerade Daim.
Dann, natürlich, Secret Signs in der Sammlung Falckenberg. Hier eine Auswahl (man vergebe mir das Auslassen der chinesischen Namen und Titel, ich hatte keine Lust, sie nachträglich herauszusuchen), chronologisch nach den Räumlichkeiten von unten nach oben die alten Bekannten, hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen:
Feng Mengbo: GB2313-80. 2014.
Yang Xinguang: Line. 2012.
Das hier mit aufgenommen wegen seiner Platzierung in gemeinsamem Rot:
Chen Guangwu: Selected Works of Mao Zedong. 2008.
Xu Bing: Book From the Sky. 1989.
Feng Mengbo: Wrong Code Shanshui XL No. 1. 2007.
Ebd., Detail.
Feng Mengbo: Not Too Late. 2010.
Xu Bing: Himalaya Drawing. Detail, 2000.
Tsang Kin-Wah: Second Seal – Every Being That Opposes Progress Should Be Food For You. Detail, 2009.
Dong Xiaoming: Thoughts While Reading Books. 2008.
Xu Bing: Where Does the Dust Itself Collect? Detail, 2004.
Jin Jiangbo: Poetic Writing For Nature. Detail, 2013
Zhang Huan: Family Tree. 2000.
Jia: O. T. (from the series The Chinese Version). 2013.
Ebd.: O. T. (from the series The Chinese Version). 2012.
--
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Mittwoch, 21. Januar 2015
Zwischendurch: Im Wald
youjia, 16:02h
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Mittwoch, 26. November 2014
Dai Xiang 戴翔: Neues vom Fluss während des Qingming Fests 新清明上河图
youjia, 06:17h
Ausschnitt aus Dai Xiangs Neuinterpretation, irgendwo aus dem Netz gezogen.
Ein berechtigterweise großes Highlight auf dem 10. Lianzhou Foto Festival. Mehr Bilder und Beschreibungen hier. Die gesamte Originalrolle hier und Dai Xiangs Gesamtversion hier.
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Samstag, 8. November 2014
APEC Blue
youjia, 08:54h
Mit dem Fingerzeig nach oben
sage ich gerade Besuch
Das ist nicht normal.
Ich zeige auf die Straßen,
Das auch nicht.
Man glaubt mir nicht,
wenn man es sieht,
nicht anders kennt.
Man soll es nicht glauben.
Fakten werden geschaffen,
So ist es
in unserer herrlichen Stadt.
Obama und Xi begrinsen sich.
Ich glaube es selbst schon fast.
So blau, so ruhig.
Begriffe sind im Umlauf.
APEC:
Air Pollution Eventually Controlled.
Und APEC:
At Party Empire's Control.
Der Volksmund nennt es
APEC Blue, die schöne Lüge.
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Mittwoch, 24. September 2014
Joel Meyerowitz: Retrospektive in Düsseldorf
youjia, 11:45h
Aus: Joel Meyerowitz: Retrospektive.
Vom 27.9.2014 bis 11.1.2015 im NRW-Forum.
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Montag, 22. September 2014
Trotzen dem Grau ⎪ 鸟反对灰 ⎪ Birds Against Grey
youjia, 14:56h
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Warszawa 2014
youjia, 14:52h
Diesen Sommer bin ich erstmals über Warschau geflogen. Mein besonderer Dank gilt Konrad Pustoła für den Unterschlupf und all die wunderbaren Einblicke in und Tipps zu seiner Stadt. Thank you, Konrad and Caroline!
Hier zunächst ein paar Fotos durch Warschau.
--
Und eine Bildauswahl aus der Ausstellung Masoneria des Nationalmuseums Warschau über die polnischen Freimaurer, noch bis 11. Januar 2015.
David Teniers II: The Hermit, 17. Jhd.
O. A.
Tableau mit Freimaurersymbolen einer englischen Loge, 19. Jhd.
Sander: Les deux routes différentes.
La Vie Humaine mit Grabstein von Jerzy Henryk Butzau, Reprint.
Detail.
Stanisław Kostka Hoffman: Parkscape with a Tower, 1813.
