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Dienstag, 4. Januar 2022
Hamburg: Benin-Kunst und China-Porzellan, Winter 2021/22
youjia, 09:49h
Gedenkkopf eines Königs Uhunmwun Elao | Commemorative Head of a King Uhunmwun Elao. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Detail, Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von J. F. Blech, 1898.
Raubkunst aus Benin
Zehn deutsche Museen sind mit 1163 Artefakten der Benin-Bronzen aktuell auf der Website der Ende 2019 beschlossenen und Mitte 2020 eingerichteten Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland gelistet. Drei Jahre soll die Kontaktstelle als Pilotprojekt vorerst laufen. Einige der Museen präsentieren aus diesem Anlass gegenwärtig ihre Sammlungsobjekte insbesondere der prominenten Benin-Bronzen. Die größte Sammlung befindet sich im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, weitere Werke sind in Dresden, Köln, Stuttgart, Bremen usw.
179 Kunstwerke besitzt das Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK, bis 2018 Völkerkundemuseum Hamburg), die jetzt ausgestellt sind in Benin: Geraubte Geschichte, 17.12.2021 bis voraussichtlich Ende 2022, wenn spätestens restituiert werden soll.
Zu sehen gibt es Gedenkköpfe, Zeremonienstäbe, Relieftafeln und vieles mehr. Ich habe Pfeilspitzen und Speere, Krüge und weitere Utensilien übersprungen und mich von den Tier- und Menschenfiguren einfangen lassen.
Gedenkkopf im Udo-Stil | Commemorative Head in Udo-Style. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt Udo, Königreich Benin (?), Nigeria; Gelbguss, 16. Jh.; Ankauf von Adolf Heemke, 1904.
(Rechts) Gedenkkopf eines Königs Uhunmwun Elao | Commemorative Head of a King Uhunmwun Elao. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von J. F. Blech, 1898.
(Links) Sorry, habe die Daten für die Gefährtin(?) nicht mit aufgenommen, ich war zu fasziniert von den Klangstöckchen für die königlichen Pupillen; Detail s. erstes Bild dieses Blogposts.
Köpfchen mit drei Füßen | Small Head with three Feet. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Paul Frisch, 1903.
Fehlguss eines Leoparden | Miscast of a Leopard. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von Hugo Warnholtz, 1901.
Osun-Stab | Osun Staff. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Detail, Gelbguss, 18. Jh.; Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Die folgenden Figuren habe ich aus ihrer Ausstellungsreihenfolge entnommen und zusammengestellt, weil sie alle einen wundersamen Ansatz auf dem Kopf tragen. Dieser wird jeweils in den Begleittexten der Ausstellungsschilder ganz unterschiedlich interpretiert, als Dorn mit unbekannter Bedeutung, als Ritus, als Frisur oder Stützsporn. Vielleicht handelt es sich einfach um die bildliche Erhöhung einer Persönlichkeit wie bei Polizeimützen oder Pickelhauben?
Gedenkkopf mit Dornfortsatz | Commemorative Head with Protrusion. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt, Königreich Mahin (?), Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Paul Frisch, 1903.
Im Werkstitel als „Dornfortsatz“ bezeichnet, heißt es im Begleittext: „Heute erinnern sich weder Angehörige des Königshauses noch weise Ältere an solche Köpfe.“
Bronzehorn mit Beilklingen | Bronze Horn with Axe Blades. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18. Jh.; Ankauf von Oskar Kaiser, 1904.
Hier heißt es im Begleittext: „Das schwere Horn ist wohl keine ‚Zeremonialkeule für Menschenopfer’, wie man im frühen 20. Jh., den vorherrschenden Vorurteilen entsprechend, angenommen hatte. Es diente vermutlich auch nicht als Blasinstrument, sondern für einen anderen rituellen Zweck.“
Stab mit Reiterfigur | Hand-Held Clapper with Horserider Figure. Unbekannter Künstler der Elfenbeinschnitzergilde Igbesanmwan, Königreich Benin, Nigeria; Elfenbein, 18. Jh.; Ankauf von Fritz Lüttge, 1901.
Im Begleittext wird nur auf den Stab an sich (hier ist der Haltegriff nur im Ansatz unten abgelichtet) und auf seine zeremonielle Bedeutung eingegangen, nicht auf den Pinökel auf dem Kopf der Figur.
(V. l. n. r.)
– Figur eines Oba mit Eben-Schwert | Figure of an Oba with Eben Sword. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1899.
