Willkommen 欢迎

Willkommen auf meinem Blog, der Vernetzung von „Kulturgut 文化财富“ mit dem täglichen Leben, einer Ergänzung zu meiner Website. Hier finden Sie regelmäßig meine Sicht des Lebens in Beijing und China, in Hamburg und Deutschland – rein subjektiv und selektiv. Ich schreibe meist auf Deutsch, setze aber auf die internationale Sprache der Bilder, weshalb auch die Tags zweisprachig sind.

Viel Spaß wünscht Stefanie Thiedig.

欢迎访问我的博客,它不仅是"Kulturgut 文化财富"与日常生活的网络展现,同时也是对我个人主页的补充。在这里我会定期地以纯粹主观并带有选择性地的视角来观察北京和中国。大部分的时候我是用德语来撰写文字,但同时对图片也加注国际语言已达到标签双语效果。

由甲祝您好!

Sonntag, 26. April 2009
Joyside im Yugong Yishan
Die "Maybe Tonight"-Tour durch ganz China vor einem halben Jahr lebte am Freitag, den 24. April, nach sechs Monaten Pause noch einmal auf. Joyside 摇滚 füllte den Laden.



Wir kamen gegen Viertel nach zehn an, holten uns ein Bier und hörten mit den ersten Schlücken die ersten Klänge. Gutes Timing. Ein super Auftritt. Ok, die meisten Lieder waren ziemlich kurz und gerade dann, wenn man das Gefühl hatte, so konnte es noch einen Moment bleiben, hörten die drei wieder auf. Aber der Sound war gut und so die Stimmung. Wild am Abgehen der Schlagzeuger Guan Zheng 关铮, mit dicken Brillengläsern der eher in sich gekehrte Bassist Liu Hao 刘耗 und der mit hartem Xinjiang-Dialekt Sprüche klopfende und mit demselben Dialekt Englisch singende, das Publikum begeisternde Sänger Bian Yuan 边远 bildeten wirklich eine witzige Band. Nach vielleicht sieben Songs hieß es von Bian Yuan, was allerdings wegen der Rigorosität mit gleichzeitig verblüffender Leichtigkeit wiederum ziemlich locker war, nur kurz und knapp: 完了 - jetzt ist Schluss. Er drehte sich um, stöpselte seine Gitarre aus und ging hinten von der Bühne, seine beiden Kumpanen schraubten an dem anderen Equipment, nahmen es und waren ebenfalls bald verschwunden. Keine Forderung nach einer Zugabe kam auf, Charly und ich sahen uns fragend an, alle anderen schienen es mit Gelassenheit hinzunehmen.

Zack, Medienwechsel! Bald wurden dann eine Leinwand heruntergelassen und Mitschnitte von der Bandtour durch Deutschland und die Schweiz gezeigt, man merkte jetzt, wie viele Deutsche im Raum waren, bei Berlin ein Yeah! von der einen Seite, bei Hamburg ein Ach! von uns usw. Unverständlich blieb, warum die Tour von Hamburg nach Zürich und zurück nach Köln verlief, alle Strecken in einem durch, es wurde entsprechend viel in die Kamera gegähnt und nicht alle der fast durchgehenden Nahaufnahmen waren besonders vorteilhaft gefilmt. Zeit zu gehen, nach einer Stunde zog es uns wieder auf die Straße. Die 40 Kuai für die CD waren noch drin, die Jungs live aber definitiv besser als im Player zu Hause. Joyside haben, wenn auch nur sehr kurz, gerockt!

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Sonntag, 26. April 2009
Festivals Coming Up
Das schon legendäre und in diesem Jahr sein 10-Jähriges feiernde Midi-Festival findet doch in Peking statt - anlässlich der 60-Jahr-Festivitäten zur Gründung der VR wurde lange gemunkelt, dass alle anderen Veranstaltungen ausgelagert werden müssten, die Hauptstadt sollte reserviert sein für Hauptstadtfeierlichkeiten. Deshalb heißt es in diesem Jahr nicht Midi-Festival, sondern Midi Night - findet jedoch trotzdem in der gewohnten Länge vom 30. April bis 3. Mai statt. Einschränkungen sind allerdings: kein Openair, sondern Mao Livehouse, darüber hinaus ist laut Liste nur eine chinesische Band dabei, Voodoo Kungfu 零壹, alles andere hauptsächlich amerikanische und kanadische und insgesamt nur zwölf an der Zahl. Immerhin, es findet statt!



