Willkommen 欢迎

Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.

Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.

欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。

由甲祝您好!

Mittwoch, 13. Mai 2009
Schweinegrippe 豬流感
Ein wenig Panik schwappt hier schon durch die Reihen. Jetzt ist bereits der 2. Fall in China aufgetaucht - unter der Hervorhebung, dass die Infektion von einem Studenten aus Kanada und einem aus den USA eingeschleppt wurde. In Peking halten sich die beiden Gefahrenherde aber scheinbar nicht mehr auf, sondern sind in Sichuan unter Quarantäne (CCTV). Eingeflogen und später festgestellt, bedeutet das eine Möglichkeit wilden Ausbrechens durch zwei mal 150 weitere Passagiere - 90 des ersten Falls sollen ausfindig gemacht worden sein, beim zweiten habe ich noch keine Angaben gefunden.

Seit SARS 2003 ist man hier doch recht sensibilisiert. Die Schweinegrippe ist sicherlich keine ungefährliche Angelegenheit und es wird immerhin darüber (auch natürlich, weil es aus dem Ausland kommt, dennoch, es ist schließlich eingedrungen) relativ offen berichtet. Bald ist der 4. Juni, 20. Gedenktag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens, noch ein wichtiger Jahrestag dieses Jahr, - wobei man davon ausgehen kann, dass kaum, wenn überhaupt etwas in den Medien mitzubekommen sein wird. Na dann, wie momentan in aller Munde: Gebt gut Acht auf Hygiene und Gesundheit 卫生小心健康啊!

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Dienstag, 12. Mai 2009
Erdbeben vor einem Jahr
Heute um 14:28 Uhr brach vor einem Jahr das Erdbeben in Sichuan aus. Heute ist damit einjähriger Gedenktag. Ich habe meine Arbeit unterbrochen und eine Schweigeminute eingelegt. Unten auf der Straße, unterhalb meines Fensters, ging das Leben seinen gewohnten Gang, nicht ein Auto hielt an, nicht ein Mensch blieb stehen, nicht eine von mir in reichlicher Zahl erwartete chinesische Fahne war zu sehen - das Beben hatte letztes Jahr eine enorme Welle an Solidarität ausgelöst und ich sah den Nationalgedanken schon wieder bedenkliche Richtungen annehmend. Nichts in diesem Jahr? Vielleicht sieht es in Firmenkomplexen anders aus, der Blick aus meinem Fenster wirkte auf mich verstörend desinteressiert.

Hier Zeilen von mir, die ich letztes Jahr zwei Tage nach dem Ereignis geschrieben habe:

"Es war heftig am Montag, den 12. Mai, gegen halb drei nachmittags, selbst wenn ich persönlich nur die Ausläufer in Peking miterlebt habe. Doch auch hier soll der Wert der Richterskala auf die Vier zugegangen sein. Es war mein erstes Erdbeben und ich bin auf kein weiteres erpicht. Im 25. Stock in einem Geschäftsgebäude am 3. Ring, wurde mir, und eben das hörte ich später aus aller Munde, auf einmal schwindelig. Die erste, wahrgenommene Schwingung, die dann ohne Unterhalt etwa zwei Minuten anhielt, bis wir über die Treppen im 5., 6. Stock angekommen waren - entweder waren wir zu nah am Boden und sie deshalb nicht mehr zu spüren oder die Wellen waren verebbt. Die Schwingung kann ich am ehesten mit dem Erfühlen einer Tonfrequenz beschreiben, die vereinnahmend ins menschliche Innere dringt. Das Ganze geschieht so schnell, dass man zunächst nicht weiß, wie einem geschieht, weil man schon mittendrin ist.

Jetzt heißt es in deutschen, (auch ich schere über einen Kamm und vermute) in westlichen Medien, die Bilder aus der Erdbebenregion seien für China erstaunlich offen, was immer wieder lobend erwähnt wird. Einerseits kann ich die ganzen Leichenbilder hier schon nicht mehr sehen. Da geht die Offenheit meiner Meinung nach zu weit. Andererseits werden Länder in harten Zeiten von außen wohl weniger hart in den Würgegriff genommen, teils auch aus Schuldgefühlen wegen vorheriger Fehleinschätzungen oder ebenso fataler Verallgemeinerungen - auf jeden Fall scheint die Balance im Meinungsbild über China durch das Beben wieder hergestellt, sowohl aus chinesischer als auch aus westlicher Sicht. Immer nur durch Schläge in den Nacken möglich - auf einer anderen Ebene, aber ähnlich vernichtend wie dieses Erdbeben."

