Willkommen 欢迎

Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.

Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.

欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。

由甲祝您好!

Donnerstag, 2. April 2015
100: Tantchen zu Ehren


Am 2. April 1915 wurden sie in Köln geboren, die Zwillis. Heute ist Tantchen 100 geworden. Elisabeth Emilie Kreszentia Weinrich, unser Tantchen, ist die Zwillingsschwester von Margareta Barbara Kreszentia Thiedig, geb. Weinrich, meiner Großmutter väterlicherseits. Vor über vier Jahren sagte mir meine Oma am Telefon, dass Tantchen und sie beschlossen hätten, die 100 zu erreichen.

„Et kütt wie et kütt und et hätt noch immer jot jejange.“

Nach hartnäckigem Bohren und langen Gesprächen durch ihr Jahrhundert war es das, was Oma zum Sinn des Lebens meinte. Ein Appell an die Gelassenheit? So würde ich es interpretieren, für sie war es wohl der Glaube an ihren Schutzengel – was möglicherweise aufs Gleiche hinausläuft.

Vor eineinhalb Jahren war Tantchen sauer auf Oma, lässt sie mich alleine, schimpfte sie, wir wollten doch zusammen 100 werden. Es wird schon gut gehen, sagte Oma und machte sich, sanft aus ihrem irdischen Leben entschlafend, auf die Reise.

Heute, am 2. April 2015, hebe ich mein Glas: Auf dich, Tantchen! Morgen, nach dem ganzen Trubel, werde ich das erste Mal in meinem Leben mit einer Hundertjährigen sprechen …


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Sonntag, 29. März 2015
Gerade in Deutschland
Im Winter, dort gab es für meinen Radar zunächst Pegida, dann Charlie Hebdo, den Ukrainekonflikt, die Griechenlandmisere, den hin- und hergerissenen Umgang mit diesen Phänomenen. Ich führte Gespräche über Kommunen, die sich besonders in Norddeutschland, teilweise sogar mit dem ernsthaften Anspruch auf Autarkie, einrichten; ich stehe dem Gedankenmodell der Kleinstaaterei mit einem nationalen oder auch europäischen Überbau gar nicht abgeneigt gegenüber.



Auf dem Rückflug über Warschau bestiegen am Nachbargate eine gute Handvoll ergrauter deutscher Soldaten das Flugzeug nach Minsk. Mir wurde mulmig und ich kroch in Houellebecqs Unterwerfung, noch eine Rüttlung, quasi eine Bestandsaufnahme der aktuellen, laizistisch linkstendierten Richtung im Intellektuellenmilieu, das beinahe apathisch vor sich hindümpelt, wenn es nicht mit sexueller Befriedigung oder der Angst vor Einsamkeit beschäftigt ist. Ob jetzt die Kehrtwende von der Säkularisierung stattfindet, wie ich Houellebecq in einem Interview in der Zeit gelesen habe, weiß ich nicht. Es geht schon seit einiger Zeit wieder vermehrt gen Spiritualität; wenn ich jetzt durch die Kleinstädte in Oldesloe oder Segeberg gegangen bin, habe ich in beinahe jeder Straße ein Reihenhaus mit Schildchen für Reikiangebote finden können, auch die Buchhalterin meines Vaters bietet es nebenbei an. Houellebecq ist allerdings der Meinung, dass wir uns auf einem spirituellen Rückweg ins Mittelalter befinden, die Aufklärung beiseite schiebend. Zwar glaube ich genausowenig an eine lineare Zeitentwicklung, aber auch nicht an die der Kreisbewegung, eher an eine zeitlich spiralförmige und damit evolutionäre Kreisbewegung. Vielmehr muss ich sagen, dass ich darauf hoffe, gerade nach der Lektüre der Unterwerfung. Ich meine schon, dass es möglich ist, die spirituellen Bedürfnisse in Einklang mit aufgeklärten Werten zu sehen – er zieht den armen Humanismus so durch den Dreck, dass man fast peinlich berührt ist, noch an ihm festzuhalten. Was er da mit den Frauen macht, kann selbstverständlich nicht durchgelassen werden. Unterwerfung bezieht sich auf absolute Unterwerfung des Menschen unter Gott und, ganz unterirdisch, der Frau unter den Mann. Dabei geht es um Polygamie als natürliche Selektion statt des törichten Glaubens an die Liebe und den ganzen Kram. Bei dieser Pro-Religionsgeschichte lese ich als Hauptabsicht heraus, dass unser Gesellschaftsmodell mit Jeder darf und am Schluss sind alle einsam nicht funktioniert und wir zurück müssen zum altbewährten Gesellschaftsmodell der Familie, in dem sich ordentlich fortgepflanzt werden kann – islamisch verschönt durch ältere Kochfrau für den Gaumen, junge Dirne für die anderen Freuden (so wie es in China ja auch weiter gerne pragmatisch praktiziert wird, die in doppeltem Sinne unantastbare Alte für Herd und Erziehung, die heimliche Geliebte für des Mannes heiliges U-A). Die Einsamkeit kann man wirklich als Problem sehen, und auch mit dem Kommunengedanken scheint sie mir erst auflösbar, wenn die körperlichen Bedürfnisse von Dannen gezogen sind, dieses zugegebenermaßen ernste Dilemma also in Ermangelung einer Lösung einmal kurz außenvor gelassen. Wenn man also nicht der Egoschiene der Selbsterhaltung frönt (bitte nicht missverstehen, nichts gegen Familien), wenn man, vielleicht könnte man es auch so sagen, humanistisch denkt, gesamtgesellschaftlich für die Menschheit an sich, nicht für diese Idee der Staatengemeinschaften, nicht für ein Wir brauchen Stoff für unsere Kämpfe, seien sie nun militärischer oder wirtschaftlicher Art, nicht für Machtansprüche jeglichen Couleurs – ist dann nicht eigentlich Konsens, dass geringere Fortpflanzung besser wäre? Houellebecq zieht mir im letzten Kapitel feist einen Strich durch die Rechnung. Seine natürliche Auslese soll durch Intelligenz bestritten werden, den Intelligenten und denen mit Geld, die ebenfalls ein Quentchen Intelligenz bewiesen haben müssen, um an Geld gekommen zu sein, denen sollen bis zu vier Frauen verabreicht werden, damit den armen Schröpfen nur, vermute ich, so wenige Damen übrig bleiben, dass sie ihren Mittelmaßproduktionsbestand aufrecht erhalten können – wobei ich mir nicht sicher bin, ob dabei ebenfalls geringere Fortpflanzung Ziel ist, vermutlich nicht, also steht mein Punkt doch noch? Und ist das jetzt schon wieder viel zu naiv, worauf der dicke Mann Anfang vierzig mit kleinem Pimmel lacht? Öhm, sorry.