Fragment eines Sarkophagdeckels mit Boreaskopf, Rom, Ende 2. bis Anfang 3. Jhd. n. Chr.
Auf einmal tauchte Peter Anders auf, um einiges älter hier, Guten Tag:
Ludomir Janowski: Potrait of Gabriel Narutowicz, 1920.
--
Empfehlenswert außerdem das MSN, das Muzeum Sztuki Nowoczesnej w Warszawie oder auch: Museum of Modern Art. Es befindet sich in der Nähe des Kulturpalastes, einst ein Geschenk von Stalin, jetzt ein Teilbereich als Kino, unter anderem mit dem Film Mlody Stalin (nächstes Bild Mitte), was immer das heißen soll.
Wunderbar noch der Buchladen Fundacja Bęc Zmiana.
--
Dobre. Zurück in Beijing scheint mir das Internet noch zehnmal langsamer geworden – oder zumindest internationale Seiten, wie Falk argumentiert, um das nationale Publikum auf hiesigen Seiten zu halten statt jene von draußen durchgehend blockieren zu müssen, hier eine Zensurstudie von letztens (gefunden auf Weixin). Und Grau ist es auch, ein Kriechsud.
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Hier zunächst ein paar Fotos durch Warschau.
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Und eine Bildauswahl aus der Ausstellung Masoneria des Nationalmuseums Warschau über die polnischen Freimaurer, noch bis 11. Januar 2015.
David Teniers II: The Hermit, 17. Jhd.
O. A.
Tableau mit Freimaurersymbolen einer englischen Loge, 19. Jhd.
Sander: Les deux routes différentes.
La Vie Humaine mit Grabstein von Jerzy Henryk Butzau, Reprint.
Detail.
Stanisław Kostka Hoffman: Parkscape with a Tower, 1813.
Fragment eines Sarkophagdeckels mit Boreaskopf, Rom, Ende 2. bis Anfang 3. Jhd. n. Chr.
Auf einmal tauchte Peter Anders auf, um einiges älter hier, Guten Tag:
Ludomir Janowski: Potrait of Gabriel Narutowicz, 1920.
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Empfehlenswert außerdem das MSN, das Muzeum Sztuki Nowoczesnej w Warszawie oder auch: Museum of Modern Art. Es befindet sich in der Nähe des Kulturpalastes, einst ein Geschenk von Stalin, jetzt ein Teilbereich als Kino, unter anderem mit dem Film Mlody Stalin (nächstes Bild Mitte), was immer das heißen soll.
Wunderbar noch der Buchladen Fundacja Bęc Zmiana.
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Dobre. Zurück in Beijing scheint mir das Internet noch zehnmal langsamer geworden – oder zumindest internationale Seiten, wie Falk argumentiert, um das nationale Publikum auf hiesigen Seiten zu halten statt jene von draußen durchgehend blockieren zu müssen, hier eine Zensurstudie von letztens (gefunden auf Weixin). Und Grau ist es auch, ein Kriechsud.
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Freitag, 8. August 2014
Alles kompliziert, alles sehr schwierig ——事情在中国都复杂,做弄干改事情都复杂……
youjia, 08:23h
Das ist sehr kompliziert, wird immer mehr zur Trendformel, bald Hohlformel. Seit ein paar Jahren hört man es vermehrt in Ost und West, aber es nimmt gerade Überhand, es kriecht einem in den Nacken und man kann es nicht ständig ignorieren. Ich spreche hier natürlich nur von einem der etlichen Phänomene unserer Zeit – mit allen möglichen Andeutungen seiner Randerscheinungen in Nebensätzen, denn, alles hängt im Großen Chaos, ähm, im zivilisierten Nachchaos, verwirrt miteinander zusammen.
Muss man annehmen, dass die Welt um einen herum inzwischen denkt, man sei blöde geworden (Internet, Schnelllebigkeit, all die Leiern), könne komplexe Zusammenhänge nicht erfassen? Oder sind unsere Experten zu müde, um sie zu erklären? Alles ist so fuza, so schwierig, dass man es lieber umgeht, gar nicht erst angeht?