– Figur einer Königinmutter | Figure of a Queen Mother. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18. Jh.; Ankauf von Albert Engelhardt, 1904.
– Fragment eines Altarstückes mit Kriegern | Altar Piece (Fragment): Group of Warriors. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt, Königreich Benin (?), Nigeria; Gelbguss, 15./16. Jh. (?); Ankauf von Adolf Heemke, 1904.
– Kleine Frauenfigur mit Pfeife | Figurine of a Woman with a Pipe. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von Tierexport Theodor Knywel, 1911.
Im Begleittext heißt es zur Königinmutter (2. v. l.): „Charakteristisch für Darstellungen der Königinmutter ist die hohe, leicht nach vorne gebogene und mit einem Korallennetz überzogene Frisur.“
Altarfigur eines Königs | Altar Figure of a King. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
Dieser ist noch am einleuchtendsten, weil einfach pragmatisch: „In der höfischen Kunst Benins gibt es kaum freistehende Königsfiguren. Diese beschädigte Figur entspricht einer Gruppe von Königsfiguren, die allesamt mit einem Sporn versehen sind. Mit diesem wurden sie vermutlich in den Lehmaltar gesteckt, um auf diese Weise eine Verbindung zum Inneren desselben herzustellen.“
Altarglocke mit menschlichem Gesicht | Altar Bell with Human Face. Unbekannte Bronzegießerwerkstatt, Niger Delta, Königreich Benin (?), Küstenregion (?), Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Hängelampe | Fendant Lamp. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1905.
Kleiner Leopard an Kette mit Haken | Small Leopard on Chain with a Hook. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh. (?); Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Holzschachtel in Form eines Welses | Mudfish Box. Unbekannter Omada-Künstler, Königreich Benin, Nigeria; Holz, 19. Jh.; Ankauf von W. D. Webster, 1900.
Deckelgefäß in Form eines Antilopenkopfes | Lidded Box in the Shape of an Antelope Head. Unbekannter Omada-Künstler, Königreich Benin, Nigeria; Holz und Messingnägel, 16./17. Jh.; Ankauf von Fritz Lüttge, 1901.
Gefäß in Form einer knienden Figur | Flask: Kneeling Figure. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von F. W. Reichert, 1903.
(V. l. n. r.)
– Kleine Hahnenfigur | Rooster Figurine. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
– Kleine Vogelfigur | Bird Figurine. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
– Anhängerfigur eines Wahrsagevogels | Pendant Figurine: Bird of Prophecy. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
– Tontöpfchen | Small Clay Pot. Unbekannte Werkstatt, Königreich Benin, Nigeria; Keramik, 19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
(V. l. n. r.)
– Oberkörper einer männlichen Figur mit Opferfrucht (Fehlguss) | Torso of a Man with Sacrificial Fruit (Miscast). Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von Julius Konietzko, 1911.
– Kleine Figur eines Kriegsherrn | Figurine of a Warrior Chief. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
– Fehlguss eines Würdenträgers | Miscast of a Dignitary. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 19. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
Aquamanille in Gestalt eines sitzenden Leoparden | Aquamanile in the Shape of a Seated Leopard. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16.–18. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
Klangstab mit Wahrsagevogel (Fragment) | Staff with Bird of Prophecy (Fragment). Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 18./19. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1899.
Figurengruppe: König mit zwei Begleitern | Figure Group: King with two Attendants. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, spätes 19./ frühes 20. Jh.; Ankauf 1968.
Figurengruppe: Oba mit zwei Würdenträgern | Figure Group: Oba with two Dignitaries. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von Friedrich Erdmann, 1898.
Armmanschette mit Portugiesendarstellungen | Armcuff with Portuguese Heads. Unbekannte Werkstatt der Elfenbeinschnitzergilde Igbesanmwan, Königreich Benin, Nigeria; Elfenbein, 18./19. Jh. (?); Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1898.
Anhänger mit zwei Portugiesen und Leopardenkopf | Pendant: Two Portuguese and a Leopard Head. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1899.
Über der Wand mit der ausgestellten Reihe Reliefplatten ist ein Zitat angebracht:
„‚Er ist in viele feine Paläste, Häuser und Räume für Höflinge unterteilt, und besitzt schöne rechteckige Laubengänge in vergleichbarer Größe zur Börse von Amsterdam, manche größer als andere, getragen von hölzernen Säulen, die von oben bis unten mit gegossenem Kupfer überzogen sind, auf denen die Kriegstaten und Kampfszenen geschnitzt sind.’