Eine Veränderung scheint anzustehen, es beginnt zu brodeln. Zuvor die Jahre kam mir der alte Kontinent als im Stillstand begriffen vor, ich hatte die allgemeine Verfassung als ein Ausharren, einen Wartezustand, bevor etwas Neues passiert, wahrgenommen. Und bin nun äußerst gespannt, wo es hingeht.

Drei größere Tendenzen sind mir in der Kunst über den Weg gelaufen als ich vor allem in Hamburg und Berlin, aber auch in Düsseldorf und Köln in Galerien unterwegs war. In Lissabon war ich auch und habe von dort neben den wundervollen Farben der Stadt in, wie mein Vater es nennt, morbidem Charme, einige Skurrilitäten mitgenommen, aber abgesehen vom nicht unberechtigten, Marionetten ziehenden Schimpf auf Merkel in den Graffitis aalt man sich doch eher in einstiger Größe der Weltmeerherrschaft, hach und stimmt ein Fado an. Zurück also nach Deutschland.

Tendenz 1: Die Landkarte. Vor zwei Jahren stießen mein Ingenieursbruder und ich auf die Peters Projection-Karte (tsss, ohne VPN kommt man in China nicht auf die Petersmap-Seite), die unserem westlichen, noch immer kolonial geprägten Weltverständnis (und scheinbar auch dem der chinesischen Internetpolizei) mit Flächentreue begegnet. Nord- und Südachse werden geradegerückt, die Dritteweltländer am Äquator landen in der Mitte und wir schrumpfen auf unser korrektes Größenverhältnis, so ungefähr jedenfalls meinem geografischen Laienverständnis nach. Und ähnliche Ansätze, zumindest ein Auseinandersetzen mit wörtlich zu nehmender Befindlichkeit, sieht man jetzt immer wieder zwischendurch.


Nanne Meyer: Innenseiter. Frankreich. 2012.


Ricarda Mieth: Rica Reich, Plan C, M 10:25. O. J.

In diesem, im weiteren Zusammenhang ist sicherlich auch das Thema Anthropozän spannend.

Tendenz 2: Poesie. Fragil und leicht sind unter etlichen Werken in Zeichnung und Fotografie kleine poetische Zeilen zu finden.


"Heute gibt es keine / Sterne der Himmel ist / bewölkt ich schau / morgen wieder". Serie, 2014. Produzentengalerie: Annika Kahrs.


"Arise violence from the whiteness / with a great drunken wing beat". Aus Jen Liu: The Machinist's Lament. Filmstill 2014. Gesehen im Berlinale Forum Expanded (oh, das Forum war so gut).


Walter Dahn: Surf Surf Surf. 2014.
Ok, dies habe ich natürlich vor allem wegen meiner Zäune aufgenommen und ist eigentlich nicht ganz das, was ich hier meine.

Diese Poesietendenz meine ich nicht unbedingt politisch, vor allem aber nicht laut. Eher als sich um den ganz individuellen Dunstkreis summselnde Selbstgenügsamkeit, sacht, leicht verträumt unbeschwert, mit ein wenig Selbstironie, denn so ganz romantisch arglos gehts ja nun heute doch nicht mehr – wobei es, dieses Dahinter-Es, andererseits aber auch nicht mehr ausschließlich als Kitsch abgetan werden muss.

Tendenz 3: In Stein gemeißelt. Vielleicht bin ich auch nur seit einer Weile neben dem Zweidimensionalen offen gegenüber Skulpturen und sehe sie überhaupt deshalb erst. Dennoch kommt es mir so vor, als würde es gewichtiger – und damit ganz gegensätzlich der gerade beschriebenen Zerbrechlichkeit. Es hat etwas Archaisches, scheint einerseits auf Ursprung aus, mehr noch andererseits auf Beständigkeit, wenn nicht gar auf Ewigkeit, auf eine Hinterlassenschaft, die die Jahrtausende überdauern kann. Dies klingt ziemlich geltungsbedürftig, vielleicht ist es das auch, aber wenn man bedenkt, dass unser westliches Gesellschaftsmodell möglicherweise, möglicherweise sogar hoffentlich einer radikalen Änderung entgegensieht, macht es Sinn.

Neben anderen scheint mir die Gruppenausstellung "Cluj Connection 3D" rumänischer Künstler in der Galerie Nolan Judin besonders bezeichnend:


Vlad Olariu: Constantinople. 2013.


Radu Cioca: Becoming Object 3. 2013.


Mihuț Boșcu Kafchin: Steps to Geometric Divination. 2015.

All diese Tendenzen schreibe ich einem Bedürfnis nach dem Ende des Wartezustandes zu, ob gen Umdenken, Leichtigkeit oder rückbesinnende Ewigkeit, scheint es mir ein Bedürfnis nach möglichem Federlassen und Aufschwingen. Was auch immer für Stürme anstehen mögen.




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Mittwoch, 18. März 2015
Residenzprogramme für Fotografie und Literatur, Beijing 2015
Bewerbungen laufen noch bis 31-März, s. HIER.


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Sonntag, 15. März 2015
Film project by Sam Voutas


Check it out: King of Peking.

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Montag, 2. März 2015
Smog in China: Chai Jings viraler Aufruf
Vorgestern setzte sie es online, gestern ging es viral, heute haben es bereits über 21 Millionen Menschen gesehen. Der Ausgangspunkt um ihre Tochter ist ziemlich Tränendrüse, aber das muss es wohl auch, damit es zieht. Der Himmel ist wieder gut in Blau über unserer wunderbaren Stadt, die nächsten, irgendwelche Konferenzen stehen an. Chai Jing hat über Jahre hinweg recherchiert, liefert Fakten, zeigt Statistiken, Videos und erklärt sie. Außerdem klagt sie an, die Regierung, die Organisationsstrukturen, die Wirtschaft, aber auch jeden einzelnen von uns – und sie liefert Beispiele, was jeder einzelne tun kann.

Chai Jings Smog-Recherche: 柴静雾霾调查 (Video: 103 Minuten, Chinesisch).