Lange gehalten hat das Ganze nicht, wenn man die Entwicklungen während der olympischen Spiele sieht - natürlich war China nicht ganz unschuldig daran, gegönnt wurde es ihm jedoch nicht. Allerdings ist auch der "eine Traum der ganzen Welt" (One World, One Dream) wieder vorbei, jetzt stöhnt die Bevölkerung wegen der bevorstehenden 60.-Jahrfeier und ihren Regulierungsmaßnahmen - und scheint kaum Zeit zu finden, sich mit Katastrophen auseinanderzusetzen.

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Montag, 4. Mai 2009
Strawberry-Festival
Hier ein kleiner Einblick vom Samstag, 2. Mai 2009 beim Strawberry Musik-Festival.













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Freitag, 1. Mai 2009
Arrow Factory
Im Jianchang Hutong Nr. 38 箭厂胡同38号 Nähe Guozijian beim Konfuzius-Tempel präsentiert die Arrow Factory (箭厂空间, wörtlich "Freier Raum in Jianchang") seit Mitte 2008 verschiedene Künstler in einem etwa 10 qm großen Hutong. "Working with artists under these provisional conditions, Arrow Factory hopes to open new modes of exhibition-making by diverting attention away from a finished artwork towards something that evolves within the space and that gives the viewing public a deeper look into the artistic process."

Vom 15. April bis 7. Juni zeigt Kan Xuan 阚萱 dort ihr Projekt "轻 Light". Sie will die sechs Wochen nutzen, um vier bis fünf Arbeiten bis zum Ablauf der Ausstellung fertigzustellen. Seit Mittwoch hat ihre "Phase 2" begonnen, im rechten Vordergrund eine Videoinstallation in Schwarz-Weiß mit Vögeln vor einem artifiziellen Hintergrund, links vorne auf einem kleinen Glastisch ein paar Glasfiguren in Miniatur, in die Tiefe drei, vier von der Decke hängende Pendel vor einer Wand mit bislang angedeuteter Raumtiefe. Beim Vorbeigehen fragt eine Passantin ihren Begleiter: “他们这儿是卖什么东西?” (Was wollen die hier eigentlich verkaufen?) - Wir bleiben gespannt auf weitere Reaktionen.

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Mittwoch, 29. April 2009
On the Long Run
2 Jahre und 5000 km unterwegs. Christoph Rehage läuft und lässt sich einen Bart wachsen, von Peking bis Ürümqi - er nennt es Richtung Deutschland unterwegs sein, siehe:
Video.

Verrät mir jemand, was auf seiner Seite, www.thelongestway.com, ist, weshalb man sie von hieraus nicht öffnen kann? Vielleicht ist ja dort mehr zu erfahren als die Einsicht, dass er nun einen Bart hat und sich weiterhin fragt, wer er eigentlich sei ... 还问“我是谁”?

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Dienstag, 28. April 2009
Cyberpolice
Gerade wollte ich mir die chinapoet.net-Seite ansehen - ich bin noch nicht weitergekommen, denn auf der Startseite war in der Ecke ein kleines Comic-Polizeimännchen, das zunächst die Aufmerksamkeit auf sich zog. Draufgeklickt landet man bei der Cyberpolice, der war ich zuvor noch nicht begegnet. Hier ein Screenshot, ich traue mich nicht, die Seite zu verlinken:



Das ist die kleine Polizisten-Kampagne, die hier auch überall in den Straßen hängt und die Leute zur, naja, sagen wir mal, Achtung aufruft.

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Sonntag, 26. April 2009
Joyside im Yugong Yishan
Die "Maybe Tonight"-Tour durch ganz China vor einem halben Jahr lebte am Freitag, den 24. April, nach sechs Monaten Pause noch einmal auf. Joyside 摇滚 füllte den Laden.