Über das königliche Palast-Gelände (Dapper 1668)“
Reliefplatte: Szene des Idah-Krieges | Relief Plaque: Idah War Scene. Meister der Schlachten, unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2021.
Ebd., Detail.
Das Schlachtpferd ragt etwa fünf Zentimeter aus dem Relief heraus, sehr beeindruckend ist auch, wie der Krieger von der Seite auf dem Pferdehals zu sitzen scheint und von vorne wie im direkten Angriff wirkt.
Reliefplatte mit Osuan und zwei Emuru | Relief Plaque: Osuan with two Emuru. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2021.
Reliefplatte: König mit zwei Würdenträgern | Relief Plaque: Oba with two Dignitaries. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 16./17. Jh.; Ankauf von John Lembcke, 1900.
Dazu wurde hinten und im Zentrum der Ausstellung ein zeitgenössisches Werk präsentiert, die Leihgabe eines Künstlers aus dem ehemaligen Benin. Kann man machen, netter wäre wohl noch gewesen, hätte man die Arbeit erstanden. Aber auch ich muss um Entschuldigung bitten, weil das Bild unscharf geworden ist:
Victor Ehikhamenor: Ich bin Ogiso, der König vom Himmel | I am Ogiso, the King from Heaven. Rosenkranzperlen und Faden auf Spitzentextil, 2017.
Kopf und Körperteil einer Schlangenskulptur | Body Fragment and Head of a Snake Sculpture. Unbekannte Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon, Königreich Benin, Nigeria; Gelbguss, 17./18. Jh.; Ankauf von Fritz Stahl, 1903, und Oskar Kaiser, 1904.
Die Artefakte lassen mich an die aus Sanxingdui 三星堆 des alten Shu-Königreichs in der Nähe des heutigen Chengdu von ein paar Jahrtausenden zuvor denken. Besonders die mysteriösen Kopferweiterungen der Benin erinnern mich in ihrer Unbegreiflichkeit an die hervorstehenden Augen der Shu.
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Figurenpaar Hehe Erxian | A Pair of Figures of Hehe Erxian. Porzellan mit Aufglasurfarben auf unglasiertem Scherben (émail sur biscuit), China, Kangxi-Ära (1662–1772); Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Porzellan aus China
Im Museum für Kunst und Gewerbe läuft Made in China! Porzellan, 2.10.2020 bis Oktober 2023 (verlängert).
Ich nehme natürlich alles mit, wo China draufsteht, um wenigstens mit den Augen reisen zu können. Gezeigt werden Porzellane aus China aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Es geht insbesondere um solche mit kaiserlichen Insignien, außerdem um einige speziell für den Export hergestellte Waren. Auch hier geht es um Provenienzen, mit einem kurzen Verweis zwischendurch und Angaben auf den Ausstellungsschildern. Dazu gibt es eine übersichtliche Zeitleiste, die die Entwicklung von Porzellan schildert, in China und Europa gegliedert. Dort ist etwa für 1871 zu lesen: „Der französische Sammler Albert Jacquemart unterteilt chinesische Porzellane mit Aufglasurfarben entsprechend der dominierenden Farbe in: famille verte (grüne Familie), famille jaune (gelbe Familie), famille noire (schwarze Familie) und famille rose (rosa Familie). Diese Begriffe werden heute neben chinesischen Begriffen wie doucai [斗彩, Kobaltblau], wucai [五彩, steht heute für bunt, damit sind die fünf chinesischen Hauptfarben gemeint: weiß, schwarz, rot, gelb und blau], yangcai [洋彩, ausländische Farben] etc. verwendet.“ Das gilt natürlich für das heimische Publikum.
Aus der Ming-Dynastie (1368–1644; ohne genauere Angaben):
Deckeltopf | Lidded Jar. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur und Deckel aus Ebenholz; Vorbesitz: Dr. E. A. Voretzsch, Hamburg (1912).
Aus der Xuande-Ära (1426–35):
Vase mit Qilin in Wellen | Vase with Qilin Between Waves. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau und Kupferrot unter der Glasur; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
Aus der Jiajing-Ära (1522–66):
Topf mit Drachen über dem Weltberg | Jar with Dragons above World Mountain. Porzellan mit gelber Emailfarbe und Aufglasurfarben in Schwarz und Rot. Schenkung von I. Salomonsen (1878).