Hier eine Zusammenfassung auf Englisch: What’s behind China’s pollution?

Heute kam dann: Chai Jing berichtet von Chinas Himmel, ich berichte von Chinas Meeren 柴静告诉你中国的天空,我告诉你中国的海底.

Update vom 4.3.: Der Umschwung, so Lauren, von alter Kohle zu neuer Energie kann vollzogen und beschlossen, das Paket geschnürt werden.


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Freitag, 30. Januar 2015
Hamburg, Januar 2015


Zunächst in den Galerien auf der Fleetinsel …

Produzentengalerie: Annika Kahrs, –24-Jan-2015.


solid surface, with hills, valleys, craters and other topographic features, primarily made of ice. Filmstill, 2014.


Ebd.

Noch im Aufbau gab es Ulla von Brandenburg: Zuvor wie vorher, 30-Jan–14-März-2015:


Links: Schauspieler. 2015.


Tanz 1 und 2. 2015.

Galerie Mathias Güntner: Joachim Grommek kick down beach babyface, verlängert bis Jan-2015.

Lack auf Spanplatte, –2013.


O. A.


O. A.


O. A., Detail.

xpon-art gallery: Zugzwang, 24–25-Jan-2015.


Regie. 2015.


Wow 123. 2015.


Tese. 2015.


Rage. 2015.





Tolle Galerie, wunderbare Kacheln, großartig heruntergekommenes Kellergewölbe. Piece auf Fotoleinwanddruck in Galerie. Witzig … und im Völkerkundemuseum hing gerade Daim.

Dann, natürlich, Secret Signs in der Sammlung Falckenberg. Hier eine Auswahl (man vergebe mir das Auslassen der chinesischen Namen und Titel, ich hatte keine Lust, sie nachträglich herauszusuchen), chronologisch nach den Räumlichkeiten von unten nach oben die alten Bekannten, hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen:


Feng Mengbo: GB2313-80. 2014.


Yang Xinguang: Line. 2012.

Das hier mit aufgenommen wegen seiner Platzierung in gemeinsamem Rot:


Chen Guangwu: Selected Works of Mao Zedong. 2008.


Xu Bing: Book From the Sky. 1989.


Feng Mengbo: Wrong Code Shanshui XL No. 1. 2007.


Ebd., Detail.


Feng Mengbo: Not Too Late. 2010.


Xu Bing: Himalaya Drawing. Detail, 2000.


Tsang Kin-Wah: Second Seal – Every Being That Opposes Progress Should Be Food For You. Detail, 2009.


Dong Xiaoming: Thoughts While Reading Books. 2008.


Xu Bing: Where Does the Dust Itself Collect? Detail, 2004.


Jin Jiangbo: Poetic Writing For Nature. Detail, 2013


Zhang Huan: Family Tree. 2000.


Jia: O. T. (from the series The Chinese Version). 2013.


Ebd.: O. T. (from the series The Chinese Version). 2012.

--




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Mittwoch, 21. Januar 2015
Düsseldorf und Köln, Januar 2015
Düsseldorf 杜塞尔多夫



Im Zuge von Out of the Fence war ich in Düsseldorf und hatte zwischen Ausstellungsaufbau und Eröffnung immer wieder kurz ein paar Minuten, um die Augen offenzuhalten.


Ein bisschen Mini-Hamburg gabs.





Winter in Deutschland sind herrlich, diese Farben, kühl und distanziert, unprätentiös und unaufdringlich. Wenn man dann durchs Land unterwegs ist, all das angedeutete Braun und Gelb in Grau mit leichten Schattierungen von Grün, hach, diese Wälder und Felder. Und hier schreien alle nach Sommer und weinen, kaum je einen zu haben – wohnt mal eine Weile in Beijing …



Für viel blieb nicht Zeit, aber ins K21 bin ich kurz gesprungen. Es gab Tomás Saraceno: In Orbit, was mir allerdings nach Antony Gormley in den Deichtorhallen im August 2012 eher wie interaktive Eventhascherei vorgekommen ist.




Tomás Saraceno: Canis Major Dwarf Anelosimus eximius. 2013.

Jetzt schnell kommentarlos durch die Flure:


Thomas Struth: Audience 11. 2004.


Georg Herold: O. T. 1989.


Ebd.: Mon Dieu. 2009.


Ebd.: Silent Revolution. 1989.


Matthias Bitzer. Der Zerfall der Eigenschaften (The Collapse of Features). 2014.


Ebd.


Ebd.
Text: A crack in a wall in a room in a house in a field in a landscape in a world in a space


Richard Serra: Out-of-Rounds XIX. 1999.


Ebd. Detail.


Ebd.: The New York Times Manufactures Censorship. 1989.


Hans-Peter Feldmann: Lichtrechteck(?) 2014(?)


Katharina Fritsch: 2. Zeitungsillustrationen "Ein schrecklicher Sturz" (Newspaper Illustration 2 "A Terrible Fall"). 2006.


Ebd.: 1. Zeitungsillustrationen "Auffindung eines Leichnams eines weiblichen Passagiers in dem Salon des auf dem Vierwaldstätter See gescheiterten Dampfschiffes Brüning" (Newspaper Illustration 1 "Finding the Corpse of a Female Passenger in the Salon of the Steamship Brüning Wrecked on Lake Lucerne"). 2007, Detail.


Ebd.: 4. Zeitungsillustrationen "Szene im Schlangenkäfig des zoologischen Gartens zu London: Herausziehen einer bereits verschlungenen Boa aus dem Rachen einer Pythonschlange" (Newspaper Illustration 4 "Scene from the London Zoo: Pulling an Already Swallowed Boa from the Mouth of a Python"). 2008.


Ebd.: Mönch (Monk). 1997–99.


Dann natürlich die Bechers, hier: Wassertürme (Water Towers), 1999.


Nam June Paik: TV-Garden. 1974–77/ 2002.


Imi Knoebel: Genter Raum. 1979–80.


Und raus und weiter …


Nachts die erleuchteten Bänke irgendwo im Vorbeifahren (mit Dank an Daniel für den Fingerzeig) neben einem mächtig rabiat an einen Kirchenturm skulpturierten Jesus, der es nicht vor die Linse geschafft hat.

Am Samstag darauf, am 17-Jan, habe ich dann die Galerien in der Nähe, die Galerien Flingern besucht, von denen ebenfalls einige am Tag zuvor mit neuen Sichten eröffnet hatten. Hier eine kleine Auswahl der Arbeiten, die mir gefielen, chronologisch nach meinem Zickzacklauf.