Außerdem am 1.-Mai-Wochenende: Das Strawberry Music Festival in dem leider nicht um die Ecke liegenden Tongzhou Canal Park 通州运河公园, der sich aber der Pekinger Vorortgegend Tongzhou entsprechend sehr passend anhört.



Weitere Festivals an den Feiertagen gibt es in Zhengjiang (etwa eine halbe Stunde von Nanjing entfernt Richtung Shanghai), das ist das eigentliche Midi-Festival und insofern doch ausgelagert, und in Chengdu das Zebra Music Festival. Vier Rock-Festivals in China zur selben Zeit! Mehr für den Monat unter midiweb.

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Freitag, 24. April 2009
城管执法操作实务 - Handbuch für Vollzugsbeamte
Polizei oder Militär oder amtliche Vollzugsbeamte sind auf den Straßen Chinas häufig nicht auseinanderzuhalten. Seit gestern wird im Netz über das wohl seit 2006 verwendete "Handbuch für Vollzugsbeamte", eine Anleitung zur Gewaltanwendung der örtlichen Kräfte, diskutiert, bspw. auf News.163.com. Hier ein Artikel mit dem Titel "Handbuch für amtliche chinesische Schlägertrupps" von Johnny Erling auf Deutsch.

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Donnerstag, 23. April 2009
Youth Trendz
Hier ein Lifestyle-Bericht über die chinesische Jugend der Trendforscher Lisa Li und Zafka Zhang von Youthology: "China Youth Trends and Business Implications". Thema: Was bewegt die Jugend und wie kann dies von Markenfirmen in Konsumwünsche verwandelt werden. Check it out!

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Samstag, 4. April 2009
Synecdoche New York


Meine Kopie ist miserabler Qualität, zur Hälfte ist sie gesprungen, das Ende wollte auch nicht. Vielleicht habe ich auch einfach nur einen schlechten Player und sehe mir den nächsten Film genauso an, dabei will ich Großes über ihn schreiben, Lebenswahrnehmungen durch ihn sich verändert sehen -- das entspricht etwa der Grundstimmung des Films "Synecdoche New York" von Charlie Kaufmann (Autor von "Adaption" und "Being John Malkovich"). Mein Eindruck der gesehenen Fetzen: Der Streifen ist deprimierend traurig, nicht ausschließlich negativ, statt dessen fordernd, sich plump-dynamisch im Kreis drehend, dabei in seiner Vielschichtigkeit wunderbar pseudo-komplex, einfache Lebensweisheiten tauchen in ihrer Schlichtheit und Essenz plakativ, aber trotzdem meist nebenbei als Regieanweisungen auf. Ein Theater-Film-Mix verquickender Ambivalenz.

Mir hat er sehr gefallen und ich will ihn, wie auf dem mir vorliegenden Cover von Roger Ebert empfohlen, tatsächlich ein zweites Mal ansehen, dann aber unbedingt in seiner vollen Länge. Wer an eine Kopie kommt, sollte sie sich unter den Nagel reißen. Einen weiteren Eindruck gibt es auf Kein Blut, Rot!

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Samstag, 4. April 2009
草泥马
Auf "increep" kann man das seit einigen Wochen im Netz kursierende Caonima, das Grassschlammpferd, das phonetisch synonyme F* deine Mutter und friss deine Flusskrebse (河蟹 héxiè, phonetisch für Harmonisierung 和谐 héxié) selbst, noch ansehen - plingpling ...

Erklärungsbedarf? YouTube ist wieder einmal geblockt, aber der folgende Link landete vor ein paar Tagen in meinem Postfach: watch cnn. Gestern Abend war eine chinesische Filmstudentin, Anfang 20, selbst super-niedlich, mit unterwegs, die vom Caonima anfing und erzählte, wie süüüüß sie die Schafs-Pferde-Mischlinge finde - plingeling.

