Donnerstag, 1. Dezember 2022
Wildwunsch
youjia, 17:59h
Gerade durchforste ich meine zahlreichen Kulturgut-Ordner, um meine tatsächlich seit 2014 inhaltlich nicht aktualisierte Website auf einen etwas neuer Stand zu bringen. Dabei stoße ich immer wieder auf Konzepte und Texte, die in der digitalen Schublade geblieben sind. Da ich heute noch ein wenig Pflichtlektüre zu erledigen habe und um mich dem Sog der Ordnerwindungen zu entziehen, poste ich hier ist ein Beispiel wiedergefundenen Geschreibsels:
Theoretisch mag ich die Idee des einfach einmal Draufhauens. Nicht nur wie bei Wild Tales mit Grund und aus echtem Es geht nicht Mehr heraus, sondern auch nur so aus Lust an der Sache des Freisetzens von Energien wie bei Fight Club. Aggressionen ein Ventil genehmigen, berechtigterweise oder einer Laune folgend. Den Körper über den Geist siegen lassen, das Archaische über die Zivilisiertheit. Die nett in Reih und Glied hinterm Gartenzaun gepflanzten Blumen ausreißen, den Computer vom Tisch fegen, Fernseher aus dem 10 Stock werfen, jetzt nicht die Frau, das Kind, jemand Schwächeren schlagen, nicht gleich Amok laufen, aber auf all diese Niedlichkeit kotzen. Einmal richtig schön grob sein gegen das Heileweltgeflöte um einen herum.
Bis wirklich wieder einer durchdreht ? sich die Geschichte um eine neue, seine alte Achse dreht.
Ob nun die Unterjochten gegen ihre Unterjocher aufbegehren, wenn etwas hakt, gibt es immer einen Grund, weil es immer Ungerechtigkeit gibt, der entgegenzutreten immer wichtig ist ? ist das der eigentliche Grund? Mir scheint dies ein anderes Thema. Was ist es, das uns nicht zur Ruhe kommen lässt, warum der friedliche Hippietraum nicht funktioniert? Ego, Wahn, Trieb?
Es existieren therapeutische Maßnahmen: Schreien im Wald, Sandsäcke, allgemein führt körperliche Aktivität zum Auspowern. Habe ich auch einmal wieder nötig, ja. Doch ist es nur das? Wenn Körper und Geist nicht im Einklang sind? Oder ist es ein Kitzel, vergleichbar mit und dort in gelenkten Bahnen ausgefochtenem Extremsport?
Auch ich spüre manchmal ein gewisses Aggressionspotential in mir. Oder merke gelegentlich an Reaktionen eines Gegenüber, dass ich zu harsch war.
Ich wollte dem ganzen Theoretisch mag ich die Idee des Draufhauens ein Aber hinzusetzen. Denn ich lese gerade, nicht sonderlich passend als Nachtlektüre, von Joseph Roth Das Spinnennetz, in dem es um den Niedergang der Weimarer Republik geht, Protagonist ist eines dieser halb selbstveropferten, viel mehr aber dumpfen, stumpfen, sich selbst warum auch immer zu wichtig nehmenden Gestalten, die zunächst in sich hineinschreien, dann sich mehr und mehr Rechte herausnehmen. Mir dreht sich beim Lesen alles um. Gestern wollte ich diesem Kerl in seine Eingeweide. Heute will ich mich angeekelt abwenden. Dieses Lauern ? wonach?, diese Bereitschaft ? wozu? Verlangt es nach einem Knall? Hat man einen Knall? Größenwahn, Sucht nach Anerkennung, Minderwertigkeitskomplexe? Böse? Schlimmer: reflektiert böse? Schwarzweiße Kategorien in Ermanglung eines greifbaren Adjektivs.
Also doch lieber Zivilisation. Deckel drauf, bisschen Chancengleichheit, Mitspracherecht usw. Bis es wieder zu brodeln anfängt.
Das ist doch alles müßig. Das, was der Buddhismus den roten Staub nennt und wo er lachend in seiner eigenen Weltvorstellung sitzt, am Rad der Wiedergeburt drehend. Der eine dreht, der andere wird gedreht, das Ergebnis unterscheidet sich doch nicht sonderlich.