Galerie Kadel Willborn


Vlassis Caniaris: Space in Space. 1960.


Ebd.: Zeuge. 1980.


Benedikt Hipp: einig im Bestand. 2010.

Petra Rinck Galerie:


Nadine Städler: Touch Sun Such Fun. 2014(?)

Schönewald Fine Arts


Hedwig Eberle: O. T. 2014.


Ebd.


Ebd.


Lutz Braun: Vacancy. O. A.


Georg Fuchssteiner: Lichtung. 2014.


Matthias Dornfeld: Blumenstrauß. 2012.

Galerie Conrads


Anna Vogel: Strategien für Trabanten. 2014.


Ebd.


Ebd.

Galerie Linn Lühn


Alexander Bornschein: O. T. (use no hooks). 2015.


Ebd.: O. T. 2015.

Galerie Max Mayer


Asier Mendizabal: O. T. (Illustrated). 2014.

Details:










Soweit, nun bereiten sich alle vor auf das Photo Weekend vom 30-Jan bis 1-Feb-2015.




Köln 科隆

Und dann, schon einmal in der Nähe, gab es noch einen kleinen Abstecher über Köln. Dort hat mich Martin wunderbar herumgeführt, ich durfte ein paar Bekannte wiedersehen und ein paar neue, besonders die tolle Nicola Richter, kennenlernen.

Zunächst waren wir abends im Galerienhaus An der Schanz:

Galerie Hammelehle und Ahrens

Leider ohne Namen und Werkliste, schien aus dem Bestand heraus:









Krupic Kersting Galerie


Irma Markulin: O. A.


Ebd.: Ansicht von hinten.


Ebd.: Siegerinnen. O. A.


Ebd.


Ebd.: Absturz. 2014.

Galerie Berthold Pott


Michiel Ceulers: O. A.


Dean Levin: O. A.


Samuel Francois: because sunrise is yellow. 2015.


Nathlie Provosty: O. A.

Am Tag darauf ging es in die Südstadt. Dies nun hervorgehoben markiert, weil es wirklich gut war. Ist!, läuft noch bis 18-April-2015. Wer in Köln ist, sehr sehenswert:

Bettina Flitner: Face to Face

In der Michael Horbach Stiftung.



Das Konzept ist einfach. So einfach, dass man erst einmal drauf kommen muss: Porträts mit Statements.

Aus der Serie: Mein Denkmal. 1996.






"Mein Name ist Margarete Schulze. Ich möchte ein Denkmal dafür, daß ich so viel durch hab'. In Zwickau in der Milchbar gearbeitet. 500 Mark im Monat und sechs Kinder. Mein Erster ist im Krieg gefallen. Mein Zweiter – immer zuhause – herzkrank. Mein Jetziger hat es am Rücken, nur Sitzen und Liegen geht. Aber ich, ich kann steppen."

Aus der Serie: Mein Herz. 1994.




"Mein Herz? Das kann ich gar nicht mehr zählen, wie oft ich das verloren habe. Heinz hat sich nach 15 Jahren in Bad Driburg 'nen Kurschatten angelacht. Ismail war verheiratet und ist in die Türkei zurück. Klaus kam aus dem Knast, fing an zu trinken und ist an 'ner Gehirnblutung gestorben. Der wär's vielleicht gewesen …"


"Am Anfang will ich immer die Macht behalten. Und dann kriege ich Angst. Wie bei David, der war Punk und hat getrunken. Das hat mich so an meine Mutter erinnert. Ich will denjenigen dann immer so an mich ketten. Vielleicht weil ich auch schon meine Eltern verloren habe … Lange bevor ich von zuhause weggelaufen bin."

Aus der Serie: Mein Feind. 1992.

Ein Studio, ein Arsenal an Theaterrequisiten, die Frage Was würdest du mit wem tun, wenn keine Strafe drohte. Die Serie wurde auf lebensgroßen Tafeln in der Kölner Fußgängerzone ausgestellt. Die Reaktionen mit teils entstandenem Tumult und erhitzten Diskussionen kann man sich in einer Doku vom WDR ansehen.


Links: "Mein Feind ist einer von der Schule, auch Türke. Der zieht mir immer das Kopftuch runter. Ich würde dem gerne vor der Schule den Kopf abhacken. Auf dem Schulhof wäre schlecht, da stehen die Lehrer rum."
Rechts: "Mein Feind ist eine Person. Ich kenne ihn mein Leben lang. Er hat mich nie anders behandelt als mit Verachtung. Aber ich könnte nie eine Waffe nehmen, das geht bei mir alles so nach innen. Jetzt ist er 93, wenn er tot ist, in ich froh."

Aus der Serie: Ich bin stolz, ein Rechter zu sein. 2001.



Mehr Fotografie und auch ein Interview mit Bettina Flitner (S. 42) gibt es in Damian Zimmermanns gratis und online betretbarem Magazin L. Fritz

Zum Kontrast waren wir dann abends noch auf dem Vor-Möbeldesignmessen-Preisvergabe-Hype. Der Champagner stieg schnell zu Kopfe und entsprechend hatte ich meinen Spaß.



Den Entwurf hier fand ich gut:


Michele De Lucchi. 2010.


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Mittwoch, 21. Januar 2015
Zwischendurch: Im Wald


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Donnerstag, 8. Januar 2015
16-1 bis 3-3-2015 in Düsseldorf: Out of the Fence


Von Beijing aus geht es weiter nach Düsseldorf! 从北京到杜塞尔多夫!

Künstler 艺术家

Zhang Xinjun 张新军, *1983 Zhengzhou/ Henan 河南郑州
Zhai Liang 翟倞, *1983 Houma/ Shanxi 山西侯马
He Jian 何健, *1980 Beijing 北京

Kuratiert von Stefanie Thiedig 由甲策展

Zeit und Ort 时间与地点

16. Januar 2015 bis 3. März 2015
Eröffnung: 16-Jan-2015, 19:00
Galerie Philine Cremer
Ackerstraße 23, Düsseldorf

Wir freuen uns auf Sie und euch!