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Dienstag, 31. März 2009
听不懂
Die nördlichen Dialekte aus Dongbei, Hebei, Tianjin, auch der Inneren Mongolei mit Shandong-Einschlag waren noch einigermaßen verständlich, aber bei den Versionen aus dem südlichen Guangdong oder, besonders spannend, weil ich es noch nie gehört hatte, aus dem westlichen Qinghai konnte ich nicht mehr folgen – wäre es nicht ein und derselbe Text gewesen, hätte ich teils nur den unterschiedlichen Melodien lauschen können. Wie aufmunternd, dass es den hauptsächlich chinesischen Zuhörern ebenso ging. Eine wahrlich gelungene Veranstaltung des Goethe-Instituts (China) am Sonntag, den 29. März 2009, das Rezitationstreffen zum neuen Buch von Liu Zhenyun: "Eins zählt als Zehntausend". Zunächst wurde von einem Deutschen ein von „Lehrer Liu“ stammender Textabschnitt aus seinem neuen Werk auf Mandarin vorgetragen, wonach etwa fünf Dreier- bis Vierer-Gruppen den Text unter sich im Dialog aufteilend in der Mundart ihrer Provinz wiedergaben. Rezipienten und Zuhörer waren gleichermaßen begeistert.

Der zweite Teil bestand zunächst aus einem Vortrag von und anschließend aus einer Diskussion mit dem Schriftsteller Liu Zhenyun 刘震云 (1958 in Henan geboren), der ausführlich und ausholend, vollkommen frei und unglaublich lebendig sprach. Das Publikum war wie gebannt, es sollte die ganze Zeit Torte für jeden geben, aber die interessierte niemanden, jeder wollte noch eine Frage stellen, ein Mädchen stellte gleich zu Anfang ihrer Frage klar, dass noch zwei weitere folgen würden. Das Thema des kulturellen Reichtums, hier aufgegriffen durch die vielen und so unterschiedlichen Dialekte, fand großen Anklang und zeugt von dem Bedürfnis, das immer stärker in China zu spüren ist: Wer sind wir eigentlich, wo und was sind unsere Werte, Ursprünge, Vorstellungen, Eigenheiten?

29.3.9
Die Veranstaltung fand in der neuen Bibliothek des Goethe-Institutes (China) im Erdgeschoss des Haixing Gebäudes (海兴大厦), Zhongguancun, statt, die wirklich sehr schön geworden ist und nun häufige Veranstaltungen beherbergen soll. Ich bin gespannt auf mehr.

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Community in Transition
Nehme ich die Abfindung, ziehe aus meinem 8 qm großen, wenig isolierten Hutong ohne sanitäre Anlagen aus und hinein in ein Hochhaus in die Vorstadt oder bleibe ich lieber weiterhin mit der Großfamilie und all den Bekannten im Trubel und Beisammensein der kleinen Gassen wohnen? Das ist ein wenig plakativ, aber keineswegs unehrlich gefragt – ein Ansatz, der in dem Dokumentarfilm „A hutong and it’s Community in Transformation“ von Falk Kagelmacher am Samstag, den 28. März 2009 thematisiert wurde. Der knapp 15-minütige Film, der allerdings in den letzten dreißig Sekunden aussetzte und dem Publikum nur noch den Abspann bescherte, bot keine städteplanerischen Lösungen, sondern war das Produkt des vor zwei Jahren von Kagelmacher initiierten Projektes „Community in Transition“ (CiT). Kagelmacher, als GTZ-Berater seit 2003 für das Planungsamt des chinesische Bauministeriums tätig, will ein Bewusstsein für die Hutong-Situation schaffen, für die Menschen, die in dem wilden Bauboom-Durcheinander weiterleben wollen.