Teller mit Wellen | Dish with Waves. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur. Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
Aus der Wanlin-Ära (1573–1620):
Teller mit Zhong Kui | Plate with Zhong Kui. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur und Aufglasurfarben (wucai); Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (1990).
Ein Paar Luohan-Figuren | A Pair of Luohan Figures. Porzellan mit Aufglasurfarben auf unglasiertem Scherben (émail sur biscuit), späte Ming-, frühe Qing-Dynastie; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Die linke Figur sieht ein bisschen aus wie Uli Sigg, oder?
Aus der Kangxi-Ära (1662–1722):
Kachel mit Flusslandschaft | Tile with River Landscape. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille verte; Vorbesitz unbekannt (1986), alter Bestand.
Vase mit mythischen Tieren in Wellen | Vase with Mythical Creatures between Waves. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur; Schenkung von Legat Amsinck, Vorbesitz: Rolf Pilster, Berlin (1946).
Schalenpaar mit Gottheiten | A Pair of Bowls with Deities. Porzellan mit Aufglasurfarben; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (1989).
Aus der Yongzheng-Ära (1723–35):
Ein Paar Chicken Cups | A Pair of Chicken Cups. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur und Aufglasurfarben (doucai); Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2012).
Teller mit Pfirsichen und Fledermäusen | Dish with Peaches and Bats. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Tellerpaar mit Schmetterlingen | Pair of Plates with Butterflies. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Zwei Teller mit europäischen Paaren | Two Plates with European Couples. Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose; Schenkung von Harold und Ingeborg Hartog, Hamburg (2008).
Aus der Qianlong-Ära (1736–95):
Schale mit Landschaften der vier Jahreszeiten | Bowl with Landscapes of the Four Seasons. Porzellan mit Aufglasurfarben und Ritzdekor in der Glasur; Vorbesitz unbekannt.
Weil mich die Landschaft mehr als das Siegel interessiert, ist das Bild umgedreht.
Aus der Qing-Dynastie (1644–1911; ohne genauere Angaben):
Schale | Bowl. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter der Glasur. Vorbesitz: H. Rozendaal, Zwolle (1881).
Teller mit floralem Dekor | Dish with Floral Decoration. Porzellan mit Bemalung in Kobaltblau unter und Grün auf der Glasur, 18. Jh.; Vorbesitz unbekannt (2005), alter Bestand.
Kanne in Pfirsichform | Peach-Shaped Pot. Porzellan mit Aufglasurfarben, 19. Jh.; Schenkung von Johanna Schaab, Hamburg (2005), alter Bestand.
Diese Teekanne erscheint mir äußerst raffiniert, weil ich sie nicht verstehe, was vermutlich daran liegen mag, dass ich sie nicht in die Hand nehmen konnte: Sie hat keinen mir ersichtlichen Deckel. Die grobe Linie oben scheint mir ein gekitteter Riss zu sein, zumindest sah es nicht so aus, als könne man dort einen Deckel lüpfen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf diesem Stück so eine schludrige Linie gegeben habe soll.
Dazu war Geschirr in Monochromfarben ausgestellt, in Grünblau, Rot, Gelb und Weiß:
(V. l. n. r.)
– Tuschewassergefäss | Ink Wash Bowl. Porzellan mit Mondscheinglasur (claur de lune) und eingeritztem Dekor (anhua), Kangxi-Ära; Vorbesitz: Dr. Ernst Hauswedell & Co., Hamburg (1962).
– Flaschenvase | Bottled Vase. Glasiertes Porzellan, Kangxi-Ära; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
– Balusterförmige Vase | Baluseter-Shaped Vase. Porzellan mit Kupferglasur, Yongzheng-Ära; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
– Flaschenförmige Vase | Bottle-Shaped Vase. Porzellan mit Kupferglasur, 18. Jh.; Schenkung von Jan Philipp Reemtsma, Hamburg (1996).
(Oben) Tuschwassergefässe und Deckeldosen für Tusche | Ink Wash Bowls and Ink Bowls with Lid. Kangxi- und Qianlong-Ära; div. Schenkungen.
(Unten) Teller | Plates. Yongzheng- und Qianlong-Ära; div. Schenkungen.
Vasen, Teller und Dose | Vases, Dish and Box. Jiajing- und Kangxi-Ära bis Qing-Dynastie; div. Schenkungen.