Und so sieht er aus: Der Zustand der Zaunhandhabung



Zhang Xinjun 张新军

Possibilismus: Es war einmal ein Gebäudeskelett am Ende der Stadt, seit Jahren halb fertig, vielleicht war der Investor abgesprungen, man wusste es nicht so recht. Ein riesiger Baustellenzaun verlief außen entlang des Betongerippes. Dort schlenderte eines schönen Tages Xinjun herum und entdeckte, ob durch Zufall oder angelockt ist nicht überliefert, ein Schlupfloch. Er sah sich um, keine Menschenseele war zu entdecken und so kroch er hinein. Eine ganz eigene Welt eröffnete sich ihm. Ein ganzes Volk lebte hier unter eigenen Bedingungen, nicht unähnlich von den unsrigen, aber komplett abgeschirmt und selbstverwaltet. Vögel zwitscherten, Mauergrün hatte sich seinen Platz erobert und führte ein unberührtes Eigenleben so wie das kleine Volk sich selbst auch nicht im Weg zu stehen schien. Wenn ihr wissen wollt, was Xinjun dort gesehen hat, kommt in seinen Kokon und vergesst nicht eure Fantasie einzuschalten.

可能性:从前,有一具建筑的骨骸,长年地立在在城市的尽头。也许是投资商携款而去,人们无从知晓。一张巨大的建筑工地铁丝网将这座水泥骨架包围。在一个晴朗的日子,新军漫步到此——出于偶然或是被吸引前来不详——发现了这个庇护所。四周空无一人,他闯进这片工地,一个奇特的世界展现在他面前。一个庞大的族群生活在这特殊的境况中,这里与我们的社会并非全然不同,只是完全自立自制。小鸟在这里歌唱、野草在墙上扎根,这里的一切如此不受外界干扰,就像这里的居民一样,一切任凭自己的愿望。如果想知道新军在那儿看到了什么,那么请到他做的“茧”里坐一会儿,同时,一定不要忘了打开想象力的开关。






Zhai Liang 翟倞

Possibilismus: Man dreht sich im Kreis. Du sollst, du musst, du darfst, du kannst. Wir befinden uns in einem Konglomerat aus Erwartungen und Anforderungen. Die Welt ist gemacht, geschaffen, vorgegeben die Bewegung in ihr, die persönliche Entwicklung angelegt nach bestimmtem Muster. Das Selbst klopft an, verlangt danach, sich strecken zu können. Es will den Rahmen nicht gleich sprengen, darum geht es nicht, soll dieser sich doch um sich selbst kümmern. Aber wenn es zu eng wird, braucht man ein Schlupfloch, einen Ausweg. Die Unendlichkeit entwickelt ein Eigenleben, schert sich nicht um die mahnenden Zeigefinger und sucht nach persönlicher Freude. Im Ausfallschritt rechts um oder links befindet sie sich zwischen den Zeilen, aufrecht untertauchend wirbelt sie herum, zum Greifen nah. Lass dich von ihr führen, nimm sie selbst in die Hand. Wer mag, kann folgen. Wer besseres zu tun hat, soll er doch.

可能性:人们不停地画着一个圈。你应该、你必须、你允许、你可以。我们徘徊在期待和诉求之间。世界被塑造、被创造,充满了预设的运动。某种特定的模式左右着个体的发展。“自我”请求并渴望得到伸展,但目的并不是要去打破现有的一切条条框框,实际上,这些规则只要管好自己就好。但是,当外界的束缚过于紧迫的时候,我们需要一个庇护所、一条出路。于无穷尽中衍生出一个独立的生命,它不在乎说教式的劝告,找寻着属于自己的乐趣。这些乐趣左闪右避地隐藏在字里行间,自顾自地旋转着,近在咫尺。接受她的带领,将她握在手心。只要愿意,就可以跟随。若实在无暇,则尽管去忙。








He Jian 何健

Possibilismus: Ist die Suche nach einem Ausweg möglicherweise ein Irrweg? Dort ist ein Schild zum Notausgang, ein Glück. Ist dort ein Schild, wird man sich seiner Not gewahr oder sie stellt sich gar dadurch ein. Man fängt nicht an, die Not zu suchen, sondern den Ausgang aus ihr heraus. Eine Tür, mit mächtigem Sog zieht sie einen an, flugs hindurch, das wäre geschafft, weiter geht es, dort entlang, da ist das nächste Schild. Wir durchmessen die Räume, vermessen sie mit jedem Schritt, vermessen gehen wir auf die nächste Tür zu. Auf. Hindurch. Trepp auf, Trepp ab, noch voller Tatendrang, die Tat im Blick, alles andere wird nebensächlich. Nicht greifbar die Bedrohung hinter einem, doch sitzt sie einem im Nacken, man spürt sie doch. Oder etwa nicht? Lassen wir uns fangen von diesem Miniaturdasein im vielleicht sogar selbstgestrickten Labyrinth, ohnmächtig, undurchschaubar? Fühlt sich kafkaesk an? Gehen Sie ruhig weiter, bitte immer weiter …

可能性:对于出路的探寻过程是否可能反而误入歧途?那里有一个标明紧急出口的指示牌,多么幸运。这块指示牌能否使人意识到面临的困境?还是根本无所觉察?人们通常不会刻意寻找困境,而是突破困境的出口。具有强大吸力的一扇门,吸引着人们,穿过它,向前走,循着某种力量的指引,走到另一个牌子前。我们用每一个步伐测量着自身所在的空间,一边测量一边走到下一扇门前。往上攀爬,穿过去。上楼梯,下楼梯,仍然行动力满满,使命感驱使我们一路向前,目光坚定,其他的一切都不再重要。来自身后的威胁并不明确,但犹如芒刺在背,令人感受真切。或者不是这样?人们把自己囚禁在亲手编织的迷宫里,一个小小的模型里,无能为力,难以自拔?卡夫卡式的绝望?接着走吧,不论如何,请继续往前……






Hintergrund

Sicherheitszäune in BJ haben 2014 massiv zugenommen. Ständig gibt es neue vor jedermanns Haustür. Man fragte sich schon, ob man ein Zootier ist. Ob man inner- oder außerhalb der Gatter steckt. Dies war der Anlass, sich dem Thema Zäune anzunehmen.

Dann habe ich recherchiert, zunächst in westlichen Medien …

… nachdem ich mich durch seitenweise Angebote hauptsächlich aus Polen und Tschechien gearbeitet hatte, durch Zaunarten und etliche Dekoseiten;
… ging es um Landbefriedung, Bedeutung und Herkunft;
… um die Dualität des Zaunes.