Wir kamen gegen Viertel nach zehn an, holten uns ein Bier und hörten mit den ersten Schlücken die ersten Klänge. Gutes Timing. Ein super Auftritt. Ok, die meisten Lieder waren ziemlich kurz und gerade dann, wenn man das Gefühl hatte, so konnte es noch einen Moment bleiben, hörten die drei wieder auf. Aber der Sound war gut und so die Stimmung. Wild am Abgehen der Schlagzeuger Guan Zheng 关铮, mit dicken Brillengläsern der eher in sich gekehrte Bassist Liu Hao 刘耗 und der mit hartem Xinjiang-Dialekt Sprüche klopfende und mit demselben Dialekt Englisch singende, das Publikum begeisternde Sänger Bian Yuan 边远 bildeten wirklich eine witzige Band. Nach vielleicht sieben Songs hieß es von Bian Yuan, was allerdings wegen der Rigorosität mit gleichzeitig verblüffender Leichtigkeit wiederum ziemlich locker war, nur kurz und knapp: 完了 - jetzt ist Schluss. Er drehte sich um, stöpselte seine Gitarre aus und ging hinten von der Bühne, seine beiden Kumpanen schraubten an dem anderen Equipment, nahmen es und waren ebenfalls bald verschwunden. Keine Forderung nach einer Zugabe kam auf, Charly und ich sahen uns fragend an, alle anderen schienen es mit Gelassenheit hinzunehmen.

Zack, Medienwechsel! Bald wurden dann eine Leinwand heruntergelassen und Mitschnitte von der Bandtour durch Deutschland und die Schweiz gezeigt, man merkte jetzt, wie viele Deutsche im Raum waren, bei Berlin ein Yeah! von der einen Seite, bei Hamburg ein Ach! von uns usw. Unverständlich blieb, warum die Tour von Hamburg nach Zürich und zurück nach Köln verlief, alle Strecken in einem durch, es wurde entsprechend viel in die Kamera gegähnt und nicht alle der fast durchgehenden Nahaufnahmen waren besonders vorteilhaft gefilmt. Zeit zu gehen, nach einer Stunde zog es uns wieder auf die Straße. Die 40 Kuai für die CD waren noch drin, die Jungs live aber definitiv besser als im Player zu Hause. Joyside haben, wenn auch nur sehr kurz, gerockt!

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Sonntag, 26. April 2009
Festivals Coming Up
Das schon legendäre und in diesem Jahr sein 10-Jähriges feiernde Midi-Festival findet doch in Peking statt - anlässlich der 60-Jahr-Festivitäten zur Gründung der VR wurde lange gemunkelt, dass alle anderen Veranstaltungen ausgelagert werden müssten, die Hauptstadt sollte reserviert sein für Hauptstadtfeierlichkeiten. Deshalb heißt es in diesem Jahr nicht Midi-Festival, sondern Midi Night - findet jedoch trotzdem in der gewohnten Länge vom 30. April bis 3. Mai statt. Einschränkungen sind allerdings: kein Openair, sondern Mao Livehouse, darüber hinaus ist laut Liste nur eine chinesische Band dabei, Voodoo Kungfu 零壹, alles andere hauptsächlich amerikanische und kanadische und insgesamt nur zwölf an der Zahl. Immerhin, es findet statt!



Außerdem am 1.-Mai-Wochenende: Das Strawberry Music Festival in dem leider nicht um die Ecke liegenden Tongzhou Canal Park 通州运河公园, der sich aber der Pekinger Vorortgegend Tongzhou entsprechend sehr passend anhört.



Weitere Festivals an den Feiertagen gibt es in Zhengjiang (etwa eine halbe Stunde von Nanjing entfernt Richtung Shanghai), das ist das eigentliche Midi-Festival und insofern doch ausgelagert, und in Chengdu das Zebra Music Festival. Vier Rock-Festivals in China zur selben Zeit! Mehr für den Monat unter midiweb.

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Freitag, 24. April 2009
城管执法操作实务 - Handbuch für Vollzugsbeamte
Polizei oder Militär oder amtliche Vollzugsbeamte sind auf den Straßen Chinas häufig nicht auseinanderzuhalten. Seit gestern wird im Netz über das wohl seit 2006 verwendete "Handbuch für Vollzugsbeamte", eine Anleitung zur Gewaltanwendung der örtlichen Kräfte, diskutiert, bspw. auf News.163.com. Hier ein Artikel mit dem Titel "Handbuch für amtliche chinesische Schlägertrupps" von Johnny Erling auf Deutsch.

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Donnerstag, 23. April 2009
Youth Trendz
Hier ein Lifestyle-Bericht über die chinesische Jugend der Trendforscher Lisa Li und Zafka Zhang von Youthology: "China Youth Trends and Business Implications". Thema: Was bewegt die Jugend und wie kann dies von Markenfirmen in Konsumwünsche verwandelt werden. Check it out!