Kagelmacher schwärmt von der Wohngemeinschaft der Hutongs und lässt Hutong-Kinder die Lebenssituation ihrer Wünsche malen – Villen, eigene Häuser mit viel Grün und Blau ... Auch wenn die Hutong-Gegenden modernisiert und entwickelt werden müssen, ist es für den Städtebauer wichtig, „das existierende soziale Netzwerk zu erkennen und damit zu arbeiten. Trotz aller Nachteile bieten inner-städtische Wohngebiete in Peking ein sicheres Lebensumfeld im menschlichen Maßstab und ein breites Angebot“, so steht es in seiner Broschüre. Als verplantes Beispiel nennt er CBD, das Businessgebiet bei Guomao, in dem nach Feierabend niemand mehr auf den Straßen zu finden ist, weil dort einfach niemand wohnt. Die Vorführung war aber auch insofern interessant, weil sie in dem Hutong von Frau Wang stattfand, deren Sohn und Tochter, seit langem in Deutschland arbeitend, extra für die Eröffnung des zur Vermietung hergerichteten Baus in Peking waren. Es ist ein schönes, liebevoll renoviertes Siheyuan in der Dong songshu hutong Nr. 17 im innersten Stadtkern nahe beim neuen Nationaltheater, dem Großen Ei (大鸡蛋). Es befindet sich in einer kleinen Gasse, in der viel gebaut wurde, denn nicht alle Alt-Pekinger wollen nach Tongzhou abgeschoben werden.

In Ermangelung von Fotos der Veranstaltung, hier eines vom Ei, über das der Taxifahrer auf dem Weg dorthin zunächst ausgiebig herzog, nach meiner Begeisterung aber meinte, dass es, zusammen mit der Großen Hose (dem CCTV Gebäude) und dem olympischen Vogelnest, doch auch interessante Aspekte aufweise. Diese Art der Bauweise wird von der Bevölkerung nicht zu unrecht skeptisch beäugt, als Statussymbole verschlingen sie Unmengen öffentlicher Gelder und walzen über einstige Wohnviertel. Aber auch die moderne Architektur stößt (neben der ganzen Abrisssache) auf Unverständnis und viele fragen sich nach typisch chinesischen Elementen – nicht so beim Nest, das fast uneingeschränkte Zustimmung erfährt. Außerdem sind diese Bauwerke, obwohl erst vor kurzem fertiggestellt, bereits im Verfall begriffen, sie rosten vor sich hin, man sieht Plastikeimer, um Regenwasser aufzufangen, auch gewartet werden sie kaum – wenig Substanz ist leider immer noch typisch für chinesische Gebäude, es geht um den imposanten Anblick.


Gegen 18 Uhr am 28. März 2009 mit Drachen am Himmel, hier als kleine schwarze Punkte sichtbar.

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Mittwoch, 25. März 2009
Ordos 100
Architekturprojekt von Ai Weiwei: Die 100 Anfang 2008 in die Innere Mongolei eingeladenen internationalen Architekten, die je 1000 Wüsten-Quadratmeter für eine Villa zur Verfügung gestellt bekamen, geben langsam ihre Entwürfe ab. Ziehts euch rein: Ordos 100.

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Montag, 16. März 2009
Subkulturbrei
Angekündigt als „Destination China“ der Punks, Schwulen, Rebellen, als „Hier bringen euch zwei freshe Typen die Underground-Realness ins Wohnzimmer“, stellten Zachary Mexico China Underground und James West Beijing Blur vor. Bücher, Filme, Reportagen über die Jugend und ihr heutiges Leben in China stehen weiterhin hoch im Kurs, verkaufen sich besonders gut im Westen, wo man das Flair des Illegalen schätzt (im Fall Chinas verstanden als Rebellion gegen das diktatorische Regime). Ich bin da etwas voreingenommen und gerne bereit, mir meine Meinung bestätigen zu lassen: Die Jungs haben bestimmt zufällig jemanden mit einer Gitarre kennengelernt, der zum überpräsenten Businessvolk konträr auf sie wirkte – ist zur Genüge bekannt, der Gedanke an Oberflächlichkeit nicht fern ...

Nicht wenige beanspruchen die Entdeckung einer Subkultur in China für sich, wer nicht alles Cui Jian entdeckt haben will, na gut, den verpasst, suche ich mir in dem Milliardenvolk halt einen anderen Freak. Es gibt wirklich so viel Spannendes hier – doch das Subkultur-Genre, das mit der Ambivalenz von Verruchtheit und politischem Anliegen spielt, wird einfach unglaublich plakativ malträtiert.