Fußschalen und Trankopferbecher | Stem Cups and Libation Cups. Qianlong-Ära und allgemein Qing-Dynastie; div. Schenkungen.
Ganz am Ende steht die folgende monumentale Vase neben zwei Qing-Holzstühlen von Ai Weiwei, die er während seines Auftritts auf der Documenta 12, 2007, verwendet hat. Der Qing-Bezug ist offensichtlich, vielleicht waren sie genauso wie ein Teppich im Vorraum als Auflockerung gedacht, vielleicht kann das Museums nichts dafür, dass ich dabei Aversionen kriege, vielleicht könnte man die fortwährenden Ai-Huldigungen, nur weil man mal einen Fehlkauf vorgenommen hat, aber auch einfach sein lassen. Doch die Vase ist großartig:
Monumentalvase mit höfischen Szenen | Monumental Vase with Court Scenes. Detail, Porzellan mit Aufglasurfarben, zweite Hälfte 19. Jh.; Vorbesitz unbekannt (2017), alter Bestand.
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Abschließend noch eine Buchempfehlung:
Kathrin Enzel, Oliver Hahn, Susanne Knödel und Jochen Schlüter (Hgg.) (2021): Farbe trifft Landkarte | Colour Meets Map. Ausst.kat., Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Hamburg, 27.8.2021–30.1.2022. Hamburg: Center for the Study of Manuscript Cultures.
Zeitgleich zur Beninschau läuft bis Ende Januar 2022 im MARKK die Ausstellung Farbe trifft Landkarte, die erste Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojektes über das Kolorieren von Landkarten vorstellt. Es handelt sich um eine Betrachtung zweier Kartensammlungen vom 15. bis 20. Jahrhundert. Zum einen werden europäische Landkarten aus der Sammlung der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv und der Commerzbibliothek vorgestellt, zum anderen ostasiatische Landkarten aus der Sammlung des MARKK. An dem Projekt arbeiten Geistes- und Naturwissenschaften der Universität Hamburg interdisziplinär miteinander, das Centre for the Study of Manuscript Cultures und das Mineralogische Museum des Centrums für Naturkunde. Mit Kolorierungshandbüchern aus Europa sowie Malereihandbüchern aus Ostasien wird eine kulturvergleichende Analyse eines, so der Begleittext, kaum erforschten Themenfeldes präsentiert. Bisher seien hauptsächlich geographisches Fachwissen der Schwerpunkt von Landkartenuntersuchungen gewesen und Kolorierungstraditionen erstaunlicherweise kaum betrachtet worden. Doch würden diese besonderen Aufschluss geben über „verschiedene Weltsichten“, „strategische Interessen“ und „die Wahrnehmung der eigenen Position in Beziehung zur Umwelt und anderen Gesellschaften“ (S. 10). Anhand der verwendeten Pigmente, Farbschemata und -kodes, Drucke oder Handzeichnungen und vielem mehr können „je nach Kultur, Kartierungsart oder Epoche“ „kulturelle Wechselwirkungen und Wandel“ verfolgt werden (S. 16). Es werden Bedeutungen erkundet und politische Macht- und Besitzansprüche von Grenzstreitigkeiten über Steuereinnahmen entschlüsselt. Begleitet wird das Projekt von Provenienzstudien, die aber in dieser Publikation, soweit ich sie überblicke, keinen Eingang gefunden haben.
Der knapp vierhundert Seiten starke, im wissenschaftlichen A4-Format gedruckte Ausstellungskatalog ist eine wahre Fundgrube und wird mit den fast auf jeder Seite abgebildeten bunten Landkarten zu einem wunderbaren Bilderbuch. Nach einer gut hundertseitigen Einführung in das Thema, mit Materialwissenschaft, Methodik und Technologie, folgen gut 170 Seiten europäische und knapp 80 Seiten ostasiatische Karten mit vielen aufschlussreichen Einzelthemen. Die eine Karte von Beijing aus dem späten 19., frühen 20. Jahrhundert ist leider unkoloriert, aber unbedingt spannend (S. 350f). Zu entdecken sind etwa kleine Figuren wie drei Plünderer. Wer sich für weitere Karten aus Beijing interessiert, der und dem seien das sich selbst als „Public History Space“ bezeichnende Beijing Postcards des Teams um Lars Ulrik Thom empfohlen. Hier ein erster Einblick in die Publikation von „Farbe trifft Landkarte“.
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