Nach deutschem Ansatz ging ich anfangs davon aus, dass man Zäune generell niederreißen müsse. Und dabei ging es mir nicht um politische Motivation. Das sollte ich deutlich sagen. Mir ging es um die Schranken im Kopf – die natürlich auch politisch sein können. Mir ging es aber hauptsächlich darum, wie in China mit traditionellen Werten und der gesellschaftlichen Unterordnung umgegangen wird.

Der Begriff Sicherheit kann natürlich für alles herangezogen werden. Gerade da allerdings kommt ein Unwohlsein auf.

Doch der Dualität der Begrenzung kann auch ich mich nicht entziehen – über Intimität der Privatsphäre usw. bis zur Einschränkung. Der Gegensatz der erklärten und unerklärten Welt, das Definieren des Lebens: Davon kann man sich nicht lösen.

Nun gut. Nach etlichen Zäunen in Westmedien ging mir auf, dass Befriedung in China traditionell mit Mauern einherging. Da wo Zäune für das Auge durchlässig und beweglich, und auch Hecken noch weich sind, lassen Mauern keine Verbindung zwischen Innen und Außen zu. Also haben wir in China zunächst einmal Mauern statt Zäune. Die chinesische Mauer wie die Berliner Mauer.

Und Mauern sind darüber hinaus in China auch noch ziemlich hoch und konfuzianisch hierarchisch angelegt. Nach meinem Verständnis existieren psychologische, soziale und ideologische Zäune. Das habe ich alles hier gepostet: Über Zäune und hulans 护栏 (die Zeilen hier sind eine kurze Zusammenfassung der dort seitenlangen Ausführungen).

Dann aber wurde mir klar, dass es sich nicht um Befriedung handelt. Bei Straßenzäunen geht es um Personenführung und Massensteuerung. Ein Phänomen, dass im Westen nur in Ausnahmefällen notwendig erscheint. In Malls, in U-Bahnen, bei Massenveranstaltungen. In Duisburg zur Loveparade etwa. Damit war ich bei Massenbewältigung, Massendynamik gelandet. Wenn man das googelt, kommt man erst auf Propaganda, Geheimdienste, Überwachungsstaat, Scifi, neue Weltordnung, globale Bewusstseinskontrolle, Hypnose, Nationalsozialismus …

Dann kam ich endlich auf Massenpsychologie (Gustave Le Bon, 1895, Freud, 1921) und hauptsächlich auf detaillierte Fallstudien. Wobei man schon sagen kann, dass im Westen subtiler massengelenkt wird als in China. In U-Bahnhöfen etwa mit Anzeigetafeln und Werbung.

Jeder, der einmal in China war, wird festgestellt haben, dass die Bevölkerungsdichte etwas konzentrierter ist als im Westen. Weiterhin mag es einem ein wenig unaufgeräumter vorgekommen sein. Das haben wohl auch unsere Chefs dort so gesehen. Und im Zuge der Kultivierungskampagnen der Bevölkerung, natürlich auch zu unserer Sicherheit im Straßenverkehr, wurden Zäune aufgestellt. Alles andere als subtil. Erst ein paar, dann immer mehr, in meiner kleinen Straßen innerhalb des 2. Rings teilweise auf bis zu 4 Ebenen. Für Fußgänger, Fahrradfahrer, Autos. Jedem sein eigener Zaun. Da wird sich jemand eine goldene Nase verdienen. Entsprechend auch die goldene Version auf der Chang’anjie.

Ok, keine Befriedungszäune, keine Befriedungsmauern, dafür Massenlenkung. Ich dachte weiterhin wunderbar, mit dieser Omnipräsenz muss auch umgegangen werden. Ob man da nicht irgendwie auf die Barrikaden steigen kann. Mit künstlerischem Ansatz.

Ich suchte mir drei Künstler, die mir sehr gefallen, und erzählte ihnen stundenlang und mit ausgearbeiteten Mindmaps, was dieses Themenfeld alles zu bieten hat. Die Jungs machten sich ans Werk. Und ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, was da vor sich ging.

Im Endeffekt könnte man sagen, dass dank dieser Ausstellung meine persönlichen Zäune im Verständnis über China einmal wieder umgestürzt wurden. Zwar predige ich Westlern gegenüber ständig, dass in China zwischen den Zeilen agiert wird. Aber ein Revoluzzerwunsch-Gen scheint auch weiterhin in mir zu schlummern.

Was wir hier sehen hat nichts mit Zäuneumschmeißen im westlichen Verständnis zu tun. Dennoch habe ich diese Art des Herangehens, nachdem es mir bewusst wurde, auch so auf den Straßen Beijings entdeckt. Dort nämlich sehen wir regelmäßig Dellen und Verrückungen, Umgehungen und Nichtbeachten. Autos stehen auf Fahrradwegen, so dass Fahrradfahrer die Autowege benutzen müssen. Genauso regelmäßig werden die Zäune wieder gerade gerückt und neu gestrichen. Es ist ein Hin und Her.

Auch wenn viel darüber diskutiert wird, sind Gesetze und Maßnahmen in Deutschland meist fest, es wird sich meist dran gehalten, Missachtung zieht Folgen und Strafen nach sich. Auch in China existieren Gesetze, mindestens so viele wie in Deutschland, gerne auch prozentual auf Landesfläche und Bevölkerungszahl umgerechnet. China ist mindestens so bürokratisch wie Deutschland.

Doch Einhaltung und Ausführung sind eine andere. Sagen wir mal etwas willkürlicher. Angewendet, wenn es halt passt. Von staatlicher Seite aus. Das weiß das Volk und hat seinen eigenen Umgang damit. Es wird mehr gemauschelt, Hintertüren sind beliebt …

Entsprechend agieren die Arbeiten, die wir hier sehen, innerhalb äußerer Begrenzungen. Zhang Xinjun hat sogar einen eigenen Kokon erarbeitet. Eine eigene Welt innerhalb der äußeren. Zhai Liang nimmt die Traditionen um Wahrsagerei und Welterklärungen auf die Schippe. Dazwischen sagt er 88, die chinesische Social Media-Abkürzung für baibai (Byebye). Respekt zollend wird der Hut gezogen, macht, was ihr wollt, aber ich bin dann mal raus. He Jian scheint, vielleicht durch sein Studium im Ausland, auf der Suche nach einem Ausweg, doch dieser würde bei ihm nur im freien Fall existieren. Deshalb schwirrt er weiter durch seine eigenen Räume.