Mexico aus den USA, West aus Australien stellten sich vor: Nach einigen Jahren im Land, hätten sie in ihrer Heimat nichts über das von ihnen authentisch erlebte Reich der Mitte gefunden, keiner der Menschen, die sie kennengelernt hatten, war erwähnt. Als Schreiben über China ist die Bestandsaufnahme der beiden in deskriptiver Quasi-Tagebuchform definitiv legitim – extrem subjektiv, fast forward, willkürlich ins Blaue hinein, aufsaugend und wiedergebend, was gerade um einen herum passiert, nicht unbedingt repräsentativ, aber interessant, wenn sich der angenommene oder vorhandene Blickwinkel auf das andere einlässt, ohne blind zu folgen.

Sich der Klischees bewusst, sich ihrer bedienend, wollen beide über ihnen stehen, sind trotzdem mittendrin. Ich finde diesen Ansatz gar nicht mal schlimm, er hat durchaus seine Berechtigung – ich würde mir nur wünschen, dass man ehrlicher ist. Natürlich verkauft es sich nicht sonderlich, wenn man sagt, von etwas eigentlich kaum Ahnung zu haben, aber was spricht dagegen, Subjektivität in den Vordergrund zu stellen? Man muss einen Kosmos nicht erst Jahrzehnte bewohnen, um ihn mehr als nur intuitiv zu durchdringen, Zeit braucht es natürlich, aber das Belächeln eines einjährigen Aufenthalts ist auch zu einfach. Gerade James West machte einen recht offenen Eindruck, der nicht nur auf die eigene Sichtweise begrenzt schien. Bei Zachary Mexico war es schwer zu sagen, er brabbelte mehr, schien aber auch noch extrem verkatert vom Vorabend.

14.3.9
Literaturwochen im Bookworm am Samstag, 14. März 2009, 12:30-14:00 Uhr.

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Sonntag, 15. März 2009
Mo Yan im Bookworm
Als „Big Breasts and Wide Hips – Howard Goldblatt and Mo Yan, with translation by Hao Wu“ war die heutige Veranstaltung anläßlich der Literaturwochen des Bookworm angekündigt. Obwohl ich vor beinahe Wochen zum Ticketkauf aufgebrochen war, befand ich mich hinter einem guten Dutzend anderer auf der Warteliste – Mo Yan wollten alle sehen. Wirklich intensiv habe ich ihn nie gelesen und kann mich eigentlich nur mit gemischten Gefühlen (interessante Narration, teils ziemlich überbordende Deskription) an Die Schnapsstadt erinnern, Das rote Kornfeld kenne ich allein aus der Verfilmung von Zhang Yimou, der angekündigte Titel riss mich nicht unbedingt vom Hocker. Aber man hat ja nicht jeden Tag die Möglichkeit, Mo Yan life zu erleben. Also erwarb ich Karten für die Veranstaltung davor (die ich ebenfalls sehen wollte, wenn auch aus anderen Gründen), heimste von Erin, Mitorganisatorin des Festivals, in der Pause einen Anwesenheitsmarker ein und kam tatsächlich noch in den Genuss zweier Karten.

14.3.9
So begeistert, wie Mo Yan und H. Goldblatt auf dem Foto wirken, schienen sie auch von meiner Bitte, sie ablichten zu dürfen – ob das noch am Jetlag lag, den beide aus Oklahoma mitbrachten, wo Mo Yan gerade den Newman-Preis für chin. Literatur entgegen genommen hatte, bleibt dahingestellt.

Am Sonntag, 15. März von 15-16:30 Uhr, begann Mo Yan (Jg. 1956 aus Gaomi, Shandong) mit der Bemerkung, dass Events wie diese immer von Ausländern ausgerichtet und bevölkert wären, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Argwohn mitschwang oder reine Betrübnis. Als bloße Feststellung ist es kaum vorstellbar – bedauerlich war jedenfalls, dass nicht Englisch sprechenden Chinesen der Zugang wegen der Sprachbarriere verwehrt blieb.