Ich geh mal lieber Fotografieren, meine Art des Adrenalinausstoßens und Klarkommens, kleine Suche nach Schönheit, manchmal nach wilder Schönheit. Nicht nur zur Ablenkung. Nach Sinn dann? Ha, nimm dich nicht so wichtig, meine Liebe. Oder bastel halt an einem Gesellschaftsmodell ? Doppel-Ha?
Beixiaojie, 14.5.2015
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Theoretisch mag ich die Idee des einfach einmal Draufhauens. Nicht nur wie bei Wild Tales mit Grund und aus echtem Es geht nicht Mehr heraus, sondern auch nur so aus Lust an der Sache des Freisetzens von Energien wie bei Fight Club. Aggressionen ein Ventil genehmigen, berechtigterweise oder einer Laune folgend. Den Körper über den Geist siegen lassen, das Archaische über die Zivilisiertheit. Die nett in Reih und Glied hinterm Gartenzaun gepflanzten Blumen ausreißen, den Computer vom Tisch fegen, Fernseher aus dem 10 Stock werfen, jetzt nicht die Frau, das Kind, jemand Schwächeren schlagen, nicht gleich Amok laufen, aber auf all diese Niedlichkeit kotzen. Einmal richtig schön grob sein gegen das Heileweltgeflöte um einen herum.
Bis wirklich wieder einer durchdreht ? sich die Geschichte um eine neue, seine alte Achse dreht.
Ob nun die Unterjochten gegen ihre Unterjocher aufbegehren, wenn etwas hakt, gibt es immer einen Grund, weil es immer Ungerechtigkeit gibt, der entgegenzutreten immer wichtig ist ? ist das der eigentliche Grund? Mir scheint dies ein anderes Thema. Was ist es, das uns nicht zur Ruhe kommen lässt, warum der friedliche Hippietraum nicht funktioniert? Ego, Wahn, Trieb?
Es existieren therapeutische Maßnahmen: Schreien im Wald, Sandsäcke, allgemein führt körperliche Aktivität zum Auspowern. Habe ich auch einmal wieder nötig, ja. Doch ist es nur das? Wenn Körper und Geist nicht im Einklang sind? Oder ist es ein Kitzel, vergleichbar mit und dort in gelenkten Bahnen ausgefochtenem Extremsport?
Auch ich spüre manchmal ein gewisses Aggressionspotential in mir. Oder merke gelegentlich an Reaktionen eines Gegenüber, dass ich zu harsch war.
Ich wollte dem ganzen Theoretisch mag ich die Idee des Draufhauens ein Aber hinzusetzen. Denn ich lese gerade, nicht sonderlich passend als Nachtlektüre, von Joseph Roth Das Spinnennetz, in dem es um den Niedergang der Weimarer Republik geht, Protagonist ist eines dieser halb selbstveropferten, viel mehr aber dumpfen, stumpfen, sich selbst warum auch immer zu wichtig nehmenden Gestalten, die zunächst in sich hineinschreien, dann sich mehr und mehr Rechte herausnehmen. Mir dreht sich beim Lesen alles um. Gestern wollte ich diesem Kerl in seine Eingeweide. Heute will ich mich angeekelt abwenden. Dieses Lauern ? wonach?, diese Bereitschaft ? wozu? Verlangt es nach einem Knall? Hat man einen Knall? Größenwahn, Sucht nach Anerkennung, Minderwertigkeitskomplexe? Böse? Schlimmer: reflektiert böse? Schwarzweiße Kategorien in Ermanglung eines greifbaren Adjektivs.
Also doch lieber Zivilisation. Deckel drauf, bisschen Chancengleichheit, Mitspracherecht usw. Bis es wieder zu brodeln anfängt.
Das ist doch alles müßig. Das, was der Buddhismus den roten Staub nennt und wo er lachend in seiner eigenen Weltvorstellung sitzt, am Rad der Wiedergeburt drehend. Der eine dreht, der andere wird gedreht, das Ergebnis unterscheidet sich doch nicht sonderlich.
Ich geh mal lieber Fotografieren, meine Art des Adrenalinausstoßens und Klarkommens, kleine Suche nach Schönheit, manchmal nach wilder Schönheit. Nicht nur zur Ablenkung. Nach Sinn dann? Ha, nimm dich nicht so wichtig, meine Liebe. Oder bastel halt an einem Gesellschaftsmodell ? Doppel-Ha?
Beixiaojie, 14.5.2015
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