Samstag, 18. Januar 2020
2020 KW3: Im Auge der Sogkraft

Event Horizon Telescope (EHT): Erstes Bild von einem Schwarzen Loch.

Gestern war ich endlich einmal wieder im Planetarium, es lief
Das erste Bild eines Schwarzen Lochs, Vortrag von Prof. Dr. Anton Zensus, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, 17.1.2020 im Planetarium Hamburg. Abgesehen davon, dass die gesamte Menschheit noch nicht verstanden hat, wie Schwarze Löcher wirklich funktionieren, war es leider mehr ein Vortrag über die organisatorische Zusammenarbeit, dem Ganzen insofern fast enttäuschend leicht zu folgen.

Im April 2019 wurde das erste Bild von einem Schwarzen Loch veröffentlicht. In den WeChat-Moments liefen gleich die wildesten Assoziationen heiß, unter anderem mit Bildern von glühenden Kohlebriketts (umgangssprachlich als 蜂窝煤, etwa Honignest-Kohle, bekannt), deren Verheizung in Beijing Ring- für Ringstraße weiter nach außen gedrängt und schließlich ganz verboten wurde. Mit dem Projekt Event Horizon Telescope hatte sich eine weltweite Kollaboration zusammengeschlossen, die all ihre Teleskope bündelte, um dieses Bild zu generieren. Aus Petabytes an Daten, also tausenden Terabytes und sowieso kommt man um den Gigantismus flirrender Nullen nicht herum, musste das Rauschen entfernt werden; vier verschiedene Teams wurden aufgestellt, die abgeschottet voneinander versuchten, nicht der eigenen Bias zu erliegen, ein den menschlichen Vorstellungen entsprechendes rundes Etwas herauszufiltern – der Mittelwert war dieses erste Bild eines Schwarzen Lochs.

Neu war mir das, was als „relativistic Jet“ bezeichnet wird. Der Name allein ist schon großartig, man muss ihn nicht einmal mit extragalaktisch kombinieren. Der Jet ist ein Gasstrom, der aus der in vermuteter Lichtgeschwindigkeit um das Loch rotierenden Materie nach oben und unten zischt, ein größenwahnsinniges Lichtschwert. Über dieses begibt man sich, in es hinein – und blickt direkt ins Auge der Massenverdichtung, an -vernichtung glaubt man nicht, aber weiß man ja auch nicht. Das hat allein gedanklich eine wunderbare Sogkraft.

Viel erstaunlicher fand ich allerdings, dass ich sogar als einen Fussel an nebenbei erwähnter Relativitätstheorie verstanden habe, wie sich Zeit und Raum durch Masse krümmen: Man lege einen Brocken Materie auf unsere Version von gerastertem Zeit-Raum-Teppich, der dadurch nachgibt und beide Parameter in neue Richtungen fließen lässt. Die besten Sachen sind ganz einfach – was noch nicht heißt, dass ich sie ohne Skizze wiedergeben kann.


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