Nach einiger Zeit der Einleitung, ausgiebiger Huldigung und einigen netten Anekdoten zwischen Howard Goldblatt und Mo Yan, ging es in der guten Stunde, die abgezogen von der Autogrammzeit real zur Verfügung stand, mit Hauptaugenmerk auf das neuste Werk Mo Yans, Der Überdruss (生死疲劳 Shengsi pilao, Engl. von H. Goldblatt als Life and Death are Wearing me out) von 2008, hintergründlich auch um Die Schnapsstadt (酒国 Jiuguo) von 1993 und Das verwünschte Sandelholz (檀香刑 Tanxian xing) von 2001. Um die Brüste und Hüften ging es nur sehr am Rande.

Der Überdruss umfasst die letzten 50 Jahre der Geschichte Chinas, die angelehnt an die mystische Fiktion im Liaozhai zhiyi von einer Person in verschiedenen Wiedergeburtsphasen durchlebt werden. Eigentlich, so Mo Yan, wollte er über den Menschen schreiben, landete aber alsbald bei den Tieren, die ihn schon in früher Kindheit begleitet hätten – als er für fünf Jahre wegen Aufmüpfigkeit von der Schule flog, seien Hühner und Schweine seine Kindheitsfreunden geworden. Hier ist jedoch kein Widerspruch zu finden, denn seine Tiere weisen eindeutig menschliche Züge auf. Den Roman in 43 Tagen geschrieben, weist er die Kritik von sich, dies könne aufgrund der kurzen Investition kein gutes Werk sein – schließlich kämen Figuren vor, die er bereits seit 43 Jahren kenne. Auch hat er als Schauplatz seine Heimat Shandong gewählt, mit der ihn alle seine Sinne, besonders aber der Klang der Sprache verbinden. So auch die Elemente der lokalen Oper, deren Grammatik und Umgangssprache er ebenfalls aufgenommen hat und mit denen er die einzelnen Charaktere ganz unterschiedlich auftreten lässt. Dabei fiel auf, dass Mo Yan fast Hochchinesisch sprach, aus Interviews kannte ich ihn bislang nur mit dem etwas gelispeltem Dialekt.

Interessant war die Frage, die Mo Yan, wie er erzählte, einmal von einem Franzosen in Bezug auf Das verwünschte Sandelholz gestellt wurde. Warum in modernen chinesischen Romanen wie in diesem um die berechtigte Frage nach der Verantwortung eines Henkers so außerordentlich häufig und detailliert Gewaltszenen geschildert sind. Da Mo Yan dies selbst aufgebracht hat, wunderte mich seine banale Antwort dann doch, in der er mit Lu Xun auf Schaulust zurückgriff, um schließlich alles auf den Punkt zu bringen, dass Damen gerne zusähen, schrieen und in Ohnmacht fielen, um am nächsten Tag wiederzukommen. Das war nicht das einzige Mal, dass ich während der Veranstaltung das Gefühl hatte, er wäre in einer anderen Zeit stehen geblieben – allerdings meines Erachtens in einer Zeit selbst 50 Jahre vor seiner eigenen.

Alles in allem eine nette Stunde mit einem doch sehr sympathischen Mo Yan.

14.3.9

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Montag, 2. März 2009
Parkour in China
Gerade saß ich im Bookworm und hörte erstmals, dass es in Peking Jungs geben soll, die Parkour betreiben. Hier sind sie, die Beijing Citymonkeys. Im Video sind A'hao 阿豪,Dasheng 大剩,Zizhou 梓洲 und Luoman 罗曼 zu sehen, die wahrlich wie die Affen alles überwinden, geschmeidig und wendig. Ob David Belle schon von ihnen gehört hat?

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Weg vom Wetter.
Katharina sagt, ich soll doch jetzt endlich mal vom Wetter loskommen. Hat sie Recht. Der Einstieg in den Blog ist getan und nachdem ich mich gestern bereits vom Kalender verabschiedet habe, muss jetzt auch das Wetter weichen. Ich hatte damit eigentlich vor, neben Temperaturen und Blau-Grau die Befindlichkeiten der Straßenstreuner, wie ich es selbst bin, einzufangen. Im Prinzip war es aber wirklich nur ein erstes Auftauen gegenüber dem Blogleben. Das kann nun losgehen, ab jetzt gibt es nur noch "Peking Inside-Out" - rein subjektiv und selektiv, wie es sich gehört.