Die chinesische Intelligenzija, die Elite, die es sich leisten kann, kauft seit Jahren Immobilien im Ausland und schickt ihre Kinder zur Bildung in den Westen. Gerade sagte wieder eine Stimme, in zehn Jahren sei es hier nicht mehr auszuhalten, und empfahl in die Runde, sich schleunigst andere Basen zu schaffen.
Dieses Jahr haben die Exekutiven der Banken und Ämter keine Sommerpause, für Xi Jinpings Anti-Korruptionskampagne müssen ganz neue Modelle geschaffen werden, während sich im Alltag das Gemauschel um Fapiaos zur Rückerstattung von Geldern noch um eine Windung weiter dreht. Die Hintertüren all der kleinen Bedürfnisse werden so schnell geöffnet, dass die Modelle gar nicht greifen können, bestimmt auch, weil diese vermutlich keine signifikanten Gehaltserhöhungen beinhalten, um halblegale Aktionen überlegenswert zu machen – dabei hat das Land so viel Geld, immer diese paar Einvernehmer, wenn irgendwie möglich, sind sie immer da. Und gerade befinden sie sich, Macht und Geld weiter im Land anhäufend, bereits mit einem Fuß in den Weiten. Dabei rufen sie den Laobaixing, dem einfachen Volk, eigentlich allen, die es sich nicht anders leisten können, zu, das Land zu lieben 爱国, höhnt eine Freundin.
Also alles ganz kompliziert. Geld und Macht liegen in großen Mengen vor Ort, in China, werden von den paar Einvernehmern geschoben und in die Zwiebel nach außen weitergetragen, mittelmäßig, aber dennoch so, dass Lechz und Ich will auch. Würden die meisten nicht das an Gehalt bekommen, was man fast schon als Miete aufbringen muss, um einigermaßen anständig zu wohnen, will man nicht in zusammengewürfelten 北漂-WGs mit anderen aus dem ganzen Land herbeigeflogenen Nordticket-Glückssuchern wohnen oder hat keine Eltern in der Stadt, arbeitet man sich seit etlichen Jahren durch das Gewirr, hat man sein Netzwerk wenn irgend möglich gewoben – wäre es geregelter, müsste sich nicht jeder so durchschlängeln und die Anti-Korruptionskampagne wäre unnötig, aber, ach, so einfach ist es natürlich nicht. Mittlerweile ist die Mittel- und gehobene Mittelschicht im Ausland besser als im Inland gestellt, zumindest scheint es ihnen leichter dort. Aufatmend hört man sie über westlich Ordnung und System sprechen, 没那么复杂, nicht alles so kompliziert, 比较稳定, stabiler ists, man kann halt einfach sein Leben leben ohne diesen ganzen Schmeiß – einmal im Jahr sind sie dann hier, zerdrücken eine Träne, essen durchgehend sich labend, ziehen wieder ab. Die untere bis Mittelschicht wuselt sich also so durch, die Mittel- bis gehobene Mittelschicht hat sich abgeseilt oder ist dabei. Die, die ein größeres Stück vom Kuchen wollen, schon haben, mehr wollen und wissen, wo das Messer anzusetzen ist, bleiben noch ein Weilchen, scheffeln und schaffens ins Ausland.
Zäune, Zwänge, Grenzen, Barrieren, vermeintliche Sicherheit und Einigelung statt Konfrontation, geschweige denn Überwinden – 骑墙, auf der Mauer reiten, ist negativ besetzt, steht für Unentschlossenheit, Schwarzweiß dagegen mag man, gilt als klare Meinung, weil … hier alles so kompliziert ist? Die allgemeine Maxime lautet, dass man das System nicht ändern kann. Wenn, wie gerne und oft, das scheinbare Totschlagargument Unserer Kinder, die es besser haben werden, kommt, dann zweifel ich jegliche sonst so, was, doch nicht nur scheinheilig, gepriesenen traditionellen Kulturgüter an, dann zweifel ich an Zhuangzis und Laozis Übermittlungsfähigkeiten, von Konfuzius und seinem lanciert ertragenden Erdulden, 大家忍着因为你们没办法, habe ich noch nie viel gehalten, der Populärbuddhismus bringt nur Oberflächengedudel, aber das kann beides wie KTV unter volksbevormundener Inschachhaltung fallengelassen werden. Was ist nur mit all den Weisen im Einst und Jetzt – leben die nicht im Moment? Oder gerade doch, also heißt es, und das gilt für alle, das scheint über Jahrtausende ins Blut übergegangen, 盛衰, auf Wohlstand folgt Verfall entsprechend dem Yinyang-Prinzip im Gegensatz zum westlichen Glauben an stetige Aufwärtsentwicklung, also: raffen, was nur geht, der Abstieg folgt früh genug, aktuell steht er vor der Tür, es lebe die Globalisierung.