Siehe im Zuge dieses Artikels auch 关于这个话题也看: Über Zäune und hulans 护栏 und Out of the Fence in Beijing

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Samstag, 20. Dezember 2014
BJ: Kunst im Dezember 2014
Noch eine schnelle Runde, bevor das Jahr zu Ende geht.

UCCA: M Home – Living in Space, 2-Dez-2014–6-Jan-2015.


Lin Tianmiao 林天苗: Protruding Patterns 凸起的文样. 2014(?).




Kohei Nawa: Direction; Moment; Ether. O. A.


Chen Wenbo 陈文波: Just What it is that Influences our Homes: Homage to Hamilton 是什么在影响我们的家庭,向汉密尔顿致敬. Ausschnitt. O. A.


Do-Ho Suh: Seoul Home/ Seoul Home. 2012.

Warum nur musste dies leichte Wolkenwerk zusammen mit den bunten 1960er-Jahre Möbeln einen Raum teilen?




Hier im Spiegel von Not Vitals Lotus, 2013.

Auch dieser Eckraum im Raum anbei, wenigstens ohne schreiende Farben, aber leider lahm:


Zhang Enli 张恩利: Space Painting 空间绘画. 2014.


Art Seasons: What Are You Thinking? Part Two, 13-Dez-2014–4-Jan-2015.


Zhang Xiaodi 张小迪: The Samsara of Book – Gems from Chinese Culture 书的轮回——古文观止. 2011.


Black Sesame Space: Maurice Bogaert: Strange Tales From My Chinese Studio (or A Script For a Work I Didn't Make, Yet), 14–21-Dez-2014.






White Space: Ignacio Uriarte, 13-Dez-2014–15-Feb-2015.


Ohne Titel, 2012–2014.


Ohne Titel, 2014, 356x506 cm.


Detail.


ShanghART: V&P, 20-Dez-2014–26-Feb-2015.


Hu Jieming 胡介鸣: 100 Years in 1 Minute 一分钟的一百年. 2014.


Chen Xiaoyun 陈晓云: Evolutionary History of Syrup Cosmos 糖浆宇宙进历史. 2013.


Shao Yi 邵一: Chasing the Light (1) 追光(一). 2013.


Sun Xun 孙逊: Clown's Revolution 诗歌工厂. 2011.


37.8 Art Lab: Liu Chao 刘超: We Found Liu Chao Space 我们创建了刘超空间, 20-Dez-2014–10-Jan-2015.




A Space A艺术空间: Exhibition of Laonong and Jia Bei 老农-家北双人展, 20-Dez-2014.




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Donnerstag, 18. Dezember 2014
Unlived by What is Seen 不在图像中行动


Zeit: 13-Dez-2014 bis 15-März-2015
Ort: Pace Beijing, Galleria Continua und Tang Contemporary
Hier alle auf einen Blick.

Kuratiert von: Sun Yuan & Peng Yu 孙原&彭禹 sowie Cui Cancan 崔灿灿

Es nehmen teil: 29 Künstler, 2 Organisationen, 3 Künstlerkollektive, gefühlt 593 Einzel- und Mehrfachpersonen oder auch alle, die entweder laut genug schreien oder tatsächlich etwas zu melden haben. Zehn bis zwölf Stunden, heißt es, brauche man zur Sichtung des gesamten Materials. Man sieht sich einer Flut von Videosequenzen gegenüber, die in die Bauhaussubstanzen in wohleingefügte Nischen platziert sind. Auch auf den zweiten Blick ist man überwältig von der Masse, es handelt sich mehr um Hintergrundmaterial und möchte Sicht und Ansätze der Künstler herausheben – das zeigen, was nicht in den Bilder bzw. was hinter ihnen existiert, der Titel als Programm. Für mich handelt es sich ehrlich gesagt entsprechend eher um Recherchematerial, und als dieses um sehr wertvolles. Doch bin ich nicht der Meinung, dass es in diesem Rahmen einer großen, drei Galerien umfassenden Sause präsentiert werden muss. Zumindest habe ich keine Geduld, mich vor die jeweils bestimmt halbstündigen, in Sättigung und Klarheit hochgejagten, wie Fernsehaufnahmen wirkenden Clips zu stellen. Viel lieber würde ich mir das Ganze oder ausgewählte Teile auf meinem eigenen Rechner am Schreibtisch oder zur Not auch auf einer Leinwand mit Sitzmöglichkeit davor ansehen. Als probaten Rahmen empfinde ich hierfür das WWW oder meinetwegen auch die Buchform mit DVD.

Was die Recherchehaftigkeit des gesamten Unternehmens unterstreicht, sind etliche Wandtafeln mit Infografiken und Analysen. Hier etwa über Xie Nanxing 谢南星 (in Pace Beijing):







Und hier von Huang Yan 黄彦 (in Tang Contemporary):







Auch die Weixin-Wand von Li Binyuan 历槟源 (in Tang Contemporary) mit all seinen Fotoposts über eineinhalb Jahre hinweg entspricht diesem Infomuster. Hier musste ich unweigerlich an Sun Yuan und Peng Yus Punkrock-/ Motorradstil denken, so röhrend ballerte mir die Wand entgegen.



Ich finde solche Schematisierungen großartig, nicht, dass sie immer unbedingt enorm aussagekräftig sind, aber sie lassen Gedankenwindungen zu. Doch obwohl es Kunstfertigkeit, viel Fleiß und konzeptuelles Denken erfordert, sie anzufertigen, handelt es sich für mich nicht um Kunstwerke per se, sondern um eine Vorarbeit zur Schaffung von etwas, das daraus entstehen kann – oder um eine Nacharbeit von und für Kunstkritiker und -historiker. Wie auch die Videoclips hätte ich mir dies lieber in Ruhe online angesehen.

Hier die kleine Auswahl der Werke, die mir gefallen haben:


Wang Shuo 王硕: Wheather Forecast is Inaccurate 气象预报不准确. 2013.
In: Pace Beijing.




Wei Bingqiang 卫秉强: A Piece of Leaf 一片叶子. 2013–2014.
In: Tang Contemporary.