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Sonntag, 1. März 2009
Beim Schlendern
Bei dem schönen Wetter (8 Grad, Sonne mit leichten Schlieren, Sicht bis fast zu den Bergen) zog es einen heute förmlich nach draußen. In der Nähe des Konfuzius-Tempels gibt es seit Ende April letzten Jahres einen Laden für polierte Antiquitäten und Reliquien, Möbel, Haushaltswaren, (eher alternative) Klamotten und unzählige Moleskines in allen Größen. Kann man mal ganz gut beim Vorbeischlendern reingucken. Der Laden heißt 失物招领 Lost & Found, befindet sich in der 国子监 Nr. 42 westlich des Konfuzius-Tempels:



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Samstag, 28. Februar 2009
Ach, Zhong Lifeng
钟立风 + Borges [unterstrichen]
果实 + 艳遇

Soll das eine Gleichung sein, dann steht dort Zhong Lifeng und Borges durch Frucht und wunderbare Begegnung, vielleicht in dem Sinne, dass Zhong Lifeng durch den Einfluss von Borges unterm Strich das Produkt einer wunderbaren Begegnung ergibt. Dies als Bestandteil des Bühnenbildes:

28.02.2009.

Auf dem Ticket ist folgendes zu lesen:

钟立风 & Borges 乐队——“果实”于“艳遇”首发演唱会

Die Band Zhong Lifengs und Borges – Das „Ergebnis“ einer „wunderbaren Begegnung“ als Konzert.

Am 28.o2.2oo9, um 14:3o bis 16:3o Uhr im 朝阳区文化馆电影院 in der 小庄路口东, vom Dritten Ring abgehend in der Nähe des CCTV Gebäudes – deshalb heute auch das Foto von der Brandruine –, fand dieses Konzert statt. Ich war zum ersten Mal in den Räumlichkeiten, der Saal fasst etwa 2oo Zuschauer, nicht der neueste, aber ganz in Ordnung. Die Tickets gab es für 5o, 8o und 12o RMB.

Zum Ablauf: Zunächst, vor ockerfarbenem Vorhang und mit extra für die Show aufgehängten, von der Decke baumelnden maroden Stühlen, erklangen drei Instrumentalstücke, die ganz gut gespielt waren, mich aber nicht vom Hocker rissen. Es wirkte mehr wie eine gut eingespielte Probe, der Kontakt zum Publikum war weder vorhanden, noch wurde der Versuch gemacht, ihn aufzubauen. Ein Schlagzeuger, zwei Bass-Gitarristen, der eine in Hose und Jackett kaum vom Vorhang zu unterscheiden, ein Keyboarder und ein Saxophonist, der im dritten Stück sein Saxophon in ein Instrument tauschte, das ich noch nicht gesehen hatte, eine ca. 4o cm lange Art elektronischer Flöte mit rotem Mundstück, sah recht bizarr aus und pfeifte in hohen, aber nicht schrägen Tönen. Der Vorhang, schwarz, fiel, Rufe nach Zhong Lifeng ertönten, der Vorhang ging wieder auf, verschwunden war die ockerne Schicht, dafür kam eine tiefere Ebene der Bühne zum Vorschein, verschwunden auch der Saxophonist, der Keyboarder und einer der Gitarristen. Schlagzeuger und der andere Gitarrist waren an Ort und Stelle geblieben, dafür kamen nun noch ein weiterer Bass-Gitarrist, eine Frau am Akkordeon und eben Zhong Lifeng in der Mitte mit Gitarre hinzu. Alle fünf saßen und es konnte endlich losgehen. Nach ein paar Liedern, fragt Zhong Lifeng rhetorisch in die Runde, ob er ein wenig aus seinem Buch, das gerade publiziert wurde, vorlesen könne. Vorher erzählt er noch ein wenig, wie schwer es den meisten fiele, seine Texte zu fassen und dass eine Freundin meinte, seine Texte seien gut zur Anregung der Fantasie von Kindern. In Begleitung des Akkordeons liest er dann eine knappe halbe Stunde lang teils kommentierend drei Passagen, neben mir führt ein Mädchen hinter vorgehaltener Hand ein angeregtes Telefonat und schläft danach ein. Es wird dunkel und Zhong Lifeng erscheint im Scheinwerferlicht in einem Gang in der Mitte der Zuschauer – ein Raunen geht durch den Saal, das gefällt dem Publikum. Dort singt er, beim zweiten Stück wieder in Begleitung des Akkordeons, positioniert im Gang auf der anderen Seite, drei, vier Lieder, ihn Filmende freuen sich über die Nähe. Zum letzten Stück aus dieser Position tritt auf der Bühne eine Tänzerin, barfuss in einem blauen Pyjama, in recht willkürlich zerhackten Bewegungen und nicht immer im Rhythmus auf. Dann springt Zhong Lifeng wieder zurück auf die Bühne, wo seine Band bereits wartet und schmettert noch ein wenig drauf los. Claudia neben mir fiel auf, dass ich immer tiefer in meinem Platz versank. Nach vier oder fünf Zugaben, in denen er auf Fanzurufe seine beliebtesten Songs zum besten gibt, kommen alle möglichen Abschlussworte von Organisatoren und Mitstreitern, alle begeistert, jeder bedankt sich, wird hin- und hergewürdigt, Blumen verschenkt, Autogrammstunde rundet das ganze ab. Mit kam die Veranstaltung dann doch eher wie eine besser geratene Schulaufführung vor.