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Samstag, 4. April 2009
Synecdoche New York


Meine Kopie ist miserabler Qualität, zur Hälfte ist sie gesprungen, das Ende wollte auch nicht. Vielleicht habe ich auch einfach nur einen schlechten Player und sehe mir den nächsten Film genauso an, dabei will ich Großes über ihn schreiben, Lebenswahrnehmungen durch ihn sich verändert sehen -- das entspricht etwa der Grundstimmung des Films "Synecdoche New York" von Charlie Kaufmann (Autor von "Adaption" und "Being John Malkovich"). Mein Eindruck der gesehenen Fetzen: Der Streifen ist deprimierend traurig, nicht ausschließlich negativ, statt dessen fordernd, sich plump-dynamisch im Kreis drehend, dabei in seiner Vielschichtigkeit wunderbar pseudo-komplex, einfache Lebensweisheiten tauchen in ihrer Schlichtheit und Essenz plakativ, aber trotzdem meist nebenbei als Regieanweisungen auf. Ein Theater-Film-Mix verquickender Ambivalenz.

Mir hat er sehr gefallen und ich will ihn, wie auf dem mir vorliegenden Cover von Roger Ebert empfohlen, tatsächlich ein zweites Mal ansehen, dann aber unbedingt in seiner vollen Länge. Wer an eine Kopie kommt, sollte sie sich unter den Nagel reißen. Einen weiteren Eindruck gibt es auf Kein Blut, Rot!

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Samstag, 4. April 2009
草泥马
Auf "increep" kann man das seit einigen Wochen im Netz kursierende Caonima, das Grassschlammpferd, das phonetisch synonyme F* deine Mutter und friss deine Flusskrebse (河蟹 héxiè, phonetisch für Harmonisierung 和谐 héxié) selbst, noch ansehen - plingpling ...

Erklärungsbedarf? YouTube ist wieder einmal geblockt, aber der folgende Link landete vor ein paar Tagen in meinem Postfach: watch cnn. Gestern Abend war eine chinesische Filmstudentin, Anfang 20, selbst super-niedlich, mit unterwegs, die vom Caonima anfing und erzählte, wie süüüüß sie die Schafs-Pferde-Mischlinge finde - plingeling.

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Dienstag, 31. März 2009
听不懂
Die nördlichen Dialekte aus Dongbei, Hebei, Tianjin, auch der Inneren Mongolei mit Shandong-Einschlag waren noch einigermaßen verständlich, aber bei den Versionen aus dem südlichen Guangdong oder, besonders spannend, weil ich es noch nie gehört hatte, aus dem westlichen Qinghai konnte ich nicht mehr folgen – wäre es nicht ein und derselbe Text gewesen, hätte ich teils nur den unterschiedlichen Melodien lauschen können. Wie aufmunternd, dass es den hauptsächlich chinesischen Zuhörern ebenso ging. Eine wahrlich gelungene Veranstaltung des Goethe-Instituts (China) am Sonntag, den 29. März 2009, das Rezitationstreffen zum neuen Buch von Liu Zhenyun: "Eins zählt als Zehntausend". Zunächst wurde von einem Deutschen ein von „Lehrer Liu“ stammender Textabschnitt aus seinem neuen Werk auf Mandarin vorgetragen, wonach etwa fünf Dreier- bis Vierer-Gruppen den Text unter sich im Dialog aufteilend in der Mundart ihrer Provinz wiedergaben. Rezipienten und Zuhörer waren gleichermaßen begeistert.

Der zweite Teil bestand zunächst aus einem Vortrag von und anschließend aus einer Diskussion mit dem Schriftsteller Liu Zhenyun 刘震云 (1958 in Henan geboren), der ausführlich und ausholend, vollkommen frei und unglaublich lebendig sprach. Das Publikum war wie gebannt, es sollte die ganze Zeit Torte für jeden geben, aber die interessierte niemanden, jeder wollte noch eine Frage stellen, ein Mädchen stellte gleich zu Anfang ihrer Frage klar, dass noch zwei weitere folgen würden. Das Thema des kulturellen Reichtums, hier aufgegriffen durch die vielen und so unterschiedlichen Dialekte, fand großen Anklang und zeugt von dem Bedürfnis, das immer stärker in China zu spüren ist: Wer sind wir eigentlich, wo und was sind unsere Werte, Ursprünge, Vorstellungen, Eigenheiten?