Von Wei stammt auch einer der wenigen Clips, die ich mir tatsächlich eine Weile angesehen habe, was allerdings eher daran lag, dass es zu voll war und ich nicht weiterkam und außerdem, weil niemand im Goldenen Schnitt dargestellt auf mich einredete. Zunächst sah ich die Sequenz, in der eine Hand immer wieder ein Feuerzeug betätigte, ohne dass es ansprang. Darauf folgten ähnliche, sich im Kreis drehende Geschichten, ein gurgelndes Wasserloch, Ameisen, die hin und her und vermeintlich nirgendwohin strebten. Ich mag solche monotonen Momente, die einen hypnotisieren.


Wei Bingqiang 卫秉强: Consummation 圆满. 2011–2014.
In: Tang Contemporary.

HomeShop 家作坊 präsentierte die archivarische Retrospektive des eigenen Wirkens von 2008 bis 2013, und hier, endlich, mit Sammelband zum Mitnehmen und Nachlesen. Vielleicht erzählt der große Tonkrug von Bruder Qu ganz gut exemplarisch die Geschichte von HomeShop: Wie oft kann etwas zerbrechen, wieder repariert und anderweitig verwendet werden? Mich hat es sehr gefreut, alle wieder einmal an einem Ort zu sehen. Und wer weiß, was nach einer Versenkung von ein paar Jahren erneut entstehen mag.


Qu Yizhen 曲一箴 (HomeShop): Fish Bowl 鱼缸. 2011–2013.
In: Pace Beijing.

Am allerbesten hat mir die Aufmachung in der Galleria Continua gefallen. Auch hier hingen ein paar Videos herum, besonders aber gab es viel Leere.


Li Yongbins 李永斌 Raum war schon gut.

Wirklich begeistert war ich aber, nicht nur wegen des vorherigen Overflows, vielleicht jedoch ein bisschen, von dem Raum von Gu Dexin 顾德新:


Zumindest visuell, denn leider war aktives Aufatmen in den Hallen nicht möglich. Beim Hochgehen konnte ich nur ganz kurz oben ein Bild von Gus Ausstellungsfläche knipsen, einen Blick auf Zhuang Huis wunderbare Fotos werfen und dann schnellstens wieder rauslaufen, denn es roch bestialisch. Perng Fey meinte später, dass sich während der Renovierung Pilze über das beigefügte Wasser in die Farbe hineingewuchert haben müssen.


Zhuang Hui 庄辉: Zhuang Hui Solo Exhibition 庄辉个展. 2014.
In: Galleria Continua.

Ob es sich bei dieser Ausstellung wie angekündigt um eine Umdefinierung der Kunstszene handelt, wage ich zu bezweifeln. Man mag dem entgegenhalten, dass ich eine zu konventionelle Vorstellung davon habe, was als Kunst bezeichnet wird. Mein Plädoyer geht dennoch dahin, all dieses wirklich wertvolle Material in anderer Form zur Verfügung zu stellen. Ihr habt euch so viel Arbeit gemacht, könnt ihr nicht noch eine Webseite erstellen und dem Ganzen dadurch einen dauerhaften Nutzen abgewinnen?


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Donnerstag, 27. November 2014
Out of the Fence – Connected in Parallel 护栏——并联



Beijing: Opening on Nov-30 and artist talk on Dec-7!
北京:开幕式是11月30日,论坛是12月7日!


Exhibition 展览: 30-Nov-2014–7-Dec-2014
Opening 开幕式: 30-Nov-2014, 16:00
Artist talk 艺术论坛: 7-Dez-2014, 16:00
@ Black Sesame Space 芝麻空间
Heizhima Hutong 13, Dongcheng District, Beijing (West of Nanluo guxiang)
北京市东城区黑芝麻胡同13号(南锣鼓巷往西走)

With support of 赞助北京:Goethe-Institut (China) 歌德学院(中国).


Out of the Fence 护栏

In order to order population, fences are showing up massively on the streets and sideways of Beijing. It appears almost lunatic. Lunacy of constructing of structuring of regulating. Navigating the masses. Are we inside or outside the zoo gates?

Representing an enclosure of a piece of land in the West, fences in China regulate the masses and guide the people. Crowd coping seems only necessary in exceptional cases in the West – it is the daily card in China. Are fences restraints, borders, barriers? Do they offer security or seclusion or confrontation, are they possibly conquerable? How do we live inside them?

北京的街头巷尾,无论是人行道上还是马路上,到处竖立着分离和引导人群用的护栏!护栏从功能上等同于警示。警示有很多种,有建筑工地的警示、秩序警示以及对人群的控制。我们身在何处,是在动物园的栅栏以内还是以外呢?

西方的区域秩序的维护到了中国变成了对人群的引导和控制。在西方,通常只用于特殊场合的一种对群众的控制,到了中国,变成了家常便饭。护栏、强制和界限意味着障碍吗?护栏、强制和界限会给我们带来安全吗、还是会导致隔绝甚至是反抗?人们可以克服护栏吗?我们怎么生活在充满护栏的一个世界里?

Connected in Parallel 并联

How do we find, create and use the personal space inside the given and limited aisles? Our three artists are guided by all kind of fences on their ways, but they are also connected by fences and at the same time divided – connected in parallel. Inside these fences, they have their personal on and off buttons, with which they can switch and witch how they like. In this exhibition they are showing us their own paths …

这里涉及到的问题是,在业已存在并标明的路径中创造属于个人的自由空间并让它为自己服务。三位参展艺术家分别走着自己的路,这些路被充满各种可能性的护栏引导着伸向远方,他们三人彼此由护栏联系在一起,却又同时处于分离的状态。在这些围栏的范围内,他们依靠自己的开关,主动地决定自己与外部世界建立或中止联系。


And this is how it looked 展览是这样:







Zhang Xinjun 张新军:



Zhai Liang 翟倞:





He Jian 何健:





Thank you guys! 谢谢你们仨!




We went to a bar after the opening to celebrate … and happened to stumble on this – fences everywhere:
我们开幕之后去了一个酒吧……而碰到这个——那里都有护栏:




Also view for this topic 关于这个话题也看: Über Zäune und hulans 护栏.

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Mittwoch, 26. November 2014
Dai Xiang 戴翔: Neues vom Fluss während des Qingming Fests 新清明上河图

Ausschnitt aus Dai Xiangs Neuinterpretation, irgendwo aus dem Netz gezogen.

Ein berechtigterweise großes Highlight auf dem 10. Lianzhou Foto Festival. Mehr Bilder und Beschreibungen hier. Die gesamte Originalrolle hier und Dai Xiangs Gesamtversion hier.

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