Diese Darstellung ist ebenfalls leicht Schwarzweiß gefärbt, was sie allerdings noch längst nicht Grau macht. Auch ich kenne einen und zwei halbe Menschen, die sich dem entgegenstellen, die beratend versuchen, Herz und Vernunft gemeinsam walten zu lassen.
Meine aktuelle, zu jeglicher Gesprächssituation passende Totschlagfrage lautet übrigens regierungstreu 可以文明点吗, gehts etwas kultivierter? Da lacht der Chinese und weint. Und Weixin soll demnächst, genau wie Anfang 2012 Weibo, über die ID registriert werden, als wäre noch nicht klar, wer das Sagen hat.
Hier noch die Version von dabingo11 (微信号), der den Laobaixings und Da/Xiaobailings, den großen und kleinen Weißkragenträgern, den Angestellten, erklärt, wie ihr Geld genutzt wird (gefunden von Chongning).
I could go on and on and on … 什么时候忍不住呢?– bis zu einem gewissen Punkt, dann erträgt mans nicht mehr, kauft sich ein Flugticket und schreibt zornige Blogposts.
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Muss man annehmen, dass die Welt um einen herum inzwischen denkt, man sei blöde geworden (Internet, Schnelllebigkeit, all die Leiern), könne komplexe Zusammenhänge nicht erfassen? Oder sind unsere Experten zu müde, um sie zu erklären? Alles ist so fuza, so schwierig, dass man es lieber umgeht, gar nicht erst angeht?
Die chinesische Intelligenzija, die Elite, die es sich leisten kann, kauft seit Jahren Immobilien im Ausland und schickt ihre Kinder zur Bildung in den Westen. Gerade sagte wieder eine Stimme, in zehn Jahren sei es hier nicht mehr auszuhalten, und empfahl in die Runde, sich schleunigst andere Basen zu schaffen.
Dieses Jahr haben die Exekutiven der Banken und Ämter keine Sommerpause, für Xi Jinpings Anti-Korruptionskampagne müssen ganz neue Modelle geschaffen werden, während sich im Alltag das Gemauschel um Fapiaos zur Rückerstattung von Geldern noch um eine Windung weiter dreht. Die Hintertüren all der kleinen Bedürfnisse werden so schnell geöffnet, dass die Modelle gar nicht greifen können, bestimmt auch, weil diese vermutlich keine signifikanten Gehaltserhöhungen beinhalten, um halblegale Aktionen überlegenswert zu machen – dabei hat das Land so viel Geld, immer diese paar Einvernehmer, wenn irgendwie möglich, sind sie immer da. Und gerade befinden sie sich, Macht und Geld weiter im Land anhäufend, bereits mit einem Fuß in den Weiten. Dabei rufen sie den Laobaixing, dem einfachen Volk, eigentlich allen, die es sich nicht anders leisten können, zu, das Land zu lieben 爱国, höhnt eine Freundin.