29.3.9
Die Veranstaltung fand in der neuen Bibliothek des Goethe-Institutes (China) im Erdgeschoss des Haixing Gebäudes (海兴大厦), Zhongguancun, statt, die wirklich sehr schön geworden ist und nun häufige Veranstaltungen beherbergen soll. Ich bin gespannt auf mehr.

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Community in Transition
Nehme ich die Abfindung, ziehe aus meinem 8 qm großen, wenig isolierten Hutong ohne sanitäre Anlagen aus und hinein in ein Hochhaus in die Vorstadt oder bleibe ich lieber weiterhin mit der Großfamilie und all den Bekannten im Trubel und Beisammensein der kleinen Gassen wohnen? Das ist ein wenig plakativ, aber keineswegs unehrlich gefragt – ein Ansatz, der in dem Dokumentarfilm „A hutong and it’s Community in Transformation“ von Falk Kagelmacher am Samstag, den 28. März 2009 thematisiert wurde. Der knapp 15-minütige Film, der allerdings in den letzten dreißig Sekunden aussetzte und dem Publikum nur noch den Abspann bescherte, bot keine städteplanerischen Lösungen, sondern war das Produkt des vor zwei Jahren von Kagelmacher initiierten Projektes „Community in Transition“ (CiT). Kagelmacher, als GTZ-Berater seit 2003 für das Planungsamt des chinesische Bauministeriums tätig, will ein Bewusstsein für die Hutong-Situation schaffen, für die Menschen, die in dem wilden Bauboom-Durcheinander weiterleben wollen.

Kagelmacher schwärmt von der Wohngemeinschaft der Hutongs und lässt Hutong-Kinder die Lebenssituation ihrer Wünsche malen – Villen, eigene Häuser mit viel Grün und Blau ... Auch wenn die Hutong-Gegenden modernisiert und entwickelt werden müssen, ist es für den Städtebauer wichtig, „das existierende soziale Netzwerk zu erkennen und damit zu arbeiten. Trotz aller Nachteile bieten inner-städtische Wohngebiete in Peking ein sicheres Lebensumfeld im menschlichen Maßstab und ein breites Angebot“, so steht es in seiner Broschüre. Als verplantes Beispiel nennt er CBD, das Businessgebiet bei Guomao, in dem nach Feierabend niemand mehr auf den Straßen zu finden ist, weil dort einfach niemand wohnt. Die Vorführung war aber auch insofern interessant, weil sie in dem Hutong von Frau Wang stattfand, deren Sohn und Tochter, seit langem in Deutschland arbeitend, extra für die Eröffnung des zur Vermietung hergerichteten Baus in Peking waren. Es ist ein schönes, liebevoll renoviertes Siheyuan in der Dong songshu hutong Nr. 17 im innersten Stadtkern nahe beim neuen Nationaltheater, dem Großen Ei (大鸡蛋). Es befindet sich in einer kleinen Gasse, in der viel gebaut wurde, denn nicht alle Alt-Pekinger wollen nach Tongzhou abgeschoben werden.

In Ermangelung von Fotos der Veranstaltung, hier eines vom Ei, über das der Taxifahrer auf dem Weg dorthin zunächst ausgiebig herzog, nach meiner Begeisterung aber meinte, dass es, zusammen mit der Großen Hose (dem CCTV Gebäude) und dem olympischen Vogelnest, doch auch interessante Aspekte aufweise. Diese Art der Bauweise wird von der Bevölkerung nicht zu unrecht skeptisch beäugt, als Statussymbole verschlingen sie Unmengen öffentlicher Gelder und walzen über einstige Wohnviertel. Aber auch die moderne Architektur stößt (neben der ganzen Abrisssache) auf Unverständnis und viele fragen sich nach typisch chinesischen Elementen – nicht so beim Nest, das fast uneingeschränkte Zustimmung erfährt. Außerdem sind diese Bauwerke, obwohl erst vor kurzem fertiggestellt, bereits im Verfall begriffen, sie rosten vor sich hin, man sieht Plastikeimer, um Regenwasser aufzufangen, auch gewartet werden sie kaum – wenig Substanz ist leider immer noch typisch für chinesische Gebäude, es geht um den imposanten Anblick.


Gegen 18 Uhr am 28. März 2009 mit Drachen am Himmel, hier als kleine schwarze Punkte sichtbar.

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