Freitag, 27. März 2020
2020 KW12: Mal kurz Kippen holen


Heute musste ich aus dem Haus. Leider kann ich nicht ohne Erkältung mit dem Rauchen aufhören, aber auf die habe ich momentan nun gar keine Lust. Also musste ich Kippen kaufen gehen – dafür habe ich nicht mal nach Lieferanten gesucht, es wäre mir doch sehr unangenehm, für diese Sucht jemand anderen laufen zu lassen. Außerdem konnten beim Ausgang auch gleich der Gemüse- und Obstvorrat aufgefüllt werden – der einzige Biokisten-Lieferant, der in Hamburg noch Neukunden aufnimmt (Biokiste Hamburg) wird erst in einer Woche kommen können. Als Weinlieferanten habe ich einen alten Bekannten aus Oldesloe gefunden und damit Alexander Eick von Jacques’ Barmbek-Depot auserkoren – ich empfehle den Weißen Vernaccia di San Gimignano.

Seit zehn Tagen sah ich mir das zwar abnehmende, aber weiterhin rege Treiben draußen nur durchs Fenster und täglich eine Stunde Vitamin D tankend vom Balkon aus an. Gestern ließ ich mich von Kaijin beraten, wann und wie ich am besten unter Menschen trete. Früh morgens war definitiv ein guter Rat, nachdem ich aus dem doch schon recht vollen Edeka trat, wartete davor eine 50 Meter lange Schlange Menschen, wenns hoch kommt mit einem halben Meter Abstand dazwischen. Neben meinem selbstgenähten, vierlagigen DIY-Mundschutz (ohne Nähmaschine habe ich fünf Stunden daran gefrickelt), einem Schal für die Haare und Einmalhandschuhen, empfahl Kaijin eine Regenjacke wegen glatter Oberfläche. Das ist wahrscheinlich wieder nicht Drosten-verifiziert, aber der bezweifelt schließlich auch den Schutz von Masken abgesehen von einem auslösenden Abstandsreflex. Immerhin kommt aus der Bundesärztekammer mittlerweile der Rat Masken zu tragen, Stand: 26.3.2020. Und immerhin hat mein Aufzug Abstand ausgelöst. Außer bei den Alten, und das hat mich doch gewundert, noch mehr hat mich allerdings gewundert, sie überhaupt draußen zu sehen. Immer wieder lief mir eine kleine, alte Dame geradlinig vor sich hinstarrend in den Wagen oder wollte sich an einem vorbeiquetschen, man konnte kaum schnell genug in den Regalen verschwinden. Ansonsten lief es beim Edeka ganz gesittet ab und die meisten waren auf Abstand bedacht.

Abgesehen von den Plexiglasscheiben vor den Kassen, bei der Apotheke glatt einer dreiseitigen Box und Markierungen vor den Märkten scheint der Ernst der Lage jedoch noch nicht recht angekommen. Es ist weniger los, aber wenig nun auch nicht. Und ok, es gibt alleinerziehende Eltern, aber muss man einen ungeschützten Säugling Supermarktreihen aussetzen, kann man nicht jemanden um Hilfe bitten? Und müssen selbst um neun Uhr morgens die Typen beim Kippenmann rumhängen? Warum trägt nicht mal eine Apothekenhilfe einen Mundschutz? Warum hat abgesehen von mir nur eine Frau pseudomäßig ein Tuch vor den Mund gehalten? Warum ist nicht Handcreme ausverkauft, wäscht sich hier keiner die Hände? Und warum müssen Schuhkay und Blume 2000 noch geöffnet haben? Wenn wir schon mal dabei sind: Warum hält der DHL-Bote einem eigentlich weiterhin seinen Stift entgegen? Wann gibt es endlich mehr Gehalt statt Applaus …?

In der Apotheke gab es übrigens nur Wund-Desinfektionsspray für 7 Euro/ 30ml. Dafür findet man bei der WHO (H=Health) eine Anleitung zum Selbermachen von Desinfektionsmitteln, momentan wird man wohl nicht des Terrors verdächtigt, wenn man sich Glycerin bestellt. Ansonsten kann ich gut noch die Folge Corona: Hygienemaßnahmen von Tim Pritlove auf seinem Kanal UKW empfehlen.

Ich habe mir Tabak gekauft und hoffe auf weniger Konsum durchs Drehen.

Bleibt alle gesund und vielleicht doch auch mal in euren vier Wänden.


Tags für diesen Beitrag 这本文章的标签: 2020 Kalenderwochen 2020年的一周一次

... link (0 Kommentare)   ... comment