Also alles ganz kompliziert. Geld und Macht liegen in großen Mengen vor Ort, in China, werden von den paar Einvernehmern geschoben und in die Zwiebel nach außen weitergetragen, mittelmäßig, aber dennoch so, dass Lechz und Ich will auch. Würden die meisten nicht das an Gehalt bekommen, was man fast schon als Miete aufbringen muss, um einigermaßen anständig zu wohnen, will man nicht in zusammengewürfelten 北漂-WGs mit anderen aus dem ganzen Land herbeigeflogenen Nordticket-Glückssuchern wohnen oder hat keine Eltern in der Stadt, arbeitet man sich seit etlichen Jahren durch das Gewirr, hat man sein Netzwerk wenn irgend möglich gewoben – wäre es geregelter, müsste sich nicht jeder so durchschlängeln und die Anti-Korruptionskampagne wäre unnötig, aber, ach, so einfach ist es natürlich nicht. Mittlerweile ist die Mittel- und gehobene Mittelschicht im Ausland besser als im Inland gestellt, zumindest scheint es ihnen leichter dort. Aufatmend hört man sie über westlich Ordnung und System sprechen, 没那么复杂, nicht alles so kompliziert, 比较稳定, stabiler ists, man kann halt einfach sein Leben leben ohne diesen ganzen Schmeiß – einmal im Jahr sind sie dann hier, zerdrücken eine Träne, essen durchgehend sich labend, ziehen wieder ab. Die untere bis Mittelschicht wuselt sich also so durch, die Mittel- bis gehobene Mittelschicht hat sich abgeseilt oder ist dabei. Die, die ein größeres Stück vom Kuchen wollen, schon haben, mehr wollen und wissen, wo das Messer anzusetzen ist, bleiben noch ein Weilchen, scheffeln und schaffens ins Ausland.
Zäune, Zwänge, Grenzen, Barrieren, vermeintliche Sicherheit und Einigelung statt Konfrontation, geschweige denn Überwinden – 骑墙, auf der Mauer reiten, ist negativ besetzt, steht für Unentschlossenheit, Schwarzweiß dagegen mag man, gilt als klare Meinung, weil … hier alles so kompliziert ist? Die allgemeine Maxime lautet, dass man das System nicht ändern kann. Wenn, wie gerne und oft, das scheinbare Totschlagargument Unserer Kinder, die es besser haben werden, kommt, dann zweifel ich jegliche sonst so, was, doch nicht nur scheinheilig, gepriesenen traditionellen Kulturgüter an, dann zweifel ich an Zhuangzis und Laozis Übermittlungsfähigkeiten, von Konfuzius und seinem lanciert ertragenden Erdulden, 大家忍着因为你们没办法, habe ich noch nie viel gehalten, der Populärbuddhismus bringt nur Oberflächengedudel, aber das kann beides wie KTV unter volksbevormundener Inschachhaltung fallengelassen werden. Was ist nur mit all den Weisen im Einst und Jetzt – leben die nicht im Moment? Oder gerade doch, also heißt es, und das gilt für alle, das scheint über Jahrtausende ins Blut übergegangen, 盛衰, auf Wohlstand folgt Verfall entsprechend dem Yinyang-Prinzip im Gegensatz zum westlichen Glauben an stetige Aufwärtsentwicklung, also: raffen, was nur geht, der Abstieg folgt früh genug, aktuell steht er vor der Tür, es lebe die Globalisierung.
Diese Darstellung ist ebenfalls leicht Schwarzweiß gefärbt, was sie allerdings noch längst nicht Grau macht. Auch ich kenne einen und zwei halbe Menschen, die sich dem entgegenstellen, die beratend versuchen, Herz und Vernunft gemeinsam walten zu lassen.
Meine aktuelle, zu jeglicher Gesprächssituation passende Totschlagfrage lautet übrigens regierungstreu 可以文明点吗, gehts etwas kultivierter? Da lacht der Chinese und weint. Und Weixin soll demnächst, genau wie Anfang 2012 Weibo, über die ID registriert werden, als wäre noch nicht klar, wer das Sagen hat.
Hier noch die Version von dabingo11 (微信号), der den Laobaixings und Da/Xiaobailings, den großen und kleinen Weißkragenträgern, den Angestellten, erklärt, wie ihr Geld genutzt wird (gefunden von Chongning).
I could go on and on and on … 什么时候忍不住呢?– bis zu einem gewissen Punkt, dann erträgt mans nicht mehr, kauft sich ein Flugticket und schreibt zornige Blogposts.
Tags für diesen Beitrag 这本文章的标签: Gegenwart 当代, Beijing 北京, Politik 政治, Häufig gelesen 频看
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Mittwoch, 4. Juni 2014
Not to Forget
youjia, 10:12h
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