Ich hatte Zhong Lifeng Anfang des Monats mit Freunden in einer Kneipe beim Trommelturm spielen gehört, weshalb ich überhaupt auf ihn aufmerksam wurde. Im Internet habe ich seine Musik später als „Neo-Volkspop“ klassifiziert gefunden, die Bezeichnung ist mir nicht geläufig, aber sie trifft es ganz gut, balladenhafter Manchmal-Pop mit eigenen Ansätzen besonders vom Text her. Zhong Lifeng, der aus Zhejiang stammt und seit 1995 in Peking lebt, wirkt mit dem durchgehend netten Grinsen im Gesicht fast kindlich naiv, er freut sich wahnsinnig, auf der Bühne zu stehen und über sein Publikum, das größtenteils seine Texte mitsingen kann. Mir war das alles doch etwas zu niedlich, manchmal wirkte das Ganze eher wie eine chinesische Show von Rolf Zuckowski. Mag sein, dass mir das Genre nicht zusagt, am Trommelturm war die Atmosphäre auch eine vollkommen andere. Klar war der Gesang dort schon recht schmierig, aber das machte Zhong Lifeng mit seiner sympathisch netten Art wett, man freute sich einfach mit ihm und grinste über sein ständiges Grinsen, die Texte klangen, wenn ich sie auch nicht komplett verstand, sehr witzig. Besonders schien er einen melancholischen Nerv zu treffen, über den er selbst hinweglachte.

Achso, und was den Einfluss von Borges betrifft, so vermute ich, dass ihm dessen fantastische Literatur und Vermischung der Realitätsebenen zusagen.

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2. Tag in blassem Blau.
Bei 8° C ist es tagsüber in der Sonne schon recht angenehm, noch erscheint die Stadt in blassem Blau, ein leichter Dunst hängt in den Straßen, wir sind bereit für den Frühling.
Sonnenaufgang: 6:5o Uhr,
Sonnenuntergang: 18:o4 Uhr.

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Ruine des Mandarin-Oriental Hotel

Auf dem Weg zu einem Konzert bin ich heute erstmals bei Tage mit Kamera an Pekings momentan bekanntester Brandruine vorbeigefahren. Am 10.2. geriet das Gebäude neben dem CCTV Center durch Feuerwerkskörper in Flammen und brannte lichterloh. Vier alte Damen und ich gafften aus dem Busfenster und raunten vor uns und miteinander hin.

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4. Tag des 2. Monats
So, heute ist der letzte Tag, an dem ich diesen Kalender verfolge. Er wird mir doch ein wenig zu langweilig. Ich habe schon mit einer kleinen Übersicht angefangen, die demnächst als Abschluss folgen soll.

Erledigungen (宜)
祭祀: Ahnen/ Göttern opfern.
祈福: Segen erbeten.

Vermeidungen (忌)
嫁娶: Nicht heiraten.
安葬: Niemanden beerdigen.

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